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Veröffentlicht am 10.04.2021

Hätte spannender sein können

Leichenblume
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Da ich ein Fan von skandinavischen Krimis bin, war es quasi ein Muss für mich, mir den Auftakt von Anne Mette Hancocks neuer Serie genauer anzuschauen.
Das Buch ist mit 360 Seiten nicht sonderlich dick, ...

Da ich ein Fan von skandinavischen Krimis bin, war es quasi ein Muss für mich, mir den Auftakt von Anne Mette Hancocks neuer Serie genauer anzuschauen.
Das Buch ist mit 360 Seiten nicht sonderlich dick, die Kapitel sind kurz, mit vielen Leerseiten, so dass ich den Thriller ziemlich schnell durchgelesen hatte. Hinzu kommt ein sehr flüssiger und angenehmer Schreibstil, der mich gut unterhalten hat.
Die Hauptprotagonistin von „Leichenblume“ ist die Investigativjournalistin Heloise Kaldan, die kryptische Briefe von einer flüchtigen Mörderin erhält. Heloise beginnt Fragen zustellen und bringt sich dabei selbst in Gefahr.
Grundsätzlich hat mir dieses Buch gut gefallen. Die ominösen Briefe waren auf jeden Fall eine gute Idee und ich war sehr gespannt, welche Verbindung zwischen Heloise und der gesuchten Anna Kiel besteht.
Beim Lesen war mir zu keiner Zeit langweilig. Richtig gefesselt war ich allerdings leider auch nicht. Was ich definitiv vermisst habe, war mehr Spannung. Die komplette Geschichte kommt ziemlich unaufgeregt daher und kratzt viele Themen an, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. Es war auch lange kein roter Faden ersichtlich. Geht es hier nun um den alten Mord, um die Vergangenheit von Heloise oder um ihre Verbindung zu Anna?
Am Ende löst sich dann alles in einer für mich unbefriedigenden Weise auf. Schade auch, dass die Sache mit der Leichenblume, die sogar namensgebend für das Buch fungierte, so ins Leere läuft.
Ich finde es oft suboptimal, wenn auf einem Cover Vergleiche mit anderen Autoren gezogen werden, da dadurch die Erwartungshaltung viel zu hoch geschraubt wird. Mit den Thrillern von Jussi Adler Olsen hat „Leichblume“ definitiv überhaupt keine Ähnlichkeit.
Insgesamt war es für mich ein solider Thriller, dessen Fortsetzung ich sicherlich ebenfalls lesen werde.

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Packender 20er Jahre Roman

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Nach zwei schweren Schicksalsschlägen wagt die junge Ärztin Magda einen Neuanfang in Berlin. Als Polizeiärztin betritt sie eine Domäne, in der vor allem Männer das Sagen haben und ihr lediglich zutrauen, ...

Nach zwei schweren Schicksalsschlägen wagt die junge Ärztin Magda einen Neuanfang in Berlin. Als Polizeiärztin betritt sie eine Domäne, in der vor allem Männer das Sagen haben und ihr lediglich zutrauen, sich um Frauen oder verwahrloste Kinder zu kümmern.
„Das Leben, ein ewiger Traum“ ist der Auftakt einer Trilogie mit der jungen Magda im Zentrum. Wiederkehrende Figuren, die ebenfalls eine größere Bedeutung in dem Roman bekommen sind die naive Doris, die unbedingt Schauspielerin werden will und Celia, die behütet aufgewachsen ist und deren arrangierte Ehe zum Fiasko wurde.
Dies ist eins dieser Bücher, welches den Leser in die Geschichte hineinsaugt, so dass man meint, die beschriebenen Ereignisse mit eigenen Augen zu sehen. Wie ein Film lief die Handlung vor mir ab und ich habe gerne längere Zeit am Stück in dem Roman gelesen.
Helene Sommerfeld (ein Pseudonym für ein Autorenehepaar) beschreibt anschaulich die harten Kontraste im Berlin der 1920er Jahre. Während einerseits die Leute wieder ihren Wohlstand genießen, auf dem Kurfürstendamm flanieren und shoppen gehen, gibt es auf der anderen Seite auch sehr viele Leute, die in Armut und Elend leben. Die Geschichte legt hier insbesondere den Fokus auf das Schicksal der Kinder. Manches Szenario hat mich sehr erschüttert. Kinder, die nur gezeugt wurden um an den Meistbietenden verkauft zu werden, Frauen, die gegen Bezahlung Säuglinge verhungern lassen oder Kleinkinder, die gezwungen werden, zu betteln bzw. Leute zu bestehlen. Diese Zustände machen sehr betroffen.
Magda ist kein übertrieben liebenswerter Charakter doch sie hat das Herz auf dem rechten Fleck. Sie setzt sich für Gerechtigkeit ein und versucht zu helfen, wo sie nur kann. Sie kommt als fremde in eine neue Stadt und schließt schnell neue Bekanntschaften, mit den sie ein Netzwerk aufbaut.
Die Anzahl der Personen, die in diesem Roman vorkommen, ist sehr hoch, wodurch die Geschichte über die kompletten 530 Seiten abwechslungsreich bleibt. Die Handlung bleibt ständig in Bewegung ohne Verschnaufpause. Auch neue Liebschaften spielen eine Rolle.
Für meinen Geschmack wurde allerdings zu viel berlinert. Es ist zwar alles gut verständlich, aber da ich nicht gerne Dialekt lese (oder höre) hat es mich stellenweise ein wenig genervt.
Es gibt immer wieder Ausflüge in die armen Wohngegenden zu Leuten, die um ihr Überleben kämpfen müssen. Ich hätte es schön gefunden, wenn wir der ein oder anderen sympathischen Person begegnet wären, mit der ich hätte Mitleid haben können. Die armen Leute wurden allerdings durch die Bank weg als skrupellos und frei von jeglichen Emotionen dargestellt. Das fand ich schade.
Von diesen Kritikpunkten einmal abgesehen hat mir „Das Leben, ein ewiger Traum“ gut gefallen. Der letzte Absatz ist ein fieser Cliffhanger und ich warte nun gespannt auf die Fortsetzung, die für Oktober angekündigt ist.

