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Veröffentlicht am 10.04.2021

Einsteigerbuch für Selbstversorgung aus dem eigenen kleinen Garten

Große Ernte aus kleinen Gärten
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Die Grundstückspreise schießen in die Höhe, sodass bei Neubau kleine Grundstücke von vielen Bauherren bevorzugt werden. Da bleibt dann nur ein kleiner Garten – aber aus dem kann man, wenn man weiß wie, ...

Die Grundstückspreise schießen in die Höhe, sodass bei Neubau kleine Grundstücke von vielen Bauherren bevorzugt werden. Da bleibt dann nur ein kleiner Garten – aber aus dem kann man, wenn man weiß wie, enorm viel eigene Ernte holen. Wie das geht, erklärt Axel Gutjahr in diesem Büchlein verständlich und auf den Punkt gebracht.

Dabei erkennt man, dass sich das meiste gar nicht so sehr von den großen Gärten unterscheidet. Man plant einfach nur genauer und überlegt, was wozu passt, was sich ergänzt, was sich gar nicht verträgt und was wann wächst. Von der Bodenbeschaffenheit angefangen über Unkraut, Schädlinge und Nützlinge, vorbei an Platzbedarf, Fruchtfolgen und Saatgutarten bis zu Pflanzenportraits ist an alles gedacht. Daran hängt sich dann noch eine Übersicht über das Gartenjahr.

Die Abschnitte sind kurz gehalten, sodass man sie schnell und leicht nachschlagen und lesen kann. Alles ist zudem reich und gut bebildert. Dennoch fehlt hier und da eines, das mir persönlich wichtig gewesen wäre. Als Beispiel sei die Quecke genannt. Ich kenne das Unkraut, aber ich wusste nicht, dass es so heißt. Entsprechend sagte mir der Name nichts. Hier hätte mir ein Foto sehr geholfen.

Man merkt schnell, dass dieses Buch erst der Anfang ist und man weitere Literatur benötigt, wenn man sich intensiv mit dem Thema und der Ernte aus dem eigenen kleinen Garten beschäftigen möchte. Deshalb ist für mich dieses Buch quasi Einsteigerliteratur. Nur mit diesem Buch allein kommt man nur eine kleine Strecke. Alles wird angerissen, aber nicht sehr tief behandelt. Deshalb vier Sterne von mir!

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Trauer und Bewältigung

Die Telefonzelle am Ende der Welt
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In einem Garten am Meer steht eine Telefonzelle, zu der viele Leute reisen, da man angeblich die Stimmen der Toten hört, wenn man den Hörer abnimmt. Viele wollen mit ihren Angehörigen reden, sie hören, ...

In einem Garten am Meer steht eine Telefonzelle, zu der viele Leute reisen, da man angeblich die Stimmen der Toten hört, wenn man den Hörer abnimmt. Viele wollen mit ihren Angehörigen reden, sie hören, Antworten bekommen. So auch Yui, die beim Tsunami 2011 ihre Mutter und ihre Tochter verloren hat. Bei der Telefonzelle begegnet ihr ein Arzt, der ebenfalls ein Trauma verarbeiten muss. Die beiden nähern sich an und beginnen, gemeinsam an ihren Seelenwunden zu arbeiten …

Manchmal muss man aus seiner Komfortzone herausgehen, um Neues kennenzulernen und ihm eine echte Chance zu geben. Bücher von amerikanischen Autoren kann ich ganz locker weglesen, bei den britischen wird es meist ein wenig „steifer“, die nordischen Autoren sind gern düster, französische Bücher lesen sich wieder anders und bei Büchern, die in mir doch extrem fremden Gegenden/Ländern spielen, komme ich beim Lesen sehr langsam voran. So auch bei diesem Buch. Das bedeutet nicht, dass es schlecht wäre. Namen und Orte sind fremd und „bremsen“ ein wenig den Fluss, aber die Story selbst – zumal sie auf wahren Begebenheiten beruht – ist doch bereichernd und auch ergreifend.

