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Veröffentlicht am 28.01.2021

Gelungener Abschluss trotz einiger Schwächen

Shadowscent - Die Krone des Lichts
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INHALT
Rakel verlässt die Grenzen des Kaiserreichs, um mehr über die Vergangenheit zu erfahren und endlich Antworten zu bekommen. Sie sucht mithilfe ihres feinen Geruchssinns nach einem Heilmittel für ...

INHALT
Rakel verlässt die Grenzen des Kaiserreichs, um mehr über die Vergangenheit zu erfahren und endlich Antworten zu bekommen. Sie sucht mithilfe ihres feinen Geruchssinns nach einem Heilmittel für die Seuche, die ihren Vater befallen hat, und bemüht sich, nicht an Ash zu denken. Währenddessen versucht Ash, die anderen vor der drohenden Gefahr zu warnen, von der bislang nur er weiß. Doch das Kaiserreich steuert auf einen Krieg zu, dessen Keim in einer Zeit gesät wurde, in der die Götter noch auf Erden wandelten. Ob Prinz oder Diener, jetzt muss jeder Stellung beziehen.

(Quelle: Dragonfly Verlag)

MEINE MEINUNG
Nach dem vielversprechenden Auftakt „Shadowscent - Die Blume der Finsternis“ stellt der zweite Band „Die Krone des Lichts“ eine fesselnde Fortsetzung der abenteuerlichen Geschichte um Rakel, Ash und Nishai und zugleich den Abschluss der Shadowscent-Reihe dar. Diese vielschichtige Fantasy-Dilogie für jugendliche Leser*innen ab 14 Jahren stammt aus der Feder der in Australien geborenen und in Schottland lebenden Autorin P.M. Freestone.
Vor allem mit ihrer faszinierenden, orientalisch anmutenden Setting des Kaiserreichs Aramtesch und der mystisch-magischen Atmosphäre konnte mich diese originelle Fantasy-Geschichte sehr begeistern. Man taucht ein in eine exotische Welt, die von Gerüchen und machtvollen Düften dominiert wird und in der eine alte, geheimnisvolle Götterwelt eine bedeutende Rolle spielt. Sehr gut gefallen hat mir die vorangestellte Karte zum Überblick über die unterschiedlichen Regionen des Kaiserreichs, so dass man sich diesmal beim Lesen gut orientieren konnte.
Die Fortsetzung knüpft ohne eine kurze Rekapitulation der Geschehnisse unmittelbar an das ereignisreiche Ende des ersten Bands an. Ohne eine vorherige Auffrischung der vorangegangenen Ereignisse fällt einem der Einstieg in die Geschichte und die opulente, düstere Welt von Aramtesch nicht gerade leicht. Eine kurze Zusammenfassung und ein Personenregister wären hier sehr hilfreich gewesen. So empfiehlt es sich auch, die beiden Bände recht zügig hintereinander zu lesen, damit es nicht so lange dauert, sich in die zügig voranschreitende Handlung einzufinden.
Freestones mitreißender Schreibstil ist für ein Jugendbuch recht einfach gehalten und lässt sich sehr angenehm lesen.
Die Autorin erzählt ihre fesselnde Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive der Hauptfiguren Rakel, Ash, dem jungen Leibwächter des Kronprinzen Nisai sowie aus Sicht der sehr undurchsichtigen Figur von Luz. Die Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt sorgen für eine besondere Nähe zu den Figuren und lassen uns gekonnt an ihren unterschiedlichen Erlebniswelten teilhaben. Die stetigen Perspektivwechsel und etliche überraschende Entwicklungen bauen rasch Spannung auf und bringen frischen Wind in die abwechslungsreiche Geschichte. Der Autorin ist es zwar recht gut gelungen, uns mit tempo- und actionreichen Passagen in Atem zu halten, doch finden sich leider auch immer wieder Episoden, in denen die Spannung deutlich abflacht. Einige Begebenheiten hätten deutlich intensiver und raffinierter ausgearbeitet werden können, zudem hat die Autorin leider viele Ereignisse viel zu rasch und vorhersehbar abgehandelt, so dass interessante Aspekte einfach ausgeblendet wurden. Angesichts des vielversprechenden Settings ist es ihr auch im zweiten Band nicht besonders gut gelungen, uns das zugrundeliegende, komplexe Worldbuilding ausreichend plastisch zu vermitteln und so für ein grandioses Kopfkino zu sorgen.
Insgesamt hat mir die Figurenzeichnung gut gefallen, auch wenn einige ruhig etwas mehr Tiefgang vertragen hätten, um der Geschichte mehr Würze zu verleihen. Während einige Charaktere wie Rakels Mutter oder Luz mir viele Rätsel aufgegeben haben und ich mit ihnen nicht richtig warm wurde, sind die beiden Protagonisten Rakel und Ash sehr plastisch und lebendig ausgearbeitet und ihre Charakterentwicklung ist sehr nachvollziehbar geschildert. Die junge Rakel ist eine rundum sympathische Heldin, mit der man sich leicht identifizieren kann. Sie ist sehr selbstbewusst, clever, schlagfertig und mutig und wächst im Laufe der Handlung immer mehr über sich hinaus. Auch Ash, der anfangs sehr unnahbar und geheimnisvoll wirkte, ist ein besonderer Sympathieträger und nimmt eine bedeutsame Rolle innerhalb der Geschichte ein. Sehr angenehm im Hintergrund hält sich auch die Liebesgeschichte zwischen ihnen, die sehr stimmig geschildert wird und glücklicherweise trotz „Romantik pur“ nicht ins Klischeehafte abgleitet.
Nach einigen unerwarteten Twists mündet die Handlung schließlich in einem fesselnden Showdown. Gut gefallen hat mir der schöne, stimmige Ausklang, der ein passendes, zufriedenstellendes Ende der Fantasy-Dilogie darstellt und die Geschichte von Rakel, Ash und Nisai perfekt abrundet .

