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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.04.2021

Mensch und Tier

Sprich mit mir
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Durch Zufall erfährt die Studentin Aimee von Professor Schemerhorn und dem Schimpansen Sam, der mit dem Professor zusammen wohnt und wie ein Kleinkind in dessen Familie umsorgt wird. Sam kann in Gebärdensprache ...

Durch Zufall erfährt die Studentin Aimee von Professor Schemerhorn und dem Schimpansen Sam, der mit dem Professor zusammen wohnt und wie ein Kleinkind in dessen Familie umsorgt wird. Sam kann in Gebärdensprache sprechen, es ist ein spannendes Experiment, das der Professor mit dem jungen Schimpansen auf die Beine gestellt hat. Doch dann wird Sam für Tierexperimente an eine andere Universität gebracht. Aimee hat den Schimpansen so sehr ins Herz gefasst, dass sie einen verrückten Plan schmiedet.

Wie menschlich ist ein Schimpanse, der Seinesgleichen gar nicht kennt, sondern rein unter Menschen aufgewachsen ist und mit ihnen die Welt begreifen gelernt hat? T.C. Boyle lässt sich Zeit, die Geschichte zu entwickeln und dabei seine Gedanken zu unserem Umgang mit Tieren zur Sprache zu bringen. Nicht immer konnte ich mit den menschlichen Protagonisten in ihren Handlungen mitgehen, vor allem Aimee erscheint mir in vielem zu naiv, andererseits steht sie aber zu ihren Entscheidungen. Als Fazit bleibt zum Schluss die ethische Frage, wie wir Menschen mit Tieren umgehen.

Diese spannende Geschichte um Tier und Mensch empfehle ich sehr gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Die Kultomi beim Gärtnern

Fertig ist die Laube (Die Online-Omi 15)
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Renate Bergmann wird von ihrer Freundin Gertrud angeheuert, um einen Laubengarten zu betreuen. Gertruds Lebensgefährte muss nämlich zu einer OP und danach in Reha, und er möchte in dieser Zeit seinen Garten ...

Renate Bergmann wird von ihrer Freundin Gertrud angeheuert, um einen Laubengarten zu betreuen. Gertruds Lebensgefährte muss nämlich zu einer OP und danach in Reha, und er möchte in dieser Zeit seinen Garten nicht verlieren. Die beiden Frauen nehmen sich des Gartens an und bringen ihn auf Vordermann. Während die beiden in ihrer Aufgabe aufgehen, erzählt Renate so dies und jenes, von der Gartenarbeit wie auch von ihren Lebensweisheiten.

Natürlich ist Renate Bergmann Kult (auch wenn dahinter ein Mann steht, der wortgewandt Renate Bergmann entstehen lässt). Die Lebensweisheiten der rüstigen Rentnerin spiegeln die Lebenswelt der alten Menschen mit all ihren Gedanken und Ideen wieder und halten auch mal der Gesellschaft den Spiegel vor – immer mit einem knitzen Lächeln im faltigen Gesicht. Die einzelnen Figuren sind denen bekannt, die Renate bereits durch mehrere Bände begleiten, man freut sich, wieder von ihnen zu hören. Doch auch wer neu einsteigt, erhält alle wichtigen Informationen, um sich an den humorvollen bis scharfzüngigen Kommentaren der alten Dame zu erfreuen. Dass diese dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, ist ein heiterer Nebeneffekt der Erzählung.

Wer Renate Bergmann kennt, wird auch diesen Band lieben. Aber auch wer Lebensgeschichten liebt, wird mit diesem heiteren Buch eine spannende und humorvolle Lektüre finden. Ich empfehle die Geschichte gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Auf der Suche nach der Familiengeschichte

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Als die 27jährige Hannah ihre fast hundertjährige Großmutter Evelyn im Heim besucht, findet sie einen Brief aus Israel vor, in der Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens angesprochen ...

Als die 27jährige Hannah ihre fast hundertjährige Großmutter Evelyn im Heim besucht, findet sie einen Brief aus Israel vor, in der Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstvermögens angesprochen wird. Doch ihre Großmutter will darüber nicht sprechen. Hannah macht sich selbst auf die Spuren dieses Briefes und erfährt Erstaunliches über die Vergangenheit ihrer Großmutter und deren Mutter. Die Spur der Bilder führt bis in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

Mit dem Brief, der Hannah in die Hände fällt, taucht die Protagonistin in ein unbekanntes Stück der eigenen Geschichte ein. Hannah selbst ist keine einfache Figur, ihr Leben scheint festgefahren zu sein. Es gab Momente im Buch, da hätte ich sie gerne mal geschüttelt und aufgefordert, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Die Suche nach ihren Wurzeln hat mir dagegen sehr gefallen, obwohl eigentlich nur der Leser die Hintergrundgeschichte erfährt, Hannah selbst kann nur Ausschnitte davon erkennen. Spannend und konsequent in jeder Hinsicht sind dennoch die Auswirkungen auf Hannah selbst. So spannend kann geschichtliche Aufarbeitung am Beispiel der eigenen Familiengeschichte geraten!

Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 24.03.2021

In einem Island voller Magie

Nordstern – Der Ruf der freien Pferde
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Im Sommer 1949 wandert Erla mit ihrer Mutter nach Island aus, sie wollen dort ein neues Leben beginnen als Helferinnen auf einem Bauernhof. Wider Erwarten werden die beiden getrennt, Erla landet auf einem ...

Im Sommer 1949 wandert Erla mit ihrer Mutter nach Island aus, sie wollen dort ein neues Leben beginnen als Helferinnen auf einem Bauernhof. Wider Erwarten werden die beiden getrennt, Erla landet auf einem abgeschiedenen Hof und erfährt von der Familie, in der sie untergebracht ist, wenig Verständnis, dafür muss sie umso härter arbeiten. Schon in Deutschland hat sie Menschen gesehen, die andere nicht wahrgenommen haben. So erhält sie auch in Island Kontakt zu den Verborgenen. Da ist Floki, der sie immer wieder aufsucht. Und es sind die Pferde, bei denen Erla Trost findet in ihrer Einsamkeit.

Erla scheint eine durchschnittliche junge Frau zu sein, die zusammen mit der Mutter in größter Armut den Krieg überlebt hat und nun mit ihr zusammen in ein neues Leben aufbrechen möchte. Doch die Träume von diesem neuen Leben zerbrechen jäh, als sie sich ohne Sprachkenntnisse allein in einer einsamen Gegend wiederfindet, zudem in einer isländischen Familie, die sie eher als Leibeigene sehen möchte. Kurz angedeutet werden auch die Ereignisse im Krieg, aus dem sich einige Ressentiments gegen Deutsche gebildet haben. So schwer Erla es an ihrer neuen Stelle hat, sie bleibt stark, findet Hilfe bei den Verborgenen und Zuversicht aus ihrer Liebe zu den Tieren, vor allem zu den Pferden. Sehr eindrücklich schildert die Autorin Karin Müller die karge Natur Islands. Erla wird sehr sympathisch geschildert, ihre Begegnungen mit den Verborgenen bringen viel Spannung in die Geschichte. So lässt der Cliffhanger den Leser mit vielen Fragen zurück, man möchte sofort weiterlesen.

Dieser Einstieg in eine spannende Trilogie fußt auf wahren Begebenheiten, denn diese Auswanderungswelle deutscher Frauen nach Island hat es tatsächlich gegeben. Das ist heute kaum bekannt. Der vorliegende Jugendroman erinnert daran auf eine sehr jugendgerechte Weise, auch wenn Erla es besonders schwer trifft und deshalb manche Passage sehr zum Nachdenken anregt. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 19.03.2021

Eindrucksvoll und berührend

Das achte Kind
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Alem wird von seiner Mutter notgedrungen als Säugling in einer Pflegefamilie abgegeben, damit sie überhaupt als Gastarbeiterin in einer Schokoladenfabrik das Geld für die Familie verdienen kann. So wird ...

Alem wird von seiner Mutter notgedrungen als Säugling in einer Pflegefamilie abgegeben, damit sie überhaupt als Gastarbeiterin in einer Schokoladenfabrik das Geld für die Familie verdienen kann. So wird Alem mit zunächst mehreren anderen Gastarbeiterkindern Teil einer deutschen Pflegefamilie mit sieben eigenen Kindern. Als sein leiblicher Vater verschwindet, bleibt Alem als achtes Kind in der Pflegefamilie und besucht die Mutter und deren gewalttätigen Freund an jedem zweiten Wochenende. Erst als Erwachsener begibt Alem sich auf die Spuren seiner Herkunft, als seine leibliche Mutter ihm die Wahrheit über den Vater erzählt.

Es ist eine ganz besondere Geschichte eines Kindes mit ausländischen Wurzeln, die Alem Grabovac hier erzählt. Sehr sachlich berichtet er über seine eigenen Erlebnisse, was immer wieder einen sehr distanzierten Blick auf die Hauptperson richtet. Dieser sachlich-nüchterne Erzählstil betrachtet die vielen bedrückenden Ereignisse etwas distanzierter und löst dennoch tiefe Betroffenheit aus. Sehr gut zu erkennen ist nicht nur der kulturelle Zwiespalt, in dem Alem aufwächst, sondern auch die Brüche, die sich durch die verschiedenen Lebenswelten ergeben. Dass der Autor dies schafft, ohne in Verbitterung zu verfallen – Hut ab!

Diese eindrucksvolle Geschichte über die Suche nach den Wurzeln, nach den Facetten der eigenen Biographie hat mich sehr beeindruckt. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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