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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2021

Ein Psychothriller par excellence

Sie weiß von dir
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Einen Thriller dieser Art habe ich noch nie gelesen. Noch nie wurde mein Mitfühlen und Mitdenken beim Lesen am Ende so vollkommen auf den Kopf gestellt wie bei diesem Buch. Absolut raffiniert und brillant ...


Einen Thriller dieser Art habe ich noch nie gelesen. Noch nie wurde mein Mitfühlen und Mitdenken beim Lesen am Ende so vollkommen auf den Kopf gestellt wie bei diesem Buch. Absolut raffiniert und brillant geschrieben.

Louise, alleinerziehender Mutter eines kleinen Sohnes, arbeitet in einer psychiatrischen Praxis. In einem Pub lernt sie einen Mann kennen, dessen anziehender Art sie sich kaum erwehren kann. Doch ein paar Tage später kommt die Ernüchterung: Dieser Mann ist ihr neuer verheirateter Chef. Kurze Zeit später stößt sie auf der Straße mit einer Frau zusammen, der Frau ihres Chefs. Adele ist eine wunderschöne Frau, wirkt sehr zart und verletzlich. Und die beiden werden Freundinnen. Mehr darf über den Inhalt nicht vorab erzählt werden.

Der Roman macht den Einstieg nicht ganz leicht. Wie einzelne unzusammenhängende Puzzlestückchen werden dem Leser verschiedene Szenen resp. einzelne Personen und Perspektiven näher gebracht, aus denen man sich erst einmal keinen Reim machen kann. Über das Buch hinweg werden mit jeder einzelnen Szene immer wieder manche der vielen kleinen Puzzlestücke zusammengefügt, sodass man zunehmend glaubt, eine Ahnung vom fertigen Bild zu bekommen. Die Autorin erzählt so detailreich, dass man in manchen Passagen geneigt ist, die vielen kleinen Beschreibungen etwas unaufmerksam zu lesen, was man jedoch nicht tun sollte. Der Thriller ist trotz seiner ständigen Perspektivwechsel und Detailfreude niemals langweilig, denn man spürt von Seite zu Seite mehr, dass sich im Hintergrund etwas zusammenbraut. Und man glaubt zu wissen, was. Doch das unfassbar verstörende, fulminante Ende lag meilenweit entfernt von meinem Vorstellungsvermögen!

Fazit: Sarah Pinborough ist ein Thriller gelungen, mit dem sie den Leser im wahrsten Sinn des Wortes grenzenlos schwindelig zurücklässt.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Wunsch und Wirklichkeit

Völlig hundelos
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Dieses Jugendbuch ist ein sehr liebevoll in Szene gesetztes Buch, das sich in kindgerechter Form mit dem Thema auseinandersetzt, wie stark Wunschvorstellungen und Realität oftmals voneinander abweichen ...


Dieses Jugendbuch ist ein sehr liebevoll in Szene gesetztes Buch, das sich in kindgerechter Form mit dem Thema auseinandersetzt, wie stark Wunschvorstellungen und Realität oftmals voneinander abweichen und wie das, was man sich wirklich von ganzem Herzen und mit aller Kraft wünscht, auf überraschende Weise Wirklichkeit werden kann, wenn man sich ernsthaft dafür einsetzt.

Für Becca gibt es keinen größeren Traum, als einen Hund zu besitzen. Sie blättert endlos in ihrem Lieblingsbuch „Die Welt der Hunde“ und spielt mit ihrer besten Freundin Emily „Hundesalon“. Doch die Eltern bleiben beim Nein. Denn die Wirklichkeit ist in Beccas Familie Anforderung genug. Beccas Mutter ist schwanger und fühlt sich schlecht, der Vater muss deshalb das Kochen übernehmen, der kleine Bruder Stevie nervt ohne Ende und Emily hat offensichtlich anstelle von Becca eine neue beste Freundin gefunden. Eine Familien-Weihnachtsfeier steht vor der Tür, da hat niemand Zeit für Becca und ihre Wünsche und Sorgen. Als ihr Cousin Tim sie überraschend und sehr dringend bittet, für eine Woche auf den Hund seiner Freundin aufzupassen, ist Becca überglücklich. Doch Monty stellt sich als völlig unerzogener, großer und wilder Hund heraus, der alles auf den Kopf stellt und Becca und ihre Familie an den Rand der Verzweiflung bringt. Was dann alles passiert, das müsst ihr unbedingt selber lesen.

