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Veröffentlicht am 02.04.2017

Grillen ?Livestyle oder Ärger?

"Schatz, brennt da grad was an?"
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Als der alte Grill von der Familie Dietz aus Altersschwäche zusammen bricht, ist für den Mann des Hauses klar: Ein neuer Grill muss her. Auf Einkaufstour in einem grossen Einkaufsladen für Grillbedarf ...

Als der alte Grill von der Familie Dietz aus Altersschwäche zusammen bricht, ist für den Mann des Hauses klar: Ein neuer Grill muss her. Auf Einkaufstour in einem grossen Einkaufsladen für Grillbedarf hat er die Qual der Wahl. Was passt zu ihnen? Einmal ausgewählt, gekauft und nach Hause transportiert, kann es los gehen. Und das belastet nicht nur die eheliche Beziehung, sondern auch die zu Nachbarn und Freunden.

Grillen...eine der Aktivitäten, die Männer besonders lieben. Und die ihre Frauen entlasten sollen...denn schliesslich hat die Frau weniger Arbeit ,wenn der Mann am Grill steht ! Oder ?
Hanna Dietz geht unter anderem dieser Frage nach in diesem witzigen und auch selbstkritischen Buch. Sie beschreibt ihren Mann und ihre Familie in diversen Stadien und Situationen des Grillvergnügens.
Mit viel Wortwitz und komischen Situationen beleuchtet sie die hohe Grillkunst und die Verbissenheit der Männer , sobald sie grilliertes Fleisch riechen. Ich habe mich sehr gut amüsiert mit dieser Geschichte und habe mich manches Mal gefragt :Kennt Hanna Dietz meinen Mann ? Der erste Satz in diesem Buch hat mir schon ein Lächeln entlockt und mit Schmunzeln und lautem Lachen ging die Story weiter. Nicht geeignet um in öffentlichen Verkehrsmitteln zu lesen, denn die Mitfahrgäste könnten komisch schauen.
Ebenfalls ein Highlight waren die eingeschobenen Einkaufszettel , die die stumme Kommunikation der Familie zeigt. Sehr witzig !
Dank des Buches weiss ich nun auch was ein AZK (Anzündkamin )ist und ,dass ich wohl eher eine langweilige Form des Grillens pflege. Kalbskoteletts mit Steinpilzkruste und Kräuter-Mascarpone habe ich zum Beispiel noch nie gemacht.
Ein wunderbar lustiges Buch, das die hohe Grillkunst und die Männer vor dem Grill auf die Schippe nimmt.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Alt und dann ?

Mutti baut ab
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Traute Schlenz, an ihrem 80. Geburtstag noch fit wie ein Turnschuh,stürzt in ihrer Wohnung. Ihrer Familie wird bewusst, dass sie wohl doch nicht mehr so fit ist, wie alle immer gedacht haben. Sie muss ...

Traute Schlenz, an ihrem 80. Geburtstag noch fit wie ein Turnschuh,stürzt in ihrer Wohnung. Ihrer Familie wird bewusst, dass sie wohl doch nicht mehr so fit ist, wie alle immer gedacht haben. Sie muss ins Krankenhaus und dort baut sie gesundheitlich ab...langsam und stetig.Als auch noch eine lebensbedrohende Krankheit festgestellt wird, müssen ihre drei Kinder für Mutti nach einer Alternative zu der eigenen Wohnung suchen. Etwas was sich als nicht so einfach herausstellt.

Dieses Buch ist ein Tatsachenbericht von dem Autor Kester Schlenz und seiner Mutter. So erzählt er in Ich Perspektive von der Erkenntnis und der Akzeptanz ,dass die eigene Mutter nicht mehr kann wie sie will. Das tönt nun sehr trocken und theoretisch...doch dieses Buch ist alles andere als das. Sehr witzig und immer mit einem gewissen Schalk manövriert sich die 80 jährige Traute Schlenz durch Arztgespräche, Krankenhausaufenthalte und Krankentransporte. Gerade die Telefonanrufe an ihre Kinder haben mich sehr amüsiert. Sehr skurille Dialoge haben teilweise Lachanfälle ausgelöst. Herzerfrischend direkt, wie das ältere Leute meist sind, erzählt sie von Verdauungsproblemen und Nahrungsaufnahme...egal wem ...und egal ob er es wissen möchte oder nicht. Und behält dafür grundlegend Wichtiges lieber für sich !
Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden,sehr simpel und einfach. Das Buch ,wobei es eher dünn ist mit 232 Seiten, ist mit witzigen Kapitelüberschriften (Kostprobe gefällig ?:“überall Beknackte-Mutti will raus „) und einem grossen Schriftbild bestückt.Erst war ich etwas erstaunt.Erinnerte mich die Schriftgrösse doch an die Erstlesebücher meiner Kinder. Doch ich muss gestehen, dass es doch sehr angenehm ist, mal was das grösser gedruckt wurde, zu lesen.
In der Geschichte hatte ich immer wieder „Deja vu’s“...Situationen , die ich auch mit meinen Eltern so erlebt habe. Gefallen hat mir, dass der Autor auch schwierige Themen, wie zum Beispiel Tod des Ehepartners im Alter, Patientenverfügung oder Pflegestufeneinteilung thematisiert.
Für mich definitiv ein Buch das zum Nachdenken anregt, mit viel Witz unterhält und authentisch ist.

Veröffentlicht am 17.03.2017

Suchtpotential!

Ein geschenkter Anfang
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Eine Familie muss Abschied nehmen von Ehefrau, Mutter und Grossmutter. Die erst 56 jährige Lou ist gestorben und hinterlässt eine grosse Lücke. Lou war der Kitt, der die Familie zusammen hielt und ihr ...

Eine Familie muss Abschied nehmen von Ehefrau, Mutter und Grossmutter. Die erst 56 jährige Lou ist gestorben und hinterlässt eine grosse Lücke. Lou war der Kitt, der die Familie zusammen hielt und ihr Mann Jo ist untröstlich, denn nun droht die Familie auseinander zu brechen. Sohn Cyrian, gefangen in einer Ehe die von Ehefrau Albane erzwungen wurde, schwört sich ,nun keinen Fuss mehr auf die kleine bretonische Insel auf der Jo lebt, zu setzen. Obwohl dort auch Pomme, seine kleine Tochter lebt. Tochter Sarah, enttäuscht von der Liebe , flattert von Mann zu Mann und ist nicht glücklich dabei. Bei der Testamentseröffnung erkennt Jo, dass Lou genau das hat kommen sehen. Sie bittet per Brief Jo, ihren Kindern die Lebensfreude ,das Glück zurück zu bringen.



Dieses Buch ist in erster Linie eine Familiengeschichte...doch nicht nur!Dieses Buch ist auch eine grosse Liebeserklärung an Lou. Sehr berührend ,sehr eindrücklich wird nach und nach die grosse Liebe zwischen Lou und Jo ersichtlich.Aber auch die unausgesprochenen Probleme ,die einzelne Familienmitglieder miteinander haben und die manchmal schon seit Jahren gären.Dieses Buch dreht sich auch um das Abschied nehmen. Lou , der Mittel,Dreh und Angelpunkt der Familie wird aus dem Leben ihrer Liebsten gerissen. Erst da offenbahrt sich, dass Lou in der Familie vermittelte, erklärte und organisierte.

Ausdruckstark im Schreibstil, aufwühlend und ergreifend hat die Autorin mich mit der Geschichte völlig gefangen genommen.Die Autorin lebt selbst in der Nähe von Paris und der Ile de Groix, auf der Jo lebt.Und genau das merkt man beim Lesen sehr gut. Die bretonische Insel ist sehr gut und bildlich beschrieben und ich konnte sie mir sehr gut vorstellen.

Die Story ist in kurzen Kapiteln aus der Sicht von allen Mitgliedern und Freunden der Familie geschrieben. Dies hat mir sehr gut gefallen, hat sich doch dadurch eine ungeheure Vielseitigkeit gezeigt. Gerade bei einigen Personen, hatte ich meine Meinung über sie gefasst...bis sie dann selbst zu Wort kamen und ich mein schwarz-weiss Denken revidieren musste.

Erst hat mich irritiert, dass auch die verstorbene Lou zu Wort kam, das hatte meiner Meinung nach etwas Esoterisches. Doch dann lernte ich , diese Passagen zu schätzen,kannte doch niemand die Familienmitglieder besser als Lou.

Dieses Buch hat Suchtpotential, dennoch konnte ich nicht stundenlang darin lesen. Ich musste immer wieder inne halten um das Geschriebene sacken zu lassen, nachzuspüren und zu verarbeiten.Ein tolles Buch ist ,wenn man am Schluss traurig ist, wenn es zu Ende ist. Bei „ein geschenkter Anfang „ ist dies bei mir der Fall, ich bin traurig von der Familie Abschied nehmen zu müssen.

Veröffentlicht am 13.03.2017

Ein Mädchen auf der Flucht.

Sweetgirl
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Die 16 jährige Percy hat es nicht einfach. Ihre Schwester ist schon lange weg, den Vater kennt sie nicht und ihre Mutter interessiert sich mehr für Alkohol und Drogen als für ihre Tochter. Eines Nachts ...

