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Veröffentlicht am 17.04.2021

Regional, saisonal, aber trotzdem nicht das Non-plus-ultra

Garden to Table
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Der Trend vom Anbau von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten ist ungebrochen und Ben Perry reiht sich in die Ratgeber/Kochbuch-Veröffentlichungen ein, die es zu diesem Thema zu finden gibt.

Zugegeben, ...

Der Trend vom Anbau von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten ist ungebrochen und Ben Perry reiht sich in die Ratgeber/Kochbuch-Veröffentlichungen ein, die es zu diesem Thema zu finden gibt.

Zugegeben, sein Buch ist anders, bietet schon eine gewisse Frische und Raffinesse bei den Gerichten, die optisch echte Hingucker sind (was wohl daran liegt, dass er aus der Sterneküche kommt und er ein Händchen fürs Anrichten hat), aber so ganz können mich die Rezepte nicht wirklich überzeugen.


Gegliedert in die einzelnen Jahreszeiten bekommt man hier einen bunten Mix auf den Teller, der von Tomatensalat als Beilage für Lachsforelle, über eingelegte Quitte zum Salzwiesenlamm oder Blumenkohlsalat mit Lebermousse und Waldmeistergarnitur bis hin zu selbstgemachtem Presskopf mit Weißkrautsalat geht. Nicht wirklich alltägliche Rezepte, die zwar die moderne Küche ins Haus bringen, aber ob alle Gerichte familien- bzw. kindertauglich sind, wage ich jetzt einmal zu bezweifeln.

Es lohnt sich bestimmt, das ein oder andere Gericht nachzukochen und somit frischen und regionalen Wind in die eigene Küche wehen zu lassen, aber so ganz haben mich die Rezepte nicht überzeugt.

Auch hält der Buchautor zu Beginn des Kochbuches erstmal viele Praxistipps und Wissen für den Leser bereit, um Gartenkunde zu vermitteln. Da ist von Permakultur, Mikroklima, Mulchen, Anzucht und Sämereien, Hochbeet und Kräuterspirale die Rede - alles Themen, die man zwar in einem Gartenratgeber, nicht aber in einem Kochbuch für Genüsse aus dem eigenen Garten erwartet.

Alles in allem ein recht nett zu lesendes Buch mit der ein oder anderen Rezeptidee, einer schön anzuschauenden Bebilderung und appetitanregender Food-Fotografie, aber leider nicht der große Wurf.

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Veröffentlicht am 09.04.2021

Insellovestory mit wenig Schmetterlingen im Bauch

Herzensbrecher am Horizont
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Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein - mit diesem Lied von Reinhard Mey im Rücken düst Wanda als Flugbegleiterin durch die Weltgeschichte, jettet von einem traumhaften Ort zum nächsten ...

Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein - mit diesem Lied von Reinhard Mey im Rücken düst Wanda als Flugbegleiterin durch die Weltgeschichte, jettet von einem traumhaften Ort zum nächsten und ist doch nirgends so richtig Zuhause. Der Hinweis von Kumpel Tom, dass auf seiner Heimatinsel Borkum gerade eine Stelle als Tierarzthelferin frei ist, kommt ihr als Angebot zur sinnvollen Nutzung ihrer Auszeit gerade recht und so packt sie die Tasche, begibt sich auf die Insel und lässt sich eine Brise Nordseeluft um die Nase wehen. Sie ahnt nicht, dass mit Wellenglitzern und Dünenzauber auch die Liebe in ihr Leben Einzug hält...


Cornelia Engel hält mit dem Auftakt ihrer neuen "Verliebt auf Borkum"-Reihe einen sommerlich-frischen Roman für ihre Leser breit, der mit Nordseeflair, Inselcharme und einem Setting a la "Ein Heim für Tiere" für gute Laune und leicht zu lesende Unterhaltung sorgt.

Wanda ist mit ihren dreißig Jahren noch ein wenig wankelmütig, nicht ganz so entscheidungsfreudig und wirkt manchmal noch wie ein Teenie, der die ersten zaghaften Schritte im Erwachsenenleben versucht.

Mo hat noch an den Wunden seiner letzten gescheiterten Beziehung zu knabbern und ist daher recht zurückhaltend, was as Öffnen seines Herzens betrifft und so ist verständlich, dass er eher mit angezogener Handbremse durch die Szenerie geht.

Die anderen Figuren beleben das bunte Treiben am Strand und auf der Insel mit ihren Ecken und Kanten, die sie zu liebenswerten Inselbewohnern machen. Jede/r hat einen ganz besonderen Spleen und das sorgt mitunter für kleine Schmunzler.

Die sich entwickelnde Romanze auf der Nordseeinsel wirkt ein wenig unterkühlt und mit fehlen die Samba tanzenden Schmetterlinge im Bauch, der Kloß im Hals und das sich im ganzen Körper ausbreitende warme Gefühl, wenn sich Wanda und Mo gegenüberstehen. Beide Charaktere wirken etwas unbeholfen, mitunter gehemmt und ihr Verhalten ist manchmal in Liebesdingen recht kindisch - schade, denn es steckt so viel Potenzial in dieser Lovestory.

Für den Auftakt noch ein wenig holprig, aber die Lust auf mehr Inselfeeling und Meerweh ist definitiv vorhanden, sodass ich neugierig auf die Veröffentlichung weiterer Bücher schiele

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Wandern und entdecken

Vergessene Pfade Deutschland
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Einmal die Wanderschuhe schnüren und Wege gehen, die nicht so überlaufen und trubelig sind, das ist wohl der Traum eines jeden Wanderers. Mit "Vergessene Pfade -Deutschland" soll man diesem Traum schon ...

Einmal die Wanderschuhe schnüren und Wege gehen, die nicht so überlaufen und trubelig sind, das ist wohl der Traum eines jeden Wanderers. Mit "Vergessene Pfade -Deutschland" soll man diesem Traum schon ein ganzes Stück näher kommen und heimischen Wälder, Wege und Aussichtspunkte neu entdecken.

Die Touren in meiner hessischen Heimat sind mir alle sehr vertraut und ich muss gestehen, dass die ein oder andere Wegstrecke dabei ist, die nicht ganz so ruhig und einsam ist, wie im Tourenführer geschildert. An den Eschbacher Klippen ist gerade an den Wochenenden ordentlich was los, wenn kleine und große Kletterer dort ihre Kletterkünste ausprobieren und der Feldberg im Taunus ist d a s Ausflugsziel schlechthin.

Ebenso die Touren im Allgäu, die längst nicht mehr zu den Geheimtipps gehören und doch schon recht überlaufen sind. Gerade die Strecke Tegelberg -Schloss Neuschnstein ist nicht ganz so ruhig und beschaulich, wie im Buch angegeben.

Ansonsten ein schön bebildertes und informatievs Buch, das alle notwendigen Informationen zu den vorgeschlagenen Routen enthält. Auf einen Blick sind Tourencharakter, Ausgangs-/Endpunkt, Gehzeit und kleine Kartenausschnitte zusammengefasst und die wichtigsten Merkmale der Strecke in einem aufschlussreichen Text aufgeführt.

Wer noch nicht so oft wandernd unterwegs gewesen ist, dürfte hier die ein oder andere interessante Strecke abseits der Touren aus "normalen" Wanderführern entdecken - ansonsten aber eher nichts Neues und leider doch schon bekannte und von von Wanderfreunden geliebte Strecken, die zwar nicht ganz so überlaufen, aber längst keine Insidertipps sind.

Schade, ich hatte mir hier etwas mehr erhofft.

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Wie alltäglich darf der Umgang mit dem Holocaust sein ?

Hi Hitler!
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In den letzten Jahren hat sich der Umgang mit der Schreckensherrschaft von Hitler unglaublich gewandelt und seinen Einzug in den Alltag gefunden. Was auf der einen Seite für Aufklärung und bewusstem Nachfragen/Hinterfragen ...

In den letzten Jahren hat sich der Umgang mit der Schreckensherrschaft von Hitler unglaublich gewandelt und seinen Einzug in den Alltag gefunden. Was auf der einen Seite für Aufklärung und bewusstem Nachfragen/Hinterfragen sorgt, ist auf der anderen Seite eher lax und hat schon den Anschein der Verharmlosung. Der Grund dafür liegt, laut Auffassung des Autors, im Internet, denn diese für alle zugängliche Informationsquelle bietet nicht nur seriösen Nutzern eine Fläche, um Informationen zu verbreiten, sondern auch eben sogenannten Freaks, die mit Satire, Parodien und Karikaturen das alles verharmlosen und ins Lächerliche ziehen. Und dann ist da auch noch die dritte Gruppe, die immer noch unverhohlen ihre Bewunderung zum Ausdruck bringen kann/darf.

Rosenfeld widmet sich all diesen Themen, geht der Bagatellisierung nach und versucht zu erklären, warum das neue Interesse an dem dunkelsten Kapitel der Weltgeschichte plötzlich so allgegenwärtig ist.

Eine mögliche Antwort darauf macht er daran fest, dass sich die Generation der Kriegs-(Ur)Enkel mit der Aufarbeitung der Geschichte befasst und für sie eben durch die Nutzung der neuen Medien der "Schrecken" verloren geht, da nicht mehr alles verschwiegen, sondern öffentlich zugänglich gemacht wird. Dieses Überangebot verführt dazu, ständig neue Klicks zu tätigen und sich (meist) oberflächlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Auch finden immer mehr literarische und filmische Auseinandersetzungen mit diesem Thema statt, die es möglich machen, einen Einblick in die Kriegs- & Nachkriegsjahre zu erhaschen und Hitler als weniger dämonisch darstellen. Filme wie "Der Untergang" und "Inglourius Basterds" werden von den Cineasten gefeiert, TV-Mehrteiler wie "Unsere Mütter, unsere Väter" und "Die Flucht" sorgen für hohe Einschaltquoten bei den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern.

Ist es tatsächlich so, dass dieser öffentliche Umgang, auch zu Unterhaltungszwecken (u.a in Comics und Memes), den kritischen Blick auf das Gewesene trübt ? Bekommt der Nationalsozialismus eine sogenannte Alltagsnormalität, nur weil das Internet eine schier unerschöpfliche Möglichkeit an Präsenz bietet, ohne dass jemand hier die Bremse tritt ? Wo liegt die Grenze zwischen harmlosen Späßen, Normalisierung und Missbrauch ? Es sind so viele Fragen, die auftauchen, aber nicht wirklich beantwortet werden.

Obwohl das Buch mit 410 Seiten unglaubliche viele Möglichkeiten der Interpretation bietet, wird vieles nur angerissen und nicht wirklich vertieft. Dafür bekommen manche Themen einen übergroßen Spielraum eingeräumt, die man ruhig hätte straffen können.

Eines steht aber fest: Die Verballhornung und Normalisierung dieses brisanten Themas bietet unglaublich viel Diskussionsstoff und regt zum Nachdenken an.

Das Buch bietet unglaublich viele gute Ansätze, kann in weiten Teilen mit akribischer Recherche beeindrucken, aber da viele Fragen offen bleiben, kann es mich nicht so ganz überzeugen - daher 3 Sternchen.

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Auf dem Weg durchs Leben kann man den Wind nicht immer im Rücken haben. (aus Irland)

Das Dünencafe
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Nur ganz langsam erholt sich die Wirtschaft von den Nachwehen des Ersten Weltkrieges und die Gäste kommen wieder nach Sylt, aber das Geld sitzt nicht mehr so locker in den Taschen. Moikens Geschick für ...

Nur ganz langsam erholt sich die Wirtschaft von den Nachwehen des Ersten Weltkrieges und die Gäste kommen wieder nach Sylt, aber das Geld sitzt nicht mehr so locker in den Taschen. Moikens Geschick für kleine lukullische Genüsse ist gefragt und so zaubert sie Törtchen und Pralinen, die den Gaumen verwöhnen. Da kommt ihr die Nachricht, dass der lang geplante Damm auf die Insel nun endlich verwirklicht werden soll, gerade recht, denn die Anbindung an das Festland verheißt neue Gäste und somit wird Geld in die leeren Kassen gespült. Der Bau wird von vielen argwöhnisch betrachtet und Moiken sieht sich plötzlich Adam von Baudissen gegenüber - der Mann, der einst der erste Gast in ihrem Dünencafe gewesen ist...


Erneut dürfen wir zu Gast in der Strandvilla und im Dünencafe sein, doch mit dem zweiten Teil der Sylt-Saga tue ich mir ein bisschen schwer, um in die nicht enden wollenden Begeisterungsstürme einzufallen, die mich in Band 1 fast vom Hocker gehauen haben.

Die liebgewonnenen Charaktere aus der Strandvilla tauchen alle wieder auf und haben sich weiterentwickelt, die schlechten Erfahrungen der Kriegsjahre haben Narben und sichtbare Spuren hinterlassen - sowohl am Körper als auch in der Seele. Und genau da fangen schon meine kleinen Kritikpunkte an - die veränderten Persönlichkeiten, egal ob Moiken, Boy oder Emma, lassen sich nur schwer greifen und Sina Beerwald schafft es nicht, dem Leser die Einblicke in Herz und Seele ihrer Figuren zu ermöglichen, die sie dem Leser in Band eins so offen präsentiert hat.

Auch sind zu vielen Nebenhandlungen (galoppierende Inflation, zunehmende Sympathie für rechtes Gedankengut, Stellung der Frau in der Gesellschaft) und Komparsen vorhanden, die meiner Meinung nach nicht wirklich viel zum Fortgang der Geschichte beitragen. Das Leben und Wirken von Boy und Emma in Berlin wird sehr ausführlich betrachtet, der Bau den Hindenburgdammes inklusive der miserablen Arbeitsbedingungen sehr genau beschrieben und das zieht das Buch unglaublich in die Länge. Ja, diese Details gehören zum Roman, aber ich finde, ein wenig straffer hätte man die Abläufe ruhig erzählen können.

So geht dem Buch irgendwann die Puste aus und der Leser findet sich in einer zwar hervorragend recherchierten Geschichtsstunde wieder, denn Sina Beerwald hat hier wirklich jedes noch so kleine Detail aus dieser Zeit mit eingebunden, aber die eigentliche Geschichte rund um das Dünencafe bleibt auf der Strecke. Dem schnuckligen kleinen Pavillon am Strand widmet die Schreibende nämlich leider nicht ihre volle Aufmerksamkeit und so wirkt das namengebende kleine Häuschen eher wie eine Staffage - und das finde ich extrem schade.

Die letzten hundert Seiten jedoch haben es in sich, denn hier ist Spannung, Dramatik, Emotionen pur und ein richtiges Fieber zu spüren, das von den Figuren Besitz ergreift. Der Leser wird regelrecht in die Seiten hineingezogen und hält den Atem an....der Cliffhanger macht neugierig auf die Fortsetzung und ich hoffe, dass dann die Autorin wieder Inselzauber und Nordseefeeling mit aufwühlenden Szenen einer abwechslungsreichen und unterhaltsamen Erzählung inklusive stimmungsvoller Bildern kombiniert.

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