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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2021

Raue West-Berliner Nostalgie

Teufelsberg (Wolf Heller ermittelt 2)
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Lange mussten wir warten auf den zweiten Wurf des Trios Lutz/Wilhelm/Kellerhoff. Ihr gemeinsames Debüt gaben sie mit „Die Tote im Wannsee“ (2018) und nun geht es weiter mit „Teufelsberg“.
Meine Begeisterung ...

Lange mussten wir warten auf den zweiten Wurf des Trios Lutz/Wilhelm/Kellerhoff. Ihr gemeinsames Debüt gaben sie mit „Die Tote im Wannsee“ (2018) und nun geht es weiter mit „Teufelsberg“.
Meine Begeisterung hält an, denn wieder werden wir zurückversetzt ans Ende der 60er Jahre nach West-Berlin und auch Kommissar Wolf Heller ist wieder der Ermittler der Stunde. Dieses Mal wird die Frau eines Richters erwürgt. Das brisante daran: die Tote war Jüdin. Auch die jüdische Gemeinde wird bedroht und Wolf Heller muss schnell und umsichtig handeln um das Schlimmste zu verhindern, denn die Nichte der Toten wird auch noch entführt!
Spannend ist es wieder und auch wenn ich mich wiederhole. Hier haben die drei Autoren wieder ein großartiges Zeitportrait geliefert das als Kulisse für den Krimifall dient. Die Gefühlslage der Stunde wird hier großartig transportiert. Und erschreckend sind die Parallelen zu heute.
Die Charaktere sind schlüssig und rund, so mancher kantig und rau, macht das Personalkabinett sehr lesenswert.
Auch wenn hier wieder 3 Autoren am Werk waren, es ist rund, liest sich gut wie aus einer Hand geschöpft. Spannend, rasant und auch tiefgründig wird es ab und an. Alles drin um niveauvoll unterhalten zu werden aus meiner Sicht.
Mein Fazit bleibt unverändert zu dem des ersten Falls: Ein Muss für alle ehemaligen West-Berliner und für Krimi-Fans, die es mögen, wenn das Buch mehr zu bieten hat als einen Fall zu lösen.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Carla is back - wir sind begeistert!

Carla Chamäleon: Zoff im Zoo
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Wir waren bereits begeistert vom ersten Band „Oh Schreck, ich bin weg!" allerdings haben wir den gehört und nicht gelesen. Wenn man Carla, 11 Jahre, noch nicht kennt, sollte man wissen, dass Carla unter ...

Wir waren bereits begeistert vom ersten Band „Oh Schreck, ich bin weg!" allerdings haben wir den gehört und nicht gelesen. Wenn man Carla, 11 Jahre, noch nicht kennt, sollte man wissen, dass Carla unter Chamäliose „leidet“. Wie kennt ihr nicht? Die gute Carla wird unsichtbar, wenn sie nervös wird oder es eine mega peinliche Situation gibt. Keine Sorge an alle, die Band 1 noch nicht gelesen haben, zu Beginn wird noch mal alles erklärt.
Nun folgt Band 2 „Zoff im Zoo“! Carla hat ihre "Unsichtbarkeit" überwunden und ist jetzt gewillt sie einzusetzen! Wunderbar, Carla hat sich weiterentwickelt. Sie ist nun Mitglied im Geheimbund "Die Kavaliere", die gutes Tun wollen im Geheimen. Der erste Auftrag führt sie in den Zoo und da passieren die kuriosesten Dinge und schon wieder oh schreck, ihr Feind scheint auch mit der Umgebung verschmelzen zu können wie sie! Was nun!?!?
Franziska Gehm hat wieder ihren Fundus an guten Ideen angezapft und hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben, dass auch mit viel Witz daherkommt! Uns hat der zweite Band fast noch besser gefallen als Band1 und wir freuen uns schon jetzt auf Band 3 „Wer ist hier der Big Boss?“
Durchsetzt ist der Text mit Schwarz-Weiß-Illustrationen, die aber nur dezent zum Einsatz kommen. Wenn welche da sind, fanden wir sie gut und auch nett als Auflockerung von der Geschichte.
Geeignet ist das Buch super für Grundschüler, zum Vorlesen wie auch zum Selbstlesen. Allerdings ist die Textmenge pro Seite nicht zu verachten, also eher schon für geübtere Leser:innen. Aber ich glaube an die Kraft des guten Textes und somit in guter Hoffnung, dass die neue Generation Leser:innen hier auch viel Lesen will, weil es so spannend ist.

