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Veröffentlicht am 10.04.2021

Grandios!

Die Telefonzelle am Ende der Welt
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!ein Lesehighlight 2021!

Klappentext:
„Eine Tagesfahrt von Tokio entfernt steht in einem Garten am Meer einsam eine Telefonzelle. Nimmt man den Hörer ab, kann man dem Wind lauschen – und den Stimmen der ...

!ein Lesehighlight 2021!

Klappentext:
„Eine Tagesfahrt von Tokio entfernt steht in einem Garten am Meer einsam eine Telefonzelle. Nimmt man den Hörer ab, kann man dem Wind lauschen – und den Stimmen der Vergangenheit. Viele Menschen reisen zu dem Telefon des Windes, um mit ihren verstorbenen Angehörigen zu sprechen und um ihnen die Dinge zu sagen, die zu Lebzeiten unausgesprochen blieben. So kommt eines Tages auch Radiomoderatorin Yui an den magischen Ort. Im Tsunami von 2011 verlor sie ihre Mutter und ihre kleine Tochter. Yui lernt in dem Garten den Arzt Takeshi kennen, auch er muss ein Trauma verarbeiten. Die beiden nähern sich an, gemeinsam schöpfen sie neuen Mut. Und erlauben sich zum ersten Mal, dem Leben einfach seinen Lauf zu lassen. Ganz gleich, was es für sie vorgesehen hat ...“

Dieses Buch von der jungen Autorin Laura Imai Messina stand schon lange auf meiner Wunschliste. Meine Erwartungen waren groß, denn allein der Klappentext berührte mich und brachte alte Erinnerungen hoch, damals aus dem Jahr 2011, als ein Tsunami die Küste Japans traf, wie ein Faustschlag in die Magengrube und man vor lauter Schmerz zu Boden geht. Bilder kommen wieder hoch, auch wenn nur im TV gesehen, aber ich war zu dem Zeitpunkt an einem Ort, der mich immer stets behütet festhält, mit meinen liebsten Lieblingsmenschen um mich herum. Ein Ort wo es schön ist und woanders auf der Welt erfahren Menschen in genau dem Moment das größte Leid... und nun kommt eben das Buch von Messina mit ihrer Geschichte um Yui...
Die Geschichte vom Garten am Meer mit einer Telefonzelle die man auch benutzen kann, soll, darf, obwohl am anderen Ende niemand mit einem sprechen wird, sondern nur das Rauschen des Meeres zu hören ist, ist in Japan Tradition. Andere sprechen am Hausaltar mit Verstorbenen und andere nutzen die „Telefonzelle des Windes“, denn das ist eigentlich der richtige Name. Protagonistin Yui lernen wir unheimlich behutsam kennen. Die Autorin schafft es, das man sie sieht vor dem inneren Auge, das man irgendwie sofort ihren Seelenzustand erblickt und etwas sieht, was dunkel und schwer ist. Yui hat das schmerzlichste beim Tsunami 2011 erlitten was es nur gibt. Messina führt uns sehr gefühlvoll und extrem bewegend an diese Seite, ohne das wir zu tief in die Materie tauchen müssen. Hier verstehen wir einfach die Lage auch so....bei so einem großen Verlust, brauch es auch nicht vieler Worte. Yui hat nach diesem Erlebnis ihr Leben bestmöglich wieder in ihre Bahnen gelenkt (sie hat Marotten und hält diese fest)...so gut es geht eben und arbeitet bei einem Radiosender als Moderatorin. Man hat das Gefühl ihr eigenes Leid mit dem Leid anderer Hörer zu betäuben. Sie hört Menschen zu, gibt Ratschläge, obwohl sie selbst innerlich zerbrochen ist. Ihren Kummer trägt sie zur Telefonzelle des Windes und erzählt dem Wind, bzw. ihren verstorbenen Lieben ihr Leid, ihre Sehnsucht, ihre Trauer. Als dann Takeshi, ein Arzt, dazu stößt, scheint es eine weitere Last zu werden. Die beiden verstehen sich, aber auch Takeshi muss auch ein Trauma verarbeiten und auch das beschäftigt Yui intensiv. Dennoch merken beide schnell, das der gemeinsame Weg helfen kann und eben das Reden mit dem Wind...Die Routine der beiden gerät aus dem Gleichgewicht, aber es soll ihr Schaden nicht sein....Messina malt vor dem Leserauge förmlich Bilder mit feinem Pinselstrich. Behutsam, einfühlsam und extrem bewegend (eines der wenigen Bücher wo ich wahrlich unzählige Taschentücher verbraucht habe) nimmt sie den Leser an die Hand und zeigt uns Trauerbewältigung und das Leben nach so einem heftigen Schicksalsschlag auf. Die Geschichte ist an die Realität geknüpft und man kann sehr viel über den Ort, an dem die Telefonzelle steht, nachlesen...Mit dieser Geschichte im Hinterkopf, wird man so etwas mit anderen Augen betrachten. Hier in Deutschland würde man mit Sicherheit dafür belächelt, wenn man sich so etwas in den Garten stellt, aber die Japaner wissen es dieses Mal einfach besser und gefühlvoller. Die Trauer von der Seele reden, sie teilen, sie vor allem zulassen und verarbeiten....
Dieses Buch hat mich extrem tief bewegt. Messinas melodische, klare Sprache erinnert wirklich an eine japanische Autorin, aber die junge Dame ist gebürtige Europäerin und lebt aber schon seit langem in Tokio....da hat wohl jemand sein Herz an ein Land und eine Kultur verloren, die sie sehr schätz. Respekt und Hut ab vor diesem grandiosen Werk! 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Kinderersatz

Hündin
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Klappentext:
„In einem kleinen Dorf in Südamerika, zwischen Dschungel und Pazifischem Ozean, leben Reiche und Arme, Weiße und Schwarze getrennt voneinander. Das Leben ist bestimmt von heftigen Naturgewalten ...

Klappentext:
„In einem kleinen Dorf in Südamerika, zwischen Dschungel und Pazifischem Ozean, leben Reiche und Arme, Weiße und Schwarze getrennt voneinander. Das Leben ist bestimmt von heftigen Naturgewalten und rauer Einsamkeit. Hier spielt die Geschichte von Damaris, einer schwarzen Frau in den Vierzigern, die seit vielen Jahren mit Rogelio zusammen lebt. Ihre Beziehung wird beherrscht von dem Wunsch nach einem gemeinsamen Kind. Als das Paar die Hoffnung längst aufgegeben hat, erhält Damaris die Chance, einen Hundewelpen zu adoptieren. Diese neue Bindung wird zu einer existenziellen Erfahrung, die alles andere in Damaris Leben in den Schatten stellt...“

Dieses zarte Büchlein mit diesem opulenten Cover hat es in sich, wie es selten ein Buch hat. Autorin Pilar Quintana packt den Nerv von ihrer Protagonistin Damaris nicht mit der Pinzette an, sondern mit geballter Faust. Gleich zu Beginn verliert man sich in ihrem Ausdruck und ihrer bildgewaltigen Sprache. Quintana puhlt in einer Wunder ihrer Protagonistin, das es selbst einem als Leser schon weh tut bzw. wir Damaris‘ Schmerz regelrecht spüren können. Quintana zieht den Kinderwunsch als roten Faden durch das Buch, der am Ende ein Ende annimmt, welches man nicht vermutet hätte. Einen Hund als Kinderersatz und dann entwickelt sich die Frau, von der man meint sie zu verstehen, zu etwas, was den Leser regelrecht umhaut. Wie bereits gesagt, verführt uns Quintana mit einem extrem bildhaften Schreibstil. Man hört im inneren den Dschungel, ahnt seine Gefahren, vermutet seine Beschwerlichkeiten...
Aber wir Leser ahnen zu Beginn nichts von dem was kommen wird...Lesen sie dieses Buch! Auch wenn ich es nicht als Bettlektüre empfehlen würde, denn die Wortwahl ist schon häufig sehr grenzwertig aber eben passend.
5 von 5 Sterne gibt es von mir und eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Wie es wohl ist?

