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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2019

Vampir-Melancholie

Vampirnovelle
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>>Das Wohnzimmer, strahlend weiß - eine Abwesenheit von Leben, das nachleuchtet: ein Negativ.>>

Vampirnovelle...? Für eine Novelle, lt. Theodor Storm "die Schwester des Dramas", fand ich sie mit 230 ...

>>Das Wohnzimmer, strahlend weiß - eine Abwesenheit von Leben, das nachleuchtet: ein Negativ.>>

Vampirnovelle...? Für eine Novelle, lt. Theodor Storm "die Schwester des Dramas", fand ich sie mit 230 Seiten schon recht lang und auch sonst eher kurzgeschichtig.

Aber auf den Inhalt kommt es ja an....

In einer knappen, dennoch dichten und sehr bildhaften Sprache, führt uns Frank Hebben durch Martins recht unaufgeregtes Leben. Obwohl mit 60 Jahren der Jüngste unter seinen Freunden, weiß er nicht viel mit seiner fast Unsterblichkeit anzufangen. Er lässt sich treiben, versinkt in Melancholie und erst relativ zum Schluss erkennt man, was ihn tief im Inneren immer wieder umtreibt...

Selten ist mir eine Bewertung so schwer gefallen.

Tatsächlich hat mich die Vampirnovelle gut unterhalten.
Sie lebt von ihrer dichten Atmosphäre und einem intensiven, teils tiefsinnigen Schreibstil. Dabei geht es weniger um die Geschichte selber, die ist eher rasch vergessen, es sind kurze Momentaufnahmen innerhalb der Momentaufnahmen, die einen berühren und innehalten lassen. Aber reichen die, um das Ganze zu tragen? Yep, tun sie tatsächlich.

Dennoch habe ich mir die Geschichte, vor allem die Vampire etwas sperriger gewünscht - Martin, Ruth und Johannes leben ein fast schon spiessiges, allzu menschliches Leben. Dafür schießt dann das Ende für mich ein wenig übers Ziel hinaus.

Doch viel mehr als der Schluss hat mich das pseudo-psychologische Nachwort von Karla Schmidt gestört. Sorry, aber nach dem Lesen benötige ich eigentlich niemanden, der meint, mir die tiefere Bedeutung der Figuren näherbringen zu müssen. Und für einen Vampir im byronischen Stil fehlt Martin dann doch noch ein wenig Pathos.

Der Schreibstil und die Denke des Autors machen neugierig auf mehr.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Hinter den Kulissen des Vatikans

Vaticanum
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>>"Von dem Geld, das für kranke Kinder gedacht war, sind die Luxuswünsche des Kardinals finanziert worden?">>

Ich habe "Der Schlüssel des Salomon" verschlungen und mich hat gar nicht so sehr die Rahmenhandlung ...

>>"Von dem Geld, das für kranke Kinder gedacht war, sind die Luxuswünsche des Kardinals finanziert worden?">>

Ich habe "Der Schlüssel des Salomon" verschlungen und mich hat gar nicht so sehr die Rahmenhandlung gepackt, sondern was man an wissenschaftlichen Thesen alles erfahren hat. Das war hochinteressant und deswegen konnte ich es kaum erwarten, das neuste, ins deutsche übersetzte Buch "Vaticanum" in die Hände zu bekommen.

Wie der Titel schon sagt, nimmt Dos Santos den Leser mit nach Rom in den Vatikan, wo Tomas Norona grade mit seiner Verlobten in den Tiefen der Katakomben nach dem Grab Petrus sucht.
Doch dann wird er von ganz oben zurückgezogen. Es gab einen Einbruch, hinter dem man fundamentalistische Islamisten vermutet. Und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Der Papst wird entführt und Tomas muss schnell handeln, denn es steht alles auf dem Spiel....

Ja, meine Erwartungshaltung war hoch, sehr hoch und der konnte "Vaticanum" dann auch nicht ganz standhalten. Inhaltlich hatte ich eine andere Richtung erwartet. Andererseits, hätte ich vorher noch kein Buch von ihm gelesen, wäre mir anhand des Klappentextes klar gewesen, dass es sich hier um einen reinen Vatikan-Thriller handelt.

Dieser Teil der Reihe gibt einen tiefen Einblick in die Geldgeschäfte des Vatikans. Und so geht es auch größtenteils um das wirtschaftliche Konstrukt der Vatikanstadt, um Korruption, Spendenaffairen, Mafia usw. Das war mir oftmals zu politisch, wenig wissenschaftlich und vor allem wenig Neues. Vielleicht war mir diese Thematik einfach viel geläufiger, als die im Schlüssel des Salomons. Damit will ich absolut nicht sagen, dass es auch für mich nicht noch viele Überraschung gab.

Gefühlt zu kurz geht es auch um Erscheinungen, die Malachias-Prophezeiung und die rätselhaft frühen Tode einiger Päpste. Schade, denn genau hiervon hätte ich gerne mehr gelesen. Ich hätte mir mehr Rätsel, Religionsgeheimnisse und Erklärungen gewünscht. Es wurden z.B. die Freimaurer angesprochen, aber auch nur im Zusammenhang mit der IOR, der Vatikanbank und nicht weiterführend.

Ich bin hin und hergerissen. Der Roman ist wirklich gut, schreiben kann er. Andererseits, wenn ich den Namen Dos Santos höre, erwartet ich automatisch den Thriller mehr in der Rahmenhandlung Bei ihm will ich das Buch zuklappen mit dem Wow-Effekt, grad mehr gelernt zu haben, als in der Schulzeit und das war hier nicht ganz so der Fall.

Dennoch bin ich durch das Buch geflogen. Der Spannungsbogen und die Geschwindigkeit sind enorm hoch, um nicht zu sagen rasant. Der Charakter Tomas Norona hat sich weiterentwickelt, das merkt man, wenn man die Vorgänger kennt. Trotzdem ist jeder Band völlig unabhängig voneinander lesbar, da die von luzar Publishing in Deutschland publizierte Reihe auch nicht mit dem ersten Teil beginnt.

Ich bin auf jeden Fall ein großer Fan von J.R. Dos Santos und fiebere jeder weiteren Veröffentlichung sehr entgegen.

Veröffentlicht am 14.09.2018

Die Abschlussklasse von 1957

Die Welt war so groß
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Das College war ein Lebensabschnitt, da ging man hin, um was zu lernen, einen Mann zu finden, und dann kehrte man zum Ernst des Lebens zurück.

Erst Zimmernachbarinnen ~ dann Freundinnen
Emily, Daphne, ...

Das College war ein Lebensabschnitt, da ging man hin, um was zu lernen, einen Mann zu finden, und dann kehrte man zum Ernst des Lebens zurück.

Erst Zimmernachbarinnen ~ dann Freundinnen
Emily, Daphne, Annabel und Chris lernen sich gleich in den ersten Tagen auf dem College kennen und obwohl sie unterschiedlicher nicht sein können, werden sie schnell Freundinnen. Doch damals war die Welt für Frauen noch sehr eng. Wer gegen die rigiden Moralvorstellungen verstieß, wurde mit Verachtung und Ausgrenzung bestraft. Auch aus dem Wunsch Ärztin zu werden, machte man ganz schnell ein Sozialkundestudium, mit dem man ja später Teilzeit in der Fürsorge arbeiten könne.
Beim Klassentreffen 20 Jahre später, stellt sich jede die Frage: Habe ich die richtige Entscheidung getroffen? Haben es die Anderen besser gemacht? Es hätte immer auch andere Möglichkeiten gegeben.....

~ ~ ~*

Der Roman, der 2005 verstorbenen Autorin Rona Jaffe, stammt aus dem Jahr 1979 und wurde bereits 1981 unter dem Titel "Die Schulfreundinnen. Ein Klassentreffen nach zwanzig Jahren" veröffentlicht. "Die Welt war so groß" ist allerdings nicht nur ein ansprechenderer, sondern auch sehr viel passenderer Titel, denn das Klassentreffen nimmt nur einen sehr geringen Part am Ende ein.

Rona Jaffe fängt aus meiner Sicht, die Moralvorstellungen der damaligen Zeit und das strenge Korsett der Frau perfekt ein. Dafür hat sie auch ihre Charaktere geschickt gewählt. Mit der Mischung aus liebenswürdig und jüdisch, lebenslustig und draufgängerisch, zurückhaltend und zynisch, bildhübsch und krank, deckt sie bei den Mädels ein genauso breites Spektrum ab, wie bei den Jungs. Und das wirkt weder gewollt noch überfrachtet, sondern ganz natürlich.

Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Emily, Daphne, Annabel und Chris - sehr flüssig, interessant, aber sprachlich etwas distanziert. Man erfährt viel über ihre Gefühle, Sehnsüchte, Träume und Enttäuschungen, doch so richtig nahe gekommen bin ich keiner.

Dennoch hat mich ihre Geschichte gefesselt - es war wie eine doppelte Zeitreise, in die 50/60iger des Buches und in das Entstehungsjahr, den späten 70igern.

Veröffentlicht am 30.03.2022

Netter Reihen-Auftakt

Gezeitenmord
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Netter Reihen-Auftakt mit einem sympathischen Ermittlerteam, aber auch irgendwie noch viel Luft nach oben.

Die Grundzutaten für einen spannenden, soliden Krimi sind alle vorhanden:

- nachvollziehbare ...

Netter Reihen-Auftakt mit einem sympathischen Ermittlerteam, aber auch irgendwie noch viel Luft nach oben.

Die Grundzutaten für einen spannenden, soliden Krimi sind alle vorhanden:

- nachvollziehbare Handlungen - interessanter Fall - authentische Auflösung

doch an manchen Stellen wollte er einfach zu viel und an anderen wiederum hat mir etwas gefehlt.

Aber von vorn

Lykke und Rudi sind ein tolles Team und sehr schnell freundschaftlich zusammengewachsen. Beide schleppen einen enormen Rucksack aus der Vergangenheit mit sich herum. Lykkes wird recht schnell offensichtlich und nachvollziehbar, Rudis hätte ich im Gegenzug gern erst im nächsten Band erfahren.

Die Zwei sind einem auf Anhieb unheimlich sympathisch, weil sie sehr menschlich agieren und man ihre Schwachpunkte kennt. Auch wenn mir Rudis Dänen/Deutsche Kriegssprüche nicht gefallen haben und sie mir im Zusammenhang mit Nennung des allseits bekannten Österreichers auch immer wieder arg aufgestoßen sind - aber das ist scheinbar Geschmackssache.

Die Nebencharaktere sind fast allesamt Klischee pur, aber haben mir trotzdem gut gefallen. Sie waren greifbar und klasse ausgearbeitet. Nur der tatsächliche Täter bleibt am Ende ziemlich blass.

Und das ist auch mein Hauptkritikpunkt. Trotz eines hochdramatischen Falls, blieb die Spannung auf der Strecke und der Plott hatte immer wieder Längen. Die beiden verdächtigen in alle Richtungen und tauschen sich und ihre Ideen rege aus, aber das lässt einem letzten Endes kaum Raum zum selber "ermitteln". Ich mag es lieber, wenn der "Elefant" unerkannt im Raum steht und ich auch eigene Gegenthesen aufstellen kann.

Was mir hingegen richtig gut gefallen hat, war die Kleinstadt-/Dorfatmosphäre, wo jeder jeden kennt und auch jeder seinen Stempel weg hat. Das war toll beschrieben und irgendwie lag über dem gesamten Dorf eine düstere, beklemmende Atmosphäre.

Fazit: Ein netter Krimi, dem es ein wenig an Spannung und Tiefe mangelt, was auch ein sympathisches Ermittlerteam nicht komplett wettmachen konnte. Der zweite Teil wird zeigen, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde oder nicht.

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Veröffentlicht am 13.02.2021

Arroganz und Offenheit in vulgärer Form

Career Suicide
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* Die Musikwelt öffnete sich wie eine warme feucht Mse. **

Ein wenig musste ich dann doch schmunzeln, als ich im Epilog las, dass seine Lektorin ihn darauf hingewiesen hat, er würde oftmals unsympathisch ...

