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Veröffentlicht am 03.05.2021

Hochspannende Lektüre in zwei verschiedenen Zeitebenen

Stummes Opfer: Thriller
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Stummes Opfer ist der elfte Band der Zons-Thriller von Catherine Shepherd. Die Reihe spielt in dem Städtchen Zons in zwei Zeitebenen. Einmal in der Gegenwart, in der wir den Kriminalkommissar Oliver Bergmann ...

Stummes Opfer ist der elfte Band der Zons-Thriller von Catherine Shepherd. Die Reihe spielt in dem Städtchen Zons in zwei Zeitebenen. Einmal in der Gegenwart, in der wir den Kriminalkommissar Oliver Bergmann bei seinen Ermittlungen begleiten und einmal im Jahr 1502, wo wir erfahren, wie Bastian Mühlenberg für Recht und Ordnung sorgt.









"Faszinierend" denke ich, während ich noch einmal den Prolog für die Erstellung meiner Rezension lese. Der Schreibstil und die Wortwahl der Autorin sorgen dafür, dass ich ganz flach atme, um dem schlechten Atem des Täters zu entgehen, dem das vermeintliche Opfer ausgesetzt ist.

In welcher Zeit dieser Prolog spielt, erfahre ich erst im Verlauf der Geschichte.

In beiden Zeitebenen spielt der Bau eines bedeutenden Gebäudes in Zons eine Rolle. Die Arbeiten müssen immer wieder abgebrochen werden. Während vor mehr als 500 Jahren Bettlerinnen verschwinden, wird in der Gegenwart die Leiche eines jungen Mannes gefunden.

Die Geschichte ist sehr eindrücklich erzählt und ich kann mir das Geschehen bildlich vorstellen. Etwas auf der Strecke bleiben leider die Charaktere. Diese kann ich anhand ihrer Namen und Zeitebenen auseinanderhalten, aber so richtig warm werde ich weder mit Oliver Bergmann noch mit Bastian Mühlenberg. Beide sind sehr engagiert dem Täter auf der Spur und das Geschehen ist spannend zu verfolgen. Nur der Funke will bei mir nicht überspringen. Die Nebencharaktere Anna, Emilys Freundin, und Nele, eine der Schülerinnen, hingegen lassen ihre Gefühle und Gedanken recht deutlich zu und bei beiden Charakteren bin ich am Daumen drücken.

Dem Fortgang der Geschichte kann ich sehr gut folgen, auch wenn es für mich der erste Band dieser Reihe ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich bei den Charakteren anders empfinden würde, wenn ich die ersten Bände bereits gelesen und die Entwicklung verfolgt hätte. Das tut aber der Spannung in dem Buch keinen Abbruch. Toll sind auch die Lockerungen, die ich zwischendurch beim Lesen erfahre, denn der Spannungsbogen wird die ganze Zeit über gehalten.



"Hat Ihr Nachbar sich denn in letzter Zeit ungewöhnlich verhalten?", hakte Oliver nach.

"Eigentlich nicht. Er ist genauso schwierig und aggressiv wie sonst auch." - Seite 26



Die Kapitel haben eine ideale Länge und enden oft mit einem Cliffhanger, so dass ich einerseits enttäuscht bin, da es im nächsten Kapitel in der anderen Zeitebene weitergeht, andererseits bin ich froh, dass ich endlich erfahre, was sich dort zuträgt.

Wer kein Problem mit dem Wechsel in den Zeitebenen hat, erfährt einen hochspannenden Lesefluss. Einmal das Buch zur Hand genommen, fällt es mir schwer, es aus der Hand zu legen. Begünstigend ist in diesem Fall, dass ich in der Zeitebene, in dem das Kapitel endet, gerade eh nicht weiterkomme, da ein Wechsel ansteht. - Sonst hätte ich das Buch wohl in eins durchlesen wollen.



Fazit
Dieser Thriller ist für alle, die einem stetigen Wechsel zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen gewachsen sind und die Spannung eines Cliffhangers aushalten können.

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Verzaubert mit den Träumen der Protagonisten

Das Haus der schönen Dinge
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Das Haus der schönen Dinge - der Titel klingt romantisch, nach einem Wohlfülroman und ist doch so viel mehr. Das Haus der schönen Dinge ist eine Liebeserklärung an die Menschen, an die Familien, die gefühlt ...

Das Haus der schönen Dinge - der Titel klingt romantisch, nach einem Wohlfülroman und ist doch so viel mehr. Das Haus der schönen Dinge ist eine Liebeserklärung an die Menschen, an die Familien, die gefühlt schon immer in München gelebt und gewirtschaftet hatten, Ideen hatten und unermüdlich darum bemüht waren in der Gesellschaft dazu zu gehören und ihren Mitmenschen immer das Gefühl gaben, Willkommen zu sein.




Das Haus der schönen Dinge erzählt die Geschichte der jüdischen Familie Hirschvogl. Allen voran von Jacob Hirschvogl, der im Jahr 1897 mit seiner Frau Thea das Kaufhaus am Rindermarkt etabliert.

Heidi Rehn schildert anhand der Familiengeschichte der Hirschvogls sehr eindrücklich und emotional das lebhafte und bunte Treiben in München. Die Belastungen, unter denen Freundschaften zwischen jüdischen und nicht jüdischen Münchnern in den verschiedenen Zeiten der Jahre 1897 bis 1952 stehen und was Missgunst und Neid zu Hass und Hetze werden lässt.

Die Charaktere wirken derart lebendig, dass ich zunächst beeindruckt war, wie gründlich Heidi Rehn über die geschichtlichen Ereignisse und die Familienmitglieder recherchiert haben muss. Ich drückte die Daumen, verdrückte hin und wieder ein paar Tränen, war ernst und missgestimmt, wenn etwas nicht klappte und freute mich bei Erfolgen mit ihnen. Eine Familie, der ich gern begegnet wäre. Menschen, mit denen ich mich gern umgeben hätte.

Die Familie Hirschvogl wollte den Menschen in ihrer Umgebung und ihrer Kundschaft immer etwas besonderes bieten und hieß auch jene willkommen, die nicht nur viel Geld dalassen konnten, sondern auch diejenigen, die zum Gucken und Staunen ins Kaufhaus kamen.

Die Herzlichkeit zeichnet vor allen Dingen die Damen der Hirschvogls aus. Da wären Mutter Thea, Tochter Lily und später die Enkelin Edna. Alle drei gesegnet mit Herz und Hirn und dadurch auch mit Unsicherheit. Hörte man lieber auf den Verstand oder gab man lieber dem Gefühl nach? - Und manchmal entschieden dann doch die äußeren Umstände der Jahre 1897 bis 1952 für einen.

Ich war wie gefesselt von dem Geschehen und bin es bis jetzt. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen und gern hätte ich einmal das Hirschvogl besucht. Am liebsten hätte ich mit eigenen Augen gesehen, wie Thea die Verkaufstische blau-weiß dekoriert, wie die Menschen zur Eröffnung am Eingang stehen und staunen und ja, ich würde auch gern sehen, wie die nicht so schönen Szenen verlaufen. Die Streitereien am Esstisch, die Blicke und die ungesagten Worte zwischen den Freundinnen, die Tumulte auf den Straßen.

Wenn ich dich, liebe Heidi Rehn, bitten dürfte oder einen Drehbuchautor: bitte macht aus dieser Geschichte der Hirschvogls eine Mini-Serie und verfilmt sie. Ich würde es lieben.

Bei all den schönen und zauberhaften Details zum Kaufhaus und das Führen der Geschäfte fehlt mir manches Mal der Verbleib wichtiger Personen. Wie gern würde ich diese bis zum Ende näher mitverfolgen. Das Haus der schönen Dinge hätte gut und gern als Triloge angelegt werden können. Auch, wenn es sicherlich sehr schmerzhaft gewesen wäre, die Charaktere in ihren schwersten Zeiten zu begleiten. So bleibt mir, die Lücken der nur angerissenen Zeiträume mit eigenen Gedanken zu füllen.

Ich danke Heidi Rehn für diese wunderschön erzählte Geschichte, die sich so wirklich und wahrhaftig anfühlt, als hätte es die Familie Hirschvogl tatsächlich gegeben.

Und ich danke Lisa Rauen, die mit ihrer Stimme die Geschichte nicht nur in mein Ohr sondern auch in mein Herz getragen hat. Die aufgebrachte Stimme von Cäcilie habe ich immer noch im Ohr.



Fazit
Wer historische Romane und ausladende Familiengeschichten mag, wird mit Das Haus der schönen Dinge bestens unterhalten. Die Geschichte entführt den Leser in die Zeiten der Jahre 1897 bis 1952 und verzaubert mit den Träumen der Protagonisten.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Tiefsinnig und mit einem Schmunzeln erzählt

Gespenster
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Nina George feiert ihren 32. Geburtstag.

Sie ist alleinstehend, hat sich ihren Traum einer Eigentumswohnung erfüllt und schreibt an ihrem nächsten Bestsellerkochbuch.





In ihrem Freundeskreis wird ...

Nina George feiert ihren 32. Geburtstag.

Sie ist alleinstehend, hat sich ihren Traum einer Eigentumswohnung erfüllt und schreibt an ihrem nächsten Bestsellerkochbuch.





In ihrem Freundeskreis wird währenddessen geheiratet, der Nachwuchs stellt sich ein und Nina begibt sich unter der fachmännischen Aufsicht ihrer Freundin Lola in die Abenteuer der Dating-App Links - die moderne Art einen zukünftigen Partner zu finden.



Ninas Leben wäre damit schon bunt genug. Die voranschreitende Alzheimererkrankung ihres Vaters fordert jedoch nicht nur ihre Mutter, sondern auch Nina heraus und in manchen Momenten auch ihren Vater selbst. Während ihr Vater unter den Geistern der Vergangenheit leidet, leidet Nina darunter, dass ihre Dating-App-Bekanntschaft Max sich unvermittelt nicht mehr bei ihr meldet.



Gespenster hat mich gut unterhalten und mir wieder vor Augen geführt, wie abhängig die Frau in der Gesllschaft auch in diesem Punkt vom Mann ist. Da hilft nur die eigene Ausgeglichenheit. Woher die Kraft dafür auch immer kommen mag.



Dolly Alderton beleuchtet mit Gespenster gesellschaftskritisch die Stellung und die Problematik ihrer Altersgruppe. Die Geschichte ist tiefsinnig und mit einem Schmunzeln erzählt. Und sie zeigt die ungeschönte Wahrheit.

Franziska Grün hat eine angenehme Erzählstimme. Im Dialog hätte ich mir beim Austausch der Nachrichten eine dem Charakter angepasste Klangfarbe gewünscht, um schneller den Verfasser der Nachricht erfassen zu können. Ich emfpand gerade zu Beginn der Geschichte das emotionale Geschehen sehr sachlich erzählt. Das rief in mir zunächst einen Zwiespalt hervor, der sich im Verlauf der Geschichte verringerte.



Fazit
Gespenster hat mir gut gefallen und ich würde wieder ein Buch von Dolly Alderton zur Hand nehmen. Ich mag den nüchternen Blick auf die Tatsachen und den humorigen Erzählstil. Apropos nüchterner Blick auf die Tatsachen: in der Geschichte wird öfter mal zu einem Gläschen Wein gegriffen. Wer sich da leicht verführen lässt, lässt lieber die Finger davon.

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Höchst spannender Thriller

Die Stimme der Rache
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In Die Stimme der Rache hat die Polizei es geschafft, eine junge Frau, die dem Black Rose Killer entkommen konnte, in ein Zeugenschutzprogramm aufzunehmen. Bevor diese jedoch sicher überführt werden kann, ...

In Die Stimme der Rache hat die Polizei es geschafft, eine junge Frau, die dem Black Rose Killer entkommen konnte, in ein Zeugenschutzprogramm aufzunehmen. Bevor diese jedoch sicher überführt werden kann, taucht der Black Rose Killer auf und entführt November McAllister erneut.

Francis Ackerman jr. und Nadia Shirazi geraten auf der Jagd nach dem Black Rose Killer ein ums andere Mal an ihre physischen und psychischen Grenzen. So erfahre ich immer mehr über die Hintergründe der Charaktere und versuche die Beweggründe des Täters zu ergründen.

Bei diesem Fall ist besonders, dass ich als Leser schon früh den Namen des Täters kenne. Doch die Hintergründe und wie schlussendlich alles zusammenhängen kann, was mir an Fakten "geliefert" wird, das wird erst nach und nach aufgeklärt. Der Spannungsbogen wird dadurch sehr gut gehalten und bereits nach kurzer Zeit entwickelt sich der Thriller zum Pageturner. Immer dann, wenn die Spannung mal wieder unerträglich hoch erscheint, kommt Francis Ackerman jr. - oder Franklin Stine, wie er sich jetzt nennt - mit einem lockeren Spruch um die Ecke, der für ein kurzes Durchatmen, Lachen oder Augenverdrehen sorgt. Ich fühle mich bei diesem rasanten und spannenden Thriller gut unterhalten.

Der Fall des Black Rose Killer ist für Nadia Shirazi eine sehr persönliche Angelegenheit und so erfahre ich in diesem Band als Leser viel über die neue Partnerin von Francis Ackerman jr.

Für Francis Ackerman jr. ist es noch ungewohnt beim FBI tätig zu sein. Die Jagd war für ihn als Serienmörder bekanntes Terrain. Doch mit dem Wechsel der Seiten ist die Jagd nun nicht mit dem Tod des Gejagten final, sondern mit einer Festnahme. Diese Herausforderung zu meistern ist neben der Jagd sein persönliches Anliegen.

Es ist erstaunlich. Bevor ich Francis Ackerman jr. kannte, hätte ich es nie für möglich gehalten, mal einen Serienmörder - auch nicht einen ehemaligen - sympathisch finden zu können.



Die Stimme der Rache ist nicht nur ein Seelentrip für das Ermittler-Duo der Spezialeinheit des FBI sondern auch ein knallharter Thriller, der mit brutalen Szenen aufwartet. Hier begegnen dem Leser der Charme und Witz des Protagonisten Ackerman, die kluge und vorausschauende Art der Agentin Shirazi und einen Gegner, der nicht so leicht zu kriegen ist.



"Aus der Gleichung kürzen? Was soll das? Halten Sie sich für besser, als ich es bin, Ezra?" - Seite 82



Die Sprüche sind dabei auch schon mal derb. Bei einem Serienmörder rechne ich aber auch nicht immer mit dem feinen Umgangston.

Der Schreibstil ist klar und eingängig. Die knappen Sätze und die kurzen Kapitel machen das Lesen zu einem Vergnügen und lassen mich als Leser dazu hinreissen, immer weiter zu lesen. Die Geschichte wird von der Spannung getragen. So bin ich schnell von einem "kurzen Hineinlesen in die Geschichte" in den Modus "ich lege das Buch nicht aus der Hand, bevor ich weiß, wie die Geschichte ausgeht" gelangt.



Fazit
Die Stimme der Rache kann ohne Kenntnis der Shepherd-Reihe und ohne den ersten Band der Ackerman-Shirazi-Reihe gelesen werden, da der Fall abgeschlossen ist und der Leser in wohldosierten Informationen zur Person wichtige Details erfährt. Der Thriller ist nichts für schwache Nerven. Ich empfehle früh am Tag mit dem Lesen zu beginnen, wer nicht die Nacht durchmachen will. Ich selbst wollte das Buch schon bald nicht mehr aus der Hand legen.

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Eine Geschichte über Akzeptanz in der Gesellschaft

Die Geschichte einer unerhörten Frau
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In dem Roman Die Geschichte einer unerhörten Frau erzählt Hanne Hippe die Geschichte von Gussy. Gussy heißt mit vollem Namen Augusta Fink, aber alle nennen sie Gussy oder Frau Fink. Denn sich mit Fremden ...