Leben auf dem Land
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Klappentext:
„Sue Hubbell, ehemals Bibliothekarin in Rhode Island, dann Bienenzüchterin auf einer einsam gelegenen Farm in Missouri, zeigt uns mit feinem Humor und naturwissenschaftlicher Kenntnis, wie ...

Klappentext:
„Sue Hubbell, ehemals Bibliothekarin in Rhode Island, dann Bienenzüchterin auf einer einsam gelegenen Farm in Missouri, zeigt uns mit feinem Humor und naturwissenschaftlicher Kenntnis, wie viel wir von Bienen und Fledermäusen, von Insekten und Pflanzen lernen können, kurz: von den faszinierenden Beziehungen und Prozessen in der Natur.“

Ach was habe ich dieses Buch geliebt und werde es immer lieben. Sue Hubbel spricht mir mit ihren klaren Worten so aus der Seele, aber nicht nur das, sie hat das umgesetzt, was sich viele erträumen: ein Leben in Abgeschiedenheit auf dem Land. Hier ist nur nicht alles Gold was glänzt und genau darauf geht Hubbell ein. Sie schreibt dabei tiefsinnig, ehrlich, unverblümt und detailliert aus ihrem Leben. Man ist mir ihr recht schnell verbunden wenn man ähnlich denkt wie sie aber auch so, macht sie einem das Vertrauen zu sich recht leicht. Ihre genauen Beschreibungen des Alltags, der Menschen, der Situationen die dem Wetter geschuldet sind und auch ihrem eigentlichen Privatleben geben hier den roten Faden vor. Man liest nie zu viel von etwas oder zu wenig. Man begreift schnell warum Sue so lebt, was sie damit erreichen wollte und welchen Zuspruch und Rückhalt sie erfährt. Ihre Sicht auf die Jahreszeiten war königlich gut.
Ein wunderschönes zartes Büchlein, mit einer kräftigen, naturbelassenen Geschichte - 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Mit Bienen tanzen

Dancing with Bees
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Klappentext:
„... Als Brigit Strawbridge Howard eines Tages feststellt, dass sie mehr über die Französische Revolution als über die heimischen Vögel, Bäume und Wildblumen weiß, ist sie schockiert. Und ...

Klappentext:
„... Als Brigit Strawbridge Howard eines Tages feststellt, dass sie mehr über die Französische Revolution als über die heimischen Vögel, Bäume und Wildblumen weiß, ist sie schockiert. Und eines wird ihr in diesem Moment klar: Irgendwann musste ihr etwas auf ihrem bisherigen Weg verloren gegangen sein. Das tiefe Bedürfnis, möglichst viel im Freien zu erleben. Das brennende Interesse an Pflanzen und Tieren. Die Selbstverständlichkeit, ihre Umgebung in allen Details wahrzunehmen. ...“

Ich kenne die Autorin schon etwas länger aus der englischen (Garten)Presse und verfolge ihre Erlebnisse schon länger. Dieses Buch hier ist ein schöner Zusammenschluss ihrer letzten Erlebnisse und Erfahrungen mit der Natur. Sie schreibt locker und leicht verständlich, lässt uns Leser in ihre Seele blicken und erlaubt einen Blick in ihre Wünsche. Sie ist nicht die typische Aussteigerin wie wir es jetzt so häufig erleben und mit einem Sabatical hat dies auch nichts zu tun, sie will einfach ihre Natur besser wahrnehmen, sie erleben und sie auch schützen. Das ist doch mal eine wunderbare Grundeinstellung.
Das Buch zeichnet sich mit einem sehr schönen Mix aus Bildern und Text aus. Dieser hat eine sehr gut lesbare Größe und untermalt die Fotos zu gegebenen Anlass. Strawbridge Howard hinterfragt viel und will Antworten bekommen - diesen Drang kann ich nur zu gut verstehen und ich mag ihren Enthusiasmus für ihr Vorhaben. Man muss sie einfach mögen und sie schafft es sehr gekonnt, uns Leser mit ihrer Art anzustecken, raus zu gehen, die Natur zu beobachten, zu fühlen, zu verstehen...
Ein wunderschönes Buch mit einer sehr sympathischen Autorin, die es lohnt, dank sozialer Medien, zu beobachten! 5 von 5 Sterne für dieses Buch!

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Ein genussvoller Klassiker

Drei Sommer
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Klappentext:
„Maria (20), Infanta (18) und Katerina (16) leben in den 1930ern auf einem Landgut in der Nähe von Athen und teilen alle Geheimnisse miteinander. Dabei könnten die Schwestern unterschiedlicher ...

Klappentext:
„Maria (20), Infanta (18) und Katerina (16) leben in den 1930ern auf einem Landgut in der Nähe von Athen und teilen alle Geheimnisse miteinander. Dabei könnten die Schwestern unterschiedlicher nicht sein: Maria ist ständig in einen anderen Jungen verliebt, Infanta widmet sich lieber ihren Stickereien, und Katerina will als Schriftstellerin die Welt bereisen. Jeder Sommer, der vergeht, führt die Lebenswege der drei in unterschiedlichere Richtungen. Besonders Katerina löst sich immer mehr aus dem Familienverbund und blickt hinter die Fassaden der ländlichen Idylle. Dabei gibt ihr vor allem das einsame Leben ihrer geschiedenen Mutter Anna große Rätsel auf. Der Versuch, diese zu lösen und sich dabei nicht von der ersten ohnmächtigen Liebe vereinnahmen zu lassen, stellt Katerina schließlich vor eine brennende wie zeitlose Frage: Muss ich als Frau auf Liebe und Familie verzichten, um selbstbestimmt und freiheitlich zu leben?“

Dieses Buch von Margarita Liberaki ist ein echter Klassiker aus dem Jahr 1946. In ihrem Schreibstil hält sie nicht nur die Sonne und die Luft Griechenlands gefangen, nein, auch das Zeitgefühl und die Ansicht auf das Bild der Frauen. Man hinterfragt als Leser viele Dinge, sucht und findet Antworten, wenn auch nicht immer direkt, aber man hat ein Buch in den Händen welches nachhallt und einen beschäftigt.
Ihre drei Darsteller könnten wahrlich unterschiedlicher nicht sein, aber genau so macht jede für sich ihre Erfahrungen für‘s Leben. Liberaki ist dabei sehr unaufgeregt und beschreibt ohne Hektik und Sturm die griechische Lebensphilosophie der Damen sowie auch den Punkt der Zeit. Ihr Ausdruck ist dabei moderner denn je, was aber auch natürlich der perfekten Übersetzung geschuldet ist, aber genau darauf kommt es eben bei einem Klassiker an. Die Drei (egal ob die Damen oder die Sommer) strahlen eine ungeheure Anziehung aus und man liest sich wunderbar in die Gedankenwelt, genießt die Sonne die beschrieben wird, atmet den Duft der Bäume und hört das zwitschern der Vögel und das Wellenrauschen am Meer. Es sei aber ganz eindrücklich darauf hingewiesen, das hier wirklich keine großen Überraschungen zu erwarten sind, man muss als Leser sich die Figuren „erarbeiten“, sich ihre Gedanken aneignen und verstehen können, aber man muss die Figuren handeln lassen, denn genau das ist der Tenor der Geschichte: nur so findet man Erfahrungen, die einem etwas mitgeben auf dem Weg des Lebens. Egal ob positiv oder negativ, alles gehört dazu, auch der Umgang mit den zeitgenössischen Sichtweisen.
Dieses Buch erhält eine klare Leseempfehlung von mir und berechtigte 5 von 5 Sterne!

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