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Veröffentlicht am 31.01.2021

Wenn die Vergangenheit durchbricht

Trauma – Kein Entkommen
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Katja Sand, alleinerziehende Mutter von einer pubertären Tochter und gleichzeitig Kriminalkommissarin der Mordinspektion befindet sich in einem Gefühlsstreit. Der neue Freund Ihrer Tochter gibt ihr Rätsel ...

Katja Sand, alleinerziehende Mutter von einer pubertären Tochter und gleichzeitig Kriminalkommissarin der Mordinspektion befindet sich in einem Gefühlsstreit. Der neue Freund Ihrer Tochter gibt ihr Rätsel auf und so lässt Sie ihn überwachen. Sie stellt fest, dass es mit Drogen dealt und so stellt sich die Frage, ob sich Katja einfach so in das Leben Ihrer Tochter einmischen darf oder nicht ? Gleichzeitig findet sich die Leiche eines Mannes in einem Münchner Baggersee. Nichts, außer einem Messer deutet auf einen Mord hin, doch warum sollte der Mann, der nachweislich nicht schwimmen konnte, sich in einem Paddelboot auf den See rudern und dann mit dem Messer das Boot aufschlitzen..

.Der Start einer Trilogie, wobei ich Probleme mit dem Begriff Thriller habe. Ich würde es eher als richtigen Kriminalroman bezeichnen. Das Thema ist klar. Katja will beweisen, dass es sich um einen Mord handelt, doch jeder will Sie ausbremsen. Als sich herausstellt, dass das Opfer bei der Marine war und dort auch schon in einen Fall verwickelt war, versteht Katja, warum das Thema unangenehm für den Staat ist und man es gerne unter den Teppich kehren würde, doch sie widersetzt sich gegen Ihren Chef und ermittelt zur Not auch alleine. Doch verrennt sie sich nicht einfach in eine vielleicht falsche Wahrheit ?

Der Schreibstil ist klasse und es liest sich sehr flüssig. Mir gefällt, dass es eine private Handlung gibt, die es mir ermöglicht bei kommenden Folgen eine gewisse heimische Grundlage aufzubauen. Auf der anderen Seite gefällt mir auch Ihr Kollege Dorfmüller, der wie so oft, auch sehr speziell ist. Das Spielen mit den verschiedenen Motiven, die sich auftun und bis fast zum Ende rätseln lassen, gefällt mir gut. Mein Punktabzug liegt am Ende, wobei es gut ist, aber irgendwie hatte ich nach dieser Geschichte einfach ein noch stärkeres Ende erwartet.

Die Handlung ist stark aufgebaut und der Leser ist sich sicher, dass Katja recht hat und wunderbarerweise verschiebt sich doch noch mal einiges. Die Darsteller haben Charakter und Katja ein großes Geheimnis, dass weder Ihr Ex-Freund, noch Ihre Tochter kennt und an dem bislang nur leicht gekratzt wurde. Sie ist sympathisch und doch Unnahbar und mit Ihrem Instinkt und Dickkopf geht sie durch die Wand. Dorfmüller ist der lässige, sich treiben lassende, der, man könnte es so denken, nur für sein Hobby ( Auto) lebt. Doch er ist auch derjenige der die meiste Ermittlungsarbeit macht. Alles lebt von Widersprüchen und Rätseln, die Lust machen, diese Serie weiter zu verfolgen.

Eine klare Empfehlung an alle Krimi Fans und ich freue mich auf den 2. Teil der im September erscheinen soll.

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Veröffentlicht am 05.01.2021

Sehr blutrünstige Geschichte

Stadt der Vergessenen
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Jo und Julio sind zwei Schläger und Kriminelle wie Sie im Buche stehen. Sie arbeiten für Simon, einen der Bosse in L.A. und verdienen sich Ihr Geld mit dem ausführen von unterschiedlichen Aufträgen, wie ...

