Profilbild von subechto

subechto

Lesejury Star
offline

subechto ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit subechto über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2021

Mehr Jugendbuch als Thriller?

Der Mädchenwald
0


Für die 13-jährige Elissa ist Schachspielen das wichtigste Hobby. Auf das bevorstehende Schachturnier freut sie sich daher besonders. In einer Pause geht sie zum Auto ihrer Mutter, kehrt aber nicht zurück. ...


Für die 13-jährige Elissa ist Schachspielen das wichtigste Hobby. Auf das bevorstehende Schachturnier freut sie sich daher besonders. In einer Pause geht sie zum Auto ihrer Mutter, kehrt aber nicht zurück. Elissa verschwindet spurlos. Detective Superintendent Mairéad MacCullagh ermittelt.
Inzwischen ist klar, dass Elissa entführt wurde und in einem dunklen Keller gefangen gehalten wird. Elijah lebt mit seinen Eltern im Wald. Eines Tages entdeckt er Elissa. Das Mädchen schöpft neue Hoffnung. Wird Elijah ihr helfen?
Die Story wird aus drei Perspektiven erzählt:
Einmal aus Elissas Sicht, die mir mit Abstand am besten gefallen hat. Sie wirkt sehr erwachsen für ihr Alter und macht das Beste aus ihrer Situation. Elissa ist sehr gut gezeichnet, mit ihr konnte ich mitfiebern.
Mit Mairéad bin ich nicht richtig warm geworden, sie ist eine Ermittlerin, die große private Probleme hat. Sie bleibt blass, von ihren Problemen mal abgesehen.
Elijahs Strang wird in der Ich-Perspektive erzählt, ihn konnte ich lange nicht einordnen. Es ist klar, dass er ein Geheimnis hütet, erst im Verlauf hatte ich eine Ahnung, in welche Richtung es geht.
Die Handlung läuft eher langsam an. Die Story ist zwar interessant, aber nicht wirklich spannend. Erst gegen Ende, als sich endlich eine heiße Spur ergibt, kommt Spannung auf. Die Twists im letzten Drittel haben mich überrascht.

Fazit: Das Buch hat mich nicht vom Hocker gehauen. Aber das letzte Drittel reißt es raus.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Eine verstörende Geschichte

Blood Orange - Was sie nicht wissen
0


Alison hat alles. Einen treusorgenden Ehemann, eine bezaubernde Tochter und eine Karriere als Anwältin. Gerade hat sie ihren ersten Mordfall erhalten. Aber Alison trinkt zu viel. Sie vernachlässigt ihre ...


Alison hat alles. Einen treusorgenden Ehemann, eine bezaubernde Tochter und eine Karriere als Anwältin. Gerade hat sie ihren ersten Mordfall erhalten. Aber Alison trinkt zu viel. Sie vernachlässigt ihre Familie und hat ein Verhältnis mit einem Kollegen. Doch irgendjemand weiß Bescheid. Denn Alison bekommt anonyme SMS.
Alisons Mordfall weist erstaunliche Parallelen zu ihrem eigenen Leben auf. Auch in Madeleines Ehe stand es offenbar nicht zum Besten. Edwin war ein Kontrollfreak. Immer wieder misshandelte er Frau und Sohn. Hat Madeleine ihn deshalb erstochen?
"Blood Orange - Was sie nicht wissen" ist das Debüt der britischen Schriftstellerin und Anwältin Harriet Tyce. Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Alison. Eine wendungsreiche Geschichte, die nach kleinen Anlaufschwierigkeiten deutlich an Tempo zulegt.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Alison kommt mega unsympathisch rüber. Professionell im Job, aber ihr Privatleben kriegt sie nicht auf die Reihe. Erst als sie unvermittelt an den Rand des Abgrunds getrieben wird, wächst sie über sich hinaus.

Fazit: Ein Buch, das häusliche Gewalt und Frauenfeindlichkeit thematisiert. Gut geschrieben, keine Frage. Aber auch vorhersehbar.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Was wäre, wenn…

Frei im Kopf
0

„Frei im Kopf“, der Debütroman von Christina Reetz, ist die düstere Vision eines totalitären Überwachungsstaats, der den Menschen das Bedürfnis zum kritischen Denken und Hinterfragen nimmt.
Frei, weil ...

„Frei im Kopf“, der Debütroman von Christina Reetz, ist die düstere Vision eines totalitären Überwachungsstaats, der den Menschen das Bedürfnis zum kritischen Denken und Hinterfragen nimmt.
Frei, weil die Menschen ihr Gedächtnis in Mems, ähnlich einem Smartphone, ausgelagert haben. Erinnerungen werden geteilt und in der Cloud gespeichert. Alle sind irgendwie gleichgeschaltet, haben keine eigene Meinung mehr. Nichts wird mehr hinterfragt. Denn FB, Twitter & Co lügen nicht oder etwa doch?
Greta hat alles. Einen perfekten Partner, eine tolle Wohnung, einen gut dotierten Job und ist mehr als zufrieden. Bis sie eines Tages von Mo kontaktiert wird und sich bei ihr erste Zweifel regen…
Zitat: „Die Interaktion mit deinem Mem hat dich von Anfang an darauf gepolt, Informationen zu konsumieren. Wer aber nur noch konsumiert und nicht mehr produziert, dessen Gehirn wird zur Einbahnstraße, eingestellt auf Aufnahme.“
„Frei im Kopf“ spielt in einer nicht wirklich fernen Zukunft. Christina Reetz zeichnet in ihrem Roman ein düsteres, dennoch realistisches Szenario. Die beschriebenen Entwicklungen in der Technik befinden sich im Rahmen des Wahrscheinlichen. Mich hat die Geschichte ein wenig an 1984 von George Orwell erinnert. Gruselig!
Es geht um totale Überwachung und Kontrolle. Eine beängstigende Vision, die aber gar nicht so fern erscheint, wenn man bedenkt, wie transparent der Mensch durch das Internet und andere Überwachungsmechanismen bereits ist. Spannend geschrieben, keine Frage. Für einen Thriller hat mir jedoch der Thrill gefehlt. Zudem wird die Geschichte irgendwann vorhersehbar.
Mein Lieblingszitat: „Sicherheit vor dem System, Freiheit im Kopf!“ Für mich das genaue Gegenteil von „Frei im Kopf“.

