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Veröffentlicht am 26.01.2021

Die Schuld der Vergangenheit

Ohne Schuld
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Ungewollt gerät Seargent Kate Linville in einen neuen Fall: Im Zug von London nach York rettet sie eine Frau, die von einem Unbekannten mit einer Pistole durch die Waggons gejagt wird. Kate schafft es, ...

Ungewollt gerät Seargent Kate Linville in einen neuen Fall: Im Zug von London nach York rettet sie eine Frau, die von einem Unbekannten mit einer Pistole durch die Waggons gejagt wird. Kate schafft es, die Frau zu retten, dem Täter gelingt allerdings die Flucht. Wenige Tage später wird ein Attentat auf eine junge Lehrerin verübt, hier fällt ebenfalls ein Schuss, der sie allerdings nicht tödlich verletzt. Zwei komplett unterschieche Fälle, die nur eines gemeinsam haben: Die Schüsse wurden aus derselben Waffe abgefeuert. Doch wo besteht der Zusammenhang? Kate Linville ermittelt und stößt auf Geheimnisse, die weit in eine Vergangenheit zurückreichen – eine Vergangenheit, in der Menschen eine tiefe Schuld auf sich geladen haben, ohne für diese jemals zur Rechenschaft gezogen worden zu sein.

„Ohne Schuld“ ist der dritte Band von Bestseller-Autorin Charlotte Links Reihe rund um die Ermittler Kate Linville und Caleb Hale. Die Hörbuch-Version wird von Schauspielerin Claudia Michelsen gelesen, deren Sprechstimme ich als angenehm weich und etwas rauchig wahrgenommen habe. Sie spricht deutlich und in passender Tonalität, dabei unaufgeregt und gut verständlich. Auch wenn ihre Sprechweise teilweise etwas monoton anmutet empfinde ich es doch – gerade bei diesem spannenden Inhalt – als angenehm, ihr zu lauschen.

Insgesamt kommen in „Ohne Schuld“ sehr viele Personen vor, man muss aufmerksam lauschen, da die Verwechslungsgefahr durchaus gegeben ist. Leider wurden mir diesmal etwas zu viele Klischees bedient und insbesondere Robert Stewart sehr überzeichnet. Charlotte Link spielt ihm in diesem Band übel mit – das hat er meiner Meinung nach nicht verdient, wenn man ihn aus den Vorgängerbänden kennt. Da ich aus diesen auch Kate Linville und Caleb Hale kenne, bin ich hinsichtlich dieser beiden wohl etwas voreingenommen. Auch in „Ohne Schuld“ bleiben sie ihren Charakteren treu, die ich trotz ihrer Ecken und Kanten zu schätzen gelernt habe und nach kleineren Anlaufschwierigkeiten doch mag. Interessant finde ich, dass sie in diesem Band ihre Rollen tauschen und Kate diesmal den "offiziellen" Part der Ermittlungen übernimmt und Caleb ihr im Hintergrund assistiert.

Charlotte Link wirft uns Leser direkt ins Geschehen, das Buch startet actionreich und aufregend. Typisch für die Autorin entwickelt sich auch der weitere Handlungsverlauf in rasantem Spannungsbogen, so dass man immer weiterhören möchte, um den Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Und davon gab es hier wirklich mehr als genug – teilweise sogar fast zu viele. Manchmal war es schwer, die einzelnen Handlungsstränge auseinander zu halten und oftmals habe ich kurz gebraucht bis ich verstanden habe, aus wessen Perspektive gerade erzählt wird. Link webt ein Netz aus Verstrickungen und Zusammenhängen, zahlreiche Andeutungen und die ein oder andere überraschende Wendung lassen den Hörer permanent miträtseln und Theorien entwickeln bzw. verwerfen. Wirklich emotional haben mich Sophias Perspektive und Saschas Schicksal mitgenommen, ansonsten habe ich den anderen Handlungssträngen eher gespannt als berührt gelauscht, da hohe Aufmerksamkeit gefordert war, um weiterhin durchzublicken und Zusammenhänge zu begreifen. Die losen Fäden entwickeln sich logisch aufeinander zu und ergeben am Ende ein stimmiges – wenn auch schockierendes – Ganzes. Schade nur, dass der spannende Beginn sich als Nebelkerze herausgestellt hat und nur Mittel zum Zweck war. Auch gab es für mich an einigen Stellen etwas viele „Zufälle“ und unlogische Szenen – wohlwissend, dass diese aber notwendig sind, um die Handlung voranzutreiben. Punktabzug gibt es für mich für das grausame offene Ende der einzigen kompletten Sympathieträgerin der Geschichte. Natürlich kann man sich als Leser denken, wie es mit ihr weiterging, ich hätte aber trotzdem gerne einen Abschluss gehabt – auch was das weitere Schicksal der wirklich Schuldigen anging. Das Ende war für mich einfach unbefriedigend.