Die 16 jährige Percy hat es nicht einfach. Ihre Schwester ist schon lange weg, den Vater kennt sie nicht und ihre Mutter interessiert sich mehr für Alkohol und Drogen als für ihre Tochter. Eines Nachts sucht Percy ihre Mutter ...sie ist sich sicher, dass sie im Haus des Drogendealer Shelton ist. Statt der Mutter entdeckt Percy ein 6 Monate altes Baby ,das halb erfroren im Bettchen liegt. Die Mutter des kleinen Mädchens und der Dealer liegen im Drogenrausch im Wohnzimmer. Kurzerhand nimmt Percy die Kleine mit.
Als Shelton bemerkt, dass die kleine Jenna weg ist, setzt er alles daran um sie zu finden. Percy kämpft sich durch Sturm, Eis und Wind um die Kleine in Sicherheit und in eine Krankenhaus zu bringen.


Sehr schnell ist man hier mitten in der Geschichte drin. Da Percy in Ich Perspektive von Beginn weg erzählt, erahnt man sehr rasch die komplizierte Lebensgeschichte des Mädchens, die problembelastete Beziehung auch zur abhängigen Mutter. Wie immer wenn Kinder und Jugendliche Mittelpunkt solcher Storys sind, geht mir das unheimlich nahe. Sehr gut sind die Gefühle von Percy beschrieben, man kann gar nicht anders als mitzufühlen. Ich war sehr schnell gefesselt und bin tief in die Geschichte eingetaucht, da die Spannung durch die Flucht von Percy mit dem Baby hochgeschraubt wurde. Kälte, Schnee, Eis und Sturm ,diese Elemente, denen Percy trotzen muss, wurden sehr bildlich ,intensiv und emotional beschrieben...Toll!
Durch geschickte Perspektivwechsel, in denen Shelton, der Verfolger, im Mittelpunkt steht, schraubt der Autor die Spannung noch mal höher.
Sehr beeindruckt hat mich die 16 jährige Percy, die mit eigenem schwierigen familiären Hintergrund, alles tut um dem Baby das selbe Schicksal zu ersparen. Man spürt regelrecht wie sie wie eine Löwin kämpft. Hervorragend gezeichnete Sympathiefigur!
Einige Gedankensprünge und Handlungen vom Drogendealer Shelton konnte ich nicht unbedingt nachvollziehen. Doch schieben wir das auf sein von Drogen vernebeltes Gehirn.
Der Schreibstil ist absolut toll, Travis Mulhauser ist es gelungen, die Landschaft, das Klima sehr bildlich dar zu stellen, ohne dass es langatmig und öde wirkt.

Veröffentlicht am 06.03.2017

Lebt man "genug" und "richtig"?

Mein schlimmster schönster Sommer
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Isabel Drievers ist ein Workaholic, arbeitet bis zum Umfallen, als das Schicksal zuschlägt. Die Diagnose ist hart: Krebs! Nach einem Krankenhausaufenthalt packt Isabel ihre Sachen und geht spontan auf ...

Isabel Drievers ist ein Workaholic, arbeitet bis zum Umfallen, als das Schicksal zuschlägt. Die Diagnose ist hart: Krebs! Nach einem Krankenhausaufenthalt packt Isabel ihre Sachen und geht spontan auf Reisen. Sie mietet von einem jungen Rastamann einen alten VW Bus und nimmt den Besitzer, Rasso, gleich mit auf die Reise.Unterwegs haben die beiden immer wieder skurrile ,jedoch auch zu Herzen gehende Begegnungen. Doch Isabel läuft die Zeit davon, denn der Krebs macht sich immer deutlicher bemerkbar.

Ohne langatmige Einführung ist man sofort mitten drin in der Geschichte. Sehr schnell wird klar, dass Isabel sehr,sehr krank ist. Und da die Autorin es schnell geschafft hat, dass mir die Protagonistin sehr sympathisch ist, habe ich sofort mit ihr mitgelitten. Themen wie Krebs, Tod, Beerdigung sind in diesem Buch allgegenwärtig. Doch gleichzeitig auch die Lust am Leben, Freude, Offenheit und witzige Begegnungen. Noch selten habe ich ein Buch gelesen, das einerseits locker, leicht und witzig ist und wenige Seiten danach tieftraurig und zum Nachdenken animiert. Ich habe gelacht...und mit Isabel gehofft, dass dieses „männerfaustgrosse Ding „ weg geht.

In Ich Perspektive erzählt Isabel über ihren Roadtrip.Dabei werden immer wieder Passagen aus der Sicht von Georg, ihrem Freund, eingeschoben. Gerade diese Passagen beleuchten noch eine neue Facette der Story: Das Leben vor dem Krebs von Isabel und Georg. Unweigerlich fragt man sich, ob man denn „genug“ und „richtig“ lebt, falls das Schicksal einmal zuschlagen sollte?

Den Schreibstil von Stefanie Gregg habe ich als sehr angenehm empfunden. Die Figuren sind toll und überzeugend gezeichnet und vor allem Isabel hat mich berührt. Eine starke Frau, die ausbricht und durch die Krankheit gezeichnet ,locker auf die Leute zugeht.