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Veröffentlicht am 21.03.2021

Außergewöhnlich

Unter Wasser Nacht
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Inga, Bodo, Sophie und Thies leben auf einem Hof an der Elbe im Wendland. Sie verband eine alte Freundschaft. Doch jetzt ist alles anders. Während Inga und Bodo scheinbar glücklich mit ihren Kindern ihr ...

Inga, Bodo, Sophie und Thies leben auf einem Hof an der Elbe im Wendland. Sie verband eine alte Freundschaft. Doch jetzt ist alles anders. Während Inga und Bodo scheinbar glücklich mit ihren Kindern ihr Familienleben genießen, müssen Sophie und Thies mit dem Tod ihres Sohnes Aaron fertig werden. Dabei gerät ihre Ehe an den Abgrund. Als eines Tages eine geheimnisvolle Fremde auftaucht, gerät die mühsam aufgebaute Fassade der Familien ins wanken. Die Frau stellt unangenehme Fragen und zerrt alte Familiengeheimnisse ans Licht.

Der Roman "Unter Wasser Nacht" von Kristina Hauff beginnt im dichten Nebel. Dies ist sinnbildlich für die gesamte Stimmung in diesem Buch. Das Wetter wird zwar schnell besser, aber die Düsternis der Handlung bleibt. Man spürt das angespannte Verhältnis der Menschen zueinander sehr deutlich. Unausgesprochene Vorwürfe und gegenseitiges Mißtrauen vergiften die ehemals gute Freundschaft der Menschen. Die Zerrissenheit der Eltern, die ihr Kind so gern lieben würden, geht sehr zu Herzen. Dies alles wird von Kristina Hauff sehr realistisch erzählt. Man gerät beim Lesen sehr schnell mit in den Strudel der Ereignisse. Die Handlung ist geschickt aufgebaut, die Spannung steigt langsam aber stetig an und läßt den Leser nicht mehr los.

"Unter Wasser Nacht" ist kein "Gute-Laune-Liegestuhl-Buch". Dafür ist es zu problembeladen. Trotzdem gefällt mir das Buch ausgesprochen gut - vielleicht gerade weil es so anders ist.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Das Kult-Trio ist zurück!

Wenn Wattwürmer weinen
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Der Marketingmanager von Neuharlingersiel wird von Postbote Henner morgens tot im Schlafstrandkorb aufgefunden. Als Todesursache wird schnell vergifteter Rotwein festgestellt. Die Kripo vermutet Rache ...

Der Marketingmanager von Neuharlingersiel wird von Postbote Henner morgens tot im Schlafstrandkorb aufgefunden. Als Todesursache wird schnell vergifteter Rotwein festgestellt. Die Kripo vermutet Rache einer seiner zahlreichen Frauenbekanntschaften. Doch dieser Verdacht löst sich in Luft auf, als es weitere Giftopfer gibt. Postbote Henner, Lehrerin Rosa und Dorfpolizist Rudi ermitteln wieder auf eigene Faust und müssen nebenbei auch noch ihr Privatleben regeln.

Das Autorenduo Christiane Franke und Cornelia Kuhnert schicken das Kult-Trio Henner, Rudi und Rosa mit "Wenn Wattwürmer weinen" erneut auf Ermittlungsarbeit in Neuharlingersiel. Und auch dieser 8. Fall versprüht Spannung, gute Laune und ganz feinen Humor. Dieser Fall kann auch einzeln gelesen werden - jedoch macht die Serie bereits nach wenigen Seiten süchtig nach mehr. Die Charaktere sind so unterschiedlich wie das Leben sie bietet. Das Trio und Familie Steffens sind natürlich absolute Sympathieträger. Ebenso Hoyko, Rudis Vater, der sich prima eingelebt hat und nicht mehr wegzudenken ist. Das Buch ist von Beginn an spannend, die Morde undurchsichtig und werden nach vielen falschen Spuren und Verdächtigungen durch Kommissar Schnepel erst ganz zum Schluß und sehr überraschend gelöst. Die beiden Autorinnen haben einen ganz herrlichen Stil. Locker, leicht und fröhlich mit Talent für humorvolle, aber nicht alberne Szenen. Hier erlebt man ostfriesisches Dorfleben pur. Man sitzt beim Frisör und erlebt den Dorftratsch, beerdigt per Seebestatter den alten Schuldirektor, bekommt einen Schnellkurs für Imkerei und plant mit Mudder Steffens den Umbau des Bauernhofes in eine Pension. Dies alles läßt den Leser zum Teil des Dorfes und des Freundeskreises werden. Man liebt diese Charaktere und möchte einfach nicht, daß dieses Buch endet. Ein Trost bleibt - mit den am Ende des Buches angefügten Rezepten von Mudder Steffens kann man die Zeit bis zum nächsten Fall für das Trio wenigstens kulinarisch überbrücken. Das Nachkochen und -backen lohnt bei diesen Rezepten immer!

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Veröffentlicht am 04.03.2021

Fast noch besser als Teil 1

Das Kino am Jungfernstieg - Der Filmpalast
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Nachdem im Jahr 1944 in den Babelsberger Filmstudios ein Unglück geschah, kehrt Thea von Middendorf nach Deutschland zurück. Als international gefeierter Filmstar besucht sie die Berliner Filmfestspiele. ...

Nachdem im Jahr 1944 in den Babelsberger Filmstudios ein Unglück geschah, kehrt Thea von Middendorf nach Deutschland zurück. Als international gefeierter Filmstar besucht sie die Berliner Filmfestspiele. Doch ihre Schuld an dem Unglück ist nicht vergessen, auch wenn sie selbst es vertuscht. Doch die Hamburger Kinobesitzerin Lili Paal und der britische Filmjournalist Johan Fontaine geben nicht auf. Johan konfrontiert Thea während eines Interviews mit ihrer Schuld...

Micaela Jary setzt die Serie um "Das Kino am Jungfernstieg" mit dem Band "Der Filmpalast" ganz hervorragend fort. Ich war schon vom ersten Teil begeistert - und habe das Gefühl, daß sich die Autorin mit der Fortsetzung noch selbst übertroffen hat. Das Buch schließt perfekt an den Vorgänger an, so daß keine Lücken entstehen. Auch die Charaktere Lili und John sind wieder sehr sympathisch, man kann sagen, daß sie dem Leser ans Herz wachsen. Die Autorin entführt in das Hamburg nach dem Krieg. Man erlebt eine Stadt, die sich im Aufbau befindet, deren Bewohner es schwer haben und die trotzdem die Hoffnung und den Lebensmut nicht aufgeben. Da kann sich heute so mancher ein Beispiel dran nehmen. Gerade Lili kämpft hier einen ungewöhnlichen Kampf. Frauen hatten ihre Rolle zu erfüllen - und genau hier zeigt sie Stärke, die Fesseln zu brechen. Micaela Jary beschreibt alles so locker und trotzdem merkt man, wie schwer Lili es hat. Man liest und kann gar nicht anders, als eine Seite nach der anderen zu lesen. Mir persönlich hat diese Fortsetzung fast noch ein klein wenig besser gefallen als Band 1!

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Volltreffer!

Madame Clicquot und das Glück der Champagne
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Im Jahr 1805 lebt Barbe-Nicole Clicquot mit ihrer Familie in Reims. Ihr Mann besitzt dort einen Weinhandel mit eigener Champagnerherstellung. Nach Francois plötzlichen Tod beschließt sie, die Geschäfte ...

Im Jahr 1805 lebt Barbe-Nicole Clicquot mit ihrer Familie in Reims. Ihr Mann besitzt dort einen Weinhandel mit eigener Champagnerherstellung. Nach Francois plötzlichen Tod beschließt sie, die Geschäfte allein weiterzuführen. Der Widerstand in der Familie ist groß und von der Konkurrenz wird sie nicht ernst genommen. Doch mit viel Fleiß und einer raffinierten List setzt sie sich durch. Sogar Kaiser Napoleon bestellt bei ihr Champagner. Als durch Krieg der Handel mit Russland blockiert wird, steht Barbe vor dem Nichts. Mit Hilfe Ihrer Mitarbeiter Louis Bohne und Christian Kessler schafft sie es, das Unternehmen durch diese harte Zeit zu bringen. Beide Männer verlieben sich in ihre Chefin, doch Barbe kann nur als Witwe ihre Firma eigenständig weiterführen. Sie muß eine Entscheidung treffen.

Ich war noch nie in meinem Leben in Reims, aber ich glaube, jetzt kenne ich die Stadt, zumindest die des Jahres 1805, recht gut. Susanne Pop hat in ihrem Buch "Madame Clicquot und das Glück der Champagne" die alte Stadt mit ihren Häusern, Kirchen und Statuen so genau beschrieben, daß man meinen könnte, durch Reims zu laufen. Und diese Beschreibungen werden nicht einmal langweilig - das nennt man dann wohl Meisterleistung. Ich finde Geschichten über Menschen, die wirklich gelebt haben, besonders reizvoll. Die Tatsache, daß man nach so langer Zeit ihre Namen noch kennt und ihre Lebenswerke noch erhalten sind, macht ehrfürchtig. In diesem Buch wird aber schnell klar, daß es sich um ganz normale Menschen handelte, die ihre Sorgen und Nöte hatten und Liebe, Glück und Trauer erlebten. Hier wird niemand glorifiziert. Der Kampf ums Überleben in den Kriegsjahren wird von Susanne Popp sehr realistisch beschrieben. Dies gilt auch für die Schönheit der Landschaft der Champagne. Man bekommt direkt Lust, sich die Gegend heute einmal anzusehen. Hier merkt man wirklich durchgängig eine sehr intensive Recherchearbeit!

Mit ihrem ersten Buch hat Susanne Popp einen echten Volltreffer gelandet und ich hoffe, daß man noch viel von ihr zu lesen bekommt!

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Der Titel ist Programm

Die Wunderfrauen
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Die Freundinnen Luise, Helga, Marie und Annabel haben am Anfang der 1960er Jahre viel erreicht. Luise ist stolz auf ihren gutgehenden Laden und denkt sogar über eine Modernisierung nach. Helga erzieht ...

Die Freundinnen Luise, Helga, Marie und Annabel haben am Anfang der 1960er Jahre viel erreicht. Luise ist stolz auf ihren gutgehenden Laden und denkt sogar über eine Modernisierung nach. Helga erzieht ihren Sohn David alleine. Sie hat sich ihren großen Traum erfüllt und ist Ärztin geworden. Marie ist mit Luises Bruder Martin verheiratet und hat drei Kinder. Sie muß zwar hart arbeiten, liebt aber ihr Leben auf dem Brandstetter-Hof. Ausgerechnet Annabel, deren Leben so perfekt erschien, muß einen harten Schicksalsschlag hinnehmen und um das Glück ihrer Familie kämpfen. Doch alle vier Frauen haben etwas, worum man sie beneiden kann: Ihre große Freundschaft! So meistern sie gemeinsam so manche Schwierigkeit, die das Leben für sie bereit hält.

Stephanie Schuster hat in ihrem zweiten Buch über "Die Wunderfrauen" (Von allem nur das Beste) den Zeitgeist der 1960er Jahre sehr lebendig beschrieben. Der Wunsch der Frauen nach mehr Selbstbestimmung war in dieser Zeit ein ganz großes Thema und kommt hier auch deutlich zur Sprache. Auch andere Geschehnisse werden in die Handlung mit eingebunden, so daß die Geschichte sehr natürlich und lebensnah wirkt. Doch über allem schwebt ein großes Thema: Die Freundschaft. Man könnte auf die vier sehr sympathisch dargestellten Frauen neidisch werden wenn man liest, wie sehr sie zusammenhalten. Da ihr Leben so ehrlich beschrieben wird, fühlt man sich irgendwie dazugehörig. Man kommt sich tatsächlich als Nummer fünf im Bunde vor. Stephanie Schuster schreibt einfach bezaubernd. Lebensnah, fröhlich, leicht und locker - man hat einfach garantierten Spaß bei diesem Buch.

Dieses Buch ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Teiles, "Alles was das Herz begehrt", und macht große Lust auf den dritten Teil.

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