Fazit: Spannende Zukunftsvision. Faszinierend und beklemmend zugleich!

Veröffentlicht am 04.05.2018

Nicht nur knallrot, sondern auch knallhart

Post Mortem - Spur der Angst
0


„Post Mortem - Spur der Angst“ ist bereits der 4. Band um Profi-Killer Avram Kuyper und Interpol-Agentin Emilia Ness. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, ...


„Post Mortem - Spur der Angst“ ist bereits der 4. Band um Profi-Killer Avram Kuyper und Interpol-Agentin Emilia Ness. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Lina Sattler wurde als Kind entführt, kann sich aber nicht mehr daran erinnern. Doch die Schatten der Vergangenheit werden länger. Der Einzige, der ihr helfen kann ist Avram, denn er hatte bereits damals nach ihr gesucht. Unterstützt werden sie von Emilia, die kurz vor ihrer Hochzeit mit Kollege Mikka steht.
Die ersten drei Bände hatten mich begeistert. Deshalb musste ich „Spur der Angst“ unbedingt haben. Doch ich wurde enttäuscht. Eigentlich ist es immer das Gleiche: Gewalt, insbesondere Folter und finstere Mächte. Ein inoffizielles Forschungsprogramm mit menschlichen Versuchskaninchen, in das selbst die Polizei verstrickt zu sein scheint.
Mark Roderick hat seinen neuen Thriller routiniert in Szene gesetzt. Erneut gelingt es dem Autor, Spannung aufzubauen. Gut gefallen haben mir auch die häufigen Perspektivwechsel. Denn die sorgen für Dynamik. Immer mal wieder finden sich Bezüge zu den Vorgängern. Das macht Lust auf mehr für die, die die ersten Bände (noch) nicht kennen.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Avram und Emilia sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Neu dabei, Lina. Sie ist tough, kennt keine Angst. Fluch und Segen zugleich. Allerdings scheint Avram in die Jahre zu kommen. Denn so oft wurde er noch nie geschnappt und musste sich von den Mädels retten lassen. Frauenpower eben.
Die Geschichte wird irgendwann vorhersehbar. Zudem haben mir die psychologischen Raffinessen gefehlt, die ich aus den ersten Bänden gewohnt war.

Fazit: Abgründig und böse. Für mich aber nicht das beste Buch der Reihe.

Veröffentlicht am 06.03.2018

Nichts Neues unter der Sonne

Sturmfeuer
0


„Sturmfeuer“ von Tim Erzberg ist nach „Hell-Go-Land“ der zweite Fall für die junge Polizistin Anna Krüger und erneut auf Helgoland verortet. Worum geht es?
Der kleine Nils verschwindet bei der diesjährigen ...


„Sturmfeuer“ von Tim Erzberg ist nach „Hell-Go-Land“ der zweite Fall für die junge Polizistin Anna Krüger und erneut auf Helgoland verortet. Worum geht es?
Der kleine Nils verschwindet bei der diesjährigen Segelregatta kurz vor dem Ziel aus seinem Boot. Nur das Boot und seine Rettungsweste tauchen wieder auf. Kurz darauf ist auch sein Vater tot. Ein Unglück kommt selten allein? Anna glaubt nicht an Zufälle. Ohne ihren Vorgesetzten Paul und ihre neue Kollegin Saskia ermittelt Anna im Alleingang weiter.
Rückblicke in die Vergangenheit schildern dramatische Szenen aus den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs im April 1945. Eine Gruppe Widerstandskämpfer wollte sich den Briten ergeben, um die Insel und ihre Bewohner zu retten. Ein alter Mann, der die schrecklichen Ereignisse als Kind miterlebt hatte, scheint noch immer traumatisiert.
Was haben beide Handlungsstränge miteinander zu tun?
Anna leidet noch immer unter Migräne, die sie Stalin nennt. Und sie hat nichts dazu gelernt. Wie schon im Vorgänger, agiert sie noch immer unvernünftig und unprofessionell. Nix Essen, außer Tabletten. Wieder kostet ein Alleingang sie fast das Leben. Wieder drehen sich die Ermittlungen im Kreis. Und wieder geht es um Folter und Rache. Last but not least zieht auch diesmal ein Sturm auf…
Nichts Neues unter der Sonne. Tim Erzberg ist das Pseudonym des Literaturagenten Thomas Montasser. Er hat seine Sache zweifellos gut gedacht, aber eben nicht gut gemacht. Unsympathische Protagonisten und zu viele Wiederholungen gehen zu Lasten der Spannung. Mich konnte „Sturmfeuer“ leider nicht fesseln. Gut gefallen haben mir lediglich die historischen Passagen.

Fazit: Gut, aber nicht so gut wie Band 1. Ein Krimi, den man lesen kann, aber nicht muss.