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Veröffentlicht am 31.01.2021

Geniale SF-Idee, anstrengend zu lesende Umsetzung

Eines Menschen Flügel
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Irgendwo, in einer fernen Zukunft auf einem weit entfernten Planeten: Die Ahnen der hier lebenden Menschen kamen einst von den Sternen, welche hier jedoch hinter einer immerwährenden Planetenhülle für ...

Irgendwo, in einer fernen Zukunft auf einem weit entfernten Planeten: Die Ahnen der hier lebenden Menschen kamen einst von den Sternen, welche hier jedoch hinter einer immerwährenden Planetenhülle für aller Augen verborgen liegen. Um das Überleben ihrer Kinder zu sichern, hinterließen sie ihnen Bücher, nach deren Inhalt sie sich richten sollen. Neben Wissenswertem wie Mathematik, Medizin und Herstellanleitungen wie z. B. für Papier enthalten diese Bücher Anweisungen zum gesellschaftlichen Zusammenleben, um Entwicklungen wie Überbevölkerung, Inzest und Habgier zu vermeiden. Das wichtigste Erbe jedoch sind die Flügel, welcher ein jeder Mensch auf seinem Rücken trägt. Damit können sie in den großen Nestbäumen wohnen und den Boden meiden, denn dieser ist vielerorts toxisch. Es gibt Flächen, welche Lebenwesen absorbieren wie eine fleischfressende Pflanze in Planetenform im Fast-Food-Modus, auch Margor genannt.
Nach mehr als tausend Planetenjahren versucht Owen, die planetare Hülle zu durchbrechen und die Sterne zu sehen. Er trainiert hart dafür, sein Ziel zu erreichen - wird er es schaffen? Und warum bedeutet dies eine Gefahr für das paradiesische Leben der Menschen? Eine Gefahr, vor welcher die Ahnen einst warnten?
Der Roman hat einen immensen Umfang, da lässt sich einiges an Handlung erwarten. Zumal ich vom Autor bisher stets wohldurchdachte Romane gewohnt bin. Entsprechend enthusiastisch wagte ich mich an diesen Wälzer heran. Warum mich diese grandiose Idee seines Romans dennoch nur mäßig begeistern konnte, versuche ich mal zu erklären.
Zuerst zur Idee: Die ist wirklich gelungen und entpuppt sich im Laufe des Romans als hervorragend durchdacht. Von zwischenmenschlichen Kleinigkeiten bis hin zum Worldbuilding ist alles in sich stimmig. Auch von den ursprünglichen Ahnen über Owens Bestrebungen, die Sterne zu sehen bis hin zu den darauf folgenden Konsequenzen - alles top! Tatsächlich hatte ich meinen Spaß daran, diese Handlung mit all ihren Hintergründen zu verfolgen. Das "Aber" folgt jedoch auf großen Schwingen: Die Umsetzung des Ganzen.
Der Autor hat sich dafür entschieden, jeden Abschnitt aus der Sicht einer anderen Person zu erzählen. Was zunächst nach Abwechslung klingt, bremst die Handlung leider immens aus, denn jede gewählte Person bekommt nur einen eigenen Abschnitt - und insgesamt hat Andreas Eschbach sich für rund 30 Personen entschieden! Das bedeutet: 30 Personen, die nicht nur das aktuelle Geschehen schildern, sondern zudem von sich, ihrem Leben und ihren Gedanken berichten. Im Extremfall sieht es so aus, dass z. B. an einer äusserst spannenden Stelle, an der ein gefährlicher Wendepunkt im Leben der Menschen stattfindet, ein Schnitt hin zur nächsten Person erfolgt - und die berichtet erstmal ausführlich über ihre Kindheit, das Kennenlernen ihrer Ersatzschwester, ihre erste Liebe, nur um weitere Geschehnisse aus ihrer Sicht zu berichten, welche vor einigen hundert Seiten bereits behandelt wurden, bevor es - endlich! - in der Handlung weitergeht. Sowas bremst die Spannung nicht nur mehrmals im Roman bis auf den Nullpunkt herunter, sondern wird auch irgendwann langweilig, zumal der Autor es sich nicht nehmen lässt, einige Dinge bis ins allerkleinste Detail zu beschreiben. Die Wirkungsweise diverser fiktiver Tiere und Pflanzen als Nahrung, Gift oder Medizin, die Erinnerungen an irgendwelche irrelevanten früheren Liebschaften - selbst vor der detaillierten Beschreibung von Verdauungsstörungen macht der Autor keinen Halt. Sowas empfand ich auf Dauer als frustrierend, so dass ich dazu überging, entsprechende Passagen querzulesen, ob überhaupt irgendwas Wichtiges darin vorkommt. Meiner Meinung hat hätte ein guter Teil davon weggelassen werden können, um die Handlung deutlich zu straffen.
"Eines Menschen Flügel" ist ein wirklich hervorragend erdachter SF-Epos mit geflügelten Nachkommen der Menschheit auf einem verborgenen Planeten, in welchem viele gesellschaftskritische Themen Einzug finden. Leider lässt der gewählte Erzählstil, für welchen der Autor sich diesmal entschieden hat, das Werk zu einem aufgeblähten Roman voller Zeitsprünge, Wiederholungen und unnötig vieler Details anwachsen, welches dem Leser dadurch einiges an Durchhaltevermögen abverlangt.

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Veröffentlicht am 18.01.2021

Anstrengendes Hin und Her

Madly
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Nach Truly ist Madly der zweite Band der "In love"-Trilogie von Ava Reed. Es bleibt weiterhin ziemlich übersichtlich bei den Personen, in erster Linie geht es um die ursprüngliche WG von drei Männern (Mason, ...

Nach Truly ist Madly der zweite Band der "In love"-Trilogie von Ava Reed. Es bleibt weiterhin ziemlich übersichtlich bei den Personen, in erster Linie geht es um die ursprüngliche WG von drei Männern (Mason, Cooper und Dylan), zwei Freundinnen (Andie und June) sowie Coopers Schwester Zoey, die so nach und nach hinzukommt, bevor es im dritten Band um sie und Dylan geht. Nachdem Andie und Cooper in Band 2 die Hauptcharaktere waren, bleiben somit für Band 2 Mason und June übrig, zwischen denen es im ersten Band bereits leicht knisterte.
June und Mason haben eines gemeinsam: Sie haben beide an ihrem Elternhaus zu knabbern. Überhöhte Erwartungen der Eltern und Bodyshaming werden diesmal stark thematisiert. Während June früh anerzogen bekommen hat, ungenügend und fehlerhaft zu sein, will Mason nicht so werden wie sein Workaholic-Vater, obwohl er mehr mit ihm gemeinsam hat, als er sich selbst eingestehen will.
Ja, es knistert stark zwischen beiden und Mason verhält sich teilweise schon wie ein verliebter Trottel im Maßanzug, um die temperamentvolle June für sich zu gewinnen. Leider blockt June ihn stark ab, selbst ihre Freundin kann sie nicht umstimmen.
Die Ängste, welche durch das Bodyshaming entstehen, sind riesig und recht gut nachvollziehbar. Ich wusste bereits vorher, dass June ein wenig extravagant in ihrem Verhalten sein kann, leider hatte ich diesmal bei einigen Szenen keinerlei Verständnis mehr für ihre frech-provokante Art. Vor allem, wenn es um die berufliche Karriere geht oder wenn gute Freunde verletzt werden, wirkte ihr überzogenes Verhalten einfach nur kindisch, deswegen ging mir June stellenweise ziemlich auf die Nerven. Masons Probleme sind vielleicht in seiner Größenordnung etwas seltener, aber auch hier war sein Verhalten nachvollziehbar, ebenso seine Entscheidung, welche er am Schluss fällt. Auch mochte ich seine Idee, auf welche Art er versucht, June trotz ihrer ablehnenden Eskapaden für sich zu gewinnen. Dass die Freunde dieses nervige Hin und Her der beiden so lange mitgemacht haben, ohne mal was zu sagen, war erstaunlich, aber unter Freunden wohl okay.
Obwohl ich mich nach dem ersten Band wirklich auf June und Mason gefreut hatte, war der Roman bzw. ihr Verhalten mir stellenweise zu anstrengend. Befremdlich waren auch so Punkte wie ausführliche Schminkroutinen oder dass der wahnsinnig gut aussehende Mason sein Hemd mit „gekonnten Handgriffen anzog“ - kann man sich auch ungekonnt anziehen?
Mein Fazit: Stellenweise überzogen-anstrengendes Verhalten und ein vorhersehbares Ende, das Problem Bodyshaming war zwar prägend, wurd aber für meinen Geschmack etwas zu unrealistisch simpel gelöst.

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Mir fehlten Spannung und Atmosphäre

Die Schrecken des Pan
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In diesem Roman hat die Autorin versucht, eine Reihe fiktiver brutaler Mordfälle rund um den realen Okkultisten Aleister Crowley anzusiedeln. Tatsächlich lernt man zunächst ein paar Momente seiner aktiven ...

In diesem Roman hat die Autorin versucht, eine Reihe fiktiver brutaler Mordfälle rund um den realen Okkultisten Aleister Crowley anzusiedeln. Tatsächlich lernt man zunächst ein paar Momente seiner aktiven Zeit kennen, bevor er im luxuriösen Holloway-Sanatorium u. a. von der jungen Krankenschwester Maureen Morgan betreut wird. Ihr vertraut Crowley ein paar wichtige Details an, welche später für die Aufklärung brutaler Morde wichtig, aber nicht entscheidend sind. Dank dieser Details versucht Maureen unabhängig von der Polizei, die Morde aufzuklären, da sie meint, als einfache Krankenschwester würde sie von der Polizei nicht ernst genommen werden. Vorhersehbar, dass ihre Naivität sie in tödliche Gefahr bringen wird.
Die Grundidee am Roman ist nicht schlecht. Vermisst habe ich jedoch neben einem vernünftigen Spannungsbogen auch diese viele kleinen Details, welche mir die damalige Atmosphäre greifbarer gemacht hätten. Ebenso fielen die Dialoge zu modern und umfangreich aus, um authentisch zu wirken. Als unnötig empfand ich Maureens Liebesleben, welches den eh nur spärlich mit Spannung versehenen Roman nur unnötig streckte, zumal es für den Kriminalfall an sich unbedeutend war.
Mich konnte der Roman nicht überzeugen, mir haben Spannung und Atmosphäre gefehlt.

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Veröffentlicht am 04.01.2021

Undurchschaubarer Entführungsfall

Der Mädchenwald
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Während eines Jugendschach-Turniers wird die 13-jährige Elissa brutal entführt und erwacht angekettet in einem dunklen, kargen Keller. Dort findet sie ein Junge, der sich Elijah nennt und sich ebenfalls ...

Während eines Jugendschach-Turniers wird die 13-jährige Elissa brutal entführt und erwacht angekettet in einem dunklen, kargen Keller. Dort findet sie ein Junge, der sich Elijah nennt und sich ebenfalls für ziemlich intelligent hält. Schnell merkt Elissa jedoch, dass mit diesem Jungen irgendwas nicht stimmt, denn statt ihr zu helfen oder die Polizei zu rufen, zieht er lieber seinen persönlichen Vorteil aus ihrer Gegenwart und macht Andeutungen, dass sie nicht das erste Mädchen in seinem Mädchenwald ist. In welcher Beziehung steht er zu ihren Entführern? Kann sie trotzdem auf Hilfe hoffen?
Das Buch ist aus drei sich abwechselnden Perspektiven geschrieben: Elissa, Elijah sowie der Ermittlerin Mairéad. Ebenso gibt es zunächst Zeitsprünge zwischen den einzelnen Tagen, wobei Tag 1 den Tag der Entführung darstellt. Sehr gut gefielen mir Elissas Abschnitte, einem intelligenten, wenn auch unsicheren Mädchen, das plötzlich in einer Extremsituation steckt und dabei eine Möglichkeit sucht, unauffällig um Hilfe zu rufen. Verwirrend sind manchmal Elijahs Abschnitte, welche bewusst in der Ich-Perspektive verfasst wurden, um zunächst nicht zuviel über ihn zu verraten. Denn dieser Charakter hat es in sich, ist schwer einschätzbar und sorgt für so manche Überraschung. Keinen guten Start hatte in meinen Augen die Ermittlerin - gleich in der ersten Szene ließ der Autor sie sich in eine Toilette übergeben. Leider hielt sich dieses Thema durch den ganzen Roman hindurch mehr oder weniger und ich war wiederholt genervt davon, dass der Autor nicht einfach mal eine Ermittlerin eine Ermittlerin sein lassen konnte, ohne irgendwelche persönlichen Probleme, die rein gar nichts mit dem Fall zu tun hatten und nichtmal ansatzweise interessant waren. Irgendwann fand ich ihr ständiges Würgen einfach selbst - zum Würgen. Davon abgesehen konnten die Ermittler auch sonst nicht wirklich durch große Taten glänzen, etwas später im Buch hat mich die grobe Fahrlässigkeit der Polizisten einfach nur ungläubig den Kopf schütteln lassen.
Der Entführungsfall entwickelte sich im Laufe des Romans alles andere als linear, was ich einerseits als gelungen empfand, da vorhersehbare Krimis langweilig sind. Andererseits wirkte einiges schon wieder so abstrus, dass es mir irgendwann nicht mehr realistisch genug wirkte. Mag sein, dass manch ein Leser das anders sieht, mich jedenfalls konnte das Buch, von Elissa mal abgesehen, nicht so recht überzeugen.

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Veröffentlicht am 04.01.2021

Nerdig-amerikanischer Roman

88 Namen
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Irgendwann in naher Zukunft: Die Welt der Virtual Reality (VR) gehört für viele zum Alltag dazu. Vor allem die Welten der MMORPGs (massive multiplayer online role-playing games), in denen viele Spieler ...

Irgendwann in naher Zukunft: Die Welt der Virtual Reality (VR) gehört für viele zum Alltag dazu. Vor allem die Welten der MMORPGs (massive multiplayer online role-playing games), in denen viele Spieler aus aller Welt zugleich mit- bzw. gegeneinander spielen können, sind stark gefragt. Und John Chu bietet Neueinsteigern bzw. Wenigspielern an, gegen entsprechende Bezahlung einen hochgelevelten Charakter zu spielen und die Kunden beim Spielen zu unterstützen, damit sie nicht in den Anfängerleveln herumkrebsen müssen, sondern gleich da einsteigen können, wo es spannender zugeht. Ist zwar gegen die Vorschriften der Spieleanbieter, bringt aber Geld.
Auf diesem Gerüst baut der Autor seine Story auf. Zum Einen gibt es eine etwas eigenwillige Exfreundin, die John Chu Rache geschworen hat und die man im Roman nach und nach kennenlernt, zum Anderen meldet sich bei John Chu ein neuer Kunde, ein gewisser Mr. Jones, der für sehr viel Geld sehr viel erwartet. Grund genug für John Chu zu spekulieren, um wen es sich dabei handeln könnte. Sein Verdacht richtet sich gen Nordkorea und neben so einigen Spieledetails kann man mitverfolgen, wie er nach Beweisen sucht, die seine Vermutung unterstützen.
Zugegeben, das Buch ist recht nerdlastig, auch wenn viele Begriffe aus der Gamerwelt im Anhang, dem sogenannten "John Chus Call-to-Wizardry-Schnellstart-Guide", sowie im Laufe des Romans erklärt werden. Dabei ist "Call to Wizardry" eines der beliebtesten fiktiven VR-Rollenspiele, um die es im Roman geht, wenn auch nicht ausschließlich. Die IRL-Szenen, also "in real life", halten sich zunächst eher bedeckt, der Schwerpunkt liegt zu Beginn auf der virtuellen Welt.
Auch wenn der Autor sich vieles rund um die Spiele hat einfallen lassen - zur benötigten Hardware in der Zukunft erfährt man leider nur wenig. Gut gefielen mir diverse Anspielungen auf die Popkultur. Die Handlung selbst gefiel mir zunächst ebenfalls ganz gut, auch wenn sie von Beginn an stark spielelastig war. Im Laufe des Romans verlor ich leider das Interesse, als das Buch mir immer mehr das Gefühl vermittelte, es sei von einem Amerikaner für Amerikaner geschrieben, weil es verstärkt um Themen ging, die Amerikaner betreffen bzw. interessieren wie Waffen, Prohibition und ein stark verklemmtes Verhältnis zu erotischen Inhalten, was sich u.a. in einem sehr langen Kapitel fast ausschließlich zu diesem Thema äussert ebenso wie in Griefern (Störenfrieden), die sich wie Pubertierende aufführen. Interessanterweise sind Gewalt und Gemetzel wiederum völlig in Ordnung, davon konnte es virtuell gar nicht genug geben.
Wer sich an der nerdigen Komponente und den entsprechenden Begriffen nicht stört, der wird in dem Buch eine kurzweilige und amüsante Unterhaltung finden auf der Identitätssuche von Mr. Jones. Mich haben vor allem der überzogene Fokus auf gewisse amerikanische Themen sowie der hier und da durchscheinende Superlativ zu sehr gestört, um dem Buch mehr als 3/5 Sterne zu geben.

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