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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2022

Ein typischer Slaughter - hart und (zu) intensiv

Die falsche Zeugin
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Die Schwestern Leigh und Callie könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein:
Die eine ist erfolgreiche Strafverteidigerin in einer großen Kanzlei, verheiratet und hat eine Tochter im Teenageralter. ...

Die Schwestern Leigh und Callie könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein:
Die eine ist erfolgreiche Strafverteidigerin in einer großen Kanzlei, verheiratet und hat eine Tochter im Teenageralter. Die andere ist seit zwanzig Jahren drogenabhängig, lebt an wechselnden Orten und die einzige Konstante in ihrem Leben ist die Liebe zu Tieren.
Als Leigh mit der Verteidigung eines brutalen Serienvergewaltigers beauftragt wird, der ausdrücklich sie angefordert hat, gerät ihre hart erarbeitete Existenz in Gefahr. Denn Leigh und Callie haben ein Geheimnis, von dem außer ihnen eigentlich niemand wissen kann.

Der neue Roman von Karin Slaughter ist ein sehr aktueller Stand Alone, der auch das Thema Corona nicht ausspart. Auf mehr als 500 Seiten rollt die Autorin die Geschichte von hinten auf, wechselt häufig die Perspektiven und überrascht immer wieder aufs Neue. Eigentlich wäre dieses Buch ein echter Pageturner, so spannend und gut geschrieben ist die Geschichte. Wäre da nicht die Intensität, mit der brutalste Szenen beschrieben werden und auch die Schilderung des Schmerzes, den die Protagonistinnen empfinden. Das war an etlichen Stellen schwer zu ertragen und hat dazu beigetragen, dass sich die Lektüre deutlich in die Länge gezogen hat.

Beeindruckend und teilweise sehr berührend ist die Charakterisierung insbesondere der beiden Schwestern, die nach ihrer schrecklichen Kindheit so verschiedene Lebenswege eingeschlagen und trotzdem eine sehr enge Verbindung aufrechterhalten haben. Gerade Callie wird sowohl in ihrem Elend als Junkie, aber eben auch als sehr liebenswerte, empfindsame Frau gezeichnet, deren Charakter alle menschlichen Facetten beinhaltet. Es fällt schwer, für sie keine Sympathie zu empfinden. Auch für die meisten anderen Personen gilt, dass schwarz-weiß Kategorien nicht greifen und eigentlich unentschuldbares Handeln zumindest Verständnis hervorruft. Nur das abgrundtief Böse bleibt böse.

Eine klare Leseempfehlung kann ich für dieses Buch nicht geben, dafür sind einige Szenen zu drastisch und das Ende hinterlässt bei mir einen schalen Beigeschmack. Nichts für zartbesaitete Gemüter, aber die würden den Roman ohnehin nicht lesen wollen.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Guter Einstieg in das Thema

Vermintes Gelände – Wie der Krieg um Wörter unsere Gesellschaft verändert
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Petra Gerster und Christian Nürnberger setzen sich in sehr leicht lesbarer, verständlicher Sprache in ihrem neuen Buch mit dem aktuellen Thema Sprache und Identitätspolitik auseinander.
Sie richten sich ...

Petra Gerster und Christian Nürnberger setzen sich in sehr leicht lesbarer, verständlicher Sprache in ihrem neuen Buch mit dem aktuellen Thema Sprache und Identitätspolitik auseinander.
Sie richten sich dabei eher an ein interessiertes Publikum, das sich bisher nicht so ausführlich mit dem Thema beschäftigt hat als an jene, die bereits längst eine feste Position pro oder contra eingenommen haben. Diese beiden Gruppen werden dieses Buch entweder als zu wenig oder als viel zu radikal ablehnen.
Grob zusammengefasst beschreiben die AutorInnen ihre eigene Entwicklung und daraus resultierende Motivation, sich intensiver mit dem Thema zu befassen. Dann folgen die beiden großen Abschnitte Rassismus in und mit der Sprache und dann natürlich der große Abschnitt rund ums Gendern. Abschließend folgt ein historischer Rückblick und eine Liste mit lesenswerter Belletristik zum Thema.
Mein Fazit fällt ein bisschen durchwachsen aus. Die AutorInnen geben einen guten Überblick über die aktuelle Debatte und regen durchaus zum Nachdenken an. Wirklich neue Erkenntnisse habe ich nach der Lektüre des Buches aber nicht gewonnen. Vielleicht gehöre ich aber auch einfach nicht zur Zielgruppe. Empfehlen würde ich das Buch Menschen, die durch die aktuellen Debatten verunsichert, aber aufgeschlossen sind, sich erstmals ausführlicher mit dem Thema zu befassen.

