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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2021

Kurz aber Heftig !

Berlin Heat
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Dass der Schriftsteller keine Zeit mit Firlefanz verliert, war schon nach der Leseprobe klar und doch bin ich überrascht über das Tempo und die Spannung, die mir richtig Spaß gemacht haben.

Tom Lohoff ...

Dass der Schriftsteller keine Zeit mit Firlefanz verliert, war schon nach der Leseprobe klar und doch bin ich überrascht über das Tempo und die Spannung, die mir richtig Spaß gemacht haben.

Tom Lohoff ist das, was man einen absoluten Versager nennen kann. Tagsüber in der Spielhalle, überall verschuldet, beklaut seinen WG-Mitbewohner und vermietet Wohnungen an Touristen inkl. Drogen etc...und doch schafft er es nicht seinen Unterhalt zu bezahlen. Er leiht sich 12000 € bei einem Albanischem Kriminellen und hat eigentlich keine Ahnung, wie er das zurückzahlen soll. Als ihn 2 Fremde ansprechen, ob er eine ruhige Wohnung sofort vermieten kann und dafür 2000 € bieten, wird er stutzig aber er braucht das Geld und ab diesem Moment geht die Post richtig ab.....

Der Erzählstil ist großartig aber auf absolutem Kiez Niveau und vermutlich ist alles noch mal viel Interessanter, wenn man die Orte in Berlin wirklich kennt, ansonsten ist das ein wohl durchdachter Polit-Thriller der aktueller nicht sein kann. Die Geschichte spielt nach der Corona Pandemie vor der Wahl und jeder kriegt sein Fett nebenbei weg...Ein AFD Politiker wird entführt und die Linken werden verdächtigt. Die Polizei geht einfachen Hinweisen nicht nach und es mangelt nicht an Klischees, doch diese Geschichte lässt einen nicht los bevor es gelesen ist.

Tom ist eigentlich ein Arschloch, aber irgendwie wird er im Laufe der Geschichte immer sympathischer und ist in der Lage, seine Versprechen auch halten zu wollen-. Das Buch brennt, es wird nirgends lange gefackelt und die Bösen sind wirklich Böse... Das Buch hat mich überzeugt und wer auf Gossensprache verbunden mit Knallharter Action steht, kann hier auch nicht viel falsch machen. Für mich 4 Sterne mit Tendenz nach oben....

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Krimi vor dem Hintergrund des Einmarsches in Paris 1940

Die Toten vom Gare d’Austerlitz
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Als absoluter Fan von historischen Krimis, die sich historisch auch nahe an den Gegebenheiten halten, ist der erste Roman von Chris Lloyd aus dem besetzten Paris sehr gut gelungen.

Am Bahnhof "Gare d`Austerlitz" ...

Als absoluter Fan von historischen Krimis, die sich historisch auch nahe an den Gegebenheiten halten, ist der erste Roman von Chris Lloyd aus dem besetzten Paris sehr gut gelungen.

Am Bahnhof "Gare d`Austerlitz" werden 4 tote Menschen in einem Güterwagen mit Gas umgebracht. Es scheint, dass es sich um polnische Flüchtlinge handelte und Inspecteur Giral soll ermitteln. Wie schwer das allerdings ist, da die deutsche Wehrmacht überall im Weg steht, 2/3 aller Einwohner geflohen sind und selbst im eigenen Dezernat die Einstellungen auf die neue Situation weit auseinandergehen, kann man sich gar nicht vorstellen. War der Mord politisch motiviert, steckt vielleicht die Gestapo dahinter, wurden französische Polizisten bestochen....?

Von Anfang an, taucht und saugt das Buch einen, in eine sehr dunkle und bedrohliche Atmosphäre eines 1940, indem die Besatzer versuchen, durch Ausgangssperren eine gewissen Normalität zu erreichen. Der Schreibstil ist sehr gut und Giral ist ein sehr interessanter Charakter. Früher als harter Hund bekannt, denken alle heute nur, dass er seine Zähne verloren hat und lieber wegschaut. Doch keiner kennt die dunklen Gedanken, die in Girals Kopf seit dem ersten Krieg herumspuken und ihm keine Ruhe lassen.

Auf der anderen Seite ist er unbequem und lässt sich nicht von seinen permanenten Nachforschungen vertreiben. Er zeigt sich auch gegenüber den Besatzern sehr unnachgiebig, auch wenn er dafür verprügelt wird. Das Buch ist nicht unbedingt für eine sich immer weiter steigende Spannung gut, dafür aber überzeugt der Inhalt. 1 Stern Abzug gab es für mich eigentlich nur durch die Familiengeschichte und der verlorene Sohn, der meiner Meinung als Lückenbüßer hier fungiert und außer sinnlosem nervigem Protest, nichts konstruktives zu der Geschichte beiträgt. Ist aber wahrscheinlich nur meine Meinung!