Insgesamt hat mir das Hörbuch gut gefallen, insbesondere der permanent hohe Spannungsbogen und die eingebauten Überraschungen. Allerdings hat es auch seine oben genannten Schwächen, die mir auch nach Beendigung des Hörbuchs noch nachhaltig negativ aufstoßen, so dass ich nicht rundum glücklich bin. Im Vergleich fand ich "Ohne Schuld" mein bisher schwächstes Buch von Charlotte Link, hatte dennoch eine gute Hör-Zeit. Ich empfehle, möglichst lange Teile direkt hintereinander anzuhören, da man sich doch recht konzentrieren muss, um Personen auseinanderhalten und Handlungsfäden nachvollziehen zu können.

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Zeit für neue Freunde…

Neuschnee
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In den schottischen Highlands steht abgeschieden von der Außenwelt eine luxuriös hergerichtete Lodge. Hier möchte eine Londoner Clique ihren Jahreswechsel verbringen. Ein Großteil der neun Freunde kennt ...

In den schottischen Highlands steht abgeschieden von der Außenwelt eine luxuriös hergerichtete Lodge. Hier möchte eine Londoner Clique ihren Jahreswechsel verbringen. Ein Großteil der neun Freunde kennt sich bereits seit Studientage, die meisten haben ihren Partner dabei. Innerhalb der Gruppe gibt es aber nicht nur viele Erinnerungen an die gemeinsame Jugend, sondern auch jede Menge Geheimisse und Intrigen, welche eine gefährliche Eigendynamik entwickeln. So ausgelassen die Silvesterfeier sich gestaltet, so tragisch endet sie: Eine Person aus dem Freundeskreis wird am nächsten Tag tot aufgefunden – und die Todesursache ist keine natürliche… Zusätzlich ist Neuschnee gefallen und die Lodge von der Außenwelt abgeschnitten. Was ist zwischen den „Freunden“ passiert und wer hat warum die Kontrolle verloren?

Das Cover von „Neuschnee“ empfinde ich als sehr ansprechend, eine einsame Hütte im Schnee umgeben von Wald und Bergen. Es ist düster und mysteriös. Besonders heraussticht der Titel: Halb verborgen hinter einer Baumreihe und abgesetzt ist er ein echter Hingucker. Beim noch genaueren Betrachten stellt man fest, dass in den Titel eine Art kleine Eisblumen eingearbeitet wurden – wunderschön! Nach dem Lesen des Buches stellt man aber leider fest, dass das abgebildete Haus sich doch sehr von dem in der Geschichte beschriebenen unterscheidet, was ich vermeidbar und deshalb sehr schade finde.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen, auch wenn ich aufgrund der Vielzahl der Personen ab und an zurückblättern musste. Der Schreibstil von Lucy Foley liest sich angenehm und flüssig, das Tempo steigert sich permanent. Leider lässt die Spannung zunächst auf sich warten, vielmehr wird der Freundeskreis mit all seinen Verstrickungen und Beziehungsgeflechten beschrieben sowie mehrere Geheimnisse aufgeworfen. Gut gefallen hat mir hingegen das Setting: Die Lodge und ihr Standort in den Highlands werden anschaulich geschildert und ich konnte mir die Örtlichkeiten super vorstellen.

