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Veröffentlicht am 05.07.2021

In der Schlangengrube

Die Skrupellosen
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In ihrem Job als Psychotherapeutin fühlt sich die unscheinbare Beatrice wohl. Mit ihrem 30-jährigen Mann Daniel Durrant, einem Immobilienmakler, lebt sie in einer kleinen Wohnung in London. Doch nun brauchen ...

In ihrem Job als Psychotherapeutin fühlt sich die unscheinbare Beatrice wohl. Mit ihrem 30-jährigen Mann Daniel Durrant, einem Immobilienmakler, lebt sie in einer kleinen Wohnung in London. Doch nun brauchen Bea und Dan eine Auszeit. Sie entschließen sich, eine Reise durch Europa zu machen, und statten Alex Adamson, Beas Bruder, in Frankreich gleich zu Beginn einen Besuch ab. Obwohl das Hotel des labilen 37-Jährigen ziemlich heruntergekommen ist, kommt Dan allmählich dahinter, dass Beas Vater, ein großer Bauunternehmer, reicher ist als angenommen. Und dann stirbt Alex plötzlich auf mysteriöse Weise. Was ist passiert? In welche Schlangengrube sind Bea und Dan geraten? Und welche Geheimnisse hat die Familie Adamson noch zu verbergen?

„Die Skrupellosen“ ist ein Roman von Sadie Jones.

Meine Meinung:
Der Roman umfasst vier Teile, die wiederum aus 31 Kapiteln bestehen. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht von Bea und Dan. Die Handlung spielt einerseits in England und andererseits in Frankreich. Der Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist sehr dialoglastig und geprägt von vielen Metaphern, die ich allerdings nicht alle als gelungen empfunden habe. Das Erzähltempo beginnt sehr langsam.

Sympathieträger sucht man in dieser Geschichte vergebens, zumindest was die Protagonisten angeht. Weder mit Bea noch mit Dan wurde ich warm. Ihre Verhaltensweisen sind mir fremd und in Teilen wenig nachvollziehbar. Allerdings sind sie in psychologischer Hinsicht sorgfältig ausgestaltet, was man von den klischeehaften Nebenfiguren nicht behaupten kann.

Inhaltlich bietet der Roman eine interessante Themenmischung. Am offensichtlichsten ist der Aspekt des Geldes: sein Einfluss, seine Verführungskraft und seine negativen Seiten. Im Zentrum steht die Frage, was Geld mit den Menschen macht und ob es über die Moral siegen sollte. In diesem Punkt setzt die Geschichte gesellschaftskritische Denkanstöße. In den Vordergrund sind außerdem das System einer dysfunktionalen Familie, deren Geheimnisse und die Problematik jahrelangen Verschweigens gerückt. Darüber hinaus tun sich weitere Themen auf, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. Alles in allem ist die Geschichte erstaunlich facettenreich und durchaus tiefgründig.

Den Anfang des mehr als 450 Seiten umfassenden Romans habe ich als recht zäh empfunden. Auch zwischendurch gibt es immer wieder einige Längen. Über etliche Seiten dümpelt die Geschichte vor sich hin, obwohl der Tod Alex’ durchaus viel Potenzial für Dramatik und Nervenkitzel bieten könnte. Erst in der zweiten Hälfte konnte mich der Roman fesseln.

Der vierte Teil, in dem die Genregrenzen gänzlich verschwimmen, will nicht so recht zum restlichen Charakter des Buches passen. Die Autorin versteht es zwar, in diesem Abschnitt Spannung aufzubauen und mit einer Wendung zu überraschen. Leider wirken die letzten Kapitel aber nicht ganz schlüssig. Zudem werden nicht mehr alle losen Fäden aufgenommen.

Der Titel weicht stark von der englischsprachigen Originalformulierung („The Snakes“) ab, die ich wegen seiner Doppeldeutigkeit lieber mag. Das deutsche Cover finde ich jedoch aussagekräftiger als die englische Erstausgabe.

Mein Fazit:
Trotz vieler guter Ansätze hat mich Sadie Jones mit „Die Skrupellosen“ nicht überzeugt. Der Roman ist in Teilen durchaus unterhaltsam und lesenswert, in anderen Teilen aber zu langatmig und zu wenig nachvollziehbar.

Veröffentlicht am 24.06.2021

Wenn die Enkelin auf Spurensuche geht

Was von Dora blieb
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Die Ehe mit Paul steckt in einer tiefen Krise. Deshalb nimmt sich Isa eine Auszeit. Im Kofferraum hat sie die alten Briefe und Tagebücher ihrer Großmutter Dora. Um den Schmerz über die Probleme mit Paul ...

