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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.07.2022

Gut aber nicht überragend

Wie man sich einen Lord angelt
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Kitty Talbot will und muss um jeden Preis heiraten, um die Schulden ihrer verstorbenen Eltern zu begleichen und ihre Schwestern vor einem Leben in Armut zu bewahren. Dafür ist ihr beinahe jedes Mittel ...

Kitty Talbot will und muss um jeden Preis heiraten, um die Schulden ihrer verstorbenen Eltern zu begleichen und ihre Schwestern vor einem Leben in Armut zu bewahren. Dafür ist ihr beinahe jedes Mittel Recht. Also geht es auf nach London, denn besonders auf den großen Bällen und gesellschaftlichen Ereignissen des Jahres 1818 sollte es doch möglich sein, einen geeigneten Kandidaten zum Heiraten zu finden. Kitty gibt wirklich alles und ein vielversprechender Kandidat ist schnell gefunden, allerdings hat sie nicht mit dessen ebenso bemerkenswerten Bruder gerechnet…
Das Buch „Wie man sich einen Lord angelt“ stammt von der Autorin Sophie Irwin und wird beworben als Mischung von Jane Austen und Bridgerton. Was für mich als perfekte Mischung klingt und die Neugier weckt, hat sich leider im Detail nicht komplett bewahrheiten können. Das Cover finde ich allerdings erstmal gelungen und für die Geschichte angemessen.
Der Schreib- und Erzählstil ist einfach und sehr gut zu folgen, aber es wird bereits hier deutlich, dass das einer Jane Austen nicht gerecht werden würde. Die Geschichte geht recht flott voran und dreht sich überwiegend um Kitty und ihre Absichten. Leider bleibt Kitty dabei durch und durch unsympathisch, da sie absolut berechnend ist und sich nur um ihr persönliches Wohl kümmert. Ich mochte sie einfach von Anfang an nicht. Die sich zum 2.Teil hin ergebene Liebesgeschichte ist zwar niedlich, allerdings 1. für meinen Geschmack zu vorhersehbar gewesen und 2. auch nicht richtig rund. Es fehlt das gewisse Etwas und die prickelnde Spannung zwischen den Charakteren. Das Ende des Buches wirkt furchtbar gehetzt und runter geschrieben und leider wird nicht viel zu den beiden sich Liebenden am Ende des Buches erzählt- sie haben sich gefunden, zack, fertig. Das hat mir die Rundheit des Buches zerstört, welches insgesamt betrachtet solide ist, allerdings sehr viel Potenzial verschenkt hat, in dem es sich fast ausschließlich auf Kitty konzentriert. Selbst diverse Nebenpfade, die die Dekadenz der Gesellschaft aufzeigen oder Ereignisse zu ihrer Schwester behandeln, passen meiner Meinung nach nicht vollständig ins Bild und wirken willkürlich zusammengesetzt.
Mein Fazit: Das Buch ist sicherlich unterhaltsam, aber es reicht nicht um ganz vorne in den Rankings dabei zu sein und ein Vergleich zu Bridgerton und Jane Austen wird meiner Meinung nach zu Unrecht vollzogen. Leider hat mir die Geschichte, obwohl sie solide ist, auch nichts Neues geliefert. Man kann das Buch daher lesen, muss es aber nicht, was automatisch für mich einer 3-Sterne-Bewertung gleichkommt.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Enttäuschende Fortsetzung

Der Weg der Teehändlerin
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Die Geschichte rund um den Ronnefeldt-Tee in Frankfurt geht nun im Jahr 1853 weiter. Mittlerweile sind die Kinder von Friederike und Tobias fast alle erwachsen und gehen mehr oder weniger ihre eigenen ...

Die Geschichte rund um den Ronnefeldt-Tee in Frankfurt geht nun im Jahr 1853 weiter. Mittlerweile sind die Kinder von Friederike und Tobias fast alle erwachsen und gehen mehr oder weniger ihre eigenen Wege. Friederike ist nun das Oberhaupt der Familie Ronnefeldt, da ihr Mann Tobias verstorben ist. Doch noch immer ist es ihr nur möglich, die offiziellen Geschäfte von einem Mann führen zu lassen. Friederike hofft natürlich, dass einer ihrer Söhne das Teegeschäft weiter führen wird. Doch zu ihrem Leidwesen entwickeln alle ihre Kinder starke eigene Interessen und es scheint gar nicht sicher, dass die Ära des Tees weiter geht.
Susanne Popp setzt mit „Der Weg der Teehändlerin“ als Band Nr. 2 die Ronnefeldt-Saga fort. Nach der wahren Geschichte des bekannten Teehauses Ronnefeldt, welches bis heute existiert, beruft sie sich auf tatsächliche Begebenheiten, um daraus ihren fiktionalen Roman aufzubauen. Das Cover finde ich erneut äußerst ansprechend und sofort fühlte ich mich zurück versetzt zu Band 1. Das Buch hat nicht nur äußerlich einen hohen Wiedererkennungswert, sondern ebenso ist man sprachlich sofort wieder im historischen Frankfurt zu Hause. Die Autorin Susanne Popp hat einen sehr lebendigen und gut verständlichen Sprachstil und es fällt sehr leicht der Geschichte zu folgen. Man ist als Leser ständig mitten im Geschehen und kann sich die Vorgänge im Hause Ronnefeldt sehr gut vorstellen. Die Kapitellänge ist ausgewogen und lädt zum kurzweiligen Lesen ein. Die handelnden Charaktere werden wieder in einem beigefügten Personenverzeichnis aufgeführt und ebenfalls gekennzeichnet, ob es sich um historische oder fiktive Persönlichkeiten handelt.
Nun komme ich allerdings schon zu meiner Kritik. Als erstes ist der Titel des Buches irreführend gewählt, denn es geht eigentlich kaum um Friederike an sich, sondern um ihre Kinder und von ihren Töchtern ist nachweislich keine eine „Teehändlerin“. Die Geschichte ist gut, solide und gerne verfolgt man auch den Lebensweg der Kinder, aber Friederike tritt damit als schillernder Charakter des 1.Bands völlig in den Hintergrund und nimmt in der Erzählzeit nur Bruchstücke ein, was ich sehr bedauere. Da eben die nächste Generation Ronnefeldt betrachtet wird, verwundert es da nicht, dass das Buch gleich zu Anfang einen großen Zeitsprung macht. Ich bin leider kein Fan von diesen extremen Zeitsprüngen, sondern viel mehr interessiert mich, was in der Zwischenzeit tatsächlich passiert wäre- somit ist auch das Ende des Buches absolut enttäuschend für mich, denn der Epilog handelt nochmals 35 Jahre später-sicherlich, um die nächste Generation Ronnefeldts einzuführen, worauf ich hätte aber verzichten können. Die Charaktere in Band 2 sind äußerst blass und für mich nicht so gut greifbar, wie es zum Beispiel Friederike war. Ihre Kinder sind nett, allerdings sind sie mir nicht sonderlich nah oder sympathisch, sondern ich bin ihnen als Leser eher neutral eingestellt. Es ist sehr schade, dass die Autorin kein feinfühligeres Händchen an dieser Stelle hatte, um den Leser mehr mit den Charakteren mitfiebern zu lassen. Das macht den Roman schlussendlich gewöhnlich und weniger ansprechend, da eine Geschichte von vielen erzählt wird. Es geht um Arm und Reich, um Bürgertum und Adel, um Freiheit und Demokratie, um Lügen und Intrigen, um Liebe und Zurückweisung, um die Emanzipation der Frau und ihre Selbständigkeit- alles Dinge, die wir oft in historischen Romanen finden können und die gut zur benannten historischen Zeit passen- aber absolut nichts, was einem als geübten Leser noch vom Hocker haut. Erzählstränge wurden aufgenommen (ich hatte das Gefühl damit die Person halt einfach nochmals vorkommt bevor sie in der dauerhaften Versenkung verschwindet, wie zum Beispiel Paul Birkholz), um dann sofort wieder fallen gelassen zu werden. Für meinen Geschmack hat es sich die Autorin zu einfach gemacht mit dem Anreißen vieler Themen aber der nicht konsequenten Fortführung derselben. Manches wirkt so lapidar vorhersehbar, anderes einfach ungenügend.
Und was ist eigentlich mit der Spannung passiert? Der Roman beginnt absolut vielversprechend, doch dann plätschert alles nur noch vor sich hin, wie bereits erwähnt solide, aber nicht außergewöhnlich. Und nun ganz zum Schluss, wo bleibt der besondere aromatische Geruch nach Tee zwischen den Buchseiten? Als Leser hat man einen Roman über ein renommiertes Teehaus in den Händen, damit verbunden ganz gewisse Erwartungen und bereits Band 1 wurde diesbezüglich hinreichend beworben: Aber wo sind denn nun die vielen historischen Einblicke in die Welt des Tees? Es wird wieder nur allenfalls angerissen, vielleicht schon etwas mehr als in Band 1, aber es ist insgesamt an Fakten dem Roman absolut nicht würdig genug. Man könnte sagen die Autorin hat eine historische Geschichte einer Kaufmannsfamilie beschrieben, in die sie immer mal einen Nebensatz mit Tee eingebaut hat.
Mein Fazit: Das Buch „Der Weg der Teehändlerin“ ist für mich eine absolute Enttäuschung im Hinblick auf meine hohe Erwartungshaltung. Die Geschichte, die in die nächste Generation verlagert worden ist, ist prinzipiell in Ordnung, aber es könnte eine von vielen sein, wenn sie nicht im Zusammenhang mit den Teehaus Ronnefeldt stehen würde. Das Buch fängt gut den Zeitgeist ein, hat aber sehr viel Potenzial durch Zeitsprünge und allzu blasse Charaktere verschenkt. Damit wird es für mich leider nur eine 3-Sternebewertung, denn die Saga avanciert damit in die Reihe der Bücher, die man gelesen haben kann, aber nicht muss.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Langatmige und doch wieder interessante Geschichte mit nicht geahnter unrealistischer Wendung

