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Veröffentlicht am 01.01.2021

Tolle Urban-Fantasy-Geschichte mit viel Action und Romantik

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft (Band 1)
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Die 17-jährige Emilia liebt mathematische Rätsel. Als sie bei einem Museumsbesuch das berühmte Voynich-Manuskript ohne Probleme lesen kann, spürt sie, dass gerade etwas Besonderes geschieht. Das Manuskript ...

Die 17-jährige Emilia liebt mathematische Rätsel. Als sie bei einem Museumsbesuch das berühmte Voynich-Manuskript ohne Probleme lesen kann, spürt sie, dass gerade etwas Besonderes geschieht. Das Manuskript gilt als nicht entschlüsselbar und als ein großes Geheimnis der Menschheit. Sie trifft kurz darauf auf den düsteren und geheimnisvollen Ben, der sie aus einer schwierigen Situation rettet. Emilia ist eine Silberalchemistin und verfügt über besondere Fähigkeiten, erfährt sie von Ben. Sie muss bald erkennen, dass sie ins Kreuzfeuer rivalisierender Geheimorden geraten ist, die sich ihre Begabungen zunutze machen wollen. Mit dem Goldalchemisten Ben als Beschützer an ihrer Seite gerät sie in ein Abenteuer, das ihr Leben komplett verändert.

Kira Licht präsentiert mit „Kaleidra“ eine ebenso mitreißende wie dicht gewobene, handlungsreiche Geschichte, deren Fäden die Autorin allerdings immer fest in den Händen hält. Emilia wird genauso wie der Leser unvorbereitet mit der Welt der Alchemisten konfrontiert und muss sich hier erst zurechtfinden. Die Autorin breitet den Aufbau der geheimnisvollen Logen der Silber-, Gold- und Quecksilberalchemisten Schritt für Schritt vor dem Leser aus. Dabei zeigt sich eine vielschichtige Welt voll von uralten Feindschaften und Allianzen, von magischen Artefakten und von Mitgliedern mit besonderen Fähigkeiten. Alchemisten können, je nach Ordenszugehörigkeit, bestimmte chemische Elemente nutzen und im Kampf einsetzen, was in der Geschichte des Öfteren recht spektakulär geschieht. Dass die Alchemisten wie eine Mischung aus dem hochmodernen Geheimdienst MI6 und einem mittelalterlichen Geheimorden wirken, macht die Story besonders reizvoll.

Emilia wird vom Orden der Goldalchemisten gebeten, für sie das komplette Voynich-Manuskript zu entschlüsseln, weil sie der einzige Mensch ist, der es lesen kann. Doch dabei bleibt es nicht. Das Manuskript enthält Hinweise, wo die Bausteine für das Wasser des Lebens zu finden sind. Emilia und Ben begeben sich in mehreren Zeitreisen zu verschiedene Orten der Erde, um die Bausteine zu bergen. Die einzelnen Missionen sind zwar knapp, aber äußerst spannend erzählt und erinnern in ihrem Setting zum Teil an die Indiana-Jones Filme. Die ohnehin schon spannenden Szenen bekommen noch einen besonderen Kick, weil der Orden der als hinterhältig und bösartig geschilderten Quecksilber-Alchemisten Emilia und Ben verfolgen. Natürlich lässt es sich die Autorin nicht entgehen, bei einer der Missionen ein alchemistisches Kampf-Feuerwerk zu entzünden. Eine überraschende Wendung am Ende des Buches sorgen für einen Cliffhanger, der sehr neugierig auf den zweiten Band von „Kaleidra“ macht.

Trotz aller Action lässt die Autorin noch Raum für eine romantische Liebesgeschichte. Diese Story gewinnt ihren Reiz daraus, dass Ben fast schon unsympathisch wirkt, mit seinem schroffen, überheblichen Befehlston Emilia gegenüber. Erst im Laufe der Geschichte entdeckt Emilia, dass hinter diesem Verhalten noch deutlich mehr steckt. Lange Zeit bleibt offen, wie Ben denn nun wirklich zu Emilia steht. Der Leser rätselt, genauso wie Emilia, wie Bens kryptische Andeutungen zu verstehen sind. Der wohl schönste Moment dieser offenen, schwebenden Liebesstory ist der „Beweis“ von Ben, dass er lügen kann. Sein absolut romantisches Liebesgeständnis macht er sofort zunichte, indem er es als Lüge kennzeichnet. Dass es Mitgliedern des Silber- und des Goldordens strengstens verboten ist, als Paar zusammen zu sein, erhöht den Romantikfaktor neben Bens schwer einzuschätzendem Verhalten noch zusätzlich.

Sehr viel Wert legt die Autorin auf eine Ausarbeitung ihrer Figuren. Emilia ist mit ihrer Vorliebe für Mathematik und Naturwissenschaften, ihrem impulsiven Wesen und natürlich ihrer besonderen Fähigkeit der Entschlüsselung von Strukturen und Codes eine interessante Hauptfigur. Sie ist schlagfertig, witzig, mutig und lässt sich vom machohaften Verhalten Bens kein bisschen einschüchtern. Erst im Verlauf der Geschichte zeigen sich alle Facetten der Figur des Ben, die sich deutlich vom Bad-Boy-Grundmuster abheben. Hinter seinem verschlossenen, abweisenden Verhalten, verbirgt sich ein verantwortungsbewusster, ernsthafter und absolut zuverlässiger Mensch, ein echter Beschützer. Interessant ist bei der Figur, dass Ben sowohl Kampfmaschine als auch hochgebildeter Adliger ist. Wie sich der schroffe Ben langsam, aber stetig der fröhlichen, impulsiven Emilia gegenüber öffnet, ist differenziert und romantisch erzählt.

Fazit:
Kaleidra ist eine spannende Geschichte voller Action mit einer sehr romantischen Liebesstory. Hinzu kommt die Schilderung der wirklich interessanten, gut durchdachten Welt der Alchemisten. Diese Kombination macht das Buch zu einem tollen Fantasy-Schmöker und einer Leseempfehlung für alle Romantasy-Fans.

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Wichtiges Thema spannend verpackt

Rules For Being A Girl
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Gleich einmal vorweg: "Rules for being a Girl" war eine große Überraschung im positiven Sinn. Was wie eine typische amerikanische Highschool-Geschichte beginnt, entwickelt sich zu einer Story mit Tiefgang ...

Gleich einmal vorweg: "Rules for being a Girl" war eine große Überraschung im positiven Sinn. Was wie eine typische amerikanische Highschool-Geschichte beginnt, entwickelt sich zu einer Story mit Tiefgang zu einem wichtigen Thema.

Marin, eine kluge und beliebte Schülerin, befindet sich in ihrem letzten Highschool-Jahr, und hat beste Aussichten, am renommierten Brown-College aufgenommen zu werden. Sie ist mit Jacob, einem talentierten Lacrosse-Spieler zusammen und mit Chloe schon seit ihrer Kindheit eng befreundet. Insgeheim schwärmt Marin von ihrem Englisch-Lehrer, dem jungen, charismatischen Mr. Beckett, von allen Bex geannt. Als sie eines Tages nach der Schule nach Hause fährt, kommt es zu einem Vorfall, der Marin zutiefst verstört und verunsichert. Als sie sich Chloe und später auch ihrem Schulleiter anvertraut, erhält sie keine Unterstützung, sondern man glaubt ihr nicht. Ihre bis dahin heile Welt ist in ihren Grundfesten erschüttert. Marin beginnt, die Erwartungen, die an Mädchen und junge Frauen gerichtet werden, in Frage zu stellen. Als sich die Situation zuspitzt und der Vorfall mit dem Lehrer für sie zu bedrohlichen Konsequenzen führt, nimmt sie all ihrem Mut zusammen und wehrt sich.

„Rules for being a Girl” ist eine runde und in sich schlüssige Geschichte, die ich mit großer Spannung gelesen habe. Die Autorinnen schaffen es, dass man mit der Hauptfigur mitfühlt und das Buch kaum aus der Hand legen kann. Marins Wut, ihre Hilflosigkeit angesichts der Reaktionen ihrer Umwelt und ihre Unsicherheit bei der Frage, ob sie mit ihrer offensichtlichen Schwärmerei für Bex nicht auch eine Mitschuld trägt, ist für den Leser deutlich spürbar. Marins Eltern beantworten diese Frage ganz klar:

„Wie kann denn auch nur irgendetwas davon deine Schuld sein? (…) Es ist die Aufgabe der Lehrer, Grenzen zu setzen (…) Weil der Lehrer der Erwachsene ist.“

Schön dargestellt und für den mitfiebernden Leser erlösend, ist die Unterstützung, die Marin von ihren Eltern und – ganz unerwartet – von ihrem Mitschüler Gray erhält.

Gray ist eine meiner Lieblingsfiguren im Buch. Er ist für Marin und für den Leser eine Entdeckung. Er ist Sportler und aus Sicht von Marin zunächst nur ein uninteressanter Mädchenheld. Als er in Marins feministischen Buchclub auftaucht, will er in erster Linie Marin kennenlernen, wird aber unerwarteterweise zu einer großen Stütze für sie. Das Klischee von Highschool-Supersportler wird mit dieser Figur kräftig gegen den Strich gebürstet.
Ins Herz geschlossen habe ich auch Marins an Alzheimer erkrankte Großmutter. Auch sie ist eine Überraschung, denn die stets korrekt gekleidete alte Dame hat eine feministische Vergangenheit, von der Marin nichts wusste.

Die Geschichte lebt nicht zuletzt von der Beschreibung des jungen, gutaussehenden und durch seine lässige, den Schülern zugewandte Art äußerst beliebten Lehrers Bex. Die Figur ist von den Autorinnen sorgfältig angelegt. Dass Marin mehr als begeistert von ihm ist, lässt sich gut nachvollziehen. Dass er nicht nur der engagierte, coole Lehrer ist, für den ihn alle halten, offenbart sich erst gegen Ende der Geschichte in aller Deutlichkeit.

Neben der spannenden Haupthandlung enthält das Buch noch zwei interessante Nebenhandlungen. Der Blick in das Leben der Großmutter und eine zarte Liebesgeschichte geben der Story Lebendigkeit und vermitteln Hoffnung und Zuversicht in einer streckenweise für die Hauptperson bedrückenden Situation.

Fazit:
Die Entwicklung von Marin zu einer mutigen, jungen Frau, die für ihre Rechte eintritt und sich gegen Übergriffe wehrt, ist spannend und mitreißend dargestellt. Die in kurzen Kapiteln erzählte Geschichte erinnert sprachlich und zu Beginn auch inhaltlich an einen Highschool-Roman. Der Verlauf der Story überrascht dann aber bald mit einer klugen Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema.

Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Sehr schönes Arbeitsbuch für Fortgeschrittene

Your Shadow Self
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Your Shadow Self“ von Nina Brockmann ist ein wunderschön gestaltetes Arbeitsbuch zum Thema Schattenarbeit und Heilung des inneren Kindes.

Das tolle Cover mit einer Goldprägung auf dunkelblauem Untergrund ...

Your Shadow Self“ von Nina Brockmann ist ein wunderschön gestaltetes Arbeitsbuch zum Thema Schattenarbeit und Heilung des inneren Kindes.

Das tolle Cover mit einer Goldprägung auf dunkelblauem Untergrund in Kombination mit einem etwas festeren Papier macht das Journal hochwertig und zu einem echten Hingucker, was nicht zu unterschätzen ist, bei einem Journal, mit dem man sich intensiv beschäftigt. Es macht einen Unterschied, ob man mit einem Buch arbeitet, bei dem es Freude macht, es in die Hand zu nehmen.

Anhand von Aufgaben und Übungen leitet das Arbeitsbuch durch verschiedene, wichtige Themenkomplexe. Die Aufgaben sind dabei vielfältig und umfangreich und reichen von Fragen, die durch ankreuzen beantwortet werden, über Briefe schreiben, eigene Gedanken formulieren bis hin zu einer Moodboard Challenge. So lernt man eigene Verhaltensmuster zu erkennen, Verletzungen, die aus der Kindheit stammen, werden beleuchtet mit dem Ziel der Aufarbeitung. Dabei liegt der Fokus ganz klar auf der praktischen Selbsterkundung und weniger auf der Theorie.

Mir persönlich ist allerdings dabei die Einführung in das komplexe Thema Schattenarbeit zu kurz gehalten. Ich hätte mir mehr Hintergrundwissen gewünscht. Inwiefern die Schatten eine große nützliche Energie bergen, musste ich erst einmal recherchieren. Es haben mir außerdem Beispiele gefehlt, um zu verdeutlichen, worum es in der Schattenarbeit eigentlich geht. Das heißt, man sollte mit dem Thematik schon vertraut sein und nicht erst mit dem Arbeitsbuch damit beginnen. Es gab außerdem Fragen mit, denen ich nicht viel anfangen konnte – eine kurze Erläuterung am Ende einer Arbeitseinheit, um meine Ergebnisse einordnen zu können, hätte mir geholfen.

Demgegenüber stehen viele, interessante Fragestellung, die Aha-Effekte bereiten. Zum Beispiel werden die Bezugspersonen aus der Kindheit in sehr interessanten Aspekten beleuchtet, auf die ich selber nie gekommen wäre. Aber auch hier hätte ich gerne noch eine kurze Einordnung dessen gehabt, auf was ich jetzt gestoßen bin – innerhalb des Ansatzes der Schattenarbeit.

Wer sich auf das Journal einlässt, muss sich richtig Zeit nehmen und intensiv damit arbeiten, hat aber dann auch die Möglichkeit in einer Selbsterkundung Interessantes über sich selbst zu erfahren. Besonders gut gefallen hat mir das Aufzeigen der alten kindlichen Verhaltensweisen und dem gegenüber neue erwachsen Verhaltensmuster oder auch das Umschreiben alter Glaubenssätze in neue positive Glaubenssätze.

Fazit:
„Your Shadow Self“ ist ein außergewöhnlich schön gestaltetes Arbeitsbuch, das allerdings schon ein Wissen über die Schattenarbeit voraussetzt und bei dem ganz klar die praktische Selbsterkundung im Zentrum steht. Die Fragestellungen sind interessant und vielfältig. Wer sich darauf einlässt, kann Interessantes über sich selbst erfahren.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Toller Mix aus Thriller, Abenteuer und Love-Story, mit jeder Menge Glamour

Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind? (Gewinner des Lovelybooks-Leserpreises 2021)
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Die Studentin Cara ist an einem berühmten britischen Elite-College angenommen worden und sucht verzweifelt nach einer günstigen Unterkunft. Sie kann sich nur mithilfe von Gelegenheitsjobs über Wasser halten. ...

Die Studentin Cara ist an einem berühmten britischen Elite-College angenommen worden und sucht verzweifelt nach einer günstigen Unterkunft. Sie kann sich nur mithilfe von Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Als die Ravens, eine ebenso exklusive wie mysteriöse Studentenverbindung, ihr ein Zimmer in ihrem Wohnheim anbieten, nimmt sie das Angebot erleichtert an. Was sie zunächst nicht weiß: die Aufnahme in die Verbindung ist an ein Aufnahmeritual geknüpft. Cara muss auf drei aufeinander folgenden Verbindungsbällen mit einem unbekannten Partner aus einer anderen Verbindung ein Paar spielen. Gemeinsam muss das zusammengestellte „Match“ anspruchsvolle Aufgaben lösen, um in die jeweilige Verbindung aufgenommen zu werden. Im Laufe der Zeit stellt sich Cara immer mehr die Frage, welche Ziele die Verbindung verfolgt und wem sie eigentlich in ihrem Umfeld trauen kann. Warum warnt ihre beste Freundin sie so eindringlich vor den Ravens? Und was hat es mit der verschwundenen Raven-Anwärterin Beverly auf sich?

Die Story von „Matching Night“ ist raffiniert gestrickt und nimmt sehr schnell an Fahrt auf. Spannend für Cara und für den Leser ist zunächst einmal der Auswahlprozess des Matches. Es macht Spaß, die abenteuerlichen und aufregenden Prüfungen mitzuverfolgen, die Cara und ihr Partner im Anschluss absolvieren müssen. Dabei wechselt die Autorin mit Leichtigkeit von einem Genre ins andere. Nervenaufreibende Passagen wechseln sich mit der Beschreibung der glamourösen, fast märchenhaften Verbindungsbälle ab. Man taucht gerne ein in die luxuriöse Welt der Ravens. Kaum entwickelt sich eine Liebesgeschichte, schleichen sich fast schon thrillerhafte Aspekte mit ein. Das fand ich an der Story überraschend und das hat mir sehr gut gefallen. Über allem jedoch schwebt die Frage: Was geht hier eigentlich vor sich? Und wem kann Cara wirklich trauen?

So ziemlich jede wichtige Figur hat ein Geheimnis, das sie nicht preisgeben will. Die Protagonistin Cara ist eine positive, impulsive Figur, die um die Finanzierung ihres Studiums kämpft und bei der in Liebesdingen das Herz den Verstand zum Teil sehr erfolgreich ausschaltet. Ihr Schwanken zwischen zwei Jungs wird nachvollziehbar erzählt. Ihr Geheimnis ist ihre traumatische letzte Beziehung, die sie in ihrem Handeln immer noch beeinflusst, die aber weitgehend im Dunkeln bleibt.

Caras beste Freundin Hannah recherchiert an einem Artikel für die Studentenzeitung über die Verbindung der Ravens. Sie scheint über wichtige und brisante Informationen zu verfügen, die sie aber nicht weitergeben kann und will. Sie warnt Cara mehrfach vor den Ravens und auch vor Taylor, Caras bestem Freund. Taylor ist ein echter Womanizer, der mit Cara zwar heftig flirtet, aber in schwierigen Situationen immer für sie da ist. Warum aber bezeichnet ihn Hannah als gefährlich? Josh ist eine interessante Figur. Er ist der Sohn der amerikanischen Präsidentin. Wenn er sich nicht hinter die Fassade des arroganten Präsidentensohns zurückzieht, ist er rücksichtsvoll und hilfsbereit. Warum spielt er diese Rolle gegenüber Cara? Und warum setzt er alles daran, in eine Verbindung aufgenommen zu werden?

Ohne Klischees kommt auch diese College-Geschichte leider nicht aus. Natürlich gibt es im Figuren-Arsenal die intrigante Zicke, die gemein zu Protagonistin ist, ohne dass es einen konkreten Grund dafür gibt. Die männlichen Helden, die dem Herz von Cara gefährlich werden können, werden beide als äußerst attraktiv und selbstbewusst geschildert. Ich würde mir männliche Protagonisten für eine solche Geschichte wünschen, die vor allem mit anderen Eigenschaften punkten können.

Zum Schluss von „Matching-Night“ gibt es eine sehr überraschende Wendung, die die Story in einem ganz neuen Licht zeigt. Selbstverständlich hat die Autorin einen fiesen Cliffhanger mit eingebaut, aber zum Glück gibt es schon den zweiten Band.

Fazit:
„Matching Night“ ist ein rundum gelungener Mix aus Thriller, Abenteuergeschichte, Lovestory und jeder Menge Glamour. Sehr gefallen hat mir, dass der Leser nie genau weiß, wie die Figuren und Situationen einzuschätzen sind. Jede der Hauptfiguren hat ein Geheimnis. Niemandem kann man wirklich trauen. Eine völlig überraschende Wendung am Ende der Geschichte ist ein gelungener Schachzug der Autorin und macht extrem neugierig auf den zweiten Band.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Spannende, bewegende Geschichte, deren Potenzial nicht voll ausgeschöpft wird

The Story of a Love Song
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Die 25-jährige Luca hat eine schwere Angststörung seit sie bei einem Pop-Konzert nur durch einen Zufall eine Brandkatastrophe überlebt hat. Seitdem ist nichts mehr in ihrem Leben wie zuvor. Luca, die sich ...

Die 25-jährige Luca hat eine schwere Angststörung seit sie bei einem Pop-Konzert nur durch einen Zufall eine Brandkatastrophe überlebt hat. Seitdem ist nichts mehr in ihrem Leben wie zuvor. Luca, die sich von der Welt zurückgezogen hat, erhält auf Umwegen einen Brief ihres (ehemaligen) Brieffreunds Griffin und der hat es in sich. Griffin ist enttäuscht und wütend, weil seine vertraute Brieffreundin den Briefkontakt vor Jahren einfach abgebrochen hat und bringt das sehr deutlich zum Ausdruck. Er weiß nicht, was Luca in der Zwischenzeit passiert ist und auch Luca hat keine Ahnung davon, dass Griffin zu einem erfolgreichen Rockstar geworden ist. Luca erkennt, dass sie ihren Freund durch den Kontaktabbruch tief verletzt und in einer schweren Lebensphase im Stich gelassen hat. Sie beschließt, ihm zu antworten. Es entsteht schnell wieder eine enge Freundschaft, bei der sich Luca und Griffin per Brief persönlichste Dinge anvertrauen. Luca will Griffin nach all den Jahren endlich persönlich kennenlernen und macht sich trotz großer Ängste auf den Weg nach Kalifornien, um Griffin zu suchen, ahnt aber immer noch nicht, dass Griffin der Sänger einer der bekanntesten Bands der Welt ist.

Die Grundidee der Geschichte um Luca und Griffin ist sehr interessant und außergewöhnlich. Nach einem starken Anfang folgt eine unterhaltsame, spannende Story, die nicht völlig überraschend abläuft, den Leser aber an vielen Stellen packt.

Die Story beginnt mit einem Briefwechsel zwischen den beiden Protagonisten. Über die Briefe erfährt der Leser viel über die Charaktere der Figuren, ihre Gemeinsamkeiten und die Beziehung zueinander. Sie sind voller witziger Ideen und in stilistischer Hinsicht ein Highlight des Romans. Schön ist es, Luca und Griffin über ihren Briefwechsel aus verschieden Lebensjahren quasi beim Erwachsenwerden beobachten zu können.

Spannend wird die Geschichte als Luca nach vielen Jahren ihren ersten Brief an Griffin schreibt. Wird Griffin antworten? Wie wird er reagieren? Auch auf das erste Zusammentreffen von Luca und Griffin fiebert man als Leser hin. Allerdings fällt es weit weniger magisch aus, als ich es erwartet hatte. Und noch etwas anderes passiert während dieses ersten Treffens: Die Freundschaft von Luca und Griffin gerät ganz leicht in eine Schieflage. Luca ist eine Frau, die ihr Leben in die Hand nimmt - trotz aller Schwierigkeiten mit ihrer Angststörung. Sie ist New-York-Times-Bestseller-Autorin und in ihren Briefen komplett auf Augenhöhe mit Griffin. Durch einen missglückten Scherz von Griffin ist sie beim ersten Treffen geschockt, kurz vor einer Panik und wird von Griffin quasi aus der Situation gerettet. Ab dieser Szene wirkt Luca häufig eher defensiv und Griffin sehr selbstsicher, Rockstar-mäßig. Das fand ich etwas schade.

Griffin und Luca werden ein Paar. Wie es zu erwarten war, ist die Beziehung der beiden Figuren allerdings mit Problemen behaftet. Luca erlebt während einer Reise mit Griffin zwei für sie traumatische Situationen und erleidet dabei heftige Panikattacken. Wie sehr Luca diese Situationen mitnehmen, wird aus der Sicht von Griffin erzählt. Besser hätte ich es gefunden, wenn Luca ihre Gefühle aus ihrer eigenen Perspektive geschildert hätte. Dass die Erlebnisse schlimm für sie waren, kann man sich vorstellen. Dass Luca aufgrund dieser Panikattacken die Entscheidung trifft, sich von Griffin zu trennen, war für mich nicht so richtig nachvollziehbar.

Mehr Einblick bekommt man in das Gefühlsleben von Griffin, der unter der Trennung von Luca enorm leidet. Mit ihm konnte ich wirklich mitfühlen. Seine Verlustängste sind spürbar, Lucas Gefühle nicht so sehr. An dieser und auch an anderen Stellen zeigt sich, dass man aus der Geschichte noch mehr hätte machen können. Es gibt zwar einige schöne, emotionale Szenen im Buch, aber richtige Gänsehautmomente waren eher selten. Auch aus der Rockstar-Thematik hätte man mehr machen können. Man erlebt Griffin nicht wirklich als Musiker, der die Menschen verzaubert. Das hätte der Figur aber noch mehr Faszination verliehen. Ich hätte mir eine Szene gewünscht, bei der Luca Griffin live erleben kann.

Der Schluss im Epilog ist zwar etwas klischeehaft ausgefallen, aber dass ganz am Ende der Story der vor vielen Jahren geschriebene erste Brief der kleinen Luca an Griffin steht, war eine sehr schöne Idee.

Sowohl Luca als auch Griffin sind interessante, gut ausgearbeitete Figuren. Luca ist klug, witzig, in ihren Briefen selbstironisch und als Schriftstellerin erfolgreich, hat aber diese Angststörung, die sie in ihrem Leben enorm einschränkt. So lebt sie von anderen Menschen völlig abgeschieden alleine mit ihrem Hausschwein. Der einzige soziale Kontakt von Luca ist ihr Psychiater Dr. Maxwell. Der „Doc“ ist eine liebenswert schrullige, warmherzige Figur, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Griffin ist eine vielschichtige Persönlichkeit. In seinen Briefen zeigt er sich als ein tiefgründiger, verletzlicher Mensch mit einem schrägen Humor. Dass er dazu noch gefeierter Rock-Musiker ist, macht ihn zu einer besonderen Figur. Die Konstellation aus beiden Figuren bietet viele Möglichkeiten für eine emotionale, mitreißende Story.

Fazit: „The Story of a Love Song“ ist eine spannende, teilweise auch bewegende Geschichte mit einer tollen Grundidee. Die Figuren sind interessant angelegt und bieten viel Potenzial für eine besondere Story mit Tiefgang, das allerdings nicht voll ausgeschöpft wurde. Auch wenn „The Story of a Love Song“ etwas hinter meinen hohen Erwartungen zurückgeblieben ist, enthält sie viele schöne Ideen, nicht zuletzt den zum Teil sehr originellen Briefwechsel zwischen den Protagonisten.

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