Platzhalter für Profilbild

seitenweisekopfkino

aktives Lesejury-Mitglied
offline

seitenweisekopfkino ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit seitenweisekopfkino über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2021

Eine Geschichte zum Verlieben

Jedes Jahr im Juni
0


Ich muss gestehen, meine Erwartungen waren zu Beginn nicht allzu hoch. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, aber trotzdem war ich etwas skeptisch, ob das Buch mich nicht vielleicht langweilen würde. ...


Ich muss gestehen, meine Erwartungen waren zu Beginn nicht allzu hoch. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, aber trotzdem war ich etwas skeptisch, ob das Buch mich nicht vielleicht langweilen würde. Aber ich wollte mich darauf einlassen. Ohne Erwartungen. Ohne Hoffnungen. Und ja, was soll ich sagen, ich bin sehr froh, dass ich mich für diese Geschichte entschieden habe, denn das Buch hat mich definitiv überzeugt. Lia Louis hat mich definitiv überzeugt!

In „Jedes Jahr im Juni“ geht es um Emmie. Emmie hat auf einem Schulball in der 11. Klasse einen Luftballon in den Himmel geschickt. Und eigentlich ist es ein Wunder, aber dieser eine Luftballon hat seinen Weg übers Meer gefunden. Zu Lucas. Lucas, der eigentlich genau wie sie aus London kommt und überdies noch am selben Tag wie Emmie Geburtstag hat. Wenn das kein Schicksal ist. Daraufhin entsteht eine innige Freundschaft zwischen Emmie und Lucas und jedes Jahr im Juni feiern sie gemeinsam ihren Geburtstag bei Lucas in Frankreich. So auch ihren 30. Und Emmie ist sich sicher: Diesmal wird er sie fragen. Diesmal wird er ihr gestehen, dass es ihm genauso geht wie ihr. Dass er genau wie Emmie mehr für sie empfindet. So wie sie für ihn. Aber was, wenn es ganz anders kommt?


Zuallererst muss ich einfach Lia Louis‘ wundervollen Schreibstil erwähnen. Nicht jeder Autorin schafft es, derart elegant Gegenwart und Vergangenheit ineinander übergehen zu lassen. Ihr gelingt es, dabei den Lesefluss kein bisschen zu stören, den Leser gleichzeitig so aber viel tiefer in die Geschichte und die langwährende Freundschaft von Emmie und Lucas eintauchen zu lassen. Und das lässt wiederum auch die gesamte Geschichte kaum oberflächlich wirken.
Dazu tragen nicht zuletzt auch die Charaktere und deren Entwicklungen im Verlauf des Buches bei.
Ich verspreche allen Leser*innen, dass sie einen ganzen Haufen Figuren in diesem Buch finden, die sie kein bisschen ausstehen können. Aber das lässt einen nur noch mehr mit Emmie mitfiebern. Und vor allem lässt es Emmie wachsen. Für mich sticht dieses Buch, was die Entwicklung Emmies Charakters angeht, extrem heraus. Ich finde es wunderschön, wie Emmie mit jeder Seite wächst und immer mehr zu der starken, reflektierten, positiven und eigenständigen Frau wird, die sie am Ende ist.
Und auch Lucas macht eine wahnsinnige Entwicklung durch. Er lernt, dass man Fehler eingestehen kann und sogar muss. Und auch wenn ich ihn eigentlich nie so richtig leiden konnte, hat er am Ende meine Zuneigung gewonnen. Er hat dazu gelernt. Sehr, sehr viel dazugelernt.
(Auf Eliot hatte ich übrigens von Anfang an einen kleinen Crush, aber mehr verrate ich nicht, das sollte man selbst lesen!)


Natürlich ist nicht alles immer perfekt und auch hier habe ich eine kleine kritische Anmerkung.
Ich fand es gut, dass die Autorin versucht hat, die Geschichte etwas tiefgründiger zu machen, indem sie ernstere Themen eingebaut hat. Allerdings kam manchmal der Eindruck auf, das wäre der einzige Grund dafür gewesen: Hauptsache, die Geschichte wird nicht zu oberflächlich. So waren ernstere Themen insgesamt oft nur angerissen, obwohl ich mir mehr davon gewünscht hätte. Bzw. wäre es vielleicht nicht verkehrt gewesen, das ein oder andere Problem wegzulassen und dafür einen anderen Konflikt weiter auszubauen und dieses Thema mehr zum Thema zu machen, anstatt Emmie einen Haufen Probleme an den Hals zu hetzen und dabei aber bei jedem nur an der Oberfläche zu kratzen.

Dennoch ist das Buch aber nun mal auch ein Liebesroman und die Liebesgeschichte soll natürlich im Vordergrund stehen und das tut sie ja auch, insofern konnte ich im Allgemeinen meist darüber hinwegsehen.


Alles in allem ist „Jedes Jahr im Juni“ also wirklich eine sehr süße und richtig schöne Liebesgeschichte, für die Lia Louis die absolut richtigen Worte findet. Dieses Buch wird auf keinen Fall das letzte sein, welches ich von ihr lesen werde!


Ach, eine letzte Sache noch, die ich einfach unbedingt loswerden möchte: Die in die Geschichte eingebauten Playlists habe ich geliebt. Wirklich sehr, sehr geliebt. Und bei jedem einzelnen hätte ich mir gewünscht, zu wissen, welches Lied hier wohl gemeint war, ich hätte sie mir nämlich am liebsten direkt angehört. Auch wenn es vielleicht besser ist, das nie zu erfahren.

Und mit diesem letzten Worten hoffe ich, euch neugierig gemacht zu haben. Diese Geschichte und diese Autorin haben eine Chance verdient!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2021

Bester Teil der Reihe!

Someone to Stay
0

"Someone to Stay" erzählt die Geschichte von Aliza und Lucien, die einem ja bereits aus dem ersten bzw. zweiten Band der Someone-Reihe von Laura Kneidl bekannt sein dürften.

Aliza führt einen ziemlich ...

"Someone to Stay" erzählt die Geschichte von Aliza und Lucien, die einem ja bereits aus dem ersten bzw. zweiten Band der Someone-Reihe von Laura Kneidl bekannt sein dürften.

Aliza führt einen ziemlich erfolgreichen Blog sowie Instagramkanal, in der sie ihre Leidenschaft fürs Kochen und Backen mit ihren Followern teilt. Außerdem studiert sie Jura und bald soll ihr erstes Buch - natürlich ein Kochbuch - erscheinen.
Allerdings bedeutet das alles auch jede Menge Arbeit und vor allem Zeit, die sie eigentlich gar nicht hat. Freunde und Familie müssen demnach oft hinten anstehen, während sie in Aufgaben und Arbeit zu ertrinken droht.
Verständlich ist, dass sie insbesondere für eine Beziehung also absolut keine Zeit hat.
Lucien geht es ähnlich. Er hat mit seinem BWL-Studium und seinem Nebenjob schon alle Hände voll zu tun und muss sich nebenbei auch noch Vollzeit um seine 15-jährige Schwester kümmern.
Trotzdem geht ihm Aliza nicht mehr aus dem Kopf. Und auch Alizas Gedanken driften - seit sie Lucien kennt - immer wieder und vor allem immer öfter zu ihm ab.

Nuuun... wäre es doch nur so einfach mit der Liebe... Ist es natürlich aber nicht. Schließlich sprechen die vielen Verpflichtungen und Luciens Vergangenheit ganz eindeutig gegen eine Beziehung der beiden.


Für mich ist dieser dritte Band der Someone-Reihe mit Abstand der beste.
Laura Kneidl schreibt in allen drei Bänden unglaublich gut und einfühlsam. Sie hat ein Gespür für Worte und für die Gefühle und Eigenschaften ihrer Charaktere. Ihre übrigens wunderbaren und ganz individuellen Charakteren, die für mich weit von den 0815-Figuren abweichen, die man gerade im New Adult Romance Bereich leider ziemlich oft findet. Ihre Figuren sind stark und eigen und echt und das bereichert die gesamte Reihe definitiv.

Der Unterschied zwischen den ersten beiden Bänden und "Someone to Stay" liegt folglich nicht in dem soeben erwähnten Schreibstil oder in den Charakteren (obwohl ich mich mit Aliza tatsächlich besser identifizieren kann als mit Micah oder Cassie, aber das ist sicher bei jedem ganz anders), sondern in der Geschichte selbst, die meiner Meinung nach wesentlich besser, durchdachter und facettenreicher ist als in "Someone New" und "Someone Else".

Ja, das Buch hat Längen - manchmal. Man hätte sicherlich einiges kürzer fassen können, muss man aber nicht, denn das hat mich persönlich in diesem Fall gar nicht wirklich gestört. (Anders als bei Band 1 und 2 zum Beispiel.)
Insgesamt ist die Geschichte von Aliza und Lucien realistischer, weniger oberflächlich und einfach schön.
Es ist schön mit anzuschauen, wie Aliza sich wirklich, wirklich stark weiter entwickelt. Es ist schön zu sehen, dass nicht jeder Typ aus dem Genre (New Adult) Romance im Grunde ein Arschloch sein muss. Lucien hat Gefühle und vor allem zeigt er sie auch. Das ist schön. Und es ist schön mit anzuschauen, wie die beiden eben doch zusammen finden und gemeinsam einen Weg wählen und gehen.
Für mich sind beide Vorbild-Charaktere, die eine Geschichte erzählen, die es auf jeden Fall wert ist zu lesen.
Dazu kommt Lauras wundervolle Art, diese Geschichte zu Papier zu bringen, was insgesamt einfach eine tolle Kombi ist.

Ich bin froh, dass ich nach Band 2, der mich absolut gar nicht überzeugen konnte, diese Reihe nicht fallen gelassen habe, sondern an der Hoffnung festgehalten habe, dass das Beste zum Schluss kommt.
Und genauso war es und darüber bin ich wirklich sehr glücklich. Das ist das Buch, welches ich schon bei "Someone New" erwartet, aber nicht so richtig bekommen habe. Und das ich es jetzt doch noch lesen durfte, hab ich kaum mehr zu hoffen gewagt.


Mein Tipp: Auch wenn euch die ersten beiden Bände oder einer der ersten beiden Bände nicht so richtig überzeugen konnte, gebt dem dritten eine Chance (man kann ihn auch unabhängig von "Someone New" und "Someone Else" ganz gut lesen). Und wenn euch Band 1 und 2 gefallen hat, dann werdet ihr in Band 3 sicher auch auf eure Kosten kommen!
So oder so ist "Someone to Stay" eine Leseempfehlung meinerseits!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2021

Guter Auftakt mit viel Potenzial!

Grischa 1: Goldene Flammen
0

"Grischa" entführt seine Leser in eine wundervolle Welt voller Gegensätze. Arm und reich. Stark und schwach. Dunkel und hell.
Alina Starkowa wächst als Waise auf. Sie hat einen besten Freund: Maljen, in ...

"Grischa" entführt seine Leser in eine wundervolle Welt voller Gegensätze. Arm und reich. Stark und schwach. Dunkel und hell.
Alina Starkowa wächst als Waise auf. Sie hat einen besten Freund: Maljen, in den sie heimlich verliebt ist. Und sie wird Kartografin. Aber als sie auf der gefürchteten Schattenflur ungewollt und ungewusst Maljens Leben und auch das vieler anderer rettet, wendet sich das Blatt...

Alinas Geschichte hat mich aufgewühlt und gleichzeitig verzaubert zurück gelassen.
Ganz besonders gut gefallen hat mir die Welt, die Leigh Bardugo ihre Leser Stück für Stück erkunden lässt. Diese Mischung aus modern und altertümlich mit einer kleinen (bis größeren) Prise Magie. Jede:r Fantasyliebhaber:in muss sich hier schlichtweg wohl fühlen.
Dazu kommen die Figuren, die einen regelrecht in den Bann ziehen und bei denen einem ziemlich schnell bewusst wird, dass man sich nie sicher sein sollte, was deren Charakter betrifft.
Ja, es war manchmal ein auf und ab. Und es kommt nicht so, wie man es erwartet oder sich vielleicht sogar gewünscht hätte. Obwohl man sich im Nachhinein fragt, warum man das Mögliche (oder Offensichtliche?) so vehement aus seinen Gedanken verbannt hat. Es liegt doch auf der Hand! Oder??

Dieses Buch hat mich manchmal zerstört, aber es hat mich auch wieder zusammen gesetzt.
Ich konnte ab den letzten 150 Seiten nicht mehr aufhören und musste es einfach bis zum Ende lesen, weil es wirklich unglaublich spannend ist. Die Autorin schafft es, dass man andauernd von Zweifeln geplagt und einfach zu neugierig ist, um das Buch aus der Hand zu legen. Dass man hin- und hergerissen ist und Angst hat, umzublättern, gleichzeitig aber nicht aufhören kann.
Zudem ist Leigh Bardugos Schreibstil total angenehm. Das Buch ließt sich flüssig und schnell und ihre bildliche Sprache verstärkt das nur.

Eine kleine Sache, die ich trotzdem noch kritisch anmerken möchte: Ich glaube - und das sage ich wirklich selten - diesem Buch hätten ein paar mehr Seiten nicht geschadet. Vorausgesetzt man hätte das natürlich genauso gut umgesetzt wie die bereits bestehenden Seiten. Denn manchmal geht es schon recht schnell und dadurch fehlt etwas die Tiefe.
In dem Buch vergeht viel Zeit, von der man nicht viel mitbekommt. Es dürfte aber gerade dann noch mehr in die Tiefe gehen. Zum einen, um es eben komplexer zu machen, aber auch, um die Charaktere noch besser kennen zu lernen. Die Geschichte hat riesiges Potenzial und letztendlich hat sich mir der Gedanke eingeschlichen, dass dieses Potenzial vielleicht noch nicht vollends ausgeschöpft wurde.
Möglicherweise ändert sich das durch den zweiten und dritten Band, aber ich persönlich denke, dass man auch aus dem ersten noch mehr hätte machen können.
Obwohl mich das Buch, wie gesagt, auch so schon von sich überzeugen konnte. Aber es geht noch mehr. Diese Geschichte kann (bzw. könnte) noch mehr sein!

Trotzdem werde ich das Grischaverse noch nicht verlassen und mir baldmöglichst den zweiten Band besorgen.
"Goldene Flammen" ist alles in allem nämlich ein tolles Buch und definitiv eine Leseempfehlung meinerseits!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.03.2021

Anders als erwartet...

Der Wald der verlorenen Schatten
0

„Der Wald der verlorenen Schatten“ von Danbi Eo hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Es gab Dinge, die mir sehr gut gefallen haben, die ich spannend oder interessant fand. Genauso habe ich ...

„Der Wald der verlorenen Schatten“ von Danbi Eo hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Es gab Dinge, die mir sehr gut gefallen haben, die ich spannend oder interessant fand. Genauso habe ich aber auch einige Kritikpunkte an diesem Buch.
Es war sehr schwer für mich, ein Urteil über dieses Buch zu fällen und meine eigene Zerrissenheit so in Worte zu fassen, dass man – zumindest ansatzweise – verstehen kann, was einen bei dieser Geschichte erwartet.
Am besten kann man es vielleicht so sagen: Für mich hat diese Geschichte drei Ebenen, die anders als bei anderen Geschichten so komplex und individuell sind, dass man sie einzeln betrachten MUSS, weil sie oft nicht so recht zusammen zu passen scheinen.
Die erste Ebene ist die sprachliche, die zweite die kulturelle und die dritte letztendlich die der Erzählung selbst (die Rahmenhandlung).

Auf sprachlicher Ebene war ich zweigespalten. Es gab viele Textstellen, bei denen mir insbesondere die Wortwahl, die Satzstruktur und gewissermaßen auch der Stil nur wenig zugesagt haben. Die Sätze sind sehr, sehr einfach gehalten. Dieser Stil wird hin und wieder jedoch dadurch gebrochen, dass Wörter vorkommen, die im heutigen Sprachgebrauch einfach nicht mehr wirklich verwendet werden, wodurch der Text manchmal sehr fremd und unnahbar wirkt. Auch Satzformulierungen (insbesondere in Dialogen) sind mir mehrfach befremdlich vorgekommen. Weil man so nicht – oder zumindest nicht mehr – spricht. Auf der anderen Seite erschien mir allgemein der Wortschatz, der zur Erzählung dieser Geschichte herangezogen wurde, sehr klein. Mein Leseeindruck war, dass hier mehr auf die Verwendung gleicher Wörter gesetzt wurde, wodurch aber viele Wortwiederholungen entstanden sind. Das war sehr seltsam für mich, manchmal war es anstrengend und dennoch hatte ich nicht den Eindruck, dass hier jemand nachlässig bei der Überarbeitung war, sondern, dass das gewissermaßen ein sehr ausgeprägter, durchaus beabsichtigter eigener Stil ist. Meistens war es so, dass ich es im ersten Moment nervig fand, im zweiten aber eine beinahe poetische Absicht darin erkannt habe.
Ich habe die Vermutung, dass es letzten Endes oft gewollt war und schlichtweg den Stil der Autorin widerspiegelt, trotzdem hatte ich allgemein auch öfter mal das Gefühl, dass die Übersetzung nicht immer so super gelungen ist. Manches muss man im Deutschen vielleicht dann doch anders umsetzen, damit es nicht bloß einfach komisch wirkt. Aber das könnte ich schlussendlich natürlich nur richtig beurteilen, wenn ich das Buch auch auf Koreanisch gelesen hätte/lesen könnte (was nicht der Fall ist).
Dieser Punkt bringt mich jedoch direkt zur zweiten Ebene: die kulturelle Ebene. Ich muss zugeben, ich kenne mich mit der Geschichte, Kultur und Traditionen Koreas überhaupt nicht aus. Aber ich habe während des Lesens von „Der Wald der verlorenen Schatten“ sehr viele Momente gehabt, die mir einfach seltsam vorkamen und die ich nicht einordnen konnte. Und ich glaube, dass hat sehr viel damit zu tun, dass dieses Buch von einem anderen Kontinent stammt, aus einem Land, über das ich nicht viel weiß, außer, dass es von unserem europäischen Standard eben durchaus abweicht.
Aber das hat mir an diesem Buch am besten gefallen. Angefangen bei den Namen, bei denen ich explizit nachschauen musste, wie man sie denn ungefähr ausspricht. Ich hatte das Gefühl, dass ich in eine andere Welt reise. Und zwar nicht in die fantastische Welt in diesem Buch – der Wald und seine Bewohner – sondern das reale, was einfach mitschwingt, so wie vermutlich auch in der europäischen und amerikanischen Literatur das „Europäische“ und „Amerikanische“ mitschwingt.
Zu dieser Ebene zähle ich auch den Ansatz des Philosophischen in dieser Geschichte. Auch hier war es oft so, dass es mir erst erzwungen, beim nochmaligen Überdenken aber auch als Teil der Geschichte und Traditionen vorkam. Vieles, was Hyoju beschreibt und erklärt, würde ich ganz anders beschreiben oder erklären. Manchmal habe ich ihre Art nur schwer verstehen können, gleichzeitig war das aber auch sehr spannend, weil ich das Gefühl hatte, dass das auch viel mit Kultur, Philosophie, Glaube und Tradition zu tun hat. Auch wenn ich das natürlich nicht sicher weiß. Im Zusammenhang mit diesem manchmal beinahe philosophischen Ansatz hat mir auch das Ende besonders gut gefallen. Man hätte kein besseres Ende für diese Geschichte schreiben können. Dabei ist es nicht „einfach nur Fantasy“, sondern es trägt auf alle Fälle eine sehr schöne und wichtige Botschaft.

Was mir jedoch nicht so sehr gefallen hat, war – und damit kommen wir schon zur dritten Ebene – die Geschichte selbst. Die Rahmenhandlung. Das, was man liest, wenn man nicht zwischen den Zeilen liest. Mir wurde nämlich immer wieder langweilig. Alles in allem war das Buch weder actionreich noch spannend. Das muss auch nicht immer sein, aber in dem Fall hätte es ein bisschen mehr sein dürfen. Die Geschichte hat mich nicht so gefesselt und mitgenommen, wie es hätte sein sollen. Sicherlich lag das auch an der Protagonistin, die mir mit ihren 29 Jahren manchmal vorkam, als wäre sie zwölf, die das offensichtlichste vor ihr nicht sieht und nicht erkennt und dem Leser somit oft ein Stückchen hinterher ist, wodurch auch hier einfach ein bisschen Spannung fehlt. Da verdreht man eher mal genervt die Augen und das ist schade und hätte nicht sein müssen. Außerdem sind mir mehrere Logikfehler und Ungenauigkeiten aufgefallen, die mich wirklich manchmal verwirrt haben und insgesamt einfach den Lesefluss enorm gestört haben.

