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Veröffentlicht am 16.05.2021

Die Geschichte verliert sich

Warten auf Eliza
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Warten auf Eliza? Wohl eher das Warten auf ein tatsächliches Aufeinandertreffen der beiden Frauen. Denn das passiert leider erst in der zweiten Hälfte des Buches (was ich nach dem Lesen des Klappentextes ...

Warten auf Eliza? Wohl eher das Warten auf ein tatsächliches Aufeinandertreffen der beiden Frauen. Denn das passiert leider erst in der zweiten Hälfte des Buches (was ich nach dem Lesen des Klappentextes so nicht vermutet hatte). In der ersten Hälfte dagegen wird die Einsamkeit der beiden unterschiedlichen Frauen thematisiert. Während ich beim Lesen sehr schnell einen Zugang zu Ada finden konnte, wurde ich mit Eliza so gar nicht warm. Ihre rundum negative Sichtweise, die meiner Meinung nach schon an einer Depression grenzt, machte mir keine Freude. Und ich bin ganz ehrlich, ich dachte: Wieder eine junge Frauenfigur, die so von Selbstzweifeln, Existenzängsten, ungünstigen äußeren Einflüssen und Familienkonstellationen, Liebeskummer usw. zerfressen ist, dass sie nicht mehr die schönen Dinge im Leben wahrnimmt. Versteht mich nicht falsch, jeder von uns hat mal richtig besch… Zeiten. Aber bei diesen Frauenfiguren, von denen es für mich gefühlt momentan so viele in der Literatur gibt, fällt immer irgendwie alles auf einmal an. Ein uferloses schwarzes Loch. Und das ermüdet mich und spiegelt auch nicht all die wunderbaren, starken Frauen in meinem Umfeld wider.

All diese Gefühle nehmen im ersten Teil sehr viel Raum ein. So viel Raum, dass die beiden Frauen erst auf Seite 192 das erste Mal bewusst aufeinandertreffen. Ab hier wurde die Geschichte für mich interessanter, gleichzeitig kam mir allerdings die Tiefe der Gedanken- und Gefühlswelt, die mir im ersten Teil zu viel war, im zweiten Teil zu kurz. Nicht nur das erste Kennenlernen, sondern auch viele weitere potenziell interessante Szenen, zum Beispiel im gemeinsamen Zusammenleben, die Gespräche, die Ratschläge, die Auflösung der Konfliktpunkte, wurden eher nebenbei erzählt. Manche zuvor erwähnten Handlungen wurden bis zum Ende des Buches gar nicht mehr aufgelöst. Doch meiner Meinung nach steckten gerade in diesem zweiten Teil des Buches – in dieser außergewöhnlichen Frauenfreundschaft - so viele fantastische Möglichkeiten. Warum hat man sich stattdessen so sehr in den vielen aktuellen Themen (Brexit, Nesthocker, Kindesmisshandlung, Catfishing, Gewalt, Start-ups…), die nicht oder nur wenig entscheidend für die Handlung sind, und der negativen Gefühlswelt des ersten Teils verloren? Und so leider ein Buch erschaffen, das nicht lange nachhält und bei dem die wichtigen Aussagen untergehen?

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Konnte mich nicht richtig überzeugen

Writers & Lovers
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Wie hatte ich mich auf dieses Buch gefreut? Und wie sehr habe ich mit dieser Geschichte gehadert. Völlig unerwartet fand ich nur sehr schwer Zugang zu der Protagonistin, konnte zu Beginn zunächst nicht ...

Wie hatte ich mich auf dieses Buch gefreut? Und wie sehr habe ich mit dieser Geschichte gehadert. Völlig unerwartet fand ich nur sehr schwer Zugang zu der Protagonistin, konnte zu Beginn zunächst nicht einmal wirklich Sympathie ausmachen. Ich kann sogar behaupten, dass ich die ersten 100 Seiten mit „deprimierend“ beschreiben würde. Ein Unheil toppte das vorherige. Und schnell war mir diese geballte Ladung einfach zu viel, zu erzwungen, zu negativ.
Mehr Spaß beim Lesen entwickelte sich dann erst in der zweiten Hälfte des Romans, in dem Caseys Leben und ihre Gedankenwelt wieder mehr zu bieten haben als Stress im Restaurant, Geldsorgen, Existenzangst, Selbstzweifel, Schreibblockade, Trauer, Verlust, Einsamkeit, diverse Krankheiten… Seltsamerweise scheint sich ihr Blatt erst zu wenden, als zwei Männer in ihr Leben treten. Und obwohl sie in dieser Zeit selbst für den Perspektivwechsel und neue Chancen kämpft, schwang da ein fader Beigeschmack mit.
Großartig finde ich die gute Beobachtungsgabe der Autorin, zwischenmenschlich Konfliktpunkte zu schildern, Abhängigkeiten und Alltagsdiskriminierungen einzufangen. Ebenso die Fähigkeit, den Kern der Sache manchmal nur mit einer Aussage/ einer Frage auf den Punkt zu bringen -auch wenn sich hinter diesem einen Satz Welten und Abgründe auftun.
Gegen Ende ging es dann Schlag auf Schlag. Probleme lösten sich in Luft auf, schlugen ins Positive um, wurden therapiert (in drei Sitzungen). Männer, die eine zentrale Rolle im Buch spielen, verschwanden nahezu aus ihrem Leben, ohne dass eine Konfrontation stattfand, ohne dass wirklich eine Selbsterkenntnis einsetzte, warum sie sich so von ihnen behandeln lassen hat.
Am Ende der Geschichte war es für mich nichts Halbes und nichts Ganzes. Und ich fragte mich, hat sich wirklich so viel für Casey verändert? Denn auch wenn Sie beruflich Erfolg hat, ihre Schulden los ist und eine Liebe gefunden hat, hat sie dann doch auf mich den Eindruck gemacht, dass tief in ihr eine gewaltige Depression schlummert, die es zu bewältigen gilt. Denn eine kurze Phase, in der es mal nicht so gut läuft, sieht anders aus. Und die wirklich tiefgehenden Probleme und Selbstzweifel sind noch lange nicht gelöst.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Eine interessante Erzählung mit Höhen und Schwächen

Als wir uns die Welt versprachen
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Ich bin ehrlich. Ich musste bei diesem Buch erst einmal ein paar Tage verstreichen lassen, bevor ich mich diesen Zeilen widmen konnte. Und auch jetzt fällt es mir nicht leicht. Einerseits bin ich beeindruckt, ...

Ich bin ehrlich. Ich musste bei diesem Buch erst einmal ein paar Tage verstreichen lassen, bevor ich mich diesen Zeilen widmen konnte. Und auch jetzt fällt es mir nicht leicht. Einerseits bin ich beeindruckt, wie Romina Casagrande das schwere Schicksal der sogenannten Schwabenkinder gekonnt in ihre Geschichte eingebaut hat. Wie sie deren Geschichte erzählt, ohne emotional oder wertend zu sein. Wie glaubwürdig sie die Ängste und die Freundschaft der Kinder Edna und Jacob rüberbringt.
Doch so sehr mir auch die meisten Rückblicke des Buches gefallen haben, umso mehr hatte ich mit den Handlungssträngen in der Gegenwart so meine Probleme. Ob es nun glaubwürdig ist oder nicht, dass eine fast 90-Jährige zumeist zu Fuß die Strecke von Castelbello in Italien nach Ravensburg in Deutschland zurücklegen kann, ist hierbei nebensächlich. Mein Hadern hatte eine ganz andere Ursache. Immer wieder habe ich mich beim Lesen dabei ertappt, dass mir einzelne Passagen nicht logisch oder rund erschienen, als hätte ich den entscheidenden Satz überlesen. Doch auch bei näherer Betrachtung war keine genauere Erklärung zu finden. So als hätte man beim Korrekturlesen versehentlich zu viel Text rausgestrichen. Das hat mich von Fall zu Fall immer mehr gestört. Denn die Rückblicke in die Vergangenheit machten leider das Fehlen der Tiefe, der Beweggründe, der Wertschätzung ihrer Begegnungen in den Kapiteln der Gegenwart nicht wett. Hier fehlte mir die Liebe zum Detail, die in die Szenen der Vergangenheit eingeflossen waren. Da hätte ich mir mehr Sorgfalt gewünscht, und stattdessen am Nebenstrang mit Max (den ich stellenweise auch eher verwirrend finde) den Rotstift angesetzt. So hat es die Autorin leider nicht geschafft, mich mit diesem Teil des Buches emotional in irgendeiner Weise in den Bann zu ziehen.
Und das Ende des Romans? Ja, es ist nicht das, was ich mir gewünscht hätte? Dennoch ist es ist ein schönes Ende. Doch leider bleiben auch hier viele Fragen offen.

Zum Inhalt: Als die Südtirolerin Edna in einer deutschen Zeitschrift ein Bild ihres Kinderfreundes Jacob sieht, macht sie sich auf den Weg über die Alpen, um eine alte Schuld zu begleichen. Vor einem ganzen Leben mussten Edna und Jacob unter härtesten Bedingungen bei schwäbischen Landbesitzern schuften, wie Tausende arme Bergbauernkinder vor ihnen. Der Zweite Weltkrieg riss sie auseinander. Zu Fuß, mit Bus und Zug und ihrem Papagei Emil im Gepäck, beginnt Edna unbeirrt eine Reise voller berührender und überraschender Begegnungen.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Ich hatte andere Erwartungen

Die dritte Frau
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Es ist nicht einfach, meine Gedanken zu „Die dritte Frau“ in Worte zu fassen. Ich habe es zwar in kürzester Zeit gelesen, aber wirklich packen oder berühren konnte es mich nicht. Hat es meine Erwartungen ...

Es ist nicht einfach, meine Gedanken zu „Die dritte Frau“ in Worte zu fassen. Ich habe es zwar in kürzester Zeit gelesen, aber wirklich packen oder berühren konnte es mich nicht. Hat es meine Erwartungen erfüllt? Da muss ich mit einem klaren Nein antworten. Das ist auf der einen Seite gut, denn die Geschichte war in keinster Weise voraussagbar. Leider hat mich nicht nur der Klappentext, sondern auch mindestens die Hälfte des Buches eine völlig andere Geschichte erwarten lassen. Und ich bin ehrlich, diese Richtung der Story hätte mich wesentlich mehr interessiert.
Es fängt alles wie angekündigt mit den Recherchen und der Historie zu einem geheimnisvollen Gemälde an, in allen Einzelheiten wird über die Personen auf und hinter diesem Gemälde spekuliert. Die vielen Informationen, Personen und historischen Ereignisse sind spannend, teilweise aber auch so verwirrend oder zahlreich, dass ich mich nebenbei bei anderen Quellen informieren musste, um der Handlung folgen zu können. Dennoch war ich enttäuscht, als dieses Rätselraten um das Bild nicht mehr Gegenstand der Handlung war. Stattdessen rückte immer mehr die plötzlich aufkeimende „Beziehung“ der beiden Hauptcharaktere in den Mittelpunkt. Wobei Beziehung das falsche Wort ist, noch weniger trifft es „Liebesgeschichte“, wie es auf dem Klappentext heißt. Ich fand diesen Aspekt des Romans leider nicht schlüssig, nicht nachvollziehbar und auch nicht wirklich spannend. Auf mich wirkte die Story noch nicht rund, unvollendet, teilweise zu konstruiert. Doch bildet euch am besten selbst ein Urteil.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Hat meine Erwartungen nicht erfüllt

Der Klang der Wälder
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„Die Töne dehnten sich aus. Sie explodierten, wirbelten durcheinander, jagten sich gegenseitig, verschmolzen zu einem Klang. Wie konnte ein Instrument wie ein Klavier so etwas hervorzaubern? Von einem ...

„Die Töne dehnten sich aus. Sie explodierten, wirbelten durcheinander, jagten sich gegenseitig, verschmolzen zu einem Klang. Wie konnte ein Instrument wie ein Klavier so etwas hervorzaubern? Von einem Blatt zu einem Baum, von einem Baum zu einem Wald bis zu einem Berg. Ich konnte bildhaft vor mir sehen, wie der Ton zu Klang, der Klang zu Musik wurde.“

Als der junge Tomura einem Klavierstimmer bei der Arbeit lauscht, fühlt er sich durch den Klang in die hohen, rauschenden Wälder seiner Kindheit zurückversetzt. Er fasst den Entschluss, das Handwerk des Klavierstimmens zu erlernen, doch bei aller Hingabe ist da doch stets die Angst vor dem Scheitern auf der Suche nach dem perfekten Klang. Als er das Klavier der beiden Schwestern Kazune und Yuni stimmen soll, muss er erkennen, dass es dabei um mehr geht als um technische Versiertheit – und es »den einen« perfekten Klang nicht gibt. Und als er Kazune, die angehende Konzertpianistin, dann spielen hört, spürt er die Bestimmung seines Lebens: ihr Spiel zum Strahlen zu bringen.

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, dann aber beim Lesen festgestellt: Da hatte ich mir mehr erhofft. Auf den ersten 100 Seiten hatte ich sogar mehrmals über einen Abbruch nachgedacht, aber hoffnungsvoll weitergelesen. Es gibt ein paar schöne, poetische Stellen (siehe Zitat oben), aber im Großen und Ganzen plätschert die Story langsam und eher ereignislos vor sich hin. Man könnte jetzt argumentieren, dass gerade diese Schlichtheit und die fehlenden Aufs und Abs den Reiz des japanischen Schreibstils ausmachen. Und ja, das stimmt und das mag ich an anderen Romanen auch sehr. Doch hier fehlte mir das gewisse Etwas, das diese Bücher trotzdem so besonders macht. Obwohl über die Liebe zur Musik und den perfekten Klang gesprochen wird, fehlt mir die Tiefe, das Herzblut, die Leidenschaft. Teilweise wirkte der Schreibstil auf mich zu verhalten, holperig und unausgegoren. Vielleicht war das aber auch beeinflusst durch die Charakterzüge des Hauptprotagonisten, der auf mich einen naiven, unbeholfenen, etwas scheuen und teilweise weltfremden Eindruck macht. Was soll ich sagen, es hat mich leider nicht berührt, obwohl ich die Idee zu dieser Geschichte immer noch besonders und vielversprechend finde.

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