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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2021

Eine faszinierende Künstlerin

Die Bildhauerin
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Pia Rosenbergers historischer Roman „Die Bildhauerin“ aus der Reihe ‚Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe‘, erschienen im April 2021 im Aufbau Verlag, handelt von einer der bedeutendsten ...

Pia Rosenbergers historischer Roman „Die Bildhauerin“ aus der Reihe ‚Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe‘, erschienen im April 2021 im Aufbau Verlag, handelt von einer der bedeutendsten Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts, Camille Claudel. Die Autorin beschreibt die Studienzeit von Camille an der Académie Colarossi in Paris und die Liebe zwischen ihr und dem berühmten Bildhauer und um viele Jahre älteren Auguste Rodin. Der Leser bekommt einen sehr guten Einblick in das Leben der Künstler der 1880er Jahre in Paris sowie der schwierigen Lebensumstände ihrer Modelle, der schlechten Bezahlung und teilweise katastrophalen hygienischen Verhältnissen.
Mir hat vor allem der flüssige und angenehme Schreibstil gefallen. Das Buch ist spannend geschrieben, und Camilles Geschichte hat mich von Anfang an fasziniert. Man ist sofort mitten in der Geschichte und kann sich sehr gut in die verschiedenen Charaktere und auch in die damalige Zeit hineinversetzen. Die Beschreibung und Entstehung einiger von Rodins berühmten Kunstwerken, wie z. B. ‚Der Kuss‘ oder ‚Das Höllentor‘ sind hervorragend in das Buch eingebettet und man wird praktisch dazu eingeladen, das entsprechende Werk zu googeln und es sich anzuschauen. Überhaupt nicht störend empfinde ich, dass Pia Rosenberger das Ende der Geschichte und die Liebesbeziehung zwischen Camille und Rodin offenlässt, denn Camilles Biografie besitzt noch genug Potenzial für eine Fortsetzung.
Alles in allem ist es ein sehr gelungener und gut recherchierter biografischer Roman, der nicht nur Kunstliebhaber begeistern wird.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Warmherzig, berührend und vor allem "legendär"

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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Andrew David MacDonalds Roman „Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz“ handelt von einer ganz besonderen jungen Frau, die mit einem fetalen Alkoholsyndrom zur Welt gekommen ist, da ihre Mutter während ...

Andrew David MacDonalds Roman „Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz“ handelt von einer ganz besonderen jungen Frau, die mit einem fetalen Alkoholsyndrom zur Welt gekommen ist, da ihre Mutter während der Schwangerschaft getrunken hat. Zelda ist 21 Jahre alt und lebt zusammen mit ihrem Bruder Gert in einer Wohngegend, in der Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie Gewalt auf der Tagesordnung stehen. Seit dem Tod der Mutter kümmert sich Gert um seine Schwester und beschützt sie vor allen Menschen, die sie wegen ihrer Behinderung hänseln oder ihr etwas antun wollen. Zelda weiß, dass sie anders ist als andere Menschen, aber mit Hilfe klarer Regeln, die sie und Gert zusammen aufgestellt haben, kommt sie sehr gut durch den Alltag. Es geht so lange gut, bis Gert in Drogengeschäfte verwickelt wird und immer wieder Regeln bricht. Zelda merkt, dass sie sich jetzt um ihren Bruder kümmern muss und vertraut auf ihr Wissen über Wikinger und deren Legenden. Sie beginnt zu kämpfen.
Mich hat das Buch von Anfang an in den Bann gezogen und Zelda ist mir mit ihrer ungezwungenen Sprache und ihrem Mut, sich den vielen Problemen zu stellen, richtig ans Herz gewachsen. Der ganze Roman ist wunderschön geschrieben, und die Charaktere werden aus der Sicht von Zelda auf eine so überzeugende Art und Weise beschrieben, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Man kann sich komplett in Zelda hineinversetzen, man fühlt, liebt, denkt, streitet und versöhnt sich mit ihr. Es ist ein Buch, das unglaublich emotional berührt und ans Herz geht.
Das Buchcover ist sowohl optisch als auch haptisch fantastisch und passt hervorragend zum Inhalt.
Alles in allem hat Andrew David MacDonald einen „legendären“ Debütroman geschrieben. Deshalb bekommt er von mir eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Ergreifendes und spannendes Leseerlebnis

Die Buchhändlerin
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Der Roman „Die Buchhändlerin“ von Ines Thorn spielt in den 40er Jahren in Frankfurt und handelt von der jungen Christa, die zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Onkel Martin in einer Wohnung über der familieneigenen ...

Der Roman „Die Buchhändlerin“ von Ines Thorn spielt in den 40er Jahren in Frankfurt und handelt von der jungen Christa, die zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Onkel Martin in einer Wohnung über der familieneigenen Buchhandlung Schwertfeger lebt und in ihrer Freizeit oft im Laden aushilft. Christa liebt alles, was mit Literatur und Büchern zu tun hat und träumt davon, Literaturwissenschaft an der Uni Frankfurt zu studieren. Als Martin von einer Nachbarin denunziert wird, weil er angeblich entartete Bücher verkauft, kommt er als politischer Häftling ins Konzentrationslager und die Buchhandlung wird von den Nazis enteignet. Als er nach dem Krieg entlassen wird, ist er zwar psychisch und körperlich verändert, steckt aber seine ganze Energie wieder in die Buchhandlung und eröffnet sie neu. Auch für Christa ändert sich nach dem Krieg vieles, da sie ihre eigenen Interessen aus familiären Gründen zurückstecken und auf viele Dinge, die sie gerne machen möchte, verzichten muss. Sie lässt die Menschen, die sie dringend brauchen, nicht im Stich und hilft, wo sie kann.
Ines Thorn schafft es, den Leser von Anfang an zu fesseln. Spannend und authentisch, mit ihrem sehr angenehmen und lebendigen Schreibstil nimmt sie einen mit in die Zeit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg. Mich hat vor allem beeindruckt, dass Christa immer nach vorne geschaut und nie aufgegeben hat, egal wie aussichtslos die Situation war. Die Autorin hat die historischen Hintergründe sehr gut recherchiert und man hat das Bild des vom Krieg gezeichneten Nachkriegsdeutschland exakt vor Augen: die zerstörten Häuser, die Armut und die Menschen, die mit vereinter Kraft versuchen, Frankfurt wieder lebenswert zu machen. Die Charaktere der Geschichte sind sehr gut beschrieben und man fiebert mit ihnen regelrecht mit.
Auch das Buchcover finde ich sehr gelungen, Es passt hervorragend zum Inhalt und ist ein echter Eyecatcher. Es zeigt eine sehr selbstbewusste und stolze Frau, die ein Buch an ihr Herz drückt. Im Hintergrund sieht man eine Buchhandlung mit vielen Büchern in der Auslage.
Alles in allem hat mich der Roman emotional sehr bewegt und überzeugt, und ich kann ihn definitiv weiterempfehlen. Eine Fortsetzung wäre wünschenswert.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Spannender Roman, der zum Nachdenken anregt

Freiflug
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Der Roman „Freiflug“ von Christine Drews erzählt eine teils fiktive und teils wahre Geschichte. Es ist die Geschichte zweier Frauen, die in den 70er Jahren um die Gleichberechtigung der Frau kämpfen:

Die ...

Der Roman „Freiflug“ von Christine Drews erzählt eine teils fiktive und teils wahre Geschichte. Es ist die Geschichte zweier Frauen, die in den 70er Jahren um die Gleichberechtigung der Frau kämpfen:

Die Anwältin Katharina Berner, die aus einer reichen Unternehmerfamilie stammt, hat gegen den Willen ihres Vaters Jura studiert und arbeitet in einer großen renommierten Kanzlei in Köln. Da sie die einzige Frau im Kollegium ist, stehen oft sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, frauenfeindliche Sprüche oder Diskriminierungen seitens ihrer männlichen Kollegen auf der Tagesordnung. Auch ihr Gehalt ist um einiges geringer, obwohl sie ihr Staatsexamen mit Bestnoten abgeschlossen hat. Katharina hält es nicht mehr aus und macht sich selbstständig.

Zeitgleich sucht die 20jährige Rita Maiburg, eine Stelle als Pilotin. Der kleine Betrieb in München, in dem sie erstklassig ausgebildet wurde und als Co-Pilotin gearbeitet hat, musste schließen, und seitdem ist sie arbeitslos. Rita bewirbt sich bei der Lufthansa, bekommt jedoch einen Ablehnungsbescheid „da weibliche Flugzeugführerinnen in unserer Gesellschaft aus grundsätzlichen Erwägungen nicht zum Einsatz kommen“ (Seite 72). Diese Begründung nimmt Rita jedoch nicht hin und entschließt sich, gegen die Lufthansa und die Bundesrepublik Deutschland zu klagen. Sie sucht sich eine Anwältin, die bereit ist, mit ihr für die Gleichberechtigung zu kämpfen: Katharina Berner.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Katharina und Rita erzählt und gibt sowohl Einblick in deren Leben als auch in die Rolle der Frau in den 70er Jahren. Mir hat sehr gut gefallen, dass beide Frauen immer nach vorne geschaut und nicht aufgegeben haben, für die Gerechtigkeit und die Gleichberechtigung der Frau zu kämpfen. Es ist manchmal kaum zu fassen, wie sehr sich die Frauen ihren Männern unterordnen und ihre Rolle als Hausfrau und Heimchen am Herd spielen mussten – ob sie wollten oder nicht. Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, warum die Frauenbewegung nicht schon viel früher und heftiger eingesetzt hat. Warum haben die meisten Frauen alles mit sich machen lassen? Warum haben sie sich nicht gewehrt? Ich war fassungslos, als ich die Entscheidung des Bundesgerichtshofs zur Rechtslage bezüglich der Schuldfrage im Falle einer Ehescheidung gelesen habe (Seite 93) und bin froh, dass sich diesbezüglich schon sehr viel in der Rechtsprechung geändert hat.

Als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, sind mir gleich der raue Einband und das dunkelblaue, edle Lesebändchen aufgefallen. Man sieht aus der Vogelperspektive eine Frau, die mit großen Schritten neben einem gelben Streifen geht, der von links unten über den ganzen Einband nach oben führt. Rechts vor ihr erkennt man, leicht verschwommen, ein kleines Flugzeug. Der Streifen erinnert mich an eine Landebahn, die Frau an eine Stewardess (oder Pilotin?), und das Papier des Bucheinbandes könnte die (raue) Männerwelt darstellen. Man könnte schon einiges in das Buch hineininterpretieren, bevor man es überhaupt gelesen hat. Toll gemacht!

Auch wenn der Roman nicht nur von der Pilotin Rita Maiburg handelt und mehrere fiktive Geschichten rund um die beiden Protagonistinnen beinhaltet, hat mich das Buch von der ersten Seite an fasziniert und gefesselt. Christine Drews vermittelt den Leser*innen in einer sachlichen klaren und schnörkellosen Sprache, dass man niemals aufgeben sollte, auch wenn die Situation noch so hoffnungslos erscheint. ‚Freiflug‘ ist ein Buch, das Mut macht, weiter für die Gleichberechtigung zu kämpfen, sich selbst zu verwirklichen, ein Roman, der sehr zum Nachdenken anregt und der noch lange nachhallen wird.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Unschuldig?

Unter dem Sturm
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Der Kriminalroman „Unter dem Sturm“ von Christoffer Carlsson spielt im südschwedischen Märbeck. Die 17jährige Lovisa wird ermordet und das Haus, in dem sie wohnt, angezündet. Alle Indizien deuten auf ihren ...

Der Kriminalroman „Unter dem Sturm“ von Christoffer Carlsson spielt im südschwedischen Märbeck. Die 17jährige Lovisa wird ermordet und das Haus, in dem sie wohnt, angezündet. Alle Indizien deuten auf ihren gewaltbereiten Freund Edvard, der zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wird. Am schlimmsten ist es für Isak, seinem 7jährigen Neffen, der sehr viel mit seinem Onkel unternommen und ihn vergöttert hat.
Jahre später wird Isak wegen Diebstahls von dem Polizisten Vidar verhört, der auch bei den Ermittlungen in der Mordsache Lovisa beteiligt war. Als Ungereimtheiten auftauchen, beginnt Vidar an Edvards Schuld zu zweifeln und sucht zusammen mit Isak nach der Wahrheit.
Mir hat an dem Buch sehr gut gefallen, dass es auf drei verschiedenen Zeitebenen spielt und der Leser nach und nach erfährt, was wirklich in der Mordnacht passiert ist. Es ist manchmal nicht immer einfach, den Zeitsprüngen zu folgen, doch insgesamt finde ich den Plot um Edvard und Lovina sehr interessant und auch das Ende hat mich überrascht.
Der Sprachstil des Autors ist etwas gewöhnungsbedürftig und die Erzählweise an manchen Stellen etwas langatmig. Es ist nicht unbedingt ein Krimi, bei dem man vor lauter Spannung mitfiebert, sondern eher ein komplexes, faszinierendes Familiendrama um Schuld und Sühne. Alles in allem – bis auf das Cover, das meiner Meinung nach überhaupt nicht passt - ein gelungenes Buch.

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