Cover-Bild Cleanland
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Fischer Sauerländer
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 07.10.2020
  • ISBN: 9783737342575
  • Empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Martin Schäuble

Cleanland

Spannend und hochaktuell: die Folgen einer Pandemie konsequent weitergedacht

Die 15-jährige Schilo wohnt in Cleanland – dem Land der Reinen. Dank moderner Technik und strenger Gesetze sind die Menschen hier geschützt vor Krankheiten aller Art. Nur eine einzige registrierte Freundin zu haben, rund um die Uhr überwacht zu werden und die eigene Großmutter nur durch eine Glasscheibe zu sehen – für Schilo ist das in Ordnung, Gesundheit hat nun mal ihren Preis. Doch dann erfährt die Familie ihrer Freundin die Härte des Regimes. Und Schilo verliebt sich in Toko, einen der Cleaner, die nachts Straßen und Gebäude desinfizieren müssen. Da begreift sie, wie hoch der Preis wirklich ist. Was ist wichtiger: die Gesundheit – oder die Freiheit?

Ein brisantes Jugendbuch vom Autor von »Endland«, »Die Scanner« und »Sein Reich«

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2020

Ein Buch, das seiner Zeit hoffentlich nicht voraus ist

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Inhalt:

Cleanland ist das Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur.

Die fünf Gesetze der absoluten Reinheit (GaR) sorgen für Gesundheit und Sauberkeit in Cleanland. Schilo trägt, wie jeder ...

Inhalt:

Cleanland ist das Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur.

Die fünf Gesetze der absoluten Reinheit (GaR) sorgen für Gesundheit und Sauberkeit in Cleanland. Schilo trägt, wie jeder andere auch, täglich einen Schutzanzug und einen Controller, der rund um die Uhr ihren Herzschlag, den Blutdruck und die Körpertemperatur misst. Das Gesetz sieht vor, dass jeder Bewohner eine Person registrieren darf, die zwar nicht zur Familie gehört, mit der man aber dennoch seine Freizeit verbringen darf. Schilo hat sich dafür entschieden, ihre beste Freundin Samira hierfür zu qualifizieren.

Gemeinsam verbringen Samira und Schilo ihre Tage miteinander. In diesen Zeiten ist man zurückgeworfen in die eigenen vier Wände. Für die Schule nutzen sie Homelearning, was Social Distancing ermöglicht. Sie gehen in einer Discothek feiern (eine für eine bestimmte Zeit angemietete Tanzfläche sorgt für genügend Abstand zu anderen Menschen) und sie tauschen auch ihre Sorgen und Ängste miteinander aus. Während Samira schon mal kleine Regeln der GaR bricht, hält sich Schilo streng an die Vorgaben des Systems. Schließlich arbeitet ihre Mutter im Ministerium für Reinheit.

Doch eines Nachts ändert sich das. Denn Schilo erwacht mitten in der Nacht und lernt den Cleaner kennen, der für die elterliche Wohnung zuständig ist. Das Erlebnis einen anderen Menschen kennenzulernen, ist aufregend. Als dann auch noch die Oma immer wieder das Gespräch auf den jungen Mann richtet, der des nachts die Zimmer desinfiziert, gerät Schilo ins Nachdenken. Sie überlegt, die streng vorgeschriebene Einnahme der Schlaftabletten auszusetzen. Und das ist nur der Anfang einer Reihe von Ereignissen, die Schilos heile Welt ins Wanken bringen. Ist das System vielleicht doch nicht so perfekt, wie sie immer gedacht hat? Was würde eine Veränderung herbeiführen und was würde eine kleine Rebellion für Folgen haben?


Meinung:

Ist das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit ein absoluter Wert, der über allem steht? Oder beschränken Grundrechte sich gegenseitig?

Mit „Cleanland“ widmet sich Martin Schäuble diesem in diesen Zeiten der Pandemie brandaktuellen Thema.

Ein Gemeinwesen muss, das hört man zur Zeit vielerorts, an der absolut geltenden Schutzpflicht für Menschen festhalten.

