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Veröffentlicht am 08.03.2021

Bildgewaltiger High Fantasy-Auftakt!

Feuer & Schatten
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Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Der Leser lernt Andral hauptsächlich durch die Augen von Zen, Thoran, Seido und dem "Überlebenden" kennen. Ergänzt werden diese wechselnden Perspektiven ...

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Der Leser lernt Andral hauptsächlich durch die Augen von Zen, Thoran, Seido und dem "Überlebenden" kennen. Ergänzt werden diese wechselnden Perspektiven durch Nebenfiguren, die der Leser oftmals nur für die Länge eines Kapitels begleiten darf.

Zen ist ein Lehrling der Feuergilde, der er recht früh im Buch entfliehen muss, nachdem er ein intrigantes Spiel seines Gildenleiters aufdeckt. Er erhofft sich Hilfe und Unterstützung der Wassergilde. Auf seinem beschwerlichen Weg dorthin lernt er die mysteriöse Shiva kennen, die kurzerhand beschließt ihn zu begleiten. Ein Glück für Zen, denn Shiva beherrscht die Kampfkunst der Elfen und rettet ihm mehr als einmal das Leben vor Janus und seinen Schergen, die ihm nach dem Leben trachten.

Thoran ist ein Hauptmann in der Hauptstadt Ulerion. Als nachts merkwürdige Lichter auf der Toteninsel Karth erleuchten und die Stadt in Schrecken versetzen, muss er sich über seine Prinzipien bewusst werden. Als liebender Vater und Ehemann möchte er nichts, als seine Familie in Sicherheit zu wiegen. Doch er kann die Stadt auf keinen Fall verlassen, die zu schützen er geschworen hat. Sein Pflichtgefühl verbietet ihm die Flucht. Und ehe er es sich versieht, zieht sich die Schlinge um Ulerion und den Hals seiner Familie zu.

Der "Überlebende" ist ein Bettler in den Straßen Ulerions, dem die Geschehnisse in der Stadt nie verborgen bleiben. Seine Perspektive offenbart dem Leser gewisse Zusammenhänge und zeigt die raue und ärmliche Seite der Stadt. Er ist dem Leser ein großes Rätsel, da man zu seiner Person sehr wenig erfährt.

Seido ist ein Magier der Wassergilde mit dem Ziel, diese eines Tages zu leiten. Der Leser begleitet ihn auf einer Mission, bei der er eine Stadt von Dieben und Meuchelmördern befreien soll und die ihm mehr Ansehen unter dem gemeinen Volk einbringen wird. Als er von seiner Mission zurückkehrt, muss er - weit früher als erhofft - in die Rolle des Gildenleiters schlüpfen und erkennt Zusammenhänge zwischen den Angriffen auf die Feuer- und seine eigene Gilde und den Vorgängen in Ulerion.

Die Geschichte ist sehr bildgewaltig und hervorragend formuliert. Kleine Besonderheiten wie die Zeitrechnung, die in Wachslängen und Zyklen stattfindet anstelle von Jahren, Stunden oder Minuten, machen die Geschichte aus.
Es gibt viele sehr ausführlich beschriebene und actiongeladene Kampfszenen, die der Geschichte eine grausame und brutale Note verleihen. Chapeau - die fand ich toll! Das Erzähltempo ist aber extrem langsam mit vielen Verschnaufpausen, die ich persönlich nicht gebraucht hätte und wegen denen ich das Buch gerade zu Beginn häufig beiseite gelegt habe. Ein rasanteres Erzähltempo, das Kürzen von unnötigen Details und/oder kürzere Kapitel hätten der Geschichte gut getan. Im weiteren Verlauf des Buches, als die Handlungsstränge ein wenig zusammenliefen, nahm die Geschichte aber an Spannung zu und konnte mich doch noch fesseln.