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Tiefe Einblicke in die DDR

Geteilte Träume
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Voller Vorfreude habe ich zu „Geteilte Träume“ gegriffen, denn die auf dem Klappentext bereits thematisierte Zwangsadoption klang nach einem sehr erschütternden Schicksal. Ulla Mothes machte es mir allerdings ...

Voller Vorfreude habe ich zu „Geteilte Träume“ gegriffen, denn die auf dem Klappentext bereits thematisierte Zwangsadoption klang nach einem sehr erschütternden Schicksal. Ulla Mothes machte es mir allerdings wahnsinnig schwer, in die Geschichte hineinzufinden. Ich muss gestehen, dass ich sogar in Erwägung gezogen habe, das Buch auf die Seite zu legen. Gleich zu Beginn erfährt Protagonistin Ingke, ein junges Mädchen kurz vor dem Abitur, dass sie adoptiert ist. Sie beginnt Fragen zu stellen. Bei ihrer Odyssee wird sie von einem Verwandten zum nächsten geschickt und jeder hat einen Schwank anzubieten. Es sind tragische Erlebnisse, aus der DDR Zeit und auch aus dem Krieg, die Ingke hier erzählt werden, aber auf mich wirkte alles sehr verworren und zusammenhanglos. Die vielen Personen und Einzelschicksale überforderten mich und so waren die ersten 150 Seiten ein kleiner Kampf für mich.
Nach dem ersten Drittel gewann die Handlung sehr viel an Struktur, der Fokus lag auf weniger Personen und die Kapitel werden länger. Was ich nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, trat doch noch ein, „Geteilte Träume“ packte mich und lies mich nicht mehr los.
Ulla Mothes taucht sehr tief in die DDR ein, beleuchtet Themen, die ich in dieser Form noch nicht wusste und zeichnet ein erschreckendes Bild. Insbesondere die Schilderung über die gewünschte Berufstätigkeit der Frauen und die Tagesabläufe in der Wochenkrippe, in der Babys betreut wurden, ging mir sehr nahe. Es wird heute gerne verherrlicht, dass es dort keine Arbeitslosen gab, durch diesen Roman habe ich erfahren, dass die Bürger quasi gezwungen waren, eine Stelle anzunehmen, notfalls eine Zugeteilte. Es machte mich sehr betroffen zu lesen, wie die junge Petra von der Fürsorgestelle als asozial abgestempelt wurde, nur weil sie ihren Säugling selbst betreuen und nicht abgeben wollte.

Häufig ist es in Romanen, die in der DDR spielen so, dass die Helden der Geschichte diejenigen sind, die schon immer gegen das Regime gekämpft haben. In „Geteilte Träume“ ist dies grundsätzlich nicht der Fall. Ingkes Adoptivvater Kelle zum Beispiel vertritt auch nach der Wende noch viele Ansichten der DDR und findet es noch immer richtig, dass Ingkes Geburtsmutter das Sorgerecht verloren hat, nachdem sie wegen Republikflucht verhaftet wurde. Die Autorin bietet hier interessante und tiefgehende Einblicke in das Gedankengut mancher DDR Bürger und hilft dem Leser, sich die damalige Zeit besser vorzustellen. All das liegt noch gar nicht so lange zurück und trotzdem klingt es wie ein schlechter Alptraum.

Ich bin froh, dass ich mich durch den Anfang des Romans gekämpft und durchgehalten habe denn insgesamt war dies wirklich ein sehr bewegendes Buch, welches einem die deutsche Geschichte näher bringt.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Gute Fortsetzung

Die Stimmlosen
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„Die Stimmlosen“ setzt nahtlos dort an, wo „Im Lautlosen“ endete. Da ich die beiden Romane kurz hintereinander gelesen habe, war ich ab der ersten Zeile wieder mitten drin. Ich empfehle auf jeden Fall, ...

„Die Stimmlosen“ setzt nahtlos dort an, wo „Im Lautlosen“ endete. Da ich die beiden Romane kurz hintereinander gelesen habe, war ich ab der ersten Zeile wieder mitten drin. Ich empfehle auf jeden Fall, „Im Lautlosen“ zuerst zu lesen, um die Hintergründe zu kennen.
Die Fortsetzung beginnt 1945. Der Krieg ist zu Ende, die Zeit des Verzichts allerdings noch lange nicht. Melanie Metzenthin beschreibt bildhaft das Hamburg der Nachkriegszeit und erzählt von Rationalisierungen, Hunger und Kälte, von Wohnverhältnissen, die für uns heute einfach unvorstellbar sind, aber auch über den Aufschwung bis hin zu den Anfängen des Wirtschaftswunders.
Während das erste Buch eine ziemlich große Zeitspanne umfasst, konzentriert sich Band 2 auf 5 Jahre. Im ersten Drittel empfand ich das Erzähltempo als etwas gedrosselt und langatmig aber dann nahm die Handlung plötzlich an Fahrt auf, ein Ereignis jagte das Nächste und ich wollte wissen, wie es weitergeht. Der Fokus ging in diesem Teil weg von Paula und Richard und lag verstärkt auf deren Freund Fritz. Außerdem wird als neue Hauptfigur Arthur Grifford eingeführt. Ein britischer Arzt, der in Hamburg stationiert ist. Ich fand die Komplikationen der internationalen Freundschaft so kurz nach dem Krieg interessant beschrieben. Arthur ist ein sehr sympathischer Charakter, der zurecht so viel Raum bekommen hat. Was ich allerdings schade fand war, dass die Wortwahl in Bezug auf Arthur unglaublich monoton ist. Es war ja bereits eindeutig geklärt, dass er Engländer ist, dennoch wird dieses Detail immer wieder extra betont. „Der Brite betrat den Raum“, „Der Brite lächelte“ …. Diese Art Satzbau wiederholt sich gefühlt 50 mal oder öfter. Ich fühlte mich ab einem gewissen Punkt etwas genervt davon, insbesondere da im Umkehrschluss niemals „der Deutsche“ oder „die Französin“ so nachdrücklich betont wird.
Alles in allem habe ich aber auch die Fortsetzung gerne gelesen und mich gut unterhalten gefühlt, so dass ich 4 Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Kurzweiliges Konzept

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
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„Der Countdown Killer vereint gleich mehrere Themen, die mich interessieren: True Crime Podcasts, Cold Cases und Entführungen.
Die Podcasts von Protagonistin Elle sind besonders interessant, da sie nicht ...

„Der Countdown Killer vereint gleich mehrere Themen, die mich interessieren: True Crime Podcasts, Cold Cases und Entführungen.
Die Podcasts von Protagonistin Elle sind besonders interessant, da sie nicht nur über Verbrechen erzählt, sondern auf eigene Faust versucht, die Fälle zu lösen. Hierzu trifft sie sich mit Informanten, Beteiligten und Ermittlern.
In ihrer aktuellen Staffel beschäftigt sie sich mit dem sogenannten Countdown Killer, der Ende der 90er Jahre eine Vielzahl von jungen Frauen / Mädchen nach einem starren Muster entführt, misshandelt und getötet hat.
Abwechselnd lesen wir die Transkripte von Elles Podcast und verfolgen parallel dazu ihren Alltag in Echtzeit.
Diese Konzept fand ich sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Der Podcast „Justice Delayed“ wird mit jeder Folge spannender. Würde es ihn in Real-Life geben, ich wäre auf jeden Fall ein Hörer. Durch die Transkripte war es der Autorin auch möglich, dem Leser in kompakter Form sehr viele Informationen und Hintergründe über den Mörder zu geben ohne zu ausschweifende Rückblenden schreiben zu müssen.

Elle ist ein sehr sympathische Person. Ich konnte ihre Besessenheit mit dem Countdown Killer gut nachvollziehen. Relativ von Anfang an hatte ich einen Verdächtigen im Auge. Auch wenn diese Möglichkeit im Laufe des Thrillers immer unwahrscheinlicher wurde, hielt ich trotzdem daran fest und habe tatsächlich bis zur letzten Seite ein wenig damit gerechnet, dass meine Vermutung wahr wird.
Auch Elles Mann und ihre Freundin sind tolle Charaktere. Ich habe die Alltagsszenen sehr gerne gelesen, da sie im harten Kontrast zu den brutalen Machenschaften des Mörders stehen.

Dieses Buch hat mir gut gefallen, hier ist auf jeden Fall noch Potenzial für eine Fortsetzung. Ich würde mich freuen, Elle bei ihrem nächsten Podcast wieder zu begleiten.

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