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Veröffentlicht am 28.02.2021

Faszinierende Lebensgeschichte

Fast hell
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MEINE MEINUNG
Nach seinem opulenten Roman „Die Leben der Elena Silber“ hat der mehrfach ausgezeichnete Journalist, langjährige Spiegel-Reporter und Schriftsteller Alexander Osang mit seinem neuesten Buch ...

MEINE MEINUNG
Nach seinem opulenten Roman „Die Leben der Elena Silber“ hat der mehrfach ausgezeichnete Journalist, langjährige Spiegel-Reporter und Schriftsteller Alexander Osang mit seinem neuesten Buch „Fast hell“ einen faszinierenden und sehr persönlichen Roman vorgelegt.
Ursprünglich geplant als eine Geschichte für ein Sonderheft des Spiegels im Jahr 2019 über „ die seltsame, verkorkste ostdeutsche Seele“, in deren Mittelpunkt das Portrait von Uwe als Prototyp eines rätselhaften Ostdeutschen stehen sollte, wurde diese schließlich doch nicht veröffentlicht.
„Uwes Leben klingt wie ein Broadway-Musical.“
Den Faktencheckern des Spiegel erschien Uwes zu spektakulär klingendem Leben und seine abenteuerlichen Anekdoten doch unglaubwürdig und mit zu vielen Leerstellen behaftet – und so wurde aus Osangs New Yorker Bekanntschaft schließlich eine Romanfigur und ein faszinierender Protagonist mit so manchen Widersprüchlichkeiten und Geheimnissen.
Das gesammelte Recherchematerial hat Osang zu einer fesselnden Mischung aus Reisebericht, Memoir und autobiografischen Geschichte verwoben.
Seinen Ausgang nimmt die Geschichte mit einer gemeinsamen Schiffsreise von Uwe und seiner 80-jährigen Mutter über die Ostsee nach St. Petersburg 30 Jahre nach dem Mauerfall, begleitet werden sie von dem damals in Tel Aviv lebenden Journalisten Osang, der Uwe interviert und sich unfassbar spannende Episoden aus dessen bewegter, schillernden Biographie in mehreren alkoholgetränkten Nächten erzählen lässt. Dieser homosexuelle, charismatische und weltgewandte Mann ist ein wahrhaftiger Weltbürger aus dem Osten, lehrt in New York ostdeutsche Kulturgeschichte, kennt Gott und die Welt, spricht etliche Sprachen fließend und scheint aber überall auf der Welt schon gewesen zu sein. Gebannt lauscht man den unglaublichen Erlebnisse und überraschenden Verwicklungen, die Uwe zum Besten gibt, meint hautnah dabei zu sein und doch beschleicht einen das ungute Gefühl, diesen Menschen mit seinen tollen Geschichten nicht recht fassen zu können.
Etwas sprunghaft und keineswegs chronologisch erzählt Osang über Uwes eindrucksvolle Lebensgeschichte und präsentiert uns ganz nebenbei die eigenen Erinnerungen an seine Schulzeit und Jugend in der DDR und seine ungezügelte Zeit nach der Wende. Sehr einfühlsam stellt der Autor die Lebensgeschichten der beiden einander gegenüber, verwebt sie gekonnt miteinander und lässt ihre aufschlussreichen Einblicke in die Vergangenheit immer mehr ineinanderfließen. So erhalten wir schließlich ein höchst faszinierendes Doppelportrait der beiden ostdeutschen Freunde, in dem auch ihre Beziehung zu ihren Familien, ihr Verhältnis zum Staat und die unvermeidliche Stasi-Vergangenheit nicht ausgespart werden. Zunehmend wird die Fahrt über die Ostsee für Osang zu einer Reise in die eigene Vergangenheit und zu sich selbst. Ähnlich wie Osang hat es Uwe aus der beklemmenden Enge der DDR in die Freiheit und in die weite Welt gezogen, stets aber auch auf der Flucht vor den eigenen Dämonen, angetrieben von der Angst vor Anpassung und Stillstand. Geschickt spürt Osang der Frage nach, wie stark ein Charakter von den Erfahrungen der Geschichte geprägt wird. Zugleich beleuchtet der Autor die Hintergründe für seine permanente Getriebenheit, hinterfragt seine Erwartungen und einstmals gesetzten Ziele und deckt dabei auch seine unlösbaren inneren Widersprüche auf. Nach und nach wird deutlich, wie trügerisch die eigenen Erinnerungen an die zurückliegenden 30 Jahre und persönlichen Erlebnisse in jener Zeit sind, und sie unbewusst zu einer Art persönlich eingefärbter Erzählung eines jeden einzelnen werden. Schrittweise werden eventuelle Erinnerungslücken oder auch gewissen Schwachstellen im Leben durch individuell angepasste Erzählungen ausgefüllt und Prioritäten gesetzt, so dass wir schließlich unsere eigenen Biografien erfinden und faszinierende, aber nicht belegbare Legenden erzählen.
Äußerst gelungen ist der grandiose Epilog des Romans, der die Geschichte über Uwe nochmals in einen anderen Kontext rückt und uns die Entstehung dieser „absurden, aber wahren Novelle“ erklärt, die noch lange nachklingt und sehr zum Nachdenken anregt – über das Leben, prägende Veränderungen, Wahrheiten, unser lückenhaftes Gedächtnis und unsere ganz eigenen Erinnerungen!
FAZIT
Eine fesselnde Mischung aus Reisebericht, Memoir und autobiografischen Geschichte und ein wundervoll erzählter, melancholischer und nachdenklich stimmender Roman, der noch lange nachhallt!

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Sehr fesselnder Krimi

Die Krieger
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INHALT

Das Jahr 1984 hat gerade begonnen, die Proteste gegen die Stationierung der Pershing-II-Raketen hören nicht auf, im Radio läuft Joy Division. Nick Marzek, 43, ist gebürtiger Berliner und seit kurzem ...

INHALT

Das Jahr 1984 hat gerade begonnen, die Proteste gegen die Stationierung der Pershing-II-Raketen hören nicht auf, im Radio läuft Joy Division. Nick Marzek, 43, ist gebürtiger Berliner und seit kurzem Kriminalkommissar bei der Münchner Polizei. Nach dem Tod seiner Frau versucht er sich im Reich von Franz Josef Strauß und dessen CSU ein neues Leben aufzubauen. Mit bescheidenem Erfolg. Geblieben sind ihm seine Arbeit und das Gefühl der Fremdheit. Da ereignet sich ein verheerender Brandanschlag auf die Diskothek Liverpool im Bahnhofsviertel. Es gibt zahlreiche Verletzte, und der Druck auf die ermittelnden Beamten ist groß. Alles deutet zunächst auf Revierkämpfe im Münchner Rotlichtmilieu hin. Doch dann nimmt der Fall eine unerwartete Wendung: Von der italienischen Polizei wird den Ermittlern ein Bekennerschreiben zugeschickt, und Nick bleibt nichts anderes übrig, als dem Hinweis nachzugehen – er muss nach Italien, um den Fall aufzuklären. Hilfe bekommt er dabei von Graziella Altieri, die bei der Mordkommission eigentlich als Reinigungskraft arbeitet, nun aber als Übersetzerin einspringen muss. Und plötzlich nimmt der Fall politische Dimensionen an, die auf beängstigende Weise aktuell sind.

(Quelle: DuMont)

MEINE MEINUNG

Mit „Die Krieger“ ist dem deutschen Drehbuchautoren und Schriftsteller Martin Maurer ein packender Kriminalroman gelungen, der vor einem realen zeitgeschichtlichen Hintergrund spielt und in dessen Mittelpunkt eine grauenvolle Mordserie steht, die auf das Konto der vor allem in Oberitalien agierenden, rechtsextremen Gruppe „Ludwig“ ging. Aufgrund der möglichen politischen Verwicklungen, die bis heute jedoch nicht aufgedeckt werden konnten, der Brutalität der Taten und des erschreckenden Fundamentalismus besitzt dieser Fall auch heute noch eine beängstigende Aktualität und stimmt sehr nachdenklich.

Der Roman ist zugleich Auftakt einer neuen Krimireihe, die in der Bayerischen Landeshauptstadt der 80ger Jahre angesiedelt ist und sich um den interessanten Hauptkommissar Nick Marzek dreht, der von seiner Heimatstadt Berlin erst seit kurzem bei der Münchner Kriminalpolizei im Einsatz ist.