Leider blieb mir einiges sehr blass - die Steinhäute aus dem Prolog und die Bedrohung, die sie darstellen, wurden sehr wenig beschrieben. Warum Lichter auf einer Insel so beunruhigend sein sollen, wurde mir nicht ganz klar. Und Janus schien mir nicht greifbar - ein bisschen wie Sauron als das "Auge" in Herr der Ringe, wird er zunächst als der ultimative Bösewicht beschrieben, der in mir allerdings keine Angst auslösen konnte.
Die Elfen hingegen finde ich interessant in ihrer überlegenen, kalten und bedrohlichen Art und Shivas Geschichte und ihre Bedeutung für Andral scheint sehr vielversprechend zu sein.

Ich denke, dass Band 1 nur an der Oberfläche kratzt und dass die obigen Fragen im weiteren Verlauf der Geschichte beantwortet werden.
Deshalb gibt es von mir 4 von 5 Sternen und ich möchte - jetzt, da ich in die Story hineingefunden habe - bitte direkt weiterlesen!

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Gutes Buch, das wichtige Themen behandelt!

You are (not) safe here
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You Are Not Safe Here erzählt von häuslicher Gewalt. Von einem Vater, der seine Familie liebt wie er Liebe von seinem Vater erlernt hat. Von seiner Familie, die ihn liebt. Und deshalb Stillschweigen bewahrt ...

You Are Not Safe Here erzählt von häuslicher Gewalt. Von einem Vater, der seine Familie liebt wie er Liebe von seinem Vater erlernt hat. Von seiner Familie, die ihn liebt. Und deshalb Stillschweigen bewahrt über die Momente, in denen er die Fassung verliert. In denen er seine Frau und Kinder psychischem und physischem Terror aussetzt. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Leighton, seiner ältesten Tochter, die sich gegenüber ihren jüngeren Schwestern verpflichtet fühlt. Sonst hätte sie vermutlich schon längst das Weite gesucht.

Zu dem Zeitpunkt, an dem die Geschichte beginnt, lassen sich mehr und mehr Krähen in Auburn nieder. Die Einwohner der Stadt sind verzweifelt und fühlen sich von den Tieren bedroht. Alle außer Leighton und ihre Schwestern, die wissen, dass die wahre Gefahr ganz woanders lauert.

Die Autorin bringt einem die Situation nahe und erklärt sehr anschaulich, dass ebenjene Gefahr nicht bloß von dem Täter selbst ausgeht, sondern von allen geschürt wird, die wegsehen. Allen Nachbarn, Freunden, entfernten Bekannten, die merken, dass etwas nicht stimmt und dennoch nicht nachhorchen. Sie zeigt, dass diese Gewalt über Generationen hinweg praktiziert wurde und dass sie von Individuum zu Individuum als unterschiedlich gefährlich eingestuft wird. Die Älteren halten sie offenbar für normal. Die Opfer suchen nach Entschuldigungen und geben sich selbst die Schuld für die Gewalt, die ihnen widerfährt. Ein Teufelskreis, aus dem die Familie nicht entkommen kann bis es völlig eskaliert oder einer spricht.

McCauley schafft den perfekten und typischen Kleinstadtflair. Jeder kennt jeden. Es wird geredet. Aber jeder kümmert sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. „Mind your own business!“ Das habe ich in meiner Zeit in den Staaten oft gehört und ich fühlte mich durch die Geschichte wie zurückversetzt. Nicht nur Leighton und ihre Familie leiden unter der Gleichgültigkeit der Freunde und Nachbarn. Auch Liam, ein Freund von Leighton, und einer der sehr wenigen Schwarzen in Auburn hat mit dem allgemeinen Konservativismus zu kämpfen.
Besonders schön fand ich, wie die Entwicklung von Identität thematisiert wird. Die Protagonisten müssen ihre finden zwischen den Erwartungen, die an sie gestellt werden und den eigenen Vorstellungen von ihrer Zukunft. Leighton und Liam finden beide ihren Platz in der Welt durch einen Raum, den sie selbst erschaffen: Leightons großes Ziel ist es, Journalistin zu werden, um den Menschen, die Lügen verdecken und permanent wegschauen, endlich die Wahrheit aufzutischen. Ihr Talent mit Worten umzugehen, gibt ihr eine Stimme, die nicht überhört werden kann.
Liam findet sich selbst in seiner Kunst. Durch seine Kunst verleiht er seinen Gefühlen Ausdruck und gibt anderen transkulturell aufwachsenden Kindern und Jugendlichen etwas, woran sie sich festhalten können – ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, ein „du bist nicht allein.“

