Platzhalter für Profilbild

booklooker

Lesejury Star
offline

booklooker ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit booklooker über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2021

Unverhofftes Wiedersehen...

Mittsommerliebe
0

Nach ihrem Roman "Winterküsse in Schweden" legt Lina Hansson die Fortsetzung "Mittsommerliebe" vor, der ihre Leser in den schwedischen Frühling mitnimmt.

Wie jedes Jahr feiert Jule mit ihren Freunden ...

Nach ihrem Roman "Winterküsse in Schweden" legt Lina Hansson die Fortsetzung "Mittsommerliebe" vor, der ihre Leser in den schwedischen Frühling mitnimmt.

Wie jedes Jahr feiert Jule mit ihren Freunden die Walpurgisnacht. Aber sie fällt aus allen Wolken, als ausgerechnet Lasse auf der Party auftaucht - der Typ, den sie nach einem One-Night-Stand eigentlich nie wiedersehen wollte. In einer Kurzschlussreaktion stellt sie ihm Björn, den sie gerade erst kennengelernt hat, als ihren festen Freund vor. Obwohl sich ihre Freunde darüber wundern, spielen sie mit. Jule will Lasse in Zukunft aus dem Weg gehen, doch natürlich kommt es anders: Er ist plötzlich überall. Und je mehr Zeit sie in seiner Nähe verbringt, desto stärker fühlt sie sich zu ihm hingezogen ...

Das hübsche Cover mit einem verliebten jungen Paar verbreitet eine heitere gelöste Stimmung. Es lässt sich durchaus in Schweden verorten. Denn im Hintergrund kann man ein typisch skandinavisches Holzhäuschen ausmachen, das in dem klassischen Farbton „Falu Rödfärg" gestrichen ist.

Auch wenn es sich um den zweiten Teil einer Reihe handelt, ist mir der Einstieg nicht schwergefallen. Meiner Ansicht nach richtet sich dieser Roman in erster Linie an eine junge (oder junggebliebene) Zielgruppe. Die Protagonisten sind lebenslustige Menschen, welches das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben dürften. Die sorglose Lebenseinstellung spiegelt sich in den ausgelassenen Partys, die von Alkohol, Drogen und Sex geprägt sind und hin und wieder aus dem Ruder laufen. Es liegt halt an ihrem Alter.

Dennoch sind mir alle Protagonisten recht sympathisch in Erinnerung geblieben. Jule setzt auf unverbindliche sexuelle Kontakte und neigt zu spontanen Überreaktionen, während ihre beste Freundin längst in festen Händen ist und einen wesentlich reiferen Eindruck macht. Auf das unvermutete Wiedersehen mit Lasse, einem One Night Stand, reagiert sie mit Panik und verstrickt sich in ein Netz von Lügen, das sich immer enger um sie zusammenzieht.

Natürlich dürfen wir uns auf ein schönes Happy-End für Jule und Lasse freuen. Nachdem alle peinlichen Missverständnisse aufgeklärt worden sind, steht einer "echten" Beziehung nichts mehr im Wege. Alles in allem ist Lina Hansson eine leichte Lektüre für zwischendurch gelungen, die vor allem Schweden-Fans wegen der schönen (Natur-) Beschreibungen begeistern wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.04.2021

Künstlerin, Muse, Model

Die Bildhauerin
0

„Ich fordere lautstark die Freiheit!“

(Camille Claudel)

Wer kennt den Film "Camille Claudel" (1988) über die französische Bildhauerin, der seinerzeit alle Besucher in den Kinos tief erschüttert hat? ...

„Ich fordere lautstark die Freiheit!“

(Camille Claudel)

Wer kennt den Film "Camille Claudel" (1988) über die französische Bildhauerin, der seinerzeit alle Besucher in den Kinos tief erschüttert hat? Isabelle Adjani hat diese außergewöhnlichen Frau aus dem Schatten des Vergessens zurückgeholt, der sich dank des Einflusses von berühmten Männern über ihr Leben gebreitet hatte. Nun wird sie in dem historischen Roman "Die Bildhauerin" gewürdigt, in dem Pia Rosenberger eine wichtige Phase im Leben der Künstlerin näher beleuchtet. Er bildet den 5. Band der Reihe "Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe", der im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen ist.

Paris, 1881. Die siebzehnjährige Camille Claudel weiß schon früh, was sie will: Bildhauerin werden. Doch als Frau bleibt ihr ein Studium an der École des Beaux-Arts verschlossen. Gemeinsam mit drei Freundinnen mietet sie ein Atelier und stürzt sich in ein Leben der Bohème. Schon bald erregt sie mit ihren Plastiken die Aufmerksamkeit des viel älteren Auguste Rodins. Dieser protegiert und unterrichtet sie, Camille wird zu seiner unentbehrlichen Mitarbeiterin – und schließlich auch zu seiner Geliebten. Doch sie wünscht sich mehr, als nur eine seiner Musen zu sein.

Das ansprechende Cover hält sich an die Gesetze eines historischen Romans. Wie alle bereits erschienenen Bände dieser Reihe ist es in Sepia-Tönen gestaltet worden. Im Mittelpunkt steht eine aparte dunkelhaarige Frau in einem roten Kleid, die tief in ihre Gedanken versunken durch Paris streift.

Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um Camille Claudel (1864 - 1943) handelt, die aufmüpfige, selbstbewusste Bildhauerin und Malerin, welche sich zu einer bedeutenden Künstlerinnen des Fin de Siècle entwickeln sollte. In ihrem historischen Roman "Die Bildhauerin" konzentriert Pia Rosenberger sich auf die frühen Jahre der Non-Konformistin, welche von ständigen familiären Spannungen gekennzeichnet waren. Während ihr Vater auf seine begabte Tochter stolz war und ihre künstlerischen Ambitionen förderte, war ihre kühle Mutter dem tradierten Frauenbild verpflichtet und konnte den ausgeprägten Freiheitsdrang ihrer Tochter nicht verstehen. Camille Claudel war keine Frau, die sich den Mund verbieten ließ. Auch die Liebesbeziehung zu dem egozentrischen, chronisch untreuen, wesentlich älteren Bildhauer Auguste Rodin war von lautstarken Auseinandersetzungen und Versöhnungen geprägt.

Alles in allem hat mir meine Lektüre gut gefallen. Pia Rosenberger hat sich tief in die Seele einer begabten, ehrgeizigen, temperamentvollen jungen Frau eingefühlt, die einen einsamen, verzweifelten Kampf gegen die tradierten Normen und Werte führt. Ihr ist ein erschütterndes, packendes Buch über eine bedeutende Künstlerin des Fin de Siècle gelungen, kenntnisreich und emotional erzählt.

Leider verschweigt Pia Rosenberger das tragische Schicksal von Camille Claudel, die für ihre Rebellion einen hohen Preis bezahlte. Nach dem endgültigen Bruch mit Auguste Rodin entwickelte sie eine Paranoia und zog sich in eine düstere Kellerwohnung zurück, wo sie nach und nach ihre eigenen Werke zerstörte. Nach dem Tod ihres wohlmeinenden Vaters (1913), der seine schützende Hand über sie gehalten hatte, folgte die Katastrophe. Die rachsüchtige Mutter ließ ihre ungeliebte Tochter, die für negative Schlagzeilen gesorgt und den guten Ruf der Familie beschmutzt hatte, mit der Billigung ihres streng katholischen Sohns in weit abgelegenen psychiatrischen Anstalten verschwinden. Trotz ihrer flehentlichen Bitten sollte Camille Claudel ihre Freiheit nie mehr wiedererlangen; sie vegetierte 30 Jahre lang unter erbärmlichen Umständen dahin, bis zu ihrem Tod an Entkräftung, Kälte und Hunger in den Wirren des Zweiten Weltkriegs.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2021

von allem nur das Beste

Die Wunderfrauen
0

Endlich hat das lange Warten ein Ende. Stephanie Schuster legt mit dem Roman "Die Wunderfrauen: Von allem nur das Beste" den zweiten Band der Bestseller-Serie »Die Wunderfrauen« vor. Sie erzählt von Luise, ...

Endlich hat das lange Warten ein Ende. Stephanie Schuster legt mit dem Roman "Die Wunderfrauen: Von allem nur das Beste" den zweiten Band der Bestseller-Serie »Die Wunderfrauen« vor. Sie erzählt von Luise, Helga, Annabel und Marie, vier starken Frauen zwischen Wirtschaftswunder und Hippiezeit, zwischen Nylons und Emanzipation, zwischen Liebe und Freundschaf, deren Leben wir über von den Wirtschaftswunderjahren Mitte der 1950er bis zu den Olympischen Spielen 1972 begleiten können.

Zu Beginn der 1960er Jahre, den Swinging Sixties, ist viel zu tun in Luise Dahlmanns kleinem Laden, er ist ihr ganzer Stolz. Die Regale sind prall gefüllt mit allem, was das Herz begehrt: frische Waren aus dem Umland und Feinkost aus der ganzen Welt. Luise möchte mit der Konkurrenz mithalten, die Kunden wünschen sich plötzlich Selbstbedienung, suchen nach Angeboten und fragen nach dem Rezept für das Sonntagsessen.
Drei Frauen sind in diesem Jahrzehnt voller Umbrüche an ihrer Seite: Die alleinerziehende Helga, die nun als Ärztin arbeitet, ihre Schwägerin Marie, die inzwischen vier Kinder hat und Annabel, deren Familie nach einem Schicksalschlag zu zerbrechen droht. Das Leben hat die vier Frauen in den letzten Jahren enger verbunden als sie dachten. Und sie merken: Gemeinsam kann man aus Träumen Echtes erschaffen.

Bereits das in Sepia-Tönen gehaltene Cover spiegelt die Lebensfreude der Swinging Sixties. Eine attraktive junge Frau mit einem auffälligen Hut posiert kokett für die Kamera, während ihre Begleiterinnen einen scheuen Blick über die Schulter riskieren. Der aussagekräftige Titel ist Programm. Die vier Frauen wünschen sich eine glückliche Zukunft, sie wollen nicht länger zurückstecken, sondern möchten von allem nur das Beste.

Auch wenn man den ersten Band dieser Trilogie nicht kennt, ist der Einstieg in diese lebensbejahende Lektüre problemlos möglich. Der historische Roman spielt in Bayern, in der Nähe des Starnberger Sees. Das Geschehen wird in zeitlichen Sprüngen aus der Sicht von vier Frauen vermittelt, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Im Mittelpunkt stehen vier Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Marie entspricht dem klassischen Frauenbild der 1960er Jahre. Mit ihrem alkoholkranken Mann und ihren vier Kindern lebt sie auf einem Bauernhof, zusammen mit einem geistig behinderten Schwager und einer alten Tante, und kümmert sich nicht nur um ihre Lieben, sondern auch um die vielen Tiere, die versorgt werden wollen. Dagegen schwelgt Annabel als Frau eines reichen Klinikchefs im Luxus. Nach der Geburt einer behinderten Tochter macht sie eine bemerkenswerte Entwicklung durch. Sie setzt sich nicht nur für die optimale Förderung ihres Kindes ein, sondern forscht nach den möglichen Ursachen für die Missbildungen (Contergan) und emanzipiert sich von ihrem nervösen Mann, der gewisse unangenehme Themen bewusst ausblendet. Luise ist die geborene Macherin, sie kümmert sich liebevoll um ihre Familie und führt einen kleinen Tante-Emma-Laden. Besonders hat mir Helga imponiert, die ihr Abitur nachgeholt und Medizin studiert hat. Nun ist sie eine alleinerziehende Ärztin geworden, mit einem farbigen „Besatzungskind“, die sich für sexuelle Aufklärung und Selbstbestimmung stark macht im erzkatholischen Bayern. Respekt!

Grundsätzlich hat mir der zweite Band der Wunderfrauen-Trilogie gut gefallen. Es ist eine interessante, leichte Lektüre für zwischendurch in einer schwierigen Zeit, die mit vielen Rezepten angereichert worden ist. Dennoch hätte ich mir an manchen Stellen gewünscht, dass die Autorin die brisanten Themen nicht nur angerissen, sondern ausführlich behandelt hätte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2021

Über den Sinn des Lebens

Die Mitternachtsbibliothek
0

Was wäre gewesen, wenn... Wer von uns hat nicht schon einmal mit diesem theoretischen Gedanken gespielt? Wie wäre unser Leben verlaufen, wenn wir von unserem Weg abgewichen und andere Entscheidungen gefällt ...

Was wäre gewesen, wenn... Wer von uns hat nicht schon einmal mit diesem theoretischen Gedanken gespielt? Wie wäre unser Leben verlaufen, wenn wir von unserem Weg abgewichen und andere Entscheidungen gefällt hätten? Wären wir womöglich erfolgreicher und glücklicher geworden? Mögliche Antworten auf diese Fragen finden wir in dem Buch "Die Mitternachtsbibliothek", in dem sich der Bestseller-Autor Matt Haig mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzt.

Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gesäumt mit all den Leben, die du hättest führen können. Buch für Buch gefüllt mit den Wegen, die deiner hätten sein können. Hier findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, eröffnet sich für Nora plötzlich die Möglichkeit herauszufinden, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Jedes Buch in der Mitternachtsbibliothek bringt sie in ein anderes Leben, in eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?

Für mein Empfinden ist das Cover perfekt auf den Inhalt des Buches abgestimmt worden. Eine Katze läuft auf ein hohes Gebäude zu, das von innen heraus zu strahlen scheint. Die Mitternachtsbibliothek ist eine Zwischenwelt zwischen Leben und Tod. Auf ein festes Dach ist verzichtet worden; man ist für alle Optionen offen.

Ehrlich gestanden, ist mir der Einstieg in dieses Hörbuch ziemlich schwergefallen. Nora Seed ist eine schwer depressive, unbedarfte Protagonistin, mit der ich nicht warmgeworden bin. Es ist hart, ihre negativen Gedankengänge verfolgen und den minutiös geschilderten Countdown bis ihrem Selbstmord miterleben zu müssen, und ich war mehr als einmal versucht, das Hörbuch abzubrechen. Dass ich es nicht getan habe, ist der Verdienst der Sprecherin Annette Frier, die mich mit ihrer angenehmen, frischen und klaren Stimme durch dieses anspruchsvolle Hörbuch getragen und die vielen verschiedenen Charaktere deutlich herausgearbeitet hat.

Nach diesem schwierigen Start hat das Hörbuch für mich langsam an Fahrt aufgenommen. In der Mitternachtsbibliothek hat Nora die Chance, alternative Lebenskonzepte zu wählen, die ihr weiteres Schicksal verändert hätten. Wie erwartet, muss sie die Erfahrung machen, dass nicht alles perfekt gelaufen wäre, wenn sie andere Entscheidungen in ihrem Leben getroffen hätte. Leider darf sie nicht dauerhaft in einem Leben verweilen, das jeweilige Konzept wird nur angerissen, aber unterm Strich kann sie wichtige Einsichten gewinnen.

Alles in allem ist Matt Haig ein interessantes und tiefgründiges Buch gelungen, das durchaus zum Nachdenken über den Sinn des Lebens anregt. "Du musst das Leben nicht verstehen, nur leben." Diese einfache Botschaft sollten wir alle beherzigen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2021

Kochende Leidenschaft

Ich dachte schon, du fragst mich nie
0

Wer ist reif für die Insel? Nach ihrem humorvollen Roman "Zu wahr, um schön zu sein" legt die Bestseller-Roman mit ihrem neuen Buch "Ich dachte schon, du fragst mich nie" nach und entführt ihre Leserinnen ...

Wer ist reif für die Insel? Nach ihrem humorvollen Roman "Zu wahr, um schön zu sein" legt die Bestseller-Roman mit ihrem neuen Buch "Ich dachte schon, du fragst mich nie" nach und entführt ihre Leserinnen von ihrer Wahl-Heimat Hamburg auf Mallorca, die Lieblingsinsel der Deutschen.

Kann das Chaos noch ein bisschen größer werden?, fragt Sophie Hartmann sich. Tochter Pauli leidet am ersten Liebeskummer, Schwester Geli an notorischem Hang zu falschen Männern und dann bricht sich Tochter Liv ausgerechnet kurz vor Eröffnung des gemeinsamen Restaurants die Hand. Dummerweise ist Sophie in der Küche ein Totalausfall, selbst mit ihrem Wahlspruch „Familie ist das Allerwichtigste“ stößt sie hier an ihre Grenzen. Zum Glück beweist das Schicksal Sinn für Humor und schickt Hilfe von unerwarteter Stelle. Doch während sich in Sophies Umfeld alles zum Besten wendet, muss sie selbst erkennen, dass sie ihre eigenen Wünsche und Ziele viel zu lange begraben hat ...

Stilistisch ist das in frischen Tönen gehaltene Cover genau an den erfolgreichen Vorgänger "Zu wahr, um schön zu sein" angepasst worden. Man glaubt direkt an einem liebevoll eingedeckten Tisch auf der Terrasse einer Finca auf Mallorca zu sitzen, von der man einen traumhaften Blick auf die idyllische Landschaft genießen kann. Die Mandelbäume blühen, und ein Esel grast friedlich auf der Weide. Wer freut sich nicht über ein Glas Cava, frisch gepressten Orangensaft und köstlichen selbstgebackenen Kuchen zum Frühstück im Grünen?

Die Handlung spielt an zwei Schauplätzen, nämlich in Hamburg und auf Mallorca. Erzählt wird sie aus zwei Perspektiven. Zu Wort kommen Sophie, eine verwitwete Frau im mittleren Alter, die mit ihren fast erwachsenen Töchtern, ihrer Schwester und zwei Untermieterin unter einem Dach in einem großzügigen Haus in Hamburg lebt und ihren Lebensunterhalt mit dem Übersetzen von Belletristik verdient, und Marc, ein reicher Unternehmensberater im besten Mannesalter, der für die gehobene Küche schwärmt und sich auf Hotel und Gastronomie im oberen Preissegment auf Mallorca spezialisiert hat. Sie haben sich mit ihrer beruflichen Laufbahn arrangiert, wie man so schön sagt, aber glücklich sind sie nicht geworden. Auch ihr Privatleben ist auf der Strecke geblieben; Sophie hat den Tod ihres Mannes nicht überwunden und ein regelrechtes Küchen-Trauma entwickelt, während Marc schwer daran knabbert, dass er von seiner großen Liebe vor der geplanten Traumhochzeit sitzengelassen worden ist und seine Wünsche nach der Gründung einer eigenen Familie unerfüllt geblieben sind.

Die finanziellen Sorgen von Sophie werden häufig thematisiert, dennoch sollte man nicht vergessen, dass sie ein großes Mehrfamilienhaus in einer bevorzugten Lage in Hamburg besitzt, regelmäßige Mieteinkünfte durch die Vermietung einer separaten Einliegerwohnung an eine WG bezieht, ihre zwei heranwachsenden Töchter zu privaten Schulen schicken und die Gründung eines Pop-Up-Lokals finanziell stemmen kann. Auch Marc steht auf der Sonnenseite des Lebens, er kommt aus einem reichen Elternhaus und hat sein geerbtes Vermögen weiter ausbauen können. Mit diesen privilegierten, durchaus bodenständigen und sympathischen Menschen, die in einer kochenden Leidenschaft zueinander entbrennen, werden sich die meisten Leserinnen nicht identifizieren können.

Alles in allem hat mir diese heitere, wenn auch ziemlich unrealistische Lektüre gut gefallen. Es ist eine unterhaltsame, warmherzige Geschichte für zwischendurch, die sich um Lebensträume und Selbstverwirklichung von erwachsenen Menschen dreht und locker und leicht lesen lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere