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Veröffentlicht am 01.02.2021

Makler gesucht

Ein Makler für Mathea
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„Es wurde von Tag zu Tag unerträglicher in diesem Haus.“

„Ein Makler für Mathea“ ist eine heiße und leidenschaftliche Kurzgeschichte. Sie ist der Debut-Roman von Emilia deLuca und gleichzeitig der Auftaktband ...

„Es wurde von Tag zu Tag unerträglicher in diesem Haus.“

„Ein Makler für Mathea“ ist eine heiße und leidenschaftliche Kurzgeschichte. Sie ist der Debut-Roman von Emilia deLuca und gleichzeitig der Auftaktband der „Verliebt“-Reihe der Autorin. Sie erschien im November 2020 bei Books on Demand.
Als Mathea ihren Exfreund mit der Nachbarin im Bett erwischt, ist die Trennung beschlossene Sache. Obwohl ihr Exfreund sofort auszieht, hält sie es in der alten Wohnung nicht länger aus. Dass sie jedoch bei einer Wohnungsbesichtigung mehr, als nur eine neue Wohnung finden würde, hätte sie nicht geahnt…

Mit ihrem Debut-Roman gelingt es Emilia deLuca den Leser für eine kurze Zeit in eine andere Welt zu entführen und eine heiße Liebesgeschichte zu erleben, die es in sich hat. Auf rund 70 Seiten erwartet den Leser eine heiße und rasante Story mit viel Humor, Erotik und Charme.
Wie für eine Kurzgeschichte typisch, ist die Handlung hauptsächlich auf zwei Figuren reduziert, welche durch eine kurze Einleitung und die wechselnde Ich-Perspektive vorgestellt werden. Charaktereigenschaften, Gedanken und Gefühle können auf Grund der Kürze natürlich nicht in allen Einzelheiten beschrieben werden, trotzdem gewinnt man einen guten Eindruck von Mathea und Louis. Gerade die Darstellung der sofortigen Anziehungskraft der beiden aufeinander sowie das Knistern und die erotische Spannung zwischen ihnen ist sehr gut gelungen und nahezu greifbar.
Über Liebe auf den ersten Blick kann man natürlich streiten, dennoch passt das gewählte Szenario perfekt in die Geschichte. Die Absurdität der Handlung wird durch humorvolle Passagen, welche die Geschichte zudem abrunden und der Liebesstory einen sehr charmanten Aspekt verleihen, abgerundet.
Gefallen hat mir zudem der Ausblick auf den nächsten Band der „Verliebt“-Reihe sowie das Vorstellen der vermutlich nächsten Protagonistin.

Mein Fazit: Obwohl ich eigentlich nicht unbedingt ein Leser von Kurzgeschichten bin, freue ich mich schon auf die nächsten Teile der Reihe! Ich habe „Ein Makler für Mathea“ in einem Stück durchgelesen und kann die Kurzgeschichte ein kurzweiliges und erotisches Leseabenteuer absolut empfehlen und vergebe 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Die wilden 20er

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
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„Es ist unbedingt erforderlich, seinen eigenen Standpunkt durch das Aufzeigen klarer Grenzen deutlich zu machen.“

„Das Grand Hotel – Die nach den Sternen greifen“ ist der erste Band der Grand-Hotel-Saga ...

„Es ist unbedingt erforderlich, seinen eigenen Standpunkt durch das Aufzeigen klarer Grenzen deutlich zu machen.“

„Das Grand Hotel – Die nach den Sternen greifen“ ist der erste Band der Grand-Hotel-Saga von Caren Benedikt. Er erschien im März 2020 im Blanvalet Verlag.
Bernadette von Plesow leitet das Grand Hotel in Binz seit dem Brand vor einigen Jahren alleine. Obwohl sie sich die Geschäftsführung mittlerweile mit ihrem jüngeren Sohn Alexander teilt, laufen alle Fäden bei ihr zusammen und ohne ihre Zustimmung geschieht nichts. Obwohl die Geschäfte gut laufen lebt Bernadette mit der permanenten Angst, dass das größte Geheimnis ihres Mannes entdeckt und alles gefährden könnte…

„Die nach den Sternen greifen“ ist der Auftaktband der Grand-Hotel-Saga um die Familie von Plesow. Dementsprechend wird er genutzt, um alle Familienmitglieder sowie weitere wichtige Figuren vorzustellen und ihre Charakterzüge und -eigenschaften darzustellen.
Die Geschichte wechselt zwischen verschiedenen Erzählsträngen, -perspektiven und -orten. Erst nach und nach fügt sich alles zu einer Gesamthandlung zusammen. Diese Wechsel sowie der etwas langatmige Beginn des Romans haben es mir zunächst etwas schwer gemacht, mich in den Roman einzufinden. Als ich jedoch die Zusammenhänge verstanden hatte und die erste Einführung der Figuren erfolgt war, flogen die Buchseiten nur noch so dahin und ich konnte vollständig in das Leben der 20er Jahre in Binz und Berlin eintauchen. Die Familiengeschichte der von Plesows steckt dabei voller spannender Geheimnisse, Intrigen, Korruption und organisierter Kriminalität.
Jedes der Familienmitglieder ist auf seine Weise interessant dargestellt und charakterisiert. Die personale Erzählperspektive wechselt dabei zwischen verschiedenen Figuren und ermöglicht dadurch intensive Einblicke in Gedanken und Gefühle nahezu aller Charaktere. Gefallen haben mir dabei sehr die Zitate der einzelnen Figuren, die jedem Kapitel als Überschrift und gleichzeitige Erläuterung der jeweiligen Erzählperspektive vorangestellt waren.
Die interessanteste und am schwersten zu durchschauende Person ist für mich allerdings die Protagonistin Bernadette von Plesow. Sie ist unangefochten die „Grand Dame“ von Binz und kaum ein Geschäftsmann kann es mit ihr aufnehmen. Sie ist entschlossen, selbstbewusst und geschickt. Sie weiß was sie will und wie sie es bekommt. Hierbei geht sie zwar nicht gerade über Leichen, Intrigen und Klüngeleien sind ihr aber keinesfalls fremd. Zudem weiß sie, wann es besser ist, die Augen zu verschließen und den Dingen ihren Lauf zu lassen sowie wann es Zeit ist, einzugreifen. Für ihre Kinder kämpft sie wie eine Löwin, lehrt sie aber gleichzeitig den Ernst des Lebens, was gerade ihre Tochter Josephine, die ihren Weg im Leben bisher noch nicht gefunden hat, zu spüren bekommt. Was sie jedoch vor allen verbirgt ist ein Geheimnis, das alles, was sie sich mühsam aufgebaut hat, gefährden kann und das ihr regelmäßig Sorgen bereitet…
Fasziniert hat mich, dass sich alle Figuren im Lauf der Handlung deutlich entwickeln und jede für sich große Gewissenskonflikte durchstehen und wichtige Entscheidungen treffen muss.
Historisch betrachtet bietet der Roman leider keine großen Hintergründe. Sehr anschaulich wird zwar das bunte und sorgenlose Leben der 20er-Jahre geschildert, politische Zusammenhänge werden allerdings lediglich angerissen und nicht genauer beschrieben. Die Geschicke der Familie von Plesow bleiben daher relativ unpolitisch und könnten auch gut in einer anderen Zeit spielen. Dies finde ich persönlich zwar ein bisschen schade, da ich gerade die Einarbeitung historischer Fakten in Romane sehr schätze, es schmälert aber den Spaß an dem Roman an sich nicht.
Das Ende des ersten Bandes hat mich dann noch einmal sehr erschreckt und kam für mich völlig überraschend! Ich bin daher unglaublich gespannt auf den zweiten Teil der Familiensaga und freue mich darauf, wie es weitergeht!

Mein Fazit: Ich vergebe 4 von 5 Sternen für den interessanten und rasanten Auftaktband der Grand-Hotel-Saga und freue mich auf den nächsten Teil!

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Arkoland

Beaglemeute unplugged - oder Liebe von A-Z
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„Dieses Buch ist meine liebevolle Erinnerung an eine ebenso fröhliche wie außergewöhnliche Hundeseele, die immer bei uns sein wird.“

„Beaglemeute unplugged oder Liebe von A-Z“ ist ein Buch, mit vielen ...

„Dieses Buch ist meine liebevolle Erinnerung an eine ebenso fröhliche wie außergewöhnliche Hundeseele, die immer bei uns sein wird.“

„Beaglemeute unplugged oder Liebe von A-Z“ ist ein Buch, mit vielen Kurzgeschichten über den Beaglerüden Arko. Er wurde von Anett Klose geschrieben und ist im Dezember 2019 im Selfpublishing veröffentlicht worden.

Wer selbst einen Hund besitzt, kennt das Gefühl: Die uneingeschränkte Liebe zum eigenen Tier. Es ist Seelentröster, Laufgefährte, bester Freund, einfach immer da und noch so vieles mehr. Es liebt einen bedingungslos und egal wie schlimm das von ihm angerichtete Chaos ist, man kann ihm nie lange böse sein. So ging es auch Anett Klose und ihre Familie.
Nach reiflichen Überlegungen wurde entschieden, einen Hund in die Familie aufzunehmen. Nach vielen Recherchen wurde sich für einen Beagle entschieden und schließlich zog Arko ein. In Windeseile brachte er der Familie bei, dass nichts, aber auch wirklich nichts, so ist, wie man es sich im Vorfeld überlegt hat, aber dennoch wunderschön.
In ihrem Buch beschreibt die Autorin in vielen kleinen und humorvollen Kurzgeschichten das Leben von ihnen mit Arko sowie den weiteren tierischen Wegbegleitern, die sich irgendwie nach und nach ins Haus schlichen… Mit vielen Anekdoten, bei denen sich der ein oder andere Hundehalter wiederfinden dürfte, beschreibt sie das alltägliche Leben mit Hund, erzählt von Erziehungsmethoden und ihrer Liebe zu Arko.
Aus den Zeilen springt einem förmlich die Liebe zum Hund entgegen, durch enthaltene Bilder und Layoutgestaltung (ein echter Pfotenabdruck von Arko ziert jede Seite) erhält man einen zusätzlichen wundervollen Einblick in Arkos Beagleleben.
Schon auf Seite 2 des Buches schossen mir die Tränen in die Augen und auch am Schluss musste ich kräftig schlucken. Leider ist die Zeit, die unsere Hunde mit uns verbringen können, immer viel zu kurz und auch Arkos 14 Beaglejahre sind eigentlich nicht genug für einen besten Freund… Dieser Gedanke ist mir sehr nahe gegangen und hat mich eben zu Tränen gerührt.
Der Schreibstil ist flüssig, kurzweilig und humorvoll, die einzelnen Kurzgeschichten bauen mehr oder weniger aufeinander auf und lassen sich gut nachvollziehen. An der ein oder anderen Stelle wäre ich in Punkto Hundeerziehung zwar etwas anderer Meinung, aber hier scheiden sich eben die Geister und wichtig ist sowieso nur, dass man selbst mit sich und seiner Fellnase zufrieden ist. Dies ist also kein wirklicher Kritikpunkt, sondern einfach nur eine Erkenntnis.

Mein Fazit: „Beaglemeute unplugged“ ist eine Liebeserklärung an Arko und im Grunde auch an jeden anderen vierbeinigen Begleiter. In vielen Situationen habe ich Amy oder mich wiedererkannt und habe das Lesen wirklich genossen. Ich vergebe 4 von 5 Sternen für diese liebevolle Darstellung des Lebens mit einem Hund! Mögen unsere geliebten Hunde ewig in unserem Herzen bleiben <3!