Der Stil ist sanft und ein bisschen „kirschblütig“. Das muss man mögen, ganz klar. Er passt aber zur Trauer, zu den Dramen, die den Figuren widerfahren sind, den Traumata, die sie überwinden müssen. Er passt zu den Gefühlen, die diese haben und die mich beim Lesen überwältigt haben.

Das Buch hat bei mir noch längst nicht verheilte Wunden wieder aufgerissen, aber auch ein bisschen mehr heilen lassen. Deshalb habe ich es nur in kleinen Schritten lesen können, denn es hat mich sehr oft zum Weinen gebracht. Auch das ist nicht schlecht – gerade, wenn man immer seine Gefühle für sich behält, reinigt es die Seele, wenn man einmal seinen Tränen freien Lauf lässt. Dabei hat das Buch geholfen und das reicht schon, um es sehr zu mögen. Nicht jeder Autor kann Leser so erreichen.

Dennoch ist die typische japanische Zurückhaltung auf jeder Seite präsent. Man bleibt als Leser mit mehr Abstand zu den Figuren und dem Geschehen, als wir westlichen Leser das gewohnt sind. Das weckt zwiespältige Gefühle – man trauert, aber man bleibt quasi hinter einer Glaswand.

Es ist ein Buch, das den Leser fordert, ihn aber auch belohnt. Von mir bekommt es vier Sterne.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Morde im Stil der Manson-Family

Engelsgrund
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Carla Diaz, Borns ehemalige Kollegin, braucht dessen Hilfe. Ihre Tochter ist in einer sektenähnlichen Gemeinschaft gelandet, was für sich genommen schon schlimm genug ist. Aber dort gibt es zwei tote Frauen, ...

Carla Diaz, Borns ehemalige Kollegin, braucht dessen Hilfe. Ihre Tochter ist in einer sektenähnlichen Gemeinschaft gelandet, was für sich genommen schon schlimm genug ist. Aber dort gibt es zwei tote Frauen, bestialisch ermordet. Und Carla ahnt, dass Malin die nächste sein wird. Da auch Born nicht Malins Vernunft wecken kann, wendet er sich an Andrej Wolkow, der ihm noch einen Gefallen schuldet. Dies setzt eine Kette an Ereignissen in Gang, die niemand ahnen konnte …

Linus Geschke wartet mit diesem Thriller mit ein paar Überraschungen und interessanten Wendungen auf. Für Leser seiner anderen Bücher gibt es auch noch ein besonderes Bonbon, über das ich mich sehr gefreut habe. Das Buch steckt voller Intrigen und Gewalt, Hass und negativer Gefühle, dass ich es nicht am Stück lesen konnte. Vermutlich bin ich einfach zu weich geworden mit den Jahren! Doch das ist nicht Geschkes Schuld und auch Born kann nix dafür. Genau das, was mir zu schaffen machte, ist ja das, von dem andere in Thrillern nicht genug bekommen.

Wichtig ist, dass alles in sich stimmig ist. Auch wenn es oft ist, als fielen die Wendungen vom Himmel, sind sie logisch und erklärbar. Das ist für mich besonders wichtig. So ein bisschen nachvollziehbar muss auch der blutrünstigste Thriller sein.

Für mich gab es aufgrund meiner „Empfindlichkeit“ hin und wieder ein paar kleine Längen – doch das dürfte tatsächlich mein persönliches Problem sein und nicht für alle Leser gelten. Es werden Situationen und Konstellationen von Organisationen geschildert, die dann interessant sind, wenn man ein gewisses Mindest-Interesse daran hat. Die eine oder andere Stichelei, hier ein Seitenhieb, da eine Anspielung gefallen mir sehr gut.

Dieser dritte Band schafft es tatsächlich, die Trilogie rund zu machen. Der Kreis schließt sich und das Ende kann sich jeder so „ausspinnen“, wie er mag. Es gibt einen ordentlichen Show-Down, doch Geschke setzt noch einen Knaller obendrauf. So ist ein es zwar offen, aber der Leser kommt dennoch damit klar, dass es keinen vierten Band geben wird.

Auch das Nachwort hat einen ganz besonderen Reiz. Es verbindet meiner Meinung nach den Leser mit dem Autor auf spezielle Weise.

Auch wenn das klischeehaft klingt und politisch völlig unkorrekt, so empfinde ich dieses Buch – und auch die ganze Trilogie – als Thriller der härteren Art, der eher Männer anspricht. Frauen mögen es gern subtiler und weniger kantig, direkt, hart, blutig. Klar, es gibt immer „Ausnahmen“. Mir fehlt hier ein bisschen der Kitzel anderer Bücher und Autoren. Ich wurde gut unterhalten und die Story ist rund und in sich stimmig, ganz klar. Dennoch fehlt für mich etwas für die vollen fünf Sterne. Deshalb gebe ich vier und warte auf den nächsten „Wurf“ von Linus Geschke, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Die Geschichte hinter der Geschichte

Die Erfindung des Dosenöffners
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Timur ist mit sich, seinem Leben und der ganzen Welt unzufrieden. Er will ein ernstzunehmender Journalist werden und braucht dazu unbedingt ein Volontariat. Das fällt ihm nur leider nicht einfach so in ...

Timur ist mit sich, seinem Leben und der ganzen Welt unzufrieden. Er will ein ernstzunehmender Journalist werden und braucht dazu unbedingt ein Volontariat. Das fällt ihm nur leider nicht einfach so in den Schoß. Nein, er muss sich selbst bemühen – und dazu benötigt er DIE Story! Nur wo findet man die? Doch niemals in einem Kegelclub, deren Mitglieder zwischen uralt und scheintot sind, oder? Oder doch? Kann es stimmen, dass Annette ein großes Geheimnis hat? Ist sie wirklich die Erfinderin des Dosenöffners? Timur kann sich das nicht vorstellen, aber mit jedem weiteren Gespräch, das er mit Annette führt, verändert sich etwas …

Ich hatte Schwierigkeiten, mir Timur als 20jährigen vorzustellen. Viele seiner Gedanken, Taten und Verhaltensweisen haben ihn mir vor meinem geistigen Augen zu einem gut zehn Jahre älteren Typen gemacht, der mit einer LMAA-Stimmung durchs Leben geht, noch nichts erreicht hat und alle, außer sich selbst dafür verantwortlich macht. Kurz: sympathisch war er mir nur bedingt.

Dafür ist Annette eine Figur, die sofort mein Herz gewonnen hat! Anders als Timur sah ich nicht eine verwirrte alte Frau, sondern eine kranke Frau, deren Leben nicht immer sehr gut zu ihr war. Ihre Wünsche sind so bescheiden und so herzergreifend, dass mein Herz ganz weit aufging und sie direkt hineinschoss.

Der kleine Twist im letzten Drittel ist stimmig und logisch. Er passt perfekt und macht die Story rund. Der Kreis schließt sich und die Geschichte erhält einen tieferen Sinn. Überhaupt gefallen mir die kleinen eingestreuten Spitzen auf so manche Menschen, Situationen und Trends. Ich konnte immer mal wieder herzhaft lachen und heftig zustimmend nicken. Zu sagen, das wäre Sozialkritik, ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen, aber es kommt dem doch nahe.

Im Verlauf des Buches wird Timur quasi erwachsen, hat eine Menge Lichtblicke und findet einen Weg für seine Zukunft. Er verändert sich nicht komplett – was auch sehr unglaubwürdig wäre – aber er geht sehr glaubwürdig eine Verwandlung durch, reift, entwickelt sich, kommt voran.

Auch die meisten der anderen Figuren sind liebenswert und einzigartig. Besonders Timurs Vater gefällt mir sehr. Für mich steht er für all die Männer, die Gefühle sehr schlecht ausdrücken können und genau dadurch immer wieder über die eigenen Füße stolpern.

Insgesamt ein schlaues Büchlein, ein liebenswertes Büchlein und eine Story, die durchaus zum Nachdenken anregen kann. Ich gebe „Die Erfindung des Dosenöffners“ vier Sterne.

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Das Geheimnis einer Ermittlerin

Trauma – Kein Entkommen
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Die Münchener Mordermittlerin Katja Sand glaubt als einzige nicht an die Selbstmordtheorie, die alle anderen zu den beiden Toten – einer im See ertrunken, einer im Kühlschrank erstickt. Sie lässt sich ...

Die Münchener Mordermittlerin Katja Sand glaubt als einzige nicht an die Selbstmordtheorie, die alle anderen zu den beiden Toten – einer im See ertrunken, einer im Kühlschrank erstickt. Sie lässt sich nicht davon abhalten, auf eigene Faust weiter zu ermitteln, nachdem ihr Chef die Fälle als erledigt schließt. Und je weiter sie kommt, desto mehr holt sie ihre eigene Vergangenheit ein …

Mir hat dieser Thriller, der wunderbar spannend und doch erfreulich unblutig daherkommt, sehr gut gefallen, obwohl mir ein paar Dinge etwas bitter aufgestoßen sind. Ich denke, hier wurde zum Teil schlecht recherchiert – sei es versehentlich, oder um den Verlauf der Story dahin biegen zu können, wohin er sollte. Ungereimtheiten finden sich in so ziemlich allen Büchern, deshalb kann ich damit relativ gut leben.

Ein wenig schade finde ich, dass die Trilogie auf einen bereits fahrenden Zug aufspringt: Ermittler/in mit persönlichem düsteren Hintergrund, den niemand wissen soll, der aber über kurz oder lang zu einem Drama führen wird. Hier wird dies noch gesteigert durch die Konstellation, dass die Ermittlerin alleinerziehende Mutter eines Teenagers ist, der seinen Vater nicht kennt. Genau das führt zu weiteren Verwicklungen, zumal dieser Vater seine Tochter sehr gerne kennenlernen würde und nach wie vor nicht weiß, warum Katja die Beziehung noch vor der Geburt von Jenny beendet hatte.

Die Fälle der beiden Toten sind extrem spannend und auch sehr ergreifend. Ebenso die „Zwischenspiele“, die am Ende einen Sinn ergeben. Hier sind zwei Szenen gewesen, die heutzutage sicher eine Triggerwarnung verdient hätten. Mich haben sie sehr getroffen und mir auch die Freude am Buch geschmälert. Das ist ein wenig schade, denn ich freue mich trotz aller von mir aufgezählten Kritik sehr auf Band zwei (und drei) der Trilogie, auch wenn ich die eine oder andere Ahnung habe, wohin die Reise gehen wird. Katjas Kollege Rudi Dorfmüller ist ein Sympathieträger. Er ergänzt und springt ein, wann immer es wichtig und erforderlich ist. Nicht „guter Bulle, böser Bulle“, sondern ein eingeschworenes Team, bei dem sich einer auf den anderen verlassen kann, ohne Wenn und Aber.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Christoph Wortberg ohne pseudo-wissenschaftliche Monologe auskommt. Das Buch lässt sich gut lesen, ohne dass man spezielle Kenntnisse von der Marine, Psychologie oder sonstigen Dingen haben müsste. Für mich ein bisschen wie die guten alten Krimis der 1970er Jahre, nur eben doch im Thriller-Bereich. Nicht extrem anspruchsvoll, aber gerade dadurch auch nach einem anstrengenden Tag spannende, gute, solide Unterhaltung. Ich mag es zwar nicht, wenn von Anfang an feststeht, dass es eine Trilogie wird. Wenn, dann sind mir Reihen doch lieber. Trotzdem hatte ich viel Lesefreude und bleibe am Ball, wenn der nächste Band herauskommt. Insgesamt ergibt das für mich ein Vier-Sterne-Buch.

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