Jo und Julio sind zwei Schläger und Kriminelle wie Sie im Buche stehen. Sie arbeiten für Simon, einen der Bosse in L.A. und verdienen sich Ihr Geld mit dem ausführen von unterschiedlichen Aufträgen, wie Einschüchterung, Erpressung, Diebstahl oder auch Mord. Julio soll einen Italienischen Geschäftsmann aufsuchen und einen wertvollen Edelstein an sich bringen, doch keiner weiß ob Julio den Auftrag ausgeführt hat. Tags darauf trifft Jo auf Julio in Ihrer Kneipe und dieser rastet komplett aus und bringt sich mit einer aufgeschlagenen Flasche um. Entsetzt weicht Jo zurück und versucht Zeit zu schinden um Julios Frau die Nachricht seines Todes zu überbringen. Doch am nächsten Tag erzählt Julios Frau am Telefon, dass Julio wieder da ist...

Diese sehr blutrünstige Geschichte hat etwas von einem Film Noir und bietet eigentlich kurzweilige nette Unterhaltung. Einen Klassiker oder einen ausgefeilten spannenden Roman sollte man nicht erwarten, doch die Idee an sich ist nicht so schlecht gewesen. Der Schreibstil entspricht dem Gangsterklischee und passt wirklich gut zu dieser Geschichte. Als Jo anfängt zu ermitteln, wird er ebenfalls erschossen und wundert sich warum er wieder aufwacht. Als wandelnder Leichnam trifft er auf einen Haufen Personengruppen, die alle ein anderes Motiv haben um den Edelstein zu besitzen. Richtig wundern, dass Tote weiter durch die Gegend laufen, ist nicht angesagt, da jeder dieser Gruppen teilweise selbst schon lange tot ist.

Wer auf eher unromantische Magie steht und mit den Filmen von Quentin Tarantino etwas anfangen kann, liegt hier nicht weit daneben und es erfordert schon ein gewisses Maß an Ironie, damit man diese Geschichte als das sieht, was sie ist. Keine kommerzielle oder Vampirgeschichte mit Herz, sondern ein knallharter Gangstertrip mit bereits toten Killern!

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Eine ungewöhnliche Freundschaft

Miss Bensons Reise
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Nach der abenteuerlichen Wanderung des Harold Frye , habe ich nichts weiter von Rachel Joyce gelesen und mich auf diese Leserunde gefreut, da es nach lauter Thrillern und Fantasy doch mal wieder etwas ...

Nach der abenteuerlichen Wanderung des Harold Frye , habe ich nichts weiter von Rachel Joyce gelesen und mich auf diese Leserunde gefreut, da es nach lauter Thrillern und Fantasy doch mal wieder etwas anderes sein sollte. Und das war es tatsächlich...

1950 London, Margery als Hauswirtschaftslehrerin deutlich überfordert und von Ihren Schülerinnen als Karikatur veräppelt, groß und kräftig und nicht auf den Umgang mit Menschen ausgelegt, entscheidet sich alles hinzuschmeißen um Ihren Kindheitstraum zu leben. Ihr Vater hatte Ihr damals aus einem Buch Tiere gezeigt, die es vielleicht nicht gibt aber geben könnte, darunter ein ganz goldener Käfer aus Neukaledonien, der noch nirgends katalogisiert wurde, Kurzerhand macht sie alles zu Geld was Sie hat und organisiert sich eine Assistentin die mit Ihr die Reise machen soll, doch als alle absagen, bleibt nur eine übrig und diese Person, ist die letzte mit der Margery Ihre Reise machen wollte, doch das Schicksal bringt 2 sehr merkwürdige Menschen zusammen, die sich so nie kennengelernt hätten und siehe da.....

Gut recherchiert und wir erfahren einiges über Käfer und auch über das Leben um 1950 in Neukaledonien, doch die wirkliche Macht liegt in den Gedanken der beiden Menschen und in ihrem Umgang miteinander und dem Entdecken und dem abgewöhnen von Gewohnheiten, die schon lange in beiden schlummern. Es ist ein Roman über Freundschaft, der wirklich nicht immer logisch ist und seine besten Momente hat, wenn einer von beiden an seine Grenzen gelangt und es schafft, sich darüber hinwegzusetzen. Die Schreibweise ist sehr gut und macht Lust immer weiter zu lesen, wobei sich der Anfang bei mir etwas gezogen hat. Mit Margery warm zu werden, fällt sicher nicht jedem Mann leicht und die leichtlebige Enid ist jetzt auch nicht jedermanns Sache, doch zusammen entwickeln sich beide Charaktere zu etwas sehr Besonderem.

Die Diskriminierung der Frau wird leicht angedacht und das Problemlose einschiffen ohne Pass und die weiteren Kontrollen ohne Pass und Visum, gehören dabei sicherlich eher dem Reich der Fantasy an. Wer auch immer versucht hat eine französische Insel ohne jegliche Sprachkenntnisse zu erkunden, wird auch hier seine Fehler finden. Dazu gibt es wie überall ein paar Personen, die wirklich einfach nur Böse sind = Mrs. Pope und die sehr guten wie Dolly, die natürlich völlig selbstlos alle Kosten für wildfremde Menschen übernimmt. Das ist nicht was 1 Stern Abzug kostet...

Es gibt noch einen Bewerber, der sich Margery vorgestellt hat und gerne die Expedition geleitet hätte = Mr. Mundic. Dieser bekommt doch einigen Raum in diesem Buch und erfüllt auch am Ende des Buches einen ungebetenen Gefallen, da es sich nicht richtig anfühlt, dass er überhaupt eine Bedeutung bekommen hatte, nur um das Ende zu dem zu führen, damit die Geschichte so enden kann. Das hätte ich mir persönlich etwas besser vorgestellt.

Wer sich jedoch von einigen oder eher vielen unlogischen Situationen loslösen kann, bekommt eine sehr schöne Geschichte über Freundschaft, über Ziele die man erreichen kann und das Extremsituationen oft eben auch das Beste hervorbringen kann, was vorher nicht zugetraut wurde.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Starke Frauen in einem spannenden Thriller

Dark
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Eine Mörderin kommt nach 10 Jahren aus dem Knast, doch hat sie wirklich gemordet. Eine Knastkollegin und Junkie vermisst Ihre Tochter und sucht Hilfe.
Eine Gangsterkönigin soll aus alter Gefälligkeit helfen, ...

Eine Mörderin kommt nach 10 Jahren aus dem Knast, doch hat sie wirklich gemordet. Eine Knastkollegin und Junkie vermisst Ihre Tochter und sucht Hilfe.
Eine Gangsterkönigin soll aus alter Gefälligkeit helfen, die Tochter zu finden, doch ist sie wirklich zuverlässig? Eine Polizistin, die von ihren Kollegen gemobbt wird und die Mörderin damals geschnappt hat bekommt eine Villa geschenkt. Nimmt sie diese an , würde sie vielleicht angeklagt, doch soll sie das Haus im Wert von 7 Mio. ablehnen ?

Wunderbar wechselt das Buch zwischen den Akteuren hin und her und wir lernen viel über die 4 Frauen. Die Mörderin, die Schwanger war als sie in den Knast kam und ihren Sohn kaum sehen darf, hilft dem Junkie die Tochter zu suchen und die Gangsterin unterstützt beide mit Geld und Hilfe. Die Polizistin trifft auf den Sohn der Mörderin und zweifelt an der Tat. Wunderbar aufgebaut und schrittweise, wie es sich gehört, an Spannung aufgebaut. Blair war einst Chirurgin, als sie sich in einen Nachbarschaftsstreit einmischt und wegen Totschlags ins Gefängnis kam. Sie arbeitet an einer Tankstelle und versucht sich mit Ihrem neuen Leben zu arrangieren. Doch sie kann nicht wissen, was und wer alles kommt, um ihr Leben neu aufzumischen....