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Veröffentlicht am 26.03.2021

Zeitreise mit Mord auf Norderney!

Der tote Rittmeister
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Was man sogleich wissen sollte, „Der tote Rittmeister“ ist bereits der zweite Band aus der neuen Krimi-Reihe um die Lehrerin Viktoria Berg und den Journalist Christian Hinrichs, die bereits im ersten Band ...

Was man sogleich wissen sollte, „Der tote Rittmeister“ ist bereits der zweite Band aus der neuen Krimi-Reihe um die Lehrerin Viktoria Berg und den Journalist Christian Hinrichs, die bereits im ersten Band (Die Tote in der Sommerfrische) gemeinsam ermittelt haben. Zu Band 1 kann ich (noch) nichts kundtun, habe ich diesen noch nicht gelesen und ja, man auch im zweiten Band gut folgen. Mich hat es nicht gestört.
Dies ist ein klassischer Whodunits, es werden nicht literweise Blut vergossen und Menschen abgemetzelt, dass man sich nicht mehr traut vor die Tür zu gehen, nein, es ist ein „netter“ Krimi – auch wenn es sich irritierend liest, so ist es! Ein Buch um sich damit in die Sonne zu setzen und es wegzuschmöckern.
Norderney, in bester Gesellschaft, denn das ganze spielt in der Kaiserzeit im Jahre 1913 und die Seebadgesellschaft war zu damaligen Zeiten eine Feine. Ob die sich auch immer so fein gibt, dass findet ihr beim Lesen heraus. Die Lehrerin Viktoria Berg möchte eine Schülerin auf der Insel besuchen im Seehospiz und gerät so in eine Suchaktion einer Freundin der Schülerin und begegnet so zufällig wieder dem Journalist Christian Hinrichs. Dieser ist wiederum vor Ort um das Thronjubiläum von Kaiser Wilhelm II. auf Norderney zu dokumentieren. Leider kommt ihm die Leiche des Rittmeisters in die Quere und er wird kurzerhand zum Hilfspolizisten berufen – so unkompliziert war das damals. Tja, und nun sind die beiden mit dem Klären beider Fälle beschäftigt und wir raten mit!
Nett geschrieben von Elsa Dix und unterhaltsam angelegt. Auch recht kurzweilig, denn die Kapitel sind aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben. Landschaft und historische Umgebung ist gut eingebettet und so konnte ich mir als Leserin eine gute Vorstellung davon machen wie es zur Kaiserzeit in einem Seebad zuging im Sommer. Die Autorin scheint gut recherchiert zu haben und sich auch mit Details der damaligen Zeit auseinander gesetzt zu haben.
Ich las es gerne!

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Anders kann auch gut sein!

Das Flüstern der Bienen
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Was mir nach über einem Jahr Lockdown am meisten fehlt ist die Ferne, das Reisen, das Andersartige und die Vielfalt der Welt. Da kommen mir Romane wie Sofia Segovias „Das Flüstern der Bienen“ gerade recht ...

Was mir nach über einem Jahr Lockdown am meisten fehlt ist die Ferne, das Reisen, das Andersartige und die Vielfalt der Welt. Da kommen mir Romane wie Sofia Segovias „Das Flüstern der Bienen“ gerade recht und tragen mich fort. Nicht nur an einen anderen Ort am anderen Ende der Erde, denn der Roman spielt in Mexiko. Sondern auch in eine andere Zeit, aber es bleibt aus einem Aspekt heraus doch sehr gegenwärtig! Denn der Roman spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die spanische Grippe hält alle gefesselt (1918/19). Die Parallelen sind erschreckend! Trotzdem taucht man in eine andere Welt ein, sind die Lebensumstände doch so gänzlich anders und die historische Einbettung mit der Geschichte Mexikos bereichernd und interessant. Sprich: Ja, auf etwas mehr als 100 Seiten gibt es eine Pandemie, ABER bei weitem ist das nicht alles in diesem Roman!
Mexiko, das Land ist im Umbruch, die mexikanische Revolution beginnt und viele hungern. Es folgt die Spanische Grippe, die Landreformen. In Mitten dieses Trubels wird ein Kind mit entstelltem Gesicht namens Simonopio gefunden von einer alten Amme Nana Reja. Die Familie Morales, die Ländereien besitzen und immer wieder ohnmächtig dem Zeitgeschehen gegenüberstehen, zieht ihn auf und lieben ihn wie ihren eigenen Sohn. Argwohn und Misstrauen begegnet dem andersartigen Jungen, der inmitten der bildungsfernen Bauernbevölkerung aufwächst in der Kleinstadt Lineares. Ihn umgibt, zu seinem Schutz, immerfort ein Bienenvolk. Der Bienenjunge ist anders und es wird lange im Dunkeln gehalten was die Geschichte um ihn ausmacht und steht parallel zu den echten historischen Fakten.
Eine märchenhafte Prosa zeichnet dieses Buch aus. Sofia Segovia hat einen ganz besonderen Stil. Poetisch, leise im Klang, aber gewaltig im Ausdruck! Wunderbar zum Abtauchen.
Fazit: Eine schöne verwobene Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit.

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Veröffentlicht am 15.12.2020

Flashback – ein Leben unter der Lupe

Das Licht jener Tage
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Romancier Stephan Abarbanell, der hauptberuflich Kulturchef beim RBB ist, hat mit ‚Das Licht jener Tage‘ bereits seinen zweiten Roman vorgelegt. Wer den Hintergrund des Autors ein wenig kennt, wundert ...

Romancier Stephan Abarbanell, der hauptberuflich Kulturchef beim RBB ist, hat mit ‚Das Licht jener Tage‘ bereits seinen zweiten Roman vorgelegt. Wer den Hintergrund des Autors ein wenig kennt, wundert sich nicht über den Themenkomplex seines zweiten Romans. Sofort fällt auf, dass der Protagonist im Roman, Robert Landauer, ähnlich alt ist und mit dem Autor selbst einige Lebenseckpunkte verbindet und dabei besonders den Nahe Osten. Sprich hier sind viele eigene Erfahrungen eingeflossen. Aber nun mal ein paar Worte zum Roman, den ich mit Begeisterung gelesen habe. Robert Landauer, Arzt, hilft in Berlin einer jungen Muslimin, die einen leichten Hitzeschock im Auto erlitt. Wie der Zufall es will ist der Vater der jungen Frau ein Altbekannter von Landauer und so kommen nicht nur Erinnerungen an alte Zeiten hoch auch löst der ehemalige Weggefährte einen Gefallen ein. Sein ehemaliger Retter benötigt seine Hilfe und wir reisen gedanklich mit ihm in den Nahen Osten.
Der Roman hat exakt 350 Seiten und davon ist aus meiner Sicht keine zu viel und keine zu wenig. Er schreibt auf den Punkt genau, konzentriert, aber wirkungsvoll und spannungsgeladen. Stephan Abarbanell hat den Roman zuerst strategisch durchgeplottet, dadurch ist der gut durchdacht. Mir gefällt diese klare Sprache und das durchkomponierte wie ein erdachtes Schachspiel. Äußerst gut.
Mir fiel beim Lesen dieses Romans ein anderer wieder ein: der Roman ‚Schwarzer September‘, der auch den Nahen Osten im Fokus hat und uns mit in die Vergangenheit nimmt. Allerdings ist er strukturell komplett anders und aus meiner Sicht sehr viel wirrer daher kommt. Sprich, wer einen Roman sucht mit Kontext „Naher Osten“ sollte lieber zu ‚Das Licht jener Tage‘ greifen.
Spannend ist auch,dass Abarbanell evangelische Theologie studierte, obwohl er gerne jüdische Theologie studiert hätte. Er lernte dafür auch Alt-Hebräisch gelernt, das moderne Hebräisch spricht er hingegen nicht! Man sieht der Autor hat sich viel mit der Gegen auseinandergesetzt und ist ein Nahost-Kenner. So was tut auch fiktionalen Geschichten gut, die uns den Horizont erweitern.
Insgesamt gelungen!

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