Aufgrund der Kapitelbezeichnungen wird jederzeit deutlich, auf welcher Zeitebene man sich befindet und wer gerade handelt. Es findet ein ständiger Wechsel zwischen Rückblenden und der „Jetzt“-Zeit statt, wobei letztere lange vage und geheimnisvoll bleibt und nichts davon verrät, was in den Tagen zuvor geschehen ist. Interessant war auch die Vielzahl der Perspektiven, aus denen erzählt wurde, wobei es sich bis auf eine Ausnahme (diese seltsamerweise in der dritten Person) ausschließlich um weibliche Ich-Erzähler. Spannend aber zu erfahren, was die einzelnen Personen an Geheimnissen mit sich tragen, wie sie den Freundeskreis und die gemeinsamen Erlebnisse wahrnehmen und was sie über die anderen denken. Leider arten die inneren Monologe manchmal etwas aus, aber das ist wohl notwendig um die Personen ausreichend einschätzen zu lernen.

Die Protagonisten in „Neuschnee“ erscheinen zunächst eher undurchschaubar, jedoch wird schnell klar, dass jeder dunkle Geheimnisse vor den anderen hat. Auch der Freundeskreis an sich hat sich eher aus alter Verbundenheit und Tradition zusammengefunden als aus Sympathie, die Stimmung ist permanent aufgeladen und der Umgang miteinander wirkt gekünstelt. Jeder möchte besser sein als der andere, verhält sich klischeehaft und unreif. Eine echte Freundschaft besteht hier nicht, die Spannungen in diesem Beziehungsgeflecht sind klar spürbar, es liegt ein ständiges Konfliktpotenzial in der Luft. Wirklich sympathisch ist hier niemand, da alle oberflächlich und falsch sind.

Was mich jedoch sehr enttäuscht und auch gestört hat ist die angekündigte Story um den Highlandripper. Achtung Spoiler!!! Der ominöse „Highlandripper“ spielt keine größere Rolle, als dass er zweimal kurz erwähnt wird. Im Ernst?! So groß wie er auf dem Klappentext angekündigt wurde erscheint mir dieser Kurzauftritt als reine Effekthascherei und ich fühle mich etwas veräppelt. Die Autorin wollte hier einfach nur Spannung erzeugen und verwirren – was ihr aber leider nicht gelungen ist. Sowieso gab es einige – mehr oder weniger geschickt eingebaute – falsche Fährten und dubiose Andeutungen, die meiner Meinung nach nicht notwendig gewesen wären. Auch die Geschichte mit den Drogen war überflüssig, da sie für die Ereignisse keine Rolle spielt.

Insgesamt handelt es sich bei „Neuschnee“ mehr um ein Psychogramm verschiedener Persönlichkeiten als um einen Thriller. Das Buch war angenehm zu lesen, aber für einen Thriller nicht spannend genug. Lucy Foley hat geschickt versucht, den Leser auf falsche Fährten zu schicken, dies aber nicht immer gelungen ungesetzt. Das Interesse an der toten Person geht teilweise in den Geheimnissen und Konflikten des Freundeskreises unter und die Zeilen zur Lösung des Falls plätschern vor sich hin. Erst im letzten Viertel kam es zu Auflösungen der Verstrickungen und somit etwas Aufregung und Dramatik. Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem die Diskrepanz zwischen Klappentext und Inhalt so deutlich war. Schade. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und hatte eine angenehme Zeit dabei, das Beziehungsgeflecht der Clique auseinander zu fädeln. Auch wenn der Klappentext andere Erwartungen geweckt hat, hat mich das Buch gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Explosive Love-Story

Sweet Little Lies
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Der Knall, mit dem Betty Dawsey ihren langweiligen Verlobten, den Versicherungsvertreter Thom, verlassen möchte, gerät etwas größer als gedacht: Gerade als sie aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen möchte ...

