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Veröffentlicht am 30.03.2021

Eine deutschdeutsche Familiengeschichte

Geteilte Träume
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Beerenhain war der Name des Gutes von dem ihre Familie stammte, aber erst jetzt mit 18 Jahren erfährt Ingke, dass ihr Familienname Schröder lautet. Als ihre Mutter Maren Beerenhain an Leukämie erkrankt ...

Beerenhain war der Name des Gutes von dem ihre Familie stammte, aber erst jetzt mit 18 Jahren erfährt Ingke, dass ihr Familienname Schröder lautet. Als ihre Mutter Maren Beerenhain an Leukämie erkrankt und dringend eine Stammzellenspende benötigt, lässt sich Ingke gegen den Willen ihrer Eltern testen. Sie fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass es keine Übereinstimmung gibt. Mit dieser Tatsache konfrontiert, erzählt ihr Vater Kelle, dass sie adoptiert wurde und ihre leibliche Mutter Petra Schröder ist. Petra hat einen Fluchtversuch unternommen und wurde erwischt. Sie kam ins Gefängnis und ihre kleine Tochter Ingke in ein Heim. Ingke wollte mehr über ihre Herkunftsfamilie wissen und macht sich auf die Suche. Gleichzeitig begleitet sie die Angst, dass sie die Menschen, die sie für ihre Familie hielt, verlieren würde. Muss sie sich wirklich entscheiden?

Das Buch spielt überwiegend im Jahr 1992, in dem Ingke erfährt, dass sie adoptiert worden ist. Sie spricht mit verschiedenen Personen, um mehr über das Schicksal und Leben ihrer Mutter Petra zu erfahren. Durch die Rückblenden und Perspektivwechsel können sich nicht nur Ingke, sondern auch die Leser ein Bild der damaligen Situation machen. Man bekommt Einblicke in die Familien und deren Schicksale.

Zu Beginn war ich etwas verunsichert, um die Geschichten mit den unterschiedlichen Personen richtig einzuordnen. Irgendwann bin ich dann auf den Stammbaum am Ende gestoßen, der mir dann doch sehr geholfen hat, um die Personen auch vom Alter her richtig einzuordnen. Hier hätte ich es besser gefunden, wenn diese Informationen gleich zu Beginn aufgeführt wären.

Der Schreibstil von Ulla Mothes ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Auch das Gut Beerenhain wird sehr bildhaft beschrieben, so dass ich es mir sehr gut vorstellen konnte. Die handelnden Personen waren sehr gut ausgewählt, wobei sie bei ihren Erzählungen manchmal etwas distanziert wirkten, hier hätte ich mir tiefergehende Emotionen gewünscht.
Wer sich für deutschdeutsche Geschichte interessiert, sollte dieses Buch lesen.

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Ausflug in die 1960er Jahre

Das Fräulein mit dem karierten Koffer
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Gemeinsam mit Sabine begeben wir uns ins Jahr 1964. Sabine ist 19 Jahre alt und noch nicht volljährig. Ihre Mutter Brigitte hat gerade Heinz, Inhaber eines Installationsbetriebes, geheiratet und freut ...

Gemeinsam mit Sabine begeben wir uns ins Jahr 1964. Sabine ist 19 Jahre alt und noch nicht volljährig. Ihre Mutter Brigitte hat gerade Heinz, Inhaber eines Installationsbetriebes, geheiratet und freut sich, dass sie ihren Beruf aufgeben kann. Sabine konnte nicht verstehen, dass man eine Ehe aus praktischen Gründen einging, sie träumte von der großen Liebe. In der Disco lernt Sabine Michael Dornheim, den reichen Sohn eines Fabrikanten, kennen und lieben. Doch dann wird Sabine ungewollt schwanger. Nachdem sich Michael galant aus der Schusslinie genommen hat, beginnen für Sabine schwere Zeiten. Als ledige Mutter hat sie Anfang der 60er Jahre keinerlei Rechte. Oder soll sie sich für eine Adoption entscheiden? Welchen Weg wird Sabine gehen?