Das Buch ist sehr humorvoll und lebendig geschrieben und ist in seiner Gesamtgestaltung hervorragend auch für Wenigleser geeignet, denn die große Schrift lässt sich leicht und schnell lesen. Beccas Tagebuch-Einträge sind durch die Wahl einer anderen Schrift gut erkennbar, und die eingestreuten ausdrucksstarken Illustrationen unterstreichen die Handlung aufs Beste. Das geschilderte Familienleben wirkt realitätsnah. Und die Nöte und Sehnsüchte von Becca sind Kindern mit Sicherheit aus ihrem eigenen Leben vertraut. Wie Becca tapfer, lernbereit und verantwortungsvoll mit all den Herausforderungen umgeht, ist sehr gut geeignet, den Kindern Mut zu machen, bei auftretenden Schwierigkeiten nicht gleich aufzugeben. Mir hat das Buch großen Spaß bereitet, und diesen Spaß werden mit Sicherheit auch „meine“ Lesepatenkinder beim Vorlesen haben.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Spannendes Verwirrspiel

Stummes Opfer: Thriller
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Zwei Zeitstränge, 500 Jahre auseinander, und doch irgendwie auf mystische Weise verbunden. Ein neuer Zons-Thriller, fesselnd wie gewohnt bei dieser Autorin. Auch dieses Mal bin ich atemlos durch das Buch ...


Zwei Zeitstränge, 500 Jahre auseinander, und doch irgendwie auf mystische Weise verbunden. Ein neuer Zons-Thriller, fesselnd wie gewohnt bei dieser Autorin. Auch dieses Mal bin ich atemlos durch das Buch durchgerauscht, habe mich gegruselt, erschreckt, gewundert, geekelt, habe gerätselt, war verwirrt und wurde immer planloser – und am Ende restlos überrascht.
Im Erzählstrang in der Gegenwart geht es um den ungewöhnlichen Neubau des Kreisarchivs, dessen Einweihung unmittelbar bevorsteht. Doch als die einbetonierte Leiche eines jungen Mannes in der Empfangshalle entdeckt wird, beginnt ein Albtraum. Denn Kommissar Bergmann findet kurz darauf eine weitere Leiche, nämlich die Schwester des jungen Mannes. Was haben die uralten Siegel zu sagen, die gefunden werden? Wann schlägt der Mörder wieder zu?Im Erzählstrang vor 500 Jahren verschwinden spurlos nacheinander mehrere Bettelweiber. Nachdem eine der Frauen tot tief im Wald gefunden wird, wird Bastian Mühlenberg klar, dass ein Serienmörder am Werk ist.
Es ist bewundernswert, wie Catherine Shephard es mit jedem neuen Buch in unveränderter Bestform schafft, den Leser zu packen, ihn mit aller Raffinesse in die Geschichte hineinzuziehen und ihn mit gemeinen Cliffhangern zu quälen. Man eilt von Kapitel zu Kapitel und tappt in alle von der Autorin ausgelegten Fallen, bis man am Ende durch ein fulminantes Ende restlos überrascht wird. Die Protagonisten sind wie immer absolut stimmig dargestellt, die erzählte Geschichte ist nachvollziehbar. Rundum: Auch dieser neue Titel von Catherine Shepherd lässt den Leser alles um sich herum vergessen – ein Lesevergnügen!

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Rundum gelungenes Wimmelbuch mit Mehrfachnutzen

Wer wohnt denn da im tiefen Wald?
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Von diesem ganz besonderen Bilderbuch bin ich restlos überzeugt. Und das nicht nur, weil es rein äußerlich betrachtet sehr hochwertig gemacht ist mit stabilem Einband und kräftigem Seitenpapier, sodass ...


Von diesem ganz besonderen Bilderbuch bin ich restlos überzeugt. Und das nicht nur, weil es rein äußerlich betrachtet sehr hochwertig gemacht ist mit stabilem Einband und kräftigem Seitenpapier, sodass das Buch ohne Schaden zu nehmen oft und oft angeschaut, vorgelesen und vor- und zurückgeblättert werden kann.

Wir begleiten den kleinen Bär in sein Zuhause, er zeigt uns über die verschiedenen Jahreszeiten hinweg seine Freunde und noch vieles mehr, was im Wald so um ihn herum arbeitet oder faulenzt oder spielt oder schläft.
Es gibt unendlich viel zu entdecken auf jeder einzelnen Seite. Wenn man nach einer kleinen Pause das Buch wieder zur Hand nimmt, sieht man immer wieder Neues, was man zunächst übersehen hatte. Doch nicht nur das Betrachten der Wimmelbilder an sich hat seinen schier unerschöpflichen Reiz. Zu jedem Wimmelbild gibt es zusätzlich detaillierte Fragen, wo zum Beispiel das Stinktier, das gerade ein Nickerchen macht, zu finden ist oder wo ist bloß dieser schüchterne Frosch? All diese Fragen fordern heraus zum ganz genauen Hinschauen und dem stolzen Ankreuzen bei erfolgreicher Suche. Freya Hartas hat mit ihren liebevollen, überraschenden und witzigen Zeichnungen ganz Großartiges geleistet, denn ihre Illustrationen erzählen in all den vielen, vielen Details eigene winzig kleine Geschichten. Im Anhang gibt es auch noch ein paar weitere Informationen und Anregungen zum Entdecken und Spielen draußen in der Natur. Was mir persönlich weniger gefällt, sind die Gedichte, deren spezielles Reim-Maß nicht besonders eingängig ist für Kinder.

Fazit: Ein wunderschönes, rundum gelungenes Wimmelbuch, das auf vielseitige Weise und für lange Zeit stets aufs Neue Anregungen und Unterhaltung bietet.

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Veröffentlicht am 24.03.2021

Schwere Kost, aber dennoch tröstlich

Zwischen uns tausend Bilder
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Ein Jugendbuch, das vordergründig zwar leicht und schnell lesbar ist, das jedoch lange, lange nachwirkt. Unfassbar eindringlich, unfassbar gut geschrieben.

Sanna ist 14. Ihre beste Freundin wendet ...


Ein Jugendbuch, das vordergründig zwar leicht und schnell lesbar ist, das jedoch lange, lange nachwirkt. Unfassbar eindringlich, unfassbar gut geschrieben.

Sanna ist 14. Ihre beste Freundin wendet sich einem anderen Mädchen zu. Ihre Mutter ist seit Monaten tot. Und ihr Vater ist restlos gefangen in seiner eigenen Welt, in seiner verzweifelten Trauer, aus der er nicht mehr herausfindet. Sanna ist allein. Als sie zufällig im Kleiderschrank ein Geschenk ihrer Mutter an sie findet, nämlich einen Fotoapparat, wird das Fotografieren zum einzigen Trost, denn „Bilder helfen dir, die Welt zu sehen“ hatte ihre Mutter einmal zu ihr gesagt und Sanna solle nie vergessen, „die Schönheit der Welt zu sehen“. Yousef, der neue Mitschüler, teilt ihre Leidenschaft fürs Fotografieren, will sie ermutigen. Es dauert lange, bis Sanna die Realität in Gänze erfasst und beginnt, ihr Leben und die Welt mit ihren eigenen Augen zu sehen.

Die Autorin schreibt in einer sparsamen Sprache, die in ihrer Reduziertheit ein fast unerträgliches Maß an Einsamkeit und Verletztheit offenbart. Ergreifend ist zu lesen, wie der depressive Vater zunehmend zum Kind wird und wie Sanna, das Kind also, sowohl sein Leben als auch ihr eigenes irgendwie zu retten versucht und damit grenzenlos überfordert ist. „Todesangst vorm Leben und Sterbensangst vorm Tod“ bestimmt die Tage. Und könnte man das Verloren-Sein in der Depression besser beschreiben als so: „… wenn es so still in der Wohnung ist, dass man Haare und Nägel wachsen hört…“.
Neda Alaei ist mit ihrem Erstlingsroman ein ungewöhnliches, feinfühlig-sensibles und tief beeindruckendes Buch gelungen, das nicht nur von jungen Lesern gelesen werden sollte.



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