Der Schreibstil ist mitreißend und ich würde es auch nicht unbedingt als reinen Frauenroman beschreiben. Das Buch ist hart und kommt ohne große Schnulzen aus. Im Gegenteil, der Umgang untereinander ist von Misstrauen und zum Teil gegenseitiger Ablehnung bestimmt aber trotzdem hat es mir sehr gut gefallen. Einen Punkt Abzug vielleicht, weil es sehr schnell auch wieder aus dem Gedächtnis verschwunden war, mich also sehr gut unterhalten hat, aber keine Nachwirkungen aufweist. 4 Sterne !

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Stark aber ungewöhnlich geschrieben

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Historische Krimis können extrem spannend aber auch extrem langweilig sein und die Frage ist immer, wie gut wurde recherchiert und wie interessant ist das entsprechende Thema. Dieser Krimi hier macht alles ...

Historische Krimis können extrem spannend aber auch extrem langweilig sein und die Frage ist immer, wie gut wurde recherchiert und wie interessant ist das entsprechende Thema. Dieser Krimi hier macht alles anders als andere historische Krimis und das ist vielleicht gut so....

Geschichte: Es beginnt mit den Resten einer Leiche, die im Hafen von Stockholm entdeckt wird und für die sich unter normalen Umständen niemand interessieren würde. Der Kammerdirektor bittet allerdings Cecile Winge um Hilfe. Winge, an Schwindsucht leidend und mit seinem Leben bereits abgeschlossen nimmt den letzten Auftrag seines Freundes an, sofern die Zeit ihm bleibt um die Ermittlungen zu führen. Vielleicht Zufall, dass der Mann, der die Leiche gefunden hat, Jean Michael Cardell, ein Kriregsverserter mit nur noch einer Hand, als Häscher arbeitet und sich nebenbei Geld als Kneipenaufsicht verdienen muss, um zu überleben, von Winge um Hilfe gebeten wird bei der Aufklärung. Das ungleiche Paar mit den sehr unterschiedliche Methoden versteht sich auf Anhieb...

Erzählform und Personen: Soweit ich verstanden habe, bezieht Natt och Dag seine Ideen aus der wirklichen Geschichte Schweden und lässt Personen wie den Kammerdirektor Norlin und seinen Kontrahenten, die es wirklich gab, in seine Geschichte einfließen. Ungewöhnlich an der Geschichte ist, dass wir in der Gegenwart starten, dann im nächsten Kapitel erzählt wird, was 3 Monate vorher passiert, das nächste Kapitel noch früher ansetzt um dann wieder in der Gegenwart zu landen. Die Charaktere sind stark und spannend zu entdecken. Das zurückweichen in der Zeit hat mich am Anfang irritiert und mich 2 x aus dem Rhythmus geworfen, zumal der brutale Mord, somit in seiner Entstehung erklärt wird, habe ich verstanden, dann wird der Strang gewechselt und eine Frau spielt darin eine Rolle, die mit Ihrer Geschichte am Ende bei unseren Helden ankommt, aber vorher erst einmal Fragezeichen aufwirft.

Fazit: Ein sehr ungewöhnliches Buch, das aber durch seinen ausgezeichneten Schreibstil brilliert. Am Anfang dachte ich, dass es stark in eine brutale Ecke drängt, aber das nur der Aufhänger ist, um wirklich Platz für Gefühle, Spannung und Freundschaft zu schaffen. Ich war am Anfang unschlüssig ob mich das Thema begeistern wird, wurde aber im Laufe des Buches überzeugt und am Schluss musste ich zugeben, dass es mich auch noch nach Wochen, nachdem ich es gelesen habe, beschäftigt hat. Die Personen haben mich nicht kalt gelassen und der eine Stern Abzug ist wirklich nur dafür, dass ich bis jetzt noch nicht verstanden habe, warum ausgerechnet dieser Tote vom Kammerdirektor untersucht werden soll, zumal es sicherlich zu dieser Zeit, mehr als 1 Toten pro Monat in Stockholm gab. Dass die Atmosphäre so dicht wie immer in skandinavischen Krimis nach einem greift, ist fast müßig zu erwähnen. Der Leser ist sofort in dem teilweise dreckigen Mief Stockholms gefangen. Für mich eine absolute Empfehlung !

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