* Die Musikwelt öffnete sich wie eine warme feucht Mse. **

Ein wenig musste ich dann doch schmunzeln, als ich im Epilog las, dass seine Lektorin ihn darauf hingewiesen hat, er würde oftmals unsympathisch und arrogant rüberkommen. Während des Lesens habe ich mich nämlich immer wieder gefragt, ist das gewollt oder eine Masche, wenn er sehr abwertend und alle über einen Kamm scherend z.B. über Mitarbeiter spricht =grade er, der doch so sehr für Individualität steht= oder wenn er die damaligen Hardcore-Fans heute noch als "Monster" bezeichnet. Ich war nie Fan der Band, da war ich schon zu alt und ich wäre auch nie auf die Idee gekommen vor Häusern und Hotels zu kampieren und trotzdem fand ich die Aussage schon sehr krass und unter der Gürtellinie, denn diese "Monster" haben ihm sein Leben und Lebensstil finanziert. Klar, ist es mit Sicherheit kein leicht verdientes Geld, das mit Ruhm einhergeht. Und mittlerweile sind Knebelverträge und Abzocke in der Musikindustrie bekannter, aber auch für die Jungs wird ein nicht unerheblicher Teil dabei rausgesprungen sein, wie der geschilderte Lebensstil deutlich macht.

Ich finde es immer schwer Biografien zu beurteilen. Auch wenn ich kein Fan war, hat mich der Mensch Bill Kaulitz sehr interessiert und er war mir bislang sympathisch. An Sympathiepunkten hat er allerdings ganz stark verloren.

Aber kommen wir zum Buch.

Nach einem typisch gequirlten Vorwort von Benjamin von Stuckrad-Barre, das ich ab einem Punkt entnervt übersprungen habe, widmet sich die erste Hälfte Ihrer Kindheit und Jugend. Sehr interessant, wenn ich mich auch so manches Mal gefragt habe, wie glaubwürdig und unverfälscht diese Erinnerungen eines Kleinkindes sind, aber das war schon ok. Natürlich wurde viel Verletzendes nur angerissen und ein wenig überspielt. Aber es gibt zumindest einen guten Einblick in das Aufwachsen der Zwillinge und ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten.

Als es dann im zweiten Teil um die Band ging, gab es scheinbar fast nur negative Erinnerungen - so kam es mir gefühlt jedenfalls vor. Vielleicht verständlich, aber doch auch schade. Mir fehlte ein wenig der Zusammenhalt der Band, der Spaß, die Euphorie, die es mit Sicherheit am Anfang auch gab. Das alles wirkt irgendwie überschattet.

Und ab hier übernimmt auch ganz stark die Arroganz. Ob als Selbstschutz oder Masche kann ich nicht beurteilen. Aber das Ganze wirkt wenig reflektiert und es scheint, als hätte er mit seiner Vergangenheit noch keinen Frieden gemacht, geschweige denn das Kapitel abgeschlossen. Das tat mir schon leid.

Eindeutig gestört hat mich allerdings immer wieder die gewollt vulgäre und obszöne Sprache, gepaart mit der Selbsteinschätzung jeden manipulieren und durchschauen zu können. Auch seine Art über Menschen zu sprechen ist mir ganz oft quergegangen.

Auf der anderen Seite hat mir die Offenheit in manchen Teilen schon sehr gefallen, das Anders sein, Akzeptanz zu suchen und die Suche nach der ganz großen Liebe. Ja, man merkt, das Buch lässt mich zwiegespalten zurück.

Fakt ist, es hat mich unterhalten, es verschweigt aber auch mit Sicherheit vieles. Wer auf ein wenig Einblicke in den Alltag hofft, wird hier nicht fündig. Eher entstand bei mir der Eindruck, dass jegliche Art von Drogen zum Alltag gehören, genauso wie Parties und Abstürze. Die Selbsteinschätzung a la ich bin, war und werde nie abhängig, habe immer die Kontrolle und kann jederzeit damit aufhören.... lasse ich mal unkommentiert in seiner vollen Naivität stehen.

Manchmal hatte ich den Eindruck einen wirklich gebrochenen Menschen vor mir zu haben, der nicht erwachsen werden will und der immer noch seinen Platz im Leben und der Welt sucht. Jemanden, der das Gefühl hat, ohne Erfolg nichts zu sein....

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