In dem Roman Die Geschichte einer unerhörten Frau erzählt Hanne Hippe die Geschichte von Gussy. Gussy heißt mit vollem Namen Augusta Fink, aber alle nennen sie Gussy oder Frau Fink. Denn sich mit Fremden oder auch nur Bekannten zu Duzen, ziemte sich nicht in den 1950er Jahren.



Ebenso war es eine Schande, als Frau geschieden zu sein. Es gehörte sich für eine Frau verheiratet zu sein, den Haushalt mustergültig zu führen und sich um die Kinder zu kümmern. - Dabei war immens viel zu beachten und das konnte - je nach Bundesland - auch mal variieren.







Glücklicherweise führte Gussy eine mustergültige Ehe und war ihrem Hermann die perfekte Ehefrau. - Bis zu dem Tag, an dem Gussy feststellen musste, dass Hermann nicht der Vorzeigeehemann war und stattdessen Geld verprasst hatte, dass ihm weder gehörte, noch dass er es aus edlem Grund genommen hatte. Da war für Gussy Schluss und sie reichte die Scheidung ein.



Beim Lesen der Geschichte erfahre ich, wie es sich anfühlen musste in den Jahren 1945 bis 1965 in Deutschland. als geschiedene Frau mit zwei kleinen Kindern zu leben. Die Herausforderung eigenes Geld zu verdienen, Verträge zu schließen und nicht alles über den Namen des Mannes abwickeln zu können - was ja üblich und damit sozusagen Gesetz war. Die Barrieren waren unverrückbar da und mussten gemeistert werden.

"Wir werden uns rächen, Mutti. Das machen sie bei Karl May auch", sagte Eva. - Seite 338

Erniedrigende Worte aus der Nachbarschaft, Bemerkungen hinter vorgehaltener Hand und Missgunst und Neid aus den eigenen Reihen sorgten für eine zusätzliche Belastung und jeder hätte es gern gesehen, wie das Vorhaben zum Scheitern verurteilt war. - Weil es sich einfach nicht gehörte.

Hanne Hippe trifft bei der Erzählung einen Ton, der nichts in der Zeit beschönigt und mich trotz aller Härte der geschilderten Erlebnisse auch Schmunzeln lässt.

Gussy habe ich gleich in mein Herz geschlossen. Sie hat ein offenes Herz und einen Sinn für Recht und Ordnung, der nichts mit der nach außen getragenen Ordnung der Menschen im Ort zu tun hat. Richtig und falsch unterscheidet sie zielgerichtet und lebt nach ihrer Überzeugung, auch wenn es der Familie und den Nachbarn nicht in den Kram passt. Das mag ich so an ihr.

Die weiteren Charaktere sind ebenso ausdrucksstark und haben hohen Wiedererkennungswert durch ihre unverrückbaren Eigenschaften. So verzeihe ich es gern, wenn ich - trotz Zeitangaben in den Überschriften - manchesmal erst überlegen muss, in welcher Zeit der Geschichte wir uns gerade befinden. Die Geschichte von Gussy berichtet nicht nur von ihrer Zeit nach der Trennung von ihrem Mann, sondern auch von der Flucht nach dem Krieg, die sich trotzdem nicht nach Frieden anfühlt.

Der Verlauf der Schulzeit ihrer Tochter Eva ist manchesmal für mich zeitlich nicht klar einzuordnen und doch sind diese Momente immer spannend und unterhaltsam und so toll erzählt, dass ich mir bald darauf keine Gedanken mehr darüber mache. - An dem Geschehen kann ich es dann ohnehin schnell festmachen.



Die Geschichte einer unerhörten Frau zeigt deutlich, wie lange es in unserer Gesellschaft dauert, bis sich Neuerungen, wie etwa als Frau geschieden und womöglich alleinerziehend zu sein oder auch ein neues Kleidungsstück oder eine moderne Frisur zu tragen, durchsetzen können.

Wie ich sehe, kann mit Selbstbewusstsein, Durchsetzungskraft und Charme eine Frau durchaus ihren Mann stehen. - Auch heute noch.

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