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Veröffentlicht am 07.02.2021

Düsteres Gewaltszenario

So dunkel der Wald
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Die Welt von Jannik und Ronja kennt keine Zukunft, denn sie werden seit Jahren von einer Bestie mitten im Wald gefangen gehalten. Der Wunsch nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben wird jedesmal ...

Die Welt von Jannik und Ronja kennt keine Zukunft, denn sie werden seit Jahren von einer Bestie mitten im Wald gefangen gehalten. Der Wunsch nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben wird jedesmal im Keim erstickt und so hat sich eine gewissen Routine eingeschlichen. Als die Situation vor Ort eskaliert, scheint die Freiheit zum Greifen nah und doch viel weiter entfernt, als sie es sich vorstellen können. Denn wie lebt man ein Leben in Freiheit, wenn man nur Angst und Gewalt kennt ?

"So dunkel der Wald" von Michaela Kastel verlangt dem Leser unglaublich viel an Emotionen ab, denn die Autorin zeichnet hier ein düsteres Szenario aus Gewalt und Missbrauch. Der Schrecken und das Entsetzen sitzen tief, wenn man von den Qualen und dem Leid liest, dass der Peiniger seinen Opfern zufügt. Die Bilder ätzen sich ein und man wird sie einfach nicht mehr los, denn der Hilfeschrei der gebrochenen Seelen verfolgt einen auf Schritt und Tritt. Das Dunkel des Waldes wirkt zusätzlich noch bedrückend und sorgt dafür, dass die Handlung auf einen Mikrokosmos eingeschränkt wird. Die Gewaltspirale scheint keine Grenzen zu kennen und zieht den Leser immer weiter in den Strudel aus Dominanz, Macht und Unterdrückung hinein.

Man merkt deutlich, dass die Seelen und der Wille der Figuren gebrochen sind , aber die Schreibende lässt immer wider kleine Funken der Hoffnung aufglühen und sorgt so für eine abwechslungsreiche, jedoch nervenaufreibende Handlung. Die Psyche der missbrauchten, verstörten Kinder spielt hier eine wichtige Schlüsselrolle, um den Handlungsverlauf zu verstehen und begreifen zu können.

Die Ermittlungen der Polizistin kommen mir allerdings viel zu kurz, da sie von den bildgewaltigen Szenen im Wald komplett verdrängt und so zu einer nebensächlichen Handlung degradiert werden. Man kann als Leser viele Schritte der Kommissarin nicht nachvollziehen, da sie sehr willkürlich und zufällig wirken. Das lässt manches unglaubwürdig erscheinen und man bekommt so das Gefühl, dass die Lösung des Falles eher einer glücklichen Fügung, denn guter Kombinationsgabe und hervorragender Polizeiarbeit zu verdanken ist.

Lässt man diese Tatsache außer Acht, bleibt ein unglaublich düsterer Thriller zurück, der bedrohlich und verstörend auf den Leser einwirkt

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Ein Garten voller Obst und Gemüse

Homefarming
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Der Trend zur Selbstversorgung hat während der Corona-Pandemie noch einmal ordentlich Auftrieb erfahren und erfreut sich mehr denn je großer Beliebtheit. Fernab vom Gerangel um frisches Obst und Gemüse ...

Der Trend zur Selbstversorgung hat während der Corona-Pandemie noch einmal ordentlich Auftrieb erfahren und erfreut sich mehr denn je großer Beliebtheit. Fernab vom Gerangel um frisches Obst und Gemüse im Supermarkt, kann man im eigenen Garten den Traum von saftig roten Erdbeeren, knackigen Äpfeln oder erntefrischen Salaten wahr werden lassen und Judith Rakers zeigt mit ihren unnachahmliche frischen und ungekünstelten Art, wie es selbst dem gärtnerden Neuling gelingt, aus fruchtbarer schwarzer Erde ein kleines Paradies entstehen zu lassen.Es muss nicht immer der großen Garten hinter dem Haus sein, um erntefrische Ergebinsse in den Händen zu halten - vieles ist auch auf der Terrasse, dem Balkon oder auf dem sonnigen Fensterbrett möglich. Aber auchhier gilt - der Erfolg bei der Ernte beginnt mit dem ersten Schirtt zur Umsetzung.

Judith Rakers erklärt, worauf es an kommt und das mit der Auswahl der richtige Erde schon der Grundstein gelegt wird. Es folgen Tipps über das Anlegen eines Beetes im Garten, das Bauen eines Hochbeetes und dann kann es auch schon losgehen. Für den schnellen Ernte-Erfolg eignen sich Radieschen, Salat oder Möhren - unglaublich, wie fix man die ersten zarten grünen Sprossen zieht.

Die sympathische Autorin ermöglicht dem Leser einen Rundgang durch ihr kleines Selbstversorger-Paradies , gibt Tipps und Kniffe weiter, die zu einem guten Gelingen bei der Gartenarbeit beitragen. Hinweise zur Hühnerhaltung, Gehölzschnitt von Obstbäumen und dem Haltbarmachen und Bevorraten ergänzen das Buch und machen den Schritt zur eigenen kleinen Farm leichter.

Abgerundet wird das Ganze mit leckeren Rezepten, die mit dem Ertrag aus dem Garten für Genuß auf dem Teller sorgen. Das leckere Holunderblütengelee schmeckt hervorragend auf frischen Brötchen, bei Pflaumemarmelade werden Kindheitserinnerungen wach, die Möhren-Kürbis-Suppe wärmt Herz und Seele an kalten Herbsttagen und bei Spaghetti mit frischen Tomaten und Basilikum wird die Sehnsucht nach Italien gestillt.

Das Buch macht Lust auf den Anbau von Obst und Gemüse im eigenen Garten - also, Gartenclogs an, Spaten in die Hand und los geht's


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Veröffentlicht am 05.02.2021

Bayerische Geschichten und Geschichtchen mit Augenzwinkern

Warum Bayern ein orientalisches Land ist und andere weiß-blaue Wahrheiten
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Klaus Reichold ist prädestiniert für die geschichtliche Aufbereitung Bayerns, die er mit Herzblut und Augenzwinkern seinen Lesern präsentiert.

Wer schon immer mal wissen wollte, warum der Bayer is, wie ...

Klaus Reichold ist prädestiniert für die geschichtliche Aufbereitung Bayerns, die er mit Herzblut und Augenzwinkern seinen Lesern präsentiert.

Wer schon immer mal wissen wollte, warum der Bayer is, wie er is, der sollte sich dieses unterhaltsame Büchlein gönnen und tief in die Geshchihchte Bayerns eintauchen. Dass längst nicht alles so urig und ländlich ist, wie es auf den ersten Blick erscheint, dafür sorgen die zahlreichen Exkursionen jenseits der Landesgrenzen ( nicht nur des Weißwurschtäquators) und es wird mit Vorurteilen aufgeräumt, ein wenig gegrantelt, ein wenig gemenschel tund ganz viel Heimatverbundenheit in die Seiten eingeflochten.

Wissenswertes über die Entstehung der Weißwurscht, orientalischen Ornamenten in der Tracht oder die phantastischen Bauwerke des Märchenkönigs finden ebenso ihren Weg ins Buch wie großartige Erfindungen und Patente, aufwiglerische Draufgänger, Weltentdecker, Schauspieler, dichter und politische Größen, die sich inkognito in München aufhalten.

Eine unterhaltsame Reise durch die Jahrhunderte, die die Traditionen und Bräuche näher beleuchtet und mit dem Aloisius im Münchner Himmel endet.

Kurzweilig zu lesen und liebenswert in der Umsetzung.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Nostalgie: Die Lichterkette der Erinnerungen (K-H Karius)

Die Welt war eine Murmel
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Siggi muss die Wohnung seiner Mutter auflösen und kann es nichts übers Herz bringen, dass eine Entrümpelungsfirma sich mit den persönlichen Dingen seiner Mutter befasst, bevor diese endgültig der Vergangenheit ...

Siggi muss die Wohnung seiner Mutter auflösen und kann es nichts übers Herz bringen, dass eine Entrümpelungsfirma sich mit den persönlichen Dingen seiner Mutter befasst, bevor diese endgültig der Vergangenheit angehören. So kommt es, dass Siggi unweigerlich mit Erinnerungen konfrontiert wird, die auf verblassten Fotos festgehalten in einer Kiste schlummern. Er reist zurück in seine Kindheit, als Urlaub in Italien noch etwas ganz Besonderes, Winnetou sein bester Freund und seine ersten Kochversuche fast lebensgefährlich war...

Mit "Die Welt war eine Murmel" öffnet Herbert Dutzler einen alten Karton voller Erinnerungen an seine eigene Kindheit und lässt den Leser daran teilhaben, in dem er ihn durch die Brille des 10jährigen Siggi schauen lässt und so ein Teil seiner Erlebnisse wird.

Der erste Urlaub mit dem Autobus in Italien wird zu einer abenteuerlichen Reise, bei der ohne Rücksicht auf Kind und Kegel, im Bus gequarzt wird, was das Zeug hält. Rauchen gehörte damals zum guten Ton und war somit selbstverständlich. Das Aufeinandertreffen mit der fremden Kultur und der fremden Sprache sorgt für manchen Lacher und für die eine oder andere Anekdote.

Züchtigen durch den Lehrer in der Schule, aber auch Zuhause mit einer Watschen waren nicht selten an der Tagesordnung und ich bin froh, dass sich das Weltbild gedreht hat, Kinder ihre Rechte haben und eben nicht auf diese Art und Weise misshandelt und großgezogen werden.

Modische Entgleisungen ( geblümte Badekappen, Polyester als gängige Faser), technische Neuerungen (Fernseher, Fotokamera mit Farbfilm) und die Entdeckung des Weltalls gehören ebenso zu Siggis Erinnerungen wie die Schräglage der Besinnlichkeit an Weihnachten.

Der Leser kramt unweigerlich in seiner eigenen Erinnerungsschublade, fördert die ein oder andere identische Erinnerung zu Tage und spürt den nostalgischen Flair, der aus den Seiten steigt.

Herbert Dutzler hat liebenswerte und schrullige Charaktere erschaffen, die den Leser an die Hand nehmen und ihm eine Zeitreise ermöglichen, als das nächste Abenteuer noch im Garten hinter dem Haus zu finden war, die Brause auf der Zunge geprickelt hat und Mamas Schnitzel der kulinarische Höhepunkt auf dem Teller gewesen ist.

Ein Buch voller Nostalgie und Charme, mit Augenzwinkern und guter Laune.

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Veröffentlicht am 27.01.2021

Familie: Wo das Leben seinen Anfang nimmt und die Liebe niemals endet

Weiter als der Ozean
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Edna McAlister hat es nach dem Tod ihres geliebten Mannes nicht leicht und kümmert sich nach allen Kräften um die Versorgung ihrer drei jüngsten Kinder. Tochter Laura, die älteste, arbeitet bereits als ...

Edna McAlister hat es nach dem Tod ihres geliebten Mannes nicht leicht und kümmert sich nach allen Kräften um die Versorgung ihrer drei jüngsten Kinder. Tochter Laura, die älteste, arbeitet bereits als Hausmädchen auf einem Anwesen. Als Edna schwer erkrankt, reißt man ihr die Kinder buchstäblich aus der Hand und bringt sie in einem Waisenhaus unter. Noch bevor Laura das Sorgerecht für ihre Geschwister beantragen kann, sind diese bereits auf einem Schiff Richtung Kanada unterwegs und sollen dort für den Rest ihres Lebens als Arbeistkräfte eingesetzt werden. Laura wendet sich an den jungen Anwalt Andrew Frasier, bei dessen Eltern sie in Stellung gewesen ist und gemeinsam finden sie heraus, dass es bei der Emigration der Kinder einige Ungereimtheiten gibt...


"Weiter als der Ozean" befasst sich mit dem Thema Kinderemigration zu 'Beginn des 20.Jahrhunderts und Autorin Carrie Turnansky bietet dem Leser eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle im Verlauf ihres Romans.

Die Szenen, wie man Lauras Geschwister gegen ihren Willen zuerst ins Waisenhaus verfrachtet und dann voneinander trennt, um sie später wie ein Möbelstück regelrecht zu verschachern, gehen mir sehr zu Herzen und ich leide mit den Kinder mit, wenn ich von ihrem Schicksals lese. Dass die zweifelhafte Praktik zur damaligen Zeit üblich gewesen ist, um sich den Schutzbefohlenen zu entledigen, schürt meine Wut und meinen Zorn, denn wie kann man kleinen Kinderseelen nur etwas so grausames antun.

Laura ist eine echte Kämpfernatur, die sich durchzusetzen weiß - für die damalige Zeit noch unüblich, aber sie lässt sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen. Unerschütterlich in ihrem Glauben und an das Gute im Menschen wagt sie sich an die Mission, ihre Geschwister wieder zu finden und nach Hause zu bringen.

Mir Andrew Fraiser hat ihr die Autorin einen feschen und gleichzeitig distinguierten Mann an die Seite gestellt, der sich für Recht und Gesetz einsetzt und ebenfalls Rückhalt im christlichen Glauben findet.

Die Suche nach den Kindern ist wie der Wellengang auf See....mal peitschen die Emotionen hoch und schlagen richtige Wellen, mal gibt es ruhigere Momente, in denen der Leser durchschnaufen und neue Kräfte sammeln kann. Die Bilder von den misshandelten Kindern aber brennen sich tief im Herzen fest und wecken mein Mitleid mit den armen kleinen Kinderseelen, die fernab ihrer Heimat keine Liebe und Zuwendung erfahren.

Carrie Turansky lässt ihren Figuren viel Raum, um sich und ihre Charaktereigenschaften zu entfalten, damit sie für den Leser wie gute Freunde werden, um die aufregende und beschwerliche Reise nach Kanada, die Suche nach den Kindern und das Kämpfen um die Rückkehr der Geschwister hautnah zu erleben.

Das offene Ende lässt natürlich die Frage im Raum schweben, ob es Laura und Andrew gelingen wird, Grace zu finden und in den Schoß der Familie zurück zu holen.Die Neugier auf den Fortsetzungsroman ist somit geweckt und ich kann es kaum erwarten, die Geschichte weiterzuverfolgen.

Ein unglaublich abwechslungsreicher Roman, der die christlichen Werte mit einem Hauch Abenteuer und Liebe verbindet und so für wundervolle und aufregende Lesemomente sorgt.

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