Veröffentlicht am 19.06.2021

Spirituelle Entwicklung eines zum Tode Verurteilten

Gefangen und frei
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Jarvis Jay Masters ist 19 Jahre alt, als er eine langjährige Gefängnisstrafe antritt. Dort wird er von der "Black Guerilla Family" rekrutiert und schließlich wegen Beihilfe zum Mord an einem Gefängniswärter ...

Jarvis Jay Masters ist 19 Jahre alt, als er eine langjährige Gefängnisstrafe antritt. Dort wird er von der "Black Guerilla Family" rekrutiert und schließlich wegen Beihilfe zum Mord an einem Gefängniswärter angeklagt. Obwohl er seine Unschuld beteuert, wird er zum Tode verurteilt und in den Todestrakt nach San Quentin verlegt.
David Sheff hat die Biografie dieses Mannes auf der Basis seiner Gespräche mit ihm geschrieben. Kindheit und Jugend scheinen typisch für so viele Lebensläufe von Afroamerikanern, die in amerikanischen Gefängnissen auf ihre Hinrichtung warten müssen. Eine extrem schwierige Kindheit: Gewalterfahrungen und Vernächlässigung, wechselnde Pflegefamilien und früh erste Straftaten, wachsende Gewaltbereitschaft. Im Gefängnis dann Anschluss an die BGF, Misstrauen gegenüber Verteidigern und eigener Familie. Gleichzeitig aber auch tiefste Verzweiflung über die eigene Ohnmacht.
Als ihm von einer Kriminalistin wegen seiner Panikattacken empfohlen wird zu meditieren, reagiert er zunächst skeptisch und ablehnend. Trotzdem versucht er es schließlich mehr oder weniger erfolgreich. Tatsächlich gelingt es ihm im Laufe der Zeit, durch Meditation auch Phasen tiefster Verzweiflung durchzustehen. Dabei helfen ihm eine Reihe von Lehrern, die ihn auf seinem langen spirituellen Weg begleiten und anleiten.

Besonders eindrücklich werden die Phasen beschrieben, in denen Jarvis Jay Masters zwischen Hoffnung und Enttäuschung schwankt. Die spirituelle Entwicklung ist auch für nichtgläubige Menschen sehr nachvollziehbar und lässt verstehen, welche Kraft der Glaube schenken kann.
Mich hat diese Biografie sehr beeindruckt, auch wenn ich nicht alles nachvollziehen kann. So wundert es mich, das Jarvis Jay Masters, der selbst schreibt, keine Autobiografie geschrieben hat. Aber vielleicht brauchte es jemanden mit mehr Erfahrung als Schriftsteller und etwas mehr Distanz.

Lohnenswerte Informationen über dieses Sachbuch hinaus findet man im Internet über Jarvis Jay Masters und seine UnterstützerInnen.

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Veröffentlicht am 02.02.2021

Sehr ansprechende Rezepte in schöner Optik, aber nicht ganz so einfach umzusetzen wie der Titel verspricht

Super fresh
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Dieses hochwertig gestaltete Kochbuch in sehr moderner Optik lässt schon auf den ersten Blick keinen Zweifel an dem Hintergrund der Autorin aufkommen. Das Schwergewicht hat tatsächlich eher einen Magazincharakter: ...

Dieses hochwertig gestaltete Kochbuch in sehr moderner Optik lässt schon auf den ersten Blick keinen Zweifel an dem Hintergrund der Autorin aufkommen. Das Schwergewicht hat tatsächlich eher einen Magazincharakter: Druck auf schwarzem Untergrund, sehr stylische Fotos, Verwendung mehrerer Schrifttypen in einem Textblock.

Die Kapiteleinteilung ist sehr einfach gehalten, die Namen der Rezepte geben schnörkellos die Zutaten wieder. Das gilt auch für die Zubereitungsanleitungen. Sie sind kurz und leicht verständlich geschrieben und lassen sich problemlos umsetzen. Größere Schwierigkeiten bereitet mir allerdings die Beschaffung der Zutaten. Viele der Rezepte erfordern Zutaten, die ich entweder nur schwer beschaffen kann oder in zu großen Mengen für unseren Haushalt.