In dieser fiktiven Geschichte spinnt der Autor das Szenario weiter. Er stellt ein totalitäres System zur Schau. Die Bewohner tragen rund um die Uhr einen Schutzanzug - den Protector - und einen Controller, der nicht nur in der Lage ist, die tägliche Gesundheit und Fitness, sondern auch den Aufenthaltsort des Trägers zu bestimmen. Öffentliche Orte wie z.B. Parkbänke oder Toiletten sind mit einem Timer versehen. Der Nutzer wird informiert, wenn etwas frei ist und kann es dann für eine bestimmte Zeit für sich buchen. Ältere und besonders gefährdete Menschen werden isoliert. So verhält es sich auch bei Schilos Oma. Im familiären Haushalt gibt es einen gesonderten Raum. Eine Glasscheibe ermöglicht, dass Enkelin, Mutter und Großmutter sich dennoch täglich sehen können. Eine Tischplatte, die auf der einen Seite anfängt und auf der anderen endet, lässt sogar zu, dass man sich gemeinsam zum Frühstück trifft und bei einer Tasse Kaffee Erlebnisse austauscht.

Während Schilo und ihre Mutter jedoch das Haus jederzeit verlassen können, muss sich die Oma mit Spaziergängen durch eine virtuelle Welt begnügen oder das Treffen mit ihren Freundinnen in den „eigenen“ vier Wänden über eine Leinwand per Videoübertragung abhalten. Natürlich ist diese Maßnahme nur zum eigenen Schutz. Und dennoch ist die Glaswand verriegelt, so dass die Großmutter eigeninitiativ den Raum nicht verlassen kann. Die Menschen von Cleanland akzeptieren ihr Schicksal und sind sogar zum größten Teil dankbar für die Sicherheit, die das System ihnen bietet.

Und dennoch rebelliert die Oma ganz zaghaft, wenn sie z.B. in Gesprächen mit Schilo über die Vergangenheit spricht oder die ein oder andere Schlaftablette absetzt, um – verbotenerweise – ein nächtliches Gespräch mit dem Cleaner herbeizuführen.

Der Leser dieses Buchs fürchtet und ängstigt sich, weil er sich in die Figuren hineinversetzt und mit ihnen Dinge erlebt, die erschreckend aktuell erscheinen.

Natürlich müssen die verdrehten moralischen Regeln des Systems ins Wanken geraten.
Schilos Leben verändert sich peu a peu. So lernt sie z.B. unerwartet einen anderen Menschen kennen – was eigentlich verboten ist. Auch muss sie feststellen, was passiert, wenn man kleine Regeln bricht.

Martin Schäuble legt mit seiner Geschichte einen unglaublich fesselnden Start hin und treibt seine Geschichte rasant und gekonnt voran. Aber je näher wir zum Ende kommen, desto mehr Details werden vom Hauptstrang der Ereignisse zurückgelassen. Wenig wird auserzählt und die Kunst der Auslassung will dem Autor nicht immer gelingen.


Fazit:

In seinem neuen Roman "Cleanland" zeichnet Marin Schäuble ein Science-Fiction-Szenario eines körperdatenbezogenem Überwachungsstaates, ja einer Gesundheitsdiktatur. Er setzt sich mit den ethischen und anthropologischen Auswirkung auseinander, wenn Lebens- und Gesundheitsschutz als absoluter Wert über der Würde des Menschen steht.

Dies macht er so gut, dass man das Buch anfangs gar nicht mehr aus der Hand legen, sondern sofort auslesen möchte. Die zweite Hälfte hingegen reißt den Leser zum Ende hin nicht mehr so ins Geschehen hinein. Es wird zu schnell, oft gleichsam atemlos erzählt. Ein paar Seiten mehr hätten dem Buch gut getan.

Dennoch handelt es sich um ein aktuelles Thema, dem das Buch hoffentlich nicht voraus ist.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Erschreckendes Szenario, das gar nicht mehr so undenkbar ist.

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CLEANLAND ist mir ganz unerwartet und spontan ins Auge gefallen und genau so habe ich auch danach gegriffen und mich vom Autor in eine Welt ziehen lassen, die erschreckend reale Züge hat.

Denn in CLEANLAND ...

CLEANLAND ist mir ganz unerwartet und spontan ins Auge gefallen und genau so habe ich auch danach gegriffen und mich vom Autor in eine Welt ziehen lassen, die erschreckend reale Züge hat.

Denn in CLEANLAND geht es um die Welt nach der "großen Pandemie". Die 15-jährige Schilo wächst damit auf, dass ein Controller ihr alltäglicher Begleiter ist. Das kleine Gerät speichert all ihre Daten, gesundheitlichen Werte, ihre Aufenthaltsorte, einfach ALLES, auf. Sie muss permanent einen Schutzanzug tragen, sobald sie das Haus verlässt, der Protector genannt wird. Nachts kommen die Cleaner, die jede Wohnung von oben bis unten desinfizieren und überhaupt steht Gesundheit an allererster Stelle, bei ALLEM. Cleanland ist so steril, wie ein Land nur sein kann. Risiko"patienten", wie etwa ihre Oma werden in den Wohnungen isoliert, leben in sogenannten "Räumen der Einsicht", die mehr oder weniger versiegelt sind.

Schilo kennt es nicht anders und fügt sich somit dem System, doch als sie eines nachts aus einem Traum aufschreckt und ihren neuen Cleaner Toko, nicht viel älter als sie selbst, kennen lernt, kommt ihre Welt ins Wanken. Denn in CLEANLAND könnten sie sich niemals wirklich kennenlernen, verlieben, nicht einmal treffen. Und das bringt Schilo ins Grübeln.

Dieser Jugendroman, der nicht nur junge Leser*innen ansprechen dürfte, ist so brandaktuell, dass es fast ein bisschen gruselig ist. Denn wenn wir die aktuelle Situation mal viel weiter in die Zukunft denken, dann könnten zumindest manche Ideen, die der Autor hier aufs Tableau bringt, durchaus wahr werden.

Und das wäre in meinen Augen bedenklich, denn natürlich hat jedes noch so gut gemeinte System auch immer Schattenseiten und die werden Schilo im Verlauf der Geschichte immer deutlicher bewusst. Spätestens dann, als ihre beste Freundin plötzlich verschwindet.

Ich mochte den klaren Schreibstil des Autors, die Spannung die im letzten Drittel des Buches aufwallt, ebenso wie die ganz zarte Liebesgeschichte, die sich da zwischen Toko und Schilo anbahnt. Martin Schäuble weiß aber vor allem mit seinem Szenario zu fesseln und so bin ich förmlich durch die 208 Seiten gerauscht.

Ein bisschen unglücklich bin ich mit dem Ende der Geschichte. Der Autor lässt hier sehr viel Raum für eigene Interpretationen in Bezug auf die Zukunft der Charaktere und auch auf Cleanland. Einerseits finde ich das gut, denn es bietet reichlich Diskussionsstoff, wenn man sich mit anderen Lesern austauscht oder vielleicht sogar mit Schulklassen liest, was ich tatsächlich empfehlen würde. Andererseits macht mich so ein Ende aber auch immer ein bisschen ratlos und stellt mich nicht hundertprozentig zufrieden.

Deshalb ziehe ich auch einen Cupcake ab. Ansonsten: absolut top, spannend und zeitgemäß !

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Veröffentlicht am 16.10.2020

aktuelle Dystopie

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Mit Cleanland hat der Autor Martin Schäuble hochaktuelles und spannendes Jugendbuch geschrieben.

Die 15-jährige Schilo lebt in Cleanland in der Zeit "Danach", der Zeit nach der goßen Pandemie. Ihre Mutter ...

Mit Cleanland hat der Autor Martin Schäuble hochaktuelles und spannendes Jugendbuch geschrieben.

Die 15-jährige Schilo lebt in Cleanland in der Zeit "Danach", der Zeit nach der goßen Pandemie. Ihre Mutter arbeitet beim Ministerium für Reinheit. Cleanland ist eine Welt, in der wirklich alles klinisch rein gehalten wird, Kontakte sind strikt reglementiert, sogar Berührungen sind äußerst gefährlich. Shilo scheint angepasst, ihre Freundin Samira ist da kritischer. Als diese in Schwierigkeiten gerät, fängt auch Schilo an das System von Cleanland zu hinterfragen. Unterstützung bekommt sie ihrer ersten großen LIebe, die es so auch nicht geben darf.

Das Buch läst sich leicht und schnell lesen, der Schreibstil ist für Jugendliche angemessen. Die Protagonistin mit all ihren Ängsten und Sorgen wurde sehr gut charakterisiert. Erzählt wird die Geschichte durchweg aus der Sicht von Schilo.

