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Veröffentlicht am 11.03.2017

Spannendes neues Ermittlerduo

Tod am Deich. Ostfrieslandkrimi
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Um fit zu sein für den Antrittsbesuch der neuen Kollegin Fenna Stern macht sich KHK Tammo Anders mit seinem Fahrrad und Hund Buddy auf zu einer Runde auf dem Deich. Von einem Jogger aus dem Gleichgewicht ...

Um fit zu sein für den Antrittsbesuch der neuen Kollegin Fenna Stern macht sich KHK Tammo Anders mit seinem Fahrrad und Hund Buddy auf zu einer Runde auf dem Deich. Von einem Jogger aus dem Gleichgewicht gebracht, stürzt Tammo und verheddert sich in den Fängen einer Wasserleiche im Entwässerungsgraben hinter dem Deich in Greetsiel. So stolpert Fenna gleich an ihrem ersten Tag in ihren ersten Fall in Greetsiel.

Mit „Tod am Deich“ steige ich ein in eine Krimireihe um Kriminalhauptkommissar Tammo Anders und der Profilerin Fenna Stern. Von Anbeginn knistert es zwischen den Beiden ohne dass es aufdringlich erscheint. Ich hoffe, bald mehr von dem sympathischen Ermittlerpaar lesen zu dürfen.
Wachtmeister Pötzschke, den ich auch sehr sympathisch finde, bringt mit seiner Art Ruhe auf die Polizeiwache.
Durch die norddeutschen Vor- und Zunamen, die zusammen mit den Orts- und Landschaftsbeschreibungen den Lokalkolorid ausmachen, bin ich direkt in Ostfriesland bzw. dem malerischen Ort Greetsiel angekommen.
Gelungene, aussagekräftige Dialoge, ein Spannungsbogen der sich stetig aufbaut und sich gut halten kann, haben mich das Buch in einem Rutsch durch lesen lassen. Bei der ein oder anderen Beschreibung – z.B. sein Verhalten ließ die Nackenhaare Handstand machen – habe ich auch mal schmunzeln müssen. Oder wenn ich mir Onkel Fridos Rentnergang vorgestellt habe. Auch das gehört für mich zu einem guten Krimi dazu.
Die Geschichte hat mich fesseln können, für mich war ein Täter schnell zur Stelle, aber auch schnell wieder verworfen.

Tod am Deich hat mich bestens unterhalten, ist spannend mit wiederkehrenden Wendungen, die ich so nicht erwartet hatte und ich hatte Einblick in eine Familiengeschichte, die die Vergangenheit nicht bewältigen konnte. Ich freue mich auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 05.03.2017

Einblicke in eine für mich fremde, erschreckende Welt

Unorthodox
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New York, Brooklyn, Williamsburg – hier wächst die kleine Devoiri bei ihren ultraorthodoxen Großeltern Bubby und Zeidi in der chassidischen Satmar Gemeinde auf. Die religiösen Extremisten führen ein abgeschirmtes ...

New York, Brooklyn, Williamsburg – hier wächst die kleine Devoiri bei ihren ultraorthodoxen Großeltern Bubby und Zeidi in der chassidischen Satmar Gemeinde auf. Die religiösen Extremisten führen ein abgeschirmtes Leben nach strengen Regeln und Vorschriften, denen sich die kleine Devoiri schon bald versucht zu widersetzen. Sie fühlt sich unverstanden, in ihr steckt soviel Wissensdurst und Neugier, was sie versucht mit dem Lesen von verbotenen Büchern zu kompensieren. Ihre Männerwelt besteht aus stillen, blassen Männern mit schwarzen langen Mänteln, schwarzen Hüten und gekringelten Schläfenlöckchen. Ehen werden arrangiert.

Es ist ein langer und steiniger Weg, bis aus Devoiri Deborah Feldman wird, die heute mit ihrem Sohn in Berlin lebt. Aber sie hat es geschafft und sich aus den Fängen einer religiösen Vereinigung befreit, die auch heute noch ihren ganz eigenen Weg geht und man dort der Ansicht ist, nur dieser Weg sei der richtige.

Ein Buch, dessen wahre Geschichte noch lange in mir nachwirken wird.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Ergreifend, verstörend - Erinnerungen, die jeder lesen sollte

Der letzte Überlebende
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Geboren am 01.09.1926 in dem kleinen Städtchen Bedzin in Oberschlesien, als Sohn einer jüdischen Familie, erzählt Szlamek, heute Sam, Pivnik aus seiner eher sorglosen Kindheit. Besonders die Ferien bei ...

Geboren am 01.09.1926 in dem kleinen Städtchen Bedzin in Oberschlesien, als Sohn einer jüdischen Familie, erzählt Szlamek, heute Sam, Pivnik aus seiner eher sorglosen Kindheit. Besonders die Ferien bei seinen Verwandten in Loslau, die er als „Garten Eden“ bezeichnet sind ihm gut in Erinnerung geblieben. An seinem 13. Geburtstag ändert sich alles: die Deutschen marschieren in Polen ein. Nach kurzer Zeit wird er mit seiner Familie in ein Ghetto verbracht: auf einen Hügel namens Kamionka. Einen Monat vor seinem 17. Geburtstag werden die Juden aus Bedzin zum Bahnhof getrieben und in einen Zug nach Auschwitz-Birkenau gestopft. Nun beginnt für ihn der Kampf ums Überleben…

Ich habe schon viel über die Greuel des Krieges, insbesondere der Judenverfolgung gehört und gelesen. Durch seine Geschichte, die Sam Pivnik hier in der Ich-Form erzählt, bin ich aber so nah dran an den Geschehnissen, dass ich immer wieder kleine Pausen einlegen musste, um das Gelesene zu verdauen. Besonders hat es mich entsetzt, wie seine Mutter wie eine Löwin um ihre Kinder kämpft, diesen Kampf jedoch verliert. Die Gefühle, die in Sam gewütet haben, als seine fast blinde Großmutter weggeführt wurde, will ich mir gar nicht vorstellen. Nur eine Daumenbewegung in einem weißen Handschuh nach rechts oder links entscheidet über Leben oder Tod.

Aber Sam hat das, wenn man es überhaupt so nennen kann, Glück auf seiner Seite. Insgesamt 14 x wäre ein Weiterleben fast an ihm vorbei gegangen. Aber er schafft es immer wieder weiter zu machen, weiter zu leben. Von Auschwitz zum Bergwerk Fürstengrube, wo er an einer Execution teilnehmen musste; der Todesmarsch nach Ostholstein, bis er zusammen mit 5 weiteren Juden nach dem Brand auf der MS Cap Arcona gerettet wurde. Ereignisse, die bei anderen Menschen für ein ganzes Leben oder mehr reichen, ereilen hier einen Menschen innerhalb von 5 Jahren.

Die Fotos in der Mitte des Buches machen schmerzhaft bewusst, dass dieses Personen, bis auf Sam Pivnik, das Massaker des Völkermordes an den Juden nicht überlebt haben.

Das Buch hat mich ergriffen, tief berührt und betroffen gemacht. Und ich hoffe, dass es noch viele Menschen lesen werden.

Veröffentlicht am 17.02.2017

Cems emotionalster Fall

Luzerner Todesmelodie
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Nicht nur ein anonymer Brief, der Rolf Wymann und Barbara Amato der sexuellen Nötigung einer jungen Frau bezichtigen, oder der Überfall auf eine junge Frau mit einem Velo, die einen falschen Namen angegeben ...

Nicht nur ein anonymer Brief, der Rolf Wymann und Barbara Amato der sexuellen Nötigung einer jungen Frau bezichtigen, oder der Überfall auf eine junge Frau mit einem Velo, die einen falschen Namen angegeben hat, besonders beschäftigt Cem Cengiz und seinen Kollegen Kevin Leibacher der gewaltsame Tot von Gerard O´Brian und seiner Frau Anna-Katharina Lehner. Neven O´Brian, der selbstverliebte und exzentrische Stargeiger sagt aus „Ich habe sie getötet“. Die Indizien allerdings sprechen eine andere Sprache. Nur Cem ist sich sicher, dass Neven ein Doppelmörder ist und heftet sich an seine Fersen. So hat er leider nicht die Zeit sich um seine Schwester Nesrin zu kümmern, die aus London zu einem Besuch angereist ist. Und auch die Zeit sich mit seiner Freundin Lila zu versöhnen, ist leider nicht da.

Schon nach den ersten Seiten war ich total gefesselt und begeistert von diesem neuesten Buch von Monika Mansour. Es war schön, einige alte Bekannte wieder zu treffen, die ich in den beiden ersten Büchern kennengelernt habe. Besonders Cem und Lila hatte ich schon vermisst.

Die Charaktere dieses Falles sind zum Teil sehr aussergewöhnlich. Besonders den exzentrischen Stargeiger, seinen eher sensiblen Bruder Shane und seine eigenwillige Entourage, die er völlig in seinen Bann gezogen hat und die alles für ihn tun, hat die Autorin mit ihren Eigenheiten so detailliert und farbig gezeichnet, dass mein Kopfkino sie gleich angenommen hat.

Dieser Fall ist der persönlichste, den Cem Cengiz bisher lösen musste. Es stellt sich heraus, dass Neven O´Brian sehr viel über ihn weiß und ich hatte das Gefühl, dass er Cem immer einen kleinen Schritt voraus ist. So baut sich die Spannung schnell auf und hält sich mit einem Knistern auf Höchstniveau bis es zum absoluten Showdown kommt. Die laufend wechselnden Handlungsorte und das Tempo der Geschichte tragen viel dazu bei. Ich habe mehrere Male die Luft angehalten, weil … (wird nicht verraten)

Mit ihrem leichten, doch tiefgehenden und fesselnden, sehr gut zu lesenden Schreibstil nimmt mich die Autorin mit nach Luzern und ich lerne die Stadt noch ein kleines bisschen näher kennen. Die immer wieder einfließenden Schweizer Worte und Redewendungen geben der Geschichte ihren eigenen Flair und der Lokalkolorit kommt sehr gut heraus.

Der Plot entführt mich sehr dezent in die klassische Musikszene. Neven scheint das Gegenstück zu David Garrett zu sein. Ich erfahre etwas über verschiedene Stradivaris, den Starkult, der auch in dieser Szene getrieben wird. All dies fügt sich nahtlos in den Kriminalfall ein. Besonders interessant fand ich die Einblicke in die kranke Seele des Täters.

Ich bin froh, dass ich mich entschlossen habe auch dieses Buch zu lesen, denn es ist einer der besten Krimis, fast schon Thriller, die ich seit langem gelesen habe. Und ich hoffe, Minika Mansour gibt uns bald mehr davon.

Veröffentlicht am 14.02.2017

Liebe mit Chiligeschmack

Franz oder gar nicht
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Nachdem ich die ersten beiden Romane von Nicola Hotel verschlungen habe, musste ich natürlich unbedingt wissen, was sie sich Neues ausgedacht hat.

Sie stellt mir zum einen Narkoseärztin Josephine Henning ...

Nachdem ich die ersten beiden Romane von Nicola Hotel verschlungen habe, musste ich natürlich unbedingt wissen, was sie sich Neues ausgedacht hat.

Sie stellt mir zum einen Narkoseärztin Josephine Henning vor, die ich mit ihrer lockeren, herzerfrischenden, etwas chaotischen Art sofort ins Herz geschlossen habe. Ganz anders ihre Schwägerin Silke, bei deren Reden ohne Punkt und Komma ich nicht nur einmal die Augen verdreht habe. Wobei auch sie ihre positiven Seiten hat und diese im Lauge der Geschichte immer mehr zeigt. Das absolute Sahneschnittchen Raphael Franz, der derzeit angesagtes Fernsehkoch, mit den verwuschelten Haaren und den geschwungenen Lippen hat sofort nicht nur Josephines, sondern auch mein Herz erobert.

Auch die anderen Personen sind so facettenreich und farbig beschrieben, dass ich sie mir bald vorstellen konnte und mein Kopfkino sofort mit dem Abspielen begonnen hat.

Aus Abschnitten der Biografie „Das Rezept seines Erfolgs“ von Barbara Olivier, die in Kursivschrift eingefügt sind, lerne ich Raphael von Kindesbeinen an kennen.

Die Geschichte hat soviel Wortwitz, soviel komische Verwicklungen ohne platt oder unglaubwürdig zu klingen, dass meine Mundwinkel dauerhaft nach oben gezogen waren. Bei der Aufzählung der „schmackofatzischen“ Gerichte ist mir das Wasser im Mund zusammen gelaufen. Und obwohl ich ja von Anfang an wusste, worauf die vielen Missverständnisse hinführen, hat mich Nicola Hotel auch diesmal wieder vorzüglich unterhalten.

Das Rezept von Raphaels Tomatensugo werde ich auf alle Fälle mal ausprobieren.