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Veröffentlicht am 18.05.2021

Nur Freunde

Bridgerton - Der Duke und ich
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Daphne Bridgerton ist froh, dass ihr Bruder Andrew sie nicht zwingt, einen ihrer langweiligen Bewerber zu heiraten. Doch alle, die sie vielleicht interessieren könnten, sind eher im Alter ihrer älteren ...

Daphne Bridgerton ist froh, dass ihr Bruder Andrew sie nicht zwingt, einen ihrer langweiligen Bewerber zu heiraten. Doch alle, die sie vielleicht interessieren könnten, sind eher im Alter ihrer älteren Brüder und diese sehen Daphne eher als Freundin. Im London des Jahres 1813 ist das alles nicht so einfach. Ein guter Freund Andrews, Simon Bassett, ist vor kurzem aus dem Ausland zurückgekommen. Er will auf keinen Fall heiraten. Doch die Mütter heiratsfähiger Töchter werden hinter ihm her sein, schließlich ist er ein Duke. Deshalb unterbreitet Simon Daphne den Vorschlag, sie könnten sich zum Schein verloben, dann würde sie auch für andere interessant.

Wenn man kein Netflix hat, muss man sich mit dem Buch begnügen und das braucht ja nicht das Schlechteste zu sein. Im ersten Teil der Reihe um die Bridgerton Geschwister sucht die älteste Tochter der resoluten verwitweten Violet einen Ehemann. Im London der Regency-Epoche kann Daphne sich nicht einfach auf eine Party gehen. Sie wird quasi von ihrer Mutter angeboten und muss an der Saison in London teilnehmen, damit die Heiratswilligen auf sie aufmerksam werden. Dass sie zufällig auf Simon trifft, könnte sich als Glücksgriff erweisen, wenn der gemeinsame Plan aufgeht.

Bei Büchern wie diesem weiß man natürlich schon beim Lesen des Titels wie es ausgeht. Das macht aber nichts, denn die Story ist schön präsentiert. Ein paar Schwierigkeiten kann man bekommen, wenn man das Buch modern liest, weil dann einige Handlungen und Ziele der Protagonisten einfach dämlich wirken. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen amüsanten Roman, der durch seine pointierten Dialoge erfreut. Besonders gefällt dabei sowohl Daphnes Beziehung zu ihren Brüdern als auch zu ihrer Mutter, die für ihre Zeit sehr fortschrittlich erscheint. Manchmal erscheinen Simons Probleme etwas konstruiert. Doch der Beginn des Buches ist wirklich köstlich und auch später wird man mit allem versöhnt und hat die gute Unterhaltung genossen.

Veröffentlicht am 14.04.2021

Daquin & Co

Marseille.73
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Anfang der 1970er wird in Marseille ein Busfahrer von einem Einwanderer umgebracht. Und in der Stadt, in der nach der Unabhängigkeit Algeriens viele Übersiedler leben, führt dies zu rassistisch motivierten ...

Anfang der 1970er wird in Marseille ein Busfahrer von einem Einwanderer umgebracht. Und in der Stadt, in der nach der Unabhängigkeit Algeriens viele Übersiedler leben, führt dies zu rassistisch motivierten Angriffen. Doch auch in den Polizeieinheiten, die Sachverhalte eigentlich aufklären sollen, gibt es rassistische Resentments. Commissaire Daquin, der neu in der Einheit eingesetzt ist, nimmt die Aufgabe jedoch in die Hand. Dabei muss er ausgesprochen vorsichtig vorgehen, damit er niemanden vor den Kopf stößt und doch die Wahrheit herausfindet. Unter seinen Kollegen hat er einige wenige Verbündete. Die öffentliche Meinung wird allerdings von Vorurteilen bestimmt.

Dieser Band schließt an den Roman „Schwarzes Gold“ an, Verständnisschwierigkeiten gibt es nicht. Commissaire Daquin wirkt wie ein Einzelkämpfer, der sich doch auf einige Leute verlassen kann. Nach der Unabhängigkeit Algeriens sind viele auch Nordafrikaner nach Frankreich eingewandert und etliche von ihnen sind an die selben Orte gezogen. Treten sie in größeren Gruppen auf, können sie möglicherweise wie eine Bedrohung wirken. So sieht es zumindest ein Teil der Bevölkerung, welcher dann mit Parolen um sich wirft, die auch heute wohlbekannt sind. Dass auch einige Polizisten, diese eigenartige Meinung vertreten, ist für Daquin ein schlechtes Zeichen und auch kaum zu ertragen.

Als Crime Noir wird dieser Kriminalroman beschrieben und er verbreitet tatsächlich eine düstere Stimmung, die wahrscheinlich nicht weit von der Wahrheit entfernt ist. Doch ist die Art der Beschreibung der Ereignisse etwas sehr trocken und teilweise berichtartig geraten. Dadurch vermisst man teilweise die Spannung, auch wenn der Roman inhaltlich und geschichtlich sehr interessant ist. Sehr gelungen erscheint die Beschreibung von Commissaire Daquins Hartnäckigkeit den Fall ordentlich zu bearbeiten und auch auf welche Widerstände er dabei trifft. Auch seine Pfiffigkeit und unkonventionelle Denkweise, die ihn im Fall voranführen, machen ihn zu einem sympathischen Ermittler.

Veröffentlicht am 08.04.2021

Der Dienstgrad

London Burning
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Bei einem vorherigen Fall ist Detective Sergeant Calil Drake unter Verdacht geraten. Zwar konnte die Sache ausgeräumt werden, aber Drake wurde degradiert und strafversetzt. Nun ist er zurück in London ...

Bei einem vorherigen Fall ist Detective Sergeant Calil Drake unter Verdacht geraten. Zwar konnte die Sache ausgeräumt werden, aber Drake wurde degradiert und strafversetzt. Nun ist er zurück in London und möchte die nächste Gelegenheit nutzen, um sich komplett zu rehabilitieren. Als er und seine Partnerin zu einem vermeintlichen Einbruch auf einer Baustelle gerufen. Vor Ort stellt sich heraus, dass in einer Baugrube zwei halb verschüttete Leichen gefunden wurden, die möglicherweise lebendig unter Tonnen von Bauschutt begraben wurden. Das könnte genau die Gelegenheit sein, auf die Drake gewartet hat.

In diesem ersten Teil einer Reihe bekommt Calil Drake die forensische Psychiaterin Dr. Rayhana Crane an die Seite gestellt. Dem Einzelgänger Drake passt das nicht so gut in den Kram, so dass aus der Zusammenarbeit eher ein Nebeneinander wird. Erst nach einer Weile merken die bieden, dass sich ihre Arbeitsansätze ergänzen. Die Bearbeitung des Falles gestaltet sich schwierig, denn zunächst kann nur eines der Opfer identifiziert werden. Bei diesem handelt es sich um die Ehefrau des Bauunternehmers. Die Lage der Baustelle und damit des Tatorts erinnert Drake an seine eigene Jugend, denn er ist in einer nahegelegenen Sozial-Wohnsiedlung aufgewachsen.

Calil Crane als leistungsstarker aber karrieremäßig abgehängter Polizist mit schwierigem sozialen Hintergrund. Aus einfachsten Verhältnissen hat er sich erst bei der Armee und dann bei der Polizei hochgearbeitet und ist doch der Außenseiter geblieben, der mitunter zum Sündenbock gemacht wird. Etwas zu viel wird hierauf herum geritten. Und auch die Erkenntnis, dass Drake und Crane sich beruflich gut ergänzen, kommt etwas spät. Hinzu kommt, dass die Merkwürdigkeit einiger Begegnungen einem als Leser auffällt, den Ermittlern aber nicht. Dass dieser Kriminalroman als Reihenbeginn trotzdem lesenswert erscheint, liegt an den Milieuschilderungen der vergessenen Jugendlichen aus der Sozialsiedlung und deren rechtsgerichteten Gegenspielern. Und schließlich gewinnt dieses Buch auch, wenn man im Verlauf erkennt wie Drake und Crane zusammenwirken. Die logische Schlussfolgerung zum Ende dieses Romans macht dann auch neugierig auf den Folgeband.

Veröffentlicht am 28.03.2021

Chefin Lilibet

Das Windsor-Komplott
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Nach einem rauschenden Ball auf Schloss Windsor wird der Tanzpartner der Queen tot aufgefunden. Der junge russische Pianist hat keine Feinde, eigentlich, trotzdem starb er auf eine Weise, die Rätsel aufgibt. ...

Nach einem rauschenden Ball auf Schloss Windsor wird der Tanzpartner der Queen tot aufgefunden. Der junge russische Pianist hat keine Feinde, eigentlich, trotzdem starb er auf eine Weise, die Rätsel aufgibt. Und Rätsel sind auch etwas für die Queen. Gemeinsam mit ihrer neuen Rozie macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder. Der Geheimdienst hat dabei einen ganz anderen Verdacht als die Chefin. Man vermutet, der russische Präsident plane ein Komplott und dieser Pianist müsse etwas damit zu tun gehabt haben. Welch unangenehme Situation für den Palast. Zumindest die Presse muss herausgehalten werden.

Natürlich kann Chefin Lilibet nicht einfach auf Mörderjagd gehen, schließlich steht sie dem Land vor und wenn herauskäme, dass sie einen Mordfall aufklärt, was für ein gefundenes Fressen für die schreibende Zunft. Aber dennoch muss sie eine Möglichkeit finden, die echten Ermittlungen in die richtigen Bahnen zu lenken. Dabei erweist sich die aus Nigeria stammende Rozie mit ihrer resoluten Art als ausgezeichnete Hilfe. Und so geht es zwischen Teegesellschaften und anderen Terminen um die Suche nach dem Täter. Und Philip ist einfach er selbst, aber das weiß Lilibet ja schon seit langen Jahren.

Der erste Fall für Queen Elizabeth, ein Unterfangen, das mit der gebotenen Diskretion angegangen werden muss. Was auf der einen Seite den Charme dieses Romans ausmacht, kann auf der anderen Seite etwas problematisch werden. Denn wegen ihrer Stellung kann die Queen nur unterschwellig Fragen stellen. Einzig ihren Gedanken kann sie freien Lauf lassen. Und so fragt man sich manchmal, wo der Fall bleibt, während man sich über die strahlende Queen freut und sich der Vorstellung von Frühstücksfrotzeleien zwischen Elizabeth und Philip bestens vorstellen kann. Auch Rozie ist ein echtes Highlight. Sie unterstützt die Queen mit einem gewissen Erstaunen über deren Normalität. Ein Erstaunen, dass man beim Lesen vielleicht auch empfindet.
Ein schöner Roman, der zwar dem Krimi-Anspruch nicht ganz genügt, aber einen humorvollen Einblick in das Leben im Palast gewährt.

Veröffentlicht am 25.03.2021

Detective Loretta

Die Jutta saugt nicht mehr
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Loretta, Erwin und Dennis haben ihr Detektivbüro eingerichtet und warten auf den ersten Kunden. Nicht allzu lange werden sie auf die Folter gespannt, schon werden sie von Frau Berger gebeten nach ihrer ...

Loretta, Erwin und Dennis haben ihr Detektivbüro eingerichtet und warten auf den ersten Kunden. Nicht allzu lange werden sie auf die Folter gespannt, schon werden sie von Frau Berger gebeten nach ihrer Freundin zu suchen. Die Frauen wohnen im selben Haus und Frau Berger hörte immer, wenn Jutta Staub saugte. Und nun bleibt dieses Geräusch aus und von der Freundin ist nichts zu sehen oder zu hören. Da muss der kontrollsüchtige Ehemann Gerhard Dengelmann doch irgendwas auf dem Kerbholz haben. Loretta schleust sich als Putzfrau bei Herrn Dengelmann ein und kann tatsächlich keine Spur von Jutta Dengelmann entdecken.

In ihrem siebten Fall nimmt Loretta Luchs nun offiziell die Ermittlungen auf. Gemeinsam mit dem ehemaligen Polizisten Erwin hat sie in einem Nebenbüro von Dennis’ Telefon-Hotline ihre Detektei eingerichtet. Und gleich gibt es das Rätsel um die verschwundene Ehefrau zu lösen. Die besorgte Freundin und Nachbarin könnte recht haben, schließlich wirkt die Existenz von Jutta wie ausradiert. Doch Dengelmann wirkt nicht so schlimm wie nach den Auskünften der Berger zu vermuten gewesen wäre. Der ältere Herr hat eine Vorliebe für ausgefallene Teesorten und gutes Essen. Kann so ein Mensch ein Mörder sein?

Beim nunmehr siebten Treffen mit Loretta Luchs und ihren Freunden, kommt es einem schon fast so vor als begegne man alten Freunden. Vielleicht kann man den Putzlehren nicht so viel abgewinnen und vermisst vielleicht eine Überraschung bei der Lösung des Falls, aber Loretta und ihr Team entschädigen für so manche Schwäche. Wenn Loretta der Kommissarin Küppers mal wieder einen Schritt voraus ist, ergeben sich ausgesprochen witzige Szenen. Und Frank als Leumundszeuge hat auch etwas spezielles. Das Ruhrpöttische kommt hier zur vollen Entfaltung und unterhält mit dieser schnodderig liebenswerten Art sehr gut. Loretta und Erwin machen sich gut als Detektive, wenn es doch nur die Küppers endlich glauben würde.