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Veröffentlicht am 25.01.2021

Sind die Eltern aus dem Haus, rocken die Kinder, aber nicht allein - wunderbar warmherzige und witzige Geschichte

7 Tage sturmfrei
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Während Mama und Papa auf Wellnessurlaub sind, dürfen die elfjährige Charlie und ihre fast volljährigen Geschwister Tom und Mira alleine zu Hause bleiben. Schon am ersten sturmfreien Tag deutet sich an, ...

Während Mama und Papa auf Wellnessurlaub sind, dürfen die elfjährige Charlie und ihre fast volljährigen Geschwister Tom und Mira alleine zu Hause bleiben. Schon am ersten sturmfreien Tag deutet sich an, dass das Haushaltsgeld der Eltern unmöglich reichen wird. Also müssen die drei irgendwie zu Geld kommen. Nur wie? Charlie hat eine ziemlich gewagte Idee und ihre Geschwister sind gleich Feuer und Flamme für ihren Vorschlag: Warum nicht während des Rockfestivals Hausgäste aufnehmen? Auf ihre Anzeige im Internet hin, meldet sich die Band HOWIES LITTLE SISTER und damit beginnt eine ganz besondere Zeit für alle Beteiligten.

Autorin Juma Kliebenstein schreibt wunderbar flüssig, witzig und locker aus Charlies Sicht. Die Leser werden direkt von Charlie angesprochen und haben dadurch sofort das Gefühl, mittendrin und Teil der Geschichte zu sein.
Barbara Jungs passende Illustrationen bringen zum Schmunzeln und motivieren zusätzlich.
Das Buch eignet sich für Leser ab neun, zehn Jahren. Jüngere Kindern ab sieben, acht Jahren lassen sich die Geschichte sicher gerne vorlesen.
Sehr gelungen ist definitiv der originelle Aufbau der Geschichte, der hat alle meine Mitleser sehr amüsiert. Los geht alles in dem Moment, als Charlies Eltern aus dem Urlaub zurückkommen. Sie entdecken danach wiederholt seltsame, verdächtige Details und fragen jedes Mal „Was um aller Welt ist denn das?“. Diesen Satz haben hier alle Kinder mitgesprochen, so gut hat er ihnen gefallen. Im folgenden Kapitel heißt es dann „Die Wahrheit über die Sache mit...“. Charlie erklärt, wie es wirklich zum entsprechenden verdächtigen Umstand kam. Das können die Kinder natürlich aber nicht zugeben und daher gibt es im Anschluss an die echte Wahrheit einen Abschnitt betitelt mit „Also das war so...“, in dem sich die Geschwister eine erlogene Erklärung, eine „alternative Wahrheit“ für die Eltern ausdenken. Das ist eine sehr unterhaltsame Art, die Geschichte zu erzählen.

Charlie ist ein ganz tolles Mädchen. Sie hat vor Jahren einen schlimmen Schicksalsschlag erleiden müssen, will sich aber nicht dadurch definieren lassen. Sie ist sympathisch, gewitzt, einfach liebenswert. Ihre Geschwister haben beide durchaus auch - ganz geschwistertypisch eben-unangenehme Eigenschaften, sind aber im Grunde total in Ordnung, so wie sie sind.
Anfangs wirken die Mitglieder der Band HOWIES LITTLE SISTER erstmal ziemlich furchterregend, sehen sie doch aus wie typische Rocker, tätowiert, langhaarig, schwarzgekleidet und etwas schmuddelig. Doch der Schein trügt. Hoagi, Frankie, Bernie, Sandy und Ralle sind ganz besondere Typen, die für einige unvergessliche Erinnerungen im Leben der Geschwister sorgen. Durch die Bank tolle Figuren hat sich Juma Kliebenstein da ausgedacht.

Werden die Eltern dahinterkommen, was in der Zeit ihrer Abwesenheit wirklich los war? Und was war überhaupt wirklich los?
Als Leser kann man gar nicht anders, als mit den Geschwistern mitzufiebern und sich mit ihnen über die vielen großartigen Momente, die sie erleben, zu freuen. Bei all den Turbulenzen kommen sich am Ende die Geschwister näher, Charlie traut sich, an Unglaubliches zu glauben, Mira wird unerwartet zur Heldin und auch Tom wird in seinem Talent bestärkt. Eine wunderbar warmherzige, witzige Geschichte mit vielen Überraschungen, die sehr großen Spaß macht.

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Veröffentlicht am 21.01.2021

Grandioses Detektivabenteuer mit den besten und liebenswertesten Ermittlern der Welt

Die Tierpolizei 2. Ohren hoch oder es knallt!
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Es wird wieder poliziert. Völlig aufgelöst taucht das kleine Kaninchen Rosine im Revier der Tierpolizei auf. Seine Mama Moni ist spurlos verschwunden. Natürlich setzen Katzenbärin Flopson und ihre Kollegen ...

Es wird wieder poliziert. Völlig aufgelöst taucht das kleine Kaninchen Rosine im Revier der Tierpolizei auf. Seine Mama Moni ist spurlos verschwunden. Natürlich setzen Katzenbärin Flopson und ihre Kollegen von der Tierpolizei alle Hebel in Bewegung, um Rosine zu helfen. Während der Ermittlungen gehen noch mehr Tiere verloren. Ob die dubiose Sammlerin Mülllady de Winter etwas mit der Entführung zu tun hat?

Autorin Anna Böhm schreibt so, dass es ein wahrer Vorlesegenuss ist: flüssig, klar, lebendig, locker-leicht und herrlich komisch. Kinder ab fünf, sechs Jahren können dem Geschehen beim Vorlesen schon folgen, achtjährige Leser bewältigen die Geschichte selbstständig ohne Unterstützung.
Ausgesprochen gelungen sind Ramona Wultschners unschlagbare Illustrationen, die das ohnehin schon grandiose Buch noch grandioser machen. Die Zeichnungen sind nicht nur irre witzig und sehr drollig, sondern auch bemerkenswert ausdrucksstark. Immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich und individuell beispielsweise Kaninchen aussehen können. Am Ende der Geschichte findet sich als prima Zugabe für kleine Zeichenfans eine genaue Anleitung zum Zeichnen von Jack in vier Schritten.
Das Cover mit den Bildern aller Tierpolizisten, Loch und Absperrband ist ein echter Hingucker mit Wiedererkennungswert.

Auf der hinteren Umschlaginnenseite werden alle Beteiligten noch einmal kurz und knapp mit Bild vorgestellt, für Neulinge sehr praktisch.
Wer die Mitglieder der Tierpolizei kennenlernt, muss sie zwangsläufig sofort ins Herz schließen.
Da ist Flopson, die ihr Leben bisher in einem Wohnzimmer verbracht hat und sich in der wilden weiten Welt noch zurechtfinden muss. Flopson ist superschlau, handelt aus dem Bauch raus und ist immer wieder für eine Idee gut. „Fingerabdrückler“ Teddyhamster Jack geht nicht ganz so offen auf seine Mittiere zu, hat aber unter der grummeligen Schale ein mindestens genauso großes Herz wie Flopson. Basteln, Tüfteln und Absperren sind Jacks Spezialgebiet, während Falabellapony Fridolin eher für das Grobe zuständig ist. Fridolin mag manchmal auf dem Schlauch stehen, ist aber sehr, sehr stark und ein prima Kerl. Die Vierte im Bunde ist Blaumeise Meili, eine Meisterspionin, der kaum eine Neuigkeit entgeht. So unterschiedlich die Tierpolizisten sind, so perfekt arbeiten sie zusammen. Jeder hat seinen Bereich, seine Domäne und auch mal seinen großen Auftritt. Der Held der Geschichte ist die ganze Truppe. Wenn alle Menschen so wären wie die Tierpolizisten, wäre die Welt eine deutlich bessere.
Diesmal haben es Flopson und Co mit einem drohgebärdenschwingenden Wutkaninchen, ziemlich ahnungslosen Zoohandlungstieren und einer habgierigen Katzendame zu tun, die sehr schlecht hört und offensichtlich etwas zu verbergen hat. Was zwischentierlich passiert, macht den besonderen Reiz der Geschichte aus.

Selten kommt es vor, dass meine Mitleser - Kinder von fünf bis neun Jahren- und ich erst einmal traurig sind, wenn ein Buch vorbei ist. Wir sind alle so verliebt in diese wunderbare Geschichte voller Situationskomik, dass Abschiednehmen schwer fällt. Wenn Fridolin z.B. mal wieder alles zu wörtlich nimmt, seine Meinung innerhalb von Sekunden um 180 Grad dreht, da kann man nicht anders, als gute Laune zu bekommen. Gleichzeitig geht es aber auch ganz schön spannend zu und unweigerlich geraten die Leser ins Grübeln darüber, wo denn nun eigentlich die fehlenden Kaninchen abgeblieben sind. Nebenher werden ganz behutsam und kindgemäß auch Probleme angesprochen, denn in der wilden, weiten Welt ist eben doch nicht alles eitel Sonnenschein. Auch wenn die Tierpolizei wirklich alles dafür tut und mit Mut und Courage, die für jeden etwas Anderes bedeuten, gegen Gemeinheiten vorgeht.
Ein Kinderbuch zum Schwärmen und sich Begeistern lassen. Auch wenn Band zwei „Ohren hoch oder es knallt“ trotzdem verständlich ist, wenn man den Vorgänger nicht kennt, würden wir jedem empfehlen, vorher Band eins „Kommissare mit Fell und Feder“ zu lesen. Besser ist es doch wohl zwei großartige Bücher zu lesen anstatt nur eines. Und wer verzichtet schon gern auf was Gutes?

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Dramatische, fesselnde und bewegende Geschichte mit beeindruckender Erzählkraft

Wenn du mich heute wieder fragen würdest
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Brian Stanhope und Francis Gleeson sind Kollegen bei der New Yorker Polizei. Nachdem beide mit ihren Frauen nach Gillam, eine New Yorker Vorstadt, ziehen, sind sie auch Nachbarn. Während es Brians Frau ...

Brian Stanhope und Francis Gleeson sind Kollegen bei der New Yorker Polizei. Nachdem beide mit ihren Frauen nach Gillam, eine New Yorker Vorstadt, ziehen, sind sie auch Nachbarn. Während es Brians Frau Anne Lena Gleeson schwer macht, Kontakt zu ihr aufzubauen, freunden sich deren Kinder Peter Stanhope und Kate Gleeson an. Doch dann kommt es zu einer Tragödie, die alles für immer verändern wird. Peter und Kate werden getrennt, treffen sich Jahre später aber wieder. Die Vergangenheit lässt sich jedoch nicht abschütteln....

Autorin Mary Beth Keane schreibt klar und prägnant chronologisch aus der Sicht der verschiedenen Figuren. Abwechselnd erfahren die Leser Näheres über Francis, Lenas, Annes, Peters oder Kates Situation und ihre Sichtweise der Dinge.

Anfangs werden alle Personen recht sachlich vorgestellt und charakterisiert. Als Leserin beobachtete ich das Geschehen und die Entwicklungen zunächst ziemlich neutral, ohne dabei besondere Gefühle zu empfinden. Irgendwann im Laufe der Geschichte allerdings änderte sich das und ich entwickelte für die Figuren Sympathie und Mitleid, ging emotional mit: Mit Lena, die anfangs in Gillam so einsam wirkt und ihre Familie zusammenhält, mit Francis, der sich nach den tragischen Ereignissen neu finden muss, mit Kate, für die Peter schon immer mehr ist als nur ein Nachbar, mit Peter, der von Anfang an unfassbar schwere Last schultern muss und mit Anne, die völlig verloren wirkt und ihr neues Leben in Gillam als „Tragödie“ betrachtet. Peter und Anne sind zwei zentrale Personen, die so stark von ihrer Kindheit geprägt sind und von den Schatten ihrer Vergangenheit verfolgt werden, dass ihr Schicksal unabwendbar vorherbestimmt scheint. Da kann man als Leserin nur fassungslos und hilflos zusehen, wie alles seinen Lauf nimmt, möchte die Figuren anschreien und schütteln, doch all das ändert nichts an den unvermeidlichen Entwicklungen: Anne „hatte begriffen, dass der Anfang des Lebens das Wichtigste war, dass das Leben in dieser Hinsicht ungleich verteilt war.“

Die Geschichte „fließt“ zunächst recht ruhig dahin, entfaltet ab der Mitte aber eine starke Sogwirkung. Der Roman geht da weiter, wo andere aufhören: „Und wenn ihre Ehe der Abschluss von etwas war, was bedeutete das dann für jeden Tag, der danach kam?“.
Gleich Romeo und Julia steht Kates und Peters Liebe unter keinem guten Stern. Mary Beth Keanes bemerkenswertes Buch beweist eindrücklich: Es gibt sie immer noch, ergreifende, dramatische Geschichten mit besonderer Wucht und Erzählkraft und voller Leidenschaft. Aber so aussichtslos anfangs alles scheint, könnte am Ende manches besser werden, wenn Menschen zu mehr Verständnis und zum Verzeihen bereit sind. Und in dieser Hinsicht haben sich die Menschen seit Shakespeare vielleicht doch weiterentwickelt.
„Wenn Du mich heute wieder fragen würdest“ ist zu Recht ein erfolgreicher Bestseller. Der emotionale, mitreißende Roman über Schuld, die immer präsenten Schatten der Vergangenheit und die große Liebe, die manchmal nicht reicht, manchmal aber doch, hat mich nachhaltig und tief beeindruckt. Ein absolut lesens- und empfehlenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 12.01.2021

Pflichtlektüre für alle erwachsenen Fans des Autors und seiner Bücher

Wie alles kam
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Paul Maars Bücher zählten für mich als Kind zu meinen wichtigsten und liebsten Lektüren. Sie haben mich sicherlich auf die ein oder anderer Weise geprägt. Ich habe mit dem Sams gewünscht und gelacht und ...

Paul Maars Bücher zählten für mich als Kind zu meinen wichtigsten und liebsten Lektüren. Sie haben mich sicherlich auf die ein oder anderer Weise geprägt. Ich habe mit dem Sams gewünscht und gelacht und mit Lippel immer wieder geträumt.
Daher war ich natürlich sehr neugierig, was der Autor Paul Maar aus seiner Kindheit zu erzählen hat. Und das ist wirklich einiges:
Der Schriftsteller schildert in „Wie alles kam“ in recht einfacher, aber authentischer Sprache entscheidende Ereignissen in seinem Leben. Er geht dabei nicht chronologisch vor, sondern eher thematisch. Beim Lesen fühlte ich mich, als befände ich mich mit Maar in einem ruhigen Gespräch über seine Schulzeit in Schweinfurt, über die frühe Kindheit bei den geliebten Großeltern, die auf dem Land ein Gasthaus führen, über die Alzheimererkrankung seiner Frau, über seine Stiefmutter und über die alles überschattende schwierige Beziehung zu seinem Vater.
Was Paul Maar über seinen Vater, der nach dem Krieg nicht mehr derselbe war, berichtet, lässt einen erstmal schlucken:
„Der böse Zwerg schien auch meinen Vater verzaubert zu haben. Bei ihm wartete ich aber vergeblich auf einen goldenen Schimmer.“
„Der einzige Weg für ihn, Nähe herzustellen, war mich zu schlagen. Da musste ich auf ihn reagieren, weinen, schreien, seine Nähe akzeptieren. Das verselbstständigte sich zur Gewohnheit.“
Immer wieder sucht Paul die Bestätigung seines Vaters, er kann nicht loslassen, verhält sich auch, wenn der Vater nicht in der Nähe ist angepasst, versucht den Schein zu wahren. So tut er beispielsweise als Erwachsener in einem russischen Hotel nur so, als ob er duscht, um kein schlechtes Licht auf sich zu werfen.
Doch es geht nicht nur traurig zu in Maars neuestem Werk . Über viele Erinnerungen Maars musste ich sehr lachen, so z.B. über sein typisch fränkisches Rechtschreibproblem mit hartem und weichem d und b oder die Szene, als er auf der Geburtsstation eine Uhr mit Sekundenzeiger für das eigentliche Wunder hält.

Einiges aus Maars Geschichten begegnet mir auch in seiner Autobiographie wieder. Wie seine Figur Lippel ist auch Paul Maar ein Träumer: „Träumen ist, wie wenn man ein ein Bonbon lutscht.“ Anstatt anzunehmen, dass sein Freund gestorben ist, besucht Paul das Grab seines Freundes nicht, um die Hoffnung und Illusionen aufrecht zu erhalten, dass er vielleicht doch noch lebt.
Und wenn ich die Beschreibung von Paul Maars Sportlehrer Fischer lese, kommt mir unweigerlich Herr Daume aus „Sams in Gefahr“ in den Sinn.

Paul Maar verarbeitet in „Wie alles kam“ einiges, vor allem die verkorkste Beziehung zum Vater. Auch wenn am Ende nicht alles rosarot ist, wirkt es, als habe er letztendlich auch mit seinem Vater seinen Frieden gemacht, zumindest ein wenig. Sein Verhältnis zum Vater ist sicher beispielhaft für so viele Vater-Sohn-Beziehungen nach dem Krieg zu sehen.

Mir als Fan des Autors hat dieses Buch noch gefehlt. Es hilft Sams und Co, aber auch den Autor selbst besser zu verstehen, ist wie eine Brücke zwischen dem Autor und seinem Werk. Für erwachsene Maar-Fans Pflichtlektüre.

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Fesselndes Leseabenteuer mit Schloss, Fluch, Schatz, Gefahr, Gänsehaut und viel Witz

Malvina Moorwood (Bd. 1)
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Der 16. Juli, der letzte Tag vor den Sommerferien hätte so ein schöner Tag für die fast elfjährige Malvina Moorwood werden können, aber er entwickelt sich leider stattdessen zum schlimmsten Alptraum ihres ...

Der 16. Juli, der letzte Tag vor den Sommerferien hätte so ein schöner Tag für die fast elfjährige Malvina Moorwood werden können, aber er entwickelt sich leider stattdessen zum schlimmsten Alptraum ihres Lebens. Denn Malvina erfährt, dass ihre Familie das alte Familienschloss Moorwood Castle verkaufen möchte, das immer weiter zu zerfallen droht und dessen Renovierung die finanziellen Verhältnisse der Moorwoods übersteigt. Das Schloss aufgeben, in dem Malvina ihr gesamtes Leben verbracht hat und das sie über alles liebt? Das darf auf gar keinen Fall passieren. Malvina und ihr Freund Tom suchen einen Weg, Moorwood Castle zu retten. Ihre Bemühungen führen sie in ein unglaubliches Abenteuer mit Geistern, einem Familienfluch, einem Schatz und ganz viel Gefahr...

Autor Christian Löffelbein schildert das Geschehen aus der Sicht der Hauptfigur Malvina Moorwood. Er schreibt in Ich-Form gut verständlich, kindgemäß und ziemlich humorvoll. Julia Christians hat die Illustration der Geschichte übernommen, ihre schwarz-weiß Bilder sind sehr charakteristisch und individuell. Die Gefühle der Figuren lassen sich auf den Illustrationen ganz klar erkennen, da mussten wir oft ziemlich schmunzeln über die treffenden Gesichtsausdrücke, die kleinen gezeichneten Totenköpfe hingegen sind wirklich zum Gruseln.
Absolut gelungen ist die gesamte äußere Aufmachung: Das hochwertig gestaltete Buch macht mit der goldenen herausstechenden Schrift auf dem Titel, den Abbildungen von Malvina und ihrem Hund Poldi im Zentrum und dem nebelverhangenem Moorwood Castle, eingerahmt von Totenkopf und Rabe, ganz schön was her. Ein Buch, das sicher alle Leser ab neun Jahren gerne in die Hand nehmen und erstmal ausgiebig bewundern werden. Da der Text recht umfangreich ist, erfordert er von den Lesern schon etwas Übung, Disziplin und Motivation. Zum Vorlesen ist die Geschichte auch schon für jüngere Kinder ab sechs, sieben Jahren mit guten Nerven und Ausdauer beim Zuhören geeignet.

Malvina ist eine wunderbare Hauptfigur. Sie ist mutig, abenteuerlustig, emotional, cleverer als sie denkt, sehr humorvoll, ziemlich willensstark und dickköpfig. Meinen Kindern und mir war das Mädchen auf Anhieb sympathisch. Ihr Freund Tom wirkt etwas „nerdig“, liebt Knobeleien und Computerspiele, besucht freiwillig einen Lateinclub und lehnt sportliche Betätigung grundsätzlich ab. Während Malvina eher spontan und intuitiv an Aufgaben herangeht, denkt Tom ganz genau nach. Insofern ergänzen sich Malvina und Tom ziemlich gut. Dass zwischen den beiden ungleichen Kinder auch mal die Fetzen fliegen ist selbstverständlich und macht die Freundschaft der beiden sehr glaubwürdig. Die anderen Figuren sorgen immer wieder für Komik und skurrile Momente: Malvinas ältere Zwillingsschwestern, die über weite Strecken Elfenkostüme tragen, Toms Polizistenvater mit seiner Vorliebe für Tomatenwitze oder Malvinas Tante Frieda und ihr Hang zum Spiritismus. Insgesamt eine wirklich sehr unterhaltsame Personenauswahl.

Was für eine superspannende Handlung! Alles dreht sich um die Frage, ob es Malvina und Tom gelingen wird, das Schloss im Familienbesitz zu belassen. Aber dass ihre Anstrengungen in einem sehr gefährlichen, hochspannenden Gruselabenteuer enden werden, hätten die beiden vermutlich selbst nicht erwartet. Die Geschichte ist definitiv nichts für schwache Nerven und zart Besaitete, immer wieder enden Kapitel mit einem Cliffhanger, häufig werden die Leser von den neuen Entwicklungen überrascht. Das Ende ist in sich abgeschlossen und stimmig. Die Geschichte hat uns so gut gefallen, dass wir gerne wissen wollen, wie es mit Malvina und Co weitergeht, die sich etwas Ruhe bis zum nächsten Band aber durchaus verdient haben. Unterm Strich: Eine absolut fesselndes, nervenaufreibendes Buch mit viel Grusel und Witz für Jungen und Mädchen, die lange Texte nicht scheuen. Klare Leseempfehlung!

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