Der Beginn einer neuen Zeit - die erste Lehrerin für Tannau
Die DorflehrerinDas Cover ist in sepia Farben gestaltet und zeigt so auf den ersten Blick, dass die Geschichte in der Vergangenheit spielt. Im Hintergrund sieht man schneebedeckte Bergspitzen. Davor ein paar Häuser und ...
Das Cover ist in sepia Farben gestaltet und zeigt so auf den ersten Blick, dass die Geschichte in der Vergangenheit spielt. Im Hintergrund sieht man schneebedeckte Bergspitzen. Davor ein paar Häuser und eine Schar Kinder die im Kreis sich drehen. Ganz vorne steht eine junge Frau, die zur Seite schaut in blauer hochgeschlossener Bluse und einem roten bodenlangen Rock. Ich finde das Bild fängt sehr gut die Idylle in dem kleinen Bergdorf ein, in dem die Geschichte spielt.
Die Dorfschullehrerin – Zwischen Liebe und Berufung von Bettina Seidl spielt 1911 in einem kleinen bayrischen Bergdorf namens Tannau. Die Protagonistin Antonie Weber wird als Lehrerin in das verschlafene Bergdorf geschickt, das noch nicht wirklich bereit ist für eine weibliche Lehrkraft. Auf ihrer Seite stehen der Revierförster Sebastian Berger und der Pfarrer Bichler.
Ich habe mich in der Geschichte sofort wohlgefühlt. Die Beschreibung der Schule bzw. besser gesagt des großes Klassenzimmers war mir sofort vertraut. Die Beschreibung hörte sich ganz nach meinem Elternhaus an. Ich bin in der Alten Schule in Sieversfleth geboren worden. Und der ehemalige Klassenraum sah genauso aus, wie in Tannau. Ein großer Raum mit hohen Fenstern und an der Front hinter dem Pult eine große Tafel. Zeitlich passt es genau, unsere Schule wurde um 1890 erbaut und dann bis nach dem zweiten Weltkrieg als Schule genutzt. Aber nun zurück zum Buch. Die Sprache ist der Zeit angepasst und so habe ich in alten Redewendungen geschwelgt. Ich mag diese besondere Ausdrucksweise. Sie hat etwas Form vollendetes und bringt einfach Spaß zu lesen.
Bei den Beschreibungen der Umgebung und der Gegebenheiten musste ich so manches mal schmunzeln. Ich sage nur die Sitzordnung in der katholischen Kirche. Ja ich weiß, das war damals so, aber aus heutiger Sicht ist das kaum noch nachvollziehbar. Sehr schön fand ich die aufgeschlossene Art der jungen Lehrerin für neue Methoden. Hier habe ich mich sehr wohl gefühlt und hatte irgendwie meine Mutter vor Augen. Das Unterrichten war bzw. ist ihre Berufung gewesen und mit Freude hat sie nach Maria Montessori mit den Kindern gearbeitet. In diesem Zusammenhang fand ich einen Satz im Buch sehr passend: „Das Wissen kommt nicht zum Kinde, sondern das Kind kommt zum Wissen“. Ich finde das sagt alles aus, was man über die Einstellung der Protagonistin wissen muss.
Dabei fällt mir ein zweiter Satz ein, den ich dir nicht vorenthalten möchte. „Alles liegt in Gottes Hand, aber ich habe auch noch ein Wörtchen mitzureden.“ Diese Aussage von Pfarrer Bichler fand ich einfach nur gut und brachte ihm sehr viele Sympathiepunkte ein.
Ich habe die Geschichte von Antonie sehr genossen, wobei ich bis zum Ende keine richtige Idee hatte, wie ich den Namen nun aussprechen soll. Aber das war für mein Lesevergnügen nicht relevant. Die Sprache und der Schreibstil sorgten dafür, dass ich gar nicht aufhören konnte zu lesen. Für die nötige Spannung sorgte die Dorfgemeinschaft und der Klatsch und Tratsch, der bei einem kleinen Dorf einfach dazu gehört. Ebenso so gaben die Jahreszeiten noch das ihrige zur Spannung dazu. Für mich war es ein gelungener historischer Roman, der zeigt mit welchen Widrigkeiten Frauen in der Position der Lehrerin zu beginn des 20. Jahrhunderts zu kämpfen hatten. Die Sprache der Zeit ist einfach meins. Ich habe Antonie und die Kinder sehr lieb gewonnen und könnte mir eine Fortsetzung sehr gut vorstellen.
Hast du Lust auf einen historischen Roman, der in den Bergen irgendwo im tiefsten Bayern Anfang des 20. Jahrhunderts spielt, dann bist du hier genau richtig. Es ist kein Liebesroman, auch wenn der Untertitel das Wort Liebe enthält, sondern es ist eine Geschichte über die Liebe zu seinem Beruf, in diesem Fall Antonies Berufung zur Lehrerin und auf was man bereit ist zu verzichten, um dieser Berufung nachgehen zu können. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung, die Geschichte macht einfach Spaß und ich denke auch ohne Schulischen Hintergrund macht das Buch Freude.