Nun zu den weniger gelungenen Punkten:

Die Krähen hielt ich zunächst für eine Metapher oder ein stilistisches Mittel, um eine noch düsterere Atmosphäre zu schaffen und den Horror zu unterstreichen, den Leighton und ihre Familie durchleben. Absolut unnötig, da die Thematik an sich schon schockierend genug ist. Im weiteren Verlauf beschreibt die Autorin die Vögel als „Symbol für Verönderung. Neubeginn. Als großes Erwachen. Eine Auflösung des Status quo.“~S. 276. Ein tröstlicher und literarisch gut durchdachter Gedanke.
Gegen Ende des Buches nehmen sie aber eine sehr viel zentralere Rolle ein, die das Buch für mich ein wenig ruinierte. Das Ende ist sehr abstrus und ich fühlte mich gelegentlich, als spulte ein Horrorfilm in meinem Kopf ab.

Außerdem störte mich, dass die Autorin den Eindruck vermittelte, dass immer nur Männer die „Bösen“ seien. So gehört der folgende Satz zu meinen liebsten Textstellen:
„Doch ich frage mich langsam, wie viele Männer zwei Gesichter haben. Eines für im Haus und eines für draußen.“~S. 81
Ich wünschte nur, McCauley hätte statt Männer „Menschen“ geschrieben, denn es gibt auch Frauen, die ihrer Familie Gewalt antun.

Deshalb kann ich „nur“ 4 Sterne vergeben.

Trotzdem möchte ich allen nahelegen, sich ein wenig mit der Thematik zu beschäftigen, da häusliche Gewalt in vielen deutschen Haushalten brutale Realität ist. Seid aufmerksam, hört zu, lest zwischen den Zeilen und bietet eure Hilfe, wenn sie gebraucht wird.





Meine liebsten Textstellen (Spoiler):
„Ich weiß, warum in Horrorfilmen Leute Türen öffnen und in verdunkelten Kellern nachschauen. Warum sie das Monster suchen. Sie tun es, weil manchmal nichts mehr wehtut als die Vorahnung.“~S. 47

„Worauf würde sich seine Wut richten, wenn es niemanden gäbe, der sie bezeugt?“~S. 52

„Doch ich frage mich langsam, wie viele [Menschen] zwei Gesichter haben. Eines für im Haus und eines für draußen.“~S. 81

„Rote und blaue Lichter blitzen über die abgenutzte, früher mal weiße Verkleidung des Hauses. Rot, blau und grau.
Eine andere Art von amerikanischem Traum.“~S. 341

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Gute Fortsetzung!

ELFENKÖNIG
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Kurze Inhaltsangabe:
Jude brachte Cardan dazu, einen Pakt mit ihr einzugehen: Für ein Jahr und einen Tag wird Cardan ihr dienen, jeden ihrer Befehle befolgen. Getarnt als Seneschall zieht Jude anstelle ...

Kurze Inhaltsangabe:
Jude brachte Cardan dazu, einen Pakt mit ihr einzugehen: Für ein Jahr und einen Tag wird Cardan ihr dienen, jeden ihrer Befehle befolgen. Getarnt als Seneschall zieht Jude anstelle des eigentlichen High Kings die Fäden und übt sich in dem Versuch die Politik zu lenken, während sie einen Weg sucht, den Vertrag zwischen Cardan und sich zu verlängern, um Madoc vom Thron fernzuhalten und ihren Bruder Oak zu schützen.



Meine Meinung:
Was ich gut fand:

Das Buch ist genauso schön und spannend geschrieben wie bereits Band 1. Es passiert viel und man bekommt ein besseres Gespür für einige wichtige Charaktere.

Es kristallisiert sich deutlich heraus, dass Jude keine typische Protagonistin ist. Sie hat untypische Züge an sich – sie ist machthungrig, will sich selbst beweisen, ist verbissen, stur, manchmal egoistisch. Meistens finde ich sie trotzdem sympathisch und kann ihre Art immer nachvollziehen. Als durch und durch gutmütiges Mädchen hätte sie in Faerie niemals so lange überlebt, geschweige denn so viel aus sich gemacht. Allein das Erlebnis in ihrer Kindheit und bei dem Mann aufzuwachsen, der ihre Eltern umgebracht hat, müssen sie geformt haben – müssen sie skeptisch, vorsichtig, wenig vertrauensselig und stark gemacht haben. Sie will die Kontrolle haben und ist geleitet von ihrer Angst, diese zu verlieren.

In Band 2 sieht man ab und an eine andere, weichere und verletzlichere Seite an Cardan. Doch er bleibt schwer durchschaubar. Da er selbst mit sich ringt und nicht zu wissen scheint, was er will, bleibt auch der Leser lange im Ungewissen. Ich weiß nur so viel: Ich LIEBE ihn!<3

Der Plot entwickelt sich weiter. Es bleibt durchweg rasant. Politische Umbrüche, Intrigen, Machtspiele… Es werden Gefangene genommen, Menschen gefoltert, ausgenutzt und umgebracht. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen.

Was ich nicht gut fand:

Achtung, ich meckere auf sehr hohem Niveau!
Nach ca. der Hälfte des zweiten Bandes hätte ich mir ein paar mehr Einblicke in andere Charaktere und ihre Geschichte gewünscht. Cardan erwähnt sogar, dass er sich mit der Geschichte des Folk of the Undersea beschäftigt – aber der Leser bekommt keine Infos. So bleibt die Welt rund um Jude und den Königshof eher flach. Schade!
Ein zweiter Kritikpunkt: Oak. Er ist so wichtig – in Band 1 setzt Jude alles daran, ihn in die Menschenwelt zu verfrachten, um ihn zu schützen. Dann kommt er in Band 2 zu Besuch? Auf eine Familienveranstaltung, wo auch Madoc sein wird? Das war für mich leider sehr unlogisch.



Nichtsdestotrotz hat mir das Buch wahnsinnig gut gefallen, sodass ich es in einem Tag gelesen und direkt mit Band 3 weitergelesen habe. Denn mal ehrlich, das Ende war fies!!

4 von 5 Sternen für Band 2.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Ein diskutabler Protagonist und geiles Hintergrundwissen für echte Panem-Fans!

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Kurze Inhaltsangabe:
Bei Panem X handelt es sich um einen Prequel zu der beliebten Trilogie „Die Tribute von Panem“.
Der 18-Jährige Coriolanus muss lernen, sich im Kapitol durchzusetzen. Auf der Suche ...

Kurze Inhaltsangabe:
Bei Panem X handelt es sich um einen Prequel zu der beliebten Trilogie „Die Tribute von Panem“.
Der 18-Jährige Coriolanus muss lernen, sich im Kapitol durchzusetzen. Auf der Suche nach Macht, Ruhm und Ehre wird er Mentor der 10. Hungerspiele, die zu dem Zeitpunkt noch in den Babyschuhen stecken.
Die Geschichte erzählt von der Entwicklung der Hungerspiele, wie man sie aus TvP kennt.

Coriolanus wird Mentor von Lucy Gray, dem weiblichen Tribut aus Distrikt 12.
Sie ist anders als die anderen Tribute – ein Mädchen aus einer Künstlerfamilie, das es versteht, sich in Szene zu setzen.
Schnell verfallen ihr die Bewohner des Kapitols und auch Coriolanus bleibt nicht immun gegen ihre Reize.
Ist er bereit das Leben in seinem geliebten Kapitol aufzugeben, um sich für seinen Tribut stark zu machen? Kann er sie retten – und falls ja, wird er es tun?



Meine Meinung:
Meistens bin ich von solchen nachträglich erscheinenden Bänden enttäuscht, weil sie reine Wiederholungen sind oder sich anfühlen wie lieblos publizierte Profitgenerierer.
Panem X hingegen war eine wahre Bereicherung.

Die Geschichte um Coriolanus Snow zeigt uns die Anfänge der Hungerspiele und seinen Beitrag daran.
Aus der eigentlichen Trilogie wissen wir, dass er nicht gerade ein Sympathieträger ist. Daher werden einige von euch das Buch nicht mögen.