Der Schreibstil von Claudia Kaufmann ist leicht und flüssig. Man erlebt, dass sich Sabine von einer naiven jungen Frau zu einer selbstbewussten Person entwickelt. Wie nebenbei lässt die Autorin ein Sittengemälde der damaligen Zeit in die Geschichte mit einfließen. Die Paragraphen 175 und 218 existierten noch, bei ledigen Müttern übernahm der Staat die Rolle des gesetzlichen Vormunds und die nicht ehelichen Kinder wurden stigmatisiert. Für mich wurden in dem Buch viele Erinnerungen geweckt und ich könnte mir vorstellen, dass der Roman auch für jüngere Leserinnen interessant ist, um zu erfahren, welche Veränderungen sich für Frauen in den letzten sechzig Jahren ergeben haben.

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Wohlfühlen in einem Bilderbuchdorf

Die kleine Bücherei in der Church Lane
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Die Lehrerin Lucy hatte sich eine sechsmonatige Auszeit genommen und für eine winzige Miete ein traumhaftes Cottage bekommen. Einziger Haken ist, dass sie sich um die 96-jährige Schwiegermutter Bunty der ...

Die Lehrerin Lucy hatte sich eine sechsmonatige Auszeit genommen und für eine winzige Miete ein traumhaftes Cottage bekommen. Einziger Haken ist, dass sie sich um die 96-jährige Schwiegermutter Bunty der Vermieterin kümmern muss. Lucy stellt es sich einfach vor, doch bei Ankunft wird schnell klar, dass der Umgang mit Bunty nicht leicht sein wird. Sie ist etwas chaotisch und hält nicht nur eine Schlange mit Namen Stanley. Schon nach kurzer Zeit lernt Lucy die Hundetrainerin Mel und den Baumhausarchitekten Sam mit seiner Tochter Freya kennen. Als der Mittelpunkt des Dorfes, eine rote Telefonzelle, abgerissen werden soll, kommt die Idee auf, diese in eine Bibliothek umzuwandeln. Auch Lucy macht sich dafür stark. Sie übernimmt kleine Gemeinschaftsaufgaben und schließt nach und nach das Dorf sowie seine Bewohner in ihr Herz.

Little Maudley ist ein wunderbares Bilderbuchdorf in den Cotswolds. Die Beschreibungen lassen den Ort vor dem inneren Auge entstehen, so dass man sich auf einer Bank neben der kleinen Telefonzelle versetzt fühlt. Der Schreibstil ist leicht und flüssig, aber ohne Tiefgang. Die Charaktere sind gut skizziert. Die Protagonisten sind überwiegend sympathisch, aber wie in jedem Ort gibt es natürlich auch eine Klatschbase sowie eine Person, die immer den Ton angeben will. Oft haben es Neuhinzugezogene in einem Dorf schwer sich in der Gemeinschaft zu integrieren, doch Lucy wird mit offenen Armen empfangen. Mir hat das Buch gut gefallen. Es gibt zwar keine überraschenden Wendungen oder spannende Abschnitte, da alles doch relativ vorhersehbar war. Dennoch empfand ich den Roman stimmig. Das Buch eignet sich gut für einen regnerischen Tag auf dem Sofa mit einer Tasse Tee.

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Veröffentlicht am 27.02.2021

Spannung und Mystery im historischen London

Das Geheimnis der Themse
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In ihrem neuen Roman entführt uns Susanne Goga in das historische London von 1894. Seit zwei Jahren ist Charlotte mit Tom Ashdown verheiratet und vermisst ihre Arbeit. Sie stammt aus Deutschland und war ...

In ihrem neuen Roman entführt uns Susanne Goga in das historische London von 1894. Seit zwei Jahren ist Charlotte mit Tom Ashdown verheiratet und vermisst ihre Arbeit. Sie stammt aus Deutschland und war als Gouvernante tätig. Schon seit einiger Zeit spürt Charlotte, dass etwas zwischen ihr und Tom steht. Doch dann erhält Tom einen Auftrag für ein neues Buchprojekt. Er soll die okkulte Geschichte Londons aufschreiben und die Orte aufsuchen, die man mit dem Magischen in Verbindung bringt und diese mit historischen Fakten belegen. Dieses fesselnde Projekt bringt die beiden einander wieder näher. Sie entdecken nicht nur ägyptische Symbole an der Themse, sondern stoßen auch auf eine Geheimgesellschaft. Als eine Tote am Themseufer gefunden wird, geraten Charlotte und Tom ohne es zu ahnen in Gefahr.

Obwohl der Einstieg in die Geschichte mir leicht gefallen ist, musste ich erst die Erzählstränge richtig einordnen. Dank des angenehmen Schreibstils fiel mir dieses nicht schwer, da sich das Buch flüssig lesen ließ. Gespannt habe ich gerade Charlotte auf ihren Wegen begleitet, die sehr lebendig beschrieben waren, so dass man sich in die damalige Zeit hinein versetzt fühlte. Susanne Goga zeigt gekonnt auf wie die Themse eine magnetische Anziehungskraft auf alle ausübt, die sich mit Magie und Mystik beschäftigen. So kann man einige Geheimnisse entdecken, die das historische London wie ein Netz umspannen. Lange Zeit fühlte ich mich in den Geschehnissen verstrickt, dass ich nicht mehr überblicken konnte, wie die Fäden zusammen passen. Erst in den letzten Abschnitten rutschten die Puzzleteilchen auf ihren Platz, so dass ich zufrieden das Buch schließen konnte.
Der historische Roman mit einer Prise Mystery hat mir wunderbare Lesestunden bereitet.

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Veröffentlicht am 18.02.2021

Sonne in den Alltag bringen

Als das Leben wieder schön wurde
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Hamburg 1954 – Nach 15 Jahren kam Greta Bergström nach Hamburg zurück. Sie war bei ihrer Großmutter in Stockholm aufgewachsen. Da diese nun verstorben war, stand sie unangemeldet bei ihrem Vater vor der ...

Hamburg 1954 – Nach 15 Jahren kam Greta Bergström nach Hamburg zurück. Sie war bei ihrer Großmutter in Stockholm aufgewachsen. Da diese nun verstorben war, stand sie unangemeldet bei ihrem Vater vor der Tür. Sie wollte Licht ins Dunkel bringen, weshalb ihre Mutter Linn 1941 plötzlich verschwand. Ihre Arbeitssuche in einem Kosmetiksalon gestaltet sich hoffnungslos. Doch das ändert sich, als sie Marieke, die aus Ostpreußen fliehen musste und ihren Nachbarinnen die Haare machte, kennenlernte sowie die junge Trixie aus Blankenese, die in einem amerikanischen Soldaten verliebt war. Alle drei hatten Träume, die im Laufe der Zeit auf der Strecke geblieben sind. Da in Hamburg Wohnraum und Läden knapp waren, hatten sie die Idee einen Lastwagen als mobilen Schönheitssalon umzubauen. Sie wollten ihren Kundinnen ein Stück Lebensqualität zurückbringen.

Als Leser begleiten wir die drei jungen Frauen, die von einem Neuanfang träumen. Greta begibt sich Stück für Stück auf die Suche nach ihrer Mutter und muss lernen mit der Wahrheit klar zu kommen. Auch Marieke kämpft um ihren kleinen Sohn Franz, der von den Behörden in ein Heim gesteckt wurde, weil sie unverheiratet war und als Kellnerin gearbeitet hat, die zum damaligen Zeitpunkt nicht gut angesehen waren. Auch Trixie hat ihr Päckchen zu tragen, sie kümmert sich rührend um ihre demente Mutter und ist auf der Suche nach einem amerikanischen Soldaten. Die Menschen kämpfen gegen die dunklen Jahre an und wollen wieder ein Stück Sonne sehen.

Obwohl mir das Buch gut gefallen hat, fühle ich mich ein wenig hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte ich natürlich wissen wie die Suche nach Linn weitergeht und wie sich der Schönheitssalon entwickelt, auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass ich von den Protagonisten auf Distanz gehalten und nicht warm mit ihnen wurde.

Gleichzeitig tauchten in dem Buch viele Probleme der damaligen Zeit auf, die Behandlung von Geisteskrankheiten, Misshandlung von Kindern, die Verarbeitung von Kriegstrauma, die Rechte der Frauen und einiges mehr. Diese Themen wurden nur angerissen, besser wäre es gewesen, sich auf einige zu konzentrieren und diese ausführlicher zu beschreiben. Hier trifft es zu, wenn man sagt, weniger wäre mehr.
Trotzdem hat mir die Reise in die Vergangenheit angenehme Lesestunden bereitet.

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