MIt Cleanland hat der Autor eine Dystopie für Jugendliche geschrieben, die jetzt mit Corona einen ganz anderen Blickwinkel ermöglicht, Manche Regeln, wie Abstand halten und desinfizieren sind uns leider auch nicht mehr unbekannt. Das Szenario welche Schäuble weiterführt zeigt was aus einer Pandemie entstehen kann, es sind keine schönen Aussichten.
Mein einziger Kritikpunkt ist das sehr schnell herbeigeführte Ende, was für mich zu reibungslos von statten ging und dem im Verhältnis zum Rest des Buches ein wenig die Tiefe abhanden gekommen ist.
Gute 4 Sterne für dieses Jugendbuch.

Veröffentlicht am 27.12.2020

Hätte noch viel mehr vertieft werden können

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Eine große Pandemie hat dazu geführt, dass die Menschen sich zu ihrer eigenen Sicherheit in Cleanland abschotten. Hier gelten die Regeln der GaR – die fünf Gesetze der absoluten Reinheit. Man verlässt ...

Eine große Pandemie hat dazu geführt, dass die Menschen sich zu ihrer eigenen Sicherheit in Cleanland abschotten. Hier gelten die Regeln der GaR – die fünf Gesetze der absoluten Reinheit. Man verlässt seine Wohnung mit einem Protector, einem Anzug, der vor anderen Menschen und deren Viren und Bakterien abschirmen. Zur eigenen Sicherheit hat man nur noch Kontakt zu einer registrierten Kontaktperson, die Wohnung wird jede Nacht von so genannten Cleanern desinfiziert und vieles mehr. In dieser Welt lebt Schilo und sie hält sich an die GaR, alleine schon, weil ihre Mutter beim Ministerium für Reinheit arbeitet. Doch dann lernt sie den Cleaner Toko kennen und ihre registrierte Kontaktperson Samira gerät in Schwierigkeiten und Schilo beginnt nachzudenken.
Meine Meinung
Ich muss mich erst einmal ein wenig sammeln, um meine Gedanken zu diesem Buch zusammenzubekommen, denn im Grunde hat Martin Schäuble hier konsequent weitergedacht, wie es wäre, wenn Menschen für ihre Sicherheit ihre Freitheiten aufgeben würden. Der Autor schreibt sehr mitreißend und spannend und die gesamten Ideen rund um die absolute Reinheit fand ich nicht nur spannend und interessant, sondern auch absolut erschreckend. Ich konnte Cleanland direkt vor mir sehen und hatte bei so manch einer Aussage Gänsehaut, allein der Gruss – Achte die GaR und die Erwiederung: Bleiben sie gesund stimmten mich schon nachdenklich.
Insgesamt fand ich das Thema richtig spannend und auch super umgesetzt, allerdings kratzt Martin Schäuble leider nur an der Oberfläche. Diese wirklich guten Ideen hätten noch in alle möglichen Richtungen ausgeholt und intensiviert werden können. Vor allem was die Charaktere, aber auch das Gegenteil von Cleanland, die Sicklands angeht, hätte ich mir hier viel mehr gewünscht. Hier bleibt auf jeden Fall vieles meiner eigenen Fantasie überlassen und ich hätte gerne vieles mehr noch in Erfahrung gebracht.
Nichtsdestotrotz fand ich die Geschichte rund um Schilo von der ersten Seite an spannend und ich bleibe auch selber, wie so oft in letzter Zeit, mit der Frage zurück, inwieweit der Mensch wirklich in der Lage wäre, seine Freiheit für seine Sicherheit aufzugeben. So ein Leben, wie es hier beschrieben wird, möchte ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen müssen.
Schilo ist die Protagonistin und Ich-Erzählerin der Geschichte und sie war noch ein kleines Kind, bevor die Pandemie die Menschen dazu brachte, sich wie in Cleanland zu verhalten. Für sie ist es völlig normal, vor dem Betreten einer Wohnung desinfiziert zu werden und sich in Quarantäne zu begeben, wenn ihr Sicherheitsanzug, ihr Protector, einen Riss am Knie hat. Ich habe häufig entsetzt den Kopf geschüttelt, wenn ich ihr roboterartiges Leben betrachtet habe, doch für Schilo ist es so richtig, sie kennt es einfach nicht anders. Samira, ihre registrierte Kontaktperson, wächst ein bisschen anders auf, leider bleibt sie hier, wie auch der Rest der Charaktere, zu oberflächlich. Über Samira und ihre Gedanken hätte ich gerne mehr erfahren, genauso über Schilos Oma und über Toko. Sie tauchen als Nebencharaktere auf, bleiben aber sehr farblos und ich konnte mich nicht in sie versetzen.
Mein Fazit
Mit seinem Schreibstil und mit seinen, teilweise wirklich erschreckenden Ideen, konnte mich Martin Schäuble durchaus packen und überzeugen, leider bleibt das gesamte Thema drumherum zu oberflächlich, was ich sehr schade finde. Für mich hätte der Autor auch den Nebencharakteren mehr Leben geben müssen, genauso wie dem Gegenpart zu Cleanland, den Sicklands. So bleibe ich doch mit so einigen Fragen zurück. Sehr kurzweilig und fesselnd und der Autor versetzt einen direkt in die Cleanlands, doch drumherum bleibt mir zu vieles unausgesprochen.

Veröffentlicht am 29.10.2020

Ein sehr starker Anfang, der leider in ein kurzes Ende mündet, bei dem sehr viel Potenzial einfach verschenkt wird. Schade!

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Buchinfo
Die 15-jährige Schilo wohnt in Cleanland – dem Land der Reinen. Dank moderner Technik und strenger Gesetze sind die Menschen hier geschützt vor Krankheiten aller Art. Nur eine einzige registrierte ...

Buchinfo
Die 15-jährige Schilo wohnt in Cleanland – dem Land der Reinen. Dank moderner Technik und strenger Gesetze sind die Menschen hier geschützt vor Krankheiten aller Art. Nur eine einzige registrierte Freundin zu haben, rund um die Uhr überwacht zu werden und die eigene Großmutter nur durch eine Glasscheibe zu sehen – für Schilo ist das in Ordnung, Gesundheit hat nun mal ihren Preis. Doch dann erfährt die Familie ihrer Freundin die Härte des Regimes. Und Schilo verliebt sich in Toko, einen der Cleaner, die nachts Straßen und Gebäude desinfizieren müssen. Da begreift sie, wie hoch der Preis wirklich ist. Was ist wichtiger: die Gesundheit – oder die Freiheit? (Quelle: Lesejury)

Anfang
Die fünf Gesetze der absoluten Reinheit (Gar)

1. Reinheit bietet Schutz
2. Berührung ist gefährlich
3. Abstand führt zu Sicherheit
4. Kontrolle dient der Gesundheit
5. Gesundheit ist wichtiger als Freiheit

Ministerium für Reinheit

Meine Meinung
Ich denke nicht, dass ich extra erklären muss, warum ich dieses Buch gerne lesen wollte. Unsere momentane Situation ganz massiv weitergesponnen - das klingt doch wahnsinnig spannend. Da im Buch selbst immer nur von der "großen Pandemie" gesprochen wird, lässt es sich beliebig auf jede Krankheit in der Form anwenden.

Der Leser begleitet die 15-Jährige Schilo in der sozialen Isolation. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Oma in einer Wohnung in einem Hochhaus. Ihre Mutter arbeitet im Ministerium für Reinheit und ihre Oma sitzt in einem Zimmerlein, das mit einer Glasscheibe von der Küche getrennt ist. In diesem "Raum der Einsicht" sitzt die Oma quasi in einer Quarantäne auf Lebzeit. Sie kommt nicht hinaus und auch niemand zu ihr hinein (bis auf der Cleaner nachts). Diesen Zustand hat sie freiwillig gewählt, da sie auf Grund ihres Alters noch gefährdeter ist als der Rest. Schilos Mutter arbeitet viel und lange und so hat sie nur die Glasscheiben-Gespräche mit ihrer Großmutter oder reale und digitale Treffen mit Samira - Schilos eingetragener Kontaktperson. Lediglich zu dieser Person darf außerhalb der Familie Kontakt bestehen und reale Treffen stattfinden.

Doch wie alle Teenager unternehmen auch die zwei Mädchen gerne Dinge zusammen. So gehen sie regelmäßig joggen (natürlich nur auf vorher gebuchten Routen) oder in die Disco zum Tanzen - auch hier immer mit Protector, Gesundvisier und auf gebuchten Plätzen mit Abstand zu den anderen Gästen. Das versteht sich ja von selbst. Bei einem Besuch in der Disco passiert es - Schilo stürzt und ihr Protector (so etwas wie ein Ganzkörper-Schutzanzug) reißt am Knie. Sofort geht ein Alarm los und da niemand so genau weiß wann das passiert ist, werden alle Gäste der Tanzhalle in Quarantäne geschickt. Nachdem auf den Controllern aber festgestellt wird, dass niemandem etwas passiert ist, wird diese schnell wieder aufgehoben. Was für ein Glück, dass diese Mischung aus Armband und Uhr 24/7 die Vitalwerte überwacht!

Sowohl ihre Oma, als auch Samira sind kleine Rebellen was das System betrifft. So lassen beide zwischendurch den Nachtheiler aus. Dabei handelt es sich um eine Pille, die den Anwender in einen gesunden Schlaf versetzt und mit deren Hilfe sich der Körper viel schneller regenerieren kann. Schilo ist entsetzt als sie davon hört, probiert es aber aus und lernt Toko kennen und lieben. Dabei handelt es sich um den Cleaner, der nachts ihre Wohnung desinfiziert. Leider ist ihnen der Kontakt verboten, da die Cleaner nur eine kleine Stufe über den Bewohnern der Sicklands stehen. Bei den Sicklands handelt es sich um das Pendant zu Cleanland. Dort gibt es keinen Abstand, keine Protectoren, Gesundvisiere oder Desinfektionsmittel. Das bedeutet absolute Lebensgefahr. Oder?

Ausgerechnet dieser Junge bringt Schilos vermeintlich sicheres Weltbild ins Wanken und zeigt ihr neue Wege auf. Wird sie diese beschreiten oder hängt sie doch zu sehr in den Gesetzen der absoluten Reinheit fest?

Ich war so wahnsinnig gespannt auf die Geschichte, dass ich eventuell mit zu großen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Der Beginn hat mir wahnsinnig gut gefallen, auch wenn es ein bisschen gedauert hat, bis ich mir alle beschrieben Hilfsmittel (Protector, Gesundvisier usw) wirklich bildlich vorstellen konnte.

Martin Schäuble tut viel dafür, dass sich der Leser in diese extreme Welt reinfühlen kann. Nach einem etwas holprigem Start lief das Gelesene wirklich wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Ich konnte sehen wie alle mit riesigem Abstand zueinander unterwegs sind (die Straßen müssen da wirklich leer sein) und dabei Anzüge tragen, die ich mir ein bisschen wie diese weißen Maleranzüge vorgestellt habe.
Zu Zeiten von Smartwatches war auch diese Armband-Uhr-Vitalwertchecker-Smartphoneersatz-Mischung kein Hindernis oder auch die Visiere, mit denen manche Menschen momentan (leider) rumlaufen waren klar. Aber auch öffentliche Desinfektionsboxen, die außerhalb der Wohnung überall frei zugänglich und kostenlos stehen, oder die Drohnen, die nachts die Straßen mit Desinfektionsmittel besprühen bildeten sich gedanklich sofort in meinem Kopf ab.

Während all das wirklich wahnsinnig gut und sehr ausführlich beschrieben war, ging es ab dem Moment als Schilo Toko kennenlernt viel zu rasant. Da war dann die Sache mit Toko, aber auch mit Samira und deren Bruder Oskar, Schilos Mutter und ihr eigenes Gefühlschaos mit sich und ihrer Einstellung, was einfach zu konstruiert und zu flach auf viel zu wenig Seiten runtergehauen wurde. Es machte fast den Eindruck, als wenn der Autor zwingend hätte fertig werden müssen und nicht mehr so viel Zeit wie für den Anfang hatte.

Fazit
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, da es unsere momentane Situation extrem weitergesponnen hat. Könnte uns das auch passieren?
Während ich zu Beginn wirklich begeistert war, wurde ab einem gewissen Punkt das ganze Potenzial der Geschichte verschenkt. Anstatt auf dem Niveau vom Anfang zu bleiben, wurde der Autor viel zu flach, konstruierte die Handlung und machte es allen Beteiligten viel zu einfach. Bei manchen Dingen hätte ich mir auch einfach eine Erklärung oder mehr Information drüber gewünscht.
Wäre da einfach "mehr" gewesen, hätte ich sicherlich gerne vier oder fünf Sterne gegeben - das ist so leider nicht möglich. Schade!

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