Schon der beklemmende Einstieg mit den knappen, nur szenisch angerissenen und recht plastischen Schilderungen und den sehr verworrenen Geschehnissen hat mich auf Anhieb gefesselt. Gekonnt präsentiert uns Maurer ein düsteres, atmosphärisch dichtes und sehr realitätsnahes Setting jenseits von Münchens pittoreskem Postkartenidyll und lässt uns in ein trostloses Milieu der City mit vielen gescheiterten Existenzen und dubiosen Gestalten eintauchen.

Mit dem verheerenden Brandanschlag auf die Münchner „Sex“-Diskothek Liverpool Anfang des Jahres 1984, für den sich die ominöse Gruppe LUDWIG in einem Bekennerschreiben bekennt, erhält der neue Fall für den ermittelnden Kommissar Marzek eine völlig neue Dimension. Gemeinsam mit Graziella Altieri, die eigentlich als Putzfrau in der Mordkommission arbeitet und nun kurzerhand als Dolmetscherin fungieren soll, wird Nick nach Norditalien geschickt. Bei seinen abenteuerlichen Nachforschungen wird ihm jedoch schnell klar, dass der Brandanschlag in München nur Teil einer beispiellosen Mordserie ist, die immer größere Kreise zieht.

Gekonnt verwebt Martin Maurer die historisch verbürgten Fakten und realen Geschehnisse mit seinen fiktiven Charakteren zu einer sehr mitreißenden und äußerst wendungsreichen Krimihandlung. Äußerst fesselnd ist es, die sehr authentisch wirkenden Nachforschungen zu den verschiedenen Mordfällen, die der Gruppe Ludwig zugeschrieben werden konnten, mit den verwirrenden Details über die Opfer und Tathergang mit zu verfolgen, Zusammenhänge herzustellen und darüber hinaus Rückschlüsse auf die beklemmenden Hintergründe und möglichen Täterkreis zu ziehen. Der Autor bietet dem Leser einen sehr gut recherchierten und spannend aufbereiteten Überblick über die vielen zusammengetragenen Erkenntnisse und zugleich eine realitätsnahe Milieustudie der gesellschaftlichen Zustände der damaligen Zeit.

Der Autor hat sich mit seinem Protagonisten Nick Marzek einen wirklich interessanten, tiefgründigen Charakter einfallen lassen, mit seinen vielen Ecken und Kanten und seiner abgeklärten Sichtweise aufs Leben wirkt er sehr lebensnah. Er ist nach einem schweren privaten Schicksalsschlag zwar immer noch angeschlagen und labil, doch ist er inzwischen auf einem guten Weg und verbeißt sich zunehmend in den komplexen Fall. Auch die vielschichte Charakterisierung von Gabriella, dem weiblichen Gegenpart zu Nick, ist äußerst gelungen. Mit ihrem typisch italienischen Wesen - temperamentvoll, gewitzt und hochkommunikativ – wird sie trotz einiger offensichtlicher Defizite schon bald für die schwierigen Ermittlungen aber schließlich auch für Nick persönlich absolut unentbehrlich. Ihre Lebendigkeit und Schlagfertigkeit bringen viel Schwung und Abwechslung in die Handlung und sorgen für einige amüsante Episoden. Das ungleiche und sehr eigenwillige Ermittlerduo dringt bei ihren hartnäckigen Nachforschungen immer tiefer in die verworrene Materie ein, folgt vielen Spuren und erkennt schließlich bedeutsame Zusammenhänge, die sie zu den potentiellen Tätern führen. Geschickt verdichtet der Autor die spannende Handlung immer mehr und lässt diese nach einigen überraschenden Wendungen in einem etwas überstürzten, aber packenden Finale gipfeln. Vieles bleibt am Ende des Romans ungeklärt – wie auch bei dem realen Kriminalfall um die Gruppe Ludwig, doch finde ich den offenen Ausklang der Geschichte gut gewählt, denn er lässt auf eine Fortsetzung mit Nick und Gabriella hoffen.

Der etwas eigenwillige, prägnante Erzählstil des Autors mit vielen kurzen, lebendigen und knackigen Dialogen passt sehr gut zur Geschichte und den jeweiligen Charakteren. Zudem versteht er es mit seinen atmosphärisch dichten Beschreibungen hervorragend, das Kopfkino anspringen zu lassen oder eine auch oft düstere, unheilvolle Stimmung einzufangen.

FAZIT
Ein ungewöhnlicher und sehr fesselnder Krimi, der sich mit den Taten einer rechtsextremen Terrorgruppe beschäftigt und auf wahren Begebenheiten beruht! Hervorragend recherchiert, spannend aufbereitet, mitreißend erzählt und mit einem faszinierenden zeitgeschichtlichen Flair – für mich ein sehr unterhaltsames Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Äußerst gelungener Auftakt einer neuen historischen Krimi-Reihe

Der rote Judas
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INHALT
Der Krieg ist vorbei, das Töten ist es nicht ...

Leipzig in den Nachkriegswirren 1920. Kriminalinspektor Paul Stainer kehrt aus der Kriegsgefangenschaft zurück, das Grauen der Schützengräben noch ...

INHALT
Der Krieg ist vorbei, das Töten ist es nicht ...

Leipzig in den Nachkriegswirren 1920. Kriminalinspektor Paul Stainer kehrt aus der Kriegsgefangenschaft zurück, das Grauen der Schützengräben noch in den Knochen. Ein aufsehenerregender Fall zwingt ihn allerdings, sich mit der Gegenwart zu befassen: In der Villa eines Fabrikanten werden mehrere Menschen erschossen. Alles sieht nach einem missglückten Einbruch aus. Doch eine verängstigte Zeugin und ein Koffer voller Dokumente führen Stainer auf die Spur der „Operation Judas“: Männer, die über Leichen gehen, um ihre Verbrechen zu vertuschen - und die auch Stainers Tod planen.
(Quelle: Wunderlich Verlag bzw.
Taschenbuch-Ausgabe: Rowohlt Taschenbuch)

MEINE MEINUNG
Mit dem historischen Kriminalroman "Der rote Judas" ist dem deutschen Autoren Thomas Ziebula ein sehr überzeugender und unglaublich fesselnder Auftakt einer neuen Krimi-Reihe gelungen, der zwei Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs angesiedelt ist. Kenntnisreich und mit vielen eingeflochtenen zeitgeschichtlichen Details, die von sorgsamer Recherchearbeit zeugen, lässt uns Thomas Ziebula in das historische Leipzig der entbehrungsreichen der Nachkriegsjahre zu Beginn der 1920er Jahre eintauchen. Zu Recht stand "Der rote Judas“ auf der Shortlist für den Crime Cologne 2020.
Mit seinen lebendigen, detailreichen Schilderungen versteht es Ziebula hervorragend, uns die verheerenden Auswirkungen des verlorenen Krieges vor Augen zu führen, uns hautnah die aufgeheizte Stimmung in der Bevölkerung und die komplizierte politische Lage in der noch jungen Weimarer Republik vor Augen zu führen. Neben dem Leid der heimkehrenden kriegsversehrten Soldaten, der Not vieler Kriegswitwen, die nicht wissen wie sie ihre Kinder versorgen sollen, häufen sich die Konflikte zwischen Kommunisten, Nationalisten und geheimen rechten Gruppierungen.
Im Mittelpunkt des Krimis steht der zwar körperlich unversehrte, aber psychisch angeschlagene Kriminalinspektor Paul Stainer, der gerade erst aus dreieinhalb-jähriger französischer Kriegsgefangenschaft nach Leipzig zurückgekehrt ist. Überglücklich weiter in der „Wächterburg“ arbeiten zu können, muss er unbedingt verbergen, dass er immer noch unter einer Kriegsneurose leidet und ihm Alpträume, Panikattacken, Halluzinationen und schwerwiegende Gedächtnislücken zu schaffen machen. Keinesfalls darf daher seine Krankenakte mit psychiatrischem Gutachten, das ausgerechnet vom inzwischen zuständigen Gerichtsmediziner Dr. Prollmann ausgestellt wurde, in die Hände seiner Vorgesetzten geraten. Vor allem da er ohnehin beim feindseligen Regierungsrat Kasimir keinen leichten Stand zu haben scheint.
Die Ermittlungen in seinem ersten Fall erweisen sich bald als eine große Herausforderung für Kriminalinspektor Paul Stainer: Der zweifelhafte Selbstmord an einem Mitarbeiter in der Berliner Finanzverwaltung, der Mord an einem Gymnasialprofessor und schließlich eine Schießerei in einer Fabrikantenvilla mit drei Toten geben viele Rätsel auf, bis er bei seinen Nachforschungen schließlich den Hinweis auf eine mysteriöse „Operation Judas“ findet und einem geheimen Netzwerk auf die Spur kommt.
Thomas Ziebula hat einen fesselnden, rasanten und sehr vielschichtigen Plot entworfen, bei dem es dank des verwirrenden Geflechts von verschiedenen Handlungssträngen und den nicht leicht zu durchschauenden Hintergründen reichlich Ansatzpunkte zum Mitraten gibt. Er versteht es hervorragend, Spannung aufzubauen, so dass man mit dem gebeutelten Inspektor Stainer immer mehr mitfiebert. Dieser hat der nicht nur gegen üble Machenschaften in eigenen Reihen anzukämpfen und sich persönlichen Verstrickungen zu stellen, sondern muss auch im privaten Bereich so einiges wegstecken.
Die verschiedenen Charaktere bis hin zu den Nebenfiguren sind sehr facettenreich, lebendig und überzeugend dargestellt. Sie werden mit ihren Gedanken und Gefühle sehr eindringlich und authentisch geschildert, so dass man sich hervorragend in sie hineinversetzen kann. Herausragend ist insbesondere der sympathische Protagonist Paul Stainer, der mit seiner sehr komplexen Persönlichkeit und seiner durch die Kriegstraumata gezeichneten Psyche äußerst faszinierend ist. Man darf gespannt sein, wie er sich im Laufe der Krimireihe weiterentwickeln wird.
Aber auch alle anderen Figuren werden sehr glaubwürdig und interessant gestaltet und geschickt in den vor dem zeitgeschichtlichen Zusammenhang eingebettet, wie zum Beispiel die Straßenbahnfahrerin und Kriegswitwe Fine König.
Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse regelrecht und nach einigen überraschenden Wendungen gipfelt der Fall in einem äußerst packenden Finale.

FAZIT
Ein sehr überzeugender und fesselnder Auftakt einer neuen historischen Krimi-Reihe auf sehr hohem Niveau, die mit einem komplexen Kriminalfall, hervorragend ausgearbeiteten Charakteren und ausgezeichnet recherchiertem Zeitkolorit punkten kann. Auf die Fortsetzung dieser bemerkenswerten Krimireihe bin ich schon sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Wundervoll warmherziger Roman

Miss Bensons Reise
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INHALT
Zwei Frauen, zwei Lebensträume und ein mitreißendes Abenteuer
Margery Benson hat einen großen Traum: den goldenen Käfer in Neukaledonien zu finden, den ihr Vater ihr einst in einem Naturkundebuch ...

INHALT
Zwei Frauen, zwei Lebensträume und ein mitreißendes Abenteuer
Margery Benson hat einen großen Traum: den goldenen Käfer in Neukaledonien zu finden, den ihr Vater ihr einst in einem Naturkundebuch gezeigt hat. Doch dieser Traum ist über die Jahre hin genauso verdorrt wie Margery selbst. Bis an einem grauen Londoner Morgen mit einem Schlag alles anders wird.
Kurz darauf findet sich Margery auf einem Dampfer nach Australien wieder, an ihrer Seite die junge Enid Pretty. Die plapperhafte Sexbombe ist nicht gerade das, was sich Margery als seriöse Begleitung auf ihrer Expedition vorgestellt hat. Doch auch Enid hat ein Geheimnis und hegt einen Traum. Zusammen begeben sich die beiden ungleichen Frauen in ein Abenteuer, das die kühnsten Erwartungen übertrifft.

(Quelle: Fischer Krüger - Erscheinungsdatum: 30.12.20 - ISBN: 978-3-8105-2233-7 - Übersetzung aus dem Englischen: Maria Andreas)



MEINE MEINUNG
Mit ihrem neuesten Buch „Miss Bensons Reise“ ist der englischen Bestseller-Autorin Rachel Joyce erneut ein kurzweiliger, wundervoll warmherziger und berührender Roman mit viel Tiefgang gelungen.
Es ist eine ungewöhnliche, sehr einfühlsam und humorvoll erzählte Geschichte über Anderssein, Zusammenhalt, Freundschaft und Freiheit, über Wagnisse, Sehnsüchte und den Mut seine Träume zu leben.
In ihrer vergnüglichen und unterhaltsamen Geschichte nimmt uns die Autorin mit auf einen abenteuerlichen Roadtrip bis ans andere Ende der Welt und auf eine äußerst ereignisreiche Expedition zur Entdeckung eines geheimnisvollen goldenen Käfers auf Neukaledonien mitten im Pazifik.
Angesiedelt ist die Handlung hauptsächlich in den 1950er Jahren. Mit ihrem charakteristischen Schreibstil, der sehr stimmungsvoll und feinfühlig ist und eine herrliche Leichtigkeit vermittelt, gelingt es der Autorin hervorragend, eine unnachahmliche und für ihre Bücher so typische Atmosphäre entstehen zu lassen und uns sehr schnell in ihren Bann zu ziehen. Es bereitet sehr viel Spaß die Protagonistinnen Margery und Enid auf ihrer spannenden Reise zu begleiten und mitzuerleben, wie die Erlebnisse die beiden so unterschiedlichen Frauen zusammenschweißen, das Beste aus ihnen herausholen und aus ihrer Zweckgemeinschaft allmählich eine wundervolle Freundschaft erwächst. Beide haben sehr nachvollziehbare Gründe, ihr bisheriges Leben in England hinter sich zu lassen, um ihren großen Traum zu verwirklichen.
Die Geschichte lebt vor allem von den beiden skurrilen, aber äußerst liebenswerten Protagonistinnen Margery und Enid – zwei sehr außergewöhnliche Frauenfiguren, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Die Charakterisierung ihrer vielschichtigen Persönlichkeiten mit all ihren Geheimnissen, Ecken und Kanten ist äußerst gelungen, so dass man sich im Laufe der Handlung immer besser in das Innenleben der hineinversetzen und ihr Verhalten gut nachvollziehen kann. Mit der etwas schrulligen, unscheinbaren, alleinstehenden Margery Benson lernen wir ältliche, einsame Dame kennen, die schon so einige Entbehrungen und Schicksalsschläge hinter sich hat. Sie ist eine sehr liebenswerte und empathische Frau, die man schnell in sein Herz schließt. Sehr gut getroffen und facettenreich ausgearbeitet ist auch ihre dauerquasselnde, aufgetakelte Reisebegleiterin Enid. Sie wirkt anfangs zwar unsympathisch, oberflächlich und extrem nervtötend, doch je mehr man über ihre Vorgeschichte erfährt, ihre Widersprüche versteht und ihre Stärken erkennt, desto besser hat sie mir gefallen.
Auch wenn die Geschichte lange Zeit recht vorhersehbar und nicht frei von klischeehaften Entwicklungen ist, versteht es Joyce, uns mit einigen Twists zu fesseln und zum Ende hin mit einem äußerst unerwarteten Finale völlig zu überraschen.

FAZIT
Eine berührende, humorvoll und einfühlsam erzählte Geschichte zum Schmunzeln und Innehalten, und ein wundervoll skurriler Roadtrip ans andere Ende der Welt!
Ein unterhaltsames „Wohlfühlbuch“ mit sehr liebenswerten Charakteren und ein sehr vergnügliches Lesevergnügen!

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Auf ins alpenländische Backvergnügen!

Back mas'
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MEINE MEINUNG
Das im BLV Buchverlag erschienene Backbuch „Back mas' - Ofenfrisches Alpenglück“ von Alexander Rieder präsentiert uns „Die 150 besten süßen und deftigen Rezepte“. Wie ein Blick ins Buch zeigt, ...

MEINE MEINUNG
Das im BLV Buchverlag erschienene Backbuch „Back mas' - Ofenfrisches Alpenglück“ von Alexander Rieder präsentiert uns „Die 150 besten süßen und deftigen Rezepte“. Wie ein Blick ins Buch zeigt, finden wir hier eine interessante Zusammenstellung der alpenländischen Rezeptvielfalt – von verschiedensten Kuchen und Torten, über Weihnachtsgebäck und Herzhaftem vom Blech bis hin zu köstlichem Brot und Kleingebäck.
Der österreichische Profikoch, Rezeptautor und Foodstylist Alexander Rieder, ein Liebhaber von gutem Essen, Büchern und Heimatküche, nimmt uns in seinem außergewöhnlichen Backbuch mit auf eine abwechslungsreiche kulinarische Wanderung durch den alpenländischen Raum, der mit seiner Vielfalt an Dialekten, Traditionen, kulturellen Besonderheiten und ihrer regionalen Küche ungemein faszinierend ist. So gibt es nicht nur Rezepte aus Rieders Heimat Österreich, sondern auch wundervolle saisonale und regionale Spezialitäten aus dem gesamten Alpenraum. Hier gibt es viele „Klassiker“ unter den Backwaren aus der traditionellen Heimatküche Österreichs, Süddeutschlands, der Schweiz und Norditaliens zu entdecken wie beispielsweise Buchteln, Apfelkiachl, Vinschger Paarlen oder das zünftige Almbrot.
Bevor es zum eigentlichen Rezeptteil geht, erfahren wir in dem höchst informativen und kurzweilig geschriebenen Abschnitt „Backtradition mit Zukunft“ eine Menge über die traditionelle, alpenländische Backkunst und nachhaltige Ernährung sowie die Viehwirtschaft in den Alpen. Ganz nebenbei wir uns hier eine Menge Wissenswertes rund um fast vergessene Backstubenweisheit und die bodenständige, traditionsbewusste Backkunst als Spiegel der regionalen Lebensart vermittelt, die aber auch Neuem gegenüber aufgeschlossen ist. Sehr gut gefallen hat mir, dass Rieder auch ausführlich auf die verschiedenen, beim Backen verwendeten Zutaten eingeht, ein Bewusstsein für deren hochwertige Qualität weckt und zudem sehr anschaulich erläutert, worauf es beim Backen ankommt.
Ganz nach Rieders Motto „BACK MA`S – Gehen wir`s an, schaffen und erschaffen wir etwas“ möchte man sich nun gleich hochmotiviert und inspiriert ins Backvergnügen stürzen. Ob es nun Rezepte aus dem Alltag oder Spezialitäten zu den hohen kirchlichen Festtagen sind - von süß, über herzhaft bis deftig – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei bei. Alexander Rieder zeigt Schritt für Schritt und mit vielen praktischen Hinweisen und Varianten, wie man die traditionellen Köstlichkeiten zubereitet, so dass man sich gut gerüstet in die heimische „Backstube“ begeben und sich nach Herzenslust an den tollen Rezepten versuchen kann.
Denn auch im übersichtlich gestalteten Rezeptteil gibt es immer wieder Tricks und Tipps vom Profi, wie beispielsweise bei der Herstellung von Hefeteig oder beim Umgang mit Sauerteig. Auch die teilweise zusätzlich bebilderten Anleitungen sind gut und verständlich beschrieben.
Zu jedem Rezept findet sich ein wunderschönes, appetitanregendes Foto und neben den übersichtlich aufgeführten Zutaten ist auch der benötigte Zeitbedarf für die Einzelschritte angegeben- ein wichtiger Hinweis für die Hobbybäcker, um genau planen zu können. Die durchnummerierten Zubereitungsbeschreibungen sind Schritt für Schritt aufgebaut, sehr verständlich beschrieben und setzen nur wenige Kenntnisse in der Backkunst voraus.
Unter einigen Rezepten entdeckt man in einem farblich abgesetzten Feld auch Vorschläge für Variationen mit zahlreichen Abwandlungsmöglichkeiten oder weitere Anregungen.
Das Backbuch wurde insgesamt sehr sorgfältig und liebevoll zusammengestellt und zudem mit sehr stimmungsvollen Fotos untermalt. Schade ist allerdings, dass in der eBook-Version auf ein Inhaltsverzeichnis und ein abgedrucktes, alphabethisches Nachschlagewerk am Ende verzichtet wurde. So findet man zu dem gesuchten Rezept oder Begriff nur über eine Volltextsuche.

FAZIT
Ein sehr empfehlenswertes Backbuch mit 150 saisonalen und regionalen Spezialitäten aus dem gesamten alpenländischen Raum. Mit den vielfältigen, gelingsicheren Rezepten und sehr schmackhaften traditionellen Gerichten stellt es eine Bereicherung für jede Rezeptsammlung dar!

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