Die Ehe mit Paul steckt in einer tiefen Krise. Deshalb nimmt sich Isa eine Auszeit. Im Kofferraum hat sie die alten Briefe und Tagebücher ihrer Großmutter Dora. Um den Schmerz über die Probleme mit Paul zu verdrängen, befasst sich Isa mit der Geschichte ihrer Vorfahrin. Wer war die Frau, die in den 1920er-Jahren Kunst studierte? Und welche Rolle spielte Isas Großvater im Zweiten Weltkrieg? Je mehr Isa in ihre Familiengeschichte vordringt, umso klarer wird auch ihr Blick auf sich selbst...

„Was von Dora blieb“ ist der Debütroman von Anja Hirsch.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem sehr kurzen Prolog. Daran schließen sich drei Teile an, die in kurze Kapitel untergliedert sind. Der Roman endet mit einem Epilog. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Dora und der von Isa (Ich-Perspektive). Der Strang um Isa spielt im Jahr 2014, der um Dora in den Jahren 1914 bis 1972. Mit Verzögerung kommt noch ein dritter Erzählstrang hinzu, den ich hier aber nicht vorwegnehmen möchte.

Der Schreibstil ist teilweise bildstark, teilweise farblos und etwas lückenhaft. Manche Formulierungen lassen mich ein wenig ratlos zurück, manche Szenen sind nicht leicht verständlich. Eingefügt sind zwischendurch Mails, Notizen und Briefe.

Nach Angaben des Verlags wurde die Autorin von ihrer eigenen Familiengeschichte zu dem Roman inspiriert. Das hat bei mir hohe Erwartungen geweckt, die leider nicht erfüllt wurden.

Das fängt schon bei den Charakteren an, die mir bis zum Schluss recht fremd blieben. Am besten gefällt mir Protagonistin Dora, wobei auch sie nicht meine uneingeschränkte Sympathie gewinnen konnte. Die teils ungewöhnlichen Namen weiterer Personen, zum Beispiel Maritz für eine weibliche Figur, machen es nicht besser.

Die Geschichte an sich ist recht sprunghaft. Auf den rund 330 Seiten liest sich der Roman ab und an etwas zäh. Manchmal verzettelt sich die Handlung in Nebensächlichkeiten und Zusammenhänge bleiben unklar. Auch die Botschaft des Romans, nämlich dass sich Erfahrungen der Kriegsgeneration auf die Folgegeneration auswirken, wurde für mich nicht so recht deutlich.

Zwar gibt es immer wieder interessante Passagen wie beispielsweise die Passagen um das „Bauhaus des Ruhrgebiets“ und die IG Farben. An diesen Stellen versteht es die Autorin, historische Fakten auf unterhaltsame Art zu vermitteln. So richtig fesseln konnte mich die Geschichte allerdings nicht.

Die reduzierte Gestaltung des Covers spricht mich sehr an. Der Titel erschließt sich nur zum Teil.

Mein Fazit:
„Was von Dora blieb“ von Anja Hirsch ist ein Roman mit einer interessanten Thematik, dessen Umsetzung jedoch mehrere Schwächen aufweist.

Veröffentlicht am 20.05.2021

Kopf oder Zahl

Du kannst kein Zufall sein
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Josh trifft es knüppelhart: Seinen Antrag lehnt Freundin Jade Toogood am Silvesterabend ab und konfrontiert den 28-Jährigen damit, dass sie ihn betrogen hat. Auf einen Schlag verliert er nicht nur die ...

Josh trifft es knüppelhart: Seinen Antrag lehnt Freundin Jade Toogood am Silvesterabend ab und konfrontiert den 28-Jährigen damit, dass sie ihn betrogen hat. Auf einen Schlag verliert er nicht nur die Beziehung, sondern auch Job und Wohnung. Was soll er nur tun? Weil er seinen eigenen Entscheidungen nicht mehr traut, will der Engländer bei allen anstehenden Fragen eine Münze werfen.

„Du kannst kein Zufall sein“ ist eine romantische Komödie von James Bailey.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 41 Kapiteln. Sie erstrecken sich auf fünf Teile, die nach den Jahreszeiten benannt sind. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Josh. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist locker und anschaulich. Es gibt viel wörtliche Rede. Dem Korrektorat sind noch einige Fehler durchgerutscht.

Der unsympathische Protagonist ist für mich ein echtes Manko des Romans. Fast bis zum Ende verhält sich Josh wie ein unreifer Vollidiot, der kaum ein Fettnäpfchen auslässt und von einem Fremdschäm-Moment zum nächsten schlittert. Mit seinem Charakter wurde ich überhaupt nicht warm. Allerdings gibt es die eine oder andere liebenswürdige Nebenfigur.

Die Idee mit dem Münzwurf hat mich an der Geschichte gereizt. Die Handlung ist tatsächlich sehr kurzweilig und erstaunlich abwechslungsreich, obwohl die Münze zeitweise etwas in den Hintergrund rückt. Auf unterhaltsame Art werden interessante Fakten eingestreut. Ich habe außerdem gerne etwas über Bristol gelernt. Zudem enthält der Roman mehrere bewegende und ernsthafte Passagen.

Leider war die Story für mich aber in weiten Teilen eher wie ein Unfall, bei dem man nicht weggucken kann. Größtenteils hat mich der platte Humor und Klamauk nicht erreicht. Viele Szenen sind unrealistisch und unangenehm übertrieben.

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Der deutsche Titel erschließt sich mir nicht so ganz, das englische Original („The Flipside“) ist treffender formuliert.

Mein Fazit:
„Du kannst kein Zufall sein“ von James Bailey ist ein Roman, der mich zwar unterhalten, aber auch enttäuscht hat. Eine Leseempfehlung kann ich nicht aussprechen.

Veröffentlicht am 16.04.2021

Aus dem Leben der Halliglüd

Die Farbe des Nordwinds
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20 Jahre ist es her, dass die nunmehr 36-jährige Ellen auf der Hallig gewohnt hat. Zwar hat sie zuletzt etliche Jahre in Wien gelebt, doch eine echte Heimat hat sie in ihrem Leben nie gefunden. Das soll ...

20 Jahre ist es her, dass die nunmehr 36-jährige Ellen auf der Hallig gewohnt hat. Zwar hat sie zuletzt etliche Jahre in Wien gelebt, doch eine echte Heimat hat sie in ihrem Leben nie gefunden. Das soll sich ändern. Deshalb hat sie eine Stelle als Lehrerin auf der Hallig angenommen. Das Wiedersehen mit der Halligbäuerin Liske, bei der sie Unterschlupf erhält, ist jedoch eisig. Diese trägt ihr den Abschied vor zwei Jahrzehnten noch immer nach, als Ellen mit ihrer Mutter den kleinen Marschinseln in der Nordsee plötzlich den Rücken kehrte und damit auch Liske, die sich damals wie eine Stiefschwester anfühlte, alleine ließ. Kann der Neuanfang klappen?

„Die Farbe des Nordwinds“ ist ein Roman von Klara Jahn.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus zwei Erzählebenen. Es gibt 15 Kapitel, die in der Gegenwart (und zunächst noch jüngeren Vergangenheit) spielen. Sie wechseln sich ab mit dem „Damals“-Strang, eine in der Ich-Perspektive erzählte Chronik, die die Brüder Hendrik und Arjen Martenson über mehrere Jahre im frühen 19. Jahrhundert begleitet. Beide Stränge werden auf gelungene Art miteinander verwoben und weisen Parallelen auf. Der Einstieg ist aufgrund mehrerer Zeitsprünge und fehlender Zeitangaben etwas verwirrend. Der Aufbau ist aber insgesamt gut durchdacht.

Der anschauliche, detaillierte und bildstarke Schreibstil ist einer der Pluspunkte des Romans. Die oftmals poetische Sprache mit ihren gelungenen Beschreibungen löst Fernweh aus. Etwas störend ist lediglich, dass viele Fachtermini und Namen auftauchen, die teils verzögert, teils gar nicht erläutert werden. Sie erschweren das Verständnis ein wenig.

Das wohl größte Manko sind für mich die Charaktere im gegenwärtigen Erzählstrang. Protagonistin Ellen ist auf eine unangenehme Art seltsam und unnahbar. Sie war mir bis zum Schluss unsympathisch. Die übrigen Hauptcharaktere sind entweder ebenfalls merkwürdig oder egoistisch. Auch die Nebenfiguren können mich nicht alle überzeugen, da einige Personen sehr klischeehaft ausgestaltet sind. Die Protagonisten im Vergangenheitsstrang sind größtenteils authentischer.

Inhaltlich ist die Geschichte zwar ein wenig düster, aber auch vielschichtig. Wer eine seichte Wohlfühllektüre erwartet, wird enttäuscht. Wer dagegen anspruchsvollere Inhalte bevorzugt, ist eher an der richtigen Adresse. Das ungewöhnliche Setting gefällt mir ausgesprochen gut. Zudem ist der Roman nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich. Ich habe gerne mehr über die Halligen und das damalige und aktuelle Leben dort erfahren. Über die Landschaft und die Natur lernt man beim Lesen des Romans einiges. Das verschafft der Geschichte zusätzliche Tiefe. Die fundierte und umfassende Recherche der Autorin ist dem Buch immer wieder anzumerken. Leider fehlt ein Nachwort, das erläutert, welche Aspekte auf Fakten und welche auf Fiktion beruhen.

Auf den meisten der etwa 400 Seiten ist das Erzähltempo recht gemächlich, was aber nur für wenige Längen sorgt. Im letzten Viertel zieht die Handlung an. Dieser Abschnitt hat mir am besten gefallen. Ganz zum Schluss fällt der Roman allerdings mit einem Plottwist wieder ab, der für mich überhaupt nicht stimmig ist.

Das stimmungsvolle und hübsche Cover ist sehr ansprechend geworden. Zum Titel ist meine Meinung zwiegespalten: Einerseits ist die Formulierung klangvoll und poetisch anmutend, andererseits sagt der Roman eben auch aus, dass der Wind keine Farbe habe, sodass der Titel im Widerspruch zum Inhalt steht.

Mein Fazit:
Mit „Die Farbe des Nordwinds“ ist Klara Jahn meinen hohen Erwartungen leider nicht gerecht geworden. Mit der Geschichte wurde ich nicht warm. Trotz mehrerer Schwächen ist der Roman aber nicht gänzlich misslungen, denn ich konnte Wissenswertes aus der Lektüre ziehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.01.2021

Zwischen Bath und Borneo

Die innersten Geheimnisse der Welt
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England und Borneo in den 1860er-Jahren: Als „Engel der Bäder“ wird die 25-jährige Jane Adeane für ihre Künste als Krankenschwester verehrt. Sie arbeitet zusammen mit ihrem Vater William, einem angesehenen ...

England und Borneo in den 1860er-Jahren: Als „Engel der Bäder“ wird die 25-jährige Jane Adeane für ihre Künste als Krankenschwester verehrt. Sie arbeitet zusammen mit ihrem Vater William, einem angesehenen Lungenarzt. Auch dessen jüngerer Kollege, der 35-jährige Valentine Ross, ist mit der jungen Frau in Bath tätig. Gerne würde der junge Mediziner sie zu seiner Ehefrau machen. Doch Jane fühlt sich vielmehr zu der in London lebenden Julietta Sims, einer verheirateten Mutter, hingezogen. Währenddessen hat sich Valentines Bruder Edmund, ein Naturforscher, auf ein gefährliches Abenteuer im Dschungel Borneos begeben...

„Die innersten Geheimnisse der Welt“ ist ein Roman von Rose Tremain.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen, die wiederum aus mehreren kurzen Kapiteln zusammengesetzt sind. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus einer Art auktorialer Perspektive. Dabei gibt es verschiedene Erzählstränge, in denen der Leser an wechselnden Schauplätzen die Ereignisse um Jane, Valentine, Edmund und Clorinda verfolgt.

Auffällig ist der detaillierte, antiquiert und etwas prätentiös anmutende Schreibstil mit seinen verschachtelten Sätzen, viel indirekter Rede und ausschweifenden Beschreibungen. Er macht das Lesen zum Teil ein wenig anstrengend und sorgt dafür, dass sich die Geschichte nur langsam entrollt.

Im Fokus des Romans stehen die vorgenannten vier Protagonisten, für die ich mit Ausnahme von Clorinda keine Sympathie aufbringen konnte. Insgesamt fiel es mir schwer, einen Zugang zu den Personen der Geschichte zu finden, weil ein Großteil der Charaktere zwar ungewöhnlich, aber auch ein wenig schablonenhaft wirkt. Gestört habe ich mich auch daran, dass Figuren wie Jane, Valentine und Leon als egoistisch und eingebildet ausgestaltet sind. So gelang es mir nicht, mit den Charakteren mitzufühlen.

Ein Plus sind dagegen das schöne Setting und die thematischen Schwerpunkte der Geschichte. Einerseits geht es um die weibliche Emanzipation und sexuelle Selbstbestimmung in einer Zeit, in der beides nicht vorgesehen war. Darin liegt eine der großen Stärken des Romans. Homosexualität bei Frauen und bei Männern zieht sich durch das gesamte Buch. Andererseits wird der Leser in die viktorianische Epoche im exotischen Borneo versetzt, wo sich eine völlig andere Welt als in England auftut. Beides bietet inhaltlich eine Menge Abwechslung und Unterhaltungswert. Leider hat mich die Umsetzung dieser Themen jedoch nicht ganz überzeugen können. Unter anderem sind die Schilderungen der sexuellen Eskapaden für mein Empfinden zu sehr ausgeufert und die Darstellungen dabei oft eher abstoßend geraten. Darüber hinaus ist der Borneo betreffende Erzählstrang immer wieder etwas langatmig und schöpft sein Potenzial nicht aus.

Das Cover der gebundenen Ausgabe macht optisch etwas her und trifft meinen Geschmack. Der deutsche Titel weicht stark vom Original („Islands of Mercy“) ab, ist aber ebenso ein wenig zu nebulös.

Mein Fazit:
Mit „Die innersten Geheimnisse der Welt“ hat Rose Tremain einen ungewöhnlichen und thematisch reizvollen Roman verfasst, der meinen Erwartungen nicht in Gänze entspricht, aber dennoch unterhalten kann.