Eine dramatische Familiengeschichte
Geteilte TräumeImgke erfährt im Jahr 1992 zufällig kurz vor ihrem Abitur in Ost-Berlin, dass ihre vermeintlichen Eltern nicht ihre leiblichen Eltern sind und macht sich daraufhin auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter. ...
Imgke erfährt im Jahr 1992 zufällig kurz vor ihrem Abitur in Ost-Berlin, dass ihre vermeintlichen Eltern nicht ihre leiblichen Eltern sind und macht sich daraufhin auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter. Dadurch erfährt sie von verschiedenen Familienmitgliedern, was es bedeutete im politischen System der DDR aufzuwachsen. Angefangen vom Einmarsch der Russen und der Kollektivierung des Landes, dem Mauerbau und Fluchtversuchen, brutale Haftbedingungen, über Einschränkungen bei der Berufswahl, Bespitzelung und auch Spitzeltätigkeiten bis hin zur Kinderbetreuung zu DDR-Zeiten. Dabei werden, je nach Sichtweise des jeweiligen Familienmitgliedes, auch positive Aspekte des Lebens in der DDR thematisiert. Gleichzeitig spielt natürlich auch das Thema Familie und Zusammengehörigkeit eine große Rolle, da Ingke nun zwischen ihren vermeintlichen Eltern und ihrer leiblichen Familie hin und her gerissen ist.
Ich fand den Roman, nachdem ich anfangs noch etwas mit den vielen Personen und ihren Geschichten überfordert war, was sich schnell gab, sehr fesselnd und wichtig. Ich selbst bin im Westen aufgewachsen und war nur als Kind zu Besuch in der DDR und habe so natürlich nicht viel vom Leben dort mitbekommen. Daher war es für mich sehr beeindruckend mit Hilfe der verschiedenen Personen und ihren, teilweise auch zwiespältigen, Erfahrungen mitzuerleben, was es bedeutete in diesem politischen System zu leben und welche sehr brutalen Konsequenzen es haben konnte, wenn man sich in bestimmten Punkten nicht anpasste. Gleichzeitig lernt man aber auch Personen kennen, denen es recht gut gelang, sich und andere nicht zu verraten, indem sie sich mit allem bestmöglich arrangierten, sodass der Roman sehr vielschichtig ist. Auf jeden Fall merkt man deutlich, dass Ulla Mothes gründlich für ihre Geschichte recherchiert hat und auch der Schreibstil ist sehr anschaulich und gut lesbar, wenn auch nicht allzu gefühlsbetont.