Die Aufmachung, der Schreibstil, die dichte Atmosphäre haben mir ansonsten sehr überzeugt und ich würde es jederzeit weiter Empfehlen. Ansprechen könnte es Freunde von Volker Kutscher, Alex Beer, Thomas Christos oder Thomas Ziebula.
Für mich 4 Sterne !

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Rauher Krimi aus Detroit

Der gekaufte Tod
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Nach der Leseprobe, die ich eigentlich überfliegen wollte, bin ich richtig kleben geblieben und war gespannt auf den weiteren Inhalt. Das Resultat lohnt sich aus meiner Sicht:

Ein ungewöhnlicher Held ...

Nach der Leseprobe, die ich eigentlich überfliegen wollte, bin ich richtig kleben geblieben und war gespannt auf den weiteren Inhalt. Das Resultat lohnt sich aus meiner Sicht:

Ein ungewöhnlicher Held aus Mexicantown, Detroit. Der Vater war schon ein Polizist und der Sohn, August Snow, ebenfalls. Beide wollten Gerechtigkeit und aus diesem Grund wurde Snow vor 1 Jahr suspendiert und dann entlassen, weil er die Korruption innerhalb der Polizei nicht ertragen konnte und als Verräter an einem Prozess gegen seine Kollegen aussagte. Bei der Tat, stellte Snow 12 Millionen Dollar sicher, die er behielt so dass er ausgesorgt hat. Nach einer Weltreise zieht es ihn nach Hause um in seinem Viertel nachzuschauen und da zu leben, wo er aufgewachsen ist, doch die Probleme fangen dann gerade wieder an....

Normalerweise bin ich nicht der Typ, der auf die harten typischen US-Amerikanischen Helden steht, doch dieser ist etwas besonderes. Als Mischling eines Afroamerikaners und einer Mexikanerin, ist er ein ziemlich seltenes Bild in Mexicantown. Ausgebildet und Kriegsteilnehmer. Ziemlich harter Bursche und doch mit einem großen Herz, kommt er nicht so typisch protzig daher.

Vielleicht liegt es auch an dem sehr guten Schreibstil, der einen sofort in seinen Bann zieht und Seite um Seite umblättern lässt. Eine Kriminelle Patin möchte dass er Ihr einen Gefallen tut, doch er lehnt ab und wenig später ist diese Frau, die niemand wirklich mochte und die viel Schaden angerichtet hat, auf merkwürdige Weise tot. Angeblich Selbstmord, doch August glaubt nicht daran. Er hadert mit seinem Gewissen, dass er nicht zumindest versucht hat zu helfen und fängt an zu ermitteln. Dass Ihn dabei so ziemlich jeder davon abhalten will, ist klar, doch er hat auch noch einige Freunde, die ihm helfen!

Ein Ex-Cop, der sich überhaupt nicht mehr einmischen müsste und seine Schäfchen im trockenen hat. Doch er hat eine Vision und will mit seinem Geld auch seinem Heimatviertel wieder zu ansehen verhelfen und schafft sich durch das besorgen von Jobs und ehrlicher Arbeit für einige, den nötigen Respekt und auch neue Freunde. Ob das nun der Realität entsprechen würde, sei mal dahingestellt aber es ist eine Wunschvorstellung, dass jeder dem geholfen wird auch immer nur ein eigentlich ehrlicher Mann ist, der sich dann 100% Loyal zeigt.

Würde die Geschichte in Texas mit Cowboys spielen, würde ich sagen, ich lese einen guten Western aber die Atmosphäre von Detroit, der einzelnen Viertel und Ihrer Einwohner, fasziniert! Und so entwickelt sich der Roman, der von Beginn an ein hohes Tempo hat und mit einem Showdown endet, so wie es sein soll.

Wenn das ganze mit weniger Jack Reacher oder typischen US lastigen Waffengeklirre gelaufen wäre, würde ich 5 Sterne geben. Aber so sind es starke 4 Sterne geworden. Wie gesagt, normal überhaupt nicht mein Ding aber es gibt gut geschriebene Ausnahmen, wie diese und damit eine Leseempfehlung !

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Veröffentlicht am 13.02.2021

Klimaschutz und Erpressung

CO2 - Welt ohne Morgen
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Schon das Cover hat mich angezogen und der Klappentext machen schnell neugierig auf einen Thriller der natürlich mit einem hochaktuellen Thema aufwarten kann. 12 Jugendliche, die sich in ihrem eigenen ...

Schon das Cover hat mich angezogen und der Klappentext machen schnell neugierig auf einen Thriller der natürlich mit einem hochaktuellen Thema aufwarten kann. 12 Jugendliche, die sich in ihrem eigenen Land bereits sehr stark für den Klimaschutz eingesetzt haben, werden zu einem Camp eingeladen um sich auszutauschen. Doch dieses Camp erweist sich als Falle und die 12 werden entführt. Die Kidnapper legen Ihre Forderungen dar, die auf 1 Tag Flugverbot, Bäume pflanzen aber vor allem auf das Entsorgen von alten CO2 Gutscheinen abzielt. Sollte der Klimagipfel in Glasgow nicht das gewünschte Ergebnis bringen, wird jede Woche eine Geisel getötet...

Hannah ist 16 und aus Berlin. Ihr Onkel ein ehemaliger Kriegsberichterstatter macht sich auf die Suche nach Informationen, die helfen, seine Nichte zu befreien und führen ihn zunächst nach Schweden...

Das Thema ist gut gewählt und gibt einen Überblick was alles mit CO2 Zertifikaten an Unfug getrieben werden kann, Erzählt wird die Geschichte von einem mittlerweile "alten " Onkel, der im Jahre 2040 von einer jungen Journalistin besucht wird. Als Rückblick erzählt er nochmal die Geschichte seiner Nichte und der Entführung in einem Sylt, das 2040 so gut wie nicht mehr bewohnt wird. Stürme, Hochwasser ... das ganze Wetter hat alle verjagt. Doch was ist passiert als Hannah entführt wurde ?

Ihre Mutter und die ganze Welt versuchen die Forderungen zu erfüllen und die Politik unter Druck zu setzen, wobei wir mit einer Kanzlerin rechnen dürfen, die sich das Einzelschicksal sehr zu Herzen nimmt. Muss also doch in irgendeiner Zukunft spielen die wir noch nicht kennen....Es gibt natürlich die Berater, die sich als Staat nicht erpressen lassen wollen. Doch zusätzlich gibt es auch Probleme im Entführungscamp und korrupte Wissenschaftler, Polizisten und natürlich die bösen Wirtschaftsbosse, die dafür Sorge tragen, dass unser Klima zerstört wird.

Auf 525 Seiten die sehr flüssig zu lesen sind, wird hier einiges geboten und war für mich informativ und spannend mit einem überraschenden Ende, wie sich das gehört. 1 Stern Abzug für die etwas zu positiv dargestellten Mitbürger, die es heute leider in der Form nicht mehr gibt. Die Verwicklungen waren sehr gut dargestellt auch wenn ich am Anfang wirklich öfters neu starten musste.

Alles in allem aber eine Empfehlung !

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Der Sprung vom sicheren Michigan in die Weite Montanas

Big Sky Country
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Ich versuche bis heute noch herauszufinden, was ein sogenannter Bildungsroman mit dem Buch hier zu tun haben soll ? Es ist ein sehr Ausdruckstarker Roman über das Aufwachsen in zwei verschiedenen Amerikanischen ...

Ich versuche bis heute noch herauszufinden, was ein sogenannter Bildungsroman mit dem Buch hier zu tun haben soll ? Es ist ein sehr Ausdruckstarker Roman über das Aufwachsen in zwei verschiedenen Amerikanischen Welten aber braucht man das als Bildung ? Nein, aber als wunderbare Geschichte in jedem Fall !

Schon die Leseprobe hat mich magisch eingefangen und wie beschreibt man ein Buch, das eigentlich wenig Spannung bringt aber trotzdem fesselnder als mancher Krimi ist. Es ist die Art wie ein Schriftsteller seinen Roman erzählt und natürlich in einer fremden Sprache, der Übersetzer. Wie schafft er es, die starke Erzählsprache des Autors zu vermitteln ? Es ist hier ausgezeichnet gelungen, so viel vorab !

Geschichte: August wächst auf einer Farm in Michigan auf. Milchkühe, jede Menge Arbeit und viele Katzen bestimmen sein Leben, bis seine Mutter ihm verbietet morgen und Abends zu melken, sondern sich mehr auf die Schule zu konzentrieren. Sein Vater muss jemand einstellen und reicht die Scheidung ein. Während sein Vater im neuen Haus wohnt, lebt seine Mutter im alten Haus auf dem gleichen Grundstück und kann nicht wirklich etwas mit der Welt Ihres Ex-Mannes anfangen. Bis sich irgendwann die Möglichkeit ergibt,und Sie mit August nach Montana zieht. Ein neues Leben beginnt, neue Freunde finden zu müssen, das Vermissen des Bekannten und das Erkennen das er die Einsamkeit und das Leben als Rancher eigentlich sehr gut findet....

Ich liebe Bücher, die etwas über Menschen erzählen und dermaßen fesseln, dass es ein Genuss ist, die Seiten umzublättern und in die Geschichte einzutauchen. Dies ist so ein Grenzfall und vorab: der 5. Stern fehlt, weil es nicht an den Gesang der Flusskrebse oder Das Gewicht der Worte herangekommen ist. Mehr verrate ich nicht. Es ist sehr gut geschrieben und es liest sich einfach flüssig weg.

Ich verstehe nur nicht warum man immer übertreiben muss : Bildungsroman ist das hier ganz sicher nicht. Natürlich will man seinen Roman vermarkten und man muss einfach sagen. Es gibt an dieser Geschichte über August nichts was in irgendeiner Form herausragen würde, aber es ist einfach gut geschrieben und macht Spaß zumindest als Mann, der ein paar Sachen nachvollziehen kann.

Für mich 4 Sterne , weil es mich gut unterhalten hatte. Für 5 Sterne hätte mehr passieren müssen.

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