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Veröffentlicht am 18.04.2021

Trau niemandem in diesem Internat...

Internat der bösen Tiere
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Nun beginnt er als – der Schulalltag im Internat der geheimen Inseln. Doch wie so oft hat Noël auch hier Pech: Er kommt nicht mit Taiyo in eine Klasse, sondern mit drei mobbenden Pavianen, die Gedankensprache ...

Nun beginnt er als – der Schulalltag im Internat der geheimen Inseln. Doch wie so oft hat Noël auch hier Pech: Er kommt nicht mit Taiyo in eine Klasse, sondern mit drei mobbenden Pavianen, die Gedankensprache fällt ihm immer noch schwer und Katókwe hat er ebenfalls lange nicht mehr gesehen. Doch dann bietet sich die Chance: Alle menschlichen Schüler des Internats sollen einen Tauchkurs im offenen Meer machen. Endlich kann Noël wieder Zeit mit Katókwe verbringen! Doch weil der rachsüchtige Bär Uko immer noch auf eine Gelegenheit wartet, Noël in seine Tatzen zu bekommen, verbietet Mrs Moa, die Schulleiterin, ihm die Teilnahme am Kurs. Aber Noël ignoriert das Verbot und geht trotzdem an Bord. Doch damit bringt er nicht nur sich selbst in Gefahr, wie er bald feststellen muss...

Der Fokus dieser Fortsetzung liegt etwas mehr auf den menschlichen Schülern des Internats. Der Leser lernt während des Tauchausfluges weitere Figuren und ihre Schicksale kennen, aber auch die neuen animalischen Mitschüler Noëls aus seiner Klasse. Zwischenzeitig zog sich der Abschnitt auf dem Boot etwas, dafür ist das Ende aber um so fulminanter und unvorhersehbarer. Auch wenn der Titel schon so einiges erahnen lässt – die Spannung bleibt bis zum Schluss bestehen.

Das liebenswerte und interessante an dieser Reihe ist für mich das Aufbrechen eingefahrener Denkmuster. Gina Mayer überrascht stetig mit neuen Tierarten, die wohl niemand als gefährlich kategorisieren würde: Delfine, die für den Bösewicht arbeiten? Doktorfische, die sich instrumentalisieren lassen? Auf zwei Dinge kann sich der Leser in dieser Reihe verlassen: 1. Es ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Und 2.: Am Ende ist doch nur wieder klar, dass der Mensch das Problem aller Dinge und der schrecklichste Bösewicht von allen ist.

Auch im zweiten Band gelingt es Jonas Minthe wieder einmal hervorragend, den Figuren eine unverkennbare Stimme mitzugeben. Ob Mensch oder Tier – jeder hat Wiedererkennungswert.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Wenn Eule, Hund und Ratte plötzlich zu dir sprechen...

Internat der bösen Tiere
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Noël hat in letzter Zeit einfach immer nur Pech... Immer wieder gerät er in richtig blöde Situationen. Das aktuellste Unglück: Zwei seiner Mitschüler schließen ihn nachts im Chemieraum der Schule ein und ...

Noël hat in letzter Zeit einfach immer nur Pech... Immer wieder gerät er in richtig blöde Situationen. Das aktuellste Unglück: Zwei seiner Mitschüler schließen ihn nachts im Chemieraum der Schule ein und verschwinden. Als Noël dann auch noch eine Eule in seinem Kopf nach ihm rufen hört, gerät er in Panik und setzt bei seiner Flucht leider die Schule in Brand. Nicht genug, dass er bei seiner Tante wohnen muss, die ihn als „böse“ bezeichnet und ihn am liebsten loswerden würde, jetzt droht Noël auch noch von der Schule zu fliegen... Auf dem Weg zur Schulkonferenz wird er jedoch von einem – zugegeben nicht ganz freundlich wirkenden – Hund aufgefordert, zum Containerhafen zu gehen, dort werde man ihn abholen. Was hat Noël schon zu verlieren? Er versteckt sich also mit der Ratte Nummer 29 in einem Container und macht sich auf die Reise ins Ungewisse. Denn soviel verrät die Ratte ihm: Er wird auf die Inseln der bösen Tiere gebracht und darf das Internat nur besuchen, wenn er die Aufnahmeprüfung gegen einen Konkurrenten besteht...

Was für eine interessante Idee Gina Mayer hier doch verfolgt! Ein Internat, in dem Tiere und Menschen gemeinsam unterrichtet werden. Die Themen der Geschichte drängen sich also geradezu auf: Diversität und doch Egalität, Zusammenhalt, Freundschaft, Mut und (Selbst-)Vertrauen. Absolut passend für Kinder, denn die Autorin beleuchtet hier an einigen Stellen die Sicht auf die Welt aus den Augen der Tiere. Mein absolutes Highlight dabei: Die Ratte Nummer 29 und die Tarantel Poison. Ihr Witz und ihre Schlagfertigkeit haben mich mehr als einmal zum Lachen gebracht. Ich hoffe sehr, dass wir die beiden in den Folgebänden wiedersehen werden! Noël hingegen wollte ich hin und wieder einmal schütteln. Seine Mutlosigkeit und sein Selbstmitleid waren manchmal doch etwas zu viel. Ich hoffe, dass sich dies ändert im Verlauf der Reihe. Für einen Auftaktband war es ein sehr gelungener Einstieg und ich bin gespannt auf den Fortgang der Geschichte und Noëls Entwicklung.

Jonas Minthe als Sprecher passt hier wirklich gut. Er verleiht jeder Figur, ob Mensch oder Tier, eine eigene, charakterstarke Stimme mit sehr viel Wiedererkennungswert. Trotz seiner ruhigen Leseweise ist das Hörbuch sehr aufregend. Ich konnte es nicht wie gewohnt zum Einschlafen hören, denn der Spannungsfaktor war einfach zu hoch.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Was ist das Leben, wenn nicht eine Aneinanderreihung von verpassten Chancen?

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora hatte so viele Träume. Sie wollte Gletscherforscherin werden, hatte Olympiaambitionen im Schwimmen, sie hätte eine Ehefrau und Pubbesitzerin sein können, oder Rockstar in ihrer Band „The Labyrinths“. ...

Nora hatte so viele Träume. Sie wollte Gletscherforscherin werden, hatte Olympiaambitionen im Schwimmen, sie hätte eine Ehefrau und Pubbesitzerin sein können, oder Rockstar in ihrer Band „The Labyrinths“. Sie entschied sich jedoch für ein Philosophie-Studium und war damit auch sehr glücklich. Bis ihre Mutter krank wurde und Nora zurück in ihre Heimatstadt Bedfort ging. Doch hier läuft alles so richtig schief: Neben ihren Träumen zerplatzt nun auch noch ihre fragile Realität, die aus ihrer Katze, ihrem Job in einem Musikgeschäft und ihrem Klavierschüler besteht. Nora ist müde vom Leben und beschließt, es zu beenden. Doch sie erhält unerwartet eine zweite Chance, denn sie erwacht in der Mitternachtsbibliothek. Hier erwarten sie all die Leben, die sie nie geführt hat, weil sie andere Entscheidungen getroffen hat. Kann Nora sich mit einem anderen Leben anfreunden?

Ich hatte mich nach der Leseprobe sehr auf diese Geschichte gefreut und wurde auch nicht all zu sehr enttäuscht. Die Umsetzung und Visualisierung der vielen ungelebten Leben als Bücher in einer Bibliothek gefielen mir gut. Nach dem ersten Kennenlernen mit der Protagonistin war mir auch schnell klar, welche verpassten Leben Nora sich als erste vornehmen würde und ich war sehr gespannt, welche Wendungen sie nehmen würden. Das macht die Geschichte wirklich sehr reizvoll. Nora als Protagonistin war trotz ihrer Melancholie und Lebensmüdigkeit eine angenehme und authentische Figur, mit der ich gern durch ihre Parallelleben gereist bin. Auch mit dem Erzählstil konnte ich mich sehr schnell anfreunden; die kurzen Kapitel waren passend, da inhaltlich doch eine Menge verdaut werden musste und so genug Zeit zum Reflektieren blieb. Denn die Thematiken dieser Geschichte sind herausfordernd: Depressionen, Verlust und Trauer, Suizid, aber auch Akzeptanz (des Ich), Hoffnung und Alternativen.

Vielleicht wäre eine Triggerwarnung im Klappentext angebracht. Denn, und das ist mein großer Kritikpunkt, die Themen Depression und Suizid sind für meinen Geschmack zu stiefmütterlich behandelt hier. Leser*innen in schwierigen emotionalen Lebenslagen könnten die Geschichte vielleicht als zu verherrlichend wahrnehmen, ohne dabei die Hauptbotschaft zu erkennen: Akzeptiere dich selbst, lebe dein eigenes Leben und stehe zu deinen Entscheidungen.

Ein weiterer Aspekt, der mich an Haigs Theorie der ungelebten Leben gestört hat, ist der Umstand, dass bei Eintritt in ein neues Leben die Erinnerungen ausbleiben. Woher soll der ‚Slider‘ (so werden die Lebens-Wandler genannt) wissen, ob ihm dieses Leben gefällt, wenn er die Hintergründe nicht kennt? Das hätte hier definitiv anders gestaltet werden sollen.

Ich lese aus gutem Grund wenig dieser emotional doch sehr herausfordernden Bücher, denn ich kann mich gedanklich oft schwer von ihnen losreißen. Auch hier habe ich nach bestimmten Kapiteln das Buch zugeschlagen und den Abschnitt auf mich wirken lassen. Ich bin aber dennoch sehr froh, es gelesen zu haben, denn die Botschaft des Werkes tritt sehr klar in den Vordergrund und ich werde an so manch kommender Abzweigung in meinem Leben an Nora und ihre Mitternachtsbibliothek denken.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Achtung! Nichts für Warmduscher und Angsthasen!

Malamander - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea
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Herbert Lemon ist der Sachenfinder des Grand Nautilus Hotels in (C)Eerie-on-Sea. Eine verantwortungsvolle Aufgabe für einen Zwölfjährigen! Eines Wintertages verirrt sich jedoch kein herrenloser Koffer ...

Herbert Lemon ist der Sachenfinder des Grand Nautilus Hotels in (C)Eerie-on-Sea. Eine verantwortungsvolle Aufgabe für einen Zwölfjährigen! Eines Wintertages verirrt sich jedoch kein herrenloser Koffer in Herbies Fundkeller, sondern ein Mädchen namens Violet Parma, die vor einem bärtigen Mann mit Hakenhand flieht. Wenn Herbie wüsste, dass dies erst der Anfang eines gefährlichen Abenteuers ist, hätte er Violet vermutlich nicht versteckt... Aber ihre Geschichte macht ihn neugierig: Vor zwölf Jahren verschwanden Violets Eltern spurlos aus diesem Ort. Alles, was man fand, waren zwei Paar Schuhe am Pier und die kleine Violet im Zimmer des Grand Nautilus. Violets Vater war auf der Suche nach dem sagenumwobenen Malamander – ein menschenähnliches Fischwesen, dessen Ei Wünsche erfüllt... Können die beiden Kinder das Geheimnis aufklären?

Man nehme eine Prise Magie, einen Hauch Steampunk, eine Messerspitze Abenteuer, ein viel zu großes und luxuriöses Hotel, einen schaurigen Zombiepiraten, zwei toughe junge Protagonisten und ein verträumt-gruseliges Dörfchen, in dem man noch abergläubisch ist und kombiniere es mit einem Ungeheuer à la Nessie – et voilà! Eine spannende, leicht unheimliche und dennoch packende Abenteuergeschichte ist geboren! Meine Erwartungen wurden um Längen übertroffen, ich bin sehr begeistert von dieser Geschichte! Sie hat mich stark an „Shape of Water“ erinnert, bzw. an Abraham aus „Hellboy“ – jedenfalls stelle ich mir den Malamander so vor. Die Geschichte hallt noch lange in mir nach, vielleicht, weil sie ‚exotischer‘ als das Standart-Kinderbuch ist. Und vermutlich, weil die Botschaften sehr klar hervortreten: Freundschaft und Zusammenhalt sind die Basis unserer Existenz und ein Zuhause definiert sich nicht durch die Anwesenheit von Blutsverwandten, sondern durch Liebe – auch über den engen Familienbegriff hinaus. Ebenso wird deutlich, dass wir zum Wohle anderer unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse manchmal hinten anstellen müssen bzw. sollten.

Es handelt sich definitiv um ein Buch für etwas ältere und nicht so schreckhafte Kinder. Ich hoffe, dass wir zukünftig häufiger mit Herbie und Violet auf Abenteuersuche gehen dürfen!

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