Nach anfänglicher Enttäuschung gibt es inzwischen aber einige Rezepte, die es mir sehr angetan haben. Besonders gefallen mir einige Gerichte aus den Kapiteln „ruck-zuck-dinner“ und „ab in den tiefkühler“. Die Zutaten sind wirklich einfach zu beschaffen, die Rezepte lassen sich gut umsetzen und sie sind trotzdem viel mehr als nur „ruck-zuck“.

Mein Fazit nach einer ausführlichen Testphase ist deshalb ein wenig durchwachsen.

Besonders geeignet ist dieses Kochbuch für Menschen, die ohnehin viel frisches Gemüse z.B. für Smoothies im Haushalt haben. Etliche Rezepte verwenden beispielsweise Schwarzkohl oder Grünkohl in geringen Mengen. Hinzu kommen einige asiatische, insbesondere japanische Zutaten, die es zumindest bei uns nicht in jedem Supermarkt gibt.

Wegen dieser Einschränkungen gibt es von mir einen Punkt Abzug.

Veröffentlicht am 27.12.2020

Gescheiterter Rettungsversuch einer Ehe

Unter uns das Meer
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Das Ehepaar Partlow lebt mit den noch recht kleinen Kindern in einer amerikanischen Vorstadt. Während Michael beruflich erfolgreich, aber unzufrieden ist, leidet Juliet unter Depressionen und hat ihre ...

Das Ehepaar Partlow lebt mit den noch recht kleinen Kindern in einer amerikanischen Vorstadt. Während Michael beruflich erfolgreich, aber unzufrieden ist, leidet Juliet unter Depressionen und hat ihre Dissertation immer wieder verschoben. Nicht nur deshalb kriselt es in der Ehe. Als Michael eine gemeinsame einjährige Weltreise auf einem Segelboot vorschlägt, um sich wieder anzunähern, reagiert Juliet zunächst mit Ablehnung. Michaels Segelerfahrungen sind eher rudimentär, Juliet hat überhaupt keinen Bezug zum Segeln. Trotzdem kaufen die beiden ein Boot und lassen sich auf das gewagte Abenteuer ein.

Bereits zu Beginn ist der unglückliche Ausgang dieser Reise bekannt, doch man weiß nicht genau, was eigentlich passiert ist. Die Autorin erzählt abwechselnd aus Juliets und Michaels Blickwinkel. Dabei lässt sie Michael in Form von Logbucheinträgen während der Reise zu Wort kommen. Er nutzt dieses Buch auch als eine Art Tagebuch, in dem er sich sowohl über aktuelle Erlebnisse, Gefühle und Gedanken als auch über die Vergangenheit und Gegenwart mit Juliet auslässt. Juliets Sichtweise wird anfangs nach Ende der Reise in Rückblenden beschrieben. Ergänzt und vertieft wird das Bild durch den Blickwinkel der siebenjährigen Tochter, die die Reise und die neue Verfügbarkeit des Vaters genießt. Der Sohn ist noch zu klein, um als aktiv beschreibende Person das Bild abzurunden.

Diese Art des Erzählens war durchaus faszinierend, wenn auch nicht immer ganz einfach zu lesen. Im Laufe des Romans entstand wie bei einem Puzzle ein vollständiges Bild, das zumindest bei mir nicht unbedingt meinen Erwartungen entsprach. Auch die Charakterzeichnungen waren gelungen. Aus anfänglich eher groben Umrissen entstanden gegen Ende sehr detaillierte und glaubwürdige Persönlichkeiten. Dabei haben sich meine Sympathien nach und nach verschoben. Je mehr ich über Michael und Juliet erfahren habe, desto weniger konnte ich bestimmte Handlungsweisen und Überzeugungen nachvollziehen oder teilen.

Das Ende lässt mich ein bisschen ratlos zurück. Einerseits hat die Autorin durch ihre Erzählweise eine Spannung aufgebaut, die es stellenweise auch mit einem Thriller aufnehmen könnte. Andererseits wird dann soviel in die Geschichte gepackt, dass es einfach zu viel des Guten ist. Hinzu kommt, dass mir als Nicht-Seglerin einige Stellen dann doch zu langatmig waren. Dafür kann die Autorin aber nichts.

Insgesamt kann ich das gut geschriebene Buch deshalb mit leichten Einschränkungen empfehlen.

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