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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2017

Wunderbare Mischung aus Fakten und Fiction

Und unter uns die Welt
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Christian und Lil, der Sylter und die Amerikanerin, begegnen sich 1929 zum ersten Mal und sind auf der Stelle von einander beeindruckt. Doch ebenso schnell verlieren sie sich wieder aus den Augen.
Der ...

Christian und Lil, der Sylter und die Amerikanerin, begegnen sich 1929 zum ersten Mal und sind auf der Stelle von einander beeindruckt. Doch ebenso schnell verlieren sie sich wieder aus den Augen.
Der Seemann bzw. später Luftschiffer und die Frau, die unbedingt als Journalistin arbeiten möchte, werden an ihren jeweiligen Enden der Welt durch die Weltwirtschaftskrise und den Aufstieg der Nazis ziemlich durchgerüttelt.
Maiken Nielsen schreibt über ihren Großvater Christian Nielsen, der erst auf Schiffen und dann auf Zeppelinen gearbeitet hat. Dass er beim Absturz des Hindenburg in Lakehurst dabei sein wird, steht von Anfang an fest. Lil Kimming dagegen ist erfunden, ergibt aber einen interessanten Gegenpart zum Norddeutschen Blonden.
Da der Kontakt zu Lil mehr als sieben Jahre abgerissen ist, heiratet Christian eine Jugendliebe und bekommt mit ihr einen Sohn. Die Ehe ist nicht glücklich, doch Christian steht zu Frau und Kind, auch wenn er am anderen Ende der Welt fremdgeht.
Die Geschichte um Lil ist spannend, da sie als eine der ersten Frauen weltweit als Journalistin arbeiten will. Sie lebt auf Oahu, in New York und Rio, gemeinsam mit ihrer Freundin Amy, durch die sie einen anderen Blickwinkel auf die Welt bekommt.
Gleichzeitig ist es diese Liebesgeschichte, die ein wenig zu vorhersehbar ist, von zu vielen Zufällen begleitet wird.
Andererseits ist das Buch gespickt mit sorgfältig recherchierten Fakten rund um die Zeppeline, von denen ich vorher noch nie gehört habe. Sie werden so selbstverständlich in die Handlung eingewoben, dass sie niemals belehrend oder aufgesetzt wirken.
Wunderbar auch die Sprache der Autorin, zahlreiche wunderbare Bilder. Ihre Beschreibungen sind klar und vermitteln ein unmittelbares Bild, zum Beispiel eines Sturmes oder der wachsenden Nazifizierung Deutschlands.
Überzeugend hat die Autorin auch ihre Erzählperspektiven gewählt, was besonders beim Absturz des Hindenburg deutlich wird.
Der Umschlag hätte mich nicht dazu verleitet, das Buch in einer Buchhandlung vom Tisch zu nehmen. An den Zeichnungen des Zeppelins zum Beginn jedes Kapitels hatte ich jedoch mein Vergnügen.
Insgesamt habe ich das Buch ausgesprochen gern gelesen und in meinem Lesekreis eingesetzt. Auch von dort waren die Rückmeldungen begeistert.

Veröffentlicht am 03.03.2017

Spannende Rätsel

William Wenton 1: William Wenton und die Jagd nach dem Luridium
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William Wenton und seine Familie leben inkognito in Norwegen. William weiß nicht so genau warum. Er weiß nur, dass sein Großvater verschwunden ist und sein Vater seit einem Autounfall im Rollstuhl sitzt. ...

William Wenton und seine Familie leben inkognito in Norwegen. William weiß nicht so genau warum. Er weiß nur, dass sein Großvater verschwunden ist und sein Vater seit einem Autounfall im Rollstuhl sitzt. Und er weiß, dass er es liebt, Rätsel zu lösen - genau wie sein Großvater.

Die Schule, in der William nicht wirklich etwas auszustehen hat, wo er aber auch keine echten Freunde hat, macht einen Ausflug zu einer Ausstellung, in der ein unlösbares Rätsel gezeigt wird. Durch einen dummen Zufall wird er ausgewählt und soll auch versuchen, das Rätsel zu lösen - wie genau es lautet, wird nicht beschrieben. Es handelt sich um einen Metallzylinder, der in seiner Beschreibung an einen Rubic`s Cube erinnert, nur dass die Lösung zu einer Veränderung des Zylinders führt.
Da bekannt wird, wer das Rätsel gelöst hat, platzt das Inkognito der Familie, sie beginnen zu packen.
Doch bevor sie fliehen können, wird das Haus von einem riesigen Roboter angegriffen. William wird von seiner Familie getrennt und findet sich kurz darauf in einem weißen Flugzeug wieder, dass ihn nach London ins Institut für Posthumane Forschung bringen soll, das sein Großvater gegründet hat.
William trifft in dem Institut auf viele merkwürdige Roboter und auch seine menschlichen Mitbewohner sind nicht weniger skurril. Er gewinnt aber auch eine Freundin, Iscia, die ebenfalls eine Schülerin des Instituts ist.
Alle Schüler bekommen einen Orbis, eine Kugel, die man ebenfalls “lösen” kann, und die sich dann auf eine weitere Stufe weiterentwickelt und ein komplizierteres Rätsel präsentiert.
William kann die Aufgaben gut lösen und darf schon bald das Gewächshaus betreten, was er schnell bereut.
Zahlreiche Roboter - riesige aber auch winzig kleine - bevölkern das Institut. William hat beispielsweise große Probleme mit der Tür zu seinem Zimmer, die lieber Koch sein möchte.
Skurrile Ideen, hohe Spannung, viele Dialoge und Action - ein mitreißendes Buch. Der Autor hat so viele Geheimnisse hineingepackt, dass man atemlos weiterlesen muss, weil man gern wissen würde, was eigentlich hinter allem steckt. Ein Teil der Rätsel wird zum Ende aufgedeckt, aber eine zweite Folge ist garantiert schon in Planung.
Das Cover fühlt sich angenehm an - es hat die neue Softtouchoberfläche - und zeigt in Ausschnitten ziemlich viel von dem, was einen im Buch erwartet. Ich denke, das Cover erzeugt bei der männlichen Zielgruppe einen hohen Aufforderungscharakter. Diese Rätsel sind alles andere als trocken.

Veröffentlicht am 03.03.2017

Damals so aktuell wie heute

Es klingelte an der Tür
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Oder: Die Geister, die ich rief, ich werd sie nicht mehr los.
Wie sagte Kanzlerin Merkel, als sie erfuhr, dass die USA ihr Handy abhören konnten? Unter Freunden späht man sich nicht aus?
So neu ist dieses ...

Oder: Die Geister, die ich rief, ich werd sie nicht mehr los.
Wie sagte Kanzlerin Merkel, als sie erfuhr, dass die USA ihr Handy abhören konnten? Unter Freunden späht man sich nicht aus?
So neu ist dieses Thema nicht. Jedenfalls war es auch 1965 schon ein Thema, was denn Geheimdienste wie das FBI so tun. Dabei stand nicht nur das Was zur Disposition, sondern auch das Wie. Welche Mittel sind zugunsten welcher Ergebnisse gerechtfertigt. Das klingt nach einer sehr modernen Frage.
Als Rachel Bruner jedoch in das Büro von Nero Wolfe spaziert, um ihn zu beauftragen, dafür zu sorgen, dass sie und ihre Familie nicht mehr vom FBI überwacht werden, sieht er keine Möglichkeit, dies zu bewerkstelligen und lehnt den Auftrag rundheraus ab. Doch die Frau legt ihm einen Scheck über 100 000 Dollar auf den Tisch und verspricht einen weiteren, wenn er den Auftrag erfolgreich abwickelt. Das lockt ihn schon. Könnte er sich doch dann mehr der Orchideenzucht und dem guten Essen widmen, ohne viel arbeiten zu müssen.
Ein wenig kommt ihm der Zufall zu Hilfe. Denn der Polizist Cramer lässt Neros Mitarbeiter Archie Informationen zukommen, die Wolfe in einen Hebel verwandeln kann, die ihm einen Ansatzpunkt bieten.
Ich will hier aus Spoilergründen nicht wiedergeben, welche Tricks sie anwenden müssen, um ihrem Ziel nahe zu kommen, doch so viel sei gesagt: es ist aufwändig und überraschend – auch, weil das Team mehr als einen Fall löst.
Die beiden Charaktere von Wolfe und Goodwin, sowie Fritz sind zu diesem Zeitpunkt, als Stout dieses Buch geschrieben hat, bereits weit entwickelt und werden kaum beschrieben. Da das Buch ausschließlich aus Archies Perspektive geschrieben ist, erfahren wir trotzdem so einiges über die Angewohnheiten der beiden und ihre gemeinsame Geschichte. Archie wirkt sehr sympathisch und tut so, als würde er sein Verhalten ernsthaft reflektieren. Das sorgt für durchaus komische Momente.
Die neue Übersetzung von Conny Lösch kann ich nicht richtig würdigen, da ich die vorhergehende nicht so präsent habe. Ich kann mich allerdings erinnern, dass der Stil etwas altmodisch war. Heute liest sich das Buch beinahe wie ein Neues – es fehlen allerdings alle unsere fantastischen elektronischen Spielereien, keine Handys, keine Computer, aber immerhin schon ein paar Wanzen. Die Sprache klingt, und es macht Freude, Archies Gedanken zu folgen. Archie ist gebildet, und das merkt man sowohl seiner Sprechweise als auch der Art an, wie er handelt.
Die Aufmachung – jeansblaues Titelbild mit Wolfe und Goodwin als gezeichneten Figuren in Schwarz-Weiß darauf, dominiert von der Schrift – gefällt mir ausgezeichnet. Auch, dass das Buch einen Leinenumschlag hat, obwohl es sich um ein Taschenbuch handelt, sorgt dafür, dass ich es gern in die Hand nehme und sicherlich meinen Freunden und Bekannten zum Lesen empfehlen werde.
Im Nachwort geht Jürgen Kaube auf die Zeit ein, in der das Buch entstanden ist (MacCarthy), und es folgt ein kurzer Auszug aus den Notizen des Autors, die (damals) eigentlich nicht zur Veröffentlichung gedacht waren.
Sollte Klett-Cotta weitere Bände in gleicher Ausstattung neu herausgeben, würde ich sie lesen wollen.

Veröffentlicht am 02.03.2017

Die Terranauten – Leben unter Glas

Die Terranauten
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T.C. Boyle lässt auch in diesem Buch Figuren durch eine Welt stolpern und nach einem Weg, nach dem Sinn des Lebens suchen.
In diesem Roman hat er sich von dem realen Projekt Biosphäre 2 inspirieren lassen. ...

T.C. Boyle lässt auch in diesem Buch Figuren durch eine Welt stolpern und nach einem Weg, nach dem Sinn des Lebens suchen.
In diesem Roman hat er sich von dem realen Projekt Biosphäre 2 inspirieren lassen. Er schickt acht Menschen, vier Männer, vier Frauen, für zwei Jahre in die Ecosphäre 2, einer riesigen Kuppel mit mehreren Biomen, wie z.B. Savanne, Urwald, Meer und Nutzgarten. Die acht müssen hart arbeiten, um genug zum Leben zu erwirtschaften.
Es existieren strenge Regeln, die Aufgaben sind strikt verteilt. Jeder weiß, was er oder sie zu tun hat.
Die Lebensräume, abgesehen von den kleinen Privatzimmern, sind zu jeder Zeit von Besuchern einsehbar. Es ist erwünscht, dass möglichst viele Besucher kommen, weil das Geld und Prestige für das Projekt bedeutet.
Dem Einschluss für die zweijährige Projektphase ging eine mehrjährige Auswahlphase voraus. Nicht alle, die an der Auswahlphase teilgenommen haben, dürfen in die Kuppel. Das führt zu Rivalitäten, wobei alle gleichzeitig versuchen, das Gesicht zu wahren und sich loyal zu verhalten.
Es gibt eine strikte Regel: Nach dem Einschluss geht nichts mehr hinein und nichts mehr hinaus. Keine Medikamente, keine Versorgung, keine Luft etc.
Von außen wird die Kuppel, werden die Eingeschlossenen, 24 Stunden am Tag überwacht, gesteuert und manipuliert.
Erzählt wird die Geschichte aus drei Perspektiven. Zwei Personen befinden sich in der Kuppel, Dawn und Ramsay, eine außen, Linda.
Die einzelnen Kapitel sind recht lang, sodass man beim Lesen die Gelegenheit bekommt, sich ausführlich in die Gedankenwelt der einzelnen Protagonisten einzufühlen.
Dawn und Linda sind Freundinnen, ganz ehrlich sind zu einander allerdings nicht. Linda wird von der Eifersucht zerfressen. Sie verrät Dawn an die Projektleitung, geht mit ihrem (Ex-?)Freund ins Bett und setzt alles daran, sie aus der Kuppel zu bekommen.
In der Kuppel stellt sich bald der Hunger als größter Feind heraus. Auch die Tatsache, dass die Terranauten immer gut gelaunt und positiv gestimmt umhergehen müssen, damit die Besucher einen guten Eindruck gewinnen können, stellt sich als Belastung heraus.
Zudem führt die Konstellation von vier Männern und vier Frauen natürlich auch zu amourösen Verwicklungen.
Ich hatte mich bereits für die echten Biosphäre-Projekte interessiert und kannte daher die Gegebenheiten schon recht gut.
Trotzdem fand ich die Projektbeschreibungen gelungen und auch spannend, da sie immer mit Handlung verknüpft waren.
Der Erzählstil nimmt sich Zeit und so die Leser mit in die Kuppel und auf die Reise bis an die Grenzen der körperlichen und seelischen Erschöpfung.
Durch den wechselnden Blick der drei Protagonisten erweitern sich mit jedem Perspektivwechsel die Einsichten in die Beweggründe, die Psychologie der Personen. Je länger die Einschlusszeit dauert, umso mehr kristallisieren sich die Konflikte heraus. Schließlich geht es auch um Leben und Tod, nicht nur um den Erfolg des Projektes.
Was mich nicht wirklich begeistert hat, waren die Ausflüge in die Literaturgeschichte. Die Projektleitung hat angeordnet, dass die Terranauten Theaterstücke einüben und aufführen müssen. Zwar lassen sich die Begründungen (Gruppendynamik) nachvollziehen, aber wirklich einsichtig erschien es mir nicht.
Ich hätte stattdessen lieber mehr über die Aufgaben und Herausforderungen der anderen sechs Terranauten erfahren.
Insgesamt habe ich das Buch sehr gern gelesen, fand es flüssig geschrieben. Die Charaktere haben mich fasziniert. Das Ende hat mich sehr überrascht und sorgt dafür, dass ich noch länger über die Konsequenzen nachdenken werde.

Veröffentlicht am 01.03.2017

Raffinierte Ideen überzeugend präsentiert

Saures
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Ein rundum schwarzes Buch. Leineneinband. Auf dem Titelbild eine grün leuchtende Gurke (Foliendruck) und in weißer Schrift Titel und Untertitel. Ein Buch, das sofort auffällt. Auch die Rückseite ist erholsam ...

Ein rundum schwarzes Buch. Leineneinband. Auf dem Titelbild eine grün leuchtende Gurke (Foliendruck) und in weißer Schrift Titel und Untertitel. Ein Buch, das sofort auffällt. Auch die Rückseite ist erholsam sparsam gestaltet, mit viel Freiraum. Eine kurze Beschreibung des Inhaltes, dazu eine Comicfigur.
Das Vorsatzpapier strahlt grün und ist mit fröhlichen (gezeichneten) Gemüsen verziert. Im Inneren wechseln sich schwarze, weiße und grüne Seiten ab. Zu allen Rezepten gibt es einseitige Farbfotografien von den jeweiligen Rezepten und einigen Zutaten.
Das Buch beginnt mit einer Einführung ins Fermentieren und Einlegen, bzw. einigen privateren Informationen über die Autorin, Freddie Janssen.
Pickles, Fermentieren, Saucen, Die Rezepte, Getränke lauten die Überschriften der folgenden Kapitel. Ergänzt wird das Buch durch ein Register und Informationen über die Autorin, sowie einer Danksagung.
Ich habe mir das Buch durchgelesen und angeschaut, bin bei einigen Rezepten sofort aufmerksam geworden, z.B. bei den eingelegten Döner- Chilis und der hausgemachten Sriracha-Sauce, bei der mich besonders gewundert hat, dass man so wenig Zutaten benötigt. Ausprobiert habe ich dann als erstes die Yucatan-Pickles. Da sie nur drei Stunden reifen müssen und in einer halben Stunde zubereitet sind, ein optimales Testobjekt. Sie waren super lecker.
Mein erstes Sauerkraut braucht noch eine Weile, bevor ich es probieren kann. Mit Hilfe der Anleitungen war es völlig unproblematisch, das Rezept umzusetzen. Bleibt nur zu hoffen, dass mein Sauerkraut dann die Erwartungen erfüllt …
Zu jedem Rezept gibt es am oberen Seitenrand noch eine kleine Geschichte, woher es stammt, wie man es einsetzen kann, wozu es passt oder so.
Insgesamt gefällt mir das Buch sehr gut. Es gab eine Reihe Begriffe, mit denen ich nicht vertraut war, die sich aber zum größten Teil über das Buch selbst erklärten. Gewünscht hätte ich mir noch eine Empfehlung für (Online-)Shops, in denen die teilweise doch ungewöhnlichen Zutaten in guter Qualität zu bekommen sind. Unser Dorfladen führt die nicht.
Die Rezepte sind vielfältig, stammen aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt. Die Infotexte sind sachlich, humorvoll und sehr gut verständlich. Es gibt eine Zutatenliste und parallel dazu eine Beschreibung der abzuarbeitenden Schritte, die gut nachvollziehbar ist und sicher auch von Anfängern in der Küche durchzuführen sind.