Alles in allem kann ich sagen, dass die Geschichte an sich, so wie sie auf den Seiten steht, mich nicht umgehauen hat. Dafür hat mir das zwischen den Zeilen aber richtig gut gefallen. Letztendlich hat mich das Buch wirklich fasziniert zurückgelassen, ohne dass ich so richtig weiß, wieso. Und es hat mich neugierig gemacht mehr Bücher zu lesen, die aus Ländern kommen und in Sprachen geschrieben sind, von denen ich eigentlich nicht viel weiß, weil man allein durch die Art, wie ein Buch geschrieben ist und welche Wörter verwendet werden, gelegentlich sogar Kultur, Glaube und Tradition näher kennen lernen kann, ohne dass die Geschichte selbst direkt davon handelt.
Insgesamt gibt es von mir 3 Sterne. Ich würde wirklich gerne mehr vergeben, aber dafür hat mich die Geschichte selbst zu wenig gefangen. Empfehlen möchte ich dieses Buch aber trotzdem, weil es für mich einfach eine sehr interessante Erfahrung war!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2021

One last dance

One Last Dance
0

Es ist schon ein paar Tage her, dass ich dieses Buch beendet habe.

Aber ich habe mir sehr schwergetan, meine Eindrücke in meinem Kopf zu sortieren und dieses entstandene Bild dann auch in Worte zu fassen. ...

Es ist schon ein paar Tage her, dass ich dieses Buch beendet habe.

Aber ich habe mir sehr schwergetan, meine Eindrücke in meinem Kopf zu sortieren und dieses entstandene Bild dann auch in Worte zu fassen. Daher habe ich etwas länger gebraucht, eine ehrliche Rezension zu verfassen.
Das letzte, was ich möchte ist, dieses Buch schlecht zu machen. Es war nicht schlecht. Auch wenn das im ersten Moment möglicherweise widersprüchlich zu meiner Sternebewertung erscheinen könnte.

Es hat MIR nicht gefallen. Mir persönlich.

Aber ich möchte hervorheben, dass das in diesem Fall weniger an greifbaren Gründen liegt, als es das sonst vielleicht tut.
Der Schreibstil der Autorin war okay (vielleicht auch gut, das kann ich nicht objektiv beurteilen). Auch die Charaktere waren mir sehr sympathisch, sie waren greifbar, wenn auch meiner Meinung nach etwas zu oberflächlich. Da hat etwas Tiefe gefehlt. Das hat es aus meiner Sicht aber auch ganz generell bei diesem Buch.
Schön fand ich, dass aus zwei Perspektiven erzählt wird: Gillians und Jaz‘.

Was es mir so schwer gemacht hat, eine Kritik zu verfassen ist, dass es nichts Beschreibbares gibt, was mir wirklich NICHT gefallen hat. Es gibt nichts, wo ich eindeutig sagen könnte: Das war einfach schlecht. Aber es hat meinen Geschmack halt überhaupt nicht getroffen.

Ich habe es beendet, war aber mehrmals kurz davor es abzubrechen, weil mich die Geschichte gelangweilt hat. Es lag nicht an der Tanzthematik (ich liebe das Tanzen; auch in Bücher), aber dass es andauernd um diese Schule ging, war mir zu öde. Es hat Spannung gefehlt, weil das Thema aber irgendwie auch einfach wenig Spannung herzugeben scheint. Diese Konstellation - Mitte zwanzigjährige Direktorin einer berühmten Perfomancekunst-Schule in New York trifft auf armen Streetdancer, der nicht mal ein Dach überm Kopf hat - war mir zu absurd.

Grundsätzlich kann man sagen, dass es im Verlauf des Buches bergauf geht. Der Anfang war sehr zäh, ab der Hälfte wurde es etwas besser, weil einfach mehr passiert ist. Alles in allem war die ganze Geschichte aber unfassbar vorhersehbar. Es ist eigentlich nichts passiert, was ich nicht schon erwartet hatte. Eine abrupte Wende und weniger ausgiebige (reine) Beschreibungen hätten der Geschichte sicherlich gutgetan.

Abschließend kann ich sagen, dass ich glaube, dass im Plot einfach kein wirkliches Potential gesteckt hat. Die Autorin könnte – rein vom Schreibstil und der Charakterentwicklung – ein tolles Buch schreiben, dafür braucht sie aber eine Storyline, die das auch möglich macht. Der Plot war zu schwach, daran hätte man leider einiges ändern müssen, damit dieses Buch überhaupt wirklich gut hätte werden können.

Für mich war es somit leider eine Enttäuschung und keine Empfehlung, außer vielleicht, wenn ihr Geschichten mögt, die etwas ruhiger und langsamer sind und wo nicht so viel Aufregendes passiert (Das ist NICHT abwertend gemeint!).

(Noch als Info: Ich habe Band 1 der Reihe nicht gelesen, wobei das hier auch nicht unbedingt nötig ist, da es eine abgeschlossene Geschichte ist.)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere