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Veröffentlicht am 20.08.2017

Sommerkind

Sommerkind
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Kolja ist fünfzehn, als seine sieben Jahre jüngere Schwester Malu unbedingt im Freibad und nicht im Meer schwimmen will. Während er auf einer Bank sitzt und ein Buch liest, fällt ihm nicht auf, dass sie ...

Kolja ist fünfzehn, als seine sieben Jahre jüngere Schwester Malu unbedingt im Freibad und nicht im Meer schwimmen will. Während er auf einer Bank sitzt und ein Buch liest, fällt ihm nicht auf, dass sie nicht zurückkommt. Vielmehr ist es Ragna, ein Jahr älter als Kolja und in ihn verliebt, die das bemerkt, aufspringt, losläuft, Malu reglos im Schwimmbecken liegen sieht und das Mädchen aus dem Wasser rettet. Doch ein normales Leben wird es nicht mehr sein. Malus Gehirn ist bereits geschädigt, sie fällt ins Koma. Malu ist ein Sommerkind.

Es ist das Bild des kleinen Mädchens auf dem Grund des Beckens, das Ragna 25 Jahre mit Erinnerungen konfrontiert, die ihr nicht mehr gegenwärtig und lückenhaft sind. Im Rahmen eines Forschungsprojektes befasst sie sich mit der Frage, ob es einen erkennbaren Zusammenhang zwischen den Orten der Kindheit und dem Verlauf des Lebens gibt. Und ob der Mensch am Ende seines Lebens dorthin zurückkehrt.

Sie begibt sich auf die Suche nach ihren Erinnerungen, nach Kolja und danach, was damals wirklich geschehen ist. Dabei begegnen ihr Menschen, die Kolja auf seinem Weg begleitet haben. Ragna trifft seine Mutter, Malu und spricht mit der Ärztin, die mit mehr Fürsorge und Augenmerk auftritt, weil sie die Sensibilität erkennt und die Schuldgefühle, mit denen Kolja belastet ist. Denn vor allem Koljas Mutter vermittelt ihrem Sohn, verantwortlich für das Geschehen zu sein. Zur Strafe muss er seine Schwester im Krankenhaus besuchen, und es ist nur verständlich, dass er darauf mit Abwehr reagiert. Stattdessen widmet Kolja seine Zeit und seine Zuneigung einem kleinen Jungen, der vom Wickeltisch gefallen ist und den er "Kai in der Kiste" nennt.

"Der Satz, mit dem sie ihn fortschickte, verschmolz mit dem Geräusch der Tür, die sie leise hinter ihm ins Schloss drückte."

Sommerkind ist ein emotional intensives Erlebnis. Der Roman besticht durch seine stille, tiefgründige, gleichwohl poetische Sprachgewalt und das psychologisches Feingefühl, mit dem Monika Held ihre Figuren porträtiert. Es gelingt ihr nicht nur, die Fassungslosigkeit der Eltern ob dieses Unglücks zu verdeutlichen, sondern auch die Einsamkeit und den Schmerz darzustellen, denen Kolja ausgesetzt ist und unter denen er leidet.

Im hohen Maße schafft die Autorin eine glaubhafte Darstellung. Dabei erzählt sie zeitversetzt aus zwei Blickwinkeln. Ragna nimmt die Ich-Position ein, wodurch es stets möglich ist, an ihren Gedanken und Emotionen teilzuhaben. Hingegen wird Koljas Geschichte aus der Sicht von Dritten geschildert. Insgesamt beleuchtet die Autorin ein Geschehen, das unsagbar traurig und betroffen macht und doch nicht ohne Hoffnung und schöne Momente ist.

Vielleicht ist am Ende nicht alles gesagt, aber so viel, dass die Geschichte schließen kann. Und es ist auch nicht wichtig. Denn Ragna und Kolja werden sich treffen, wenngleich wir nicht mehr dabei sind...

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Veröffentlicht am 06.06.2017

Die fremde Königin

Die fremde Königin
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„Wenn Ihr leben wollt, müsst Ihr graben“

Als Adelheid von Burgund, nach dem Tod ihres Gatten Lothar von Berengar von Ivrea im Jahre 951 auf der Burg Garda gefangen gehaltene Königin von Italien, diese ...