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Stadt der Liebe

Zeit der Pfirsichblüte
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„Lori lebt nicht mehr, aber ich, und ich möchte mein Leben ausschöpfen, nicht mehr unglücklich sein […]“

„Zeit der Pfirsichblüte“ ist ein Roman von Anja Saskia Beyer. Er ist in sich abgeschlossen und ...

„Lori lebt nicht mehr, aber ich, und ich möchte mein Leben ausschöpfen, nicht mehr unglücklich sein […]“

„Zeit der Pfirsichblüte“ ist ein Roman von Anja Saskia Beyer. Er ist in sich abgeschlossen und erschien am 08. Dezember 2020 im Tinte und Feder Verlag.
Annas beste Freundin Carina schlägt einen gemeinsamen Mädelsurlaub in Barcelona vor, doch alles in Anna sträubt sich gegen diese Stadt. Für sie steht Barcelona für Verlust und Trauer, denn dort verlor sie nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihr einziges Kind. Erst nach langem Überlegen kann sie sich zu dem gemeinsamen Urlaub durchringen, denn vielleicht trügt ihr Eindruck ja doch nicht – könnte ihre Tochter doch noch leben…?

Mit „Zeit der Pfirsichblüte“ entführt die Autorin uns in die wunderschöne Stadt Barcelona. Vor traumhafter Kulisse mit detaillierten und authentischen Beschreibungen der Umgebung gestaltet sie einen Roman, der eine fiktive Handlung mit einem kaum vorstellbaren aber leider realem Hintergrund: gestohlene Babys.
In der Geschichte hat es dies schon mehrfach gegeben, aus der DDR sind zahlreiche Fälle bekannt und auch in Spanien hat es lange Zeit zum Alltag gehört. Kinder wurden den Müttern direkt nach der Geburt weggenommen, die Eltern wurden in dem Glauben gelassen, dass ihr Kind plötzlich verstorben sei.
Anja Saskia Beyer beschreibt dieses traurige und ernste Thema auf sehr geschickte und berührende Art und Weise. Vor- und Nachteile, Schwierigkeiten und Hindernisse werden beschrieben und von mehreren Seiten beleuchtet, was wir mir wirklich gut gefallen hat.
Auch die Protagonistin Anna erleidet dieses Schicksal, oder ist sich zumindest sicher, dass es so gewesen sein könnte. Immerhin waren die Umstände der Geburt ihrer Tochter vor 20 Jahren alles andere als normal, doch seitdem versucht sie krampfhaft, die Vergangenheit zu begraben. Dies gelingt ihr mal besser und mal schlechter, von ihren Freunden weiß im Grunde niemand von ihrem Verlust. Ihr Mann Viktor ist davon überzeugt, dass Anna Gespenster sieht und ist eher wenig für sie da. Als ihre Freundin Carina ihr eine gemeinsame Reise nach Barcelona vorschlägt, sträubt sich alles in Anna gegen diese Reise. Diese Stadt birgt bisher nur schlechte Erinnerungen, dort hat sie ihr Kind und ihre große Liebe verloren und möchte einfach nur vergessen. Schließlich entscheidet sie sich aber doch für die Reise, denn ein erneuter Besuch kann ihr vielleicht helfen die Vergangenheit endlich zu akzeptieren oder vielleicht sogar neue Spuren zu finden.
Nachdem Annas Entschluss steht, ist sie von ihrem Vorhaben kaum noch abzubringen, in Barcelona setzt sie alles daran, herauszufinden, ob ihre Tochter damals wirklich gestorben ist, oder ob sie eben doch noch lebt…
Ihre Suche ist definitiv spannend beschrieben, der lockere und mitreißende Schreibstil lässt die Seiten nur so dahinfliegen. Ich habe mit Anna mitgefiebert und ihr bei der Suche so sehr die Daumen gedrückt. Durch die Rückblicke auf Annas erste Zeit in Barcelona bekommt man einen guten Einblick in die Geschehnisse vor 20 Jahren und entwickelt, wie Anna, eine gewisse Skepsis gegenüber dem angeblichen Tod ihrer Tochter. Trotzdem war ich mir eine lange Zeit nicht sicher, ob sie sich in die Sache verrennt, oder ob sie recht haben könnte. Das Ende war für mich in dieser Hinsicht auch nicht wirklich absehbar.
Die Liebesgeschichten allerdings, die sich parallel entwickeln waren für mich eher keine Überraschung und auch eher vorhersehbar. Annas und Pablos Beziehung hat sich für meinen Geschmack recht schnell entwickelt, blieb dabei aber authentisch, da Anna schon länger nicht mehr zufrieden war und dies erst im Laufe ihrer Reise und mit einigem Abstand von zuhause erkennen konnte. Ihre Entscheidung passt zu ihrer Entwicklung, denn aus der eher unsicheren Frau mit der „man alles machen kann“ wird eine Frau, die bereit ist zu kämpfen und die sich nicht mehr einfach abkapseln lässt. Diese Entwicklung hat mir sehr gut gefallen, denn mit der unsicheren und eher negativ eingestellten Anna konnte ich nicht wirklich viel anfangen und hatte daher auch zu Beginn des Romans Schwierigkeiten in die Geschichte einzusteigen.
Weniger nachvollziehbar fand ich die sehr rasante Entwicklung der Beziehung von Annas Freundin Carina. Aus einer Männern eher skeptisch gegenüberstehenden Frau, wird innerhalb kürzester Zeit jemand, der sich zu 100% auf einen fremden Typen einlässt und der sogar sein Leben für sie vollständig auf den Kopf stellt? Für mich ein wenig unrealistisch und einen Tick zu viel „rosarot in Plüsch“, auch wenn es natürlich die Handlung abrundet und Barcelona Paris als „Stadt der Liebe“ definitiv Konkurrenz macht.

Mein Fazit: Insgesamt hat mir der Roman wirklich sehr gut gefallen, die Suche nach der Wahrheit und ihrer verlorenen Tochter ist wirklich spannend und mitreißend geschrieben, der ernste und wirklich furchtbare Hintergrund gut in die fiktive Handlung eingearbeitet und mit vielen Details belegt! Ich vergebe 4 von 5 Sternen für einen Liebesroman mit ernstem und wirklich gut verarbeitetem Hauptthema!

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Die lieben Nachbarn

Die Nachbarin
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„Man kann Tür an Tür mit einem Menschen wohnen, ohne ihn jemals kennenzulernen, und keiner stört sich daran.“

„Die Nachbarin“ ist ein Thriller von Caroline Corcoran, übersetzt von Sybille Uplegger. Er ...

„Man kann Tür an Tür mit einem Menschen wohnen, ohne ihn jemals kennenzulernen, und keiner stört sich daran.“

„Die Nachbarin“ ist ein Thriller von Caroline Corcoran, übersetzt von Sybille Uplegger. Er erschien im August 2020 im Heyne Verlag.
Lexies Leben scheint zu schön, um wahr zu sein. Sie hat einen tollen Freund, eine schöne Wohnung und Freunde. Harriet hingegen ist glücklicher Single, erfolgreich in ihrem Job und eine Partymaus – im Grunde also das Gegenteil von Lexie. Während Lexie also ihre stolze Nachbarin bewundert, tut Harriet es ebenso, doch während eine der beiden nur träumt, plant die andere das Leben ihrer Nachbarin unwiderruflich zu zerstören…

Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich… Jeder von uns ist sich wohl darüber im Klaren, dass die lieben Nachbarn mehr über uns wissen, als uns manchmal lieb ist. Wann sind wir zuhause, wann nicht. Wann haben wir Besuch, wann streiten wir mit dem Partner, wann backen oder kochen wir, wann sehen wir Fern?
Alles Dinge, die eigentlich niemanden etwas angehen. Aber Neugier ist etwas, dass sich nicht bezähmen lässt und im Grunde ist es doch so einfach zu beobachten, was der Nachbar nebenan tut. Doch was ist, wenn die Nachbarin eindeutig zu viel über uns weiß? Wenn sie unsere Post liest, sich in unser Leben einmischt und uns manipuliert…?
Eine Thematik, die mir Gänsehaut bereitet und ein Gefühl der ständigen Beobachtung vermittelt hat. „Die Nachbarin“ ist unblutig, aber ein Pyschothriller, der an die Nieren gehen kann. Caroline Corcoran beschreibt das Leben von Harriet und Lexie, die nebeneinander wohnen, sich eigentlich nicht kennen und doch ziemlich viel über die jeweils andere zu wissen glauben.
Auf der anderen Seite des Zaunes (oder Wand), ist das Gras eben immer grüner und die sozialen Netzwerke scheinen eine sichere Quelle zu sein, um sich über das durch die Wand gehörte hinaus, über die Nachbarin zu informieren…
Durch „glauben, ahnen und mutmaßen“ entsteht eine fiktive Wirklichkeit. Neid bleibt da nicht aus, denn während die eine das perfekte Leben in einer harmonischen Partnerschaft und einem großen Freundeskreis zu führen scheint, ist die andere das, was wohl jede Frau gern wäre: selbstbewusst, erfolgreich und wunderschön. Doch wie sieht es hinter der Fassade aus und ist das Leben auf der anderen Seite des Zauns wirklich grüner? Oder scheint es nur so und jeder trägt sein eigenes Päckchen, das eben doch verborgen bleibt?
Streckenweise war der Thriller vielleicht etwas langatmig, insgesamt aber fesselnd geschrieben und mit einem geschickten Spannungsaufbau und einer krassen Entwicklung der Figuren versehen. Ständig habe ich erwartet, dass nun etwas Schreckliches passieren würde, doch bis es dann wirklich zu einem Finale kommt vergeht einige Zeit. Währenddessen taucht man ab in psychotische Sichtweisen und Handlungen, stalkerische Aktivitäten und Gänsehautmomente. Die wechselnde Ich-Perspektive von Harriet und Lexie ist gut gewählt und verschafft tiefe Einblicke in die Gedanken und Gefühle beider Frauen. Beide Figuren sind authentisch und realitätsnah dargestellt, ihre Handlungen und Gedanken so wirklichkeitsnah, dass es schon beängstigend ist.
Der Roman dreht sich um Wirklichkeit und erdachte Wirklichkeit, um die eigene Unzufriedenheit und den Neid auf andere, aber auch um das Thema Treue, Partnerschaft und Kinderwunsch. Wahre Liebe und krankmachende Liebe werden ebenso thematisiert und die Handlung eingewoben.
Ich fand den Roman und sein Thema, beziehungsweise seine Themen, beängstigend und verstörend, gleichzeitig aber auch faszinierend und realitätsnah. Ich hatte einige Gänsehautmomente und habe vielleicht einmal öfter darüber nachgedacht, ob ich vielleicht beobachtet werde…

Mein Fazit: „Die Nachbarin“ ist ein unblutiger Psychothriller, der demjenigen, der Mord und Totschlag erwartet, wohl eher nicht gefällt. Mit seinem geschickten Erzählstil und den psychotischen Gedanken und Handlungen übte er aber einen gewissen Sog und eine beängstigende Faszination auf mich aus und hat mich dadurch absolut gefesselt. Ich ziehe lediglich einen Stern ab, da er an manchen Stellen etwas langatmig war und vergebe damit 4 von 5 Sternen.

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