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Veröffentlicht am 18.05.2021

Außen und innen wunderbar

The Last Goddess, Band 1: A Fate Darker Than Love (Nordische-Mythologie-Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Blair ist ein ganz normales Mädchen, das außerhalb von Edmonton in Kanada lebt. Doch ihre Familie ist alles andere als normal. Blairs Mutter ist eine Valkyre, eine Soldatin Valhallas, die Heldenseelen ...

Blair ist ein ganz normales Mädchen, das außerhalb von Edmonton in Kanada lebt. Doch ihre Familie ist alles andere als normal. Blairs Mutter ist eine Valkyre, eine Soldatin Valhallas, die Heldenseelen sammelt und auf Ragnarök, den Weltuntergang, vorbereitet. Blairs ältere Schwester Fenja wird ausgebildet, um die Fähigkeiten und die Aufgabe ihrer Mutter zu übernehmen und selbst eine Valkyre zu werden. Und dann ist da noch Ryan, Blairs bester Freund, in den sie sich unmerklich verliebt hat. Nach einem Unfall, der Blairs Familie auseinanderreißt, ist nichts mehr wie früher. Blair muss sich durch ihre Vergangenheit kämpfen, Verantwortung übernehmen und dann auch noch herausfinden, wie ihr Schicksal mit dem von Ryan verknüpft ist.

In „A Fater Darker Than Love“ von Bianca Iosivoni dreht sich alles um die nordische Mythologie. Odin, Thor, Loki, Hel, der Weltenbaum Yggdrasil und der Weltuntergang Ragnarök: All diese Elemente spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte und interessieren mich schon von Haus aus. Die Autorin verarbeitet die Mythologie sehr geschickt in einer Romantasy-Erzählung, wodurch ich mich gut unterhalten gefühlt habe.

Blair ist die Hauptfigur der ganzen Geschichte. Mit wenigen Ausnahmen erleben wir die Story aus ihrer Perspektive. Sie war mir von Anfang an sympathisch. Sie ist stark, witzig und überzeugt von ihrem Weg. Obwohl sie viel durchmachen muss, lässt sie sich trotzdem nicht davon abbringen. Außerdem sind ihre Kräfte extrem spannend, wenn auch gefährlich.

Ryan hat mich an meinen besten Freund aus Schulzeiten erinnert. Dadurch habe ich mich direkt mit ihm verbunden gefühlt. Schon früh in der Geschichte wird klar, welche Vergangenheit er hat und wo er herkommt. Ich glaube, ich hätte es besser gefunden, wenn dies erst später offenbart worden wäre. Dann wäre die Überraschung größer gewesen, und er hätte sich seine Seite trotzdem noch aussuchen können. Prinzipiell mochte ich ihn aber sehr gern.

Zev und die anderen Valkyren kamen bei mir genauso gut an. Anfangs war es ein wenig schwierig, sie alle einzuordnen, aber mit der Zeit bekommt man das raus. Am besten hat mir gefallen, dass sie alle so unterschiedliche Charaktere hatten. Nicht jeder konnte Blair leiden, und alle hatten ihre Stärken und Schwächen. Von Zev hatte ich mir ein bisschen mehr erhofft, vielleicht sogar, dass er zu Ryans Konkurrent wird. Aber sein Schicksal liegt leider gänzlich woanders.

Die Idee der Valkyren fand ich sehr stark. Ich weiß nicht, ob es in den nordischen Sagen auch so ist, dass sie von den Göttern abstammen, aber der Gedanke gefiel mir sehr gut. Die Geschichte, die Bianca Iosivoni um sie gesponnen hat, hat mir wirklich gut gefallen. Es gibt Action, es gibt Spannung, es gibt Romantik. Obwohl ich ehrlich sagen muss, dass ich die romantischen Szenen nicht so sehr mochte, weil sie meines Erachtens repetitiv waren. Da wäre sicherlich mehr drin gewesen.

Das Ende hat mir auch gut gefallen. Bis zur letzten Seite gibt es Wendungen, die ich so nicht vorhergesehen habe. Bei einer Figur hat sich zwar mein schlechtes Gefühl bestätigt, aber wie sich letztendlich alles gefügt hat, habe ich nicht kommen sehen.