„Wenn Ihr leben wollt, müsst Ihr graben“

Als Adelheid von Burgund, nach dem Tod ihres Gatten Lothar von Berengar von Ivrea im Jahre 951 auf der Burg Garda gefangen gehaltene Königin von Italien, diese Worte von einem Mönch im Vorbeigehen zugeraunt bekommt, fasst sie neuen Mut, ihrem Peiniger möglicherweise doch noch entkommen zu können. Und das Wunder geschieht. Mit eigenen Händen kann sich Adelheid in die Freiheit graben und zusammen mit ihrer Tochter Emma, ihrer Dienerin Anna und Bruder Guido fliehen. Sie erwartet Hilfe in Person jenes geheimnisvollen Mönches, der in Wahrheit Gaidemar, ein Panzerreiter im Dienst König Otto, ist, ausgesandt, um die Befreiung zu unterstützen. Das schwierige Unterfangen gelingt, und als Adelheid mit ihrem „Gefolge“ in Pavia eintrifft, nimmt sie König Otto in Empfang, und die beiden heiraten. Aus der zunächst rein politischen Ehe zwischen Adelheid und Otto erwächst eine Beziehung auf Augenhöhe, die von gegenseitiger Zuneigung und Liebe geprägt ist.

Gaidemar, der im Verlauf der Flucht recht schnell in die schöne, edle Frau verliebt hat, ist ohne den Hauch einer Chance. Nicht nur weil er über keinerlei Besitz verfügt, ist Adelheid unerreichbar für ihn. Sondern er ist ein Bastard und damit namenlos, wurzellos und ohne Aussicht darauf, dass sich dies jemals ändert.

Doch das Schicksal hält nicht nur für Gaidemar und „Die fremde Königin“ einiges bereit...

Rebecca Gablé zeigt mit ihrer Reise in die Vergangenheit erneut, dass sie es vermag, den Leser diese nahezubringen, ohne es wie eine Geschichtsstunde aussehen zu lassen. Sie schreibt engagiert und respektvoll, hält sich an die historischen Gegebenheiten und stellt ihre Gründlichkeit bei der Recherche unter Beweis. Die Lebendigkeit, die sie ihren Protagonisten verleiht, macht diese für den Leser wahrnehm- und greifbar. Es ist eine besondere Kunst der Autorin, sämtliche Handelnde so zu charakterisieren, dass der Leser Verbindungen knüpfen und Empathie und Antipathie mit ihnen entwickeln kann, nicht nur bei der Begegnung mit neuen Persönlichkeiten, sondern auch beim Treffen mit "alten" Bekannten.

Hervorzuheben ist daneben die Gestaltung des Buches. Nicht nur das Cover ist äußerst ansprechend. Neben in Farbe gestalteter Karte des Reiches um 962 und eines ausführlichen Stammbaumes der Ottonen illustrieren Doppelseite schwarz-weiß Bilder jeden Beginn der drei Teile des Romans. Das Personenregister verschafft einen Überblick über historische und fiktive Figuren. Zudem beleuchtet das Nachwort der Autorin geschichtliche Hinter- und eigene Beweggründe.

Das Geschehen in "Die fremde Königin" setzt zehn Jahre nach dem in "Das Haupt der Welt" zuletzt geschilderten ein und führt den Leser erneut in eine aufregende Zeit der Umbrüche, Kriege und Kämpfe jeglicher Couleur. Es beginnt mit einem schier unglaublichen Ereignis. Denn die Flucht von Adelheid von Burgund hat es tatsächlich gegeben, und auch aus heutiger Sicht verdient es Respekt, dass die junge Adelheid trotz der scheinbar aussichtslosen Situation den Mut nicht verloren, sondern die sich ihr und Begleitern klitzekleine Möglichkeit ergriffen und sich quasi mit bloßen Händen einen Weg in die Freiheit gegraben hat.

Die besondere Charakterstärke ihrer Protagonistin hebt die Autorin im weiteren Verlauf der Handlung immer wieder hervor. Gleichwohl hat auch die junge Königin ihre Schwächen, die nicht übersehen werden können, sie dafür allerdings umso lebensechter erscheinen lassen. Daneben verfügt Adelheid über dezenten Humor, und sie ist eine gute Menschenkennerin. Bereits als burgundische Prinzessin und italienische Königin musste sie lernen, die wahren Absichten hinter den Worten zu erkennen, die die Menschen zwar sagen, aber nicht so meinen. Das hat sie geprägt, und so ist es für Adelheid zunächst unerklärlich, warum es ihr nicht möglich ist, Gaidemar wahrhaftig zu ergründen.

Gaidemar ist ein höflich, korrekt und selbstlos agierender Mann, der viel Wert auf seine Ehre legt, einen besonnenen Eindruck macht, zugleich jedoch mit seinem Dasein als Bastard hadert. Recht bald wird offenbart, wer sein Vater ist. Dies ist niemand Geringerer als Thankmar, der einst gegen seinen Bruder Otto, revoltierte, weil dieser ihm das Erbe seiner Mutter vorenthielt. Dass er Sohn eines Verräters, wenn auch Neffe des Königs ist, begeistert Gaidemar wenig, so dass er sich und andere mit hohen moralischen Maßstäben belegt. Es bedarf eines langen, schmerzhaften Weges, bis Gaidemar sein Schicksal annehmen kann.

Auf diesem Weg stellen sich ihm nicht nur Hindernisse in den Weg. Es gibt Menschen, die ihm wohlgesonnen sind. Andere wiederum wollen seinen Untergang. Sie alle zeichnet eine Mischung von Stärken und Schwächen in einem Gefüge von politischen und abenteuerlichen Ereignissen aus, die das Lesen der Geschichte zum Erlebnis machen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühle
  • Recherche
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 05.04.2017

Brief aus Finstermoos

Finstermoos - Bedenke das Ende
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Bitte vor dem Weiterlesen die Fußnote beachten!


Liebe Oma,

ich gestehe es offen. Als meine Eltern mir gesagt haben, dass wir in Finstermoos Urlaub machen, wollte ich am liebsten heulen.

FINSTERMOOS. ...

Bitte vor dem Weiterlesen die Fußnote beachten!


Liebe Oma,

ich gestehe es offen. Als meine Eltern mir gesagt haben, dass wir in Finstermoos Urlaub machen, wollte ich am liebsten heulen.

FINSTERMOOS. Hallo! Wer will denn dahin?!. Der Name sagt doch schon alles: FINSTER und ohne MOOS nichts los.

Mich hat weder die Aussicht auf Berge - ich hasse Berge - noch Schnee und Eis im Sommer - ich hasse Schnee - noch die Schmugglerpfadwanderung - ich hasse Wandern - getröstet. Lediglich die Ankündigung einer Rafting-Fahrt ließ mich das Ganze einigermaßen ertragen.

Aber was dann kam, glaubst du in deinen Träumen nicht. Es war der HAMMER. Nicht, dass die Aktionen, die Mama und Papa angeleiert haben, sonderlich anregend waren. NEIN, was hier abgegangen ist...

Als Erstes haben sie 'ne eingebuddelte Babyleiche in einer Baugrube von einem Berliner Unternehmer, der hier ein Ferienhaus errichtet, gefunden. Echt jetzt, die hätte ich mir zu gern angeschaut. (Ich weiß, du hebst die Hände, aber ich finde das mega interessant, schließlich will ich Pathologin oder Anthropologin werden!) Dann hat dieser Baumensch auch noch ordentlich eins auf die Rübe bekommen und ist im Krankenhaus gelandet.

Außerdem ist hier aus unserem Hotel eine Journalistin verschwunden. Die war auf einer Bergtour auf dem Schmugglerpfad, der wohl nicht ungefährlich ist, weil da die eine oder andere versteckte Gletscherspalte lauert. Ihre Tochter Mascha hab ich kennengelernt, und sie hat mir richtig leidgetan. Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass Mama oder Papa oder beide verschwinden und ich nicht weiß, was mit ihnen passiert ist, ob sie überhaupt noch leben. Denn wie sich herausstellte, ist Maschas Mutter nicht nach Berlin zurückgefahren (Logisch, wer lässt auch die Tochter allein in Finstermoos!) Und dann sah das tatsächlich so aus, als ob jemand versucht hat, Mascha um die Ecke zu bringen. Einmal bei einem Ausritt, dann wieder bei einer Rafting-Tour. (Gut, dass ich DIESE Tour nicht mitgemacht habe!) Und nicht nur sie.

Man kann es nur Glück nennen, dass sie ein paar gute Freunde hat. Luzie, Basti, Valentin und Nic. Ich glaube, in Nic ist sie verliebt. Schaut jedenfalls so aus, wenn man die zwei zusammen sieht. Die beiden haben doch wirklich eine Mumie in einer Gletscherspalte gefunden. Mein Gott, wenn das jetzt Maschas Mutter gewesen wäre. Mascha ist da nämlich draufgefallen. Ui, mich schüttelt es, ich vermute, ich hätte ordentlich geschrien. (Natürlich nur vor Schreck!). Letzten Endes war das tatsächlich - du glaubst es nicht - Maschas Großmutter, sie hatte nämlich ein Foto in der Tasche, auf dem Maschas Mutter als Kind zu sehen ist.

Stell dir das mal vor, Omi. Du liegst jahrelang in der Gletscherspalte, und deine Enkelin, also ich, findet dich. Gruselig...

Dass die fünf auf der Suche nach Maschas Mutter im Lift über einem Abgrund festsaßen, ist Pillepalle gegenüber der Tatsache, dass alle - bis auf Luzie - in einem Bunker eingesperrt waren. Und wenn Luzie nicht gewesen wäre, und ihr großartiger Vater, der Förster, von dem das Gerücht umgeht, dass er ziemlich radikal dafür gesorgt hat, dass mal nachgeschaut wird, wäre Schluss mit lustig gewesen.

Hatte ich schon erwähnt, dass der Förster auch ein heldenhafter Bärenretter ist?

Na, jedenfalls habe ich den Eindruck, dass hier jemand alle Beteiligten geschickt an der Nase herumführt. Ich fiebere heftig mit, ob Licht in das grauenvolle, ja Furcht erregende Dunkel von FINSTERmoos gebracht werden kann. Es ist echt gespenstig, doch was für ein Abenteuer. Ich finde es total aufregend und erzähl' dir alles ganz genau, wenn ich wieder zu Hause bin.

Bis dahin mach's gut,

Deine Enkelin S.


Der Text könnte Spoiler für Leser enthalten, die die Ereignisse in Band 1, Band 2 und Band 3 der Finstermoos-Reihe nicht verfolgt haben.

Veröffentlicht am 14.03.2017

"Geh aufrecht und aufrichtig"

Der Kuss der Lüge
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Es ist ein großer Tag für Arabella Celestine Idris Jezelia, Prinzessin von Morrighan. Der Tag ihrer Hochzeit mit dem Prinzen von Dalbreck. Doch was sich wie ein Märchen darstellt, ist keines. Jedenfalls ...

Es ist ein großer Tag für Arabella Celestine Idris Jezelia, Prinzessin von Morrighan. Der Tag ihrer Hochzeit mit dem Prinzen von Dalbreck. Doch was sich wie ein Märchen darstellt, ist keines. Jedenfalls nicht für Lia. Denn die Siebzehnjährige hatte keine Chance, den ihr zugedachten Ehemann selbst zu wählen und kennenzulernen. Als Pfand für eine Allianz zwischen den beiden Königreichen soll sie ihre Freiheit aufgeben und damit das Recht, eigene Träume zu verwirklichen. So entzieht sie sich dem Willen ihres Vaters und flieht in Begleitung ihrer Freundin Pauline ins weit entfernte Terravin, um dort in einem Gasthaus als einfache Bedienung zu arbeiten. Hier lernt sie Rafe und Kaden kennen, zwei junge Männer, die unterschiedlicher nicht sein können. Und geheimnisvoll. Zu beiden fühlt Lia sich hingezogen. Und auch Rafe und Kaden entwickeln eigene Gefühlen für sie. Noch weiß Lia nicht, dass der eine der Prinz ist, den sie heiraten sollte, und der andere ausgesandt wurde, sie zu töten...

Mary E. Pearson erzählt mit "Der Kuss der Lügen", dem ersten Band der "Chroniken der Verbliebenen" eine märchenhaft-fantastische Geschichte in einer von Traditionen geprägten Welt, in der sich die Länder Morrighan, Dalbreck und das geheimnisvolle Venda gegenüberstehen und besondere Gaben, die vor allem den Ersten Töchtern von Morrighan zuteil werden, eine Rolle spielen.

