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Veröffentlicht am 29.05.2021

Tolles Reihenfinale

Vanitas - Rot wie Feuer
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Bitte bei dieser unterhaltsamen, wenn auch unrealistischen Reihe, (was für mich den Spaß nicht geschmälert hat), unbedingt bei Band 1 anfangen!

Zum Inhalt werde ich nicht allzu viel verraten, da ich nicht ...

Bitte bei dieser unterhaltsamen, wenn auch unrealistischen Reihe, (was für mich den Spaß nicht geschmälert hat), unbedingt bei Band 1 anfangen!

Zum Inhalt werde ich nicht allzu viel verraten, da ich nicht spoilern möchte. Anna alias Caro hat ihre Tarnnachnamen, die wenn man es mit der Mafia zu tun hat schon mal gewechselt werden müssen an Schachfiguren angelehnt, und genau wie in einem Schachspiel versucht sie ihre mächtigen Gegner von der russischen Mafia Stück für Stück auszuschalten, um selbst wieder angstfrei leben zu können. So wurde aus Caro Bauer aus dem letzen Teil jetzt Caro König, und ich fand es wieder sehr unterhaltsam wie einfallsreich Ursula Poznanski ihre Protagonistin agieren lässt, ohne sich selbst allzu sehr die Hände schmutzig zu machen. Es geht nicht unblutig zu aber irgendwie haben die Opfer ihr Schicksal doch auf jeden Fall verdient.

Als Hörbuch ist die Reihe unbedingt zu empfehlen, da die Sprecherin Luise Helm einfach grandios ist, Stimmungen perfekt vertont und besonders bei den Akzenten, deren sich Caro bedient, austoben konnte. Viel zu schnell waren die fast 13 Stunden Hörzeit vorbei, und ich habe mich nur ungern von Caro, der ehemaligen Passfälscherin, die zur Informantin der Polizei wurde, dann zur Blumenhändlerin und letzendlich im Schachspiel ihres Lebens zum weißen König transformierte, mit dem Ziel den schwarzen König zu schlagen, getrennt. Für mich war Band 3 der beste Teil dieser fesselnden Reihe, und die Autorin schaffte es auch dieses Mal wieder mich in einen Sog zu ziehen, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Ein Roman, der unter die Haut geht

Der Verdacht
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In " Verdacht" von Ashley Audrain schildert Blythe ihre Lebensgeschichte und explizit ihre Sicht auf Geschehnisse, die im Laufe ihrer Mutterschaft geschehen sind.

Noch in der Uni lernt Blythe ihren späteren ...

In " Verdacht" von Ashley Audrain schildert Blythe ihre Lebensgeschichte und explizit ihre Sicht auf Geschehnisse, die im Laufe ihrer Mutterschaft geschehen sind.

Noch in der Uni lernt Blythe ihren späteren Ehemann Fox kennen und lieben. Fox kann es gar nicht erwarten eine Familie zu gründen. Genau hier liegt schon der Knackpunkt ihrer Beziehung, denn Blythe weiß gar nicht so genau, ob sie überhaupt Kinder will und ob sie in der Lage sein würde eine gute Mutter zu sein. Wenn sie auf ihre eigene Familie schaut, ihre Mutter und auch ihre Großmutter, haben diese beim Muttersein total versagt. Gibt es vielleicht eine genetische Disposition, und die Frauen in ihrer Familie sind gar nicht fähig gute Mütter zu sein?

Blythe wird trotz ihrer Bedenken schwanger. Ihr Mann wünscht sich so sehr ein Kind, und sie liebt ihren Mann. Ein gesundes Mädchen wird geboren und schon die Geburt ist furchtbar. Blythe hat das Gefühl dieses Kind lehnt sie ab, und sie kann kaum positive Gefühle oder gar Liebe für dieses kleine Wesen entwickeln. Trotzdem entscheidet sie sich bewusst für ein 2. Kind, denn sie kann und will nicht glauben, dass sie einfach eine schlechte Mutter ist.

Dadurch, dass man als Leser vollständig in die Gefühlswelt der Ich-Erzählerin Blythe einsteigt, ist man ihr sehr nah, fühlt all ihre Zweifel und Ängste ungefiltert mit. Als der kleine Bruder geboren ist, der ein problemloser Sonnenschein ist, legt die große Schwester Violet Verhaltensweisen an den Tag die erschüttern. Das Drama nimmt seinen Lauf und so verstörend sich der Roman auch entwickelt, ist es kaum möglich das Buch zur Seite zu legen, Es ist ein furchtbarer Alptraum, den Blythe ganz alleine überleben muss, denn ihr einst so charmanter Ehemann Fox sieht nur was er sehen möchte.

Der Roman ist kein Thriller wie man vermuten könnte, eher ein Spannungsroman bzw ein Psychogramm, wahnsinnig emotional und intensiv. Er bietet reichlich Diskussionsstoff und hallt sicher noch länger nach. Für mich war das Buch ein Überraschungshighlight, dass ich wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Dem Ursprung des Nahost-Konflikts auf der Spur

Jaffa Road
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"Jaffa Road" ist die Fortsetzung des Mehr-Generationen-Romans "Piccola Sicilia" von Daniel Speck, den ich schon sehr gerne gelesen habe, und ich habe mich riesig auf die jetzt erschienene Fortsetzung gefreut. ...