Insgesamt war „A Fate Darker Than Love“ endlich mal wieder ein spannender, interessanter und kurzweiliger Fantasy-Roman, wie ich ihn lange nicht gelesen habe. Ich mochte die Figuren, ich mochte die Geschichte und ich mochte ganz besonders die kleinen Details, die das Buch besonders machen. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Teil und somit das Finale, das hoffentlich sogar noch ein bisschen besser wird.

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Eine wundervolle Liebesgeschichte

Und dann war es Liebe
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Nach ihrem Urlaub in Venedig wollen Hannah und Simon mit dem Zug nach Amsterdam reisen, um die Hochzeit von Simons Schwester zu feiern. Während der Fahrt setzt Hannah sich in ein anderes Abteil und schläft ...

Nach ihrem Urlaub in Venedig wollen Hannah und Simon mit dem Zug nach Amsterdam reisen, um die Hochzeit von Simons Schwester zu feiern. Während der Fahrt setzt Hannah sich in ein anderes Abteil und schläft ein. Was sie nicht wusste, ist, dass der Zug auf halber Strecke geteilt wurde und verschiedene Ziele ansteuert. Nun ist sie in Paris gelandet und kann erst am späten Nachmittag nach Amsterdam weiterreisen. In Paris trifft sie auf Léo, der ihr Schicksal teilt, und beide verbringen den Tag miteinander. Einen einzigen Tag, der für sie alles verändert.

Zuerst möchte ich auf das Cover des Buches zu sprechen kommen. Erst einmal sind die Farben, die Schrift und das Motiv wunderschön. Die Farben lila, blau und orange verschwimmen ineinander und harmonieren perfekt. Das sich küssende Paar im Vordergrund zieht sofort die Blicke auf sich. Und das allerbeste Detail: Das Cover wird von verkleinerten Seiten des Buches bedeckt. Der Text, der dort zu lesen ist, kommt auch genauso im Buch vor. Das fand ich sehr beeindruckend und habe so etwas auch noch nie gesehen.

„Und dann war es Liebe“ ist der Debütroman der Autorin Lorraine Brown. Sie hat einen sehr erfrischenden und lockeren Schreibstil, konstruiert schlagfertige Dialoge und beschreibt ihre Figuren, Umgebungen und Gefühle detailliert, ohne dass es langweilig wird. Für mich haben sich die Seiten unglaublich schnell umgeblättert, und bevor ich es gemerkt habe, war die Geschichte schon wieder zu Ende. Es gab lange kein Buch mehr, bei dem ich mich so wohl gefühlt habe.

Hannah ist ein sympathischer Tollpatsch. Anfangs ist sie sehr von Simon abhängig, doch mit fortschreitender Seitenzahl wird sie sich immer mehr bewusst, wie stark sie eigentlich ist und was sie erreichen kann. Ich mochte ihren Umgang mit Léo. Erst können sich die beiden nicht ausstehen, aber irgendwann öffnen sie sich, und wir erfahren interessante Details aus ihren Leben. Hannahs Leidenschaft zur Fotografie gibt ihr etwas Besonderes. Es wäre sehr cool gewesen, wenn man ein paar ihrer Fotos aus Paris als Illustration im Buch gesehen hätte.

Léo fand ich wunderbar. Ihm sind gesellschaftliche Konventionen vollkommen egal. Er hat seinen eigenen Willen und seine eigene Meinung, und die verteidigt er auch. Er bringt Hannah immer mehr ins Grübeln, hinterfragt sie und leitet sie auf die richtige Spur. Bis zuletzt bleibt er geheimnisvoll, was einerseits gut aber andererseits auch schade ist. Ich hätte gern mehr über ihn erfahren. Seine Art hat mir wirklich gut gefallen. Ich finde, wir alle brauchen einen Léo in unserem Leben, der uns dazu bringt, über uns selbst nachzudenken.

Die Nebenfiguren rücken verständlicherweise in den Hintergrund, denn es soll sich alles um Hannah und Léo drehen. Das führt zwar auch dazu, dass diese Figuren nicht in Erinnerung bleiben, aber das fand ich nicht weiter schlimm. Wer noch ein wenig präsenter ist, ist Simon und teilweise auch seine Schwester, aber da der Haupthandlungsstrang an einem einzigen Tag spielt, bleibt auch gar nicht die Zeit, alle Charaktere auszubauen. Für die Umstände, sind die Nebenfiguren sehr gut gelungen.

Die Geschichte war sehr schön konstruiert. Schon die Idee ist clever, und die Umsetzung ist absolut gelungen.
Ich mochte, wie die beiden Hauptfiguren Paris erkunden und wir nebenbei interessante Fakten über die Stadt der Liebe erfahren. Ganz klammheimlich kommen die beiden sich näher, merken aber erst, was sie füreinander empfinden, als es schon fast zu spät ist.

Die Auflösung des Konfliktes war mir persönlich zu einfach. Da hätte ich mehr Gefühl, mehr Zweifel, mehr Widerstand gebraucht. Zwar war es noch einmal eine große Überraschung, was nun tatsächlich passiert ist, aber ich war nicht so berührt, wie ich gern gewesen wäre.

Für die Szene auf der Brücke in Amsterdam und am Bahnhof im Epilog hätte ich mir einen größeren Knall gewünscht. Meistens fand ich die Dialoge sehr gelungen, aber für diese beiden Stellen hätte ich mir tiefgründigere Worte vorgestellt. Ein Satz, der das ganze Buch definiert, der zum Nachdenken anregt und der mir in Erinnerung bleibt. Ich fand den Epilog und das Ende trotzdem wunderbar, es hat eben nur die Kirsche auf der Sahne gefehlt, damit das Buch fünf Sterne bekommen hätte.

Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mir so gut gefallen hat. Es war witzig, es war charmant, es hatte tolle Figuren und es hat einfach Spaß gemacht. An zwei Stellen hätte ich mir mehr Gefühl, mehr Gänsehaut gewünscht, aber es hat mir trotzdem gefallen, Hannah und Léo durch Paris zu begleiten. Ich möchte gern mehr von der Autorin.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Sehr beeindruckendes Projekt

Identität 1142
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Wir schreiben das Jahr 2020. Eine Viruspandemie hat die Welt fest im Griff. Lockdown, Ausgangssperren und Maskenpflicht stehen an der Tagesordnung. Doch der bekannteste deutsche Thrillerautor Sebastian ...

Wir schreiben das Jahr 2020. Eine Viruspandemie hat die Welt fest im Griff. Lockdown, Ausgangssperren und Maskenpflicht stehen an der Tagesordnung. Doch der bekannteste deutsche Thrillerautor Sebastian Fitzek lässt sich nicht unterkriegen. Um die Buchhandlungen zu unterstützen, die unter der Pandemie leiden, ruft er unter dem Namen #wirschreibenzuhause alle Interessierten auf, einen Kurzkrimi mit dem Thema Identität einzureichen und gemeinsam zu veröffentlichen. 1142 Beiträge haben eine Jury erreicht, die dann 23 Werke zusammengestellt und unter dem Namen „Identität 1142“ ein Buch herausgebracht hat. Alle Erträge, die aus den verkauften Exemplaren resultieren, werden an den deutschen Buchhandel gespendet.

Neben den Hobbyautoren, die sich an dem Projekt versucht haben, konnten auch bekannte Autoren wie Vincent Kliesch, Andreas Gruber, Charlotte Link oder Frank Schätzing gewonnen werden. Zu Beginn gibt es ein Inhaltsverzeichnis mit dem Titel der Kurzgeschichte und dem dazugehörigen Autor. Nach den Kurzgeschichten finden sich ein paar kurze Details zu allen Autoren, deren Geschichte veröffentlicht wurde. Und ganz am Ende findet sich eine Liste von allen 1142 Teilnehmern, die eine Geschichte eingereicht hatten. Meiner Meinung nach ist das ein sehr schöner Weg, alle Autoren zu würdigen und sie in das Projekt einzuschließen, selbst wenn ihre Geschichten es nicht in das Buch geschafft haben.

