Platzhalter für Profilbild

buchfreude

Lesejury Profi
offline

buchfreude ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit buchfreude über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2021

Einstiegstexte, wenn man schon etwas über Feminismus weiß.

Schwarzer Feminismus
0

Wenn man sich mit Feminismus beschäftigt, wird man früher oder später merken, dass es nicht den einen gibt. So individuell und unterschiedlich Menschen sind, so sind es auch ihre Erfahrungen und Ansichten. ...

Wenn man sich mit Feminismus beschäftigt, wird man früher oder später merken, dass es nicht den einen gibt. So individuell und unterschiedlich Menschen sind, so sind es auch ihre Erfahrungen und Ansichten. Natasha A. Kelly brachte 2019 mit „Schwarzer Feminismus“ eine deutsche Übersetzung der Grundlagentexte heraus. Die Texte beziehen sich stark auf die amerikanische Feminismusentwicklung schwarzer Frauen, die nicht nur Sexismus erfuhren, sondern auch Rassismus von weißen Frauen. Zudem wurden sie nicht einmal als Frauen gesehen, aufgrund des rassistischen Systemen, in denen sie lebten. Das Buch verdeutlicht die Geschichte und Entwicklung die der Schwarze Feminismus durchlaufen ist und bietet einen guten Einstieg, sich weiter mit der Thematik auseinanderzusetzen. Die wissenschaftlichen Texte sind gut zu verstehen und informativ. Der erste Beitrag stammt von Sojourner Truth, die um 1797 geborene Frauenrechtlerin wurde in den 1820er Jahren von der Sklaverei befreit und verfasste 1851 den Text „And ain‘t I a woman?“, der laut Kelly die Grundlage nachfolgender Entwicklungen darstellte. Ich würde das Buch allen empfehlen, die sich für Rassismus und Feminismus interessieren (demnach also allen Menschen 😉).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.05.2021

Jojo Moyes enttäuscht einen nie!

Eine Handvoll Worte
0

Bei Jojo Moyes kann ich mir eigentlich immer sicher sein, dass sie einen großartigen Roman schreiben wird. Und genau das habe ich auch bekommen. Einige Autorinnen, darunter auch sie, haben es einfach raus! ...

Bei Jojo Moyes kann ich mir eigentlich immer sicher sein, dass sie einen großartigen Roman schreiben wird. Und genau das habe ich auch bekommen. Einige Autorinnen, darunter auch sie, haben es einfach raus!

„Eine Handvoll Worte“ ist wieder mal ein toller Roman der Erfolgsautorin Jojo Moyes. Sie spielt mit den Wörtern gekonnt und bietet ein stundenlanges Vergnügen. Die Geschichte spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen, wobei deutlich die 1960er Jahre im Mittelpunkt des Geschehens sind. Jennifer ist eine gelangweilte Vorzeigefrau, die sich immer mehr von ihrem Ehemann entfremdet. So kann es gar kaum anders kommen, als das ihr Herz von einem anderen Mann erobert wird. Zunächst klingt das wie eine Geschichte, die man schon oft gehört/gelesen/gesehen hat. Doch Jojo Moyes schafft es daraus eine spannende, emotionale, herzerwärmende Erzählung zu zaubern, die man nicht mehr weglegen kann. Ihr Schreibstil ist großartig und zerbricht jede aufgebaute Erwartung im Nu. Wenn man denn denkt, dass man endlich weiß, wie es ausgehen wird, kommt ein neues Ereignis daher und fasziniert einen vollkommen. Dadurch bleibt die Spannung bis zum Schluss aufrechterhalten und man ist absolut glücklich mit dem Ende der Geschichte, da sich alles ineinanderfügt.
Mein einziger Kritikpunkt ist die Geschichte, die 2003 spielt. Die fand ich stellenweise etwas eintönig und nicht wirklich emotional ergreifend. Sie hatte zwar ihre Daseinsberechtigung, um der anderen Erzählung noch mehr Würze zu verleihen, aber als eigenständige Geschichte fände ich sie etwas lahm. Dennoch verstehe ich, warum es notwendig war und welchen Mehrwert sie für Jennifers Geschichte lieferte. Alles in allem ein Herzen erwärmendes Buch, welches ich sehr genossen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2021

Studentin und Herzog - ein ungleiches Paar?

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
0

Im Jahre 1879 sah die Welt für Frauen noch vollkommen anders aus. Während heutzutage Frauen und Männer selbstverständlich an derselben Universität studieren und wählen dürfen, war das im England vor ca. ...

