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Veröffentlicht am 21.06.2021

Auch der sechste Band war wieder toll

Christine Bernard. Tödliche Intelligenz
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Dies ist bereits der sechste Fall für die sympathische Kommissarin Christine Bernard. Der Tod eines Arbeiters, verursacht durch einen Industrieroboter, führt sie zu einem Betrieb, wo technische Kunststoff-Bauteile ...

Dies ist bereits der sechste Fall für die sympathische Kommissarin Christine Bernard. Der Tod eines Arbeiters, verursacht durch einen Industrieroboter, führt sie zu einem Betrieb, wo technische Kunststoff-Bauteile für die Automobilindustrie gefertigt werden. Schnell stellt sich heraus, dass die Maschine eventuell manipuliert wurde, und damit kommt auch die Frage auf, war es ein tragischer Unfall oder Mord? Es beginnt für Kommissarin Bernard und ihr Team eine lange, verwirrende Suche nach der Wahrheit.
Die Schauplätze dieses neuen Krimis sind so beeindruckend wie trostlos, denn hinter der mächtigen Maschinerie stehen viele, zum Teil tragische Einzelschicksale. Für Christine Bernard und ihr Team gilt es nun, herauszufinden, wer den Roboter darauf programmiert haben könnte, einen Menschen zu töten. Die Nachforschungen entwickeln sich spannend, führen aber zwischendurch schon mal in eine Sackgasse. Auch gibt es weitere Vorkommnisse, die so manche Erkenntnis wieder über den Haufen werfen.
Christine Bernard und ihr Team hatten auch diesmal wieder meine volle Sympathie, denn es gelingt ihnen die perfekte Balance zwischen knallharter Ermittlung und menschlichem Mitgefühl, denn was sie sehr häufig bei ihren Verhören spüren, sind die Existenzängste der Mitarbeiter.
Kleine Ausflüge ins Privatleben der Protagonistin lockern die Handlung zwischendurch auf, was ich als sehr erholsam empfand, denn was man in der und über die betroffene Firma erfährt, ist schon starker Tobak. Die Beschreibungen von Opfern und Tatort wirkten für mein Empfinden brutaler und detaillierter als in den vorherigen Bänden. Es ist aber auch möglich, dass mich die Geschichte einfach zu einem Zeitpunkt erwischt hat, wo ich sensibler reagiert habe als sonst. Letztendlich hat die drastische Darstellung absolut zum Setting des Romans gepasst. Der Autor hat auch hier wieder brisante und leider nur allzu realistische Themen verarbeitet und regt, neben der fesselnden Krimihandlung, auch stark zum Nachdenken an, denn hier geht es um extrem schlechte Arbeitsbedingungen, vor allem für Mitarbeiter, die sich nicht wirklich wehren oder durchsetzen können, aus ganz unterschiedlichen Gründen, wobei einer beispielsweise ist, dass die Arbeiter der deutschen Sprache nicht so mächtig sind, um sich wirklich behaupten zu können. Mit diesem Thema der billigen Arbeitskräfte, die bei schlechter Bezahlung zu teilweise unmenschlichen Bedingungen schuften müssen, hat der Autor einen Nerv unserer Zeit getroffen.
Ein weiterer kritischer Punkt, der hier zur Sprache kommt, ist der Einsatz von Robotern, denn eine künstliche Intelligenz arbeitet letztendlich nur so gut wie ihr Programmierer. Ich finde es bedenklich, wenn man einer Maschine zu viel Handlungsspielraum lässt, denn es ist nur ein Austausch, wo vorher menschliches Versagen im Spiel war, wird dieses gegen technisches Versagen ausgetauscht. Gewonnen ist dabei nichts, lediglich der Profit der Firmen steigert sich, wenn das monatliche Zahlen von Löhnen minimiert wird. Für diese Geschichte hat Michael E. Vieten wieder sehr intensiv recherchiert und die realen Probleme so geschickt in die fiktive Handlung eingebaut und verknüpft, dass alles stimmig und glaubwürdig wirkt. Auch ihren neuen Fall hat Christine Bernard wieder mit Verstand und viel Einfühlungsvermögen gelöst.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Ein Wuff auf die Liebe!

Vier Pfoten im Sommerwind
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Kurzbeschreibung:
Die perfekte Sommerlektüre – nicht nur für Hundefans

Aus eigener Kraft haben die drei Freundinnen Hannah, Caroline und Ella ein Cateringunternehmen gegründet. Schon nach kurzer Zeit ...

Kurzbeschreibung:
Die perfekte Sommerlektüre – nicht nur für Hundefans

Aus eigener Kraft haben die drei Freundinnen Hannah, Caroline und Ella ein Cateringunternehmen gegründet. Schon nach kurzer Zeit können sie riesige Erfolge verbuchen. Die Köstlichkeiten der Foodsisters sind einmalig, das muss auch Jörn zugeben. Doch bei der Aussicht zusammen mit Ella die Jubiläumsfeier der Lichterhavener Feuerwehr zu organisieren, ist er schon jetzt genervt. Wie soll er, der ruhige und besonnene Fischer, mit der quirligen Partyqueen ein Team bilden? Aber als Ella sich um den Bearded Collie ihrer Großmutter kümmern muss, ist sie heillos überfordert und Jörn lernt Ella plötzlich von einer ganz anderen Seite kennen …

Mein Eindruck:
Wieder einmal hat uns Petra Schier in den kleinen, fiktiven Ort Lichterhaven an der Nordsee entführt. Es ist bereits der fünfte Band, der in dieser zauberhaften Kulisse spielt, und ich habe sie bisher alle mit großem Vergnügen gelesen. So war ich nun gespannt auf die Geschichte von Ella, die, zusammen mit ihren Freundinnen Hannah und Caroline, ein Catheringunternehmen gegründet hat und sehr erfolgreich damit ist. Nun sollen die drei jungen Frauen, die „Foodsisters“, wie sie sich nennen, die Jubiläumsfeier der Lichterhavener Feuerwehr organisieren, soweit es die kulinarische Versorgung und die Dekorationen betrifft. Jörn Paulsen, Wehrführer bei der Freiwilligen Feuerwehr von Lichterhaven, sieht der geplanten Zusammenarbeit, mit gemischten Gefühlen entgegen, denn ausgerechnet mit Ella Jensen soll er sich beraten, und sie beide sind schon seit der Schulzeit wie Hund und Katze. Während Jörn der Ruhige und Besonnene ist, kennt er Ella nur als Partyqueen, die nichts anbrennen lässt. Aber schon nach kurzer Zeit lernt Jörn Ella ganz anders kennen. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Großmutter soll sie sich um deren Bearded Collie kümmern. Zu ihrer Trauer gesellt sich sehr schnell Überforderung, und plötzlich wird Jörn klar, dass sich hinter der attraktiven und lebenslustigen Fassade der jungen Frau sehr viel Verletzlichkeit verbirgt. Mit Barnabas kommt sie so gar nicht zurecht, und als der Hund auch noch ausbüxt, ist es um ihre Fassung geschehen.
Einen neuen Lichterhaven-Roman zu lesen ist wie eine Gedankenreise an die Nordsee und als würde man gute Freunde besuchen, denn viele Personen, die im Roman erwähnt werden, kenne ich bereits aus den vorherigen Bänden. Lichterhaven ist ein überschaubarer Ort, da kennt man sich, und es bestehen langjährige Freundschaften zwischen den Familien. Hier kann man sich kaum aus dem Weg gehen, das stellen auch Jörn und Ella immer wieder fest.
Auch ein paar neue Charaktere werden vorgestellt und sind am Rande in die Handlung eingebunden, und ich habe da schon so eine Ahnung, worauf ich mich beim nächsten Band freuen kann. Die Geschichte zwischen Jörn und Ella entwickelt sich kompliziert, aber obwohl sie so grundverschieden sind oder vielleicht auch gerade deswegen, fühlen beide eine gegenseitige Anziehung. Wenn sie auch vom Wesen und von ihren Reaktionen her völlig unterschiedlich sind, empfand ich die Protagonisten beide als sehr sympathisch, jeden von ihnen auf seine Art. Vor allem Ella in ihrem Kummer um die geliebte Großmama tat mir leid. Wie es ihr, mit Jörns Hilfe, gelingt, sich auf Barnabas einzulassen und wie sich alles entwickelt, ist wie gewohnt sehr kurzweilig und schön geschildert. Ich muss gestehen, manchmal waren mir die Freunde, Bekannten und Nachbarn der beiden etwas zu neugierig, denn ich hatte stellenweise das Gefühl, sie meinen mehr zu wissen als die Betroffenen selbst. Aber es ist weniger Sensationslust, sondern eher eine liebenswerte, gut gemeinte Neugier.
Mein heimlicher Held ist auch diesmal wieder vierbeinig, aber ich muss sagen, Barnabas ist einfach zum Knuddeln! Seine „Gedanken“ und „Kommentare“ sind im Text kursiv gedruckt, und ich finde die Art der Einbindung in den Roman sehr schön und gefühlvoll. Die Autorin hat eine unvergleichliche Art, sich in das Herz eines Vierbeiners hinein zu fühlen.
Schon das Cover strahlt für mich so viel positive Energie, Lebensfreude und Urlaubsstimmung aus, dass ich am liebsten jetzt sofort genau dort in diesen Strandkorb möchte. Alles in allem ist dies wieder ein sehr gelungener Teil einer wunderbaren Reihe.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

Tolle Ideen und Rezepte - nicht nur für Gestresste und Übergewichtige!

Entspannt macht schlank
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Das Autorenduo hat hier ein sehr beeindruckendes Programm ausgearbeitet, das aus der Drachenberg-Methode und dem Ernährungskonzept von Dagmar von Cramm besteht. Das Buch startet mit einem umfangreichen ...

Das Autorenduo hat hier ein sehr beeindruckendes Programm ausgearbeitet, das aus der Drachenberg-Methode und dem Ernährungskonzept von Dagmar von Cramm besteht. Das Buch startet mit einem umfangreichen theoretischen Teil, der über die Hälfte der 224 Seiten einnimmt. Hier erfährt man alles über die verschiedenen Arten von positivem und negativem Stress und über die Zusammenhänge von Stress und Übergewicht. Viele Menschen können nicht mehr unterscheiden, haben sie nun Appetit oder wirklich Hunger? Andere nutzen Essen als Trost, ja fast als Droge. Aus eigenen Erfahrungen heraus hat Jacob Drachenberg seine Methode entwickelt, wie man durch Entspannung und mehr Gelassenheit zum persönlichen Wohlfühlgewicht kommt. Man lernt interessante Zusammenhänge kennen. Wie und wo Stress entsteht und was er im menschlichen Körper bewirken kann, dass Stress oft die Ursache für Übergewicht ist und vieles mehr erfährt man aus diesem interessanten Buch. Die Drachenberg-Methode und das Ernährungskonzept von Dagmar von Cramm gehen Hand in Hand und ergänzen sich sehr wirkungsvoll. Das Autorenteam liefert viele alltagstaugliche Ratschläge zur Stressbewältigung. Neben vielen detaillierten Ausführungen rund um dieses Thema gefällt mir auch die kleine Rubrik „Dagmar fragt Jacob“ bzw. „Jacob fragt Dagmar“. Dabei werden häufig auftauchende Probleme und Fragen kurz und prägnant geklärt, quasi wie in Form eines kurzen Interviews. Sehr interessant finde ich die Informationen, dass es zum Beispiel Nahrungsmittel gibt, die besonders gut gegen Stress wirken. Auch richtig gute Tipps zum Verhalten rund ums Essen hat das Autorenduo parat. Egal in welcher Situation man selbst gerade ist, Stress haben wir wohl alle, und die Zahl der Menschen, die immer wieder mit überflüssigen Pfunden kämpfen, ist recht groß. Daher hat das Buch sicher für (fast) jeden gute Tipps auf Lager. Um die Ernährungsfragen kümmert sich Dagmar von Cramm. Sie räumt mit Ernährungsmythen auf. Auch wenn es nicht speziell erwähnt wird, so weisen einige ihrer Äußerungen darauf hin, dass auch sie dem Intervallfasten nicht abgeneigt ist.

Nicht zuletzt überzeugt das Buch durch seinen vielfältigen Rezeptteil, der von Dagmar von Cramm zusammengestellt wurde. Schon die Durchsicht der Rezepte ist sehr anregend, und viele der gezeigten Gerichte haben mich auf Anhieb angesprochen. Manche Menschen starten am liebsten mit einem süßen Getreidebrei in den Tag, andere wünschen sich einen herzhaften Snack am Morgen, und wieder andere begnügen sich mit einem gehaltvollen und gesunden Getränk oder Smoothie. Auch Brotbeläge bzw. -aufstriche, mal süß und mal herzhaft, findet man in Hülle und Fülle im Buch. Aber nicht nur für morgens, sondern auch für den weiteren Tag gibt es sowohl herzhafte als auch süße Vorschläge, die alle zwei Eigenschaften gemeinsam haben: sie sind sowohl lecker als auch gesund und ausgewogen. Diese Gerichte kann man auch essen, wenn man weder gestresst ist noch mit den Pfunden kämpft, sondern einfach, um sich etwas Gutes zu tun und lecker zu essen.
Viele der Rezepte sind extrem schnell und einfach nachzumachen, beispielsweise das schnelle Ofengemüse oder der Gemüsetopf mit Pesto. Alle Rezepte basieren auf möglichst frischen Zutaten und überzeugen durch ihre Einfachheit, so dass sie schon aus diesem Grund den Namen „Anti-Stress-Rezepte“ verdienen, denn hier gerät man beim Kochen ganz sicher nicht unter Stress! Die Auswahl ist vielfältig und bunt. Ein Großteil der gezeigten Gerichte ist vegetarisch, teilweise auch vegan. Da findet man tolle Ideen für sättigende Salate, Gnocchi mit Ofengemüse, Kichererbsen-Spätzle mit Pilzrahm, Grüne Shakshuka und vieles mehr. Mit wenigen Zutaten und geringem Aufwand kann man sehr gesund und vitalstoffreich kochen, wie man hier sieht. Egal ob Risotto, One-Pot-Pasta oder feine Suppen, da findet sicher jeder etwas für den eigenen Geschmack. Schnelle gefüllte Wraps sind nicht nur optisch ansprechend sondern auch richtig wohlschmeckend. Auch die Süßschnäbel kommen auf ihre Kosten, denn Rezepte für Fruchtreis, Grießbrei, Blini oder eine schnelle Beeren-Polenta sind ebenfalls im Buch. Selbst auf Gebäck muss man nicht verzichten, sowohl herzhaft als auch süß. Da sind Rezepte für Topfbrot oder Naanbrot, für Gemüsestrudel oder süßsaure Quiche zu finden, aber es dürfen auch mal frisch gebackene Waffeln oder der Lieblings-Apfelkuchen sein. Es macht richtig Spaß, die Rezepte auszuprobieren, da man im Vorfeld nicht langwierig und aufwendig nach seltenen Zutaten suchen muss. Das Ernährungskonzept von Dagmar von Cramm basiert auf natürlichen, regionalen und saisonalen Zutaten. Zwar ist dies kein rein vegetarisches oder veganes Kochbuch, so habe ich beispielsweise ein Rezept für Rinderrouladen mit Ofengemüse entdeckt, das sehr gut klingt, und ich werde versuchen, meinem Mann, der Rouladen über alles liebt, diese Variante schmackhaft zu machen. Aber letztendlich sind die Rezepte mit Fleisch oder Fisch sehr in der Minderzahl, was nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch umweltfreundlich und nachhaltig ist.
Am Ende des Buches findet man noch vier komplett ausgearbeitete Speisepläne für unterschiedliche Bedürfnisse und für jeweils eine Woche. Den Abschluss bildet eine Aufstellung mit vielen guten Tipps, wie Kochen zur Entspannung wird und wie man Stress einfach aushebeln kann. Alles in allem ist dies ein sehr informatives, gut gegliedertes und schönes Buch, das nicht nur mit guten Ratschlägen aufwarten kann, sondern auch in vielerlei Hinsicht noch einen Mehrwert in die Küchen bringt.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Unterhaltsamer erster Teil einer Dilogie

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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Wie man schon unschwer am Buchtitel erkennen kann, ist die Kinderklinik Weißensee der Haupt-Schauplatz des Romans. Bei der Neueröffnung der Klinik im Jahr 1911 werden zugleich elf Elevinnen aufgenommen, ...

Wie man schon unschwer am Buchtitel erkennen kann, ist die Kinderklinik Weißensee der Haupt-Schauplatz des Romans. Bei der Neueröffnung der Klinik im Jahr 1911 werden zugleich elf Elevinnen aufgenommen, die zur Krankenschwester ausgebildet werden sollen, unter ihnen auch die Schwestern Marlene und Emma Lindow. Hier gehen die beiden Waisen, die bisher stets ein Herz und eine Seele waren, sehr bald getrennte Wege, und Grund dafür ist die Liebe, die beide, jede auf ihre Weise, erfahren. Während Emma sich mit Leib und Seele ihrer Ausbildung widmet und darin aufgeht, hat Marlene den großen Traum, Kinderärztin zu werden. Aber die Schwestern müssen mit allen möglichen Vorurteilen kämpfen und erfahren auf ihrem Weg von vielen Seiten Neid, Missgunst und Überheblichkeit.

Das Kinderkrankenhaus, um das es hier geht, ist inzwischen ein verlassenes und stark verfallenes Gebäude. Die Autorin hat es mit ihrer Dilogie, von der dies der erste Band ist, mit Leben gefüllt. Sie beschreibt sehr genau und farbig, so dass man sich die Atmosphäre gut vorstellen kann. Mir hat es sehr gefallen, hier mehr über die Kindermedizin zu erfahren, wie sie sich Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Der Roman gibt gute Einblicke in die damaligen Behandlungsformen und Diagnosen und auch über die Ausbildung der Lernschwestern. Im Verlauf der Handlung kommen auch immer wieder reale historische Persönlichkeiten zu Wort, so beispielsweise der Kinderarzt und Hochschullehrer Czerny, dessen Ansichten und Schriften von den Protagonisten Dr. von Weilert und Marlene Lindow hoch geachtet werden. Der medizinische Part hätte für mich gerne noch etwas ausführlicher sein können, aber in der Handlung geht es doch in erster Linie um die Liebesgeschichten der Schwestern. Insgesamt ist der Roman sehr kurzweilig und lesenswert. Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, und man kann die Ärzte und Pflegekräfte förmlich in Aktion „sehen“. Auch wenn manches vorhersehbar war und auch einige Klischees bedient wurden, so hat mir der Roman doch wunderbare Lesestunden beschert. Das Ende ist rund, allerdings ging es mir dann direkt ein wenig zu schnell, fast als würden die noch fehlenden Puzzleteile der Handlung quasi magnetisch an die richtige Stelle gezogen. Es gibt einen kleinen Cliffhanger, der für mich auch bereits vorhersehbar war, der mich aber auch in keiner Weise stört, sondern nur die Vorfreude auf den Fortsetzungsband steigert. Dieser erscheint im kommenden September, und ich bin schon sehr gespannt darauf.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Mimi, der Krieg und die Liebe

Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht
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Der vierte Band um die Fotografin Mimi Reventlow beginnt mit einem Neujahrsempfang 1914. Mimi und Anton haben gerade erst so einigermaßen den letzten Schrecken über einen Brand im Warenausgangslager ihrer ...

Der vierte Band um die Fotografin Mimi Reventlow beginnt mit einem Neujahrsempfang 1914. Mimi und Anton haben gerade erst so einigermaßen den letzten Schrecken über einen Brand im Warenausgangslager ihrer Druckerei verwunden, da kommen schon die nächsten Probleme auf sie zu. Sie müssen sich mit einem Betrugsfall auseinandersetzen, und dann gibt es zu allem Überfluss auch noch Krieg. Ein großer Teil der Handlung dieses Bands spielt während der Kriegsjahre 1914 bis 1918. Damit fehlt diesem Roman die Leichtigkeit seiner Vorgänger, aber dafür gewinnt die Handlung an Tiefe. Man begleitet die Protagonisten dabei, wie sie sich während des Kriegs über Wasser halten, die einen an der Front, die anderen zuhause in Münsingen. Alle Handlungsstränge hat die Autorin sehr ausdrucksstark umgesetzt. Man bekommt eine intensive Vorstellung, zum einen, wie es den Männern an der Front erging, welche Schrecken und Verletzungen es gab, aber auch die zurück gebliebenen Frauen hatten es nicht leicht, denn sie mussten das alltägliche Leben, die Betriebe, am Laufen halten. Dabei wachsen Mimi und ihre Freundinnen über sich hinaus. Die alltäglichen Verrichtungen, der ständige Hunger, die Sorgen um ihre Lieben die eingezogen wurden, das schweißt die Frauen zusammen. Mit viel Einfallsreichtum und fast unerschöpflicher Energie schaffen sie das schier Unmögliche. Gerade den Alltag auf der schwäbischen Alb in dieser schweren Zeit hat Petra Durst-Benning sehr intensiv festgehalten. Dazwischen erhält man Einblick in Antons Gedanken, wie er sich sorgt, wie er hilft, welche Erfolge und welche Niederlagen er erfährt. Die Charaktere sind alle sehr facettenreich und glaubhaft dargestellt. Und während jeder sein Bestes gibt, um diese schweren Jahre zu überstehen, ändern sich auch die Gefühle zueinander. Alle Protagonisten machen im Lauf dieser Jahre eine starke Entwicklung durch. Auch erfährt man, wie es Alexander und Mylo geht. Hier kommt man ebenfalls zu neuen Erkenntnissen. Es ist eine harte Zeit, die für jeden mit Verlusten einher geht. Mich konnte die Geschichte fesseln, auch wenn es ein paar kleine Punkte des Zweifels bei mir gab, denn mancher Zufall wirkte dann doch etwas konstruiert, gerade wenn ich da an Mylos Geheimnis denke, das nun gelüftet wird. Auch Mimi hat mich an einer Stelle überrascht (zu sagen, sie hätte mich enttäuscht, wäre aber dann doch zu krass.), denn bei einem Gespräch mit Anton zeigt sie eine Reaktion, die ich so nicht von ihr erwartet hätte.

Auf jeden Fall hat mir das Buch wieder wunderbare Lesestunden beschert, und ich kann es kaum erwarten, mich in den Abschlussband zu vertiefen, der glücklicherweise bald erscheinen wird.

Die Handlung in den einzelnen Bänden ist zwar in chronologischer Reihenfolge, aber man kann trotzdem jedes Buch auch für sich lesen. Es ist kein Problem, bei Band 4 einzusteigen, ohne die vorherigen Bücher zu kennen.

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