Das verschlossene Zimmer
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Krakau im Jahr 1939: Marie sucht schon lange nach ihrer Mutter. Sie ist bei ihrem Vater Dominik aufgewachsen, der jegliche Hinweise auf ihre Mutter verschweigt und nicht mit ihr darüber reden will. Doch ...

Krakau im Jahr 1939: Marie sucht schon lange nach ihrer Mutter. Sie ist bei ihrem Vater Dominik aufgewachsen, der jegliche Hinweise auf ihre Mutter verschweigt und nicht mit ihr darüber reden will. Doch Marie kann keine Ruhe lassen und bricht sogar ins Schlafzimmer ihres Vaters ein. Wird sie sein Rätsel und das Rätsel ihrer Herkunft lösen können?
„Das verschlossene Zimmer“ stammt aus der Feder von Rachel Givney, die vor allem bis jetzt als Drehbuchautorin von verschiedenen Serien (z.Bsp. McLeods Töchter), bekannt geworden ist. Das Cover des Buches hat mich neugierig gemacht und der Klappentext dazu, denn ich finde Familiengeheimnisse spannend. Allerdings kann ich nun nach der Lektüre des Buches sagen, dass der Klappentext eigentlich nur einen kleinen Teil des tatsächlichen Inhalts wiedergibt und vieles tatsächlich anders ist als vermutet und er damit auch in die Irre führt und kritische Stimmen durchaus ihre Berechtigung haben. Dadurch beginnt das Buch bereits zu polarisieren, da vieles wohl anders kommen wird, als der geneigte Leser zunächst glaubt. Für mich persönlich ist bereits die ganze Geschichte äußerst komplex, interessant, aber auch gleichzeitig verwirrend. Das Setting dagegen finde ich überaus gut gewählt, am Vorabend des 2.Weltkriegs wird bereits im Buch die düstere und angstvolle Stimmung gut eingefangen. Die Sprache im Buch ist gut verständlich, dafür der Schreibstil eine Katastrophe. Ich mag Rückblenden oder verschiedene Teile einer Geschichte, die sich dann zu einem Ganzen zusammenfügen. Dies ist hier ebenfalls geschehen und wird auch ordentlich mit Ort und Datum versehen. Allerdings ist es wirr, selbst innerhalb der Kapitel, und folgt keinem komplexen Denkmuster. Darüber hinaus wird die Geschichte zäh, da sie mit Beiwerk ausgefüllt wird, was teilweise nicht notwendig gewesen wäre. Lange Zeit wartet man, dass Marie dem Rätsel näherkommt, stattdessen passieren ganz andere Dinge und lange Zeit plätschert die Geschichte vor sich hin und es geht überhaupt nicht um das eigentliche Thema. Trotzdem bleibt es interessant, die Geschichte weiter zu verfolgen und endlich auf des Rätsels Lösung zu stoßen. Die Kapitelüberschriften dagegen klingen albern in meinen Ohren, z. Bsp. „Ich hatte mal ein Pferd wie Sie“ (Kap.9). Allgemein bin ich kein Fan von diesen eher ironischen Kapitelüberschriften. Auch da polarisiert das Buch also immer weiter.
Die Protagonistin des Buches, Marie, ist eine intelligente junge Frau und möchte Medizin studieren- allerdings verhält sie sich nicht intelligent. Aus der Laune ihrer großen Liebe heraus konvertiert sie zum Beispiel spontan zum Judentum. Ist das noch glaubwürdig? Auch so wirkt Marie spröde und ziemlich unscharf und äußerst naiv und gutgläubig – weder mag man sie, noch hasst man sie. Sie entwickelt sich als Charakter eher wenig weiter. Für mich bleibt sie absolut nicht greifbar. Auch das viel angedeutete Familiengeheimnis des Buches kommt bei mir komisch an. Einerseits auf jeden Fall anders als erwartet, einerseits absolut unglaubwürdig. Genauso verhalten sich die anderen Charaktere. Nicht greifbar - nicht dazu geneigt, dass der Leser Empathie empfindet, allerdings muss man sie auch nicht hassen.
Je länger ich über das Buch nachdenke umso widersprüchlicher wird es insgesamt. Es ist ein ständiges Hin und Her einerseits von Fakten, andererseits von Gefühlen und unfassbaren Vorkommnissen der Vergangenheit. Deshalb weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob ich das Buch mögen soll oder nicht – genauso, wie ich das mit der Protagonistin nicht weiß.
Mein Fazit: Ich bin in meiner Bewertung hin und her gerissen und habe mich daher für 3 von 5 Sternen entschieden. Das Buch polarisiert extrem, selbst in seinem gesamten Geschichtsverlauf. Ich habe schon lange nicht mehr ein gleichzeitig so durchwachsenes Buch als auch trotzdem interessantes Buch gelesen. Es gab interessante Phasen, es gab langwierige Phasen. Eine klare Leseempfehlung würde ich daher nicht direkt aussprechen, es sollte jeder selbst seine Erfahrung mit dem Buch machen, wenn es interessiert.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Schöne Geschichte mit für mich persönlich schlechtem Ausgang

Schneiderei Graf - Schicksalszeiten
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Edith Graf, eine junge Frau im Jahr 1958, ist in der familieneigenen Herrenschneiderei groß geworden und doch bleibt es ihr verwehrt selbst eine Ausbildung zur Schneiderin zu machen, obwohl es ihr größter ...

Edith Graf, eine junge Frau im Jahr 1958, ist in der familieneigenen Herrenschneiderei groß geworden und doch bleibt es ihr verwehrt selbst eine Ausbildung zur Schneiderin zu machen, obwohl es ihr größter Wunsch ist. Als sie auf Merkwürdigkeiten in der Vergangenheit ihrer Familie stößt, ist für sie das Drama perfekt. Noch dazu sind da zwei junge Männer, die sich sehr um sie bemühen. Edith muss sich in vielen Bereichen entscheid
en, welchen Weg sie zukünftig einschlagen wird.
Der Roman „Schneiderei Graf-Schicksalszeiten“ stammt von Susanne Kriesmer, die mir als Autorin noch nicht bekannt war. Das Cover des Romans finde ich ansprechend und die Andeutung einer Familiensaga ist für mich per se immer äußerst interessant, da ich derlei Literatur sehr gern lese. Das Buch ist in moderner Sprache geschrieben mit leichten Dialogen, der Schreibstil ist angenehm und sehr leicht und flüssig – quasi eigentlich einfach zwischendurch zu lesen. Die Handlung geht schnell und zügig voran und gerne verfolgt man die Geschehnisse rund um Edith. Insgesamt wirkt die Geschichte sehr gelungen und mit historischen Fakten belegt und untermauert, sodass man sich als Leser sehr gut vorstellen kann, wie es sich tatsächlich zugetragen haben könnte. Außerdem gibt es zahlreiche Einblicke in die Welt der Schneiderei und die vielen Begrifflichkeiten dazu. Damit kann man zusammenfassen, dass hier hintergründig sehr gut recherchiert worden ist. Edith als Protagonistin ist eine angenehme Person und erstaunlich ist, wie wenig Frauen in dieser Zeitepoche „zu melden hatten“, was an ihrem Beispiel ausführlich sichtbar wird. Irgendwie tut sie mir auch leid. Schnell merke ich allerdings als Leserin, dass „etwas nicht stimmt“ und viele meiner Vorahnungen haben sich bestätigt. Für mich war es gewissermaßen etwas enttäuschend, dass ich viele der Handlungsstränge vorher schon erahnt habe und diese dann tatsächlich so eingetreten sind. Vermutlich habe ich einfach schon zu viele ähnliche Geschichten gelesen und auch diese hebt sich für mich kaum besonders hervor. Trotzdem liest man erstmal gern und gemütlich weiter. Zum Ende hin allerdings bzw. im letzten Drittel des Buches überschlagen sich die Geschehnisse und hier wird es mir doch auch irgendwie zu viel. Dabei werde ich absolut nicht warm mit Edith und ihren Gefühlen – ich fühle mich nur als Außenbetrachter und so richtig ins Herz schließen kann ich sie zum Schluss dann doch nicht. Dann kommt das Ende – relativ schnell und unverhofft – und deshalb für mich persönlich genauso grauenvoll und schlecht gemacht, teilweise einfach auch unrealistisch. Um nicht zu spoilern, möchte ich hier allerdings nicht weiter ins Detail gehen. Da es eine Fortsetzung des Romans geben wird, kann man nur hoffen, dass hier einige Geschehnisse doch noch anders ausgebügelt werden können.

Mein Fazit: Das Buch ist in Ordnung für kurzweilige Lesestunden und man kann auch allerlei historisches Lernen, allerdings insgesamt für mich nicht komplett überzeugend. Man kann es gelesen haben, muss es aber nicht, was somit für mich auf maximal 3 gute Sterne verweist. Wer allerdings auf solche zeitgenössische Literatur steht, wird wohl auch dieses Buch mögen.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Historische Begebenheiten verpackt in einer turbulenten und etwas chaotischen Familiengeschichte

Erinnerungen aus Glas
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Im Roman von Melanie Dobsen geht es um tatsächliche Begebenheiten, die sich in Amsterdam zur NS-Zeit zugetragen haben und nun hier in eine Familiengeschichte überführt worden sind. Auf den Inhalt möchte ...

Im Roman von Melanie Dobsen geht es um tatsächliche Begebenheiten, die sich in Amsterdam zur NS-Zeit zugetragen haben und nun hier in eine Familiengeschichte überführt worden sind. Auf den Inhalt möchte ich nicht weiter eingehen und verweise daher auf den sehr ausführlichen Klappentext des Buches. Das Cover des Buches finde ich sehr schön und es hat mich direkt angesprochen, allerdings frage ich mich immer noch, wer von den Protagonisten hier eigentlich abgebildet wird. Mit dieser Frage bin ich dann auch schon mitten im Geschehen des Buches. Die Erzählung setzt sich aus verschiedenen Sichtweisen zusammen. Es wird aus der Vergangenheit berichtet als auch in der Gegenwart. Die Kapitel springen also hin und her. Was anfangs noch gemächlich geschieht, wird gefühlt immer schneller und schneller, aber leider werden die Fragezeichen auch immer größer. Anfangs fragt man sich, wie überhaupt alles zusammenhängt, dann wird es zunehmend klarer und zum Ende hin überschlagen sich meiner Meinung nach die Ereignisse und wirken teilweise zu sehr konstruiert und das Prinzip Zufall wurde überstrapaziert. Ich muss ehrlich sagen, dass in meinem Kopf immer noch viele Fragezeichen zum Buch herumschwirren und ich teilweise den Überblick über die Geschehnisse verloren habe. Die Geschichte ist prinzipiell sehr interessant und lesenswert, aber die Sprünge und vielen Charaktere machen es sehr anspruchsvoll und man benötigt seine volle Konzentration. Stellenweise ist es sehr bedrückend, da es um Deportationen, insbesondere von Kindern, geht. Eigentlich mag ich sowohl Zeitsprünge als auch viele Personen und habe diesbezüglich selten Probleme; in diesem Buch fehlt aber eindeutig ein Stammbaum, da die Familienbande sehr verzwickt und durch Adoptionen neue Linien entstanden sind, manchmal aber auch wieder die leiblichen Eltern vorkommen. Ehrlich gesagt, ich habe nur ein ganz oberflächliches Geflecht an Beziehungen in meinem Kopf. Den Schreibstil der Autorin empfinde ich dabei ebenso irritierend, denn bereits in einem Absatz kann das Thema wechseln bzw. um wen es eigentlich gerade geht. Den Titel des Buches und die im Buch erklärte Assoziation dazu finde ich dagegen sehr kreativ und sehr gut umgesetzt.

Zusammengefasst muss ich leider sagen, dass das Buch für mich nur mittelmäßig ist. Es wirkt, als ob in den wenigen Seiten zu viel gewollt worden ist und es verleitet mich leider nicht so von der Spannung her, schnell zu lesen oder es nochmal zu lesen. Ich habe für die wenigen Seiten im Vergleich zu anderen Büchern sehr lange gebraucht und musste mich teilweise motivieren weiter zu lesen. Dies ist sehr schade, denn die Geschichte ist sehr, sehr wichtig und sollte niemals vergessen werden.

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