Im Jahre 1879 sah die Welt für Frauen noch vollkommen anders aus. Während heutzutage Frauen und Männer selbstverständlich an derselben Universität studieren und wählen dürfen, war das im England vor ca. 150 Jahren nicht der Fall gewesen. Evie Dunmore erzählt in „Die Rebellinnen von Oxford“ die Geschichte der Annabelle Archer, die neben dem Studium an der Oxford Universität sich für die Frauenrechte einsetzt. Durch diese Tätigkeit kommt sie in Berührung mit dem Herzog Sebastian Devereux und genau hier fängt die Geschichte erst richtig an. Wenn man zunächst eine emanzipierte Geschichte der damaligen Studentinnen zu lesen, muss ich hier ganz schnell die Hoffnungen auflösen. Definitiv spielen Feminismus und geschichtliche Eindrücke der Situation der Frauen eine Rolle, und zwar keine kleine, aber man muss betonen, dass in erster Linie die Beziehung der ungleichen Personen – Annabelle und Sebastian – thematisiert wird. Doch diese hat es in sich!

Die Figuren sind vielgestaltig dargestellt worden. Annabelle hat ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen und ist nicht die perfekte Protagonistin, der man sonst oftmals in ähnlichen Geschichten begegnet. Sie kommt oftmals sehr willensstark rüber, aber gleichzeitig wird diese durch mehrere Einschübe durchbrochen, sodass sie lebensechter wirkt. Sebastian als männlicher Protagonist fand ich sogar noch komplexer. Seine Geschichte könnte eine ganze Reihe allein wohl füllen. Evie Dunmore schafft es, verschiedene Gefühle für Sebastian Devereux hervorzurufen. Einerseits ärgert man sich zutiefst über seine herablassende Art, und andererseits kann man genau verstehen, wie er sich derart entwickelt hat. Es ist eine Zerreißprobe der Nerven zwischen Sympathie und Antipathie.

Die Handlung verläuft nach einem roten Faden und ist in sich schlüssig. Nur geht nach und nach der Bezug zu Oxford verloren und man wünschte sich an der ein oder anderen Stelle doch gerne wieder einen Rückgriff zum universitären Alltag. Zum Ende der Geschichte gibt es ihn schon wieder, aber deutlich weniger als zu Beginn des Romans. Der Hauptfokus ist nun einmal das Zwischenmenschliche. Das fand ich spannend dargestellt, auch wenn ich mir manche Szenen subtiler gewünscht hätte. Manchmal ist doch die Andeutung Reiz genug, aber Evie Dunmore wählte eher die „direkte“ Version. Das ist wohl Geschmackssache. Ich mochte das Erzähltempo sehr und war daher etwas überrascht, als es zum Schluss dann doch etwas zügig voranging. Da hätte ich doch lieber einen zweiten Teil daraus gemacht, um der Geschichte den Raum und die Zeit zugeben, die sie noch benötigt hätte. Das Ende kommt abrupt und lässt den Lesenden mit vielen Fragen zurück. Doch vielleicht werden diese in den weiteren Teilen noch nebenbei aufgelöst. Ich bin definitiv gespannt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 21.02.2021

Hannah Arendts Leben wirkt nahezu greifbar

Was wir scheinen
0

Hildegard E. Keller ermöglicht den Leserinnen einen kurzen, aber intensiven Einblick in die (mögliche) Lebenswelt von Hannah Arendt.

Die Stationen, die auf dieser Reise skizziert werden, wechseln vom ...

Hildegard E. Keller ermöglicht den Leserinnen einen kurzen, aber intensiven Einblick in die (mögliche) Lebenswelt von Hannah Arendt.

Die Stationen, die auf dieser Reise skizziert werden, wechseln vom Jahr 1975 immer wieder in verschiedene Zeiträume. So kommt es einem vor, als würde Arendt selbst dem Lesepublikum ihre Erinnerungen mitteilen. Die Rückblicke spielen sich in den Jahren von 1941 bis 1969 ab und lassen die Geschichte wieder im Jahre 1975 enden. Dabei lernt man Hannah Arendt in erster Linie als Person kennen bzw. die Figur, die Hildegard E. Keller in ihrem Roman formte. Neben wichtigen Publikationen Arendts liegt der Hauptfokus des Romans auf der Person der Journalistin in ihrem alltäglichen Leben. Hannah Arendt wird dabei nicht besonders verherrlichend dargestellt, sondern nahezu schlicht und unkommentiert begleitet Keller die Lebensstationen der Philosophin.

Keller erschuf die Geschichte in ganz unterschiedlichem Erzähltempora. Die Kapitel im Jahre 1975 strahlen eine Ruhe und Ungestörtheit aus, die einen auf eine Reise nach Tegna mitnimmt. Während die Rückblicke in andere Jahrzehnte oftmals schnell und spektakulärer sind. Das Lesetempo steigert sich erheblich und man kann gar nicht länger abwarten, die nächste Seite umzublättern, um mehr darüber zu erfahren. Oftmals fehlte mir dabei der weitere Kontext. Natürlich handelt es sich beim Roman um eine fiktive Geschichte, die auf historische Fakten inspiriert worden ist. Dennoch schafft es die Autorin den/die Leser
in für Hannah Arendts Leben zu begeistern.

Dieser Roman ist für jeden geeignet, der sich für die Person Hannah Arendt interessiert, aber auch für diejenigen, die eine unglaublich vielseitige, kluge Geschichte lesen wollen. Auch wenn der Fokus sich um Hannah Arendt dreht, zeigt Hildegard E. Keller ihr großes Wissen in vielen Szenen und in Diskussionen zwischen den Figuren. Ich musste auch bestimmte Seiten nochmals lesen, um wirklich alles zu begreifen, was Keller uns aufzeichnete. Auf Grundlage dieses Buches wurde ich dazu angeregt, unbedingt die Werke von Hannah Arendt zu lesen. Hildegard E. Keller schaffte es, Hannah Arendt als Person nahbarer zu machen und bringt den/die Leser*in dazu, sich weiter mit ihr auseinandersetzen zu wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.05.2021

Angenehme Lesestunden

Wo der Himmel leuchtet
0

Ich bin ein sehr gefühlvoller Mensch und Bücher, die meine Emotionen durcheinanderwirbeln, mag ich besonders gerne. Jenny Ashcroft hat das mit ihrem Roman „Wo der Himmel leuchtet“ definitiv geschafft. ...

Ich bin ein sehr gefühlvoller Mensch und Bücher, die meine Emotionen durcheinanderwirbeln, mag ich besonders gerne. Jenny Ashcroft hat das mit ihrem Roman „Wo der Himmel leuchtet“ definitiv geschafft. Manchmal hatte ich Momente, wo ich das Buch einfach nur noch gegen die Wand werfen wollte, weil mich einige Figuren enorm aufregten. Doch beginnen wir zunächst mit dem Anfang.

Madeline Bright lebt 1913 in Bombay als englische Tochter einer wohlhabenden Familie. Bombay ist hier nur ein Ort, wie es auch London hätte sein können, demnach sollte man sich nicht allzu viel erhoffen. Anhand des Klappentextes kann man schon erkennen, wie es weiter geht. Doch ich muss gestehen, dass der Klappentext ein wenig in die Irre leitet. Man kann sich darunter nicht ein kompliziertes Dreiergespann wie in zahlreichen Geschichten bekannt, vorstellen. Es ist zu Beginn sogar recht unkompliziert. Erst ab Seite 200 beginnt dann das wirkliche Drama und der Fokus richten sich sehr stark auf den ersten Weltkrieg und das Leben der Soldaten als auch der Frauen, die zurückgeblieben sind. Die Liebesgeschichte bleibt stets präsent, ist aber nicht direkt vorhanden, da mehrere Umstände die Situation komplizieren. Dadurch werden Themen behandelt, die sich ums Vermissen, den Verlust und die schwierigen Entscheidungen im Leben drehen. Aber auch einige Verschwiegenheiten gab es im Roman, die mich rasend machten. Der Schreibstil ist etwas flott. Zu Anfang und auch zum Ende hin werden mehr einzelne Situationen genauer beschrieben, aber gerade in der Mitte rauscht Ashcroft manchmal nur durch die Handlung. Ab und an ein längeres Innehalten in den Szenen hätte definitiv nicht geschadet. Die Figuren sind zahlreich und konzentrieren sich daher verstärkt nur auf wenige. Während des Lesens reichte mir der Bezug zu den Figuren durch die wenigen Beschreibungen. Ich hatte zu allen eine relativ ähnliche Verbindung, was der Handlung zunächst keinen Abbruch tat. Doch gerade beim Ende und nach einiger Überlegung hätte ich mir mehr Ecken und Kanten gewünscht. Die Mutter von Madeline, die ich nicht ausstehen kann, gefiel mir als Charakter dann doch am besten, da sie sowohl gute als auch schlechte Seiten zeigte. Die anderen hingegen blieben sich meist treu. Hier hätte etwas mehr Temperament nicht geschadet, da viele Situationen mich selbst sehr wütend machten und die Figuren alle aber relativ verhalten reagierten. Die Geschichte ist auf alle Fälle gefühlsgeladen und man leidet mit, aber man sollte sich bewusst machen, dass man keine großartige Vielschichtigkeit in den Figuren erwarten kann. Für ein paar vergnügliche und mitreißende Lesestunden kann ich dieses Buch empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere