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Veröffentlicht am 18.03.2021

All das Fremde, allzu fremd

Die Fremde
1

Der autobiografische Roman über eine außergewöhnliche Familie wird hochgelobt. „Die Fremde“ blieb mir dennoch weitgehend fremd. Claudia Durastanis Leben spielt sich im Brooklyn der sechziger Jahre und ...

Der autobiografische Roman über eine außergewöhnliche Familie wird hochgelobt. „Die Fremde“ blieb mir dennoch weitgehend fremd. Claudia Durastanis Leben spielt sich im Brooklyn der sechziger Jahre und dann während ihrer Kindheit weitgehend in einem süditalienischen Dorf ab. Das besondere, sehr eigene Leben wird geprägt von der Gehörlosigkeit der Eltern.

Hineingeworfen werde ich gleich mal in die Geschichte des Kennenlernens der Eltern. Zwei ganz und gar konträre Erzählungen von ihrer ersten Begegnung, jede für sich liest sich angenehm, sehr unterhaltsam, beide Schilderungen haben mir gut gefallen. Wenngleich ich nochmal zurückblättern musste, um dann für mich festzustellen, dass ich hier nicht alles glauben sollte, was ich lese.

Vater und Mutter sind beide taub, alle zwei waren sie Exzentriker - durch ihre Gehörlosigkeit in ihrer eigenen Welt. „Ich wollte mich nur frei fühlen“ sagt die Mutter und vergisst darüber immer mal wieder ihre Kinder, die sich irgendwie selbst erziehen müssen, die ihren Freunden gegenüber Hausarreste oder ähnliches erfinden, um das Familienleben als normal darzustellen. Der Vater wird schon mal gewalttätig und zusammen wetteifern sie, wer die phantastischsten Lügen erzählen kann. Gehen in Lokale, ohne zu bezahlen, schlängeln sich durchs Leben. Welche Geschichten sind wahr und welche sind gut oder weniger gut erfunden? In dieser Familie, die schon ein wenig chaotisch daherkommt, ist alles möglich.

Die Autorin nimmt den Leser mit in ihre Kindheit bis hin zur erwachsenen Frau. Von Italien über New York und zurück reist sie später dann nach Indien, um jetzt in London zu leben. Erzählt ihr Gefühl, nirgends so richtig dazuzugehören, sich nie heimisch zu fühlen.

Ihren Gedankensprüngen war nicht immer leicht zu folgen. Ist sie noch in einer Geschichte, springt sie unvermutet in die nächste. Eine ewig Suchende – so kommt mir Claudia Durastani vor. Ihre gehörlosen Eltern lebten eine gewisse Leichtigkeit vor, derer sie sich vielleicht bedienen mussten, um nicht unterzugehen. All die beschriebenen Momente – fiktiv aufbereitet, um von der Familie zu erzählen und doch nicht alles preiszugeben. Wahrheit und Fantasie wechseln sich ab und es bleibt dem Leser ü
berlassen, zu sortieren, seine Gedanken einzuordnen.

„Ist das denn auch eine wahre Geschichte?“ – diese letzte Satz, diese Frage - das ganze Buch besteht daraus wahr zu sein oder auch nicht.

Das Lesen war ein auf und ab der Gefühle. War ich zu Anfang gerne dabei, so schwankte ich später so manches Mal zwischen weiterlesen und aufhören. „Die Fremde“ blieb mir doch in weiten Teilen fremd, wenngleich ich gelegentlich eine angenehme Zeit mit ihr verbrachte.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Wie eine leichte Sommerbrise

Sieben Tage am Meer
3

So richtig glücklich ist keine. Jede hat ihr Päckchen zu tragen – Gitta, Marlies und Cornelia, alle drei Anfang fünfzig. Natürlich geht das Leben nicht spurlos an einem vorbei, auch wenn jede von ihnen ...

So richtig glücklich ist keine. Jede hat ihr Päckchen zu tragen – Gitta, Marlies und Cornelia, alle drei Anfang fünfzig. Natürlich geht das Leben nicht spurlos an einem vorbei, auch wenn jede von ihnen meint, genau ihr Lebensglück hat sich aus dem Staub gemacht, war vielleicht niemals da. Zumindest nicht so, wie sie es sich einmal vorgestellt hatte. Ihr Mädels-Wochenende steht an und diesmal treffen sie sich auf Sylt. Kaum angekommen wird richtig abgefeiert, so wie früher. Aber vertragen kann keine mehr diese Gin-Tonic-Eskapaden. In dieser Nacht haben alle denselben Traum – ein Engel erscheint ihnen. Er hat hier die Aufgabe, den Freundinnen den Weg aufzuzeigen, wie sie alles Schöne in ihr Leben lassen und dabei anderen helfen können: Der Club der Engel ist erschaffen. Schon irre, dieser Traum! Oder doch nicht?

Drei ganz unterschiedliche Frauen begleite ich durch diese Tage am Meer. Jede hat ihr Leben. Stellt sich vor, wie es sein soll, was alles sie noch erleben, ja erreichen möchte. Aber nicht immer kommt es so, wie man es sich ersehnt. So manches Mal muss man Abstriche machen, eine ganz andere Richtung einschlagen. Wenn das nur immer so einfach wäre. Manches kommt ganz von selbst, man muss es nur sehen, es annehmen, nicht immer zweifeln. Einen Engel hier mit einzubeziehen, hat was. Eine Metapher für all die unerfüllten Wünsche, für all das, was man sich nicht zutraut aber doch gerne tun möchte? Lernen, mutig zu sein!

„Sieben Tage am Meer“ ist der Debütroman von Ella Rosen. Sie träumte davon am Meer zu leben und hat sich diesen Traum verwirklicht. Ja, Träume sind da, um sie Wirklichkeit werden zu lassen. Nicht alle, das geht nicht, aber Herzenswünsche sollten schon irgendwann auch gelebt werden können. Die Autorin bringt uns diese drei Frauen mitsamt ihrem Engel näher - ein Sinnbild für all das, was in uns schlummert. Es regt zum Nachdenken an.

Was ich nicht so gut fand, waren die Überzeichnungen, die dem Ganzen die Feinheiten nahmen. Natürlich darf übertrieben werden, aber hier waren es viel zu viele Zufälle, die in einer nicht mehr glaubhaften Wolke waberten. Unterhaltsam ist der Roman allemal. Ich stelle ihn in die Kategorie „leichte Sommerlektüre“ mit sehr viel Lebensfreude, Sommer, Sonne und Amore – natürlich!

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Zwei Frauenschicksale

Sie haben mich nicht gekriegt
1

Zwei Frauen begleite ich in diesem Roman von Kindheit an bis hin zu ihrem Erwachsenenleben. Die eine, Marie Rosenberg, lebt als nicht praktizierende Jüdin mit ihrer Familie in Nürnberg. Dort betreibt ihr ...

Zwei Frauen begleite ich in diesem Roman von Kindheit an bis hin zu ihrem Erwachsenenleben. Die eine, Marie Rosenberg, lebt als nicht praktizierende Jüdin mit ihrer Familie in Nürnberg. Dort betreibt ihr Vater eine gut gehende Buchhandlung, die sie weiterführen soll, auch wenn ihr Lebenswunsch als Ärztin zu arbeiten sich nicht erfüllt. Die andere – Tina Modotti – geboren in Italien, wächst in Armut auf, geht mit ihrer Familie nach Österreich, nach Deutschland, um dann wieder in Italien mit der Mutter und einigen Geschwistern ums Überleben zu kämpfen. Ihr Vater sucht in Amerika mit einer Tochter sein Glück, will alle nachholen. Der Lebensweg von Marie und Tina führt beide ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wobei Marie ihren Büchern treu bleibt und Tina als Fotografin erfolgreich wird. Tina trifft viele Größen ihrer Zeit, unterstützt die Revolution, wird nicht müde, für die Kommunisten dahin zu reisen, wo ihr Einsatz vonnöten ist.

Felix Kucher zeichnet den Lebensweg der Tina Modotti gut nach, ich habe gestaunt, mit welchen Berühmtheiten sie verkehrte. Auch Maries Leben schildert er gut nachvollziehbar. Bemängeln muss ich den schnellen Wechsel zwischen den beiden Lebensgeschichten. Da las ich von Marie und im nächsten Augenblick war ich in Tinas Leben. Zunächst wusste ich gar nicht, wo ich bin, wessen Geschichte gerade erzählt wird. Diese abrupten Übergänge – da bin ich kaum in einer Geschichte, möchte mit den jeweiligen Charakteren weitergehen, mehr erfahren - cut. Brutal zuweilen, es tut dem Lesefluss nicht gut. Des Öfteren wechseln diese im Seiten-Takt. Die beiden Storys – jede für sich – sind durchaus interessant. Aber es entsteht sehr viel Unruhe durch den ständigen Wechsel. So konnte ich nie ganz abtauchen, mich auf keines der beiden Leben einlassen. Schade.

Zwei Frauen, zwei ganz unterschiedliche Lebenswege. Die eine bekommt als Jüdin den Nationalsozialismus in seiner Härte zu spüren, die andere kämpft engagiert gegen den Faschismus an, richtet ihr Leben danach aus.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Königliche Ermittlungen

Das Windsor-Komplott
1

Windsor Castle als Mittelpunkt einer Mordermittlung - die Queen ist nicht amüsiert. Ein Künstler des gestrigen Abends wird tot aufgefunden, noch dazu in sehr anzüglicher Pose. Die Umstände seines ...

Windsor Castle als Mittelpunkt einer Mordermittlung - die Queen ist nicht amüsiert. Ein Künstler des gestrigen Abends wird tot aufgefunden, noch dazu in sehr anzüglicher Pose. Die Umstände seines Ablebens sind überaus kompromittierend. Das MI5 ermittelt, jedoch ist die Queen nicht angetan von deren Arbeit. Also muss sie sich der Sache mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Privatsekretärin Rozie selber annehmen.

So eine Inszenierung! Da ging es Schlag auf Schlag. Auch wenn ich dem ganzen Geschehen nicht immer folgen konnte, so war mir nach seitenlangem Geplänkel dann doch irgendwann wieder klar, wo es lang geht. Die Queen behält trotz ihrer vornehmen Zurückhaltung den Überblick. Dank Rozie, die stets an ihrer Seite steht, sieht sie den Fall glasklar und hilft dem MI5 durchaus geschickt auf die Sprünge.

Ein Cosy Crime, der so manches Mal zum Schmunzeln einlädt, der britische Humor blitzt immer wieder durch. Hier geschieht viel, jedoch sind zu viele Nebenschauplätze aufgemacht. Bekannte Persönlichkeiten flitzen durch die Seiten und ich dachte, jetzt wird ein wenig über die Obamas oder etliche andere berichtet. Aber nein. Es sind Seitenfüller, die mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun haben, nicht mal ansatzweise eine eigene Story erzählen oder irgendwie eingeflochten werden. Zuweilen hätte ich mir gewünscht, dass hier nicht nur aufgezählt, sondern erzählt wird.

Prinz Philip hat natürlich seine Auftritte, die Dialoge zwischen ihm und Elisabeth konnte ich mir genau so oder ähnlich durchaus vorstellen. Philip und seine Art – wer kennt die nicht?

Ein flotter Schreibstil, der durch zu viele Nebensächlichkeiten ausgebremst wird. Weniger wäre hier mehr gewesen. Nett gemacht, humorvoll und meist kurzweilig erzählt, die Auflösung der eigentlichen Tat war dann doch wieder ziemlich konfus. Ich war gerne dabei, die vielen Abstecher passten aber für mich so gar nicht ins eigentliche Geschehen.

Der erste Fall für die Queen und Rozie, der noch etliche Schwächen aufweist. Humorvoll war es allemal – ein Cosy Crime der königlichen Art.

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Veröffentlicht am 23.01.2021

Der Schein trügt!

Strömung des Lebens
1

Geborgenheit, Liebe, Vertrauen – das sollten Eltern ihren Kindern geben. Der sichere Hafen sollten sie sein. Dr. Graham Bigelow und seine Frau Eliza sind mit Britt und Zane, ihren Kindern, eine Vorzeigefamilie. ...

Geborgenheit, Liebe, Vertrauen – das sollten Eltern ihren Kindern geben. Der sichere Hafen sollten sie sein. Dr. Graham Bigelow und seine Frau Eliza sind mit Britt und Zane, ihren Kindern, eine Vorzeigefamilie. Keiner kann etwas Negatives über sie berichten. Als der Notruf eingeht, ist Graham außer sich. Hat Zane sie alle geschlagen? Er wird ins Gefängnis gebracht, sein Vater beschuldigt ihn schwer. Derweil kann Britt - im Krankenhaus ruhiggestellt - fliehen. Es gelingt ihr, ihre Tante Emily zu verständigen, die Sache kommt ins Rollen. Detektive Lee Keller ist einer der wenigen, der dieser unglaublichen Geschichte auf den Grund geht, der zuhört, der Zane ernst nimmt.

Häusliche Gewalt - das Opfer wird erniedrigt, gefügig gemacht, es schweigt. Aus Scham, aus Schuldgefühlen, die einen immer wieder eingetrichtert, ja eingeprügelt werden. Auch, weil ansonsten andere darunter leiden müssten, werden heftigste Zornausbrüche ertragen.

Sehr verstörend ist diese Familie, sind diese Eltern. Da habe ich mehr als einmal die Luft angehalten, vergessen zu atmen. Der erste Teil war ganz einfach super. Nervenkitzel pur. Zwischendurch dann ist die Story abgeflacht, es war mir zu viel Grünzeug im Weg. Obwohl ich Pflanzen liebe, hätten es auch weniger getan. Die Spannung war raus, außer Amore war da nichts mehr. Dieser abrupte Wechsel war beinahe zu heil, zu süß, ja fast schon künstlich. Zu schön, um wahr zu sein. Eine Bilderbuchidylle. Schöne Menschen, edle Charaktere, Geld spielt keine Rolle. Bis alles wieder hochkam. Da dachte ich: Jetzt aber – es geht rasant weiter. Naja, so war es dann nicht mehr, auch wenn der Schluss wieder einiges wett machte.

Ein starker Anfang, ein eher langatmiger Mittelteil und ein Ende, das es hätte nochmal herausreißen können, es aber für mich nur bedingt geschafft hat. Nora Roberts und die Liebe - nicht ihr bestes Buch, aber trotzdem schön erzählt.

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