Die Vorgabe war, dass die Kurzkrimis das Thema Identität behandeln sollten. Weiterhin sollte es um ein Handy gehen, auf dem Fotos der Hauptfigur zu sehen sein sollten. Daraus sollte sich dann eine spannende Story entwickeln. Mit einem einheitlichen Thema sollte man es nicht für möglich halten, aber alle Geschichten waren tatsächlich grundverschieden. Die Figuren hatten eigene Charakterzüge, Vergangenheiten, Stärken und Schwächen. Die Zusammenhänge waren jedes Mal unterschiedlich aufgezogen. Die Szenerie und der Kern der Geschichte waren auch einzigartig. Ein paar Geschichten drehten sich um psychiatrische Erkrankungen – die ich persönlich am interessantesten fand –, andere haben Rache, eine verschleierte Vergangenheit oder eine Intrige behandelt.

Ich fand es immer wieder beeindruckend, wie unterschiedlich mit dem zentral vorgegebenen Thema umgegangen wurde. Ehrlich gesagt, habe ich mich auch geärgert, dass ich von der Aktion nichts mitbekommen habe, sonst hätte ich auch eine Geschichte eingereicht. Wahrscheinlich wäre sie nicht veröffentlicht wurden, aber ich hätte gerne meinen Beitrag für den deutschen Buchhandel geleistet.

Ein paar Geschichten wurden für mich einfach nicht klar. Ich habe den tieferen Sinn nicht verstanden oder habe das Thema Identität nicht entdecken können und war daher komplett verwirrt und unzufrieden. Aber das war wirklich die Ausnahme. Die überwiegende Mehrheit habe ich sehr genossen.

Das Projekt hinter „Identität 1142“ finde ich beeindruckend. Trotz des vorgegebenen Themas sind viele verschiedene Geschichten entstanden. Ein paar haben mir nicht so gut gefallen und ein paar habe ich auch einfach nicht verstanden. Aber im Großen und Ganzen bildet dieses Buch die fabelhaften Leistungen der unterschiedlichsten Autorinnen und Autoren ab. Sehr empfehlenswert, um neue Autoren für sich zu entdecken. Und mit dem Kauf wird auch noch der Kultur geholfen.

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Absolut unerwartet, überraschend gut

Back To Us
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Als sie Kinder waren, hat Fleur und Aaron eine tiefe Freundschaft verbunden. Doch dann ist Aarons Familie weggezogen, und die beiden haben sich aus den Augen verloren. Jetzt, sechzehn Jahre später, stehen ...

Als sie Kinder waren, hat Fleur und Aaron eine tiefe Freundschaft verbunden. Doch dann ist Aarons Familie weggezogen, und die beiden haben sich aus den Augen verloren. Jetzt, sechzehn Jahre später, stehen sie auf einmal wieder voreinander. Während Fleurs Gefühle förmlich übersprudeln, kann Aaron sich an nichts erinnern. Hin- und hergerissen versucht Fleur, Aaron wieder näherzukommen. Doch sie muss sich entscheiden, welche Person sie sein will: die Fleur aus ihrer Kindheit oder das komplette Gegenteil?
„Back To Us“ ist ein New Adult-Roman von Morgane Moncomble, die ihre Leidenschaft für K-Dramen zum Ausdruck bringt. K-Dramen sind Fernseh- oder Webserien aus Südkorea, in denen tragische Liebespaare zueinander finden und in denen das Happy End vorprogrammiert ist. Sowohl die Autorin als auch ihre Hauptfigur sind große Fans dieser Kultur. Vor diesem Buch hatte ich davon noch nie etwas gehört, aber ich wollte mich darauf ein- und überraschen lassen.

