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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2021

Auch Täter werden ermordet

Tod in der Waschmaschine
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Der Krimi beginnt vielversprechend gleich mit zwei Leichen und sogar recht humorvoll, die Spannung lässt zwar etwas nach, bedingt durch die weniger spektakuläre Ermittlungsarbeit, steigert sich jedoch ...

Der Krimi beginnt vielversprechend gleich mit zwei Leichen und sogar recht humorvoll, die Spannung lässt zwar etwas nach, bedingt durch die weniger spektakuläre Ermittlungsarbeit, steigert sich jedoch bei der finalen Täterjagd wieder. Tempo kommt in die Handlung durch den laufenden Wechsel zwischen Ermittler- zur Täterseite, wodurch man schrittweise die Vorgeschichte der Morde erfährt. Der Reiz für den Leser liegt somit weniger im Miträtseln als im Miterleben, wie man den Verbrechern auf die Schliche kommt. Das Thema Kindermissbrauch drückt leider etwas aufs Gemüt.
Der Schreibstil ist einfach und flach, eher objektiv erzählend, vermittelt so gut wie keine Emotionen oder Stimmungen, auch nicht das Flair der Insel. Dadurch ist es auch schwierig, mit den Charakteren richtig warm zu werden, sie sind sympathisch, werden aber nicht richtig lebendig, selbst die Sexszenen wirken zu kühl, zu wenig leidenschaftlich. Kennt man Band 1 nicht, vermisst man Informationen über die Vorgeschichte der Protagonisten, z.B. wie sich Harry und Kommissar Carlos kennenlernten, wieso Harry Frührentner ist, was er früher gearbeitet hat und wieso es möglich ist, dass er als Zivilist so intensiv in die polizeiliche Ermittlungsarbeit eingebunden werden kann.
Mir persönlich gefällt das Layout nicht. Dadurch, dass die Dialoge in den Absatzblöcken ineinander übergehen, weiß man manchmal nicht mehr, wer was gesagt hat. Das irritiert und hemmt den Lesefluss.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Das Vermächtnis der Moorleiche

Schwarzwälder Morde
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Der Krimi spielt in Bad Wildbad, wo die Kommissare Scholz und Schmälzle mit zwei Fällen zugleich konfrontiert werden: mit dem Fund einer Moorleiche aus dem 19. Jh und mit Attacken auf einen Investor einer ...

Der Krimi spielt in Bad Wildbad, wo die Kommissare Scholz und Schmälzle mit zwei Fällen zugleich konfrontiert werden: mit dem Fund einer Moorleiche aus dem 19. Jh und mit Attacken auf einen Investor einer Ferienanlage, die neben dem Anwesen eines ortsansässigen Schnapsbrenners erfolgen.
Das Reizvolle dieses Regionalkrimis sind die schwäbischen Dialoge, so manch urige Typen und einige amüsante Szenen mit Situationskomik.
Die Handlung vollzieht sich in einem Wechsel von der Vergangenheit, als 1869 eine Bäuerin mit Schmuggelware durchs Moor wandelt, und der Gegenwart, wo die beiden Kommissare mehr oder weniger ambitioniert den Vorkommnissen bei der Schnapsbrennerei auf den Grund gehen.
Der Schreibstil ist an und für sich flüssig, das Buch ist in kurze Kapitel gegliedert, die jeweils datiert sind, wodurch man einen guten zeitlichen Überblick behält. Die beiden Zeitebenen unterscheiden sich auch sprachlich, so erlebt man die nächtliche Wanderung der Bäuerin in der Ich-Form, der übrige Roman wurde in Erzählform verfasst.
Als Leser, der Bad Wildbad und Umgebung nicht kennt, erfährt man so einiges über Kirschlikör, Bollenhüte und andere Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten. Die eingeflochtenen schwäbischen Ausdrücke geben dem Text eine humoristische Note, sind entweder erklärt oder leicht verständlich. Wer dort ansässig ist, wird sicher auch seine Freude daran haben, sich anhand der angeführten Straßennamen ganz genau zurecht zu finden.
Die beiden Kommissare, der alteingesessene Schwabe Scholz und der erst vor kurzem nach Wildbad versetzte Badener Schmälzle, mit haitianischen Wurzeln, sind total gegensätzliche Persönlichkeiten und harmonisieren in ihrer Arbeitsweise bei weitem noch nicht, was sich dem Leser in streckenweise ermüdend langen Dialogen offenbart. Glücklicherweise gibt es in diesem Team eine sehr effiziente Mitarbeiterin und eine eigenständig agierende, wirklich sehr originelle Putzfrau, die beide letztlich die Ermittlungen so richtig in Schwung bringen.
Obwohl mir sehr wohl bewusst war, dass es sich um einen Regionalkrimi handelt, wo es weder bluttriefende Untaten gibt noch um einen packenden Wettlauf um Leben und Tod geht, so hatte ich mir doch etwas mehr an überraschenden Wendungen, nicht vorhersehbaren Erkenntnissen erwartet, ein paar Spuren, die mich als Leser in die Irre führen. Zudem fand ich leider keinen richtigen Zugang zu den Protagonisten. Trotz der geschilderten Eigenheiten und Äußerlichkeiten blieben sie für mich eindimensional und leblos. Da es für mich persönlich stets wichtig ist, mit den Protagonisten zu sympathisieren, konnte mich das Buch leider nicht in seinen Bann ziehen.

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Grausame Morde und langatmige Ermittlungen

Das Letzte, was du siehst
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Kurz zum Inhalt. Marie Wagenfeld ist externe IT-Beraterin für Immobilienfonds. Als einer der Projektmanager brutal ermordet wird, benötigt der ermittelnde Kommissar Kellermann ihr Fachwissen und ihren ...

Kurz zum Inhalt. Marie Wagenfeld ist externe IT-Beraterin für Immobilienfonds. Als einer der Projektmanager brutal ermordet wird, benötigt der ermittelnde Kommissar Kellermann ihr Fachwissen und ihren Einblick in die Geschäftsgebarung des Unternehmens. Je tiefer sie graben, auf desto mehr Verwicklungen, unlautere Machenschaften, weitere Morde und Motive stoßen sie.
So wie das Buch beginnt, nämlich schockierend, so endet es auch, nämlich extrem packend.
Doch leider sucht man dazwischen vergebens nach einem steten Spannungsspiegel. Da es sich im Laufe der Ermittlungen herausstellt, dass es sich offensichtlich um seit einigen Jahren verübte Serienmorde handelt, ist man immer wieder mit verstörend perversen und bestialisch zugerichteten Mordopfern konfrontiert, doch der Hauptteil der Ermittlungen beruht auf dem Durchforsten von Datenbanken. Die Protagonistin Marie, sehr intelligent und – wie die auf diesen Gebieten tätige Autorin - in den Fachbereichen Investmentbanking, Immobilien als auch im IT-Bereich sehr versiert, zudem auch noch in punkto Kunst sehr bewandert, unterstützt den zuständigen Kommissar durch ihr Wissen und mit sehr detaillierten Erklärungen. Möglicherweise sehr informativ und lehrreich für jemanden, den diese Materie sehr interessiert, damit nicht vertraute LeserInnen wie ich fühlen sich eher gelangweilt oder überfordert.
Der Schreibstil ist an und für sich flüssig und liest sich flott, solange man sich nicht durch für den Normalverbraucher schwierig erfassbares Fachwissen kämpfen muss. Marie und der Kommissar fand ich sympathisch, alle anderen erwähnten Personen empfand ich eher nur als Randfiguren, konnte sie teilweise nur schwer auseinanderhalten.
Ich denke, dass eine Straffung mancher Textpassagen dem Buch gut getan hätte. Anlagen für einen wirklich guten Thriller sind vorhanden, das Zuviel an Fachchinesisch killt leider die Spannung weitgehend.
Es handelt sich hiebei um den ersten Band einer Trilogie. Es ist zu hoffen, dass die Fortsetzungen spannungsgeladener und thematisch ansprechender verfasst werden. An und für sich würde ich gerne die weitere Zusammenarbeit von Marie Wagenfeld mit Kommissar Kellermann verfolgen.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Spionageroman mit Spannungsauf- und -ab

Geiger
7

Der Klappentext und die Leseprobe haben mich etwas in die Irre geführt, da man aufgrund dieser Informationen nichts davon ahnt, wie sehr man mit Politik, Spionage und Kaltem Krieg konfrontiert wird - meine ...

Der Klappentext und die Leseprobe haben mich etwas in die Irre geführt, da man aufgrund dieser Informationen nichts davon ahnt, wie sehr man mit Politik, Spionage und Kaltem Krieg konfrontiert wird - meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt.
So spektakulär das Buch auch beginnt – immerhin erschießt Agneta, eine alte Frau und Großmutter, nur aufgrund eines Anrufes kaltblütig ihren langjährigen Ehemann Stellan, der vor seiner Pensionierung ein allseits beliebter Fernsehmoderator war. Sie packt ihre Siebensachen und macht sich auf den Weg, um einen vor Jahrzehnten erhaltenen Auftrag auszuführen – so fulminant und actionreich endet es auch.
Aber zu diesem Ende muss man sich erst durchkämpfen, wenn man (so wie ich) an Politik, speziell an schwedischer Politik in der Nachkriegszeit, nicht wirklich sehr interessiert ist. Die politischen Hintergründe und Intentionen Schwedens zur Zeit des Kalten Krieges, die Haltung gegenüber der DDR usw. sind offensichtlich ausgiebig recherchiert. Wie viel davon Realität und wie viel der Fantasie des Autors entsprungen ist, war für mich nicht erkennbar. In die Handlung sind sehr detaillierte Informationen hinein verpackt. Ich fand es schwierig, die vielen Personen zuzuordnen, habe über so manche Passagen einfach hinweg gelesen. Die Spannung ging mir immer wieder verloren, obwohl es durchaus nicht an überraschenden Enthüllungen und Wendungen mangelt.
Im Prinzip werden zwei Handlungsstränge miteinander verbunden. Einerseits die Flucht von Agneta, die Frage nach ihrem Motiv, ihrer Aufgabe. Denn offensichtlich ist sie eine Spionin, eine Schläferin. Aber für wen oder gegen wen arbeitet sie? Andererseits die Ermittlungstätigkeit der Polizistin Sara, die ihre Kindheit im Haushalt von Agneta und Stellan verbracht hat und nun nicht nur skandalöse Dinge über diese stets angesehene Familie, sondern auch über ihr eigenes Leben ans Licht befördert und nebenbei mit beruflichen und privaten Problemen kämpft.
Was die Charaktere anbelangt, so ist vor allem Sara sehr eingehend dargestellt, in all ihren Gefühlen, Ängsten und Sorgen und ihrem unerschütterlichen Bestreben nach Gerechtigkeit. Meine volle Sympathie konnte sie mit ihren teils zu impulsiven, andere verletzenden Aktionen leider nicht gewinnen. Obwohl auch Agnetas und Stellans Eigenschaften im Zuge der Rückblicke auf ihr Leben beschrieben werden, blieb es ein oberflächlicher Eindruck.
Von den inhaltlich schwierigen Textpassagen abgesehen, liest sich das Buch recht flüssig, durch die gewisse Langatmigkeit ist es jedoch für mich (vom explosiven Ende abgesehen) kein Thriller, sondern primär ein Spionage-Roman.
„Geiger“ ist der Auftakt für eine Triologie. Ich bin mir noch nicht im Klaren, ob ich die Fortsetzung lesen möchte. Immerhin blieben am Ende Fragen offen, die mich neugierig machen …

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Beklemmend, spannend, unsympathisch und frustrierend

Flieh, so weit du kannst
3

"Flieh, so weit du kannst" lautet nicht nur der Titel dieses Romans, manchmal wäre ich dem Lesen auch gerne entflohen. Denn leider hat die Autorin meinen Geschmack so gar nicht getroffen.
Das lag sicher ...

"Flieh, so weit du kannst" lautet nicht nur der Titel dieses Romans, manchmal wäre ich dem Lesen auch gerne entflohen. Denn leider hat die Autorin meinen Geschmack so gar nicht getroffen.
Das lag sicher nicht am Erzählstil. Der ist flüssig, auch sprachlich gefiel es mir. Der stetige Wechsel zwischen Avas und Jades Gedanken war anschaulich und trug zu deren charakterlicher Darstellung gut bei.
Die Bedrohung durch Charlie und schließlich schon sehr bald auch erkennbar durch David war beklemmend spürbar, war für mich auch signifikant für einen Thriller, ebenso wie der letzte Abschnitt, actionreich, ziemlich grausam und von Toten geprägt.
Was mich frustriert hat war, dass ich keine der beiden Protagonistinnen sympathisch finden konnte, zwei Freundinnen, die in boshafter Art und Weise um einen Posten konkurrieren, obwohl das gemeinsame Geheimnis, die beiderseitige Schuld, sie eigentlich zusammenschweißen sollte. Doch beide sind psychisch irgendwie gestört, vor allem Jades irrationale Handlungen und Halluzinationen waren für mich kaum erträglich.
Ich bevorzuge auch bei Thrillern das Schema "gut besiegt böse" und das war hier nicht der Fall. Es gab keinen sog. Helden, der alle Gefahren überwindet und letztlich den Bösen zur Strecke bringt. Es gibt, wenn man so will, kein Happy-End. Nur einen ominösen, ebenfalls unbefriedigenden Cliff-Hanger.

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