Der Protagonist ist niemand, mit dem man gerne mitfiebert oder sich identifiziert. Er ist einerseits feige, auf der anderen Seite skrupellos.
Feige, weil er sich einem Leben ohne Saus und Braus nicht gewachsen fühlt.
Skrupellos, weil er sich an dem, was er kennt, mit allen Mitteln und zu jedem Preis festzuhalten versucht.
Er ist egoistisch, dabei intelligent, manipulativ und intrigant.

Und trotzdem konnte seine Geschichte mich in ihren Bann reißen. Denn obwohl er unsympathisch ist, empfindet man -insbesondere zu Beginn- ein klein wenig Mitleid für ihn. Er ist ein ausgeklügelter Charakter, der in seinem Verhalten sehr authentisch ist. Und Collins beschreibt seine Entwicklung von einem unschuldigen Jungen zu dem Ekel, den wir aus der Trilogie kennen, absolut gekonnt.

Die Geschichte selbst war ähnlich aufgebaut wie die Trilogie: Man begleitet den Überlebenskampf der Tribute vor der Arena, in der Arena und nach der Arena – aber aus Sicht eines Mentors. Ich musste unweigerlich an Haymitch denken und konnte plötzlich noch viel besser nachvollziehen, warum er dem Alkohol verfallen ist.
Außerdem wird viel zu den gesellschaftlichen Strukturen in der Nachkriegszeit Panems und des Kapitols erläutert und Sachverhalte aufgeklärt, die in der eigentlichen Trilogie nur angerissen wurden. Zum Beispiel kommt die Frage der Moral auf: Wie können Menschen dabei zusehen, wie Kinder sich in einer Arena umbringen? Warum tut keiner etwas dagegen? Warum unterstützt das Kapitol so etwas? Und das alles aus Täter-Sicht und in dem Wissen, dass die Hungerspiele in diesem Band nicht unterbunden werden.
Es war überraschend und passend, Referenzen zu Thomas Hobbes‘ „Leviathan“ zu finden. Die Charaktere in Machtpositionen rechtfertigen die Hungerspiele als Mittel, um die Gesetzgebung und -durchsetzung im Land zu demonstrieren und Panem so vor Anarchie und Chaos zu schützen.
Man erfährt außerdem einiges zu den Anfängen der Mutationen. Die Schnatter- und die Spotttölpel spielen eine besondere Rolle, wie der Name des Buches bereits vermuten lässt.
Auch das uns bereits bekannte Lied vom Hänkersbaum wird toll in die Geschichte integriert, sodass ich beim Lesen ständig Ohrwürmer hatte:

„Are you, are you coming to the tree
They strung up a man they say who murdered three
Strange things did happen here, no stranger would it be
If we met at midnight in the hanging tree“

(Gern geschehen)



Einzig die Zeit nach der Arena hat sich für meinen Geschmack etwas zu sehr gezogen. Während ich die ersten 12 Stunden des Hörbuchs mehr oder weniger in einem Rutsch weghörte, brauchte ich für die letzten 4 doch einige Tage.

Deshalb gebe ich Panem X 4 von 5 Sternen und empfehle es allen Panem-Fans!

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Überraschend gute Fortsetzung der epischen Original-Trilogie!

Red Rising 4
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Asche zu Asche wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt. Neben Darrow, dem Helden der ursprünglichen Trilogie, gibt es 3 weitere Protagonisten, in deren Leben der Leser Einblick bekommt: Lyria, Lysander ...

Asche zu Asche wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt. Neben Darrow, dem Helden der ursprünglichen Trilogie, gibt es 3 weitere Protagonisten, in deren Leben der Leser Einblick bekommt: Lyria, Lysander und Ephraim.

Lyria ist eine Rote vom Mars, der von Darrows Revolution befreit und dann auf sich gestellt zurückgelassen wurde. Sie hasst den Schnitter und macht ihn für alles Unheil verantwortlich, das ihr und ihrer Familie widerfahren ist. Ihre Geschichte ist aufwühlend, weil man sich eine bessere Welt für die niederen Farben erhofft hätte und die Realität den Leser hart und brutal trifft.

Lysander ist bereits aus der ursprünglichen Trilogie bekannt. Als Octavias Enkelsohn ist er der einzige verbleibende „Erbe“ der au Lunes und der Einzige mit einer Art „Geburtsrecht“ auf eine Machtposition in der neu geschaffenen Republik. Allerdings ist er bei Cassius fernab der Gesellschaft zu einem sehr intelligenten und wortgewandten, jungen Mann herangewachsen. Er fühlt sich Cassius verpflichtet und fügt sich deshalb in das von Darrow geschaffene Konstrukt. Allerdings kann er ihnen den Verrat an seiner Familie nie ganz verzeihen.

Ephraim ist der ehemalige Lebensgefährte von Holidays verstorbenen Bruder Trigg. Er macht die Revolution für Triggs Tod verantwortlich und ertrinkt seinen Kummer in Alkohol und Drogen. Seinen klugen Kopf nutzt er, um sich selbst zu bereichern und den Gewinnern der Revolution eins auszuwischen.

Mit Darrows Sichtweise bleibt dem Leser Einblick in das kontinuierliche Kriegsgeschehen erhalten, allerdings tat ich mir mit seinen Kapiteln zu Beginn etwas schwer. Er befindet sich in einer eher trostlosen und bemitleidenswerten Position, die man ihm so niemals gewünscht hätte. Er ist enormem Druck ausgesetzt, gemeinsam mit Mustang die Welten zu regieren und muss erkennen, dass eine richtige Entscheidung für die Republik nicht notgedrungen die richtige Entscheidung für seine Familie ist und vice versa. Er muss sich eingestehen, dass er Fehler gemacht hat und dass er über Octavia und ihre Sippe nicht vorschnell hätte urteilen dürfen. Genau genommen, ist er nicht besser als sie – aber er möchte es werden und kämpft nach wie vor unbeugsam für seine Vision von einer friedlichen Weltengesellschaft, sehr zu Kosten seiner Familie.



Der Schreibstil ist wie gewohnt, die Thematik mal mehr, mal weniger fesselnd. Ephraims Kapitel konnten einfach nicht richtig mein Interesse wecken. Abgesehen davon war es ein Vergnügen, in das Red Rising Universum zurückzukehren, das doch noch so viel Potenzial bietet.

Insbesondere Darrow und Sevro hatte ich vermisst und es ist schön zu sehen, dass Sevro sich über die Jahre zwar entwickelt hat, sich selbst aber stets treu blieb – ob das nun gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt.

Wegen einiger Längen in Ephraims Kapiteln und meinem etwas holprigen Einstieg gebe ich dem Buch 4 von 5 Sternen und spreche dennoch eine große Leseempfehlung für alle Red Rising-Fans aus! Diese Geschichte ist keine Wiederholung oder ein billiger Sequel, um Profit zu generieren! Diese Geschichte ist komplex und spannend und verspricht noch so viel mehr!



Liebste Textstellen:
Meine Frau […] ist ein Ozean. Ich wusste von Anfang an, dass sie mir niemals gehören wird, dass ich sie niemals zähmen werde. Doch ich bin der einzige Sturm, der ihre Tiefen in Bewegung versetzt und für Gezeiten sorgt.~S. 43

Nur wenn ich die wenigen Gedichte lese, die meine Mutter in ihren Notizbüchern hinterlassen hat, spüre ich ihr Herz in meiner Brust. Ihre Umarmung. Ihren Atem in meinem Haar. Ich spüre ihre seltsame Magie, die mein Vater so sehr liebte.~S. 85

‚Das ist Vergangenheit. Die Vergangenheit definiert mich nicht.‘ […]
‚Dummer Gahja. […] Nichts ist Vergangenheit. Alles, was war ist.’~S. 394

Sevro grinst. ‚Kinder sind wie Hunde, Thraxa. Manche winseln, manche bellen, manche knurren. Du musst herausfinden, welche Sprache sie sprechen, und in ihr mit ihnen reden.’~S. 401

‚Gnade ermutigt die Bösen.’~S. 576

‚Ehre ist nicht das, was man sagt. Ehre ist das, was man tut.’~S. 709

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