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Veröffentlicht am 19.03.2021

Bewegende, etwas skurrile Familiengeschichte

Die Erfindung der Sprache
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MEINE MEINUNG
Nach ihren beiden gelungenen Romanen 'Kranichland' und 'Kastanienjahre' erzählt die deutsche Autorin Anja Baumheier in ihrem neuen Buch „Die Erfindung der Sprache“ erneut eine bewegende und ...

MEINE MEINUNG
Nach ihren beiden gelungenen Romanen 'Kranichland' und 'Kastanienjahre' erzählt die deutsche Autorin Anja Baumheier in ihrem neuen Buch „Die Erfindung der Sprache“ erneut eine bewegende und recht tragische Familiengeschichte. Mit seiner märchenhaft-skurrilen Handlung und seinem etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstil nimmt uns die Autorin diesmal mit auf eine abenteuerliche und sehr ungewöhnliche Lesereise, die thematisch reizvoll, äußerst unterhaltsam aber phasenweise auch recht anstrengend zu lesen ist.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der sehr eigenwillige und schrullige Protagonist Adam Riese, der wohlbehütet auf der fiktiven, sehr beschaulichen ostfriesischen Insel Platteoog aufgewachsen ist und als promovierter Sprachwissenschaftler an der Berliner Universität lehrt. Der hochbegabte Adam ist mit seinen deutlich autistischen Zügen ein liebenswerter Sonderling, der sich im Leben durch seine fehlende Sozialkompetenz schwer tut und recht zurückgezogen lebt. Mit all seinen Marotten und Phobien insbesondere auch seine Vorliebe für Listen und die Zahl 7 oder seinem inneren Ratgeber in Form einer neongelben Leuchtreklametafel, die ihm ständig mit Botschaften dazwischen funkt, ist Adam eine herrlich skurrile Figur, die man rasch in sein Herz schließt.
Der bisweilen etwas bizarren Handlung folgen wir auf zwei Erzählsträngen, die auf verschiedenen Zeitebenen angesiedelt sind und einander abwechseln. In Rückblicken tauchen wir ab in die Vergangenheit und erfahren schrittweise mehr über Adams komplexe Familiengeschichte. So erleben wir Details aus dem Leben von Adams ostfriesischen Großvater Ubbo und seiner großherzigen, aus Tschechien stammenden Oma Leska auf der kleinen idyllischen Nordseeinsel Platteoog, ihrer Tochter Oda und Adams geheimnisvoller Vater Hubert Riese, der als Leuchtturmrestaurator auf die Insel kam und Odas große Liebe war. Zudem erhalten wir aufschlussreiche Einblicke in den Mikrokosmos der netten Platteooger Dorfgemeinschaft, in Adams Kindheit und Jugend und erfahren schließlich mehr über das große Drama, das vor 18 Jahren durch das rätselhafte, spurlose Verschwinden von Adams Vater während einer Pilgerreise seinen Lauf nahm. In der in der Gegenwart spielenden Handlung verfolgen wir die sich zunehmend überschlagenden Ereignisse um Adam. Nach einem zufälligen Hinweis darauf, dass Hubert Riese noch leben könnte, begibt Adam sich eher unfreiwillig auf die Suche nach dem verschollenen Vater. Eine Suche, die sich schon bald zu einem abenteurlichen und sehr aberwitzigen Roadtrip durch halb Europa entwickelt und so manche Überraschung und abstruse Wendung bereithält.
Die Autorin versteht es von Beginn an mit Adams turbulenter und ereignisreicher Schnitzeljagd Spannung aufzubauen. Auch wenn die skurrilen und sehr unterhaltsamen Ereignisse in den Rückblenden sowie die angedeuteten, verhängnisvollen Geheimnisse rund um Hubert Riese zwar ebenfalls sehr fesselnd sind, so nimmt der Wechsel zum Erzählstrang der Vergangenheit immer wieder deutlich Fahrt aus der zuvor aufgebauten Dynamik und bis zur überraschenden Auflösung am Ende immer mehr zu steigern.
Sehr spannend hat die Autorin in ihrem Roman die Thematik Sprache und Literatur in verschiedensten Variationen aufgegriffen und faszinierend umgesetzt –so sind beispielsweise immer wieder Zitate von Rilke eingestreut, der Huberts Lieblingsdichte war, der sprachbegabte Protagonist Adam ist Linguist, eine auf Tierkommunikation spezialisierte Figur begleitet Adam auf seiner Spurensuche, während seine Mutter aufgrund eines Traumas ihre Sprache gänzlich verloren hat.
Trotz des opulenten, sehr lebendigen und bildhaften Schreibstils der Autorin und der sehr humorvollen Erzählweise ist das Lesen der Geschichte bisweilen gar nicht so einfach. Auf die außergewöhnliche Sprache und etliche Satzungetüme, die zu Adams sehr spezieller Wahrnehmung seiner Umwelt hervorragend passen, muss man sich erst einlassen, aber dann wird man von der anekdotenreichen, sehr humorvollen und zugleich nachdenklich stimmenden Geschichte gut unterhalten, hofft mit dem überaus liebenswerten Helden auf einen versöhnlichen Ausgang seiner Odyssee und freut sich über seine innere Reifung.

FAZIT
Eine skurrile, ungewöhnliche und sehr humorvoll erzählte Familiengeschichte mit einem schrulligen, sehr liebenswerten Helden, einem abenteuerlichen Roadtrip und einem etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstil!

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Vielversprechender Auftakt einer neuen schwedischen Krimi-Reihe

Der andere Sohn
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Mit dem Krimi „Der andere Sohn“ betritt ein neues schwedisches Autorenduo, bestehend aus dem Journalisten Peter Mohlin sowie Regisseur und Drehbuchautor Peter Nyström, die ohnehin schon dicht gesäte skandinavische ...

Mit dem Krimi „Der andere Sohn“ betritt ein neues schwedisches Autorenduo, bestehend aus dem Journalisten Peter Mohlin sowie Regisseur und Drehbuchautor Peter Nyström, die ohnehin schon dicht gesäte skandinavische Krimilandschaft.
Ihr erstes gemeinsames Werk „Der andere Sohn“ ist der vielversprechende Auftakt einer neuen, im schwedischen Karlstad angesiedelten Krimi-Reihe rund um den hochinteressanten und sehr eigenwilligen Ermittler John Adderly, der als ehemaliger amerikanischer FBI-Undercover Agent mit schwedischen Wurzeln im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms zurück in seine alte Heimat kommt, um in einer neugebildeten Cold Case Einheit mitzuermitteln.
Im Mittelpunkt der vielschichtigen, hochspannenden und sehr mitreißend erzählten Handlung steht ein mysteriöser Fall in der schwedischen Kleinstadt Karlstad, bei dem Emelie, die zukünftige Erbin eines millionenschweren Textilunternehmens, vor 10 Jahren spurlos verschwand. Die Autoren verstehen es hervorragend, ihre Geschichte sehr packend, atmosphärisch und wendungsreich in Szene zu setzen. Insbesondere die raschen Wechsel zwischen den unterschiedlichen Perspektiven, Zeitebenen und Schauplätzen sorgen für viel Abwechslung und Tempo.
Die spannende, in mehrere Teile untergliederte Handlung erleben wir zunächst abwechselnd aus Johns Perspektive im Jahr 2019 sowie in Rückblenden ins Jahr 2009 aus der Sicht von Heimer, dem Vater der verschwundenen Emelie, bis wir schließlich den Ermittlungen des Cold Case Teams in der Gegenwart von 2019 folgen, bei denen John unter seiner neuen Identität mitarbeitet.
Das Autorenduo hat mit ihrer Hauptfigur John einen sehr vielschichtigen und ambivalenten Charakter mit interessanter Hintergrundgeschichte angelegt, der ausgesprochen viel Potential besitzt. Äußerst faszinierend ist, diesen sehr eigenwilligen Ermittler mit vielen Ecken und Kanten mitzuerleben, der in den Augen seiner provinziellen Kollegen ungewohnte Wege geht und mit seinen unkonventionellen Methoden auch rasche Ermittlungserfolge aufweist. Johns Ermittlungen sind von höchster Brisanz und bergen viel Konfliktpotential, denn bei dem Hauptverdächtigen handelt es sich um seinen Halbbruder Billy, dessen Schuld oder Unschuld er endlich beweisen will. Objektivität und die Wahrheitsfindung stehen bei ihm an oberster Stelle. Bei Bekanntwerden seiner verwandtschaftlichen Beziehung würde John jedoch zum einen von der Cold-Case-Einheit ausgeschlossen werden und zum anderen würde er die Enttarnung seiner neuen Identität riskieren sowie möglicherweise ins Visir seiner Häscher vom Drogenkartell aus Amerika geraten. Auch wenn Johns Motive und Handlungsweisen insgesamt gut nachvollziehbar sind, wirkte sein unbedachtes Verhalten in einigen Situationen absolut unglaubwürdig und unprofessionell. Gewissenhaft und teilweise ohne große Unterstützung aus eigenen Reihen treibt John die Ermittlungen in verschiedenste Richtungen voran, deckt neue Spuren auf und lässt schließlich auch Zweifel an der Professionalität der Polizei sowie den Verdacht auf Korruption aufkommen. Nach einigen überraschenden Wendungen und nicht ganz logischer Verwicklungen wird schließlich der Cold Case zufriedenstellend aufgeklärt.
Ein fieser Cliffhanger am Ende bildet den Abschluss dieses Krimi-Auftakts und macht neugierig auf eine Fortsetzung der Reihe und einen neuen Fall für den interessanten, aber sehr eigenwilligen Ermittler John.
FAZIT
Ein fesselnder Auftakt einer neuen Krimireihe mit interessanten Figuren und einem vielschichtigen, hochspannenden Fall!

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2021

Unterhaltsame, aber auch nachdenklich stimmende Nachkriegsgeschichte

Als das Leben wieder schön wurde
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INHALT
Mit Lippenstift und Lebensmut. Drei Frauen bringen mit ihrem mobilen Schönheitssalon Farbe in das Hamburg der 50er Jahre.

1954 sind die dunklen Jahre vorbei, die Wunden des Krieges jedoch noch ...

INHALT
Mit Lippenstift und Lebensmut. Drei Frauen bringen mit ihrem mobilen Schönheitssalon Farbe in das Hamburg der 50er Jahre.

1954 sind die dunklen Jahre vorbei, die Wunden des Krieges jedoch noch lange nicht verheilt. Greta Bergström hat fast ihr gesamtes Leben in Stockholm verbracht, bei ihrer Ankunft in Hamburg ist der Himmel über der Stadt so grau wie die Seelen der Menschen. Mit ihrer offenen Art eckt die fröhliche Schwedin überall an, eine Stelle als Kosmetikerin sucht sie vergebens. Alles ändert sich, als Greta sich mit zwei Frauen anfreundet: Marieke, die aus Ostpreußen fliehen musste und den Nachbarinnen in den Altonaer Nissenhütten die Haare macht; und Trixie, die im feinen Blankenese lebt und unglücklich in einen amerikanischen Soldaten verliebt ist. Gemeinsam beschließen die drei Frauen, einen mobilen Schönheitssalon zu eröffnen. Ihre Kundinnen sollen sich wieder wohl in ihrer Haut fühlen, das Leben endlich wieder genießen. Nach den schweren Jahren ein Stück vom Glück zu finden, davon träumen auch die drei Freundinnen…
(Quelle: Wunderlich)

MEINE MEINUNG
Momentan erscheinen eine Menge Romane mit jungen, starken Frauenfiguren, die vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der deutschen Nachkriegszeit und der beginnenden Wirtschaftswunderjahre spielen, so beispielsweise der Auftakt zur „Wunderfrauen“-Trilogie von Stephanie Schuster oder zu Carmen Korns neuer Histo-Saga „Und die Welt war jung“.
In diesen Trend fügt sich auch der interessante historische Roman „Als das Leben wieder schön wurde“ der deutschen Autorin und Journalistin Kerstin Sgonina ein, der ebenfalls in dieser Zeit im Hamburg von 1954 angesiedelt ist.
Im Mittelpunkt der unterhaltsamen, aber zugleich auch nachdenklich stimmenden Geschichte stehen die drei jungen Frauen Greta, Marieke und Trixie, die sich zu Beginn der 1950ger Jahre kennenlernen, anfreunden und beschließen, gemeinsam in einem ausgemusterten, umgebauten Lastwagen einen mobilen Schönheitssalon zu betreiben. In den Zeiten des allgemeinen Aufbruchs und Neubeginns wollen auch sie es wagen, hiermit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Nach den finsteren Kriegsjahren und der entbehrungsreichen Nachkriegszeit wollen sie ihren Kundinnen mit einer neuen Frisur oder wohltuenden Gesichtsbehandlung etwas Gutes tun und ihnen neue Lebensfreude schenken.
Rasch war ich gefangen von der lebendig und einfühlsam erzählten Geschichte, die zwischen verschiedenen Erzählsträngen hin und her wechselt. Dank des angenehmen, anschaulichen Erzählstils gelingt es der Autorin rasch, uns in die historische Vergangenheit der Hamburger Nachkriegszeit eintauchen zu lassen und die verschiedenen Charaktere zum Leben zu erwecken.
Die Geschichte wird in der 3. Person aus der Perspektive der Hauptfigur Greta Bergström erzählt, einer gelernten Kosmetikerin, die nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter von Schweden nach Hamburg kommt. Man verfolgt gebannt den ersten Versuchen der jungen Schwedin Greta in Deutschland Fuß zu fassen und sich allmählich mit der wenig freundlichen und sehr distanzierten Familie ihres Vaters Harald Buttgereit, dem ehemaligen Ehemann ihrer Mutter Linn, zu arrangieren, bei der sie für den Anfang untergekommen ist. Nach und nach lernen wir auch die übrigen interessanten Charaktere kennen wie die aufgeweckte, aus Ostpreußen stammende Marieke kennen, die sich als Friseurin über Wasser hält, um endlich ihren kleinen Sohn zu sich holen zukönnen, Trixie, die aus betuchtem Hause stammt, ihre alte Mutter pflegt und sich für Mode interessiert, oder Gretas lebenshungrigen, jazzbegeisterten Halbbruder Mickey. Schrittweise erleben wir hautnah mit, was das Leben für die einzelnen Charaktere an Überraschungen, Herausforderungen und Problemen bereit hält und welche Entwicklungen sie im weiteren Verlauf nehmen. Sehr abwechslungsreich und glaubwürdig schildert die Autorin auch wie sich die Freundschaft zwischen den so unterschiedlichen Frauen entwickelt und wie diese manchmal auch auf die Probe gestellt wird.
Es gelingt der Autorin hervorragend, das damalige Zeitkolorit sehr anschaulich einzufangen und uns sehr lebendig und authentisch zu vermitteln. Durch die Dialoge ihrer Charaktere und anhand der sehr unterhaltsamen und anschaulich beschriebenen Episoden rund um das Schönheitsmobil mit seiner bunten Mischung an unterschiedlichsten Kundinnen führt uns die Autorin geschickt den typischen Zeitgeist und exemplarische Frauenschicksale jener Epoche vor Augen. Hierbei greift sie auch beklemmende und sehr problembehaftete Themen auf wie beispielsweise die immer noch allgegenwärtigen Folgen des Kriegs, die Wohnungsnot, die Abhängigkeit der Frauen von ihren Ehemännern, das Schicksal der traumatisierten Kriegsheimkehrer, die geächteten Beziehungen zu den Besatzern oder auch das Schicksal der Behinderten und psychisch Kranken während der Nazi-Diktatur. Auch die Animositäten und Vorurteile gegenüber den Ostflüchtlingen, die Ausgrenzung der Alleinerziehenden, das hartnäckige Verdrängen und Schweigen über die Vergangenheit, die Haltung der altgestrigen, unverbesserlichen Nazianhänger und die unzureichende Aufarbeitung der Nazigräuel werden angesprochen. Für meinen Geschmack wirkte die Handlung durch die vielen, oftmals nur angerissenen Aspekte thematisch ein wenig zu überladen.
Für viel Spannung sorgt ein weiterer Handlungsstrang, in dem wir Gretas Nachforschungen zum rätselhaften Verbleib ihrer Mutter Linn miterleben. Kurz vor dem Krieg ließ diese ihre Mutter mit der kleinen Greta nach Schweden übersiedeln, bleib allein in Hamburg zurück mit dem Versprechen später nachzukommen, und ließ niemals mehr von sich hören. In die beschwingte Aufbruchsstimmung um den hoffnungsvollen Neubeginn der jungen Frauen mischt sich mit den weiter voranschreitenden Erkenntnissen zum tragischen Schicksal von Gretas Mutter zunehmend eine unerwartet beklemmende und düstere Atmosphäre in die Geschichte. Die Auflösung macht schließlich sehr betroffen und fügt sich nicht so recht in die unterhaltsamen, amüsanten Geschehnisse rund um die „Schnieke Deern“ ein.
Durch ihre einfühlsamen Schilderungen erweckt die Autorin die verschiedenen Charaktere geschickt zum Leben. Ihre Figuren sind trotz der großen Vielzahl lebendig, vielschichtig und liebevoll ausgearbeitet. Insbesondere wirken die drei Frauenfiguren mit ihren gegensätzlichen Persönlichkeiten, ihren Eigenheiten aber auch ihren Geheimnissen und Traumata aus der Vergangenheit recht lebensnah. Es sind bemerkenswert tatkräftige, starke Frauenfiguren, die das traditionelle Rollenbild hinter sich lassen wollen und ein selbstbestimmtes, freies Leben für sich suchen. Bei einigen von ihnen hätte ich mir allerdings etwas mehr Tiefgang gewünscht. Bis zum Ende hin blieb mir zudem das distanzierte Verhalten von Gretas Vater sehr befremdlich und völlig unverständlich.
Die in sich abgeschlossene Geschichte endet mit einigen losen Fäden, so dass man für sich weiterspinnen kann, wie sich die Geschicke in der Hoffnung auf bessere Zeiten und ein glücklicheres Leben für drei Freundinnen weiterentwickeln werden.

FAZIT
Eine unterhaltsame, aber auch nachdenklich stimmenden Geschichte über drei junge Frauen während der Nachkriegszeit - abwechslungsreich erzählt, mit authentischem Zeitkolorit und interessanten Frauenfiguren!

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Nettes Geschenkbüchlein

Bücherliebe – Was Bücherregale über uns verraten
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MEINE MEINUNG
Die britische Autorin Annie Austen entführt uns in ihrem kleinen, aber feinen Büchlein „Bücherliebe - Was Bücherregale über uns verraten“ in die faszinierende Welt der Bücher und gibt uns ...

MEINE MEINUNG
Die britische Autorin Annie Austen entführt uns in ihrem kleinen, aber feinen Büchlein „Bücherliebe - Was Bücherregale über uns verraten“ in die faszinierende Welt der Bücher und gibt uns interessante Einblicke in das sensible und bisweilen etwas befremdliche Seelenleben von Bücherliebhabern. Es ist eine unterhaltsame und humorvoll geschriebene Sammlung von allerlei Interessantem, Wissenswertem und Skurrilem rund um das Thema Bücher. Die Autorin hat einen sehr angenehmen, abwechslungsreichen und witzigen Schreibstil, stellt durch ihre persönliche Ansprache rasch eine Nähe zu uns LeserInnen her und hat mich öfters mal zum Schmunzeln gebracht,
In zahlreichen, meist recht kurzen Kapiteln hat Austen viele kurzweilige Anekdoten, informative und lehrreiche Geschichten und nette „Fun facts“ zusammengestellt – mit eingestreuten Aphorismen von mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten und Schriftstellern über Literatur und Bücherleidenschaft sowie hübschen, zum Thema passenden Zeichnungen zur Auflockerung.
Auf knapp 190 Seiten geht Austen mit herrlichem Augenzwinkern den wirklich wichtigen Fragen im Leben von BuchliebhaberInnen nach. Sehr vergnüglich widmet sie sich beispielsweise der Frage, was unsere Bücherregale über uns aussagen, da sie ja ähnlich wie Kleidung viel über die stolzen Regalbesitzer preisgeben und eine Form der Selbstdarstellung sind. Bücherregale als heimliche Stars unter den Wohnzimmermöbeln beherbergen heißgeliebte Bücherschätze – egal ob nun alphabetisch nach Autoren oder nach Genres sortiert oder sogar liebevoll farblich angeordnet, sie offenbaren dem Kenner auch so manches Geheimnis. So wagt Austen sogar die These aufzustellen, dass unsere Bibliothek mit unserer Autobiografie gleichzusetzen ist. Außerdem erzählt die Autorin uns auch von verschiedensten Bücherregalen, wie dem „Bücherregal des Volkes“ in Lettland oder 5 tollen Bücherregalen in Kinofilmen. Für Liebhaber von Fakten und Kuriositäten finden wir neben einer Zusammenstellung der Lieblingstitel von Barack Obama, Marilyn Monroe oder der jungen J.K. Rowling sowie Büchern, die im Unterschlupf von Osama Bin Laden gefunden wurde, ebenfalls Insiderwissen über 10 verworfenen Titel für berühmte Bücher, 12 Bücher, die in Filmen gelesen werden oder 6 völlig schräge Buchtitel.
Austen geht aber auch auf einige interessante Probleme ein, mit denen sich diejenigen von uns beschäftigen müssen, die viel lesen, nicht unbedingt nach den Tipps von Aufräum-Guru Marie Kondo vorgehen möchten und sich nur schwer von Büchern trennen können: Wie behalte ich den Überblick und bringe Ordnung in mein Bücherregal? Sehr interessant und unterhaltsam fand ich auch Austens Ausführungen zu dem Thema, ob man Bücher unbedingt zu Ende lesen muss und wie man die heikle Sache des Bücher-Ausleihens angeht.
In vielen der geschilderten Episoden wird man sich selbst wiederfinden, wenn auch vielleicht nicht in einer derart extremen Ausprägung, und wird zugleich beruhigt feststellen, dass man glücklicherweise unter Gleichgesinnten und nicht allein mit seinen ‚Ticks‘ ist.
Doch ob dies nun alles so überaus interessant, lesens- und ja bemerkenswert ist, sei dahin gestellt und ist sicherlich Geschmackssache.

FAZIT
Ein unterhaltsames und lehrreiches Büchlein über die Liebe zu Büchern, kein Must-have aber ein humorvolles Nice-to have für das Bücherregal aller Bücher-LiebhaberInnen, Book Nerds und Bibliomane!
Vor allem ein tolles Geschenkbuch, mit dem man eigentlich nicht viel falsch machen kann!

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Unterhaltsame Kriminalkomödie

Kein Feuer kann brennen so heiß
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INHALT
Schön ist sie nicht, aber sie kann kochen und anpacken. Deshalb ist Lorina Altenpflegerin geworden und hat mit der Anstellung in der Villa Alsfelder das große Los gezogen. Hier geben sich attraktive ...

INHALT
Schön ist sie nicht, aber sie kann kochen und anpacken. Deshalb ist Lorina Altenpflegerin geworden und hat mit der Anstellung in der Villa Alsfelder das große Los gezogen. Hier geben sich attraktive Masseure die Klinke in die Hand, und Techtelmechtel entstehen, die besser geheim bleiben sollen.
Für Aufregung sorgen ein aufgeschwatzter Pudel und ein zurückgelassenes Baby, die die alte Dame sichtlich neu beleben. Sehr zum Missfallen ihres Großneffen, der aufs Erbe lauert.

(Quelle: Diogenes)

MEINE MEINUNG
„Kein Feuer kann brennen so heiß“ ist der neue Roman der sympathischen, mittlerweile 85-jährigen Grande Dame und „Lady of Crime“ Ingrid Noll. Ein Name, der für kurzweilige Unterhaltung und raffiniert angelegte, schwarzhumorige Geschichten mit wundervoll skurrilen Charakteren steht.
Auch in ihrem jüngsten Roman, der in gewisser Weise eine kriminelle Komödie ist, erwarten uns wieder zahlreiche für Noll typische Elemente, die für eine abwechslungsreiche Unterhaltung mit feiner ironischer Note sorgen. Die Geschichte über die keineswegs so außergewöhnliche exklusive Seniorenbetreuung einer alten, nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmten alten Dame, die umsorgt von ihrem Personal in ihrer sehr noblen Villa lebt, entwickelt sich trotz allerlei kurioser Verwicklungen und Turbulenzen in recht geordneten Bahnen. Viel mehr über die Handlung sollte eigentlich gar nicht verraten werden, denn der Klappentext enthüllt für meinen Geschmack schon zu viele Details.
Trotz einiger Einblicke in schockierende Abgründe des menschlichen Egos bleibt es ein vergnüglicher, solider Roman über so manche menschlichen Begehrlichkeiten und Verfehlungen, mit einigen gesellschaftskritischen Spitzen und bissigen Seitenhieben auf Kosten des männlichen Geschlechts.
Mit ihrer flotten, humorvollen Erzählweise gelingt es der versierten Autorin rasch, uns in ihre Geschichte hinein zu ziehen, die vor allem von den wundervoll gezeichneten, recht schrulligen und überaus menschlichen Charakteren lebt. Sehr unterhaltsam und vielschichtig sind die verschiedenen Figuren ausgearbeitet – insbesondere die verschiedenen Männerfiguren, ob nun der singenden Masseur Boris, der schüchterne, Balladen-rezitierende Ruben oder der überhebliche, geldgierige Großneffe, sie alle verkörpern sehr interessante, treffend gezeichnete Klischees, über die man sich köstlich amüsiert.
Ein besonderes Highlight ist natürlich die liebenswerte 30jährige Altenpflegerin und Ich-Erzählerin Lorina, auch Lori oder Plumplori genannt, die im Laufe der Handlung eine erstaunliche Entwicklung nimmt und sich vom Tollpatsch, Aschenputtel und späten Mädchen zur patenten Heldin mausert. Mit erfrischender Leichtigkeit, zuweilen lakonisch und meist ziemlich abgeklärt erzählt sie uns von ihrem eher beschaulichen, wenig ereignisreichen Leben als Rund-um-die Uhr-Betreuerin der betagten Viktoria Alsfelder, ihrem nicht vorhandenen Privat- und Liebesleben und ihren Erlebnissen in der Vergangenheit. Lori ist toller, ein sehr warmherzig gezeichneter Charakter, den man gerade durch die Schwächen, Verletzlichkeiten und Eigenheiten ins Herz schließen muss. Man kann sich gut in ihr Innenleben hineinversetzen und auch ihre Handlungen gut nachvollziehen.
Mit Boris, dem stets ein Liedchen trällernden Physiotherapeuten und Masseur von Frau Alsfeld, der zudem nichts anbrennen lässt, kommt bald etwas Wind in Loris alltägliches Einerlei.
Es bereitet großen Spaß, die weiteren Verwicklungen und überraschenden Wendungen zu verfolgen, doch bleibt die Geschichte insgesamt recht spannungsarm und gewinnt erst zum erwarteten Finale hin noch einmal richtig an Fahrt.
Bei diesem eher ruhigen Roman hat mir leider doch das gewisse Etwas gefehlt. Trotz feiner ironischer Untertöne hätte ich mir etwas mehr bitterbösen, schwarzen Humor, Nolls früheren sarkastischen Biss und einige spitzfindige Wendungen erhofft.

FAZIT
„Kein Feuer kann brennen so heiß“ bietet gute Unterhaltung mit feiner Ironie und wundervoll skurrilen Charakteren, ist aber sicherlich nicht das beste Buch von Ingrid Noll!

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