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Veröffentlicht am 01.05.2021

Drei Cousinen gehen durch dick und dünn

Inselpfade zum Glück
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Die drei Cousinen Sophie, Heather und Kristine sind schon ewig beste Freundinnen, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein können. Das ist auch bitter nötig, denn Sophie braucht momentan jede nur mögliche ...

Die drei Cousinen Sophie, Heather und Kristine sind schon ewig beste Freundinnen, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein können. Das ist auch bitter nötig, denn Sophie braucht momentan jede nur mögliche Hilfe. Gerade hat sie ihre eigene Firma durch einen Brand verloren und steht vor dem Nichts. Sophie kehrt auf ihre Heimatinsel Blackberry Island zurück und plant schon, sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Währenddessen schlägt sich Heather mit ihrer schrecklich nervigen Mutter herum und wäre am liebsten von heute auf morgen auf und davon. Und Kristine will sich endlich ihren Traum von einer eigenen Bäckerei erfüllen. Die drei Frauen haben also einige Baustellen, die es zu meistern gilt, was sie nur gemeinsam stemmen können…
Susan Mallery hat mit „Inselpfade zum Glück“ den vierten Band ihrer Blackberry-Island-Serie vorgelegt, der sich diesmal mit den drei Cousinen-Freundinnen Sophie, Heather und Kristine beschäftigt. Der Schreibstil ist gewohnt locker-flüssig und gefühlvoll, kann allerdings leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass man als Leser das Gefühl hat, das eine oder andere schon irgendwo gelesen zu haben. Die Geschichte ist zwar kurzweilig, doch diesmal nur durchschnittlich, was auch auf ihre Protagonistinnen zutrifft. Vor allem Sophie schwächelt bei der Glaubwürdigkeit. Gerade ist ihr Unternehmen ein Flammenopfer geworden, doch sie plant schon das nächste Projekt, wenn auch recht laienmäßig. Die erfolgreiche Geschäftsfrau nimmt man ihr so gar nicht ab. Und die Probleme zwischen Heather und ihrer unausstehlichen Mutter zeigen nur, wie sehr Heather sich manipulieren und rumschuppsen lässt, anstatt als erwachsene Frau mal auf den Tisch zu hauen und sich zu wehren. Einzig Kristine und ihre Geschichte überzeugt, denn als Mutter von drei Kindern ist es bestimmt nicht leicht, auch noch ein eigenes Geschäft zu planen und zu eröffnen, ohne dabei Schuldgefühle zu haben. Die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Freundinnen hat die Autorin gut eingefangen, trotzdem bleibt die Geschichte oberflächlich und sehr vorhersehbar, kann nicht so überzeugen wie andere Romane der Autorin.
Die Charaktere sind unterschiedlich ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Auch wenn sie dem Alltag entsprungen scheinen, bleibt der Leser auf Distanz, da sich eine Nähe zu ihnen nicht herstellen lässt. So begleitet er sie als stiller Beobachter ein Stück ihres Lebensweges, hat aber nur wenig Anteil an ihrem Schicksal. Sophie gibt sich als toughe Geschäftsfrau, die alles im Griff hat. Doch das ist alles wohl eher Fassade, denn sie stellt sich mehr als ungeschickt an, so dass man ihre Fähigkeiten schnell in Zweifel zieht. Heather ist zu gutmütig und mit einer recht hohen Toleranzgrenze ausgestattet, man wartet förmlich darauf, dass ihr mal der Kragen platzt und sie ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Kristine ist eine liebevolle Mutter und leidenschaftliche Bäckerin, die bisher nicht gewagt hat, ihren Traum Realität werden zu lassen. Und dann ist da noch Amber, die einem von Anfang an gegen den Strich geht mit ihrer Art. Sie ist egoistisch, missgünstig, bevormundend und manipulativ, ein ewiger Dorn in Heathers Fleisch.
In „Inselpfade zum Glück“ schlägt das Schicksal einige Wellen. Es geht um neue Träume und alte Hindernisse, die gemeistert werden wollen. Ganz nett zu lesen, aber diesmal nicht der große Wurf!

Veröffentlicht am 01.05.2021

Man muss erst das Alte loslassen, damit was Neues einziehen kann…

Der Sommer der Inselfreundinnen
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Marle lebt im Haus ihres Schwiegervaters Wilhelm in einer noblen Ecke Hamburgs und trauert seit zwei Jahren um ihren Ehemann Konstantin. Bisher hat sie noch nicht ins Leben zurückgefunden und schwimmt ...

Marle lebt im Haus ihres Schwiegervaters Wilhelm in einer noblen Ecke Hamburgs und trauert seit zwei Jahren um ihren Ehemann Konstantin. Bisher hat sie noch nicht ins Leben zurückgefunden und schwimmt wie ein Stück Treibholz durch den Alltag. Wilhelm kann sich das gar nicht mehr mit ansehen und hat kurzentschlossen die Hamburger Villa verkauft, um sein neues Domizil auf der Nordseeinsel Wangerooge zu beziehen. Erst ist Marle entsetzt, doch vielleicht tut ein Tapetenwechsel doch gut und weckt die Lebensgeister. Schon auf der Fähre zur Insel macht sie unfreiwillig Bekanntschaft mit einem jungen Mann, der nicht nur umwerfend aussieht, sondern auch schlagfertig ist. Doch Marle muss erst einmal sich selbst wiederfinden, um erneut Gefühle zuzulassen. Wie gut, dass sie mit Clara, Rachel und Vicki schnell neue Freundinnen findet, die sie nach und nach aus ihrem ganz persönlichen Keller herausholen und das Leben wieder genießen lassen. Leider läuft ihr die flüchtige Fährenbekanntschaft namens Tiziano immer wieder über den Weg und verursacht ein Kribbeln bei Marle. Aber auch Wilhelm scheint jemanden für seinen zweiten Frühling gefunden zu haben…
Brigitte Janson hat mit „Der Sommer der Inselfreundinnen“ einen kurzweiligen Roman vorgelegt, der dem Leser nicht nur einen schönen Ausflug auf die malerische Insel Wangerooge beschert, sondern ihn auch an Marles Schicksal teilhaben lässt. Der locker-leichte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell an Marles Seite gleiten, wo er nicht nur ihre Gedanken- und Seelenwelt näher kennenlernt, sondern auch die recht komfortablen Lebensverhältnisse in Wilhelms Haus bewundern darf. Erst nach und nach begreift der Leser, warum Marle nicht nur unter dem Tod ihres Mannes so sehr leidet, sondern weshalb sie gleichzeitig auch solche Schuldgefühle plagen. Der Umzug nach Wangerooge, der einhergeht mit schönen Beschreibungen der Insellandschaft, beschreibt gleichzeitig ein Loslassen von alten Zöpfen und den Schubs in eine unbekannte Zukunft. Die drei Frauen, die in Marles Leben treten, sind schon lange befreundet (ein Wiedertreffen mit den „Inselfreundinnen“) und ziehen Marle sofort in ihre Runde. Auch Tiziano und seine Lebensumstände lernt der Leser besser kennen. Ebenso wie Marle lebt er eher in den Tag hinein und weiß schon länger, dass es Zeit ist, etwas zu ändern. Doch dafür braucht es Mut, die sowohl Tiziano als auch Marle erst einmal aufbringen müssen. Die Geschichte ist recht vorhersehbar und manchmal fragt man sich als Leser, ob die Protagonisten aufgrund ihrer Verhaltensweisen nicht doch wesentlich jünger sind, als dargestellt.
Die Charaktere sind glaubwürdig in Szene gesetzt und laden den Leser ein, einen Teil des Weges mit ihnen zu gehen. Doch irgendwie stellt sich keine große Nähe ein, so dass der Leser eher wie ein Beobachter fungiert und den Ereignissen folgt. Marle wirkt trotz ihres Alters und ihrer Lebenssituation oftmals sehr naiv, unsicher und ängstlich. Außenstehende hält sie auf Abstand, beäugt sie misstrauisch, zudem wirkt ihre Trauer manchmal auch eher wie Selbstmitleid. Wilhelm dagegen ist ein warmherziger, lebensfroher Mann, der in seinem Alter noch ein Abenteuer wagt. Seine freundliche Art öffnet ihm schnell so manches Herz. Rieke ist eine resolute ältere Dame, die kein Blatt vor den Mund nimmt, während Clara, Vicky und Rachel zwar unterschiedlicher nicht sein könnten, jedoch immer füreinander da sind. Tiziano ist ein Frauenheld, dem sein Image in den Klamotten klebt. Insgeheim hat er einen Traum, doch fehlt ihm bisher der Mut, die Dinge anzustoßen.
„Der Sommer der Inselfreundinnen“ unterhält mit Freundschaft, Liebe und Familiengeschichten vor schönem Inselsetting, während im Hintergrund die Möwen kreischen. Nette Auszeit vom Alltag mit Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.04.2021

Kurzweiliger Inselausflug

Möwensommer
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Für Floristin Lina ist der Blumenladen „Blühende Fantasie“ auf Norderney Heimat und Berufung zugleich. Sie liebt sowohl die Insel als auch ihre Arbeit, doch richtig vollkommen wäre ihr Glück erst, wenn ...

Für Floristin Lina ist der Blumenladen „Blühende Fantasie“ auf Norderney Heimat und Berufung zugleich. Sie liebt sowohl die Insel als auch ihre Arbeit, doch richtig vollkommen wäre ihr Glück erst, wenn sie auch den richtigen Mann an ihrer Seite hätte. Bisher ist ihr der allerdings noch nicht über den Weg gelaufen. So verbringt sie die Zeit mit ihren Freundinnen und geht segeln mit Jugendfreund Mattis, den sie heimlich immer noch liebt, obwohl er ihr vor Jahren das Herz gebrochen hat. Doch dann scheint das Schicksal Bent als neuen Standesbeamten auf die Insel zu wehen, der schon bald heftig mit Lina flirtet und in ihrem Magen Schmetterlinge einziehen lässt. Dafür benimmt sich Mattis auf einmal merkwürdig und hat auch immer weniger zu sagen…
Lotte Römer hat mit „Möwensommer“ einen locker-leichten Liebesroman vorgelegt, der den Leser auf die schöne Nordseeinsel Norderney einlädt, um sich dort mit der Geschichte von Lina und der Suche nach dem Glück kurzweilig unterhalten zu lassen. Der flüssige und gefühlsbetonte Erzählstil vermittelt dem Leser schnell das nötige Urlaubs- und Inselfeeling, während er sich unsichtbar an Linas Fersen heftet und sie bei ihren Unternehmungen beobachtet. Die bildhaften Beschreibungen der Insel lassen während der Lektüre vor dem inneren Auge des Lesers Bilder von Sand, Sonne, Möwen und Meer vorbeiziehen und ihn von einem Strandausflug träumen. Lina dagegen träumt eigentlich von Mattis, doch ein Vorfall in der Vergangenheit hat ihr Mattis nur als guten Freund erhalten, was ja auch eine Menge wert ist. Doch Lina träumt von Zweisamkeit und Glück, so dass sie ein williges Opfer ist für jeden neuen Mann, der sich der Insel nähert. Schon zu Beginn weiß der Leser, auf was er sich bei diesem Buch einlässt, denn die Geschichte ist recht vorhersehbar und hält vielleicht einige Überraschungen bereit. Leider ist die Handlung insgesamt doch voller Klischees und dazu platt. Sie gleicht einem Snack, den man mit einem Bissen vernascht. Etwas mehr Witz und Spannung hätte die Geschichte gut vertragen können. Einzig die Papageien haben für einige Stimmung gesorgt.
Die Charaktere sind mit Ecken und Kanten versehen, wirken glaubwürdig und lassen so eine gewisse Annäherung des Lesers zu. Lina hat ein freundliches, offenes Wesen, strahlt allerdings eine gewisse Naivität aus. Mattis ist ein eher zurückhaltender Mann, der viel vor sich hinbrütet und sich auch nicht so schnell aus der Reserve locken lässt. Bent dagegen ist aufgeschlossen, charmant und flirtwillig, was die Inseldamenwelt schnell anzieht.
„Möwensommer“ besticht kurzweilig mit einer Geschichte über Freundschaft, Liebe und Missverständnisse, vor allem aber mit einem schön inszenierten Inselfeeling. Für eine kleine Auszeit und Ersatz für weit entfernte Urlaubsträume ganz nett zu lesen.

Veröffentlicht am 21.03.2021

Stark subjektiv gefärbte Sichtweise

Geteilte Träume
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1992. Kurz vor ihrem Abitur erfährt die 18-jährige Ingke bei einer Stammzellenspende für ihre an Krebs erkrankte Mutter, dass ihre Eltern gar nicht ihre leiblichen sind. Maren und Kelle haben sie mit viel ...

1992. Kurz vor ihrem Abitur erfährt die 18-jährige Ingke bei einer Stammzellenspende für ihre an Krebs erkrankte Mutter, dass ihre Eltern gar nicht ihre leiblichen sind. Maren und Kelle haben sie mit viel Liebe aufgezogen, sind jedoch nur ihre Adoptiveltern. Ingke fällt aus allen Wolken, reagiert wütend und verletzt. Von ihren Adoptiveltern erfährt sie, dass sie bereits als Baby in der ehemaligen DDR adoptiert wurde. Ingke setzt sich mit ihren Wurzeln auseinander und begibt sich auf Spurensuche nach ihren leiblichen Eltern, um Antworten auf ihre vielen Fragen zu bekommen…
Ulla Mothes hat mit „Geteilte Träume“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der sich mit einem Schicksal der jüngsten Vergangenheit deutsch-deutscher Geschichte befasst, welches stellvertretend für viele andere ähnliche Lebensläufe gilt. Der flüssige Schreibstil stellt den Leser als unsichtbaren Schatten an die Seite der jungen Ingke, die sich nicht nur auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern macht, um ihre Wurzeln kennenzulernen, sondern vor allem, um endlich die Wahrheit um die damaligen Umstände herauszufinden und Antworten zu bekommen. Die Autorin bedient sich neben Rückblenden auch einiger Perspektivwechsel, um einzelne Protagonisten aus der Verwandtschaft ihre Sichtweise der damaligen Ereignisse erzählen zu lassen. Sicherlich ist das kein ungewöhnliches Mittel, um die Handlung interessant zu machen, jedoch wird die Hauptprotagonistin dabei fast vollständig aus den Augen verloren. Hier hätte man sich mehr auf Ingke konzentrieren sollen, um die es eigentlich geht und die das Ganze ja angestoßen hat mit ihrer Suche. Die Autorin hat ihrer Geschichte die historischen Ereignisse nach dem Zweiten Weltkrieg und die Teilung Deutschlands unterlegt. Allerdings fehlt hier die gebührende Distanz, die Dinge objektiver darzustellen und nicht zu verallgemeinern. Menschen die in der damaligen DDR gelebt haben, werden einiges völlig anders empfunden haben, als es hier dargestellt wird. Der Geschichte fehlt es zudem sowohl an Spannung als auch an Gefühl, so dass der Leser sich eher wie ein ungeladener Gast fühlt, der in eine eingeschworene Runde hineinplatzt und lieber sofort wieder umdreht.
An Charakteren mangelt es in diesem Buch wirklich nicht, jedoch sind sie meist eher oberflächlich gezeichnet. Ihnen fehlt es an Tiefe und Authentizität, um den Leser an sich zu binden und das Mitfiebern zu ermöglichen. Aus der Vielzahl von Protagonisten stechen vor allem Maren und Kelle heraus. Beide sind sehr liebevolle, fürsorgliche Menschen, die Ingke eine behütete Kindheit in einem geschützten Kokon geschenkt haben. Ingke selbst ist ein Teenager, der nicht nur mit der Krankheit ihrer Mutter überfordert ist, vor allem die plötzliche Offenbarung über ihre Adoption wirft sie aus der Bahn und lässt sie viele Dinge hinterfragen. Die Situation überfordert das Mädchen sichtlich, was Unsicherheit zur Folge hat. Die Schicksale der ganzen Verwandtschaft sind sicher bedauerlich und zum Teil sogar traumatisch, doch in dieser geballten Form wirkt manches einfach nur unglaubwürdig und überspitzt. Weniger wäre hier mehr gewesen.
„Geteilte Träume“ enthält eine schwierige Familiengeschichte in historischem Kontext, bei der die Hauptprotagonistin auf der Strecke bleibt. Wer einen Schreibstil mag, der mit dem erhobenen Zeigefinger doziert, ist hier bestimmt richtig. Über die angesprochene Thematik gibt es weitaus empathischere und fesselndere Bücher. Eingeschränkte Leseempfehlung, für zwischendurch geht es noch.

Veröffentlicht am 06.03.2021

Wie glücklich man am Lande war, merkt man erst, wenn das Schiff untergeht." (Seneca)

Dampfer ab Triest
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In seiner Heimatstadt Triest frönt Inspector Bruno Zabini seinen Leidenschaften: Kaffee und schönen Frauen, beides genießt er in großem Stil. Ein Leichenfund im Hafen birgt Hinweise darauf, dass es jemand ...

In seiner Heimatstadt Triest frönt Inspector Bruno Zabini seinen Leidenschaften: Kaffee und schönen Frauen, beides genießt er in großem Stil. Ein Leichenfund im Hafen birgt Hinweise darauf, dass es jemand auf den Grafen Urbanau abgesehen hat. Bruno bekommt den Befehl, den Grafen zu bewachen, der sich an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Thalia“ aufhält, was in ihm nicht gerade Begeisterung hervorruft. Eigentlich hatte er bereits Pläne amouröser Natur, da passt ihm die Aufgabe als Bodyguard für den Grafen so gar nicht ins Konzept. Pflichtbewusst, wenn auch widerwillig mischt er sich inkognito unter die bunte Schar der Schiffsgäste, um nicht nur das Treiben an Bord und einige Zwischenfälle mitzuerleben, sondern vor allem nach demjenigen zu suchen, der dem Grafen ans Leder will…
Günter Neuwirth hat mit „Dampfer ab Triest“ einen unterhaltsamen Kriminalroman vorgelegt, der den Leser nicht nur in die malerische italienische Hafenstadt Triest entführt, sondern ihm auch noch eine Kreuzfahrt übers Mittelmehr spendiert. Der flüssige Erzählstil lässt den Leser sich alsbald an die Fersen von Zabini heften, der eher wie ein Lebemann denn wie ein Polizeiinspektor wirkt, da ihn seine diversen Liebschaften doch mehr auf Trapp halten als sein Beruf. Der ihm zugeteilte Auftrag ist ihm eher lästig, da er ihm einen Strich durch seine eigene Planung macht. Doch an Bord des Schiffes steht er auf einmal einer Gesellschaft gegenüber, mit der er erst einmal umgehen muss. Das recht skurrile Reisevölkchen birgt so manches Geheimnis, und während diese feiern und genießen, kommt es zu manchem Zwischenfall und einigen Offenbarungen. Allerdings ist Bruno zum verdeckten Ermitteln abgestellt und sieht sich auf einmal vielen helfenden Händen gegenüber, die er so gar nicht gebrauchen kann. Viele haben etwas zu verbergen, zu vertuschen, zu verschleiern und üben sich im Lügen und Betrügen, was Brunos Ermittlungen nicht gerade einfacher macht, zumal er noch für die Sicherheit des Grafen verantwortlich ist. Der Spannungslevel ist durchgängig auf mittlerem Niveau, oftmals hat man als Leser nicht das Gefühl, einen Krimi zu lesen, sondern eher eine Scharade.
Illustre Charaktere mit den unterschiedlichsten Ecken und Kanten bieten Unterhaltungswert, denn es geht nicht nur um Sehen und Gesehen werden, sondern auch um gesellschaftliche Rangordnungen. Aufgrund ihrer lebendigen Zeichnung mischt der Leser sich gern unter sie und bezieht Beobachtungsposten. Bruno Zabini ist kein Kostverächter, gewandt und charmant streift er sich eine neue Haut über, um sich unter den Gästen zu bewegen, hält Smalltalk und frönt nach außen hin ebenfalls dem schönen Leben, während er seine Augen über die Passagiere gleiten lässt, sie beobachtet und ihren Gesprächen lauscht. Manchmal eigensinnig und träge, dann wieder hellwach und kombinierend versucht er den Fall zu lösen, um baldmöglichst in die Arme einer Liebelei sinken zu können.
„Dampfer ab Triest“ ist ein unterhaltsamer Kriminalroman mit schöner Hintergrundkulisse. Das Treiben an Bord ist ganz gut getroffen, die Handlung selbst lässt es dagegen etwas an Spannung fehlen. Für Zwischendurch ganz nett zu lesen.