Fleur ist von einem aufgeschlossenen kleinen Mädchen zu einer sehr schüchternen und verängstigten Frau herangewachsen. Sie zweifelt viel an sich selbst und glaubt, dass die Welt einfach böse ist. Andererseits ist sie aber auch sehr einfühlsam und empathisch. Als sie ihren ehemaligen besten Freund wiedertrifft, ändert sich für sie alles. Ich mochte Fleur sehr gern, und es hat mir Spaß gemacht, sie auf ihrem Weg zu begleiten.
Was ich ein wenig seltsam fand, war die Tatsache, dass Fleur sich auf einmal um 180° wendet. Am Anfang ist sie schüchtern und hat schon fast panische Angst vor Menschen, aber plötzlich ist sie offen, fährt ohne Probleme zur GamesCom und ins Disneyland. Diese extrovertiertere Fleur hat mir viel besser gefallen, gar keine Frage, aber hinsichtlich des Charakterdesigns hat es nicht ganz gepasst bzw. hat mir ein Übergang gefehlt.

Aaron kommt zuerst wie ein eiskalter Nerd herüber, der kein Interesse an seinen Mitmenschen hat. Aber tief in seinem Inneren ist er verletzlich und sensibel. Durch seinen Gedächtnisverlust hat er Panikattacken und muss mit vielen Dingen fertig werden. Doch durch sein Wiedersehen mit Fleur, fängt er an alles aufzuarbeiten, sich zu öffnen und seine Umwelt wahrzunehmen. Diese Entwicklung fand ich wirklich sehr schön geschrieben, von seinen anfänglichen Zweifeln bis hin zu dem Punkt, an dem er sich seine Gefühle eingesteht.

Mit fast jedem neuen Kapitel wechseln wir die Perspektive. Wir sehen abwechselnd aus Fleurs und Aarons Augen und bekommen so die Möglichkeit, uns in beide Hauptfiguren hineinzuversetzen. Dadurch ist die erste Liebesszene von Fleur und Aaron sehr innovativ geschrieben. Während der Szene wechseln wir schnell zwischen den beiden Charakteren hin und her. Das habe ich so noch nicht gelesen und fand es wirklich clever.

Natürlich gibt es auch einige Nebenfiguren in der Geschichte. Zum einen wären da Fleurs Mitbewohnerinnen, Dana und Eleanor, von denen ich mir viel mehr gewünscht hätte. Sie kommen immer mal mit ihren Problemen vor, aber insgesamt finde ich, dass sie zu kurz kommen. Fleurs und Aarons Arbeitskollegen spielen ebenfalls eine Rolle. Emma und Nicolas stechen unter ihnen hervor. Emma war zu Anfang etwas unnahbar, taut aber gegen Ende auf. Nicolas mochte ich anfangs überhaupt nicht. Doch nachdem er sein kleines Geheimnis offenbarte, habe ich ihn mit anderen Augen gesehen und sogar begonnen, ihn zu mögen.

Der dramatische Konflikt hat mir auch gut gefallen. Es war sehr krass, was Aaron als Kind zugestoßen ist, und ich muss sagen, dass die Autorin das wirklich gut verpackt hat. Die ganze Zeit wird durch dieses Geheimnis eine gewisse Spannung aufgebaut, weil man als Leser unbedingt wissen möchte, was passiert ist. Das sorgt – zusammen mit vielen anderen Details – dafür, dass man einfach weiterlesen möchte.
Morgane Moncomble verarbeitet unzählige Gefühle in ihrem Buch. Es fließen literweise Tränen, was mir irgendwann ein wenig übertrieben vorkam. Natürlich müssen die Figuren Jahre an Erinnerungen verarbeiten, und ich möchte niemals durchmachen, was die beiden durchgemacht haben. Trotzdem wurde mir das Salzwasser irgendwann zu viel.

Das Ende fand ich sehr gut gemacht. Wir springen ein Jahr in die Zukunft und sehen, was aus Fleur und Aaron geworden ist und wie sie sich weiterentwickelt haben. Somit hat die Geschichte einen runden Abschluss. Allerdings hätte ich mir irgendwie einen spektakuläreren Brief von Aaron gewünscht, aber das ist jammern auf hohem Niveau.