Lia ist eine Erste Tochter, aber sie verfügt nicht nur über keine Gabe, sondern sie will sich auch nicht den Traditionen fügen. Sie ist ungestüm und impulsiv, sehr direkt und weiß, wonach sie kein Verlangen verspürt: einen Mann zu heiraten, den sie noch nie gesehen hat. Und obwohl sie zunächst nur an sich denkt, als sie davonläuft, erkennt sie im Verlauf des Geschehens, dass sie sich ihrer Verantwortung nicht entziehen kann, findet sich selbst und beweist das eine oder andere Mal Courage.

Die Autorin entwirft ein einzigartiges, kluges und durchdachtes Szenario und überrascht mit einem sanften und ruhigen Erzählton, agiert zurückhaltend mit fantastischen Elementen, gleichwohl sehr detailliert und mit Bildern, die in Erinnerung bleiben. Sie legt Augenmerk auf die ausgereifte Darstellung und Entwicklung sowohl der Haupt- als auch der Nebenfiguren. Durch die verschiedenen Ich-Positionen wird das Geschehen direkt aus der jeweiligen Sicht erlebbar und bietet damit deutliche Einblicke in die unterschiedlichen Gefühlsleben der Protagonisten. Dabei verwirrt die Autorin ihre Leser auch, denn sie überlässt es diesen, Mutmaßungen anzustellen, wer Prinz und wer Attentäter ist.

So verwischen tatsächlich die Grenzen zwischen Gut und Böse, was anfänglich das Lesen zu einem faszinierenden Ratespiel werden lässt und sich im Verlauf des Geschehens zu einem bemerkenswertem Leseerlebnis steigert, bei dem die Erwartungshaltung für den zweiten Band hoch ist.

  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2017

Ein Bilderbuch mit Botschaft

Die Festung des Herrn Rock
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Herr Rock ist ein brummiger Zeitgenosse. Ihn stört der Lärm, der ihn umgibt, und er wünscht sich nichts mehr als seine Ruhe. Doch er glaubt, die Lösung gefunden zu haben: Aus einer verfallenen Burg hoch ...

Herr Rock ist ein brummiger Zeitgenosse. Ihn stört der Lärm, der ihn umgibt, und er wünscht sich nichts mehr als seine Ruhe. Doch er glaubt, die Lösung gefunden zu haben: Aus einer verfallenen Burg hoch oben auf einem Berg soll eine Festung mit dicken Wänden werden. Doch leider steht diesem Ziel seine Unfähigkeit im Wege, die Festung selbst zu bauen. Also benötigt er Hilfe, und diese findet er unter anderen bei der Architektin Frau Tasar, dem Bauunternehmer Herrn Batir, der Malerin Frau Dipingere..., und jeder gibt ihm Tipps und Ratschläge, wie das Bauwerk schöner werden könnte. Ehe Herr Rock sichs versieht, ist seine Festung fertig. Nur hat er sie sich so vorgestellt?

"Die Festung des Herrn Rock" ist ein zauberhaftes Bilderbuch des Autors und Illustrators Boris Zatko, das nicht nur Kindern Freude bereitet, sondern Erwachsene gleichermaßen zu begeistern vermag, vermittelt die Geschichte doch eine zurückhaltende Botschaft für Offenheit, Gelassenheit und Rücksichtnahme im Umgang miteinander, egal wie unterschiedlich die Menschen in der Herkunft, dem Wesen und ihren Ansichten sind. Erst das bunte Miteinander bereichert unser Leben. Damit spricht sie mir persönlich sehr aus dem Herzen.

Die zeichnerische Umsetzung finde ich hervorragend. Die farbenfrohen Bilder überzeugen mit Klarheit und Detailverliebtheit, unterstreichen den Inhalt der Geschichte und wecken so ganz nebenbei Erinnerungen an die eigene Kindheit ("Räuber Fürchtenix"). Nicht nur das "Wimmelbild" am Anfang lädt den Betrachter immer wieder ein, Neues zu enden. Dabei erhellt so manches Schmunzeln das Gesicht, das einen während des Lesens und Anschauens nicht verlassen mag, während Herr Rock sich von einem mürrischen alten Mann in einen sympathischen Herrn wandelt, der völlig vergisst, dass er sich ein ruhiges Leben gewünscht hat.

Ein wundervolles Bilderbuch mit eindeutiger, aber unaufdringlicher Botschaft, das unsere Welt ein wenig fröhlicher macht.