"Jaffa Road" ist die Fortsetzung des Mehr-Generationen-Romans "Piccola Sicilia" von Daniel Speck, den ich schon sehr gerne gelesen habe, und ich habe mich riesig auf die jetzt erschienene Fortsetzung gefreut. Man braucht allerdings keine Sorge zu haben ohne Band 1 gelesen zu haben im 2. Band den Anschluss zu verlieren. Der Autor vermittelt auch dem neueinsteigenden Leser durch Rückblicke das notwendige Wissen in die Geschichte vollständig eintauchen zu können.

Der Roman beginnt mit einer Erbschaftsangelegenheit bei der Nina aus Deutschland und Enkelin des verstorbenen Moritz, sowie ihre Tante Joëlle, israelische Jüdin ,und Elias, der den beiden unbekannte Sohn des Erblassers nach Palermo zur Testamentseröffnung gebeten werden.

Die Erben begegnen sich mit Mißtrauen, versuchen aber nach und nach Moritz bewegtes Leben, von dem jeder nur Bruchstücke kennt zu rekonstruieren.Noch im Krieg desertiert Moritz in Tunesien und wird von einer jüdischen Familie versteckt, deren Tochter Yasmina er später heiratet, wohlwissend ,dass er in Deutschland eine Verlobte zurücklässt. Wie es zu einer 3. Frau in seinem Leben kommt, erfahren wir im Laufe der Geschichte.

Der Leser wird zurück in die Nachkriegszeit versetzt, in das Jahr 1948, wo die Weltgemeinschaft nach dem Holocaust beschloss, der Forderung der Juden nach einem eigenen Staat nachzugeben und Israel gegründet wurde. Die Freude über eine Heimat auf Seiten der Juden war aber nur eine Seite der Medaille, denn die Staatsgründung hatte zur Folge, dass die Palästinenser, die zuvor friedlich mit ihren jüdischen Nachbarn zusammengelebt hatten nun von ihrem Grund und Boden vertrieben wurden und dann als "Abwesende" enteignet wurden. Es hat mich schon erschüttert, wie den neuankommenden Juden Wohnungen zugewiesen wurden, in denen die Kaffetassen der palästinensischen Vorbewohner noch auf dem Tisch standen.

Daniel Speck schlüpft ohne zu werten in unterschiedliche Perspektiven, so dass man Verständnis und Empathie für jeden seiner Protagonisten und somit für alle Seiten des Konflikts entwickeln kann. Viele geschichtlichen Ereignisse waren mir gar nicht so bekannt und ich habe sie an anderer Stelle nochmal nachgeschlagen. Ich kann den Autor für seine hervorragende Recherchearbeit nur loben.Ihm ist ein Familienepos gelungen, dass mir den Nahostkonflikt und dessen Ursprung deutlich näher gebracht hat. Ich fand den Roman spannend und unterhaltsam, und auch wenn es ein dicker Schmöker ist, gab es für mich kaum Längen. Die Charaktere hat der Autor authentisch und sympathisch angelegt. Nicht immer konnte ich die Lebensentscheidungen von Moritz so ganz nachvollziehen. Trotzdem war er mir nicht unsympathisch. Wenn Figuren Ecken und Kanten haben, finde ich das auf jeden Fall realistischer, als wenn sie nur gut oder nur schlecht angelegt sind. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, und es war ein perfekter Reihenabschluss. Wer groß angelegte Familienromane mit geschichtlichem Hintergrund und tiefgründigen Figuren mag, dem wir "Jaffa Road" sicher genauso begeistern wie mich. Da Daniel Speck auch Drehbuchautor ist, habe ich die Hoffnung, dass diese interessante Geschichte auch irgendwann mal verfilmt wird.

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Lebendige Geschichte

Glückskinder
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"Glückskinder" ist das neueste Werk der promovierten Historikerin Brigitte Riebe, die hier unter ihrem Pseudonym Teresa Simon schreibt. Einfühlsam, spannend und sehr gut recherchiert erzählt die Autorin ...

"Glückskinder" ist das neueste Werk der promovierten Historikerin Brigitte Riebe, die hier unter ihrem Pseudonym Teresa Simon schreibt. Einfühlsam, spannend und sehr gut recherchiert erzählt die Autorin anhand der Leben zweier sehr unterschiedlicher Frauen von den letzten Tagen des Krieges im Großraum München und dem Neubeginn in einer Stadt, die in Schutt und Asche liegt.

"Ich bin Griet Van Mook. Ich.werde.Leben." Das ist das Mantra der 1. Protagonistin, eine junge Holländerin, die im Widerstand gearbeitet hat, aufgeflogen ist und als Zwangsarbeiterin in der Waffenfabrik arbeiten musste, bevor die Amerikaner kamen und sie tatsächlich überlebt hatte. Der Krieg ist vorbei, aber der Hunger bleibt. Teresa Simon lässt in ihrer Erzählung Geschichte lebendig werden. Man sieht den Mangel überall: Kein Essen, keine Wohnungen, keine Arbeit. Die Menschen versetzen Wertvolles, das ihnen geblieben ist für einen Laib Brot.

In einem 2. Erzählstrang lernt der Leser die 2.Protagonistin (Antonia) Toni Brandl kennen, die nach der Ausbombung des eigenen Zuhauses bei ihrer Tante Vev untergekommen ist. Die Postdirektorenwitwe musste ihre geräumige Wohnung plötzlich nicht nur mit Toni und ihrer Mutter Rosa und der kleinen Bibi teilen, sondern beherbergte inzwischen auch ihre 2. Nichte Annemie und deren Sohn Benno. Diese beengten Wohnverhältnisse, die an sich schon Konfliktpotenzial bieten, werden natürlich noch verschärft, als die Amerikaner die Zwangseinquartierung einer weiteren Person in Tante Vev's Wohnung veranlassen.

Teresa Simon's Figurenzeichnung ist authentisch und vielschichtig. Sowohl Griet als auch Toni sind starke, zupackende Persönlichkeiten. Toni und Griet mögen sich bei ihrem Kennenlernen erst überhaupt nicht, können ihre gegenseitigen Vorurteile aber im Laufe der Geschichte überwinden. Auch die Nebenfiguren sind spannend. Da ist z.B diese schillernde Figur Louis Moreau, ein Charmeur durch und durch, der als Schieber sein Geld verdient und es mit der Legalität seiner Geschäfte nicht so genau nimmt. Auch der liebenswerte GI Dan Walker ist mir schnell ans Herz gewachsen, genauso wie Toni's freundlicher und grundehrlicher Bruder Max.
Sie alle sind Glückskinder, denn sie haben die Schrecken des Krieges und der Nazizeit überlebt,

Mir hat der Roman wirklich sehr gefallen. Bei den bildhaften und sehr emotionalen Schilderungen der Autorin musste ich zwar so manches Mal schlucken und bin froh diese schwere Zeit nicht habe erleben zu müssen, aber es gab auch viele schöne Momente in der Geschichte, wo Liebe und Freundschaft den Protagonisten Halt und Zuversicht geben konnten und man sich als Leser mit ihnen gefreut hat. Am Ende gibt es noch eine historische Einordnung des Roman's (Dichtung und Wahrheit) , was mir bei historischen Romanen immer sehr gefällt und als zusätzliches Schmankerl noch einen Auszug aus dem in den Nachkriegstagen verfassten Kochbuch " Gute Kost in magerer Zeit", das auch im Roman erwähnt wird.

Von mir gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung. Wer Spaß hat an historischen Romanen, sollte "Glückskinder" unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Back to the 80ies

Hard Land
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Der neue Roman von Benedict Wells ist eine Zeitreise mitten in die 80erJahre, die Zeit meiner eigenen Jugend. Als Leser schlüpfen wir in die Haut von Sam Turner kurz vor seinem sechzehnten Geburtstag und ...

Der neue Roman von Benedict Wells ist eine Zeitreise mitten in die 80erJahre, die Zeit meiner eigenen Jugend. Als Leser schlüpfen wir in die Haut von Sam Turner kurz vor seinem sechzehnten Geburtstag und landen in dessen Heimatstadt Grady, einem Kaff in Missouri, USA.

Sam ist ein schüchterner Typ mit jeder Menge Ängsten, ein Außenseiter, der sich schwertut Freunde zu finden. Im Sommer 1985 nimmt er einen Ferienjob in dem kleinen Kino in Grady an, dass kurz vor der Schließung steht. Diese Entscheidung verändert sein Leben, denn er findet nicht nur Freunde, er verliebt sich auch zum ersten Mal, hat endlich das Gefühl dazu zu gehören und hat einfach eine tolle Zeit. Diese Unbeschwertheit endet abrupt, als seine Mutter stirbt. Sie litt schon lange an Krebs und die Befürchtung, dass sie es nicht schaffen würde belastete die Familie, wurde aber oft auch verdrängt.

Benedict Wells schreibt wirklich wunderbar gefühlvoll über das Erwachsenwerden, über die oft widersprüchlichen Gefühle eines Teenagers, der sich einerseits so unbesiegbar fühlt und andererseits auch manchmal wieder Kind sein möchte.
Die Freunde, die der Icherzähler findet sind wirklich toll. Gerade in einer Zeit, wo Sam der richtige Zugang zu seinem Vater fehlt und die große Schwester auch nicht greifbar ist, sind sie ihm eine große Stütze und ersetzten quasi seine Familie. Sie helfen ihm über sich selbst hinauszuwachsen und seine Ängste zu überwinden.
Das Gefühl der 80er kam bei mir auch an, die erwähnten Filme habe ich fast alle gesehen, die Musik ebenfalls gehört und was war auch ich stolz auf meinen Walkman. Nostalgie pur!
Ich heule sehr selten bei einem Buch. Dass ich es hier tat, spricht absolut für das Buch, dass für mich schon jetzt zu den Jahreshighlights gehört und ein unbedingt lesenswerter Roman für 2021 ist.

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