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Veröffentlicht am 13.01.2021

Es hätte so verdammt gut werden können, wenn der Autor sich mehr Seiten zugestanden hätte

Um mich herum stehen bekannte Gesichter
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Am Ende der Welt sieht Camilla Hamilton ihre einzige Chance auf einen Neubeginn: Ein verheerender, von ihr verschuldeter Autounfall hat ihr Leben unwiderruflich aus der Bahn geworfen und die junge Forscherin ...

Am Ende der Welt sieht Camilla Hamilton ihre einzige Chance auf einen Neubeginn: Ein verheerender, von ihr verschuldeter Autounfall hat ihr Leben unwiderruflich aus der Bahn geworfen und die junge Forscherin an den Rand der absoluten Selbstaufgabe gedrängt. Angetrieben von der Hoffnung, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, begibt sie sich auf eine verheißungsvolle Reise an den Polarkreis.
Statt der geplanten Forschungsreise ereilt Camilla jedoch eine weitere Katastrophe, als ihr Flugzeug über der russischen Tundra abstürzt. Inmitten der eisigen Wildnis, meilenweit von jeglicher Zivilisation entfernt, nimmt sie einen Überlebenskampf an, den sie längst verloren geglaubt hat…
Wozu ist ein Mensch - und sein Verstand - fähig, um sich vor Unheil zu schützen? Marc Kemper erzählt eine atmosphärische Geschichte über Depression, Schuld, Zweifel und den folgenreichen Kampf gegen die Natur...
(Klappentext)

❆❆❆❆❆

"Camilla rekapitulierte all die Tode, die sie hätte sterben sollen: Der Autounfall. Der Drogencocktail. Der Flugzeugabsturz. Der Bär. Das Eis. Der Hunger. Und doch war sie noch am Leben. Ein Leben, dass sie - obwohl sie jetzt so hart darum kämpfte - gar nicht mehr wollte."
(S. 113)


Camilla, eine junge Paläontologin, ist am Ende. Durch einen Unfall, den sie verschuldete, kam ein Kind ums Leben und Schuldgefühle treiben sie in die Depression. Der Entschluß ist gefasst - sie möchte sich das Leben nehmen, denn mit dieser Schuld kann und möchte sie nicht weiterleben.
Kurz bevor es um sie herum für immer finster wird, ruft ihr Chef an und eröffnet ihr ein Angebot - eine Expedition an den Polarkreis. Dies wäre weit genug weg, um zu vergessen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen und so nimmt sie dieses Angebot an. Jedoch kommt alles anders als geplant, denn den Zielort wird Camilla nie erreichen.
Das Flugzeug stürzt über der russischen Tundra ab und Camilla schließt ein weiteres Mal mit dem Leben ab, doch auch jetzt läuft ihr Lebensfaden wieder weiter.
Nun heißt es überleben, überleben in einer unwirtlichen eisigen Welt, gemeinsam mit nur wenigen Überlebenden und einem Minimum an Ausrüstung und Essen. Doch wenn Camilla gedacht hat, sie könne jetzt erst recht die Vergangenheit vergessen, dann hat sie sich getäuscht, denn diese holt sie immer wieder ein.
Und so ist dies nicht nur ein Kampf ums Überleben, sondern auch ein Kampf gegen die eigenen Dämonen.

"Sie hatte schon ewig keinen so klaren Nachthimmel gesehen. Selbst in solch verzweifelten Situationen warf einem das Universum hin und wieder einen Knochen hin. Doch nur wenn man den Kopf hoch hält, kann man die Sterne sehen."
(S. 70)


Marc Kemper konnte mich bereits mit seiner "Schmerzflimmern"-Reihe begeistern und dementsprechend neugierig war ich auf seine neue Novelle. Diese unterscheidet sich jedoch stark von "Schmerzflimmern", sowohl von der Stimmung und der Atmosphäre her, als auch von der Grundthematik. Hier werden nämlich ernste Töne angeschlagen, jedoch nicht minder intensiv.

Der Autor schafft es die Gefühle der Protagonisten hervorragend zu transportieren, was bei Depression nicht unbedingt einfach ist. Aufgrund dessen und da man aus der Sicht von Camilla liest, hat man das Gefühl in ihrem Kopf zu sitzen, durch ihre Augen zu sehen und auch die eisige Kälte wie Nadelstiche auf der Haut zu spüren.
Gemeinsam mit Camilla stellt man sich der Herausforderung im eisigen Sibirien zu überleben und macht sich gleichzeitig daran die eigenen Dämonen zu bekämpfen.
Auch die anderen Überlebenden haben ihre Dämonen mitgebracht, jeder läuft vor irgendetwas davon und so mancher wird nicht mehr zurückkehren.

"Auch Camilla hatte Studien über das Polar T3-Syndrom gelesen. Wissenschaftliche Abhandlungen, die herausfanden, inwiefern der Aufenthalt in diesen Regionen dazu führte, dass Forscher und Entdecker schneller dazu neigten, Dinge zu vergessen. Wohingegen es für die meisten betroffenen Menschen eher ein Grund zur Sorge darstellt, war es für Camilla möglicherweise exakt das, wonach sie sich so sehr sehnte."
(S. 19)


Marc Kempers Schreibstil ist flüssig, direkt und ungeschönt. Gleichzeitig schafft er es eine unglaubliche Atmosphäre zu erschaffen, welche die Grundstimmung ebenso betrifft wie auch das Setting. Die Story ist mitreißend, intensiv und spannend zu verfolgen. Vor allem was die Entwicklung der Protagonistin betrifft.

Es gab für mich im Verlauf ein paar Logikschnitzer, welche die Handlung der Protagonisten betraf, doch die überraschende Wendung am Ende rückte all das in ein völlig anderes Licht und somit passte doch wieder alles hervorragend zusammen.
Ich will hier nicht näher darauf eingehen. Es sei nur so viel gesagt - es erinnerte mich in gewisser Weise an den Film "The Sixth Sense". So ein Plot Twist kann mich immer wieder begeistern.

So far, so good, nun kommen wir jedoch zu den Kritikpunkten, welche doch mein Lesevergnügen etwas schmälerten.
Während der Autor hin und wieder so manch intensiven Moment zu rasch verstreichen lässt, hält er sich bei manchen Erklärungen zu lange auf. Dadurch wird zwar ersichtlich, dass der Autor viel Arbeit in die Recherche gesteckt hat, dies jedoch meist völlig belanglos war.
Aufgrund dessen fällt die Atmosphäre manchmal in sich zusammen und störte dadurch meinen Lesefluß.

"Rotes Blut kam aus Adern und Arterien. Blutungen, die man mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit provisorisch behandeln konnte. Schwarzes Blut hingegen bedeutete eine Verletzung der inneren Organe. Blut, welches mit Magensäure in Kontakt gerät, verdunkelt sich. Natürlich hatten ältere Menschen in der Regel von Natur aus dunkleres Blut,...."
(S. 52)


Die Story dürfte in den frühen 90ern angesiedelt sein, so klar erwähnt wird das jedoch nicht. Die wenigen Andeutungen hätte man auch völlig lassen können, denn die Story selbst funktioniert auch ohne diese sehr gut.
Weiters hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, vor allem bezüglich Camillas Vergangenheit und ihrer Dämonen. Diese werden zwar immer wieder erwähnt, jedoch nie näher darauf eingegangen. Und auch alles Weitere wird meiner Meinung nach viel zu schnell abgehandelt.

Fazit:
Die Novelle besticht durch ihre dichte Atmosphäre, der Schreibstil ist genial und die Story mitreißend. Letztere hätte so viel hergeben können, doch meiner Meinung nach fehlt hier das Wichtigste, nämlich Tiefgang. Davon hätte ich mir wirklich mehr gewünscht.
Man blickt immer nur kurz in Camillas Vergangenheit und ihre Dämonen werden ständig und immerzu erwähnt, doch beides wird nie näher erläutert. All das mühsam erbaute Konstrukt bekommt dadurch Risse und alles verpufft ohne Eindruck zu hinterlassen. Was ich bei der Thematik Depression sehr schade finde.
Alles wird viel zu schnell abgehandelt und ließ mich irgendwie nicht ganz zufrieden zurück. Es hätte so verdammt gut werden können, wenn sich der Autor mehr Zeit und mehr Seiten zugestanden hätte.

© Pink Anemone (inkl. Autoren-Info, Leseprobe)

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Zwar interessanter, jedoch oberflächlicher und reißerischer Einblick in die dunkle Seite Lateinamerikas mit seinen Serienkiller*innen

Totmacher 6
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">>Wie viele es waren? Das weiß ich nicht mehr, bei 100 hab ich aufgehört zu zählen.

">>Wie viele es waren? Das weiß ich nicht mehr, bei 100 hab ich aufgehört zu zählen.<<"
(Laerto Patrocínio Orpinelli / S. 134)


​Gerade an so heißen Sommertagen hat man beim Gedanken an Lateinamerika Vorstellungen wie heiße Sambaklänge, Piña Colada, kubanische Zigarren, Empanadas oder Lionel Messi. Doch die lateinamerikanischen Länder haben auch ihre dunklen Seiten, welche vor allem die Bevölkerung zu spüren bekommt und die von TouristIinnen nur zu gerne ausgeblendet werden. Man möchte sich damit ja nicht sein Mojito-Geschlürfe verderben lassen.

Armut, hohe Kriminalitätsrate, Dorgenkartelle und Korruption sind für viele dort Alltag. Alltag durch den man nicht alt wird - im wahrsten Sinne.

In einer Welt, in der die Sterblichkeitsrate alleine durch Bandenkriege und Drogen schon stark erhöht ist, können Serienkiller oft ungehindert ihrem "Job" nachgehen, ihren Trieben freien Lauf lassen. Die Polizei hat mit der Kriminalität schon genug zu tun, in die sie nicht selten selbst involviert ist, und stufen so manchen Mord als "Kartell"-Mord ein.

Doch hin und wieder erschüttern Morde oder furchtbar zugerichtete Opfer selbst die hartgesottenen Polizisten und bringt sie auf die Spur eines grausamen Serienkillers.

Der Autor Gerd Frank hat sich in diesem Buch "Totmacher 6 - Das Monster der Anden und andere unheimliche Kriminalfälle lateinamerikanischer Serienmörder (1880-2014)" mit ein paar dieser berühmt-berüchtigten Serienkillern beschäftigt und gewährt den LeserIinnen einen kleinen Einblick - einen Einblick, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.​

Zum Beispiel trieb in Mexiko von 1880-1908 der "Mexikanische Ripper" sein Unwesen, "Die Bestie von Guatemala" ermordete im Jahr 1946 innerhalb von vier (!!) Monaten fünfzehn (!!) Jungen im Alter von 10-16 Jahren. In Chile vergewaltigte und ermordete ein Taxifahrer zwischen 1998 und 2001 vierzehn Frauen, oder zwischen 2011 und 2014 hielt ein Serienkiller Brasilien in Atem. Er "spezialisierte" sich auf junge Mädchen, Obdachlose und Transvestiten.


"Tiago Henrique Gomes da Rocha gestand, von seinem Motorrad aus insgesamt 39 Mordtaten an Schülerinnen, Hausfrauen, Obdachlosen und Transvestiten begangen zu haben, an Menschen, die offenbar zur falschen zeit am falschen Ort gewesen waren. Denn er habe keines seiner Opfer gekannt."
(S. 159)​


Aber auch Frauen und ebenso Jugendliche, fast noch Kinder, haben sich ihren Platz in diesem Buch "verdient" und sie gingen ebenso brutal und grausam vor.

Der Autor beleuchtet hierbei nicht nur die Vorgehensweise und die Ermittlungen, sondern auch die sozialen und familiären Verhältnisse der Täter und dabei stellt sich, wie so oft, die Frage: "Wird man zum Mörder gemacht oder schon böse geboren?". Denn eins haben Opfer und Täter immer gemeinsam - sie gehören der untersten sozialen Schicht an und sind von Armut und Gewalt geprägt, wo wir wieder bei den seit jeher herrschenden politischen, sozialen und gesellschaftlichen Einflüssen Lateinamerikas wären. Diese scheinen eng verknüpft mit den grausamen Taten der KillerIinnen zu sein.

"Noch bevor er ein Jahr alt war, verstarb seine Mutter, woraufhin sein Vater ein zweites Mal heiratete. Weil die Stiefmutter sich immer eine Tochter gewünscht hatte, steckte sie den Jungen oft und gerne in Mädchenkleider, was dazu führte, daß der kleine Daniel in der Schule unentwegt gehänselt und gemobbt wurde. Dieser Zustand belastete seine Psyche auf Dauer erheblich."
("Die Bestie vom Mangrovenwald" - S. 81)


​Das hört sich nun nach einer äußerst interessanten Lektüre an und doch bin ich von diesem Buch etwas enttäuscht. Im Grunde reißt der Autor die einzelnen Fälle nur kurz an, kratzt nur an der Oberfläche. Ein Serienkiller-Porträt umfasst höchstens drei Seiten, wobei nicht selten eine halbe Seite die Aufzählung der Opfer beinhaltet und ein Bild als Platzhalter dient. Im Grunde würde man alle Informationen wohl auch im Internet erhalten und es scheint, dass der Autor auch nichts anderes getan hat als Google zu befragen.

Zudem wirkt alles sehr reißerisch, denn die Vorgehensweise und somit das Zurichten der Leiche, scheinen hier im Vordergrund zu stehen. Dies wird nämlich explizit beschrieben und auch so manche Bilder scheinen darauf abzuzielen die Leserschaft zu schockieren. Für Zartbesaitete ist dieses Buch also definitiv nichts.

"Hinter den Mauern und in der Kloake wurden wahre Unmengen verwesenden Fleisches, blutige Fetzen und Kleidungsstücke entdeckt, welche einen unerträglichen Gestank verursachten. Als man in der ekelhaften Masse zudem einen kleinen menschlichen Schädel und ein paar Kinderbeine erblickte, war allen Beteiligten klar, was vor sich gegangen sein musste."
("Die Kinderzerstücklerin von Mexiko-Stadt" / S. 21)


Fazit:
Für diejenigen, welche einen kurzen und schnellen Blick in Serienkiller-Porträts von Lateinamerika werfen wollen, ist dieses Büchlein sehr wohl geeignet.
Mir persönlich war es zu oberflächlich und reißerisch. Ich hatte das Gefühl, dass ich wohl durch googeln ebenfalls diese Informationen erhalten hätte.
Trotzdem konnte mich diese Lektüre durchaus für ein paar Stunden fesseln.


©Pink Anemone

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Kannibalen-Horror - blutig, brutal und für mich leider schon zu sehr ausgelutscht.

Beutezeit
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Drei junge Paare wollen eine Urlaubswoche in einem abgelegenen Ferienhaus an der amerikanischen Ostküste verbringen. Was sie nicht wissen: Die Gegend wird von einer Gruppe Verwahrloster heimgesucht, die ...

Drei junge Paare wollen eine Urlaubswoche in einem abgelegenen Ferienhaus an der amerikanischen Ostküste verbringen. Was sie nicht wissen: Die Gegend wird von einer Gruppe Verwahrloster heimgesucht, die unter primitivsten Bedingungen leben und Urlauber nur als Beute betrachten. Die Jagd beginnt …
Jack Ketchums brillanter Debütroman gilt schon lange als Klassiker der Horrorliteratur. Sein entlarvender Blick auf die Grundmauern unserer Gesellschaft ist ein schockierender Kommentar auf die Frage, wo Menschlichkeit und Zivilisation aufhören und die Herrschaft ungezügelter Brutalität beginnt...
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

Ich habe mir von diesem Buch wohl etwas zu viel versprochen, immerhin gilt Jack Ketchum als einer der Pioniere des modernen Horrorromans der 80er Jahre.
Obwohl es durchaus ekelerregende, grauenhafte und äußerst blutige Szenen gab, konnte ich diesen Horrorroman nicht wirklich ernst nehmen. Dies lag vor allem an dem typisch amerikanischen Horror-Klischee, und das die Story daher natürlich nicht ohne Sex auskommt.

Das Thema "Kannibalismus durch Wilde" ist für mich schon ziemlich ausgelutscht, wobei dies keinesfalls die Schuld des Autors ist. Immerhin schrieb er das Buch schon in den späten 70ern.
Andere Autoren und Filmemacher versuchten ihn, aufgrund des Erfolgs, natürlich zu kopieren. Vor allem die Filmreihe "Wrong Turn" blitzte bei mir während des Lesens immer wieder in meinen Gedanken auf.

Nicht ernst nehmen konnte ich den Roman schon allein aufgrund der Figuren nicht.
Nicht nur das sie für mich allzu blass daherkamen, störte mich zusätzlich, dass hier von den späteren Opfern jeder auf jeden geil war - selbst in einer schockierenden und an und für sich traumatisierenden Szene. Als ob man die körperlichen Vorzüge und vor allem die Titten einer Freundin bewundert, während man Gefahr läuft von einer Familie Wahnsinniger niedergemetzelt und gebraten zu werden. Joa klar, wenn mir einer mit einem Hackebeil nachläuft, kann ich natürlich auch nicht den Blick vom Knackarsch des Freundes meiner Freundin wenden und mir dabei einen geilen Fick vorstellen. Scheiß auf die Gefahr durch Kannibalen (man stelle sich hier mein genervtes Augenrollen vor).
Ein paar Logikfehler führten dann noch zusätzlich zu einem Kopfschütteln bei mir. Ein Wunder, dass ich danach kein Schädel-Hirn-Trauma hatte, während mir die Augen stecken blieben.

Der Schreibstil ist äußerst einfach gehalten und flüssig und es gibt durchaus mehrere spannende Szenen und überraschende Wendungen. Daher huschte ich trotz der oben genannten Mankos durch das Buch.

Was mich jedoch besonders begeistern konnte war das Ende, denn es gibt kein Happy End im eigentlichem Sinne ... es gibt keine Gewinner. Dadurch ist das Ende authentischer als der ganze Rest, denn der Lauf des Lebens spielt sich meist genau so ab. Das Leben ist eben kein Pony-Hof und auch nicht gänzlich ohne Kannibalismus.
Da Romane, egal welchen Genres, meist mit einem glücklichen Ende enden, begrüßte ich nahezu das Ende von "Beutezeit", welches gerade dadurch aus den vielen (Horror-)Romanen hervorsticht. Und somit beende ich meine Kurzrezension mit diesem Zitat:

">>... Ein dicker alter Cop riskiert nachts im Wald seine Haut, und dann muss er sich so was von seinen Kollegen bieten lassen. Ich sag dir, Sam, die Zivilisation stinkt.<<
>>Keine Ahnung. Bis jetzt ist sie mir noch nicht über den Weg gelaufen.<<"
(S. 237)


Fazit:
Obwohl mich der 1. Band der Beute-Reihe nicht sonderlich vom Hocker reißen konnte, werde ich mir wohl auch die zwei Folgebände gönnen. Immerhin konnte mich der Autor trotz der Mankos an der Stange halten, sodass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe. Ich könnte mir in den Arsch beißen diese Reihe nicht schon früher gelesen zu haben, trotz des ganzen Ami-Horror-Klischee-Mist.

© Pink Anemone

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Veröffentlicht am 20.12.2019

Hat mit Amsterdam nur wenig zu tun und Weihnachtsstimmung kommt auch nur mässig auf.

Weihnachten in Amsterdam
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Festlich beleuchtete Grachten, schneebedeckte Hausboote, geschmückte Straßen und urholländische Gemütlichkeit – in der Weihnachtszeit ist Amsterdam stimmungsvoller denn je.
Yvette van Boven, die charmanteste ...

Festlich beleuchtete Grachten, schneebedeckte Hausboote, geschmückte Straßen und urholländische Gemütlichkeit – in der Weihnachtszeit ist Amsterdam stimmungsvoller denn je.
Yvette van Boven, die charmanteste Köchin der Niederlande, nimmt uns mit in ihre Heimat und versorgt uns mit über hundert einfachen Wohlfühl-Rezepten und vielen nützlichen Tipps für ein entspanntes Fest. Denn sie weiß, wie man es sich an kalten Tagen gutgehen lässt und sich perfekt auf Weihnachten einstimmt: von süßen Sachen für zwischendurch wie Brioche-Schnecken mit roten Früchten oder heißer Ingwer-Schokolade über Kürbiscremesuppe mit Sternanis und Flusskrebsschwänzen bis hin zum Festtagsperlhuhn mit Prosecco-Soße.
Um die Planung des Weihnachtsessens zu erleichtern, finden sich am Ende des Bandes vielfältige Menüvorschläge: Egal, ob Sie einen Brunch für die ganze Familie, ein romantisches Dinner zu zweit oder ein kaltes Buffet für viele Freunde geplant haben – mit diesem Kochbuch sind Sie bestens vorbereitet, um die Feiertage voll und ganz genießen zu können ...
(Klappentext)

❆❆❆❆❆

"Aber es muss natürlich nicht Weihnachten sein, um etwas Leckeres für andere zu kochen. Ein romantisches Winteressen zu zweit, eine große Silversterparty mit Freunden, ein Adventsnachmittag für die Nachbarschaften - in diesem Buch ist für jeden Anlass etwas dabei. Denn zusammen kochen und zu essen ist doch das Schönste, was es gibt."
(S. 8)


Die Niederländische Küche ist ein kulinarisches Kultur- und Länder-Sammelsurium, welches vor allem von der britischen, französischen und deutschen Küche geprägt wurde. Trotzdem haben die Niederländer ihre eigene spezielle Hausmannskost.
Die Niederländische Küche ist die Küche der Eintöpfe, Frikadellen und vor allem der Borrelsnacks. Borrelsnacks sind quasi die Tapas der niederländischen Küche, welche bei einem gemütlichen Treffen von Freunden/Familie aufgetischt werden. Also wenn das nicht entspannt und gemütlich klingt.
Ich erwartete also ein weihnachtliches Kochbuch mit eventuell ein paar typischen Borrelsnacks, Eintöpfen und was Holland eben noch so zu bieten hat.
Dann wollen wir mal einen Blick in dieses Kochbuch werfen und schauen, ob meine Erwartungen erfüllt wurden.

Das Cover war für mich gleich ein besonderer Hingucker und auch das Schmökern darin macht Spaß, was vor allem an den stimmungsvollen Bildern liegt. Wenn hier jedoch nicht hin und wieder ein Bild von Christbaumkugeln vorhanden wäre, hätte es auch ein allgemeines Herbst-Winter-Kochbuch sein können. Von Amsterdam selbst sieht man hier nicht wirklich viel.

Dafür gibt es zu jedem Rezept ein großartiges Bild des Endproduktes, welches einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. So viel zum ersten optischen Eindruck, doch was verbirgt sich zwischen diesen wundervollen Bildern?

Wie viele Weihnachtsbücher beginnt auch dieses mit Tipps und Tricks für ein entspanntes Weihnachtsessen. Angefangen bei der Planung, Umsetzung, wie man Stress vermeidet, bis hin zu einer kleinen Checkliste. Für mich war da jetzt nichts Neues zu entdecken, doch für manchen anderen sind hier sicher einige nützliche Tipps zu finden.

Das Buch ist in verschiedene Themen unterteil, wie z.B.: Getränke, Suppen, Vorspeisen, Hauptgerichte, etc. Auch Rezepte für den Vorratsschrank und Menüvorschläge sind enthalten.

Doch, oh weh, wo ist die Niederländische Hausmannskost? Wo sind Eintöpfe, Frikadellen, Kroketten und Waffeln?
Die niederländische Autorin lässt zwar in ihren Kochtopf blicken, doch in diesem brodelt wohl eher selten etwas Niederländisches.
"Weihnachten bei Yvette van Boven" wäre ein passenderer Titel für dieses Kochbuch gewesen, denn mit Amsterdam, bzw. mit den Niederlanden hat es nur wenig zu tun.

Einige Rezepte enthalten exotische Zutaten, benötigen viel Vorbereitung und sind eben nicht mal schnell zusammengerührt. Eine entspannte Weihnachtsküche sieht für mich anders aus.

"Wenn Sie die Beeren im Oktober pflücken und in Gin einlegen, können Sie den Sloe Gin an Weihnachten trinken. Noch besser wird er allerdings, wenn Sie damit noch ein bis zwei Jahre warten."
(S. 54 - Die wohl längste Vorbereitung für ein Weihnachtsgetränk)


Zudem beinhaltet fast jedes Rezept Alkohol und das oft nicht unbedingt wenig. Wenn man zu den Gerichten auch noch alkoholische Getränke serviert, liegt man bereits beim Hauptgang besoffen unterm Tisch. Nun ja, auch eine Art zu entspannen. Für Kinder und trockene Alkoholiker sind diese Rezepte also eher weniger geeignet, falls man diese 1:1 nachkochen möchte.

Wo wir auch schon beim nächsten Manko wären - dem 1:1-Nachkochen. Ich habe einige Rezepte daraus nachgekocht, doch es musste bei den meisten Gerichten etwas abgeändert werden. Entweder, indem ich den Alkohol oder auch andere Zutaten ersetzte oder ganz weggelassen habe, um ein schmackhaftes oder gelungenes Gericht zu erhalten. Nicht immer lag es an meinem persönlichen Geschmack, sondern das es sonst allgemein nicht so hinhauen wollte.

Als begeisterte Hobbyköchin war das für mich kein Problem, doch Kochanfänger könnten hier eventuell verzweifeln, ergo - nix mit entspannter Weihnachtsküche.

Bei dem Kapitel "Dessert" fand ich tatsächlich nichts, was mich ansprach. Ich habe noch nie so viele Rezepte mit Baiser auf einem Haufen gesehen (Baiser-Haselnussrolle, Blutorangen-Baiser-Törtchen, Baiser-Trifle,...). Tja, und wenn nicht das, dann Rezepte mit getrockneten Früchten oder viel Alkohol. Mein kulinarischer Gaumen wurde also nicht ein kleines bisschen gekitzelt, was natülich Geschmackssache ist.

Es sind jedoch auch ein paar vegetarische Rezepte enthalten. Diese sind zwar auch nicht unbedingt festlich, doch ich werde sicherlich einige davon noch ausprobieren, wie z.B. "Rosenkohl á la Carbonara" oder "Lauwarmer Bohnensalat mit Pesto".

Es sind natürlich nicht alle Rezepte von diesen Mankos betroffen. "Herhafte Arme Ritter", das "Apfel-Brombeer-Crumble mit Granola" und der "Hirschschmortopf mit Blätterteighaube" sind meine absoluten Favoriten und fanden den Weg in meine Rezeptsammlung.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig und auch die Rezepte werden leicht verständlich erklärt. Es ist, als würde man einem lockeren Küchengeplaudere lauschen. Es kam beim Lesen zwar nur mässig Weihnachtsstimmung auf, aber es umgab mich beim Schmökern eine durchaus gemütliche Atmosphäre.

"Wenn meine Mutter damals den Torf im Kamin angezündet hatte, stellte sie eine Pfanne mit selbst gesammelten Maronen hinein. Wir haben sie anschließend in geschmolzene irische Butter gedippt und sie mit einer Prise Salz bestreut; eine der leckersten Sachen überhaupt."
(S. 74)


Fazit:
Leider erfüllte dieses Kochbuch nicht meine Erwartungen.
Nur mässig weihnachtliche Stimmung, keine typisch niederländische Küche und nur wenig wirklich festliche Rezepte, dafür solche mit viel Aufwand.
Trotzdem finde ich es schön darin zu schmökern, denn die Bilder und die gesamte Aufmachung sind großartig. Man kann sich ja doch von so einigen Rezepten inspirieren lassen. Ich werde also sicherlich noch mehrmals einen Blick in dieses Buch werfen und das ein oder andere Rezept ausprobieren.

© Pink Anemone (inkl. Rezept aus dem Buch und vielen Bildern

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Veröffentlicht am 06.06.2019

Ein ruhiger Roman über Freundschaft, Trauer, Schuld, die japanische Gesellschaft und viel Essen und Kaffee. Konnte mich nur mässig begeistern.

Schuldig
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Vier Freunde, ein tragisches Unglück und die Frage nach der Schuld.
Fünf Studenten aus Tokio wollen in einem abgelegenen Dorf zusammen ein paar Ferientage verbringen. Einer von ihnen, Hirosawa, kommt bei ...

Vier Freunde, ein tragisches Unglück und die Frage nach der Schuld.
Fünf Studenten aus Tokio wollen in einem abgelegenen Dorf zusammen ein paar Ferientage verbringen. Einer von ihnen, Hirosawa, kommt bei einem Autounfall auf einer kurvenreichen Bergstraße ums Leben. Drei Jahre später holt das schreckliche Ereignis die ehemaligen Studienkollegen ein. Sie erhalten anonyme Briefe, in denen sie des Mordes an ihrem Freund beschuldigt werden. Raffiniert erzählt die japanische Erfolgsautorin Kanae Minato von den zahlreichen Verkettungen, die zu dem tödlichen Unfall geführt haben, lockt den Leser gekonnt auf falsche Fährten, bis schließlich die tragische Wahrheit ans Licht kommt...
(Klappentext)

?????

"FUKASE KAZUHISA IST EIN MÖRDER
[...]
Diese Worte kommen nicht unerwartet. In diesem einen Satz verdichtet sich alles: meine Kommilitonen, das Alumnitreffen, West-Pop, Regen, Kaffee, Honig..."
(S. 59)


Erzählt wird aus der Sicht von Fukase, einem kleinen Angestellten in einer Firma für Bürobedarf. Fukase war immer schon in gewisser Weise Außenseiter und daran auch nicht ganz unschuldig. In seiner Studienzeit lernte er Hirosawa kennen und dieser war sein bester und auch einziger Freund, bis er bei einem Wochenendausflug tödlich verunglückte. Doch war es wirklich nur ein tragischer Unfall oder hatte hier einer der teilnehmenden Studenten, inklusive Fukase, seine Finger im Spiel?
Diese Frage zieht sich als roter Faden durch das gesamte Buch, ebenso die Außenseiterrolle von Fukase, sein ständiges Gejammere, aber auch Kaffee, Honig und Essen.

Fukase ist nicht glücklich und war es auch nie. Er ist eher unscheinbar und sehr unsicher, außer wenn er seinen Kollegen auf seine spezielle Art Kaffee brüht. Kaffee war schon immer seine Leidenschaft und der einzige Weg Aufmerksamkeit von anderen zu bekommen. In diesen Kaffee-Momenten drehte sich dann endlich alles um ihn und er genießt es. Doch plötzlich wendet sich das Blatt. Fukase lernt ein Mädchen kennen, es entwickelt sich eine Beziehung und alles scheint hervorragend zu laufen ... bis seine Freundin Mihoko einen Brief erhält und in diesem steht nur ein Satz: "Fukase Kazuhisa ist ein Mörder." Die Vergangenheit holt Fukase ein und somit auch die Schuldgefühle, welche er jahrelang verdrängte. Schuldgefühle, die mit diesem Wochenendausflug und dem Tod seines besten Freundes begannen.

"Ich mache einen Kaffee. Damit kann ich uns etwas Gutes tun. Das Allerbeste, was ich vermag. Der einzige Lichtblick in der finsteren Welt der Schuldgefühle."
(S. 63)


Man darf hier keineswegs einen Roman voller Spannung erwarten. Die Story schleicht regelrecht dahin. Vor allem Kaffee und Essen nehmen sehr... sehr...viel Raum ein.
Ja, auch der Kaffee ist hier ein roter Faden. Als Kaffeeliebhaberin störte mich das jedoch keineswegs. Mich umgab während des Lesens immer eine wohlige Kaffee-Atmosphäre und ich fühlte mich, vor allem Anfangs, in der Story wohl und heimelig, roch den Duft von frisch geröstetem Kaffee und habe sicher noch nie so viel Kaffee getrunken wie während des Lesens von "Schuldig". Die Story beginnt damit, dass Fukase von seinem Job, seinem Leben und vor allem von seiner Liebe zum Kaffee erzählt.

Dieses Buch sollte man auch nicht unbedingt mit leerem Magen lesen, denn auch das Essen ist hier ein wichtiges Thema. Mir knurrte permanent der Magen und genauso oft lief mir das Wasser im Mund zusammen. Ich esse normalerweise maximal 2-3 Mal im Jahr asiatisch, während ich "Schuldig" gelesen habe, hatte ich permanent Lust auf japanisches Essen und ich gab nur zu oft dem Drang danach nach. Dies ist auch ein Grund, weshalb es zu diesem Buch auf meinem Blog auch gleich zwei "Rezepte zum Buch" gibt.

Doch auch wenn dies durchaus schön zu lesen war, bremste dieser Kaffee und all dieses Essen die Story. Ich schätze ohne diese beiden Elemente wäre das Buch nur halb so dich, sprich - es hätte dann wohl nur 150 Seiten. Es war einfach zu viel des Guten.

Zudem war mir auch Fukase nicht wirklich sympathisch. Selbstmitleid und Jammerei am laufenden Band. Zwischendurch blitzen auch immer wieder Neid und Mißgunst gegenüber anderen auf, während er sich für andere jedoch überhaupt nicht interessiert. Ich hätte ihn am liebsten mehrmals durchschütteln wollen, ihm das Curry in das Gesicht klatschen oder ihn mit Soba-Nudeln erwürgen mögen. Er nervte mich von Anfang bis Ende.
Doch auch wenn er dies tat, so kann man gleichzeitig an ihm erkennen wie die japanische Gesellschaft und Kultur funktioniert und was sie aus einem macht, wenn man nicht in dieses Bild passt. Wenn man meint man MUSS so sein, wie es erwünscht wird, um in das Gesamtbild zu passen es jedoch nicht schafft diesem Bild zu entsprechen, während alle anderen perfekt sind.

"Die anderen vier hatte etwas verbunden, bei dem er außen vor geblieben war. Beinahe hätte sich Fukase gewünscht, als Hirosawas bester Freund verdächtigt zu werden, die anonymen Briefe geschrieben zu haben..."
(S. 156)


Die Story selbst ist durchaus interessant und lässt durch Fukase tief in die japanische Gesellschaft blicken, welche schon Kindern ein festes Bild einprägt wie man zu sein hat.
Die Story regt auch zum Spekulieren an - was ist nun wirklich an diesem Wochenende passiert und ich hatte im Verlauf wirklich jeden der 4 Studenten im Visier.
Die Auflösung selbst war dann wieder so gar nicht mein Fall, während andere LeserInnen gerade davon sehr begeistert sind. Mir entlockte das Ende jedoch nur ein gelangweiltes "Aha" mit einem enttäuschen Seufzer hinterher.

Vom Schreibstil der Autorin bin ich aber nach wie vor begeistert und auch der eher ruhige Erzählstil einer Story, die so viel Message zwischen den Zeilen enthält gefiel mir. Leider jedoch zu wenig für mich, um am Ende begeistert das Buch zuzuschlagen.

Fazit:
Nachdem ich von Kanae Minato "Geständnisse" gelesen habe und mich dies absolut begeistert zurück ließ, hatte ich hohe Erwartungen an "Schuldig"....vielleicht waren diese jedoch zu hoch.
"Schuldig" ist ein Roman über Freundschaft, Trauer, das Leben mit Schuld und vor allem über die japanisches Gesellschaft. Ein philosophischer und typisch japanischer Roman, der mich trotzdem nicht ganz von sich überzeugen konnte.

© Pink Anemone (mit Leseprobe, Autoren-Info und zwei Rezepten zum Buch)