FAZIT
Eine fesselnde und unterhaltsame Fortsetzung der Fantasy-YA-Dilogie, der uns in die exotische, vielschichtige Welt der Düfte und das faszinierende Kaiserreichs Aramtesch entführt. Eine vielschichtige Geschichte mit viel Potential, das leider wegen kleinerer Schwächen im Handlungsverlauf und einem nicht ganz ausgereiften Worldbuilding nicht ganz ausgereizt wird!

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 12.11.2020

Unterhaltsamer Regionalkrimi mit tollem 70ger-Jahre-Flair

Still ruft der See
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INHALT

War es Mord oder Selbstmord?

Theo Kettling will eigentlich nur seine Frührente genießen – Mordermittlungen stehen dabei nicht auf dem Plan. Doch als er die sauerländische Amateurband „Hill Cats“ ...

INHALT

War es Mord oder Selbstmord?

Theo Kettling will eigentlich nur seine Frührente genießen – Mordermittlungen stehen dabei nicht auf dem Plan. Doch als er die sauerländische Amateurband „Hill Cats“ auf ein Rockkonzert am Chiemsee begleitet, kommt alles anders als gedacht. Eine Frau verschwindet spurlos und wird schließlich tot in einem Fluss gefunden. Hat ihre Depression sie in den Selbstmord getrieben, wie ihr Mann behauptet? Oder liegt ein viel größeres Geheimnis dahinter?

