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Veröffentlicht am 24.01.2021

So hätte es gewesen sein können

Ich und der Andere
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2021 jährt sich der 50. Todestag von Jim Morrison, Sänger und Frontmann der legendären Band der 60-er Jahre, The Doors. Vielleicht ist das der Grund, warum der Autor Jürgen Kaizik sich erinnert ...

2021 jährt sich der 50. Todestag von Jim Morrison, Sänger und Frontmann der legendären Band der 60-er Jahre, The Doors. Vielleicht ist das der Grund, warum der Autor Jürgen Kaizik sich erinnert und seine Gedanken an Jim Morrison in dem Buch „Ich und der Andere“ aus dem Verlag braumüller vereint.
„Ich“, das ist Jim, den Jürgen Kaizik seine Geschichte erzählen lässt, „der Andere“ ist der Mann, von dem sich Jim bei einem Auftritt gestört fühlt, nur weil der eines Abends scheinbar desinteressiert im Publikum sitzt. Das war noch zu der Zeit, als die Doors ihre Musik in Vorstadtspelunken machten. Der Andere lässt Jim nicht mehr los – vielleicht, weil er ihn an Hölderlin erinnert, einen Dichter aus längst vergangener Zeit, vielleicht sind es aber auch seine Notizen, die er an dem Abend am Tisch hat liegen lassen.
Mit seiner Erzählung ist es Jürgen Kaizik gelungen, meine Erinnerungen an die 60-er Jahre zu wecken und wieder lebendig werden zu lassen, weil vieles aus der Zeit sehr gut wiedergegeben wurde. Auch wenn der fiktive Anteil überwiegt, konnte ich mir gut vorstellen, dass die Geschichte von Jim Morrison so, wie Kaizik sie erzählt hat, hätte gewesen sein können.
Der Andere ist wie durch ein unsichtbares Band mit Jim verbunden und gehört darum zwingend zu seinem Leben, so mein Eindruck. Auch erscheint mir Jim oft als Träumer, dadurch hatte ich manchmal sogar den Eindruck, Jim und der Andere wären nur eine einzige Person.
Mir hat das Buch recht gut gefallen, auch wenn ich bereits ein Viertel der Geschichte gelesen hatte, bis sie mich so richtig gepackt hat. Zum Ende hin fand ich es ziemlich genial. Vor allem hat mir der ungewöhnliche Schreibstil gefallen, aber ich bin auch fasziniert von vielen aussagekräftigen Zitaten:
„Kein Ding ist von sich aus schon es selbst. Alle müssen sie erst von uns erfahren sein, damit sie es werden.“

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Veröffentlicht am 16.01.2021

Leben mit Höhen und Tiefen

Der lange Weg nach Weimar
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„Den großen Freiheitsdichter Schiller kennt man, den Menschen Schiller und seine unglaubliche Lebensgeschichte gilt es zu entdecken.“ - so der Beginn der Buchbeschreibung zum zweiten Teil des Schiller-Romans ...

„Den großen Freiheitsdichter Schiller kennt man, den Menschen Schiller und seine unglaubliche Lebensgeschichte gilt es zu entdecken.“ - so der Beginn der Buchbeschreibung zum zweiten Teil des Schiller-Romans „Der lange Weg nach Weimar“, geschrieben von Udo Weinbörner, erschienen im Fehnland-Verlag. Dieser Satz war für mich die Aufforderung, mich auf die nähere Bekanntschaft mit Schiller einzulassen, nachdem mich die Begegnung mit ihm in einem anderen historischen Roman, in dem Schillers Räuber eine Rolle spielten, neugierig gemacht hat darauf, mehr über ihn zu erfahren.
Das 1. Kapitel des Buches beginnt fast auf den Tag genau 19 Jahre nach Schillers Tod und führt ins Wiener Theater am Kärntnertor, wo die 9. Sinfonie von Beethoven uraufgeführt wird, Schillers „Ode an die Freude“. Dieses Kapitel hat mich am stärksten berührt, nicht zuletzt deswegen, weil ich dort Schillers wohl treuesten Freund, den Pianisten und Komponisten Andreas Streicher kennen- und schätzen gelernt habe. Die eigentliche Geschichte beginnt im Jahr 1782 in Mannheim. Hier konnte Schiller erste Berühmtheit erlangen nach der Uraufführung seiner Räuber, aber Geld verdienen ließ sich damit nicht, und der Weg nach Weimar war lang und entbehrungsreich.
Schnell habe ich für mich festgestellt, dass es wohl kaum einen Menschen geben kann, der mehr Informationen über das Leben und Wirken Friedrich Schillers zu bieten hat als Udo Weinbörner. Sein der Zeit angepasster Schreibstil gefällt mir und ich habe viel aus dem Leben und Wirken Schillers gelernt. Sehr gut haben mir die Zitate am Anfang eines jeden Kapitels gefallen, aber auch die Auszüge aus Briefen und anderen Nachrichten.
Allerdings war ich beim Lesen mit gemischten Gefühlen dabei. Manchmal hat mich der Schiller gepackt und ich konnte mich gar nicht herausreißen aus der Geschichte, aber an anderer Stelle fiel es mir schwer, den Texten zu folgen und ich musste sie teilweise mehrmals lesen, um sie zu verstehen. Auf jeden Fall aber ist spürbar, dass Weinbörner mit vollem Herzen dabei war, als er Schillers Geschichte aufgeschrieben hat. Dafür meine große Hochachtung! Und ich kann sagen, dass sich alle Gefühle und Emotionen, die es gibt, in Schillers Geschichte finden.

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Veröffentlicht am 01.12.2020

Schicksal eines Jungen

Die ertrunkene Angst
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Die Geschichte beginnt im Herbst 1892. Viele Menschen sterben an der Colera. So auch die Eltern des elfjährigen Rune. Er verliert nicht nur seine Eltern, sondern auch sein Elternhaus Rune muss zusehen, ...


Die Geschichte beginnt im Herbst 1892. Viele Menschen sterben an der Colera. So auch die Eltern des elfjährigen Rune. Er verliert nicht nur seine Eltern, sondern auch sein Elternhaus Rune muss zusehen, wie der kleine Bauernhof in der Nähe von Flensburg in Flammen aufgeht. Allein macht er sich auf den Weg um seine Verwandten zu suchen. Doch unterwegs wird er überfallen und er erlebt ein schreckliches Abenteuer, bevor er auf den Schäfer John trifft, bei dem er viele Jahre wohnen kann. Aber die Vergangenheit lässt ihn nicht ruhen…
Günter-Christian Möller hat in „Die ertrunkene Angst“ eine Geschichte erzählt, die nicht nur durch den der Zeit angepassten Schreibstil, sondern auch durch regionale Zeitungsausschnitte zu Beginn eines Kapitels sehr glaubwürdig klingt.
Mich hat die Buchbeschreibung neugierig gemacht auf die Geschichte. Das Cover hingegen hatte mich so gar nicht angesprochen – bis ich im Laufe der Geschichte plötzlich genau diese Szene ganz klar vor meinen Augen sah.
Hass, Neid, Freundschaft und Feindschaft, Liebe, Vertrauen und Hoffnung werden in diesem Buch thematisiert.

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Veröffentlicht am 01.12.2020

NICHTS als Geschenke

Nichts
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Laut Inhaltsangabe ist dies ein Buch für den Mann, der sich NICHTS wünscht – oder es ist ein Geschenk für Erwachsene, die schon alles haben.

Nach dem ersten Durchblättern wird klar, was das Buch mir ...

Laut Inhaltsangabe ist dies ein Buch für den Mann, der sich NICHTS wünscht – oder es ist ein Geschenk für Erwachsene, die schon alles haben.

Nach dem ersten Durchblättern wird klar, was das Buch mir sagen will: NICHTS!
Aber mir sind dann bald viele Gedanken gekommen, die sich um NICHTS drehen: NICHTS und niemand – NICHTS für ungut – Macht NICHTS – NICHTS zu machen…
Das ist für mich eine gute Möglichkeit, NICHTS nicht zu verschenken, sondern selbst zu behalten und mich weiterhin auf die Suche nach passenden Redewendungen, Sprichwörtern, Liedtiteln und, und, und… zu machen und damit die herrlichen weißen Seiten zu befüllen.
Und weil Weihnachten nah ist und es viele Menschen gibt, die sich NICHTS wünschen, muss ich nur im Buchhandel nach NICHTS fragen und habe jederzeit die passenden Geschenke. Eine tolle und witzige Idee. Gern empfehle ich NICHTS weiter.

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Familienbande

Das schwarze Gold des Südens
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Ich hatte gerade wieder mal ein paar Tage in Bamberg verbracht, als ich auf „Das schwarze Gold des Südens“ von Tara Haigh aufmerksam wurde, dessen Geschichte im Jahr 1887 in Bamberg beginnt. ...

Ich hatte gerade wieder mal ein paar Tage in Bamberg verbracht, als ich auf „Das schwarze Gold des Südens“ von Tara Haigh aufmerksam wurde, dessen Geschichte im Jahr 1887 in Bamberg beginnt. Ich habe die genauen Beschreibungen der Stadt genossen, konnte mir ein Bild machen vom Stephansberg, wo Elise, die jüngere Tochter der Familie, vier Jahre lang das Lehrerinnenseminar besucht hatte, und habe mich zurück in die Zeit geträumt, in der man noch mit der Kutsche in die Stadt fuhr und mit der Fähre von einem Ufer der Regnitz ans andere gelangte. Bamberg mit dem Anbau von Süßholz und damit der Herstellung von Lakritz in Verbindung zu bringen, davon habe ich erst durch das Buch erfahren. Tara Haigh hat jedoch auch diesen Teil voller Begeisterung und so detailliert beschrieben, dass ich mich fühlte, als wäre ich mittendrin in der Geschichte.
Elise und Amalie, das sind die beiden Töchter des Familienunternehmens Imhoff. Während es für die pflichtbewusste Amalie selbstverständlich ist, in der Süßholzfabrik ihres Vaters mitzuarbeiten und den Mann zu heiraten, der ihren Vater in der Firmenleitung unterstützt, so ist Elise nicht bereit, eine Vernunftehe mit einem Bankier einzugehen, um die in Schwierigkeiten geratene Firma ihres Vaters zu retten. Lieber verschwindet sie heimlich mit dem Mann, den sie liebt, nach Paris, um ihren Traum von einer eigenen Confiserie zu verwirklichen.
Um die Firma zu retten, verschlägt es Amalie in den Südwesten von Italien. In der Hitze Kalabrien kaufen sie Süßholzfelder, um die sich Amalie kümmern soll. Pflichtbewusstsein und Vernunft, das waren die Dinge, die für Amalie zählten. Ihre Meinung, dass die Liebe dabei keine Rolle spielt, gerät in Kalabrien allerdings ordentlich ins Wanken…
Die Schwestern haben lange Zeit keine Verbindung. Tara Haigh lässt allerdings ihre Leser nicht im ungewissen darüber, wie es Elise und Amelie ergeht. Die Schauplätze wechseln sogar innerhalb der einzelnen Kapitel recht häufig. So fühlte ich mich zwar beiden Schwestern immer sehr nah, doch ab und zu wäre ich schon gern länger an einem Ort geblieben.
Mir hat das abwechslungsreiche Buch recht gut gefallen in seiner Leichtigkeit, die aber schnell und unverhofft so manches Mal ins Gegenteil umschlagen konnte. Es gab Situationen, da nahmen meine Gedanken einen Weg in die richtige Richtung, und andere, deren Verlauf vollkommen überraschend war und anders als vermutet endete. Ganz besonders berührt hat mich das liebevolle Verhältnis zwischen Elise und Ferdinand zu Colette und Frédéric.

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