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Veröffentlicht am 21.06.2021

Interessant

Die Akte Adenauer
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Philipp Gerbers Eltern sind bereits 1939 aus Deutschland in die USA ausgewandert. Philipp kämpfte daher im 2. Weltkrieg für die USA und ist nach dem Krieg für den amerikanischen Geheimdienst in Deutschland ...

Philipp Gerbers Eltern sind bereits 1939 aus Deutschland in die USA ausgewandert. Philipp kämpfte daher im 2. Weltkrieg für die USA und ist nach dem Krieg für den amerikanischen Geheimdienst in Deutschland tätig. 1953 steht er kurz vor der Beendigung seines aktiven Dienstes und der Rückkehr in die USA, als man ihn bittet, zum noch nicht lange bestehenden BKA zu wechseln und den Tod eines Mitarbeiters zu klären.

Der Autor hat sich eine spannende Zeit ausgesucht, kurz vor der zweiten Bundestagswahl, es gibt noch alte Nazi-Seilschaften, und die USA sorgt in eigenem Interesse mit allen Mitteln für die Westorientierung der Regierung. Kommunismus ist der neue Feind, und dafür macht man sich den alten Feind auch schon mal zum Mitstreiter.

Philipp Gerber ist jemand, der seine eigene Meinung hat, und sich nur ungern in eine bestimmte Richtung drängen lässt. Er hat, wie jeder andere seiner Zeit, sein persönliches Päckchen zu tragen, aber er steht zu seinen Idealen und Werten – und zu seinen Gefühlen. Als er die Journalistin Eva Herden kennenlernt, arbeitet er mit dieser zusammen, obwohl sie für eine kommunistische Zeitung schreibt.

Die Thematik sorgt dafür, dass eine Reihe Persönlichkeiten der damaligen Zeit auftauchen, wie z. B. Konrad Adenauer, Robert Lehr und Herbert Wehner. Ich bin alt genug, um einige davon noch selbst erlebt zu haben. Immer wieder lädt der Roman so auch zum eigenen Recherchieren ein, und man kann ev. noch Neues lernen.Dem Autor gelingt es gut, die Atmosphäre jener Zeit einzufangen und die Charaktere wirken authentisch.

Der Fall ist interessant und spannend und wartet mit einer Reihe überraschender Wendungen auf. Die letztliche Auflösung habe ich zwar schon geahnt, sie gefällt mir aber dennoch gut und ist auch nachvollziehbar.

Als Bonus gibt es eine Karte des Bonns der 1950er Jahre, ein lesenswertes Nachwort des Autors sowie ein Interview mit ihm. Ich freue mich, dass es sich um den ersten Band einer neuen Reihe handelt, die sich mit „spektakulären Skandalen der deutschen Nachkriegsgeschichte beschäftigt“, Band 2 ist bereits angekündigt.

Setting und Thematik des Romans sind interessant, die Charaktere wirken authentisch, die Erzählung ist atmosphärisch und ich freue mich auf Band 2. Ich vergebe gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2021

Invita ermittelt in ihrer alten Heimat

Der Schatz Salomos
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260 n. Chr.: Die Sklavin Invita reist mit ihrer Herrin und deren Vater, dem römischen Statthalter, nach Divodurum, der Stadt, in der sie früher lebte. Ob sie wohl endlich das Geheimnis ihrer Herkunft lösen ...

260 n. Chr.: Die Sklavin Invita reist mit ihrer Herrin und deren Vater, dem römischen Statthalter, nach Divodurum, der Stadt, in der sie früher lebte. Ob sie wohl endlich das Geheimnis ihrer Herkunft lösen kann? Doch dann findet sie eine Leiche und ein alter Freund wird der Tat verdächtigt – Invita muss wieder einmal Detektivin spielen.