Wieder zu Hause in Lüdenscheid erzählt Theo seiner Bekannten Lieselotte Larisch von dem schrecklichen Erlebnis. Die Hobbydetektivin ist sich sicher, dass mehr hinter diesem Todesfall steckt. Gemeinsam nimmt das ungewöhnliche Ermittlerteam die Spur auf. Was hat das versunkene Dorf Listernohl in den Tiefen des Biggesees mit all dem zu tun?
(Quelle: Landwirtschaftsverlag Münster)

MEINE MEINUNG

Mit „Still ruft der See“ ist dem deutschen Autor Michael Wagner ein kurzweiliger und amüsanter Wohlfühlkrimi mit viel Lokalkolorit und tollem Retro-Flair gelungen.
Es ist bereits der dritte Band der Kettling & Larisch Krimi -Reihe um das selbsternannte, liebenswert skurrile Hobby-Ermittlerteam Lieselotte Larisch und Theo Kettling - ergänzt von Sabine, die junge Studentin und Sängerin der Rockband Hill Cats.

Angesiedelt ist die Handlung im Hochsommer des Jahres 1975, die uns zum einen ins beschauliche Bayern an den idyllischen Chiemsee und zum anderen ins Sauerland entführt.

Der neue Kriminalfall dreht sich um den mysteriösen Todesfall einer depressiven, ebenfalls aus dem Sauerland stammenden Frau, die Theo und Sabine in ihrer Pension im Chiemsee erst am Abend zuvor kennengelernt haben. Obwohl alles auf einen Suizid hindeutet, erscheinen ihnen die Umstände suspekt und veranlassen sie schließlich, im Umfeld der Toten und ihrer Vergangenheit Nachforschungen anzustellen. Natürlich fühlt sich Lieselotte Larisch, die Miss Marple aus dem Sauerland, mit ihrem messerscharfen Verstand und überschäumender Energie dazu berufen, ihre Schnüffelnase überall reinzustecken und die Ermittlungen voller Elan voranzutreiben. Es macht großen Spaß, den drei Hobby-Spürnasen beim Kriminalisieren über die Schulter zu schauen und sie bei ihrer recht abenteuerlichen Aufklärung des ganz schön verzwickten Verbrechens zu begleiten.

Mit seinem angenehmen, anschaulichen Schreibstil und einer ordentlichen Portion Humor konnte mich der Autor von Beginn an gut unterhalten. Hervorragend ist es Wagner gelungen, uns mit auf eine spannende Zeitreise in die wilden, knallbunten Siebziger Jahre zu nehmen und den damaligen Alltag geschickt mit zahlreichen, akribisch recherchierten Details zum Leben zu erwecken. Ob nun kultige Autos, angesagte Musiktitel oder kulinarische „Genüsse“ – es ist eine vergnügliche, nostalgische und abwechslungsreiche Entdeckungsreise angereichert mit vielen erstaunlichen Kultprodukten jener Zeit.

Der Krimi lebt neben dem tollen Retro-Flair vor allem von seinen originellen, liebenswerten und etwas schrulligen Charakteren, die man einfach ins Herz schließen muss. Die pensionierte Schulleiterin Lieselotte mit all ihren Schrullen ist ein richtiges Original und mit ihren Schnüfflerinstinkten kaum zu bremsen, während der etwas zaudernde, sympathisch verschrobene Theo als Hobbydetektiv lieber mit seinem neuerworbenen Lamborghini-Oldtimer-Traktor auf Verbrecherjagd geht.

Auch wenn man atemlose Spannung vergeblich sucht, und der Fall sehr gemächlich voranschreitet, gibt es ein paar unerwartete Wendungen und viel Raum zum gemütlichen Miträtseln und Kombinieren, bis schließlich die dunklen Geschehnisse rund um das Familiendrama ans Licht kommen. Im letzten Drittel läuft das „Dream Team“ aus dem Sauerland trotz einiger Fehlleistungen bei ihren Nachforschungen zu Bestform auf. So es gelingt ihnen schließlich in einem spannenden Showdown den Fall und längst begraben geglaubte Geheimnisse aufzuklären.

Schön, dass der Fall in sich abgeschlossen ist und man sich auf eine Fortsetzung der Krimi-Reihe mit den drei liebgewonnenen Hobbyermittlern aus dem Sauerland freuen darf!

FAZIT
Ein gelungener, kurzweiliger Wohlfühl-Krimi mit tollem Siebziger Jahre-Flair, schönem Lokalkolorit und einer ordentlichen Portion Humor. Empfehlenswert für alle, die es etwas gemütlicher lieben und sich gerne auf eine nostalgische Zeitreise begeben wollen!

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Veröffentlicht am 25.08.2020

Stürmisches Finale für Sheridan Grant

Zeiten des Sturms (Sheridan-Grant-Serie 3)
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INHALT
Die Weite Nebraskas. Ein Herz voller Sehnsucht. Der Traum eines Lebens.

Sheridan Grant wollte alle Brücken hinter sich abbrechen, um ein neues Leben zu beginnen. Mit Paul Sutton, der sie liebt ...

INHALT
Die Weite Nebraskas. Ein Herz voller Sehnsucht. Der Traum eines Lebens.

Sheridan Grant wollte alle Brücken hinter sich abbrechen, um ein neues Leben zu beginnen. Mit Paul Sutton, der sie liebt und auf Händen trägt. Weit entfernt von der Willow Creek Farm, und weit entfernt von dem Mann, der ihr Herz gebrochen hat. Doch kurz vor der Hochzeit kommen ihr Zweifel. Sie kehrt zurück nach Nebraska, und völlig unverhofft bietet sich ihr die Chance, den größten Traum ihres Lebens zu verwirklichen. Aber dann holt sie das dunkle Geheimnis aus ihrer Vergangenheit ein, das ihr Leben zerstören kann…
Endlich: der dritte Teil der Bestsellerserie um Sheridan Grant!
(Quelle: Ullstein)


MEINE MEINUNG
Mit „Zeiten des Sturms“ hat die deutsche Erfolgsautorin Nele Neuhaus, die den meisten eher durch ihre Taunuskrimis bekannt ist, den letzten Band und wie ich finde auch einen würdigen Abschluss ihrer Sheridan Grant-Trilogie vorgelegt. Nele Neuhaus hat zugleich bewiesen, dass sie neben fesselnden Krimis durchaus auch mitreißende Unterhaltungsliteratur schreiben kann.
Auch ohne die beiden Vorgängerbände zu kennen, kann man der Handlung rund um die mittlerweile 21jährige Hauptfigur Sheridan gut folgen, da wichtige Ereignisse aus deren Vergangenheit und für das Verständnis notwendige Zusammenhänge in ausführlichen Rückblicken aufgegriffen werden.
Nele Neuhaus‘ mitreißender Schreibstil und ihr hohes Erzähltempo gefallen mir wirklich gut, so dass man nur so durch die Seiten fliegt und alles andere um sich herum vergisst.
Die Autorin hat ihre Geschichte um Sheridan mit reichlich Dramatik, großen Emotionen und unerwarteten Wendungen versehen, so dass kann man der Verwirklichung Sheridans‘ großen Traums Sängerin zu werden, gebannt mit verfolgt. Gelungen sind die atmosphärischen Beschreibungen von Land und Leuten, auch das ganze Flair des Musik-Business finde ich sehr fesselnd und treffend eingefangen. Die gelungene Mischung aus allem lässt uns Leser*innen in eine andere Welt eintauchen, sorgt für einen guten Spannungsbogen und beschert uns abwechslungsreiche und packende Lesestunden. Schade nur, dass viele Entwicklungen für meinen Geschmack doch etwas zu klischeehaft und unglaubwürdig waren, und zudem manche Wendung einfach zu viel des Guten.
Dafür versteht es die Autorin aber ihre so unterschiedlichen Charaktere zu entwickeln. Vor allem ihre Protagonistin Sheridan Grant ist eine wirklich faszinierende Figur, die von Nele Neuhaus sehr vielschichtig und detailgenau gezeichnet ist. Sie hat in ihrem noch kurzen Leben schon ganz schön viel durchmachen müssen und es nicht leicht gehabt. Sie ist zu einer selbstbewussten, mutigen jungen Frau herangewachsen, die mit Herzblut ihre Musikerinnen-Karriere verfolgt, aber auch jede Menge Komplexe und Ängste mit sich herumschleppt, innerlich zerrissen und sehr verletzlich wirkt. Ihre problembehaftete Vergangenheit verfolgt sie nicht nur in ihren Erinnerungen, sondern holt sie auch in der Wirklichkeit immer wieder ein.
Sheridan ist eine sehr interessante Persönlichkeit mit vielen Ecken und Kanten und durchläuft im Laufe der Story eine interessante und glaubwürdige Entwicklung.
Das Ende der Geschichte kam zwar nach den vielen Verwicklungen etwas unvermittelt, bildet aber einen runden und passenden Abschluss der gesamten Reihe und einen schönen Abschied von Sheridan Grant.

FAZIT
Ein stimmiger Abschluss der Sheridan Grant-Trilogie und eine mitreißende, abwechslungsreiche und unterhaltsame Geschichte, die sich auch als Standalone lesen lässt!
Trotz einiger Schwächen ein kurzweiliges und fesselndes Lesevergnügen für den Sommerurlaub!

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Turbulente Persiflage auf Regional-Krimis

SoKo Heidefieber
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INHALT
Kurz nach einer Lesung aus seinem neuen Kriminalroman Heidefieber wird der Schriftsteller Armin Breddeloh in einem Teich bei Bad Bevensen gefunden. Tot und mit zwei Glasaugen - genau wie ein Opfer ...

INHALT
Kurz nach einer Lesung aus seinem neuen Kriminalroman Heidefieber wird der Schriftsteller Armin Breddeloh in einem Teich bei Bad Bevensen gefunden. Tot und mit zwei Glasaugen - genau wie ein Opfer in seinem Roman!
Hauptkommissar Gerold und Oberkommissarin Schubert aus Uelzen nehmen die Ermittlungen auf und haben einen ersten Verdacht: Missgönnte ein anderer Krimiautor dem Kollegen den Erfolg? Schon wenig später trifft es die Verfasser der Romane Spiel mir das Lied vom Westerwald und Showdown auf Juist, und auch am Tegernsee, im Fläming und in der Steiermark gibt es bald Opfer. Die SoKo Heidefieber tappt jedoch im Dunkeln und der vom Verband deutschsprachiger Krimiautoren engagierte Privatdetektiv erweist sich als Niete. Erst als der Täter ein Bekennerschreiben hinterlässt, kommt plötzlich Bewegung in die Sache ...
(Quelle: Hoffmann & Campe Verlag )

MEINE MEINUNG
Mit seinem jüngsten Roman „SoKo Heidefieber“ hat der für seine Martin-Schlosser-Romanreihe bekannte Autor Gerhard Henschel ein kleines Kriminalprojekt eingeschoben, in dem er das boomende Genre der Regional-Krimis genüsslich auf die Schippe nimmt. Es gibt kaum einen Landstrich, der nicht mit einem eigenen Regional-Krimi aufwarten kann, und so lässt Henschel in seinem konsequenterweise als Überregionalkrimi bezeichneten Werk einen skrupellosen Serienmörder auf zahlreiche Autoren von Regional-Krimis in ganz Deutschland los. Da die Regional-Krimis ja grade derart in Mode sind, überbieten sich die Autoren in ihren Romanen geradezu mit ausgefallenen und extrem blutrünstig beschriebenen Morden. Und genau hierauf hat sich der mysteriöse Täter spezialisiert – er wählt für die Schriftsteller exakt die Tötungsmethode aus, die sie im eigenen Krimi beschrieben haben.
Die Idee eine bitterböse Krimi-Persiflage zu schreiben ist wirklich genial. Henschel holt in seinem Roman zu einem gigantischen Rundumschlag aus und spielt mit jedem erdenklichen Klischee, das dem Leser in diesen Krimis zugemutet wird. Ob nun egozentrischer Profiler, abgehalfteter Privatdetektiv, schleimiger Verleger oder auch die Ermittler der SoKo bestehend aus Hauptkommissar Gerold Gerold und seiner Assistentin Oberkommissarin Schubert, die natürlich in Windeseile auch privat seine Partnerin wird, alles ist hier vertreten. Zudem macht er sich über die genre-typischen Versatzstücke wie hölzerne Schreibweise, konsequent eingestreute, dialektgefäbte Passagen und platte Metaphern lustig und spart auch nicht an derber Medienschelte. Was als sehr unterhaltsames Lesevergnügen mit reichlich Schmunzelfaktor beginnt, artet dann aber leider in einer reichlich absurden und zunehmend blutrünstigen Handlung quer durch Deutschland aus, die immer überdrehtere und groteskere Ausmaße annimmt und schließlich in einem fulminanten Finale in Berlin gipfelt.
Während mich die vielen Anspielungen auf die Regionalkrimis, die kreativen Seitenhieb auf die Literaturszene und überspitzt gezeichneten Figuren noch bestens unterhalten und begeistern konnten, wurde mir die absurde Handlung irgendwann zu viel und entsprach immer weniger meinem persönlichen Lesegeschmack.
FAZIT
Eine äußerst ideenreiche, bitterböse Persiflage auf die bunte Welt der Regional-Krimis.
Unterhaltsames Lesevergnügen oder abwegiger Klamauk –hier scheiden sich je nach persönlichem Geschmack des Lesers wohl die Geister!

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Vielversprechender Auftakt einer neuen Fantasy-Reihe

Shadowscent - Die Blume der Finsternis
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INHALT
Ausgerechnet am Blütenmond passiert in den geheimen Gärten der Hüterin der Düfte die Katastrophe: Der Kronprinz, der gerade erst angereist war, liegt vergiftet am Boden. Rakel, der ...

INHALT
Ausgerechnet am Blütenmond passiert in den geheimen Gärten der Hüterin der Düfte die Katastrophe: Der Kronprinz, der gerade erst angereist war, liegt vergiftet am Boden. Rakel, der armen Dienerin mit einem besonderen Talent für Düfte, und Ash, dem Leibwächter des Prinzen, fällt die eigentlich unlösbare Aufgabe zu, das rettende Gegenmittel zu finden. Dafür müssen die beiden kryptische Geheimnisse aus uralten Zeiten entschlüsseln und ihre eigenen verborgenen Wahrheiten erkennen …
(Quelle: Dragonfly Verlag)

MEINE MEINUNG
„Shadowscent - Die Blume der Finsternis“ ist der gelungene Auftakt einer faszinierenden, neuen Fantasy-Reihe der in Schottland lebenden Autorin P.M. Freestone für jugendliche Leser ab 14 Jahren.
Die Autorin hat mit dem Kaiserreich Aramtesch eine sehr originelle und vielschichtige Fantasywelt erschaffen, die dominiert wird von Gerüchen und machtvollen Düften. Das faszinierende Setting, die mystisch-magische Atmosphäre sowie eine geheimnisvolle Götterwelt haben mich von Beginn an in ihren Bann gezogen.
Der mitreißende Schreibstil der Autorin ist für ein Jugendbuch recht einfach gehalten, lässt sich aber angenehm lesen. Mit dem unmittelbaren Einstieg fällt es allerdings gar nicht so leicht, in die vielschichtige Welt von Aramtesch einzutauchen. So wird man anfangs mit vielen unbekannten Begrifflichkeiten und Besonderheiten des Kaiserreichs konfrontiert und muss sich viele Zusammenhänge im Laufe der Geschichte selbst zusammenreimen. Hier wären ein kleines Glossar für die vielen fremden Begriffe und eine Karte zum Überblick über die unterschiedlichen Regionen am Ende des Romans sicher hilfreich gewesen. Dennoch konnte mich die sehr originelle Idee einer von Düften beherrschten Welt sehr begeistern. Auch die ausführlichen und sehr anschaulichen Beschreibungen der Essenzen und der hohe Stellenwert der Düfte im Kaiserreich fand ich sehr fesselnd.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive der Hauptfiguren Rakel und Ash, dem jungen Leibwächter des Kronprinzen Nisai. Durch den Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt der beiden sehr unterschiedlichen Charaktere wird von Anfang an eine besondere Nähe zu den Figuren geschaffen und Spannung aufgebaut. Allerdings dauert es eine ganze Weile bis die Geschichte mit Rakels Flucht und ihre abenteuerliche Suche nach einem Gegenmittel für den vergifteten Kronprinzen Fahrt aufnimmt. Der Autorin ist es zwar recht gut gelungen, uns mit tempo- und actionreichen Passagen in Atem zu halten, doch finden sich auch immer wieder Episoden, in denen die Spannung deutlich abflacht. Für meinen Geschmack hätte der Handlungsverlauf deutlich einfallsreicher und raffinierter gestaltet sein können, denn viele Ereignisse waren viel zu vorhersehbar und unspektakulär. Leider hat es die Autorin auch nicht geschafft, die von ihr erdachte Welt und die unterschiedlichen Schauplätze auf der Reise durch die Provinzen ausreichend plastisch zu schildern. Oft wirkten diese mit ihren etwas schwammigen Beschreibungen zu vage, um für ein richtiges Kopfkino sorgen zu können.
Die einfühlsame, vielschichtige Figurenzeichnung der sehr lebendig wirkenden Protagonisten hat mir sehr gut gefallen. Die junge Rakel, die aus dem einfachen Volk stammt und sich große Sorgen um ihren schwer erkrankten Vater macht, ist eine sympathische Heldin, mit der man sich leicht identifizieren kann. Sie ist sehr selbstbewusst, clever, schlagfertig und weiß sich zu helfen. Zudem hat sie eine äußerst feine Nase und ein außergewöhnliches Talent für die hohe Kunst des Duftmischens. Ash hingegen wirkt anfangs sehr unnahbar und geheimnisvoll, denn er hat etwas sehr Finsteres zu verbergen. Doch auch er entwickelt sich zu einem sympathischen Charakter, den ich sehr mochte. Als besonnener Krieger ist er pflichtbewusst, zuverlässig und Prinz Nisai treu ergeben.
Sehr anschaulich und lebendig hat die Autorin die Interaktion zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Charakteren während ihrer abenteuerlichen Reise herausgearbeitet. Ihre schrittweise Annäherung, das allmählich wachsende Vertrauen und das gemeinsame Über-sich-Hinauswachsen werden sehr glaubwürdig dargestellt. Für Abwechslung sorgen auch einige sehr amüsante Episoden, die mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben. Die zum Ende hin sehr enge Beziehung zwischen ihnen ist sehr stimmig und nachvollziehbar, und entwickelt sich glücklicherweise nicht zu einer klischeehaften Liebesgeschichte.
Nach einigen sehr überraschenden Wendungen nimmt die Geschichte zum Ende hin nochmals deutlich an Fahrt auf und ist an Spannung und Dramatik kaum noch zu überbieten. Der fiese Cliffhanger am Schluss lässt uns mit vielen offenen Fragen zurück und macht neugierig auf eine Fortsetzung der Geschichte in dieser interessanten Fantasy-Welt voller Düfte und heimtückischer Intrigen.
Man kann nur hoffen, dass die Autorin im zweiten Band das enorme Potential von Setting und Ausgangsidee noch besser ausnutzen wird.

FAZIT
Ein vielversprechender, fesselnder Auftakt einer neuen Fantasy-YA-Reihe, der uns in die faszinierende, vielschichtige Welt der Düfte entführt. Leider mit kleineren Schwächen im Handlungsverlauf und einem nicht ganz ausgereiften Worldbuilding!

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