Insgesamt ist es Morgane Moncomble tatsächlich gelungen, mich zu überraschen. Anfangs war ich eher skeptisch, was die Story anging, weil ich befürchtete, dass alles sehr schnulzig werden würde. Es sind tatsächlich viele Gefühle in der Geschichte verarbeitet, aber dabei habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das Buch so gut gefällt, aber das hat es tatsächlich getan.

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Robert Langdon ist zurück

Der Da Vinci Code
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Harvard-Professor und Symbolologe Robert Langdon wird mitten in der Nacht von einem Anruf geweckt. Der Kurator des Louvre in Paris, Jacques Saunière, ist ermordet aufgefunden worden, und ausgerechnet Robert ...

Harvard-Professor und Symbolologe Robert Langdon wird mitten in der Nacht von einem Anruf geweckt. Der Kurator des Louvre in Paris, Jacques Saunière, ist ermordet aufgefunden worden, und ausgerechnet Robert Langdon war als letztes in seinem Terminkalender verzeichnet. Der französische Polizeichef Bezu Fache sieht Langdon als seinen Hauptverdächtigen und will ihm eine Falle stellen. Doch dann kommt ihm Saunières Enkelin Sophie zur Hilfe, und gemeinsam fliehen sie nicht nur vor der Polizei, sondern decken auch ein Jahrtausende altes Geheimnis aus der Geschichte Frankreichs und der Kirche auf.

Nachdem Dan Brown in seinem ersten Teil der Robert Langdon-Reihe, „Illuminati“, die Kirche schon ordentlich ins Schwitzen gebracht hat, versucht er es einfach nochmal. Dieses Mal beschäftigt er sich mit dem Heiligen Gral, seiner Legende und seinem Zusammenhang mit der Familie Jesu Christi.

Robert Langdon tritt in seiner gewohnt charmanten Art auf. Er erklärt historische Details, ist aufmerksam und will Sophie unter allen Umständen beschützen, obwohl er sie gerade erst kennengelernt hat. Selbst wenn sein Leben bedroht wird, bleibt er sachlich und konzentriert, wovon ich persönlich sehr beeindruckt bin.

Sophie Neveu ist Robert Langdon sehr ähnlich. Sie hat einen analytischen Verstand, kann ihre Gefühle gut verbergen und ist genauso sachlich. Sie lernt viel von ihrem Begleiter, kann ihm aber genauso viel zurückgeben. Die Geschichte ihrer Familie ist mehr als interessant, und im Laufe des Buches gibt es so manches Geheimnis zu entdecken.

Die Geschichte ist sehr ausgeklügelt und feingliedrig durchdacht. Jedes Detail stimmt, auch wenn man über manche Sachen zweimal nachdenken muss. Ich habe das Buch einmal gelesen und jetzt nochmal als Hörbuch gehört. Obwohl ich wusste, wie es ausgeht, fand ich es doch spannend, die Geschichte neu zu entdecken. Dass die historischen Fakten, die der Autor uns auftischt, nicht immer der Wahrheit entsprechen, finde ich persönlich nicht schlimm. Die Fiktion macht dieses Buch nur noch spannender.

Am besten hat mir die „Geschichtsstunde“ im Herrenhaus von Sir Leigh gefallen. Die Analyse des Gemäldes „Das letzte Abendmahl“ hat mir sehr viel Spaß gemacht. Egal, ob die Details so stimmen oder nicht, Sir Leighs Ausführungen sind faszinierend.

Die Auflösung kam für mich beim ersten Mal überraschend. Ich hatte nicht damit gerechnet, wer hinter der gesamten Verschwörung steckt. Als ich das Buch jetzt zum zweiten Mal erlebt habe, konnte ich auf alles achten, was später noch wichtig werden würde. Dadurch hatte ich ein viel besseres Verständnis für die Zusammenhänge.

Insgesamt habe ich „Sakrileg“ auch beim zweiten Mal sehr genossen. Ich mochte die Geschichte, die historischen Details und die Figuren. Die Story war wirklich clever konstruiert, und es hat Spaß gemacht, sie noch einmal neu zu entdecken. Im Vergleich zum ersten Teil der Reihe war dieses Buch ein wenig schwächer, aber trotzdem immer noch bemerkenswert.

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