Der Knall, mit dem Betty Dawsey ihren langweiligen Verlobten, den Versicherungsvertreter Thom, verlassen möchte, gerät etwas größer als gedacht: Gerade als sie aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen möchte fliegt diese in die Luft. Nur leicht verletzt wird Betty gerettet – von den echten Kollegen ihres Verlobten. Denn Thom hat die ganze Zeit ein Doppelleben geführt und Betty die komplett durchschnittliche, normale Beziehung nur vorgespielt – in Wirklichkeit ist er ein Geheimagent, der für eine private Organisation zur Verbrechensbekämpfung arbeitet. Betty ist wütend und überrascht gleichermaßen, doch wohl oder übel müssen die beiden zusammenarbeiten, um zu überleben, denn irgendjemand hat es auf die Agenten abgesehen – und durch ihre Beziehung zu Thom ist Betty mit ins Fadenkreuz geraten. Durch die gemeinsame Flucht lernt Betty ihren Verlobten neu kennen… und plötzlich ist sie sich nicht mehr so sicher, ob sie ihn wirklich immer noch verlassen möchte…

„Sweet little lies“ von Kylie Scott ist ein Roman, in dem auf wenigen Seiten sowohl romantische, als auch spannungsreiche Momente untergebracht sind. Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr flüssig lesen, so dass ich regelrecht durch die Seiten geflogen bin. Am besten hat mir der ironische Humor der Geschichte gefallen, welcher sich insbesondere in den Dialogen zwischen Betty und Thom findet. Des Öfteren habe ich laut auflachen müssen, denn die Autorin hat wunderbar-amüsante Ideen und Themen aufgebracht, nüchtern erscheinende Szenen urplötzlich aufgepeppt oder mich durch einen von Bettys sarkastischen Sprüchen überrascht.

Bereits der Anfang des Buches kommt sehr rasant, der Leser befindet sich sofort mitten in der Geschichte und wird – gemeinsam mit Betty – von den Ereignissen überrollt und mitgezogen. Insgesamt weist das Buch eine hohe Geschwindigkeit auf, die Ereignisse überstürzen sich regelrecht. Einerseits fesselt das den Leser natürlich an das Buch, andererseits ging es mir an vielen Stellen zu schnell und ich hätte mir mehr Hintergrundinformationen und tiefergehende Einblicke ins Geschehen und die Wahrnehmung durch die Protagonisten gewünscht. Für nicht einmal 300 Seiten ist hier unheimlich viel geschehen! Dabei gefällt mir die Idee hinter der Story ausgesprochen gut, es wird schnell deutlich, dass es sich bei „Sweet little lies“ um keine typische New Adult-Geschichte handelt. Der Titel des Buches passt einfach perfekt! Auch das Cover ist stimmig und ansprechend. Leider blieb es lange Zeit undurchsichtig, für welche Organisation Thom arbeitet und insgesamt erfährt der Leser relativ wenig Hintergründe zur Agententhematik. Hier hätte ich mir eine etwas tiefergehende Erarbeitung gewünscht. Gut dargestellt waren insbesondere die actionreichen Szenen, in denen es – auch mal unvermittelt – gefährlich wurde. Insgesamt konnte mich das Buch an vielen Stellen durch unvorhergesehene Wendungen überraschen, was mir gut gefallen hat. Was jedoch leider etwas zu kurz gekommen ist, war die Darstellung von Emotionen. Den Dialogen der Protagonisten hat es oftmals an Tiefe gefehlt und somit war die Entwicklung der Beziehung zwischen Betty und Thom teilweise nicht besonders gut nachvollziehbar. Auch ging die Wendung von Beziehungsende bis großer Liebe, von unschuldiger Floristin bis hin zu versierter Agentenfrau in meinen Augen zu schnell um noch authentisch zu wirken. Auch gegen Ende des Buches geht es Schlag auf Schlag, so dass man als Leser kaum noch mitkommt, es wurde alles untergebracht, was man von einer Agentenstory erwartet. Die letzten Handlungsstränge hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht und gingen zulasten der vorher aufgebauten Liebesgeschichte. Insbesondere dem Schluss hätten einige Seiten Erklärungen gut getan, die Story wirkte am Ende leider sehr überladen, war vorhersehbar und kaum mehr glaubwürdig.

Auch den Protagonisten stehe ich eher zwiegespalten gegenüber. Betty und Thom konnten für mich als Paar nicht überzeugen, auch wenn ich ihre Wortgefechte amüsant und sehr unterhaltsam fand. Vieles aus dem Alltag der Beziehung erfährt der Leser durch Bettys Rückblicke und lernt so den „früheren“ Thom kennen. Im weiteren Verlauf lernt ihn der Leser ganz anders kennen, als von Betty beschrieben und ich wusste ihn lange Zeit nicht einzuordnen. Was kann man ihm glauben, wo lügt er erneut? Trotzdem fand ich ihn einen spannenden Charakter, auch wenn mir seine tiefen Gefühle für Betty nicht begründet genug waren. Seine Entwicklung vom manipulativen, gefühlskalten Profi hin zum liebevollen emotionalen Traummann ging mir zu schnell. Betty hingegen habe ich auf zweierlei Arten erlebt: Einerseits war sie mir sympathisch, da durch und durch normal und unschuldig in diese Geschichte hineingezogen. Ihre schlagfertige, ironische Art fand ich sehr amüsant. Dann hat sie mich über weite Teile der Story aber auch einfach nur genervt. Sie jammert ständig herum, kritisiert Thom wo es nur geht und verhält sich sehr kindisch und eingeschnappt. Auch passt ihr Verhalten an vielen Stellen nicht zusammen und wirkt konstruiert und unglaubwürdig. Ich habe mir schwer getan, sie als Person zu greifen und konnte mich auch nicht wirklich mit ihr identifizieren. Die Nebenfiguren aus Thoms Agentengruppe hingegen haben mir gut gefallen und waren facettenreich konstruiert.

Insgesamt hatte ich eine unterhaltsame Lesezeit und konnte gut in das Buch eintauchen, auch wenn es mich emotional nicht ganz so mitgerissen hat. Dies ist insbesondere der Kürze des Buches geschuldet, das wenig Platz für die tiefergehende Beschreibung von Emotionen und Hintergründen gelassen hat. Die kreative Idee hinter dem Buch und die aufregende Darstellung verbunden mit jeder Menge amüsanter Dialoge haben für mich inhaltliche Schwächen aber wieder wettgemacht. Eine schöne Mischung aus actionreicher Agentengeschichte und humorvoller Lovestory.

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Mystisches Mittelalter

Die siebte Schwester
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Die junge Tryngen lebt im Jahr 1215 als Novizin in einem kleinen Kloster bei Köln. Wie ihre Ziehmutter Maria hat sie sich ganz der Heilkunst verschrieben und sieht ihre Berufung darin, als Nonne Kranke ...

Die junge Tryngen lebt im Jahr 1215 als Novizin in einem kleinen Kloster bei Köln. Wie ihre Ziehmutter Maria hat sie sich ganz der Heilkunst verschrieben und sieht ihre Berufung darin, als Nonne Kranke zu pflegen. Nachdem sie Dompropst Engelbert von Berg das Leben gerettet hat ruft dieser sie an seinen Hof, um ihm als Leibärztin zur Verfügung zu stehen. Dort hat sie nicht nur mit einem mächtigen Konkurrenten zu tun, sondern muss sich auch noch bewähren, da ihr Vater ihr mit der Vermählung mit einem ihr ungeliebten Mann droht. Engelbert ist kurz davor, zum Erzbischof von Köln gewählt zu werden. Plötzlich geht es ihm gesundheitlich immer schlechter und Tryngen versucht alles in ihrer Macht stehende zu tun, um ihn zu retten – und steckt plötzlich mitten in einem Komplott, der auch sie und Maria in Lebensgefahr bringt.

„Die siebte Schwester“ ist der dritte Teil der Rhein-Trilogie der Autorin Marion Johanning. Man kann das Buch auch ohne Kenntnis der Vorbände problemlos eigenständig lesen. An der ein oder anderen Stelle haben mir kleinere Hintergrundinformationen gefehlt (z.B. zu Wilem oder dem Verhältnis von Maria und Alexander), aber das hat die Geschichte und deren Verständnis nicht beeinträchtigt.

Das Cover mit der jungen Nonne vor einem Kloster gefällt mir gut und ist absolut passend zur Geschichte. Weniger stimmig empfinde ich im Nahhinein den Titel, da der Handlungsstrang auf den er referenziert eher nebensächlich war und ich ihn als nicht so wichtig und interessant erachtet habe, als das er dem Buch seinen Titel verleihen könnte.

Der Schreibstil lässt sich anschaulich und flüssig lesen und entführt den Leser gut ins Köln des Mittelalters. Teilweise hatte ich etwas Probleme mit den vielen ungewohnten Namen, v.a. am Hofe und so kam es zu einigen Verwirrungen. Eine Personenübersicht wäre für mich sicherlich hilfreich gewesen.

Tryngens Geschichte fand ich sehr interessant, bereits zu Beginn geht es rasant los und wir befinden uns bereits mitten im Geschehen. Im Folgenden wird gut deutlich, wie es Tryngen mit ihrer neuen Situation ergeht und auch die Beziehung zwischen ihr und Engelbert wird immer interessanter. Gegen Ende hin nimmt die Geschichte sehr an Fahrt auf, es wird immer spannender und zahlreiche Verwicklungen der Personen kommen ans Licht. Die Verschwörung gegen Engelbert war gut nachvollziehbar und ich habe mitgefiebert, fand es nur schade, dass man nicht erfährt was aus Waldever wird. Weniger gut gefallen hat mir der parallele Handlungsstrang im Kloster mit der dubiosen Priorin Katharina und dem Geheimbund, welchen ich nicht wirklich verstanden habe. Mit der mystischen Schwesternschaft konnte ich mich leider gar nicht anfreunden und ich habe sie auch als nicht besonders glaubwürdig empfunden.

Protagonistin Tryngen stehe ich ebenfalls etwas widersprüchlich gegenüber: Einerseits ist sie eine junge, unsichere, ängstliche und teilweise etwas naive Novizin, die sich sehr fremdbestimmen lässt und kindlich reagiert. Andererseits ist sie hinsichtlich ihrer Heilkunst wieder eher selbstbewusst, wagt zu widersprechen und wirkt sehr verantwortungsbewusst, wissbegierig, klug und kompetent. Diese beiden Seiten haben für mich nicht wirklich zusammen gepasst und somit konnte ich sie – trotz großer Sympathie – eher schlecht greifen. Andere Figuren wie Engelbert oder Maria hingegen waren authentisch dargestellt und haben mir gut gefallen.

Beim Lesen wird sehr deutlich, wie intensiv sich die Autorin mit der damaligen Zeit befasst hat: Das Buch ist wirklich sehr gut recherchiert und lässt das Köln des 13. Jahrhunderts aufleben. Der Einbezug wirklicher historischer Ereignisse und Vorbilder der Figuren wie z.B. Engelbert war sehr gelungen und hat zusätzliche Authentizität verliehen. Auch sehr interessant waren die Informationen über das damalige medizinische Wissen.

Fazit: Ein gut recherchiertes Buch, das interessant zu lesen war, inhaltlich aber nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Spannender Thriller mit Gänsehautgarantie – aber enttäuschendem Ende

Hexenjäger
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Die junge Polizistin Jessica Niemi hat es mit einem außergewöhnlichen Fall zu tun: Maria Koponen, die Frau eines berühmten Bestsellerautors wird in ihrem Haus ermordet und auf sehr spezielle Weise aufgebahrt. ...

Die junge Polizistin Jessica Niemi hat es mit einem außergewöhnlichen Fall zu tun: Maria Koponen, die Frau eines berühmten Bestsellerautors wird in ihrem Haus ermordet und auf sehr spezielle Weise aufgebahrt. Der Mord ähnelt sehr einem Ritual zur Hexenvernichtung, das Marias Mann in einem seiner Bücher beschreibt. Kurz darauf kommt es zur nächsten Tötung, die ebenfalls Parallelen zu Koponens Hexen-Trilogie aufweist. Ist ein Fan der Bücher durchgedreht und stellt die Morde nach? Oder handelt es sich um okkulte Ritualmorde? Jessica und ihr Team arbeiten unter Hochdruck, doch der Mörder scheint ihnen immer voraus zu sein. Doch spätestens nach dem nächsten Opfer fällt den Ermittlern eine weitere Parallele auf: Das fast identische Aussehen der ermordeten Frauen – ein Schema, in das auch Jessica Niemi perfekt hineinpasst…

Das Buch „Hexenjäger“ des finnischen Autors Max Seek besticht zunächst einmal durch seine Optik: Das Cover erscheint sehr durchdacht, da es zunächst schlicht aussieht, aber sich auf den zweiten Blick weitere Details wie der düstere Wald im Nebel abzeichnen. Auch das Spiel mit den Farben gefällt mir sehr gut, das große rote „X“ unterstreicht den Titel des Buches und der ebenfalls rote Buchschnitt ist sehr aufsehenerregend. Insgesamt vermittelt das Cover bereits eine bedrohliche Stimmung und passt somit perfekt zu einem skandinavischen Thriller.

Max Seeks Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, was auch den eher kurzen Kapiteln geschuldet ist. Ihm gelingt es sehr gut, Bilder und Szenen im Kopf des Lesers zu erschaffen und untermalt diese mit gelegentlichen Metaphern. So steigert sich die Spannung permanent und fesselt den Leser regelrecht an die Seiten, das Grauen wird langsam aufgebaut und immer weiter gesteigert. Auch einige überraschende Wendungen waren sehr clever eingebaut und haben mir Gänsehaut verschafft. Durch wechselnde Sichtweisen ist man beim Lesen zum Mitdenken angeregt und muss aufmerksam bei der Geschichte bleiben, was aufgrund des hohen Tempos teilweise etwas schwerfällt. Auch hatte ich etwas Probleme mit den zahlreichen Personen und den finnischen Namen.

Sehr irritiert war ich vom zweiten, parallel verlaufenden Handlungsstrang, welcher ohne weitere Einführung immer wieder während der Ermittlungen eingeschoben wurde. Es hat jedes Mal etwas gedauert, aus der spannenden Gegenwart in diese vergangenen Szenen an einen anderen Ort zu wechseln und da lange nicht klar war, auf was diese Parallelhandlung hinauslaufen wird haben sie mich sehr in meinem Lesefluss gestört. Besonders ernüchtert war ich am Ende davon, wohin diese Szenen geführt haben – nämlich zu einer meiner Meinung nach eher unwichtigen Begebenheit, für die die hohe Anzahl an gefüllten Seiten keineswegs gerechtfertigt war. Ärgerlich! Sowieso ist sehr viel Privates neben den Morden erzählt worden, wo ich mir mehr Einblick in die Ermittlungen und Hintergründe zur Hexenthematik erhofft hatte. Am meisten hat mich jedoch das Ende und die Auflösung des Falles enttäuscht. Nach der permanenten Hochspannung mit Gruselfaktor und aufwendig aufgebauter Story hatte ich etwas Aufregendes, Fulminantes zum Schluss erwartet. Letztendlich kam das Ende sehr abrupt und war einfach nur verwirrend, ich hatte das Gefühl, dass einige Kapitel zum Verständnis fehlten. Das letzte „Ein-Satz-Kapitel“ hat die Verwirrung dann endgültig besiegelt und ich habe das Buch mit einigen Fragezeichen zugeklappt.


Fazit:
„Hexenjäger“ war für mich zum großen Teil ein absoluter Page-Turner, der mich gefesselt hat. Die permanent hohe Spannung und gruselige Atmosphäre haben mich wirklich begeistert. Die Grundidee mit dem Hexenhammer und einer Buchtrilogie nachgestellten Morden fand ich sehr kreativ und bietet in meinen Augen den perfekten Stoff für einen Thriller. Umso enttäuschender war das abrupte Ende, das mich dann doch sehr ernüchtert zurückgelassen hat.

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