Der dritte Band der Reihe führt weg aus Trier ins heutige Metz. Invita lebte dort seit sie denken kann als Sklavin des Cornelius Felix, bis dieser sie vor neun Monaten an den Statthalter verschenkte. In Divodurum herrscht keine gute Stimmung, die Stadt ist überfüllt mit Flüchtlingen, antisemitische Reden werden geschwungen, und dann gibt es noch Todesfälle, die auf Flüche hindeuten.

Invita erzählt wie gehabt in Ich-Form und durchaus selbstkritisch, so ist man immer nah bei ihr und ihren Gedanken. Auch in diesem Band ist sie wieder recht umtriebig, allerdings erkennt man sie in der Gegenwart ihrer früheren Herrn kaum wieder, viele schlechte Erinnerungen sorgen dafür, dass sie regelrecht erstarrt, wenn sie einen von ihnen trifft. Das hält sie aber nicht davon ab, u. a. im Hause der Cornelier nach Beweisen zu suchen und sich dadurch in Gefahr zu begeben. Generell handelt sie oft unüberlegt.

Erzählt wird wieder spannend, auch wenn viel Spannung durch Invitas Einzelgänge entstehen, aber man fühlt auch mit dem jüdischen Juwelier Salomo mit,der der Taten verdächtigt wird, und seinem Vater, dem Medicus Isaac, und hofft, dass es gut für die beiden ausgehen möge. Auch Marcella, die Herrin Invitas, die Christin ist, mischt mit und ist ebenfalls wegen ihres Glaubens in Gefahr. Auf der Antagonistenseite gibt es ein paar Charaktere, die man direkt nicht leiden kann – vielleicht ein bisschen zu viel Klischee und Schwarzweiß-Zeichnung, aber es passt recht gut, zumal auch Invitas eigene Geschichte tangiert wird.

Die Auflösung ist nachvollziehbar, und man kann als Leser auch gut miträtseln.

Ich besitze noch die alte Auflage, mittlerweile gibt es eine Neuauflage aus dem Piper-Verlag, der nun auch endlich den vierten Band herausbringen wird, dieser ist bereits angekündigt. Meine Auflage enthält neben einem Nachwort der Autorin mit historischen Anmerkungen auch ein Glossar und eine Karte des römischen Metz sowie das Foto der Grabstele Iunia Curmillas.

Band 3 der Reihe hat mir wieder gut gefallen und ich freue mich nun auf Band 4. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für die Reihe.

Veröffentlicht am 15.05.2021

Interessanter SF-Roman

Camouflage
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1931 taucht ein Wesen aus dem Meer auf, das bisher u. a. als Hai gelebt hat, und nimmt menschliche Gestalt an. Über die Jahre hat es verschiedene Identitäten.

Ein anderes Wesen lebt bereits seit den Anfängen ...

1931 taucht ein Wesen aus dem Meer auf, das bisher u. a. als Hai gelebt hat, und nimmt menschliche Gestalt an. Über die Jahre hat es verschiedene Identitäten.

Ein anderes Wesen lebt bereits seit den Anfängen der Menschheit unerkannt unter ihr.

2019 wird ein Artefakt aus dem Meer geborgen. Die Untersuchung gestaltet sich schwierig und gefährlich.

Der Leser stellt sich ganz schnell die Frage, ob diese drei Phänomene miteinander zu tun haben. Leider verrät der Klappentext wieder einmal viel zu viel, wem es noch möglich ist, liest ihn besser nicht, aber auch für den, der ihn schon gelesen hat, wird es Überraschungen geben, nur leider liest man das Buch dann bereits mit bestimmten Vorzeichen.

Die beiden Wesen könnten unterschiedlicher nicht sein, und für eines von ihnen, im Roman werden sie Wechelbalg und Chamäleon genannt, habe ich deutlich positivere Gefühle entwickelt, nicht direkt am Anfang, aber im Laufe der Zeit, so wie das Wesen selbst sich auch entwickelt hat.

Die menschlichen Charaktere dagegen bleiben relativ blass, tragen aber natürlich auch ihren Teil zum Geschehen bei, vor allem natürlich die Mannschaft, die das Artefakt birgt und untersucht.

Gut hat mir das Ende gefallen, auch wenn es nicht alle Fragen beantwortet. In meinen Augen ist das aber nicht schlimm, nein, das passt hier ganz gut, finde ich, und ich kann mir meine eigenen Gedanken dazu machen.

Schreibstil und/oder Übersetzung scheint mir etwas holprig, und leider gibt es auch relativ viele Fehler in meinem Exemplar. Ich besitze allerdings die ältere Version (Deutsche Erstauflage von 2012), so dass sich das möglicherweise mittlerweile gebessert hat. Es hat meinen Lesefluss ein bisschen gestört, aber nicht wesentlich. Das Original ist übrigens von 2004.

Insgesamt wurde ich gut unterhalten, konnte mir meine eigenen Gedanken machen und finde auch das Ende gelungen. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung an alle, die es nicht stört, dass am Ende nicht alles aufgelöst wird.

Veröffentlicht am 01.05.2021

Vor allem Smitas Geschichte hat mich beeindruckt

Der Zopf
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Die Inderin Smita ist eine Dalit, eine „Unberührbare“, die sich für ihre Tochter ein besseres Leben wünscht. Die Sizilianerin Giulia arbeitet in der Perücken-Manufaktur ihres Vaters, einer der letzten ...

Die Inderin Smita ist eine Dalit, eine „Unberührbare“, die sich für ihre Tochter ein besseres Leben wünscht. Die Sizilianerin Giulia arbeitet in der Perücken-Manufaktur ihres Vaters, einer der letzten dieser Traditionsbetriebe, doch auch hier wird es zu Veränderungen kommen müssen. Die Kanadierin Sarah ist eine karriereorientierte Anwältin, eine Erkrankung wird zur Bedrohung ihrer bisherigen Lebensweise. Drei Frauen auf drei Kontinenten, deren Leben ganz unterschiedlich verlaufen, die aber alle drei vor gravierenden Veränderungen stehen. Drei Erzählstränge, die ähnlich einem Zopf am Ende miteinander verflochten werden.

Die drei Erzählstränge wechseln sich regelmäßig ab, erst gegen Ende gibt es eine Unterbrechung des bisherigen Rhythmus. Jede Erzählung wirkte unterschiedlich auf mich. Mein Herz war sehr schnell bei Smita, durch die man auch viel über das Leben der Dalit in Indien erfährt, gerade in den ländlichen Gegenden, aber auch über das der indischen Frauen. Ich hatte tatsächlich Angst um sie und ihre Tochter, habe mitgefiebert und ihr die Daumen gedrückt. Hier hat mich der Roman am meisten mitgenommen (im doppelten Sinne).

Giulias Geschichte dagegen hat mich am wenigsten berührt, obwohl sowohl die begleitende Geschichte ihrer Liebe zu einem nicht ganz „passenden“ Mann, als auch die historischen und persönlichen Hintergründe der Manufaktur recht interessant hätten sein können, und es zum Teil auch sind – allerdings bleiben sie mir zu oberflächlich, vor allem Smitas Geschichte geht viel tiefer.

Sarah ist eigentlich keine Protagonistin wie ich sie mag, sie ist sehr auf Äußerliches und auf ihre Karriere begrenzt, was sie wohl bei ihrer Stellung auch muss – oder vielleicht auch nicht, denn sie hätte ihr Leben auch anders gestalten können. Ihre Krankheit wirft sie in vielem zurück und sie erlebt Unschönes. Aber gerade dadurch war ich emotional dann doch mehr involviert als bei Guilia, auch wenn ich mich manchmal nur über Sarah aufgeregt habe.

Wie die drei Erzählstränge am Ende zusammenlaufen würden, war mir schnell klar, gestört hat mich das aber nicht. Leider verrät aber der Klappentext viel zu viel, wem es noch möglich ist, sollte ihn besser nicht lesen, er nimmt doch einiges an Spannung. Die Enden bleiben relativ offen, man erfährt von der Hoffnung der Protagonistinnen für die Zukunft, aber man erlebt nicht, ob sie sich bewahrheiten. Das ist einerseits schade, und ich hätte gerne mehr erfahren, andererseits bleibt es so mir bzw. dem Leser überlassen, sich vorzustellen, wie es Smita, Giulia und Sarah weiterergeht.

Erzählt wird im Präsens, für mich wird das Geschehen damit noch eindringlicher. Manches jedoch hätte man, gerade bei Sarah, raffen können, da hatte ich das Empfinden von zu viel Wiederholung. Das immer wieder einmal dazwischengeschobene Gedicht passt zu den Geschichten, ich hätte aber darauf verzichten können, leider kann ich mit so etwas wenig anfangen.

Insgesamt hat mir der Roman gefallen, und gerade Smitas Abschnitte habe ich sehr gespannt gelesen. Er hat mir auch manches zum Nachdenken geliefert, und wird, auch hier vor allem Smitas Geschichte, noch länger nachhallen. Natürlich waren mir diese Verhältnisse nicht unbekannt, aber sie anhand einer bestimmten Person zu lesen, ist immer beeindruckender. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2021

Erster Band einer neuen phantastischen Reihe

Tale of Magic: Die Legende der Magie 1 – Eine geheime Akademie
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In einem Land zu leben, in dem Frauen Intelligenz abgesprochen wird, ihnen als Ausbildung lediglich die zur Ehefrau und Mutter offensteht, und ihnen sogar das Lesen verboten ist, ist für Brystal Evergreen ...

In einem Land zu leben, in dem Frauen Intelligenz abgesprochen wird, ihnen als Ausbildung lediglich die zur Ehefrau und Mutter offensteht, und ihnen sogar das Lesen verboten ist, ist für Brystal Evergreen die reinste Hölle. Dann stellt sie auch noch fest, dass sie magische Fähigkeiten hat, auf die die Todesstrafe steht …

Madame Weatherberrys geplante Akademie für Magie könnte für Brystal und andere lebensrettend sein, und soll dabei helfen, den Magischen einen besseren Ruf zu verleihen. Aber ob das wirklich erfolgversprechend ist, wenn die Krise im Norden sich weiter ausbreitet?

Chris Colfer hat eine neue Reihe gestartet, und wer Land of Stories bereits kennt, wird feststellen, dass er alte Bekannte trifft – wobei diese sich noch in ihrer Jugend befinden. Die jungen Magischen, die Madame Weatherberry um sich schart, kamen mir zumindest alle schnell bekannt vor.

Schon optisch ist dieser Roman wieder ein Genuss, das Cover ist schon fast ein Wimmelbild, das man länger betrachten kann, innen gibt es neben einer farbigen Deckelillustration eine Karte und kapiteleinleitende Illustrationen, die immer gut passen.

Die Geschichte ist nett erzählt und lässt sich zügig lesen, manches geht mir allerdings zu schnell, vor allem in Zusammenhang mit der Akademie. Brystal selbst ist ein bisschen sehr perfekt gezeichnet, da gefällt mir die ambivalent dargestellte Lucy Goose schon besser. Der Autor erzählt wieder mit viel Phantasie und gibt dem Kopfkino reichlich Arbeit. Gut gefallen hat mir die gesellschaftskritische Ausrichtung der Geschichte.

Gegen Ende gibt es eine überraschende Enthüllung, die mir nicht ganz so gut gefällt, und auch hier geht manches ein bisschen zu schnell. Dennoch bin ich gespannt, wie es mit der Reihe weitergeht.

Der erste Band der neuen Reihe von Chris Colfer ist wieder sehr magisch und legt einen guten Grundstein für weitere Geschichten. Empfohlen ab 11 Jahre werden auch phantasiebegabte Erwachsene, die das Genre mögen, gut unterhalten. Man darf auf die weiteren Bände gespannt sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover